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Romuald Schaber: Blutmilch – Wie die Bauern ums Überleben kämpfen

„Blutmilch“, der Titel des Buches, milchweiße Schrift auf blutrotem Einband, lässt vorschnell vermuten, dass es sich um einen Krimi handelt. Zwar handelt dieses Buch auch von Tätern und Opfern, von Macht und Habgier, von Gerechtigkeit und Verantwortung, der Autor ist jedoch Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board (EMB) und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM).

Eingebunden in Heimat und Herkunft schildert der Milchbauer aus dem Allgäu zwischen Biographie und Dokumentation seinen und den Kampf seiner Mitbauern um einen gerechten Milchpreis für Erzeuger. Dem Buch voran steht seine Erkenntnis: „Ihr werdet Eure Heimat nicht mehr wiedererkennen, wenn uns skrupellose Profiteure erst vernichtet haben.“ Weit entfernt von bäuerlicher Nostalgie, nicht zuletzt durch die Darstellungen der Anstrengungen der Bauern, mit ökonomischen Entwicklungen Schritt zu halten, führt der Autor den Leser in die Machtzentralen der Milchindustrie und beschreibt die Hilflosigkeit, oft genug auch Böswilligkeit der mit ihr kooperierenden staatlichen und berufsständischen Agrarpolitik.

Romuald Schaber setzt dagegen: „Niemand zwingt uns, mit der Lebensmittelproduktion Monopoly zu spielen.“ Der Autor und seine Mitstreiter im EMB und im BDM wollen sich  nicht gegen den Markt stellen. Im Gegenteil. Sie wollen sich dem Markt stellen durch den Zusammenschluss freier Bauern, um mit der nachgelagerten Verarbeitungsindustrie auf Augenhöhe zu verhandeln. Sie wollen nicht auf Subventionen angewiesen sein, die immer den Charakter von Almosen oder Beruhigungsmaßnahmen haben. Der Aufruf „Steh auf, wenn Du ein Bauer bist!“ mündet nicht nur in einen Aufstand gegen die Interessen der Milchindustrie und Sackgassen nationaler und europäischer Agrarpolitik, sondern es werden ausführlich die Initiativen und Ziele des BDM und des European Milk Board von einer notwendigen Mengenregulierung bis zur Einführung der „Fairen Milch“ dargestellt.

Dabei geht es nicht nur um die Durchsetzung bäuerlicher Interessen, sondern das Engagement führt in eine gesellschaftliche Mitte durch Widerstand gegen Gentechnik und Umweltzerstörung, gegen Import von Futtermitteln und Export von Überschüssen in Entwicklungsländer und gegen das damit verbundene unsolidarische Verhalten gegenüber den Bauern, die dort ums Überleben kämpfen. Der Kampf der Milchbauern gegen eine Liberalisierung ihres Marktes und gegen die damit verbundenen Industrieinteressen steht in einem gesellschaftlichen Diskurs über die Ausgestaltung einer sozialen Marktwirtschaft. Die in Politik und Wirtschaft weit verbreitete Annahme, dass das freie Spiel der Marktkräfte durch Eingriffe nicht gestört werden darf, gefährdet zunehmend den gesellschaftlichen Konsens. Damit trifft der BDM die Erkenntnis des Nationalökonomen Wilhelm Röpke: „Die marktwirtschaftliche Ordnung allein beruht auf Voraussetzungen, die sie nicht selbst erzeugen kann.“ So begegnet der Kampf der Milchbauern den Lehren, die sich aus der aktuellen Finanzkrise ergeben. Mit der Feststellung „wenn Liberalisierung zum Tod führt, sollte man es ja lieber anders versuchen“ wird Sieta van Keimpema aus Holland (EMB) zitiert. Das derzeitige ist „ein Wirtschaftssystem, das Überschüsse und Hunger gleichzeitig produziert und sich das auch noch vom Staat bezahlen lässt“, das ist eine der Kernthesen des Buches.

Es wird deutlich, dass der Weg in eine Neugestaltung der Milchmarktverhältnisse kein Spaziergang, sondern Kampf bedeutet. Ein Meilenstein auf diesem Weg ist die bedeutsamste Aussage der neuzeitlichen Agrargeschichte: „Ich lasse ab morgen meine Milch zuhause.“ Romuald Schaber sagte das auf einer großen Kundgebung. Die Bauern antworteten: „Jetzt geht’s los!“ und öffneten die Hähne ihrer Milchtanks.

Ein lesenswertes Buch für Milchbäuerinnen und -bauern, sowohl für die, die mitgekämpft haben, als auch für die, die aus verschiedenen Gründen noch abseits stehen, für Bauern mit anderen landwirtschaftlichen Betriebszweigen und ähnlichen Marktverhältnissen und für alle Interessierten, die den Kampf um einen gerechten Milchmarkt besser verstehen wollen.

Günther Völker

„Blutmilch“, Romuald Schaber, Pattloch Verlag, 280 Seiten, 18 Euro, ISBN: 978­3­629­02273­8.

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