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European Milk Board
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Tel: 0049/2381/4360495
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E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org
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Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
Am 13. September 2011 hat das France Milk Board (FMB) Agrarminister Bruno Le Maire einen Mustervertrag überreicht, der Grundlage für die Regelung der Beziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkerei sein kann. Es war höchste Zeit, dass die Erzeuger einen eigenen Vertragsentwurf herausbringen. Denn die Verträge, welche die Molkereien aufgrund des neuen französischen Gesetzes zur Modernisierung der Landwirtschaft vorgelegt haben, sind so inakzeptabel, dass sogar der Bauernverband sie zurückweist und bis zum heutigen Tag lediglich 5% der französischen Bauern unterschrieben haben.
Im Gegensatz zu den Molkerei-Verträgen dient der Mustervertrag des France Milk Board tatsächlich dazu, die Rechte der Milcherzeuger zu stärken. Die Erzeuger, die den Vertrag unterschreiben, übertragen dem FMB ihr Verhandlungsmandat gegenüber ihrer Molkerei. Der Vertrag würde für die Dauer von fünf Jahren geschlossen. Er definiert das Liefervolumen und setzt einen Milchpreis auf Basis der realen Produktionskosten fest, die jährlich von einer unabhängigen Kommission überprüft werden. Aktuell beträgt dieser Preis 41,2 Eurocent pro Liter Rohmilch.
Zusätzlich wird eine unabhängige Markt-Monitoringstelle auf europäischer Ebene benötigt, um den Milchmarkt sinnvoll steuern und zukünftige Krisen verhindern zu können. Hierfür werden wir uns als EMB-Vorstand bei Gesprächen und Aktivitäten in Brüssel und vor Ort in EMB-Mitgliedsländern in den kommenden Monaten weiter intensiv einsetzen.
Mit herzlichen Grüssen,
Anton Sidler, EMB Vorstandsmitglied aus Frankreich
Schweiz: Allgemeinverbindlichkeit für Teile der BOM-Beschlüsse erteilt
Der Schweizer Bundesrat (Regierung) hat am 31.8.2011 der linearen Abgabe von einem Rappen pro Kilo Milch zur Marktentlastung die Allgemeinverbindlichkeit erteilt. Damit kann theoretisch ein Teil der Beschlüsse der Branchenorganisation Milch (BOM) zum Abbau des Butterberges in der Schweiz umgesetzt werden. Alle Milcherzeuger sind nun mittels ihrer Lieferorganisationen verpflichtet, einen Rappen / Liter in einen Fonds zum verbilligten Export der Überschüsse zu zahlen.
Neues belgisches Mitglied bei EMB
Das Flemish Milk Board (FMB) ist seit Juli 2011 offiziell Mitglied beim European Milk Board (EMB) geworden. Der Verband hat seine Mitglieder vor allem in Flandern, dem nördlichen Teil Belgiens, in dem niederländisch gesprochen wird, doch auch einige Wallonen aus dem französisch sprachigen Süden des Landes sind mit dabei. Die Wurzeln des Verbandes liegen in einer Gruppe von Milcherzeugern, die sich nach der großen Demonstration des EMB in Brüssel am 5.10.2009 organisiert haben und dann im Frühling 2010 mit dem bäuerlichen Verband ABS gemeinsam das Flemish Dairy Board gegründet haben. Seitdem ist die Zahl der Mitglieder stetig gestiegen.
USA denken immer konkreter über Mengenregulierung nach
Trotz einer Milchpolitik, die bereits zahlreiche Instrumente vorsieht, bleiben die amerikanischen Milcherzeuger von den Folgen der starken Milchpreisschwankungen nicht verschont. Seit 2007 schlagen einige Produzentenverbände deshalb immer wieder die Schaffung eines Systems zur öffentlichen Mengensteuerung vor, um die Preise zu stabilisieren. Am 13. Juli 2011 hat nun der Demokrat Collin C. Peterson einen neuen Gesetzesentwurf in die Diskussion eingebracht, der sich zusammensetzt aus einem Margenschutzprogramm, einem Milch-Markt-Stabilisierungsprogramm und einer Anpassung der aktuell geltenden US-Milchpolitik. Finanzielle Anreize zur Senkung der Produktion, wenn die Nachfrage am Markt sinkt, sind wichtiger Bestandteil dieses Vorschlags.
Frankreich: Richtpreis von 35,6 Eurocents
Der Richtpreis für September beläuft sich nach Angaben von Cilouest (Branchenorganisation Milch für Westfrankreich) in der Bretagne und dem Pays de la Loire auf 356,20 Euros/1000 Liter. Dies ergibt sich aus den Indizes, die die CNIEL (nationale Branchenorganisation) veröffentlicht hat. In einem Erlass vom 28. Juli 2011 hat der französische Landwirtschaftsminister die vorläufige maximale Zuteilung von Extramengen, die die Industrie den sie beliefernden Erzeugern für das Milchjahr 2011-2012 gewähren kann, um zwei Punkte erhöht. Damit beträgt der Höchstsatz jetzt 7% anstatt der 5%.
Österreich: Die „A faire Milch“ vom neuen, alten Abfüller
Um die „A faire Milch“ gab es in Österreich in den letzten Monaten so einigen Wirbel. Jetzt ist alles wieder beim Alten, und sogar noch besser als vorher. Der neue Vertrag zwischen der IG-Milch und der Seifried-Molkerei hält fest, dass nur Milch von Produzenten abgefüllt werden darf, die an die „Freie Milch Austria“ liefern. Seifried war die einzige Molkerei, die diese Bedingung akzeptiert hat. Damit hat die „Freie Milch Austria“, und also eine Milchvermarktungsorganisation in Bauernhand, ihr eigenes Produkt im Kühlregal.
Deutschland: Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln unter Einstandspreis aufheben?!
Der deutsche Bundeswirtschaftsminister will das 2012 auslaufende Verbot für Verkäufe von Lebensmitteln unter Einstandspreis nicht verlängern. Das Verbot habe sich in der Praxis als „stumpfes Schwert“ erwiesen und die hohen Erwartungen der Politik enttäuscht. Statt das Verbot abzuschaffen müsse es auch auf die Stufe zwischen Erzeugern und Verarbeitung ausgeweitet werden, so der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM). „Ein Messer, das stumpf ist, wirft man nicht weg, sondern schleift es“, bringt es der Vorsitzende Schaber auf einen kurzen Nenner.
Bolivien erhöht Biersteuer, um Milchpreis zu subventionieren
Die bolivianische Regierung kündigte am 12.8.2011 an, dass sie die Steuern auf Bier und auf alkoholische Importgetränke anheben werde, um mit diesen Geldern den Milchpreis zu subventionieren. 1,4 Dollarcents pro Liter Bier und 5-15 Dollarcents pro Liter Importalkohol sollen zukünftig in einen Fonds „Pro Milch“ fließen. Ziel ist die Förderung des Milchkonsums und die Entwicklung der Milchindustrie, die heute nur 60% ihrer Kapazitäten auslastet.
Ernährungssouveränität, eine europäische Antwort auf die Krise!
Über 400 Delegierte aus 34 europäischen Ländern nahmen vom 16.-21. August 2011 am Nyeleni Europe 2011, dem Europäischen Forum für Ernährungssouveränität teil. In diesen Zeiten politischer Instabilität, sozialer und ökonomischer Krise, riefen die Delegierten dazu auf, das Recht aller Menschen wahrzunehmen, ihre eigenen Lebensmittel- und Agrarsysteme zu bestimmen, ohne die Rechte anderer Menschen einzuschränken oder kostbare natürliche Ressourcen zu schädigen.
Die Deklaration und viele lebendige Photos sind verfügbar unter: www.nyelenieurope.net
Frankreich: Jeunes Agriculteurs möchten eine europäische Branchenorganisation
Um den für 2015 geplanten Quotenausstieg zu organisieren, hat der Verband der französischen Junglandwirte (Jeunes Agriculteurs – CNJA) vorgeschlagen, dass sich der Sektor auf europäischer Ebene in einer großen Branchenorganisation zusammenschließt. Sie soll Erzeuger und Molkereien aus den 27 Mitgliedsstaaten umfassen. Aus Sicht des EMB, ist diese Forderung prinzipiell zu begrüßen, doch wäre der Einfluss einer Branchenorganisation in einer wie von den CNJA vorgeschlagenen Form zu schwach und die Exportausrichtung, die sich im Vorschlag des Interventionsfonds zeigt, nicht der richtige Weg.
Höhere Milchpreise in Italien
Ein großer Teil der Milcherzeugung (über 60%) findet in Norditalien statt, allein in der Region Lombardei werden 41,8% der italienischen Milch erzeugt. Dort bekommen die Bauern aktuell einen Milchpreis von 40,2 ct/kg (bei 3,7% Fett, 3,3% Eiweiß), ohne Mehrwertsteuer und Zuschläge, für Milch, die zu Frischeprodukten verarbeitet wird. Für Milch, die in die Produktion des Grana Padana geht, erhalten sie mindestens 42ct/kg und für Milch, die zu Parmesan verarbeitet wird, 65ct / kg, die jedoch erst nach Ablauf von 2 Jahren vollständig gezahlt werden.
Israel: Regierung liberalisiert nach Verbraucherprotesten den Milchmarkt
Die israelische Regierung hat Anfang August 2011 die Entscheidungen einer Kommission zur Überprüfung des Marktes für Milchprodukte umgesetzt. Über eine stärkere Öffnung des Marktes für Importe und eine Aufweichung des Quotensystems sollen ein stärkerer Wettbewerb entstehen und die Preise für Milchprodukte sinken. Für die Berechnung des Mindestmilchpreises pro Liter soll zukünftig der Erzeugerpreis des am kosteneffektivsten arbeitenden Produzenten herangezogen werden. Der israelische Bauernverband beschrieb die Maßnahmen als Gefahr für die israelische Milcherzeugung und stellte außerdem ihre Effizienz in Bezug auf die Verbraucherpreise in Frage. Die Konzentration der Molkereiwirtschaft und der großen Supermarktketten sei das Hauptproblem.
LANGTEXTE
Schweiz: Allgemeinverbindlichkeit für Teile der BOM-Beschlüsse erteilt
Der Schweizer Bundesrat (Regierung) hat am 31.8.2011 der linearen Abgabe von einem Rappen pro Kilo Milch zur Marktentlastung die Allgemeinverbindlichkeit erteilt. Damit kann ein Teil der Beschlüsse der Branchenorganisation Milch (BOM) zum Abbau des Butterberges in der Schweiz umgesetzt werden. Alle Milcherzeuger sind nun mittels ihrer Lieferorganisationen verpflichtet, einen Rappen / Liter in einen Fonds zum verbilligten Export der Überschüsse zu zahlen.
Die Delegiertenversammlung der BOM hatte im März jedoch beschlossen, dass neben dem einen Rappen / Liter auch eine Zusatzabgabe von vier Rappen pro Kilo Milch auf Mehrmengen eingerichtet werden müsse. Diese ist in den letzten Monaten von einigen Produzenten angefochten worden. Der Bundesrat vertagte deshalb die Entscheidung über eine Allgemeinverbindlichkeit für die vier Rappen, da diese aktuell nicht auf rechtlich sicheren Beinen stehe.
Die EMB-Mitglieder BIG-M und Uniterre hatten vom Bundesrat verlangt, dass das gesamte Massnahmenpaket der BOM umgesetzt wird. Ein Aufschnüren gefährde die Massnahmen zur Marktstabilisierung. Ohnehin beinhalte das aktuelle Paket noch keinen Ansatz zur effektiven und nachhaltigen Mengenregulierung. Die Wirtschaftskommission des Ständerates hat bereits angekündigt, dass sie eine Kommissionsmotion vorlegen werde, wenn der Bundesrat nur einem Teil der Marktentlastungsmassnahmen die Allgemeinverbindlichkeit erteilen werde.
Werner Locher, Big-M: „Der Entscheid des Bundesrates kommt auch bei einzelnen Milchverkaufsorganisationen schlecht an. Die nächste Zukunft wird zeigen, ob die Produzentenorganisationen gewillt sind, das Spiel so mitzumachen. Seit drei Monaten wird der eine Rappen ja bereits vom Milchgeld zurückbehalten. Da die Abgabe von 4 Rappen auf die Mehrmengen aber boykottiert wird, haben mindestens zwei grosse Organisationen (Nordostmilch und PO ZMP, zusammen 25% aller Produzenten) beschlossen, den Betrag nicht an die BOM zu überweisen, sondern so lange auf ein Sperrkonto einzuzahlen, bis die 4 Rappen auch einbezahlt worden sind.“
Sonja Korspeter, EMB