MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

die soziale und politische Wirklichkeit der Milchproduktion in Europa bestätigt jeden Tag, dass die Gründung des European Milk Board (EMB) als Organisation für Milcherzeuger und ihre Interessen der einzig richtige Weg gewesen ist. In einem extrem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, in dem 25% der europäischen Milcherzeuger am Rande der Insolvenz stehen, die Produktionskosten der Milch nicht mehr tragbar sind, und der Milchpreis niedriger ist als 1980 – wie würde es den Milcherzeugern ohne das EMB ergehen?

Was das EMB erreichen kann, wurde letzten November in Brüssel bei einer der eindrucksvollsten Demonstrationen deutlich, die die Hauptstadt des politischen Europas jemals erlebt hat. Zwei Tage lang demonstrierten die Milcherzeuger mit Unterstützung von mehr als tausend Schleppern vor dem Europäischen Parlament und sprühten mehrere Tankwagenladungen Milch auf die Fassade des Parlamentsgebäudes. Dank dieses historischen Ereignisses sowie des Milchstreiks 2008 finden die Forderungen des EMB jetzt in Brüssel Gehör.

Eine Kulturrevolution in der Milcherzeugung, die ein völliges Umdenken bei den Milcherzeugern in Europa zur Folge hat - das ist es, was das EMB bewirken möchte. In den letzten 50 Jahren haben wir uns viel zu häufig mit der Ausweitung der Produktion beschäftigt und dabei übersehen, wie wichtig der Milchpreis und das Einkommen sind. Die große Herausforderung, vor der wir nun stehen, liegt darin, das Bewusstsein der Erzeuger dafür zu schärfen, dass Produktion allein die Entwicklung der Höfe nicht sicherstellt. Nur mit einem angemessenen Preis ist auch ein würdevolles Leben möglich. Für die Zukunft haben wir uns deshalb vorgenommen, einen neuen Denkansatz zu prägen: „Erst der Preis, dann die Produktion.“

Dieses Umdenken hat bereits eingesetzt, wie das Projekt „Die Faire Milch“ bezeugt. Damit fördert das EMB die Idee einer fairen Handelsbeziehung zwischen Erzeugern und Verbrauchern in der Nahrungsmittelkette. Ziel des Projekts ist es, einen fairen Milchpreis gleichsam für Erzeuger und Verbraucher zu erzielen, wobei letztere durch den Kauf von „Faire Milch“- Produkten natürlich auch zuallererst die Wirtschaft vor Ort unterstützen, anstatt multinationale Konzerne.

Wir alle sind aufgerufen, das EMB nachhaltig zu fördern und zu entwickeln - dafür brauchen wir die Unterstützung jedes Einzelnen. Nur zusammen können wir unsere Zukunft verändern und zum Besseren wenden. Das EMB stellt für uns eine Gewissheit dar, eine echte Chance, einen Traum zu verwirklichen. Der Traum ist, eine bessere Welt für Milcherzeuger und Landwirte zu schaffen, in der die Sorge um das tägliche Überleben am wirtschaftlichen Abgrund keine Rolle mehr spielt.

Roberto Cavaliere (Mitglied im EMB-Vorstand)

Was planen die Molkereien nach 2015?

Die Abschaffung der Quotenregelung ist in mehrerlei Hinsicht ein einschneidendes Ereignis. Einerseits verlieren die Milcherzeuger ihren durch die „Garantiemengenregelung“ gesicherten Marktzugang. Andererseits besteht die Gefahr einer immer wiederkehrenden Überproduktion. Die Abschaffung der Mengenbegrenzung muss aber auch im Kontext der weltweiten Marktliberalisierung gesehen werden.

Interessant sind die Aussagen der Molkereien zu der Frage, wie sie als Verarbeiter auf die veränderte Situation reagieren wollen. Zumal die Molkereien in Zukunft für die Milcherzeuger de facto den einzigen Marktzugang darstellen.

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Mitgliederversammlung: Das EMB gründet sich neu und beschließt Demonstrationen in Deutschland

Am 25. und 26. März hat in Brüssel die halbjährliche Mitgliederversammlung des EMB stattgefunden. Dabei wurde der Schwerpunkt der politischen Arbeit für die nächste Zeit auf Aktionen in den Mitgliedstaaten gelegt. Darüber hinaus ist die Sitzverlegung des EMB von Deutschland nach Belgien abgeschlossen worden.

Auch fast ein halbes Jahr später denken die Mitglieder des EMB noch mit großen Emotionen an die Milchbauerndemonstration Ende November in Brüssel zurück. Die Reaktionen zu einem kurzen Film über die Kundgebung und den Ereignissen drumherum, der auf der Mitgliederversammlung gezeigt wurde, haben dies noch einmal deutlich gemacht. Die entscheidende Frage, die im Anschluss von den Teilnehmern gestellt wurde, ging dann auch dahin, wie diese Energie und die mediale Aufmerksamkeit für die politische Arbeit des EMB genutzt werden können.

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Die Lage der Milcherzeugung in Norwegen

Im folgenden Interview gibt Nils Melbøe, Milcherzeuger und Vorsitzender des norwegischen Bauern- und Kleinbauernverbands im Bezirk Rogaland (Rogaland Bonde-og Småbrukarlag), einen Einblick in die norwegischen Milchmärkte und ihre gesetzliche Regulierung.

Wie ist die Lage der Milcherzeugung in Norwegen?

Derzeit gibt es etwa 10.000 Milcherzeuger in Norwegen. Allgemein ist ein starker und dauerhafter Strukturwandel hin zu weniger und größeren Höfen zu beobachten. Diejenigen, die in der Milcherzeugung bleiben, investieren zunehmend in Maschinen und landwirtschaftliche Anlagen. Gleichzeitig erzielt jedoch niemand Nettoeinnahmen. Die Schuldenquote ist explodiert und die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft wird nach und nach durch kleine Gruppen von Landwirten ersetzt, die sich zusammentun und große, gemeinschaftlich betriebene Höfe aufbauen.

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Niederländische Bauernverbände fordern Änderungen beim EU-Wettbewerbsrecht

Am 18. März hat im niederländischen Nijkerk ein Symposium zum Thema Wettbewerbsrecht in der EU stattgefunden. Rund 200 Teilnehmer waren gekommen, um sich mit fachkundigen Referenten darüber auszutauschen, welche Rolle das EU-Wettbewerbsrecht bei der Verbesserung der Stellung der Produzenten in der Lebensmittelkette spielen könnte. Ausgerichtet wurde die Tagung von Verbänden niederländischer Schweinemäster, Geflügelzüchter, Milchviehhalter und Ackerbauern. Der NMV, einer der beiden Mitgliedsverbände des EMB in den Niederlanden, ist auch darunter gewesen.

Anna Gerbrandy, Dozentin für internationales und europäisches Recht an der Universität Utrecht, vertrat die Auffassung, dass die Wettbewerbsbehörden in den Niederlanden und der EU aufhören müssten, einen einseitigen Fokus auf die Interessen der Verbraucher zu legen.

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Internetumfrage: Freiwilliger Lieferverzicht ist das am schnellsten wirksame Kriseninstrument

Die deutsche Landwirtschaftszeitung dlz agrarmagazin hat in ihrem Internetauftritt eine Umfrage zu der Frage durchgeführt, welche Maßnahmen in Krisensituationen am Milchmarkt am schnellsten wirken. Mit 48,1 Prozent hat sich dabei fast die Hälfte der Teilnehmer für den freiwilligen Lieferverzicht ausgesprochen.

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im April 2013:

  • 04.04.: Treffen mit dem Agrarreferenten der tschechischen Ständigen Vertretung in Brüssel

  • 04.04.: Treffen mit der Europäischen Kommission zu Milch-produktionskosten

  • 09.04.: Milchbündelungstreffen in Brüssel

  • 10.-12.04.: Milchbauerndemonstration zur Agrarministerkonferenz in Berchtesgaden

  • 15.04.: Milchbauerntag in Karow

  • 18.04.: Konferenz zum EU-Wettbewerbsrecht in Brüssel

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Volltexte

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Was planen die Molkereien nach 2015?

Die Abschaffung der Quotenregelung ist in mehrerlei Hinsicht ein einschneidendes Ereignis. Einerseits verlieren die Milcherzeuger ihren durch die „Garantiemengenregelung“ gesicherten Marktzugang. Andererseits besteht die Gefahr einer immer wiederkehrenden Überproduktion. Die Abschaffung der Mengenbegrenzung muss aber auch im Kontext der weltweiten Marktliberalisierung gesehen werden.

Interessant sind die Aussagen der Molkereien zu der Frage, wie sie als Verarbeiter auf die veränderte Situation reagieren wollen. Zumal die Molkereien in Zukunft für die Milcherzeuger de facto den einzigen Marktzugang darstellen. Die Aussagen reichen von:

  • Wir nehmen alle Milch ab

  • Wir führen keine neuen Modelle ein

  • Wir möchten ein „Closed Shop“ Modell, nach dem keine weiteren Mitglieder aufgenommen und darüber hinaus benötigte Milch zugekauft wird

  • Wir müssen bzw. wollen den Weltmarkt bedienen

Was aber genau gedacht oder gar geplant wird, war bis vor kurzem noch völlig im Dunkeln. Allmählich lichtet sich der Schleier. Was ist nun zu erkennen? In welche Richtung gehen die Gedanken?

Lediglich drei Molkereien in Europa haben sich bisher eindeutig positioniert.

  • Sodiaal, die größte Genossenschaft in Frankreich, hat vor rund einem Jahr beschlossen, zukünftig ein A/B - Preismodell anzuwenden. Für 85% der Produktion sollen die Milcherzeuger einen höheren Preis bekommen. Die restlichen 15% der Anlieferung will die Molkerei je nach Marktlage bezahlen.

  • Die Berglandmilch, größte Genossenschaft in Österreich, hat ihren Mitgliedern vor wenigen Wochen ein bereits beschlossenes Konzept vorgestellt. Das Konzept sieht eine nicht handelbare Molkereiquote vor. Die Basismenge kann nur durch Überlieferung aufgestockt werden. Jedoch werden diese Produktionssteigerungen mit einer sogenannten Vermarktungsabgabe belegt. Unter dem Strich also auch ein A/B-System. 

  • Emmi in der Schweiz wendet bereits seit Auslaufen der Kontingentierung eine Segmentierung an. Dies bedeutet nichts anderes, als die Aufteilung der Erzeugermilch in bessere und schlechtere Bezahlung.   

Alle anderen Verarbeiter halten sich nach wie vor bedeckt, wenn es um die Milchmengen in der Zukunft geht:

  • FrieslandCampina in den Niederlanden hat lediglich pauschal angekündigt, die Anlieferungsmenge steuern zu wollen.

  • DMK, größter deutscher Genossenschaftskonzern, testet derzeit ein System von Vorabmeldungen der geplanten Produktion ihrer Milcherzeuger. Vor einigen Jahren wurde den Mitgliedern ein Closed-Shop Modell in Aussicht gestellt. Dies würde bedeuten, dass die eigenen Mitglieder unbegrenzt liefern könnten. Die Begrenzung würde die Molkerei über den Milchzukauf regeln.

  • Arla Foods in Dänemark äußerte sich ebenfalls unverbindlich. Es sei nicht geplant die Anlieferung einzuschränken.

Allerdings sind die Aussagen dieser Molkereigiganten im Grunde nichtssagend. Quasi über Nacht können auch von ihnen A/B-Modelle eingeführt und als Steuerungsinstrumente deklariert werden. Auffällig ist, dass es sich bei all den Unternehmen um Genossenschaften handelt. Die private Milchwirtschaft hält sich bisher noch mehr bedeckt.

Zwei-Preissysteme als Gefahr für Milchpreise und Erzeuger!

Wohin geht die Reise tatsächlich? Noch ist nicht abschließend zu beurteilen, welche Systeme von den Molkereien tatsächlich nach 2015 angewendet werden. Dennoch zeigt die bisherige Entwicklung eindeutig in Richtung Aufsplittung des Preises, ohne die Mengen tatsächlich zu begrenzen.

Dieser Ansatz bietet den Verarbeitern größtmögliche Flexibilität. Das Ergebnis ist eine möglichst große Milchmenge. So werden einerseits die Kapazitäten der Verarbeiter bestmöglich ausgelastet. Andererseits können über den niedrigeren B-Preis mit den produzierten Übermengen jederzeit auf Kosten der Erzeuger Märkte erobert werden.

Fatal ist diese Herangehensweise allerdings für die Milchviehhalter. Marktchaos und Preisverfall sind vorgezeichnet. Der einzelne Erzeuger ist überhaupt nicht mehr in der Lage, auf Marktsignale zu reagieren. So besteht in Wahrheit eine Kollektivhaftung aller Milcherzeuger. Eine eventuelle Produktionseinschränkung einiger weniger verpufft im Markt. Die Belastung durch niedrige Milchpreise tragen alle, unabhängig ob sie sich marktkonform verhalten oder nicht.

Im Gegensatz dazu kann bei einer einzelbetrieblichen Mengensteuerung jeder Produzent für sich entscheiden, ob er sich an seine Quote hält oder nicht. Er trägt direkt die Konsequenzen seines Handelns. Dieser Ansatz hat somit wesentlich mehr mit der viel gepriesenen Marktwirtschaft zu tun, als der sogenannte freie Markt.   

Romuald Schaber (Präsident des EMB)

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Mitgliederversammlung: Das EMB gründet sich neu und beschließt Demonstrationen in Deutschland

Am 25. und 26. März hat in Brüssel die halbjährliche Mitgliederversammlung des EMB stattgefunden. Dabei wurde der Schwerpunkt der politischen Arbeit für die nächste Zeit auf Aktionen in den Mitgliedstaaten gelegt. Darüber hinaus ist die Sitzverlegung des EMB von Deutschland nach Belgien abgeschlossen worden.

Auch fast ein halbes Jahr später denken die Mitglieder des EMB noch mit großen Emotionen an die Milchbauerndemonstration Ende November in Brüssel zurück. Die Reaktionen zu einem kurzen Film über die Kundgebung und den Ereignissen drumherum, der auf der Mitgliederversammlung gezeigt wurde, haben dies noch einmal deutlich gemacht. Die entscheidende Frage, die im Anschluss von den Teilnehmern gestellt wurde, ging dann auch dahin, wie diese Energie und die mediale Aufmerksamkeit für die politische Arbeit des EMB genutzt werden können.

Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Brüssel mit dem Abschluss der Reform der EU-Agrarmarktordung bis Mitte des Jahres, schlug der Vorstand des EMB vor, den Schwerpunkt der politischen Arbeit in der nächsten Zeit auf Aktionen und Gespräche in den Mitgliedstaaten zu legen. Damit solle vor allem auf nationaler Ebene Druck gemacht und dafür gesorgt werden, dass die Einführung des freiwilligen Lieferverzichts als wichtiges Kriseninstrument für den Milchmarkt nicht noch auf der Strecke bleibt. Deutschland spiele dabei wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber jeglicher Regulierung im Milchmarkt eine besonders wichtige Rolle. Die EMB-Mitglieder stimmten mit dieser Analyse vollkommen überein und haben sich deshalb mit großer Mehrheit dafür entschieden, vom 10. bis 12. April im süddeutschen Berchtesgaden sowie am 3./4. Juni in der deutschen Hauptstadt Berlin zu demonstrieren.

Wie schon bei früheren Mitgliederversammlungen konnten dieses Mal wieder Vertreter von befreundeten Milcherzeugerverbänden aus Europa, die nicht Mitglied im EMB sind, als Gäste begrüßt werden. Die baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland waren mit jeweils einer Delegation vertreten und auch der polnische Milchbauernverband, dessen Mitglieder das EMB so eindrucksvoll und in großer Zahl bei der Milchbauerndemonstration im November unterstützt haben, hatte eine Vertreterin geschickt. Die EMB-Mitglieder haben deshalb ausgiebig die Chance genutzt und sich mit diesen Kollegen und Kolleginnen über Kooperationsmöglichkeiten zwischen deren Verbänden und dem EMB ausgetauscht.

Es gibt allerdings einen ganz anderen Grund, aus dem diese Mitgliederversammlung in die Geschichte des EMB eingehen wird. Bereits bei einem ersten Blick auf die Tagesordnung war vielen Mitgliedern die Besonderheit aufgefallen, dass die erste Hälfte der Tagung nach deutschem Recht und die zweite Hälfte nach belgischem Recht stattfinden sollte. Dies war der eindeutige Hinweis darauf, dass nach viel Arbeit sowie kleinen und größeren bürokratischen Hürden die offizielle Sitzverlegung des EMB von Deutschland nach Belgien nun abgeschlossen ist. Diesen Grund zum Feiern ließen sich die EMB-Mitglieder dann auch nicht nehmen und haben auf die offizielle Gründung des EMB in Belgien am Ende der Mitgliederversammlung angestoßen.

Christian Schnier (EMB)

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Die Lage der Milcherzeugung in Norwegen

Im folgenden Interview gibt Nils Melbøe, Milcherzeuger und Vorsitzender des norwegischen Bauern- und Kleinbauernverbands im Bezirk Rogaland (Rogaland Bonde-og Småbrukarlag), einen Einblick in die norwegischen Milchmärkte und ihre gesetzliche Regulierung.

Wie ist die Lage der Milcherzeugung in Norwegen?

Derzeit gibt es etwa 10.000 Milcherzeuger in Norwegen. Allgemein ist ein starker und dauerhafter Strukturwandel hin zu weniger und größeren Höfen zu beobachten. Diejenigen, die in der Milcherzeugung bleiben, investieren zunehmend in Maschinen und landwirtschaftliche Anlagen. Gleichzeitig erzielt jedoch niemand Nettoeinnahmen. Die Schuldenquote ist explodiert und die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft wird nach und nach durch kleine Gruppen von Landwirten ersetzt, die sich zusammentun und große, gemeinschaftlich betriebene Höfe aufbauen.

Die Ölindustrie hat in Norwegen enormen Einfluss auf die Volkswirtschaft, was dazu führt, dass auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft Arbeitskräftemangel herrscht. Dies hat wiederum zu einem Anstieg der Löhne und Gehälter geführt: Die Kaufkraft ist im letzten Jahrzehnt jährlich um 4 – 6 % gestiegen. Dies wirkt sich auch auf die Landwirtschaft aus, denn die Preise für Güter und Dienstleistungen sind entsprechend angestiegen. Der durchschnittliche Milchpreis lag 2012 bei 63,8 Cent/Liter. Dieser Preis deckt allerdings die Produktionskosten nicht und die Erzeuger erreichen nur durch die Beihilfen ein Nettoeinkommen. Der durchschnittliche Stundensatz in der norwegischen Landwirtschaft liegt bei 13 Euro, was nur 40% des durchschnittlichen Stundenlohns in der Industrie entspricht (34 Euro).

Wie wird der Milchmarkt reguliert?

In Norwegen haben wir historische Quoten, die handelbar sind und auch verpachtet werden können. Die norwegische Regierung entscheidet letztendlich über die Quoten, die im Verhältnis zur Marktnachfrage erhöht oder gekürzt werden. Die norwegische Milcherzeugung deckt in der Regel nicht die Inlandsnachfrage, sodass Norwegen jedes Jahr etwa 10.000 Tonnen Käse aus der EU einführt. Die meisten Milcherzeuger liefern an Tine –  eine Genossenschaft, bei der die gesamte Verarbeitungskette einschließlich der Auslieferung an den Einzelhandel in bäuerlicher Hand liegt. Die größte Herausforderung für die Genossenschaft ist, dass es für sie praktisch nur vier Abnehmer gibt, da vier große Lebensmitteleinzelhändler die norwegische Nahrungsmittelkette dominieren. Es gibt in Norwegen keine Preisgarantie für die Milch, aber die beiden größten Bauernverbände (einer davon ist der norwegische Bauern- und Kleinbauernverband) verhandeln jedes Jahr mit der Regierung über einen Zielpreis als Richtwert.

Wie sehen Sie die Zukunft der Milcherzeugung in Norwegen?

Norwegen steht bei der Nahrungsmittelerzeugung vor topografischen und klimatischen Herausforderungen. In meinem Dorf ist das größte Feld drei Hektar groß, während die durchschnittliche Größe bei einem Hektar liegt. Daher ist die Futtermittelproduktion kostspielig und zeitaufwändig. Die weltweite Situation wirkt sich auch auf Norwegen aus und es ist wichtig, einen gewissen Außenschutz für die Inlandsproduktion aufrechtzuerhalten, damit sie auch künftig überleben kann. Außerdem hängt die Landwirtschaft als Sektor in hohem Maße von der Politik ab, weshalb es erforderlich ist, dass die Politiker/innen das Ausmaß und die Komplexität der Nahrungsmittelproduktion verstehen.

Elin Bergerud (EMB)

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Niederländische Bauernverbände fordern Änderungen beim EU-Wettbewerbsrecht

Am 18. März hat im niederländischen Nijkerk ein Symposium zum Thema Wettbewerbsrecht in der EU stattgefunden. Rund 200 Teilnehmer waren gekommen, um sich mit fachkundigen Referenten darüber auszutauschen, welche Rolle das EU-Wettbewerbsrecht bei der Verbesserung der Stellung der Produzenten in der Lebensmittelkette spielen könnte. Ausgerichtet wurde die Tagung von Verbänden niederländischer Schweinemäster, Geflügelzüchter, Milchviehhalter und Ackerbauern. Der NMV, einer der beiden Mitgliedsverbände des EMB in den Niederlanden, ist auch darunter gewesen.

Anna Gerbrandy, Dozentin für internationales und europäisches Recht an der Universität Utrecht, vertrat die Auffassung, dass die Wettbewerbsbehörden in den Niederlanden und der EU aufhören müssten, einen einseitigen Fokus auf die Interessen der Verbraucher zu legen. Sie sollten stattdessen auf ehrliche Geschäftspraktiken in der gesamten Lebensmittelkette achten. Bei der gemeinsamen EU-Agrarmarktordnung müsse Klarheit über die Kompetenzen von Produzentenorganisationen, die Grenzen des Wettbewerbsrechts sowie die Möglichkeiten der Produktionsregulierung geschaffen werden. Wie auch vom niederländischen EMB-Mitgliedsverband NMV gefordert, werde im Europäischen Parlament derzeit diskutiert, eine Ausnahme vom Wettbewerbsrecht für Produzenten einzuführen.  

Der Vorsitzende des Ackerbauverbandes NAV Teun de Jong unterstützte diese Position und forderte, dass es für Bauern möglich sein solle, Verabredungen zu treffen, um eine gleichwertige Stellung in der Lebensmittelkette zu erreichen.

Kees Schillemans, Anwalt in der Kanzlei Allen&Overy und Vorstandsmitglied des niederländischen Vereins für Wettbewerbsrecht, erläuterte in diesem Zusammenhang die Position der niederländischen Wettbewerbsbehörde NMa zur Konzentration von Einzelhandelskonzernen und deren Einkaufsmacht. Demnach sei der einzige Tatbestand, der ein Eingreifen der NMa rechtfertige, der Missbrauch der Stellung im Markt. Allerdings sei es schwierig, einen solchen Missbrauch überhaupt festzustellen, so Kees Schillemans. Solange es starke Abnehmer mit genügend Konkurrenten gebe, seien niedrige Einkaufspreise aus Sicht der NMa nur vorteilhaft für den Verbraucher und damit vollkommen in Ordnung. Ein Missbrauch von Einkaufmacht sei wahrscheinlich nur denkbar, wenn Marktteilnehmer einen Anteil von mehr als 40 Prozent innehaben und somit neuen Teilnehmern den Markteintritt verwehren können. 

Anne Gerbrandy fügte hinzu, dass die Perspektiven für die Ausnahme von Produzentenvereinigungen vom Wettbewerbsrecht derzeit günstig seien. Das Europäische Parlament hätte zurzeit Ausnahmen im Milchsektor im Auge. Wenn diese Gesetzesregelungen einmal geschaffen seien, dann würden auch die nationalen Wettbewerbsbehörden wie die niederländische NMa folgen. Und selbst wenn die Regelungen auf EU-Ebene nicht ausreichend sein sollten, dann müsse halt der bestehende Freiraum unter nationaler Gesetzgebung für Initiativen genutzt werden, die nicht unter EU-Wettbewerbsrecht fallen. 

Ria Besseling (NMV)

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Internetumfrage: Freiwilliger Lieferverzicht ist das am schnellsten wirksame Kriseninstrument

Die deutsche Landwirtschaftszeitung dlz agrarmagazin hat in ihrem Internetauftritt eine Umfrage zu der Frage durchgeführt, welche Maßnahmen in Krisensituationen am Milchmarkt am schnellsten wirken. Mit 48,1 Prozent hat sich dabei fast die Hälfte der Teilnehmer für den freiwilligen Lieferverzicht ausgesprochen.

18,5 Prozent hielten die Exporterstattung, 7,4 Prozent die staatliche Intervention und 3,7 Prozent die private Lagerhaltung für die am schnellsten wirksame Maßnahme im Falle einer Krise am Milchmarkt. 22,2 Prozent der Teilnehmer konnte sich für keine der vorgeschlagenen Maßnahmen entscheiden.

Christian Schnier (EMB)

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im April 2013:

  • 04.04.: Treffen mit dem Agrarreferenten der tschechischen Ständigen Vertretung in Brüssel

  • 04.04.: Treffen mit der Europäischen Kommission zu Milch-produktionskosten

  • 09.04.: Milchbündelungstreffen in Brüssel

  • 10.-12.04.: Milchbauerndemonstration zur Agrarministerkonferenz in Berchtesgaden

  • 15.04.: Milchbauerntag in Karow

  • 18.04.: Konferenz zum EU-Wettbewerbsrecht in Brüssel

Impressum

European Milk Board asbl
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B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
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E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org