MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

an dieser Stelle möchte ich einmal den Blick über den Tellerrand der europäischen Milchpolitik hinaus werfen und das politische Engagement des EMB in einen größeren Zusammenhang stellen. Ende letzten Jahres habe ich auf Einladung von NGOs an einer Reise ins westafrikanische Burkina Faso teilgenommen und dabei die Möglichkeit gehabt, mich über die Lebensumstände der Milcherzeuger in diesem faszinierenden, aber leider sehr armen Land zu informieren. Ich bin dabei zu der Überzeugung gekommen, dass trotz des unterschiedlichen Lebensniveaus in Westafrika und in Europa, die Probleme der Milchbauern ganz ähnliche sind: In beiden Erdteilen erhalten die Produzenten keinen gerechten Lohn für ihre Arbeit.

Korotoumou Gariko, eine äußerst intelligente und politisch engagierte Milchbäuerin, hat diese schlimme Situation anschaulich beschrieben. Ich habe Korotoumou zum ersten Mal in Burkina Faso getroffen und durfte sie jetzt im vergangenen Monat zu einem Gegenbesuch auf meinem Hof in Belgien begrüßen. Ihrer Meinung nach sind vor allem Billigimporte von Milchpulver aus westlichen Industriestaaten daran Schuld, dass in ihrer Heimat kleine landwirtschaftliche Betriebe wie ihr eigener mit fünfundfünfzig Tieren in Bedrängnis geraten und dörfliche Strukturen vor Ort zerstört werden. Das zeigt eindeutig, dass die Wachstumsideologie der europäischen Milchindustrie nicht nur die Bedürfnisse der bäuerlichen Betriebe in Europa missachtet, sondern darüber hinaus schwerwiegende Auswirkungen auf anderen Kontinenten hat. Dies ist die Kehrseite des weltweit liberalisierten Handels mit Milchprodukten, der uns von unseren eigenen Politikern und Vertretern der Molkereiwirtschaft ja immer als Rettung und Konzept für die Zukunft verkauft wird.

Ich habe Korotoumou auch gefragt, was Sie vor dem Hintergrund des Hungers in Afrika darüber denkt, dass wir in Europa beim großen Milchlieferstreik im Jahr 2009 die Milch auf den Feldern ausgekippt haben. Sie hat da nur geantwortet, dass sie stets genauso handelt, wenn sie ihre Milch wegen zu niedriger Preise nicht verkaufen kann. Da kann man sich natürlich nur an den Kopf fassen und fragen, was das für ein Wahnsinn sein muss, wenn sogar Bauern in Afrika, wo die Milch aufgrund viel geringerer Milchleistung noch viel kostbarer ist als in Europa, zu solch verzweifelten Mitteln greifen. Und wenn dann auch noch Landwirte und Menschen mit dermaßen unterschiedlichem kulturellen Hintergrund wie in Afrika und Europa zur gleichen Schlussfolgerung kommen, dass es nämlich so nicht weitergehen kann, dann muss doch einfach etwas grundsätzlich schief laufen.

Für die politische Arbeit im EMB sollte uns daher diese Einsicht, dass wir mit unseren Forderungen in Europa nicht alleine stehen und uns auch stellvertretend für Milcherzeuger auf anderen Kontinenten wehren, umso mehr motivieren. Aktuell unterstützt darüber hinaus ein im März veröffentlichter Bericht des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, unsere Forderungen. Der Bericht betont, dass es in Zukunft darauf ankommt, dass reiche Länder von einer exportorientierten Agrarpolitik Abstand nehmen und damit Raum für eine lokale und bäuerliche Landwirtschaft in Entwicklungsländern schaffen. Ein Artikel in dieser Ausgabe des EMB-Newsletters fasst die wichtigsten Punkte des Berichts zusammen.

Erwin Schöpges (Vorstandsmitglied des EMB)

Reisebericht: Europa muss gelebt werden! Deutsche Milchviehhalter besuchen Kollegen in Italien und der Schweiz.

Die Freude von Stefan Lehmann, Vorstandsmitglied des deutschen EMB-Mitgliedsverbands BDM, war groß, als feststand, dass sich insgesamt 102 Milchbauern und -bäuerinnen für die BDM-Mitgliederfahrt nach Oberitalien angemeldet hatten. Kurzfristig - aber sehr gerne -  musste Lehmann noch einen zweiten Bus und ein zweites Hotel organisieren. Am Freitag, 7. März, nachts um 1.30 Uhr starteten die Teilnehmer dann vom süddeutschen Zell am Harmersbach in Richtung Schweiz.

Nach dem Gotthardtunnel dämmerte schon der Tag herauf und die Sonne beleuchtete schon kräftig die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Bereits gegen 10 Uhr erreichte die Reisegesellschaft schließlich ihr erstes Ziel: den Hof der Familie Costa in Offlaga, einer Gemeinde in der Provinz Brescia in der Lombardei, etwa 40 km südlich vom Gardasee.

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Bericht der Vereinten Nationen: Die Nahrungssysteme der Welt müssen radikal und demokratisch umgestaltet werden

Die folgende Pressemitteilung erschien am 10. März 2014 anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung Olivier De Schutter.

GENF – Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung Olivier De Schutter rief heute zu einer radikalen und demokratischen Umgestaltung der Nahrungssysteme der Welt auf, um das Menschenrecht auf angemessene Ernährung und Freiheit von Hunger zu gewährleisten. „Es ist ein realisierbares Ziel, Hunger und Unterernährung auszumerzen. Dazu reicht es jedoch nicht, die Logik unserer Nahrungssysteme feinabzustimmen, sondern es geht darum, sie umzukehren“, betonte De Schutter am Ende seiner sechsjährigen Amtszeit als Sonderberichterstatter bei der Vorstellung seines Abschlussberichts im UN-Menschenrechtsrat.

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Aktuelle Lage des Milchmarkts in Irland

Der Milchpreis und die Milchquote sind in diesem Frühjahr die vorherrschenden Themen für die irischen Milchbauern. Derzeit zahlen die Molkereien den Erzeugern zwischen 38 und 39 Cents. Seine Milchquote hat Irland für den Zeitraum bis Ende Februar 2014 auf Basis von Schätzungen der Milchliefermenge durch die Milchabnehmer und unter Berücksichtigung des Butterfettgehalts um 1,26 Prozent überliefert.

Die Kalbung läuft bereits, da die meisten Herden in Irland auf Frühjahrskalbung eingestellt sind.

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Aktuelle Studie zeigt Kostenunterdeckung in der Milchproduktion

Die folgende Pressemitteilung ist vom EMB am 3. März 2014 anlässlich der letzten vierteljährlichen Aktualisierung der Studie über die Milchproduktionskosten in Deutschland veröffentlicht worden:

Wie die aktuelle Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) für Deutschland zeigt, lag der durchschnittliche Preis für die Milcherzeuger im Oktober 2013 mit 41,92 Cent/ Kg Milch mehr als 2 Cent unter den Produktionskosten. Diese hatten im gleichen Zeitraum 44,12 Cent/ Kg Milch betragen.

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Faire Milch in Belgien mit Preisen ausgezeichnet

Die Fairebel Schokoladenmilch aus der Produktpalette der Fairen Milch in Belgien hat in diesem Jahr einen der begehrten Belgischen Golden Archers in der Kategorie „faires Produkt“ verliehen bekommen. Ausgeschrieben und verliehen wird der Preis jährlich von dem belgischen Vertriebsverband „Comité Royal Belge de la Distribution“ sowie der von diesem herausgegebenen Fachzeitschrift „Vertrieb heute“. Die Landwirte der Genossenschaft Faircoop, die die Faire Milch in Belgien unter dem Markennamen Fairebel vertreibt, haben damit einen öffentlichkeitswirksamen Erfolg zu verkünden, der Mut für die weitere Entwicklung des Projekts macht. Die Preisübergabe hat am 21. März 2014 in Brüssel stattgefunden.

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Käsefreihandel – wirklich eine Erfolgsgeschichte?

„Positive Handelsbilanz für den Schweizer Käse“  Dies schreibt die Swiss Cheese Marketing (SCM) in der neusten Pressemitteilung zu den Handelszahlen des vergangenen Jahres. Tatsächlich hat der Export von Schweizer Käse  2013 um 1,8 Prozent zugenommen.

Doch diese Medaille hat eine Kehrseite: Käseimporte nahmen 2013 um 2,5 Prozent zu. Seit dem Beginn des Käsefreihandels mit der EU im Juli 2007 steigen nicht nur die Schweizer Käseexporte ins Ausland an, auch der Käseimport steigt kontinuierlich  an.

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im April 2014:

  • 02.04.: Vorstandssitzung in Brüssel

  • 15./16.04.: Mitgliederversammlung in Brüssel

  • 16.04.: Treffen mit der EU-Kommission zur Beobachtungsstelle für den EU-Milchmarkt

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Volltexte

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Reisebericht: Europa muss gelebt werden! Deutsche Milchviehhalter besuchen Kollegen in Italien und der Schweiz.

Die Freude von Stefan Lehmann, Vorstandsmitglied des deutschen EMB-Mitgliedsverbands BDM, war groß, als feststand, dass sich insgesamt 102 Milchbauern und -bäuerinnen für die BDM-Mitgliederfahrt nach Oberitalien angemeldet hatten. Kurzfristig - aber sehr gerne -  musste Lehmann noch einen zweiten Bus und ein zweites Hotel organisieren. Am Freitag, 7. März, nachts um 1.30 Uhr starteten die Teilnehmer dann vom süddeutschen Zell am Harmersbach in Richtung Schweiz.

Nach dem Gotthardtunnel dämmerte schon der Tag herauf und die Sonne beleuchtete schon kräftig die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Bereits gegen 10 Uhr erreichte die Reisegesellschaft schließlich ihr erstes Ziel: den Hof der Familie Costa in Offlaga, einer Gemeinde in der Provinz Brescia in der Lombardei, etwa 40 km südlich vom Gardasee. Familie Costa bewirtschaftet einen so genannten Vierkanthof mit 160 Milchkühen, 250 Zuchtsauen und 26.000 Hühner, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Gewinn werfen nach Aussage von Familie Costa derzeit leider jedoch nur die Hühner ab.

Nach der Besichtigung des Betriebs und einem Imbiss ging es zunächst ins Hotel in Desenzano del  Garda, mit rund 27.000 Einwohnern die größte Stadt direkt am Gardasee. Nach dem Einchecken ging es schließlich weiter zum Betrieb von EMB-Vorstand Roberto Cavaliere in Fenilazzo. Roberto Cavaliere bewirtschaftet mit 2 Brüdern einen Hof mit ca. 120 Milchkühen, eigener Käserei und eigenem Weingut. Außerdem stellt er selbst gemachtes Bauernhofeis her  - in über 100 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Roberto zeigte sich sehr gastfreundlich: Der eindrucksvollen Besichtigung folgte eine Einladung zur original italienischen Pizza. Aus 14 verschiedenen Belägen konnten die deutschen Milchviehhalter auswählen. In gemütlicher Runde klang ein erlebnisreicher erster Tag am späten Abend aus.

Am Samstag fuhr die Reisegemeinschaft geschlossen nach Venedig, um die weltbekannte historische Stadt mit einer ausführlichen Stadtführung zu erkunden. Bei wunderbarem Wetter zeigte sich die Stadt rund um den berühmten Markusplatz von ihrer schönsten Seite. Abends waren die deutschen Milchbauern wieder bei Roberto Cavaliere eingeladen. Bei italienischer Livemusik und leckerem Gegrillten verbrachte man noch einige schöne Stunden miteinander.

Am Sonntag hieß es schon wieder Abschied nehmen von der schönen Region rund um den Gardasee, wo der Frühling schon in voller Blüte stand. Nächste Station war die Schweiz. Vorbei am Vierwaldstätter See und Luzern erreichte man den Hof von Toni Peterhans in der Gemeinde Fislisbach im Bezirk Baden des Schweizer Kantons Aargau.

Was die Bäuerinnen und Bauern dort sehen konnten, dürfte vielen noch lange in Erinnerung bleiben. Mit einem unglaublichen Stalldurchschnitt von 12.600 kg Milch der 40 Kühe hat Toni Peterhans als Vollprofi in der Rinderzucht nicht nur fast die höchste Milchmenge, sondern gleichzeitig auch die langlebigsten Kühe in der Schweiz. Bemerkenswert war für die deutschen Kollegen auch, dass die Kühe alle in Anbindehaltung gehalten werden – wie das auch noch bei vielen Landwirten im Schwarzwald der Fall ist. Beeindruckend war darüber hinaus die Sauberkeit der Tiere, des Stalls und des gesamten Hofes mit seinem großen Fuhrpark, der schon deshalb notwendig ist, weil Toni Peterhans nebenbei noch ein Lohnunternehmen betreibt.

Nach den drei wunderschönen Tagen bedankte sich Kreisteamleiter Stefan Lehmann bei allen Teilnehmern für das große Interesse und auch die große Disziplin aller, die bei einer so großen Reisegruppe wichtig ist. Er bedankte sich insbesondere auch bei Markus Hafner, einem Südtiroler Kollegen und Freund, der vor Ort alles perfekt organisiert und mit seiner hervorragenden Übersetzung ganz wesentlich zum Gelingen der drei Tage beigetragen hatte.

Alle Teilnehmer waren sich einig, wie wichtig der gemeinsame Austausch und das Gespräch mit anderen deutschen und europäischen Milchbäuerinnen und -bauern sind. Schnell stellt man fest, dass die Situation der Milchbauern überall in Europa ähnlich ist. Gleichzeitig spürt man auch, dass man nicht alleine ist im gemeinsamen Streben nach einem nachhaltigen Milchmarkt nicht nur zum Wohle der Milchbauernfamilien, sondern auch zum Wohle der Bevölkerung.

Viele der Teilnehmer der Fahrt haben sich schon für das nächste Jahr angemeldet – ohne dass schon feststehen würde, wohin die Reise dann gehen wird.

BDM-Kreisteam Ortenau (Deutschland)

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Bericht der Vereinten Nationen: Die Nahrungssysteme der Welt müssen radikal und demokratisch umgestaltet werden

Die folgende Pressemitteilung erschien am 10. März 2014 anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung Olivier De Schutter.

GENF – Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung Olivier De Schutter rief heute zu einer radikalen und demokratischen Umgestaltung der Nahrungssysteme der Welt auf, um das Menschenrecht auf angemessene Ernährung und Freiheit von Hunger zu gewährleisten. „Es ist ein realisierbares Ziel, Hunger und Unterernährung auszumerzen. Dazu reicht es jedoch nicht, die Logik unserer Nahrungssysteme feinabzustimmen, sondern es geht darum, sie umzukehren“, betonte De Schutter am Ende seiner sechsjährigen Amtszeit als Sonderberichterstatter bei der Vorstellung seines Abschlussberichts im UN-Menschenrechtsrat.

Der Experte warnte, dass unsere derzeitigen Nahrungssysteme nur unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung der Lebensmittelindustrie effizient seien. „Das politische Umfeld muss auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene dringend Raum für alternative, demokratisch legitimierte Visionen bieten.“ Zielsetzungen wie die Erzeugung vielfältiger, kulturangepasster Nahrungsmittel für die Menschen, die Unterstützung von Kleinbauern, der Erhalt von Boden- und Wasserressourcen und die Erhöhung der Nahrungssicherheit in besonders anfälligen Regionen dürfen nicht durch das eindimensionale Streben nach einer höheren Nahrungsmittelproduktion verdrängt werden“, führt er aus „Das größte Defizit der Nahrungswirtschaft ist demokratischer Art. Durch die Nutzung des Wissens der Menschen und die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Präferenzen bei der Gestaltung ehrgeiziger Nahrungsmittelpolitiken auf allen Ebenen würden wir belastbare Nahrungssysteme erhalten“, so De Schutter.

Lokale Nahrungssysteme

„Nahrungsdemokratie muss von der Basis ausgehen, auf Ebene der Dörfer, Regionen, Städte und Kommunen“, sagt der Rechtsexperte. „Die Zukunftsfähigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft muss das Kernstück der Nahrungssicherheit sein“, stellt er fest. „Die Wahrung ihres Zugangs zu den Erzeugungsressourcen ist hier der Schlüssel“, ergänzt er und fordert vorrangige Investitionen in agroökologische und armutsmindernde Formen der Landwirtschaft. De Schutter appelliert an die Städte, die Nahrungssicherheit selbst in die Hand zu nehmen. „2050 werden über 6 Milliarden Menschen – zwei Drittel der Weltbevölkerung – in Städten leben. Es ist wichtig, dass die Städte logistische Herausforderungen und Druckstellen in ihren Nahrungsketten ermitteln und eine Vielfalt von Kanälen für die Beschaffung ihrer Nahrungsmittel entwickeln, die den Wünschen, Bedürfnissen und Vorstellungen ihrer Bewohner entsprechen.“ „Soziale Neuerungen in allen Teilen der Welt zeigen, wie städtische Verbraucher wieder in Kontakt mit den lokalen Nahrungsmittelerzeugern gebracht werden können, was gleichzeitig die Armut auf dem Land und die Nahrungsunsicherheit mindert“, meint er. „Solche Innovationen müssen unterstützt werden.“

Nationale Strategien

Der Experte warnt jedoch, dass lokale Initiativen nur dann erfolgreich sein können, wenn sie auf nationaler Ebene unterstützt und ergänzt werden. „Die Regierungen spielen eine wichtige Rolle dabei, die Politiken mit dem Recht auf Nahrung in Einklang zu bringen und sicherzustellen, dass Maßnahmen wirkungsvoll gestaffelt werden, aber es gibt kein Patentrezept“, erklärt er. „In einigen Fällen“, so De Schutter, „hat es Vorrang, kurze Wege und direkte Verbindungen zwischen Erzeugern und Verbrauchern zu fördern, um die bäuerliche Landwirtschaft auf lokaler Ebene zu stärken und die Abhängigkeit von Importen zu mindern. In anderen Fällen mag es dringender sein, die Genossenschaften zu stärken, damit sie im Rahmen verlässlicher Verträge große Abnehmer beliefern können.” Er betont, dass „der Schlüssel demokratische Entscheidungsprozesse“ seien. „Nationale Strategien zum Recht auf Nahrung sollten von den wichtigsten Akteuren mitgestaltet werden, insbesondere durch die am meisten von Hunger und Mangelernährung Betroffenen, und sie sollten durch ein unabhängiges Monitoring unterstützt werden.“

Internationaler Zusammenhalt

„So wie lokale Initiativen ohne die Unterstützung durch nationale Strategien nicht erfolgreich sein können, erfordern nationale Anstrengungen eine internationale Förderkulisse, um Früchte zu tragen“, fügt der Sonderberichterstatter an. In seinem Bericht hebt er die vielversprechenden Maßnahmen des UN-Ausschusses für Welternährungssicherheit (CFS) hervor, die Regierungen, Zivilgesellschaft, internationale Agenturen und den privaten Sektor zusammenzubringen, um sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen, vor denen die Nahrungssysteme stehen, warnt aber zugleich, dass „der CFS die Ausnahme bleibt, wenn es darum geht, in der globalen Arena der Regierungsführung die Frage der Partizipation und Demokratie einzubringen und verschiedene Sichtweisen der Nahrungssicherheit in Einklang zu bringen.“ „Andere weltweite Organe müssen sich an dem strategischen Rahmen ausrichten, den der CFS vorgibt. Die WTO darf zum Beispiel die Entwicklungsländer nicht daran hindern, ehrgeizige Politiken zur Nahrungssicherheit zu verfolgen und in die bäuerliche Landwirtschaft zu investieren“, erklärt er.

Der Sonderberichterstatter betont, dass die Bemühungen der Entwicklungsländer zur Verbesserung ihrer Nahrungssicherheit nur dann von Erfolg gekrönt sein können, wenn auf der nördlichen Erdhalbkugel parallel Reformen eingeschlagen werden. „Die wohlhabenden Länder müssen von ihrer exportorientierten Agrarpolitik ablassen und stattdessen den Kleinbauern in den Entwicklungsländern Raum lassen, die lokalen Märkte zu beliefern”, sagt De Schutter. „Sie müssen außerdem ihre raumgreifenden Ansprüche auf weltweites Agrarland im Zaum halten, indem sie die Nachfrage nach Futtermitteln und Biokraftstoffen eindämmen und Lebensmittelabfälle reduzieren.“

Der Abschlussbericht kann unter folgender Adresse heruntergeladen werden: http://www.srfood.org/images/stories/pdf/officialreports/20140310_finalreport_en.pdf

Christian Schnier (EMB)

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Aktuelle Lage des Milchmarkts in Irland

Der Milchpreis und die Milchquote sind in diesem Frühjahr die vorherrschenden Themen für die irischen Milchbauern. Derzeit zahlen die Molkereien den Erzeugern zwischen 38 und 39 Cents. Seine Milchquote hat Irland für den Zeitraum bis Ende Februar 2014 auf Basis von Schätzungen der Milchliefermenge durch die Milchabnehmer und unter Berücksichtigung des Butterfettgehalts um 1,26 Prozent überliefert.

Die Kalbung läuft bereits, da die meisten Herden in Irland auf Frühjahrskalbung eingestellt sind. Leider hat es in den beiden letzten Monaten überdurchschnittlich viel geregnet, was in den schlimmsten Fällen zu Überschwemmungen geführt hat und im günstigen Fall bedeutet, dass die Böden sehr nass sind und Kühe, die im Frühjahr kalben, sehr spät auf die Weide kommen. Der späte Weidegang bedeutet höhere Kosten durch die zusätzlichen Futtermittel bei Stallfütterung und eine geringere Milchproduktion während der Laktation. Das kann sich mindernd auf die Milchquote auswirken und damit das Risiko einer Superabgabe verringern.

Pat McCormack (ICMSA)

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Aktuelle Studie zeigt Kostenunterdeckung in der Milchproduktion

Die folgende Pressemitteilung ist vom EMB am 3. März 2014 anlässlich der letzten vierteljährlichen Aktualisierung der Studie über die Milchproduktionskosten in Deutschland veröffentlicht worden:

Wie die aktuelle Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) für Deutschland zeigt, lag der durchschnittliche Preis für die Milcherzeuger im Oktober 2013 mit 41,92 Cent/ Kg Milch mehr als 2 Cent unter den Produktionskosten. Diese hatten im gleichen Zeitraum 44,12 Cent/ Kg Milch betragen.

Die Studie, die als Gemeinschaftsauftrag des European Milk Board (EMB) und der MEG Milch Board erstellt wurde, weist zudem die Kosten differenziert nach drei Regionen aus. So sind es in der Region Süd (Saarland, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen) 49,19 Cent/ Kg, in der Region Ost (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) 42,93 Cent/ kg und im Norden (Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) 38,56 Cent pro Kilogramm Milch.

Der Vorsitzende des EMB, Romuald Schaber, misst den Berechnungen eine wichtige Bedeutung bei. „Die vierteljährlich aktualisierten Daten zeigen uns Milcherzeugern sehr zuverlässig und flächendeckend die Kostensituation an.“ Es sei absolut notwendig, den Markt und insbesondere das Verhältnis zwischen ausbezahlten Preisen und den Kosten der Produktion ständig zu beobachten. „Zusätzlich müsste es jedoch noch eine von der Politik eingesetzte Monitoringstelle geben, die bei hoher Kostenunterdeckung Marktanpassungen vornimmt“, so Schaber weiter.

Für Oktober 2013 zeigt die von der MEG Milch Board berechnete Preis-Kosten-Ratio eine Kostendeckung von 95 Prozent, für das Gesamtjahr 2013 sind es jedoch nur 87 Prozent. „Die Preissituation ist aktuell etwas entspannter“, fügt Schaber hinzu. „Vergessen wir jedoch nicht, dass der Milchmarkt durch hohe Preisschwankungen gekennzeichnet ist.“ 2012 lag der durchschnittliche Milchpreis in Deutschland bei nur knapp 33 Cent, zwei Jahre zuvor bei weniger als 26 Cent/ Kilogramm Milch. Bei solchen Preissituationen müsse man mit einer Anpassung des Angebotes reagieren, damit die Milcherzeugung in der EU flächendeckend überleben könne.

Christian Schnier (EMB)

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Faire Milch in Belgien mit Preisen ausgezeichnet

Die Fairebel Schokoladenmilch aus der Produktpalette der Fairen Milch in Belgien hat in diesem Jahr einen der begehrten Belgischen Golden Archers in der Kategorie „faires Produkt“ verliehen bekommen. Ausgeschrieben und verliehen wird der Preis jährlich von dem belgischen Vertriebsverband „Comité Royal Belge de la Distribution“ sowie der von diesem herausgegebenen Fachzeitschrift „Vertrieb heute“. Die Landwirte der Genossenschaft Faircoop, die die Faire Milch in Belgien unter dem Markennamen Fairebel vertreibt, haben damit einen öffentlichkeitswirksamen Erfolg zu verkünden, der Mut für die weitere Entwicklung des Projekts macht. Die Preisübergabe hat am 21. März 2014 in Brüssel stattgefunden.

Darüber hinaus hat die „Fairebel Vollmilch Original“ auf der belgischen Fachmesse Horecatel Anfang März den dritten Innovationspreis in der Kategorie Lebensmittel gewonnen. Damit ist in diesem Jahr noch ein weiteres qualitativ hochwertiges Produkt der Fairen Milch in Belgien ausgezeichnet worden.

Erwin Schöpges (Vorstandsmitglied des EMB und Präsident der Faircoop)

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Käsefreihandel – wirklich eine Erfolgsgeschichte?

„Positive Handelsbilanz für den Schweizer Käse“  Dies schreibt die Swiss Cheese Marketing (SCM) in der neusten Pressemitteilung zu den Handelszahlen des vergangenen Jahres. Tatsächlich hat der Export von Schweizer Käse  2013 um 1,8 Prozent zugenommen.

Doch diese Medaille hat eine Kehrseite: Käseimporte nahmen 2013 um 2,5 Prozent zu??Seit dem Beginn des Käsefreihandels mit der EU im Juli 2007 steigen nicht nur die Schweizer Käseexporte ins Ausland an, auch der Käseimport steigt kontinuierlich  an. Im Jahr 2013 nahmen im Vergleich zum Vorjahr die Käseimporte um 1279 Tonnen, oder 2,5 Prozent zu. Insgesamt wurden 2013 bereits 52 133 Tonnen Käse importiert. Der Abstand zu den exportierten Mengen verkleinert sich von Jahr zu Jahr. Wenn es im selben Tempo weitergeht werden die Importe die Exporte bis in einigen Jahren übertrumpfen - trotz Zuwanderung in der Schweiz.

Die Detailanalyse der SCM zeigt, dass diese Importzunahme zu einem wesentlichen Teil auf Importe aus Deutschland zurückzuführen ist. Diese nahmen um 11,8 Prozent oder mengenmäßig um 1281 Tonnen zu. Diese Menge wurde zu einem Preis von durchschnittlich 3,8 Euro pro kg eingeführt. Die stetig steigenden Käseimporte sind also nicht primär Qualitätskäse, sondern billige Ware, wo die Milch in den Produktionsländern zudem zu Dumpingpreisen, also unter den Gestehungskosten, eingekauft worden ist.  Dies ist typisch im Freihandel: Der Wettbewerb spielt nicht über die Qualität, sondern nur über den Preis. Freihandel führt in erster Linie dazu, dass die Preise im eigenen Land unter Druck kommen.

Die Käsehandelsstatistik zeigt ebenfalls, dass man auch in Länder erfolgreich exportieren kann, mit denen keine Freihandelsabkommen bestehen. Die Exporte nach Übersee nahmen um 17,5 Prozent zu. Dies bestätigt eindrücklich: Wer Spitzenqualität hat, kann diese auch dann exportieren, wenn an der Grenze noch ein Zoll draufgeschlagen wird. Die gutbetuchten Konsumenten werden das verschmerzen. Man muss sich aber fragen, warum die SCM ihre Pressemitteilung mit schönklingenden Titeln schmückt. Zu einer sachlichen Beurteilung der Lage führt das sicher nicht. Und gerade Sachlichkeit und nüchterner Verstand wären in der Diskussion um den Freihandel vonnöten.

Werner Locher (Sekretär BIG-M)

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im April 2014:

  • 02.04.: Vorstandssitzung in Brüssel

  • 15./16.04.: Mitgliederversammlung in Brüssel

  • 16.04.: Treffen mit der EU-Kommission zur Beobachtungsstelle für den EU-Milchmarkt

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