MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

EMB auf einem guten Weg in die Zukunft

Am 16. und 17. April 2018 fand in Brüssel die Jahres-versammlung des European Milk Board statt. Auf dem Programm standen Workshops und Diskussionen zu strategischen Fragen sowie die üblichen Regularien. Im Zuge dessen fanden auch die Vorstandswahlen statt. Neu in den Vorstand gewählt wurde Johannes Pfaller vom BDM aus Deutschland sowie Pat McCormack vom irischen Verband ICMSA. Neuer Präsident ist Erwin Schöpges, Vizepräsidentin weiterhin Sieta van Keimpema. Mit dem bisherigen Team um Roberto Cavaliere, Boris Gondouin und Kjartan Poulsen ist das EMB somit weiterhin gut aufgestellt.

Neben John Comer aus Irland stellte auch ich mein Amt zur Verfügung. John bereicherte für 6 Jahre die Verstandsarbeit des EMB. Wegen seiner Offenheit, Fachkompetenz und nicht zuletzt seinem trockenen Humor wurde er von allen Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt.

Meine Wenigkeit hatte die Ehre, dem Vorstand seit Gründung des EMB im Jahre 2006 anzugehören und unsere Organisation als Vorsitzender zu vertreten.  Zeit und Gelegenheit, einen kurzen Rückblick zu wagen:

Vor Gründung des EMB wurde von mir und meinen Mitstreitern aus Deutschland in den Jahren 2002 und 2003 die ersten Gespräche mit Bäuerinnen und Bauern aus den europäischen Nachbarländern geführt. Dabei stellten wir zu unserem Erstaunen nach nur ein bis zwei Stunden des Austauschens fest, dass die Milchbauern in allen europäischen Ländern im Grunde die gleichen Probleme hatten. Die Milchpreise waren zu niedrig, um die Produktionskosten zu decken und gleichzeitig eine angemessene Entlohnung erwirtschaften zu können. Gleichzeitig zeigten die Vorschläge der EU-Kommission auch für den Milchmarkt in Richtung weitere Liberalisierung. Das ließ nichts Gutes erwarten. Gemeinsame Erkenntnis: wir müssen uns auf europäischer Ebene zusammenschließen, um selbst für unsere Interessen eintreten zu können. Auf die etablierten Bauernverbände zu warten, war keine Option. Zu offensichtlich ist deren Verflechtung mit der Politik und damit ihre Unfähigkeit, klar und eindeutig für die Produzenten zu kämpfen. Im November 2004 wurde dann ein erster Meilenstein gesetzt. In Hamburg trafen sich erstmals Milchviehhalter aus den Ländern Deutschland, Niederlande, Dänemark und Österreich. Die Forderung nach einem Milchpreis von 40 Cent pro Liter Milch wurde gemeinsam aufgestellt. Treffen in Amsterdam, Billund und Salzburg folgten. Aus immer mehr Ländern kamen Milchviehhalter hinzu. So aus Italien, Belgien, der Schweiz und Frankreich. Schließlich konnte im Juni 2006 in Montichari in Italien das EMB gegründet werden. Der Vorstand, 7 aktive Milchviehhalter als Vertreter  von Mitgliedsorganisationen, nahm seine Arbeit auf. Ein Büro mit Sonja Korspeter als Geschäftsführerin wurde eingerichtet.

Inzwischen ist das EMB auf 20 Organisationen aus 15 Ländern angewachsen. Auf europäischer Ebene sind wir etabliert und als Fachorganisation von Abgeordneten und Kommissionsvertretern beachtet und geschätzt. Ausgestattet mit engagierten Mitarbeitern im Brüsseler Büro unter der Leitung der Geschäftsführerin Silvia Däberitz, schlüssigen Konzepten sowie ungebrochenem Kampfgeist setzt sich das EMB für eine Korrektur der europäischen Agrarpolitik ein. Erste Erfolge, wie die Einrichtung der Marktbeobachtungsstelle oder die Umsetzung von Mengenreduktionsmaßnahmen im Jahre 2016, machen Mut weiterzukämpfen. Seit Gründung hat sich an der Notwendigkeit, die Interessen der Milchviehhalter in Europa durch eine eigene Organisation konsequent zu vertreten, nichts geändert. Auch das große Ziel, kostendeckende Milchpreise und eine gesellschaftlich getragene Milchproduktion, gilt nach wie vor.

Ich möchte mich bei allen Mitstreitern im Vorstand und den Mitgliedsorganisationen für das über die Jahre entgegengebrachte Vertrauen recht herzlich bedanken. Dem neugewählten Vorstand mit seinen Präsidenten Erwin Schöpges und Sieta van Keimpema wünsche ich eine gute Hand und viel Erfolg. Das European Milk Board ist auf einem guten Weg zum Wohle der Milchbauern.     

Romuald Schaber, EMB-Präsident 2006-2018

Europäischer Dachverband der Milcherzeuger: Langjähriger Vorsitzender Romuald Schaber reicht Stab an Erwin Schöpges weiter

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Video: neuer EMB-Vorstand 2018

(Brüssel, 18.04.2018) Aus der gestrigen Mitgliederversammlung des European Milk Board (EMB) ging Erwin Schöpges als neuer Vorsitzender des europäischen Dachverbandes hervor. Der 53-jährige Milcherzeuger aus Belgien setzt sich seit der Gründung des EMB tatkräftig für eine faire Milchpolitik ein.


Verstärkung erhielt der EMB-Vorstand zudem mit den zwei neuen Mitgliedern Johannes Pfaller von der deutschen Milcherzeugerorganisation BDM sowie mit Pat McCormack vom irischen Verband ICMSA. Mit diesem engagierten Team ist das EMB gut aufgestellt, um sich weiter schlagkräftig für faire Milchpreise und eine stabile Milchproduktion einzusetzen. Der bisherige Vorsitzende Romuald Schaber zieht sich nach zwölf Jahren erfolgreichem EMB-Einsatz zurück, um sich in Zukunft wieder stärker seiner Arbeit als Milchviehhalter zu widmen. Der Ire John Comer schied ebenfalls nach sechs Jahren Verbandsarbeit aus.

"Solidarität, Zusammenarbeit und Fairness sind die zentralen Prinzipien der Arbeit der europäischen Milcherzeuger", bekräftigte Erwin Schöpges bei der Versammlung von 20 Organisationen aus ganz Europa. „Wir werden weiter hochmotiviert für eine kostendeckende Milchproduktion inklusive gerechter Entlohnung arbeiten. Eine Milchproduktion, die nachhaltig für die Verbraucher, für die EU-Erzeuger, aber auch für die Produzenten in Entwicklungsländern ist“.

In einer bewegenden Verabschiedung hatten sich die Milcherzeuger am Dienstag für die Arbeit des scheidenden Vorsitzenden herzlich bedankt. „Romuald Schaber hat als starker und fairer Präsident die Milchbauern Europas weit voran gebracht und damit eine wichtige Basis für den weiteren Weg der Milcherzeuger geschaffen“, so Erwin Schöpges. Schaber selbst sieht seine Zeit im EMB als eine außerordentliche persönliche und berufliche Bereicherung. „Die letzten zwölf Jahre mit meinen europäischen Berufskollegen gemeinsam für eine bessere Milchpolitik zu arbeiten, waren eine der bedeutendsten und schönsten Erfahrungen für mich. Es war und wird immer wichtig sein, auch für die politische Seite unseres Berufs Verantwortung zu übernehmen und sich gemeinsam stark zu machen.“

Einsatz der Milcherzeuger für eine nachhaltige Landwirtschaft

Bei der Mitgliederversammlung betonten die Erzeuger, dass sie sich über konstruktive Konzepte für einen stabilen Milchmarkt sowie schlagkräftige Aktionen weiter in den politischen Diskurs einbringen werden. Dafür ist das Marktverantwortungsprogramm (MVP) wichtig, um die Produktionsmengen in Krisenzeiten künftig flexibel an die Nachfrage anzupassen. Denn Fairness und Nachhaltigkeit müssten ihren Platz auch tatsächlich in der Landwirtschaft bekommen.

Dabei sieht das EMB das Paradoxon im Handelsbereich sehr kritisch: Auf der einen Seite existiert in der Gesellschaft bezüglich Produktion und Handel das berechtigte Bedürfnis nach fairen Bedingungen für Mensch, Tier und Umwelt. Auf der anderen Seite arbeitet die aktuelle Handelspolitik jedoch dagegen. Sie führt mit ihrer Ausrichtung auf äußerst billige Preise und ein übersteigertes Wettbewerbsstreben dazu, dass sich Akteure gegenseitig in den Ruin treiben und kein Platz für Fairness bleibt. Es ist wichtig, dass sich die politisch Verantwortlichen dieses Paradoxon bewusst machen und einer wirklich fairen Politik den Weg ebnen.

Die europäischen Milcherzeuger tun das ihrige, um hier wirklich voranzukommen. Mit Konzepten wie dem Marktverantwortungsprogramm übernehmen sie Verantwortung im Milchmarkt. Wie auch schon in den vergangenen Jahren wird der Motor für ihren erfolgreichen Einsatz für den Milchsektor die Solidarität innerhalb der europäischen Milchproduzenten und der Schulterschluss mit den Bürgern der EU sein.

EMB-Pressemitteilung vom 18. April 2018

Appel für eine Veränderung der aktuellen Agrar- und Handelspolitik

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Als Reaktion auf die Konferenz des Ausschusses der Regionen (AdR) „Changing the rules of international trade, a necessary condition for facing the challenges of agriculture, food and planet" (8. März), hat das EMB gemeinsam mit Unterstützung 9 weiterer Organisationen und zwei Experten einen Appel an die zuständigen Vertreter der EU-Kommission, Herr Schulz-Greve (DG Agri) und Herr Somogyi (DG Handel) gerichtet. Die Unterzeichner fordern von der EU-Kommission mehr Verantwortung für die Agrar- und Handelspolitik.

 

Sehr geehrter Herr Somogyi, sehr geehrter Herr Herr Schulz-Greve,

wir haben Ihre Vorträge bei der Konferenz des AdR zum Thema „Veränderung der Regeln des internationalen Handels als Voraussetzung zur Bewältigung der Herausforderungen der Landwirtschaft, Ernährung und Welt“ am 8. März mit großem Interesse gehört. Bei der Veranstaltung wurde sehr deutlich, dass es im Agrarsektor dringend notwendig ist, die aktuelle Handelspolitik neu auszurichten. Es ist vor allem unabdingbar, die Prioritäten in Richtung einer Handelsstrategie zu verlagern, die gerechter sowie sozial- und umweltverträglicher ist.

Wie Sie selbst bei der Konferenz bemerkten, ist die EU ein sehr großer Exporteur und Importeur im Agrarsektor und hat als solches bedeutenden Einfluss auf den Welthandel. Als wichtiger Akteur in diesem Zusammenhang kann und muss die EU Vorreiter für eine sozial- und umweltverträglichere Politik sein.

Wir müssen eine neue Richtung einschlagen! Eine Fortsetzung der aktuellen EU-Politik mit ihrer einseitigen Orientierung, bei der die „Steigerung des Handels“ Leitprinzip ist, kann angesichts der EU- und weltweiten Probleme keine Option mehr sein.

Es gibt bereits Konzepte, die die Bedingungen für die hiesigen Agrarerzeuger sowie für die Produzenten in Entwicklungsländern konstruktiv verbessern könnten. Bei der Konferenz wurde zum Beispiel das Marktverantwortungsprogramm für den Milchsektor erwähnt. In Bereichen, für die erst noch spezifische Konzepte zu erarbeiten sind, müssen die Akteure, Experten und Politiker zusammen auf dieses Ziel hinarbeiten.

Wir stehen in der EU und in der Welt vor riesigen Herausforderungen. Der von Ihnen bei der Konferenz vorgestellte Rahmen wird leider für uns nicht ausreichen, um sie zu bewältigen.

Wir appellieren an Sie und Ihre Institution, in viel größeren Dimensionen zu denken und zu handeln und ernsthaft über eine dringend notwendige Neuausrichtung der aktuellen Agrar- und Handelspolitik nachzudenken.

Silvia Däberitz, EMB

Appel (in Englisch) mit unterzeichnenden Organisationen

Milchtagung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

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Zusammenfassung der diesjährigen Milchtagung „Verantwortung im Milchmarkt – für Menge, Preis und Qualität“ vom 5. März 2018, eine Kooperationsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

 

 

EU-Kommission: Kleines Mengenplus zieht Preis nach unten

„Schon kleine Mengenveränderungen können zu großen Preisschwankungen führen“, stellte Jens Schaps, Direktor für Märkte und Marktanalysen bei der EU-Kommission fest. Nach einem Jahr 2017 mit auskömmlichen Preisen und einer wieder zunehmenden Milchmenge rechnet die EU-Kommission für 2018 mit einem Mengenzuwachs von EU-weit 1,4 %. Aktuell seien daher weiter sinkende Preise zu erwarten. „Es hängt jetzt ganz davon ab, wie sich die Menge entwickelt“, sagte Schaps.

Der langjährige Kommissionsexperte riet den Bäuerinnen und Bauern, ihr Angebot viel stärker als bisher in Erzeugerorganisationen zu bündeln, um mit den Molkereien über Mengen, Preise und Qualitäten zu verhandeln. Die EU habe die Rechte hierfür zum Jahresbeginn nochmals erweitert. Die im Krisenjahr 2016 einmalig gezahlten Anreize zur freiwilligen Mengenreduzierung bezeichnete Schaps als „zielführender als das, was es vorher gab“. Es bleibe aber schwierig zu vermitteln, für ein Nichterzeugen Geld zu geben.

 

MEG Milch Board: Kritik an Ausnahmen für Genossenschaften

Auch Peter Guhl, Vorsitzender der bundesweiten Milcherzeugergemeinschaft MEG Milch Board, hält die Bündelung der Milcherzeuger für notwendig. Allerdings behindere die EU die Bemühungen dazu bisher durch Ausnahmen für Molkerei-Genossenschaften. Guhl forderte, auch Genossenschaftsmitgliedern ein vollständiges Recht auf unabhängige Bündelung und auf einen schriftlichen Liefertrag zu geben. Guhl sprach sich zudem für die Einführung einer flächendeckenden Pflicht zum Abschluss von Lieferverträgen aus, in denen jährlich vor der Lieferung Menge und Preis festgelegt werde.

Heute variiere die Wertschöpfung aus der Milch unter den Molkereien erheblich, aber der Auszahlungspreis unterscheide sich kaum, wie Guhl anhand von Studienergebnisse zeigte. Die Folge sei nicht nur eine zum Teil mangelhafte Verwertung. Es fehle den Molkereien auch der Anreiz, bei unzureichenden Absatzmöglichkeiten den Milcherzeugern das Signal zur Mengenzurückhaltung zu geben.

 

AbL fordert von Molkereien schnelle Anreize

Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der AbL, forderte die deutschen Molkereien auf, jetzt schnell solche mengenreduzierenden Anreize zu geben, wie sie die große niederländische Molkereigenossenschaft Friesland Campina eingeführt habe. „Die aktuellen Preissenkungen unserer Molkereien von monatlich bis zu über 4 Cent je Liter treffen die Betriebe hart, denn sie haben noch mit den Folgen der letzten Krise zu kämpfen“, mahnte Ilchmann. Die Milchviehbetriebe seien sehr wohl in der Lage, kurzfristig die Menge zurückzunehmen. Das würden sie aber erst umsetzen, wenn das ein großer Teil der Kollegen ebenso handhabe. Dazu brauche es jetzt die Anreize der Molkereien. Mittelfristig forderte Ilchmann politische Instrumente zur Vermeidung preisdrückender Überschüsse, wie sie die EU 2016 zur freiwilligen Mengenreduzierung genutzt habe.

Uli Jasper, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)

Situation in Spanien

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Nach einer objektiven Analyse des Milchsektors hat der spanische Milcherzeugerverband OPL eine Nachricht an die Erzeuger verschickt, um sie zu beruhigen, weil sie aus folgenden Gründen stabile bzw. sogar leicht steigende Preise erwartet:

 

1. Die Butterpreise verzeichnen weiterhin einen Aufwärtstrend, trotz der Rückgänge Ende 2017, sodass die Europäische Kommission für das gesamte Jahr 2018 stabile Erzeugerpreise vorhersagen kann.

2. Schätzungen der neuseeländischen Börse zufolge wird die Produktion in diesem Land (der größte Milchexporteur weltweit) aufgrund der Trockenheit um 1,5% fallen. Dieser Rückgang wird durch eine Produktionssteigerung in der EU um 1,7% gegenüber dem Vorjahr ausgeglichen.

3. Bei den bisherigen Auktionen von Fonterra in diesem Jahr wurden Preissteigerungen von 2,2%, 4,9% und 5,9% verzeichnet. Lediglich bei der letzten Auktion sanken die Preise leicht um 0,5%.

4. Zahlen des spanischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (FEGA) zufolge ist die Zahl der Färsen in Spanien um 4,4% gesunken, was auf einen Rückgang der Produktion schließen lässt.

 

Trotz der obigen Zahlen sieht die spanische Milchindustrie den Frühlingsanfang wohl als offiziellen Schlussverkauf. Die Molkereien nutzen die Tatsache, dass die meisten Verträge mit den Erzeugern Anfang April erneuert werden. Sie fahren schwere Geschütze auf und nutzen ethisch zweifelhafte Methoden, um Angst unter den Erzeugern zu schüren und die Preise zu drücken. Sie kündigen Streckenstreichungen an, sodass Landwirte, die keinen Abnehmer für ihre Milch haben, sie anderen Unternehmen zu Schleuderpreisen anbieten müssen. Und dann betonen sie, dass zu viel Milch auf dem Markt sei, um so ihr Ziel zu erreichen, Kürzungen umzusetzen, um den in der zweiten Jahreshälfte vorhersehbaren Preissteigerungen entgegenzuwirken.

Die Sicht der Milchindustrie verdeutlichte Herr Lence, Eigentümer von Leche Río. In Äußerungen gegenüber der Agentur EFE, die in der Zeitung El Progreso veröffentlicht wurden, sagte er: „Es besteht kein Grund, den Milchpreis zu senken“. Er meint, „es besteht kein Rohmilchüberschuss, ganz im Gegenteil“. Und er räumt sogar ein, dass die „Möglichkeit von Preissenkungen am Druck eines großen Unternehmens liegen könnte, aber in keinem Fall durch objektive Marktgründe bedingt ist”. Diese Äußerungen sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass Herr Lence bei Kürzungen der Erzeugerpreise in der Vergangenheit selbst nie Gewissensbisse gezeigt hat.

Aus diesen Gründen appellieren wir an die Landwirte, die Ruhe zu bewahren, da alle Informationen auf stetige Milchpreise schließen lassen und auch ein Preisanstieg wahrscheinlich ist.

Pressemitteilung der Organización de Productores de Leche (OPL) vom 21.02.2018

B.M.G.- Insolvenz: Konstruktive Soforthilfe, aber weiteres Maßnahmenbündel erforderlich

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Die Insolvenz der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft B.M.G. mit einer Jahresmilchmenge von rund 950 Mio. kg Milch einer der größten Milchhändler in Deutschland, hat viele Milchlieferanten, deren Milch von einem auf den anderen Tag nicht mehr abgeholt wurde, in schwerste Bedrängnis und existenzielle Not gebracht.

 

Dies umso mehr, weil die Milchlieferanten der B.M.G. schon für die bereits gelieferte Milch im Februar nur eine Abschlagszahlung erhalten haben.

„Wir sind sehr erfreut, dass wir sowohl auf Ebene des Bundesministeriums als auch im engen Austausch mit den Länderministerien in Nordrhein-Westfalen und Hessen auf offene Ohren stoßen und ganz schnell und konstruktiv dafür gesorgt wurde, dass auch die Milch der Lieferanten, die zunächst keine neuen Abnehmer fanden, zumindest vorübergehend bei Molkereien untergebracht werden konnte“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber.  „Bundesministerin Julia Klöckner und die Länderministerinnen Christina Schulze-Föcking in Nordrhein-Westfalen und Priska Hinz in Hessen zeigen hier Bewusstsein für die Nöte der Milchviehhalter und großes persönliches Engagement, wenn es darum geht, auch noch die letzten Einzelfälle, die noch keine Abnehmer haben, unterzubringen. Wir bedanken uns auch bei unseren Landesteams und vielen Mitgliedern, die sich im Hintergrund intensiv engagieren und sich mit betroffenen Milcherzeugergemeinschaften, mit einigen konstruktiven Molkereien und engagierten Politikern über alle Parteigrenzen hinweg austauschen, um schnelle und unbürokratische Hilfen für die betroffenen Milchviehhalter zu ermöglichen.“

„Allerdings dürfen wir mit dem Erreichten nicht zufrieden zu sein“, betont Schaber. „Die eigentliche Aufgabe liegt noch vor uns. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Milch der B.M.G., die jetzt notdürftig bei anderen Molkereien untergebracht wurde, dort angesichts einer angespannten Milchmarktsituation zum Teil gar nicht gebraucht wird und entsprechend nur zu niedrigsten Preisen und nur kurzfristig angenommen wird – was auch der Hauptgrund für die Insolvenz der B.M.G. sein dürfte.“

Der wirtschaftliche Schaden für die Milchviehhalter ist enorm: In vielen Fällen erhalten die ehemaligen B.M.G.-Lieferanten derzeit einen Milchpreis, der noch unter dem Spotmarkt-Niveau liegt, weil sie auch für die Transportkosten noch selbst aufkommen müssen. Ersten Einschätzungen zufolge dürften sich die zu erwartenden Einnahmeverluste für die ehemaligen B.M.G.-Lieferanten auf insgesamt mindestens rund 60 Mio. Euro beziffern lassen – Tendenz steigend, wenn man davon ausgeht, dass auch nach vier Wochen die Milchpreisunterschiede zum Bundesschnitt deutlich sein dürften.

Nach Ansicht des BDM braucht es jetzt ein ganzes Maßnahmenbündel, um die Situation für alle Milchviehhalter befriedigend zu lösen. Neben schnellen finanziellen Soforthilfen für die Betroffenen ist vor allem auch eine schnellstmögliche Entlastung des Milchmarktes von drückenden Milchmengen nötig.  Dafür muss die Entscheidung der EU-Kommission und des EU-Agrarrates, das Interventionsverfahren nach dem Festpreisverfahren auszusetzen, sofort zurückgenommen werden und das EU-Sicherheitsnetz um befristete Mengendisziplinmaßnahmen erweitert werden.

Pressemitteilung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) vom 21. März 2018

Interview mit dem langjährigen EMB-Vorsitzenden, Romuald Schaber, zu seinem Abschied vom EMB

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Mit welchen 3 Sätzen würdest du deine Zeit als Vorsitzender des EMB umschreiben?

Das kann ich ganz gut in 3 Worten zusammenfassen: spannend, interessant und ich möchte die Zeit nicht vermissen!

 

Hast du das Gefühl, dass du in dieser Zeit etwas gelernt hast?

Ich hab vor allem tolle Menschen in ganz Europa kennengelernt. Ich hab gelernt, dass man sehr, sehr viel Geduld braucht – das meiste dauert länger als gedacht. Man hat natürlich durch die vielen Kontakte auch eine gewisse Lebenserfahrung dazu gewonnen. Es war sehr schön und lehrreich.

 

Warst du schon immer so diplomatisch und bedachtsam, wie man dich als EMB-Vorsitzenden kennt?

Nein, ich glaube wenn man meine Mitstreiter fragen würde, war ich am Anfang wohl nicht so diplomatisch, eher aufbrausender. Aber auch das ist eine Sache, die ich gelernt habe: die Ruhe zu bewahren, andere ausreden zu lassen, nachzudenken und dann zu reagieren.

 

Was war für dich von der Politik her spannend?

Es war für mich eher frustrierend und deprimierend mitanzusehen, wie die Probleme der Milcherzeuger viele Politiker kaltlassen. Sie tun zwar so, als ob sie die Situation erkannt haben, aber an den Reaktionen sieht man dann doch, dass sie weit weg sind.  Letztendlich werden unsere Probleme nur weiter vor sich hingeschoben. Es gibt natürlich Ausnahmen. Die Kunst ist es, die Leute zu finden, die guten Willens sind und mit diesen dann weiterzuarbeiten.  Es gibt gute Leute - das ist die Seite, die Mut macht.

 

Man hat ja oft das Gefühl, dass du einen Doppelgänger haben musst, soviel wie du immer unterwegs bist. Werden dich deine Kühe in Zukunft jeden Tag zu Gesicht bekommen?

Meine Kühe werden mich auf alle Fälle öfter sehen als in der Vergangenheit und das ist gut so. Ich werde mich am Hof stärker einbringen und meine Familie unterstützen, die mir in den letzten Jahren den Rücken freigehalten hat.

 

Lieber Romuald, herzlichen Dank für das Interview!

Silvia Däberitz, EMB

Video: Interview mit Romuald Schaber

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