Newsletter Dezember 2011
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European Milk Board
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Tel: 0049/2381/4360495
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E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org
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EMB - European Milk Board asbl
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B-1040 Bruxelles
Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
alle Mitgliedsorganisationen und der Vorstand des European Milk Board (EMB) haben in den letzten Wochen und Monaten viele Gespräche mit EU-Parlamentariern geführt und diesen die Realität auf den Höfen sowie die Positionen des EMB erläutert. Es ist traurig festzustellen, dass die meisten von ihnen in einer völlig anderen Welt, sehr fern der bäuerlichen Realität leben und denken. Fast alle Parlamentarier sind dennoch recht offen und dankbar, in direkten Kontakt nicht nur mit Landwirten aus dem eigenen Land, sondern auch aus anderen europäischen Ländern zu kommen.
Ich selber habe diese Form des Kontaktes mit den Parlamentariern bis vor einigen Monaten für überflüssig gehalten. Und gerade ich, der ich Lobbyisten immer heftig kritisiert habe, habe nun feststellen müssen, dass diese Gespräche nicht zu führen, bedeutet, der COPA, den Konzernen und insbesondere auch den Molkereien das Feld zu überlassen. Die Politiker müssen durch uns erfahren, dass diese Organisationen nicht die Interessen der Landwirte vertreten. Dass sie vielmehr daran interessiert sind, uns Landwirte in eine dauerhafte Abhängigkeit zu bringen.
In den letzten Wochen hat der EMB-Vorstand auch Gespräche mit den LandwirtschaftsministerInnen der tschechischen Republik, Luxemburgs, Belgiens, Deutschlands und Polens geführt. Wir haben deutlich gemacht, dass wir in Zukunft kostendeckende Preise brauchen, und dass die Steuerung des Milchmarktes (entsprechend des EMB-Konzeptes) hierfür unabdingbare Voraussetzung ist. Besonders erschreckt hat mich die schwache Position der deutschen Agrarministerin Frau Aigner. Sie scheint überzeugt, dass die deutschen Landwirte europaweit super aufgestellt sind. Und ich hatte den Eindruck, dass nicht sie, sondern ihre Staatssekretäre die deutsche Agrarpolitik bestimmen.
Ich habe insgesamt feststellen müssen, dass viele Minister viele unserer Positionen stützen, aber nicht bereit sind, öffentlich entsprechend Position zu beziehen. Dies scheint mir symptomatisch für die gesamte europäische Politik zu sein. Mir ist klar geworden, dass wir auch aus diesem Grunde immer wieder Aktionen (wenn auch nur symbolische) machen und so den Druck auf die Politik verstärken müssen. Wenn ein Lars Hoelgard, wie bei der Mitgliederversammlung der IG-Milch in Österreich geschehen, öffentlich verkündet, dass ein Großteil der Milcherzeuger in Dänemark pleite ist, so ist dies doch ein klares Zeichen dafür, dass die Politik einer Fischer-Boel, eines Rasmussen und eines Hoelgard gescheitert ist.
Der Vorstand des EMB wird weiter im Namen der Landwirte kämpfen und ich bin mir sicher, dass wir weiterhin auf Eure Unterstützung zählen können. Eines sollte jedem klar sein: Egal, welche Entscheidungen innerhalb der nächsten Monate in Bezug auf das Milchpaket und die Marktordnung der neuen GAP in Brüssel getroffen werden, erst 2015 wird zeigen, welchen Weg die EU-Milchpolitik und damit auch die Milcherzeugung in Europa einschlagen. Wir werden unseren Kampf kontinuierlich und konsequent fortsetzen und wenn nötig auch wieder massiv mit Aktionen in Brüssel auftreten.
Ich wünsche Ihnen und Euch Frohe Dezembertage,
Mit herzlichen Grüssen,
Erwin Schöpges, EMB-Vorstand
Gelungene Aktionen: „Butterberge nicht verramschen, sondern vermeiden“
Über 60 Bäuerinnen und Bauern sind am 29.11.2011 an die deutsch-schweizerische Grenze in Basel gekommen, um zu zeigen, dass man beiderseits der Grenze gegen das Exportdumping von Butter ist. Anlass war ganz konkret die Verschiebung von fettreduzierten Butterprodukten aus der Schweiz nach Deutschland und Frankreich. Die Schweizer Erzeuger zahlen hierbei doppelt: mit niedrigen Preisen für ihre Milch und zusätzlichen Pflichtabgaben für die Exportsubventionierung. In den EU-Ländern, aber auch weltweit, können diese zusätzlichen Mengen für Verzerrungen auf schon überlasteten Märkten sorgen und so den Druck auf die Erzeugerpreise erhöhen. Ursache dieser Missstände sind in der Schweiz und in der EU vor allem die Überproduktion d.h. das Fehlen einer effektiven Steuerung der Milchmenge in Erzeugerhand.
Interessen der Milcherzeuger im neuen Milchpaket auf's Abstellgleis verbannt
Die Einigung zum Milchpaket ignoriert die Situation der Milcherzeuger komplett. „Die europäischen Milcherzeuger sind sehr enttäuscht!“, äußert sich Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board (EMB), zu den aktuellen Ergebnissen der Verhandlungen zwischen Kommission, Parlament und Ministerrat bezüglich der Milchmarktreform. Das Ziel einer Stärkung der Produzenten würde durch diese Beschlüsse verfehlt. Keine EU-weit verpflichtend einzurichtenden Verträge, keine Möglichkeit der Doppelmitgliedschaft, zu niedrige Bündelungsgrenzen und keine angemessene Monitoringstelle. Nur bei Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung soll eine Angebotsregulierung möglich sein. Mitte Februar wird das EU-Parlament noch formell über das jetzt vorliegende Milchpaket abstimmen.
600 Milcherzeuger bei der Jahresversammlung der IG-Milch
Am Samstag, den 19. November 2011 präsentierte IG-Milch-Vorsitzende Erna Feldhofer, nach der einjährigen Führung des Vereins, ihren Tätigkeitsbericht des letzten Jahres. Neben den Berichten über die zahlreichen Kundgebungen und Protestaktionen in Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz wurden die etwa 600 Besucherinnen und Besucher noch über die Freie Milch Austria und die geplante Markteinführung der „A faire Butter“ informiert. Lars Hoelgaard wies als Redner provokativ darauf hin, dass durch Erzeugergemeinschaften in Zukunft der Preis reguliert werden müsse und die Quote fallen werde. Graefe zu Baringdorf rüttelte in seiner Rede die Bäuerinnen und Bauern wach, und mahnte, dass jeder sein Schicksal selbst in die Hand nehmen müsse. Er gab zu verstehen, dass der Bauernmilchpreis nur über eine Mengenregulierung zu sichern sei.
„Es liegt an uns, den Kampf fortzusetzen, um letztlich erfolgreich zu sein...“
900 Milcherzeuger sind am 22.11.2011 nach Avranches in Frankreich gekommen, um bei der Versammlung des Office du lait - einer Branchenorganisation, die von den französischen Milcherzeugern ins Leben gerufen wurde - dabei zu sein. Das Office du lait möchte eine Plattform sein, auf der alle Akteure des Marktes auf Basis kostendeckender Milchpreise zusammenarbeiten. Paul de Montvalon, Präsident des Office de Lait unterstrich in seiner Rede, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Office du lait, seinem Erzeugerzweig France Milk Board und auch politischen Verbänden wie beispielsweise der APLI und der OPL für den Erfolg der Milcherzeuger sei. Alice Endres, Vertreterin des deutschen Milch Boards, ging noch einmal ganz besonders aus die Position der Erzeuger am Markt ein: „Die Milch muss vor der Molkerei gebündelt und verhandelt werden, damit die Verarbeiter gezwungen sind, einen fairen Preis zu zahlen.“
Angebotssteuerung im US-amerikanischen Milchmarkt
Am 13. Juli 2011 wurde der Gesetzvorschlag House Dairy Security Act of 2011 in die amerikanische Diskussion um eine Reform der Milchpolitik gebracht. Während einige einflussreiche Politiker, der Dachverband der Genossenschaften zur Vermarktung der Milch und ein Teil der traditionellen Bauernverbände den Reformvorschlag unterstützen, sind viele Bauernorganisationen skeptischer und die Milchindustrie scheint das Konzept in seiner vorliegenden Form auch abzulehnen. Eine Studie der Universität Wisconsin hat nun die möglichen Auswirkungen der Umsetzung des Dairy Security Act analysiert: „Die Reformen könnten zu einer Senkung des US-Milchpreises um 92$Cent / cwt führen, die Mengenregulierungs-Programme könnten in 40-45% der Perioden eines Jahres angestoßen werden und das Netto-Hofeinkommen würde um 32-48% sinken.“ Der Gesetzvorschlag bietet somit deutlich keine Angebotssteuerung im Sinne der Erzeuger.
Buchtip: „Die Kuh ist kein Klimakiller“
Kühe rülpsen Methan und Methan ist 25 Mal klimaschädlicher als Co2. Dennoch sind Rinder unverzichtbar für die Welternährung durch ihren Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Begrenzung des Klimawandels: In nachhaltiger Weidehaltung haben Wiederkäuer das Potenzial, Kohlenstoff als Humus im Boden zu speichern. Die höchsten Emissionen gehen von der synthetischen Düngung der großen Monokulturen Mais und Sojabohnen aus. Dieses Buch stellt die Systemfrage und bietet weit mehr als die Rehabilitierung der Kuh: Es belegt die Multifunktionalität des Boden-P?anze-Tier-Komplexes in der nachhaltigen Landwirtschaft, nennt die wissenschaftlichen Fakten und lässt Menschen zu Wort kommen, die mit dem Wissen des 21. Jahrhunderts wieder auf die symbiotischen Potenziale der Weidewirtschaft mit Kuh und Co. setzen.
Zahlentip: „Milch und Milcherzeugnisse in der Europäischen Union“
Der Milchsektor ist für die Europäische Union (EU) aus einer Reihe von Gründen von großer Bedeutung. Am auffälligsten ist, dass ausnahmslos alle Mitgliedstaaten der EU Milch erzeugen. In vielen Regionen der EU, die häufig von besonderem landwirtschaftlichen Wert oder Wert für die Umwelt sind (wie z.B. Bergregionen), ist die Milchwirtschaft der wichtigste Sektor. Die Milchviehhaltung hat diese Landschaften geprägt. Das Molkereiwesen besitzt daher eine Bedeutung, die weit über die Statistik hinausreicht. Durch die Milchviehhaltung erhalten viele ländliche Gebiete ihren speziellen Charakter, und ein florierender Milchsektor ist wichtig für Wirtschaft und Beschäftigung. Der Milchsektor in Zahlen, herausgegeben von der EU-Kommission.
Buchtipp: Empört Euch!
„93 Jahre. Das Ende ist nicht mehr sehr weit. Welch Glück, dies als Anlass nehmen zu können, um daran zu erinnern, was das Fundament meines politischen Engagements war: das Programm, das der Conseil National de la Résistance (Nationaler Widerstandsrat) vor 66 Jahren erarbeitete!“ Für Stéphane Hessel war das „Grundmotiv des Widerstands die Empörung“. Die Gründe, sich in unserer heutigen komplexen Welt zu empören, mögen zugegebenermaßen weniger klar erscheinen als zu Zeiten des Nationalsozialismus. Aber „wenn Sie suchen, werden Sie Gründe finden“.
Kalender „Kühe 2012“ mit Amélie, Regina und vielen anderen
Die Titelkühe ebenso wie ihre Kolleginnen auf den zwölf Monatsseiten haben alle Namen, was den lebendigen Fotos einen eigenen witzigen Charakter verleiht. Es gibt den Kalender auch mit „Gänsen und Enten“, mit „Schafen“, „Eseln“ und mit „Klassischen Traktoren“.
Gedicht: Butterberg im Nebelmeer
Wo Butterberge sich erheben
da kann es keinen Hunger geben
logo denkste doch oho
der Hunger nagt bloss anderswo
Wenn Butterberge sich erheben
dann könnt man diese weitergeben
dann wär' man - Mensch wie grandios
auf einen Streich zwei Übel los
Man müsste bloss den ganzen Schmarren
zollfrei über Grenzen karren
so läuft's doch längst schon hin und her
im schrankenlosen Grenzverkehr (...)
EMB-Termine
Hier einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Dezember:
15.12.2011: Treffen mit dem Agrarminister Ungarns in Budapest
12.12.2011: Treffen mit dem Agrarminister Bulgariens in Sofia
06.12.2011: Beratender Ausschuss Milch, in Brüssel
LANGTEXTE
Gelungene Aktionen: „Butterberge nicht verramschen, sondern vermeiden“
Über 60 Bäuerinnen und Bauern sind am 29.11.2011 an die deutsch-schweizerische Grenze in Basel gekommen, um zu zeigen, dass man beiderseits der Grenze gegen das Exportdumping von Butter ist. Anlass war ganz konkret die Verschiebung von fettreduzierten Butterprodukten aus der Schweiz nach Deutschland und Frankreich.
Die Schweizer Erzeuger zahlen hierbei doppelt: mit niedrigen Preisen für ihre Milch und zusätzlichen Pflichtabgaben für die Exportsubventionierung. In den EU-Ländern, aber auch weltweit, können diese zusätzlichen Mengen für Verzerrungen auf schon überlasteten Märkten sorgen und so den Druck auf die Erzeugerpreise erhöhen. Ursache dieser Missstände sind in der Schweiz und in der EU vor allem die Überproduktion d.h. das Fehlen einer effektiven Steuerung der Milchmenge in Erzeugerhand.
Samuel Spahn von Uniterre, EMB-Mitglied, das die Aktion von Schweizer Seite aus angestoßen hatte: „Der Handel mit Billigbutter schadet den Produzenten beiderseits der Grenze, deshalb müssen wir gemeinsam handeln. Diese symbolische Aktion verdeutlicht das Problem sehr gut.“
In der Schweiz funktioniert die Organisation des Milchsektors durch die Branchenorganisation Milch (BOM) heute überhaupt nicht, erläutert er weiter und ist sich an diesem Punkt einig mit seinem Kollegen Martin Haab von BIG-M. Aufgrund einer Entscheidung des Bundesrates ist es jetzt nicht, wie von beiden Verbänden gefordert, möglich die Milchmenge auf der Erzeugungsebene zu steuern, sondern nur die Übermengen mit Pflichtabgaben der Erzeuger zu exportieren. Der Preisdruck ist angesichts der weiter bestehenden Überproduktion unvermindert hoch und über eine Segmentierung des Milchpreises ist es den Verarbeitern gelungen, den Preis ganz regelgerecht weiter zu drücken. So will die Molkerei Emmi ab 2012 nur noch für 65% der Milch den normalen A-Preis bezahlen, für 25% den niedrigeren B-Preis und den Rest als C-Milch behandeln. Doch wie kann die Molkerei schon heute wissen, wie die Vermarktungssituation, die die Segmentierung bedingt, in 2012 aussieht?!!
Das Export-Import-Geschäft läuft gut – doch für wen?
„Gute holländische Butter! Kaufen Sie! Billiger und besser als die Schweizer Butter“, so rief der Pseudo-Milchhändler aus den Niederlanden immer wieder. Und der Emmi-Geschäftsführer führte neben vielen Banknoten auch ein Schild mit der Aufschrift „Schweizer Produkte lassen sich gut auf den EU- und Weltmärkten verkaufen“ spazieren. Natürlich war auch der Milchhändler mit Deutscher Markenbutter mit von der Partie. Man verstand sich gut unter Geschäftsleuten und schacherte vergnügt mit dem falschen Zollbeamten.
Die Schweizer Butter wurde auf die deutsche Seite der Grenze gebracht, dort standen dann die deutschen Bäuerinnen und Bauern mit großen Schildern, nahmen die Butter und brachten sie zurück in die Schweiz. Ulrike Minkner von Uniterre: „Wir brauchen eine Mengensteuerung in Erzeugerhand, welche eine nachfrageorientierte und kostendeckende Milcherzeugung ermöglicht. In der Schweiz und in der EU. Und wir zeigen heute mit dieser Aktion, dass dass wir uns nicht gegenseitig in Konkurrenz stellen lassen.“ Die Schilder sprachen deshalb: „Für marktgerechte Mengensteuerung in Produzentenhand“ - „Gegen Exportdumping und organisierte Überproduktion“ - „Gegen die Milchpreissenkungen - für faire Preise“. Franz Schweizer vom Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) kommentierte: „Das war eine sehr gute Aktion mit viel Medieninteresse, ich freue mich über diese tolle solidarische Gemeinschaftsleistung.“
Auch in Genf machten Erzeuger von den Schweizer Verbänden Uniterre und BIG-M und der französischen APLI eine erfolgreiche Aktion an der Grenze. Sie stoppten für kurze Zeit den Autoverkehr und hielten eine Pressekonferenz mitten auf der Fahrbahn ab. Das Interesse der Medien war ebenfalls groß. Ulrike Minkner von Uniterre fasste den Tag zusammen: „Ich freue mich schon auf die nächste gemeinsame Aktion mit den deutschen und französischen Bäuerinnen und Bauern von AbL, BDM, APLI und Confédération Paysanne. Denn die heutige war rundum gelungen.“
Sonja Korspeter, EMB