MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Für uns Milchproduzenten geht ein schwieriges Jahr zu Ende: Ein weiteres Krisenjahr mit bedenklichen Milchpreisen, ein neuer Agrarkommissar, der die Probleme der Erzeuger bagatellisiert und scharenweise Milchbauern, die ihre Betriebe zusperren müssen!

Seit dem Auslaufen der Milchquotenregelung mit Ende März kämpfen wir mit den Folgen eines aus dem Ruder laufenden Milchmarktes. Die Milchpreise sind seit Monaten im Keller und es ist keine Besserung in Sicht.

Wir haben zu viel Milch am Markt! Wie zu erwarten, haben Milchviehhalter in vielen EU-Ländern ihre Produktion nach Ende der Quote erheblich gesteigert. So lange in Krisenzeiten munter weiter produziert wird, kann sich der Milchpreis aber nicht stabilisieren. Angebot und Nachfrage klaffen auseinander. Laut Prognosen wird die Nachfrage nach Milch in Europa in den nächsten Jahren zusätzlich noch weiter sinken. Für das Jahr 2015 spricht man von einem Rückgang von 1%.

2015 war auch deshalb auch ein mühsames Jahr für uns, weil die Politik sich nicht vom Fleck gerührt hat und keine Anstalten zeigt, strukturelle Maßnahmen anzugehen. Die EU-Kommission hat es bis jetzt nicht geschafft, nachhaltige Lösungen aus der Krise zu finden. Agrarkommissar Phil Hogan setzt auf neue Exportmärkte und kurzfristige Finanzierungshilfen. Von Seiten der nationalen Landwirtschaftsminister ist nur vereinzelt die Forderung nach strukturellen Maßnahmen hörbar.

Wenn man das Jahr 2015 Revue passieren lässt, fällt auf, dass wir zahlreiche starke Aktionen organisiert haben. Unsere Schritte wurden von unseren Mitstreitern, von der Gegenseite und der internationalen Presse genau beobachtet. Das EMB hat Schlagzeilen gemacht! Zuletzt gab es am 12. November einen europaweiten Aktionstag mit eindrucksvollen Protestaktionen in den Ländern. Einen Überblick über die Aktionen in den einzelnen Ländern finden Sie in dieser Newsletterausgabe.

Die belgischen Milchproduzenten hatten 2015 trotz der anhaltenden Milchkrise auch einige Lichtblicke. Die Genossenschaft Faircoop, die vor 5 Jahren gegründet wurde, um Landwirten einen fairen Preis für ihre Milch zu zahlen, bietet nun Konsumenten und Bürgern die Möglichkeit, Mitglied zu werden. Wie das sogenannte „COWfunding“ funktioniert, können Sie in dieser Ausgabe nachlesen.

Für mich stellt sich die Frage wie es für die europäischen Milchbauern 2016 weiter geht. Wenn wir im nächsten Jahr einen fairen Milchpreis haben wollen, müssen wir uns für eine nachhaltige Milchpolitik stark machen. Wozu sind unsere Mitglieder im Jahr 2016 bereit ?

Erwin Schöpges, Vorstandsmitglied EMB und der MIG Belgien

Protestaktion "Milch an Juncker"

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Seit einigen Tagen bekommt EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker ganz besondere Post. Aus Protest gegen die destruktive Milchpolitik der EU-Kommission senden Milchbäuerinnen und Milchbauern aus ganz Europa Frischmilch ins Büro des EU-Politikers. 

Juncker hatte unter anderem nicht auf den offenen Brief des European Milk Board (EMB) regiert, in dem die Absetzung des Agrarkommissars Phil Hogan gefordert worden war.

Damit schaut Juncker tatenlos zu, wie mit den Milcherzeugern eine wichtige Stütze der EU-Agrarwirtschaft nicht nur gefährlich geschwächt, sondern regelrecht gekappt wird. Die chronische Überproduktion und die damit verbundenen langfristigen Tiefpreise für Milch reißen den Milchbäuerinnen und Milchbauern förmlich den Boden unter den Füßen weg. Hogan und Juncker verweigern aber den Einsatz eines subventionsfreien Kriseninstruments am Milchmarkt. Die negativen Konsequenzen dieser ignoranten Politik für Arbeitsplätze und Entwicklung – kurzum für die Stabilität innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft – werden dabei ausgeblendet.

Zu viel Milch schafft Probleme! Diese Botschaft soll Präsident Juncker nun selbst hautnah erleben.

 

Umfrage: Hogan nicht populär bei Milcherzeugern

Eine Mehrheit der niederländischen Milcherzeuger findet, dass Agrarkommissar Phil Hogan die Probleme der Bauern nicht anerkennt und will dass Hogan geht. Laut einer Umfrage von Melkvee.nl (niederländische Internetseite für Milcherzeuger) stimmen knapp 60 Prozent der Wähler dem Aufruf des European Milk Board (EMB) zu und meinen, dass Phil Hogan als europäischer Agrarkommissar ungeeignet ist.

Von den übrigen 40%, die wollen, dass Hogan bleibt, meinen etwas mehr als 20%, dass ein Abgang ein Schritt zu weit sei, sind aber auch der Meinung, dass Hogan mehr für den Sektor machen kann. Weniger als 20% der Wähler sind der Meinung, dass er bleiben sollte und glauben, dass sich das EMB mit dieser Forderung aus dem Spiel bringt. 

Silvia Däberitz, EMB und Sieta van Keimpema, DDB

Europaweiter Protesttag: Eure Politik vernichtet uns Milchbauern!

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Unter dem Motto „Eure Politik vernichtet uns Milchbauern!“ fanden am 12. November zahlreiche Proteste und symbolische Aktionen in den Mitgliedsländern des European Milk Board statt: Traktoren-Demos rollten durch die Straßen, Protestbriefe wurden übergeben, Warnfeuer entzündet und Luftballons stiegen auf.

 

Die Milcherzeuger gingen auf die Straße, um zu zeigen, dass die Krise am Milchmarkt  brandaktuell ist und eine akute Bedrohung für viele Betriebe in Europa darstellt. Und sie wollten zeigen, dass sie bereit sind gemeinsam mit den Kollegen in anderen Ländern Lösungen für den Umgang mit dem europäischen Milchmarkt zu suchen. Ganz konkret geht es um das Marktverantwortungsprogramm (MVP) des European Milk Board, das auch mit Hilfe dieser Aktionen auf die Tagesordnung der EU-Agrarministerkonferenz vom 16. / 17. November in Brüssel gebracht werden sollte.

„Wenn der Milchpreis unter die Produktionskosten sinkt, brauchen wir die Möglichkeit eines freiwilligen Lieferverzichts, wie er im MVP vorgesehen ist“, bekräftigt Roberto Cavaliere, Vorsitzender der APL (Italien). „Solange in Krisenzeiten munter weiter produziert wird, kann sich der Milchpreis nicht stabilisieren. Die großen Handelsketten haben uns dann in der Hand und bezahlen für unsere Milch nur noch unanständig niedrige Preise. In Italien haben wir mit einer großen Traktorendemo vor den Supermärkten darauf aufmerksam gemacht.“

Doch schon am Vorabend des 12.11. ging es mit einer Aktion in der Schweiz los. Die Verbände BIG-M und Uniterre veranstalteten ein großes Mahnfeuer, das unter dem Motto „Der Milchmarkt brennt – die Politik pennt“ stand. Die Mengenregulierung ist in der Schweiz schon länger abgeschafft, doch noch immer sind die Milchbauern in der Schweiz mit folgenden Themen beschäftigt: 1) Realisierung der gesetzlich vorgeschriebenen Milchkaufverträge für alle Milchproduzenten 2) Aufhebung der Pflicht billige B- und C-Milch zu liefern 3) Reorganisation der Branchenorganisation Milch, so dass Produzenten und Milchabnehmer klar zwei verschiedene Gruppen sind.

In Deutschland fanden bundesweit zahlreiche Aktionen statt, um auf die schwierigen Bedingungen an den Höfen aufmerksam zu machen. Mit Slogans wie "Milch ist billiger als Wasser!" und „Unser Geld verbrennt und die Politik schaut tatenlos zu“ forderten die Milchbauern die Politiker zum Handeln auf.

 

Worte von Politikern – nichts als heiße Luft

Dies sollte die dänische Aktion am 12. November ausdrücken. 500 Luftballons ließ man fliegen als Symbol dafür, dass Politiker vieles sagen, was dann häufig aber keine Wirkung hat und bald wieder vergessen ist. „Die Luftballons stehen auch für die 500 Millionen Euro, die das EU-Parlament als Hilfspaket bereit gestellt hat. Sie werden nicht zur Lösung der Milchkrise beitragen.“

In Nordirland versammelten sich Milchbauern der Zusammenschlüsse Fair Price Farming Northern Ireland und Farmers for Action (FFA) vor dem Belfaster Rathaus, um die Probleme und Forderungen der Milchbauern kundzutun. Sie verschenkten Milch an Passanten, um deutlich zu machen, dass sie kein Geld verdienen mit dem Produkt, das sie erzeugen. Auf Tafeln verlangten sie von EU-Agrarkommissar Phil Hogan endlich zu handeln, und zwar für faire Preise und eine Marktsteuerung wie sie das EMB Marktverantwortungsprogramm vorschlägt.

ICMSA, die irische EMB-Mitgliedsorganisation, führte in den vorhergehenden Wochen viele Gespräche mit nationalen Politikern, um die Sorgen und Forderungen der Milcherzeuger zu verdeutlichen. Am 12. November veranstaltete der Verband ein Pressegespräch zur Besorgnis erregenden Situation am EU-Milchmarkt und damit auf den irischen Milchbetrieben.

Auch in Paris gab es eine Pressekonferenz von APLI, einer der beiden französischen Mitgliedsorganisationen mit EMB gemeinsam. Thema war die aktuell katastrophale wirtschaftliche Situation der Milcherzeuger und die Notwendigkeit einer Marktsteuerung. Die niederländischen Verbände DDB und NMV machten vor dem Parlamentsgebäude in Den Haag eine symbolische Aktion – mit einer aufgehängten Faironika. „Eure Politik lässt uns Milchbauern hängen und ruiniert uns“, lautete das Motto. Zusätzlich gab es eine Pressekonferenz.

 

Faire Preise und Mengenmanagement

In Litauen sammelten Milcherzeuger an diesem Tag aufs Neue Unterschriften für eine Petition, die von den europäischen Institutionen sowohl faire Preise als auch ein Mengenmanagement auf dem Milchmarkt fordert. „To be or not be“ darum ginge es für die Milcherzeuger bei der Frage, ob es gelinge, diese beiden Punkte umzusetzen.

Die spanische OPL hat eine symbolische Protestaktion in Santiago de Compostella, der Hauptstadt von Galizien gemacht: Es wurden 1.000 Liter Milch kostenlos verteilt, um auf die niedrigen Milchpreise hinzuweisen. Außerdem zündeten die Milcherzeuger einige Strohballen an, die sie dann mit Milch löschten: „Denn die ist im Supermarkt billiger zu haben als Wasser.“

Und die Aktionen gingen weiter. Gleich am 13. November gab es eine deutsch-französische Aktion von OPL und BDM auf der Rheinbrücke. Ein Trauerkranz wurde symbolisch in den Rhein geworfen, um zu zeigen, dass die Landwirtschaft den Bach runtergeht. Zusätzlich badeten Milchbauern mitten auf der Rheinbrücke in einem Swimmingpool gefüllt mit Milch, um auf die Problematik der Überproduktion hinzuweisen: „Wir gehen unter in Milch.“

Bei allen Aktionen wird deutlich: Die niedrigen Milchpreise der vergangenen Monate sind keine kurzfristigen Marktschwankungen, die ein gesundes Unternehmen abfedern kann. Aktuell liegen die Erzeugerpreise in den meisten EU-Ländern um 10 bis 20 Cent unter den Produktionskosten (In Irland und Norddeutschland bei 25, in Litauen bei nur noch 19 Cent/Liter). Solche Preise sind die Folge einer kurzsichtigen Politik, die auf billige Rohstoffe für den Export setzt anstatt nach nachhaltigen Lösungen für Erzeuger und Verbraucher zu suchen.

Sieta van Keimpema, Vorsitzende des Dutch Dairymen Board und Vize-Präsidentin des EMB, fasst in einer Videobotschaft zusammen, um was es geht: „Kostendeckende Milchpreise und ein flexibles Kriseninstrument sind die Basis für eine nachhaltige Milchwirtschaft in der EU!“

EMB Video zum Aktionstag

Sonja Korspeter

Pressemitteilung: Milchpreise decken Kosten nur noch zu 66 Prozent

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Aktuelle Zahlen für Juli zeigen ein Abrutschen der Kostendeckung in Deutschland

(Brüssel, 01.12.2015) 100 Prozent investierte Arbeit und 100 Prozent Milchqualität – aber nur 66 Prozent Kostendeckung. Für Juli zeigt die aktuelle Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) die Misere im Milchsektor ausnehmend deutlich: Bei einem Preis von 29,42 Cent konnten die Kosten in Deutschland von durchschnittlich 44,79 Cent nicht einmal annähernd gedeckt werden.Diese Schieflage in der Milchproduktion mit ihren einschneidenden Konsequenzen für die Erzeuger und die ländliche Entwicklung ist allerdings nicht allein ein deutsches Problem.

Abstürzende Preise sind in ganz Europa Normalität, wie Preismeldungen aus den anderen Ländern zeigen. Zwischen 10 und 19 Cent liegen die Auszahlungspreise beispielsweise in Litauen. In Belgien sind es 25 und in Dänemark noch 29 Cent, die die Erzeuger für einen Liter Milch ausbezahlt bekommen. Damit befindet sich die Milchproduktion in Europa inmitten einer tiefen Krise, die viele Höfe die Existenz kostet. Jedoch weigert sich – trotz aller Fakten und Informationen aus dem Sektor – EU-Kommissar Phil Hogan von einer Krisensituation zu sprechen. Die damit verbundene politische Passivität verschleppt und vergrößert das Problem noch  zusätzlich.

Grund für die Preisstürze: Seit April ist die Produktion in vielen Ländern Europas stark angestiegen. Über 12 Prozent wurden beispielsweise in Irland von April bis August 2015 mehr produziert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Und auch Deutschland, die Niederlande und Polen haben mit Mehrmengen von über 7 sowie 2,5 bzw. 3,3 Prozent starke Produktionszuwächse zu verzeichnen.

Dabei könnte man die Überproduktion mit einem wirksamen Instrument  durchaus eindämmen. Das European Milk Board (EMB) hat dafür ein Konzept erarbeitet, das verantwortungsvoll mit einem freiwilligen Lieferverzicht die Mengen in ganz Europa wieder auf ein gesundes Maß bringen kann.

Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) setzt  dabei auf  ein konstruktives Zusammenspiel von Politik und Milchsektor. Es kommt nur in Krisenzeiten zum Einsatz und dient damit als wichtiges Sicherheitsnetz, wenn – so wie aktuell – sowohl Binnenkonsum als auch Export mit der Milchproduktion nicht mithalten können.

Dass strukturelle Änderungen im Milchsektor notwendig sind, wenn man die EU-Produktion nicht weiter gefährden will, leuchtet sektorübergreifend ein. Um die Lethargie der EU-Kommission hier zu beenden, fordern die Milcherzeuger seit Monaten in vielen Ländern mit großen Protesten wirksame Maßnahmen ein. Adressiert wurden damit neben EU- und nationalen Politikvertretern auch all jene Bauernverbandsvertreter, die trotz der angespannten Lage den Einsatz wichtiger Instrumente weiter stark bremsen. Jene sind besonders aufgefordert, die Interessen ihrer Basis ernst zu nehmen und nicht gegen sie zu arbeiten. Ein ausgeglichener Markt und angemessene Preise sind die Voraussetzung für eine zukunftsfähige Milchproduktion. Kurzsichtige Exportstrategien, die offensichtlich nicht funktionieren, schwächen den EU-Milchsektor und zeigen zudem die Blindheit und falsche Prioritätensetzung ihrer Verfechter.

Mehr zum Marktverantwortungsprogramm (MVP) finden Sie auf der Internetseite des EMB unter: http://www.europeanmilkboard.org/

 

Hintergrund:

Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die deutschlandweiten Erzeugungskosten der Milch. Sie basiert zum einen auf Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Statistischen Bundesamt und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

Auf dieser Studie aufbauend hat die MEG Milch Board den Milch Marker Index (MMI) entwickelt, der den aktuellen Verlauf der Erzeugungskosten (mit Basisjahr 2010 = 100) dokumentiert. Für Juli 2015 beträgt der MMI 108 Punkte. Vierteljährlich wird er gemeinsam mit einer Preis-Kosten-Ratio veröffentlicht. Diese zeigt das Verhältnis zwischen den amtlich erfassten Rohmilchpreisen und den Milcherzeugungskosten.

EMB Pressemitteilung

Die Milchmarktbeobachtungsstelle der EU - Mit Absicht hilflos?

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Bei den Expertentreffen der EU-Kommission mit Akteuren des Milchmarkts werden die Probleme des Sektors nicht nur offen auf den Tisch gelegt. Sie werden förmlich ausgebreitet und ausgiebig analysiert. Das ist sehr gut und gibt einen detaillierten Blick auf das Milchmarktgeschehen.

 

Die Analysen zeigen deutlich, wie stark sich der Markt in den vergangenen Monaten destabilisiert hat: Denn die angelieferte Milchmenge ist zwischen April bis September 2015 im Vergleich zum Vorjahr EU-weit um 2,9% gestiegen, die Milchpreise lagen im Oktober mit 29,7 Cent weit unter dem Kostenniveau. Und auch die Veränderungen bei Butter- oder Magermilchpulverpreisen dümpeln in der EU weiter tief im Minusbereich herum. Während Ende März 2015 der Preis für Butter bei 326 Euro/ 100 kg lag, waren es Ende November noch 304 Euro. Bei Magermilchpulver fiel der Wert im gleichen Zeitraum von 207 auf 174 Euro pro 100 kg. Hinzu kommt, dass die aktuellen Einlagerungen von Butter, Magermilchpulver oder auch Käse sich auf einem alarmierend hohen Niveau bewegen und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den kommenden Monaten nicht geringer werden.

 

Klare Fakten – befremdliche Passivität

In diesen Treffen der EU-Kommission mit Vertretern der Milchindustrie, des Handels, und der Bauern wird gemeinhin bedauert, dass die Situation so ist wie sie ist. Mit regelrechten Sorgenfalten auf der Stirn wird die Überproduktion am Markt beobachtet. Wird sich der Markt wieder erholen? Man hofft es stark. Will man in der EU-Kommission dafür etwas tun? Nicht wirklich. Einzig zu einem schwachen Appell an den einzelnen Milchbauer lassen sich Kommissionsvertreter hinreißen: „Produzieren Sie doch etwas weniger, bitte“. Dass der bloße Appell an die Solidarität des Einzelnen naiv ist, liegt eigentlich auf der Hand. Ebenso wie die Tatsache, dass man als Milcherzeuger auf die Tiefpreise am Markt oftmals mit Mehrproduktion reagieren muss, um seine Stückkosten noch weiter zu senken und zumindest noch eine Weile länger überleben zu können. Das pusht dann aber die Menge weiter und lässt Preise noch stärker abstürzen. Die individuelle Reaktion mit Blick auf den eigenen Hof widerspricht also der effektiven Reaktion für den Gesamtmarkt.

Will man aber eine passende Reaktion am Markt erreichen, braucht es die richtigen Anreize. Anreize, um weniger anstatt mehr zu produzieren. Einen freiwilligen Lieferverzicht beispielsweise. Aber von solchen Lösungen möchte die Kommission nichts wissen. Dann doch lieber noch einmal die Stirn in tiefe Falten legen und ein wenig mehr Hilflosigkeit vortäuschen.

Silvia Däberitz, EMB

EMB Milchpreisvergleich neu - Machen Sie mit!

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Der EMB Milchpreisvergleich wurde kürzlich überarbeitet, um eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas zu garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt.

 

Der Milchpreisvergleich ist in erster Linie Info und Service für die Milchproduzenten und zeigt ihnen, was Milchbauern in den anderen Ländern für ein kg Milch jeweils erhalten. Die Mitgliedsverbände können die Zahlen als politisches Instrument und für Lobbying Maßnahmen nutzen.

Laut aktuellem Vergleich, liegen die Oktober Milchpreise unserer Betriebe zwischen 22 und 30 Cent.

Hier geht's zum EMB Milchpreisvergleich

 

Wie werden die ausgewiesenen Milchpreise berechnet und wie ist der Vergleich aufgebaut?

Der aktualisierte EMB-Milchpreisvergleich setzt sich wie folgt zusammen:

a)     In Zeile A ist der Milchpreis ausgewiesen, welcher von der Molkerei ohne Zu- und Abschläge für ein standardisiertes Kilogramm Milch bei 4 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß ausbezahlt wurde. Dies ist der Milchpreis, den jeder Landwirt unabhängig von Qualitätskriterien/weiteren Abstufungen erhält. Dafür wird die Milchmenge bei betrieblichen Eiweiß- und Fettgehalt auf die Menge umgerechnet, welche der Betrieb bei einem Standard von 4% Fett und 3,4 % Eiweiß abgeliefert hätte und mit dem ausgezahlten Milchgeld verrechnet.

b)    In Zeile B wird für diesen Milchpreis zusätzlich angegeben, um wie viel Prozent er sich von Monat zu Monat verändert hat. Ab dem Jahr 2016 wird dann auch angegeben werden können, wie sich der Milchpreis im Vergleich zu den Vorjahresmonaten in 2015 verändert hat.

c)     In Zeile C wird zusätzlich der Milchpreis bei 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß dargestellt, welcher mit den Zu-und Abschlägen an die meldenden Milchviehbetriebe ausgezahlt wurde.

Nachzahlungen werden erst am Jahresende eingerechnet und im Auszahlungspreis für den Jahresdurchschnitt berücksichtigt. Die Milchpreise sind ohne Mehrwertsteuer ausgewiesen.

Es handelt sich um die Abrechnung einzelner Betriebe und ihrer Molkereien. Die Betriebe bzw. Molkereien der Länder sind mit dem Landeskürzel und der fortlaufenden Nummer gekennzeichnet. So werden beispielsweise in Belgien die beiden teilnehmenden Betriebe/Molkereien mit BE1 bzw. BE2 gekennzeichnet.

 

Aufruf zur Beteiligung: Wir suchen Betriebe, die uns ihre Milchabrechnung zur Verfügung stellen!

Helfen Sie mit, den Milchpreisvergleich noch aussagekräftiger zu machen! Aktuell haben sich Betriebe aus sechs Ländern (Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich) bereit erklärt, uns regelmäßig ihre Abrechnungen zu schicken. Wir brauchen möglichst viele Betriebe aus weiteren Staaten. Je mehr Länder und Höfe sich daran beteiligen, desto mehr Gewicht bekommt unser Milchpreisvergleich!

Wie können Sie sich beteiligen?

-       Für den Milchpreisvergleich werden Milchviehbetriebe aus möglichst vielen weiteren Ländern gesucht, die uns ihre Milchgeldabrechnungen zusenden. Die Daten werden selbstverständlich anonym behandelt und ausschließlich für den Milchpreisvergleich verwendet.

-       Wichtig ist, dass Sie uns regelmäßig, d.h. jeden Monat, Ihre Milchabrechnung per Email oder Fax zuschicken.

 

Wenn Sie mitmachen wollen oder spezifische Fragen haben, dann melden Sie sich bitte bei Regina Reiterer unter reiterer@europeanmilkboard.org.

Danke für Ihre Unterstützung!

Regina Reiterer, EMB

EU steigert Produktion, während sie in Neuseeland zurückgeht

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Viele Zahlen zur Milcherzeugung in Neuseeland, den chinesischen Einfuhren und dem Weltmarkt liegen noch nicht vor. Nach Informationen des dänischen Milcherzeugerverbandes LDM ist die Produktion in Neuseeland von 7,64 Milliarden kg im Jahr 2014 auf 7,36 Milliarden kg im Jahr 2015 gefallen.

Anders gesagt, entspricht dies einem Rückgang von 3,7 Prozent bzw. genau 279 Millionen kg Milch, nicht mehr. Aber gegenüber dem mittleren fünfprozentigen Produktionsanstieg der Neuseeländer ist es trotzdem ein Rückgang. Nach Zahlen von Eurostat ist die monatliche Milchabholung in der EU in etwa 400 Millionen kg höher als vor einem Jahr und 900 Millionen kg höher als vor zwei Jahren.

Fast die gesamte zusätzliche Milchproduktion in der EU muss exportiert werden, also kann sich der Leser selbst ausrechnen, ob dies einen Einfluss auf den Weltmarkt hat oder nicht. In Dänemark sagt man uns immer wieder, dass die kleine Steigerung der europäischen Produktion keine Folgen für den Weltmarkt hätte. Für jedes Prozent Anstieg in der europäischen Milchmenge müssen sich die Exporte um 10 Prozent erhöhen, da der Verbrauch in Europa stabil bleibt. Die jährlich in Europa produzierte Menge liegt bei 150 Milliarden kg.   

US-Exporte werden subventioniert
Der US-amerikanische Genossenschaftsverband Cooperatives Working Together (CWT) erhält freiwillige Zahlungen von Erzeugern und ihren Organisationen. Diese Zahlungen werden als Finanzhilfe für Exporte verwendet, um die inländischen Milchpreise anzuheben. CWT hat 2014 Beihilfen für die Ausfuhr von Produkten, die aus über einer Milliarde Liter Milch hergestellt wurden, gezahlt und der Betrag soll sich in diesem Jahr in der gleichen Höhe bewegen. Nach Berechnungen von CWT führen die Beihilfen zu einem um 0,80 Eurocents höheren Milchpreis (im Vergleich zum Preis ohne Beihilfen). Weitere Informationen: www.cwt.coop

Kjartan Poulsen, LDM Dänemark

Premiere in Belgien: Fairebel führt COWfunding ein

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Die Milchbauern der Genossenschaft Faircoop nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Bereits 2010 haben die belgischen Milchbauern wegen der anhaltenden Krise im Milchsektor die Marke Fairebel mit der schwarz-gelb-roten Kuh ins Leben gerufen.

 

 

Ziel war und ist es, den Landwirten eine angemessene Entlohnung für ihre Arbeit zu zahlen. Die Betriebe ihrerseits wollen authentische Milch vom Bauernhof erzeugen und verpflichten sich, umweltschonende Auflagen bei der Bewirtschaftung zu erfüllen. Die Marke Fairebel führt mittlerweile Voll- und Halbfettmilch, Schokomilch, Käse sowie Premium Eiscreme.

Seit Ende Oktober bietet die Faircoop den Konsumenten nun an, mit dem sogenannten „COWfunding“ Genossenschaftsmitglied zu werden. COWfunding bedeutet nicht nur eine finanzielle Unterstützung der Genossenschaft um neue Projekte zu entwickeln, sondern unterstützt die belgischen Landwirte auch dabei, ihre Verhandlungsposition gegenüber dem Handel zu stärken.

Für einen Betrag zwischen 50€ und 500€ kann jeder Bürger in Faircoop investieren, sich am Kapital der Genossenschaft beteiligen und sich ganz bewusst für eine faire und nachhaltige Milchproduktion entscheiden.

Auf der Website www.fairebel.be finden Sie alle erforderlichen Informationen.

 

Daniel Hick von Faircoop erklärt COWfunding

Video: Fairebel stellt COWfunding in Brüssel vor

Interview mit Christian Lenoir, Milcherzeuger aus Hombourg (auf Französisch)

Video: COWfunding wird in Gent vorgestellt (auf Niederländisch)

 

Daniel Hick, MIG Belgien

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