MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Neues aus Frankreich: Auf das Massaker folgt die Beerdigung!

Die französische Landwirtschaft, die bis zum Hals in der Krise steckt, kommt in den Genuss eines neuerlichen Hilfsplans. Xavier Beulin, Geschäftsmann in der Nahrungsmittelwirtschaft und berühmt-berüchtigter Vertreter des Bauernverbands, ist es gelungen, in weniger als einem Jahr die Verwirklichung seiner Wunschliste für das Jahr 2016 durchzusetzen.

Nachdem er in Paris mit seinen Traktordivisionen die Muskeln hat spielen lassen, ist es ihm gelungen, die Phase vor den Präsidentschaftswahlen zu nutzen, um der Politik den Frieden schmackhaft zu machen – seine Auslegung des Friedens.

Die Landwirte, die zu kämpfen haben, werden auf dem Weg in den Frühruhestand oder bei der Umstellung ihrer Betriebe begleitet. Der Höhepunkt der Interessensvertretung der Bauern! Der letzte Schritt in der Ausmerzung derjenigen, die das angestrebte System infrage stellen. Für die Viehhalter wird das Todesurteil ausgesprochen: Problemlösung unter Freunden, wo man Paul das Fell über die Ohren zieht, um Peter damit zu kleiden, ohne Xavier in die Quere zu kommen. So werden die Schlachtkörper der Milchkühe, die die Kurse schwächen (wohl stärker als die Importe…) vom Markt genommen, um die Fleischbetriebe zu stützen.

Die Getreidebauern sind nach einem Jahr mittelmäßiger Ernten die ersten Nutznießer dieses Plans. Ein schlechteres Jahr alle zwanzig Jahre! Das wäre für den Milchviehhalter oder Viehzüchter, der sich mit einem etwas besserem Jahr alle zehn Jahre begnügen muss, ein Geschenk – Glückseligkeit pur. Xavier Beulin muss nicht die Ferienwohnung im Alpenskiort oder in Nizza verkaufen, um über die Runden zu kommen, ganz zu schweigen von seinem Kapital, seinem Haus. Ein einziges schlechtes Jahr für die Getreidebauern, und der Riss wird mit nationaler Solidarität ausgespachtelt. Skandalös, unmoralisch, abstoßend.

Seit seiner Gründung hat der unabhängige Milcherzeugerverband APLI mit Unterstützung des EMB angeprangert, dass die Bauernverbände in allen europäischen Ländern mit den Regierungen gemeinsame Sache machen, wobei das Gewicht der Getreideriesen in den Bauernverbänden die Entscheidungen zugunsten ihrer Gewinne lenkt, zulasten der anderen landwirtschaftlichen Zweige. Muss man es denen verübeln, die trotz Fakten, trotz aller Beweise durch ihr passives Verhalten und ihre Naivität dazu beitragen, einen gesamten landwirtschaftlichen Zweig zu zerstören, indem sie dieses Vernichtungskommando des Bauernverbands unterstützen, das leider auf dem Papier die Mehrheit darstellt? Oder muss man auf diejenigen wütend sein, die die Einigkeit unter den Landwirten ausnutzen, die manipulieren und rauben, um ihre Berufskollegen zu zerstören?

Wir haben vor kurzem das zehnjährige Bestehen des EMB gefeiert. Wir kommen langsam, aber sicher voran – trotz der täglichen Hindernisse. Diejenigen, die sich unserer Bewegung und dem EMB anschließen, haben bereits gewonnen – in menschlicher und sozialer Hinsicht und weil sie langsam wieder Frieden mit sich selbst finden.

Die Milchviehhalter, die noch nicht dabei sind, müssen nur einen Schritt tun, um unsere Reihen zu verstärken. Es wird sicher den Sieg für alle bringen, für uns Bauern, die einfach nur angemessen von unserer Arbeit in einem gesunden und zukunftsträchtigen Umfeld leben möchten.

Ich wünsche Euch allen erholsame Feiertage und viel Energie für das nächste Jahr. Die Krise der Milcherzeuger ist noch lange nicht ausgestanden. Wir werden uns weiterhin für eine nachhaltige Milchpolitik stark machen!

Boris Gondouin, Vorstandsmitglied des EMB und Vorsitzender der APLI Frankreich

Französische Abgeordnete legen Vorschlag zur Marktregulierung vor

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© OPL

In Frankreich hat das vom European Mik Board erarbeitete Marktverantwortungsprogramm (MVP) Eingang in einen Entschließungsantrag  gefunden, der einstimmig vom Europaausschuss der französischen Nationalversammlung angenommen wurde.

 

Der in der Bauerngewerkschaft Coordination Rurale (CR) angesiedelte Milcherzeugerverband OPL, der sich schon seit geraumer Zeit für die Umsetzung des MVP einsetzt, begrüßt diese Tatsache.

Diese positive Entwicklung stimmt uns zuversichtlich im Hinblick auf unsere wiederholte Forderung einer Marktregulierung, welche für den Milchsektor – aber auch für die anderen Produktionszweige – unabdingbar ist. Das MVP sieht vor, dass Erzeuger, die während einer offiziell festgestellten Krise, bei der das Angebot die Nachfrage zu sehr übersteigt, ihre Produktion weiter erhöhen, eine Abgabe zahlen müssen, während die Erzeuger, die sich zu einer Mengenreduzierung bereit erklären, eine Entschädigung erhalten können. Wir wurden mehrmals von der Nationalversammlung angehört, wobei wir wiederholt für eine Einführung des MVP plädiert haben. Die Abgeordneten scheinen unseren Forderungen endlich Gehör geschenkt zu haben und ein Umdenken hin zu einer Regulierung des Milchmarktes einzuleiten.

In ihren Reden und Interviews sind die Abgeordneten sich einig: Sie wollen sich für einen Erhalt der Familienbetriebe und der mit ihnen verbundenen Arbeitsplätze einsetzen; für eine verantwortungsvolle und fairere Landwirtschaft. Nun haben sie die Gelegenheit, ihre Worte in Taten umzusetzen. Die Aufrechterhaltung dieser Entschließung wird zeigen, wie ehrlich sie es meinen. Gleichzeitig wird Frankreich sich dadurch verpflichten, eine wahre Regulierungspolitik auf EU-Ebene einzufordern.

Die französische Nationalversammlung hat den Text der Entschließung am 19. November verabschiedet. In diesem Antrag fordert sie "die Einführung eines Anreiz- und Verpflichtungsprogramms, ähnlich dem Marktverantwortungsprogramm des European Milk Board, welches in Krisenzeiten eine Glättung der Einkommen und der produzierten Menge ermöglicht".

Die OPL begrüßt diesen Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig sind wir uns jedoch bewusst, dass die derzeit diskutierten Vorschläge viel eher auf Versicherungssysteme und eine neue Agrarpolitik aufbauen, als auf eine wahrhaftige Regulierungspolitik. Das im Rahmen des amerikanischen Farm Bills eingeführte Margin Protection Program wird hierbei als Beispiel angeführt. Jedoch stehen einem solchen System zwei wesentliche Hürden entgegen: dessen Unvereinbarkeit mit der gemeinsamen Marktordnung und der europäische Haushalt. Ein Versicherungssystem baut auf die Erzeugung eines einzigen Produktes auf, was die Rückkopplung der Direktzahlungen wieder in Frage stellen würde. Zudem arbeitet die EU mit einem Jahreshaushalt – der Haushalt müsste jedoch mindestens für drei Jahre gelten.

Die Molkereien, u.a. auch die Genossenschaftsmolkereien, arbeiten momentan daran, ein solches System mit der gemeinsamen Marktordnung in Einklang zu bringen. Und wir alle kennen die Macht der Lobbyvereine!

Unsere Arbeit im EMB gegenüber der europäischen und nationalen Politik aller Mitgliedsstaaten muss deswegen nicht nur weitergeführt, sondern noch verstärkt werden, damit die Regulierung ein solider Grundpfeiler der Agrarpolitik wird.

Véronique Le Floc’h, OPL Frankreich

Erzeugerorganisationen in Frankreich: Mitgliedschaft nun bei mehreren Dachverbänden möglich

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© Denis Jehannin

Durch eine neue Verordnung ist es Erzeugergemeinschaften in Frankreich nun möglich, Mitglied mehrerer Dachverbände – d.h. Vereinigungen von Erzeugergemeinschaften – zu werden. Im ursprünglichen Gesetzestext von April 2012 war Erzeugergemeinschaften diese doppelte Mitgliedschaft noch untersagt.

 

Die neue Verordnung sieht vor, dass "eine Organisation Mitglied mehrerer Vereinigungen von Erzeugergemeinschaften werden kann [...], unter der Bedingung, dass diese Vereinigungen unterschiedliche und miteinander vereinbare Ziele verfolgen und dass sie Regeln festlegen und Maßnahmen umsetzen, die nicht denselben Inhalt haben. Die Mitgliedschaft bei mehreren Vereinigungen darf nicht die korrekte Umsetzung ihrer Tätigkeiten verhindern".

 

Interview mit Denis Jehannin, Milcherzeuger im Departement Ille-et-Vilaine (Bretagne), Vizepräsident des France MilkBoard Grand-Ouest

 

Was ändert sich für die Milchproduzenten durch die neue Verordnung?

Seit dem 21. Oktober haben französische Milcherzeugergemeinschaften die Möglichkeit, sich mehreren Dachverbänden anzuschließen, insofern diese unterschiedliche Ziele verfolgen, z. B. mit einem Informations- und einem Verhandlungsmandat. Zuvor konnte eine Milcherzeugergemeinschaft lediglich Mitglied eines einzigen Dachverbandes sein.

 

Was bedeutet das konkret für die Milcherzeuger?

Diese Änderung wird die Position der Erzeuger stärken, z. B. im Bereich Mengensteuerung und Preisverhandlung. Damit dies jedoch tatsächlich der Fall ist, müssen diese Dachverbände molkereiübergreifend aufgestellt sein, d.h. dass sie Mitglieder bündeln, die ihre Milch an verschiedene Molkereien liefern.

Die drei France MilkBoard werden nun die Möglichkeit haben, sich in einer nationalen Vereinigung zusammenzuschließen (Dachverband France MilkBoard) und gleichzeitig auch Mitglied einer grenzüberschreitenden Vereinigung zu werden.

 

Sie möchten sich also auch mit Ihren europäischen Kollegen bündeln? Was würde eine Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus für Vorteile bieten?

Im Rahmen der Bündelungskommission des EMB arbeiten wir auch jetzt bereits mit unseren deutschen und belgischen Kollegen zusammen. Diese Kommission hat zunächst den Auftrag, den Erzeugern einen Informationsaustausch zu ermöglichen. Aber letztendlich soll auch diese Zusammenarbeit auf dasselbe Ziel hinarbeiten: einen kostendeckenden Preis für alle Milcherzeuger in Europa, dank einer Mengensteuerung.

Vielen Dank für das Interview!

Silvia Däberitz, EMB

 

Informationen zur Verordnung vom 20. Oktober 2016 über die Mitgliedschaftsbedingungen einer Erzeugergemeinschaft bei mehreren Vereinigungen von Erzeugergemeinschaften im Kuhmilchsektor (auf Französisch)

Schweiz: Das Versagen der Branchenorganisation Milch hält an

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© wikimedia

Nun hat also die Schweizer Branchenorganisation Milch (BOM) auf die Forderung des Milchgipfels vom 27. Mai 2016 reagiert und eine angebliche "Verschärfung" des Milchkaufvertrages beschlossen. Die Befürchtungen von BIG-M sind leider bestätigt worden: Nach langem Hin und Her wurde noch der Passus eingefügt, dass die Mengen A- und B- und C- Milch für den Folgemonat auch in Prozenten mitgeteilt werden können.

Dies wird nun für die Mehrheit der Produzenten die Regel sein und damit bleibt alles beim alten. Jeder soll liefern soviel er kann. Keine Steuerung der Milchmengen nach Angebot und Nachfrage.

Im Schweizer Landwirtschaftsgesetz Art 37 Abs 2 steht: "Ein Standardvertrag im Sinne dieses Artikels ist ein Vertrag, der eine minimale Vertrags- und Vertragsverlängerungsdauer von einem Jahr sowie mindestens Regelungen über die Mengen, die Preise und die Zahlungsmodalitäten enthält."

Wir Milchbauern sind entrüstet! Wenn im Gesetz von Mengen geredet wird, dann sind damit Milchmengen in Kilo oder Liter gemeint und nicht Mengenprozente! Diese Übung mit unzähligen teuren Sitzungen hätte sich die BOM nun wirklich sparen können. Außer noch mehr unnützem Bürokram für die Milchhändler bringt dieser Beschluss für die Milchbauern absolut nichts. Überschüsse sollen unter keinen Umständen verhindert werden. Alle Abgeordneten und Vorstände, welche diesem BOM Papier zugestimmt haben, wussten das. Aber fast alle haben die Hand hochgehalten und tun nun so, als hätte die Branche ihre Hausaufgaben gemacht. Wie peinlich ist denn das???  Alle reden doch von der Stärkung der Position der Milchproduzenten. Doch dazu müsste der Milchmarkt im Lot sein. Offensichtlich haben wieder einmal mehr jene Interessenvertreter gewonnen, welche von einer Überschusssituation hemmungslos profitieren.

Werner Locher, Sekretär BIG-M

Großer Dank an die Verbraucher - Jetzt sind Handel, Molkereien und der Bund gefordert

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Der Milchvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Ottmar Ilchmann, hat sich bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern für ihre große Bereitschaft bedankt, für Milch wieder höhere Preise zu zahlen.

 

„Für Frischmilch und einige andere Milchprodukte haben die Handelsketten nun sprunghaft die Preise stark angehoben und damit eine ebenso starke Preissenkung vor einem halben Jahr rückgängig gemacht. Jetzt müssen Handel und Molkereien sicherstellen, dass das Geld der Verbraucher auch voll und ganz bei den Milchbauern und Bäuerinnen ankommt, die über zwei Jahren lang mit absoluten Niedrigstpreisen abgespeist worden sind“, forderte Ilchmann an die Zentralen der Handelsketten und Molkereien gerichtet. Weder die Handelsketten noch die Molkereien, sondern allein die Bauern hätten unter den ruinös niedrigen Preisen der letzten zwei Jahre gelitten. „Die Milchbauern haben gegenüber den Molkereien bisher kein Verhandlungsgewicht. Wir tragen das Preisrisiko der gesamten Kette ganz allein. Das hat viele von uns zur Aufgabe gezwungen, und diejenigen, die noch weitermelken, sind finanziell ausgeblutet. Deshalb müssen die höheren Ausgaben der Verbraucher voll und ganz den Milchviehbetrieben zugutekommen“, erklärte Ilchmann.

Zugleich ruft der stellvertretende AbL-Vorsitzende die Berufskolleginnen und Berufskollegen auf, jetzt alles zu tun, um ein erneutes Anwachsen der erzeugten Milchmenge zu vermeiden. „Auch wir Milcherzeuger haben eine Verantwortung. Die sollten wir gerade jetzt wahrnehmen, denn angesichts noch erheblicher Mengen an staatlich geförderten Lagerbeständen kann die beginnende Preiserholung schnell wieder abgewürgt werden durch zu viel Milch am Markt“, so Ilchmann.

Damit die einzelnen Milcherzeuger diese Verantwortung für eine vernünftige und faire Preisgestaltung wahrnehmen können, müsse der Gesetzgeber ihnen auch die passenden Instrumente an die Hand geben. Bundesminister Christian Schmidt könne sich nicht darauf ausruhen, dass er seine langjährige Ablehnung gegenüber mengenbegrenzenden Maßnahmen in den letzten Monaten geändert habe. „Herr Schmidt macht sich einen schlanken Fuß, wenn er die wirtschaftlichen Perspektiven der Milchviehhalter nun wieder voll und ganz in die Hände der Milchindustrie und ihrer Verbände legen will. Diese Krise hat deutlich genug gezeigt, dass die deutschen Molkereien nicht willens sind, die gegenläufigen Interessen der Milcherzeuger in Fragen von Menge und Preis anzuerkennen. Anders als Molkereien in Österreich und den Niederlanden haben sie Selbsthilfemaßnahmen wie einen kurzfristigen Bonus für Mengenbegrenzung in Überschusszeiten und Qualitätsstrategien verweigert. In Zukunft dürfen die Molkereien darüber nicht mehr alleine und über die Köpfe der betroffenen Milchbauern hinweg entscheiden können“, resümiert Ilchmann. „Die Lehre der Krise muss sein, den Milcherzeugern ein echtes Verhandlungsgewicht gegenüber den Molkereien und auch gegen die Genossenschaftsmolkereien zu verschaffen, um solche Krisen zu vermeiden. Da ist und bleibt Bundesminister Schmidt gefordert“, so der stellvertretende AbL-Vorsitzende.

Pressemitteilung  AbL – Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft vom 04.11.2016

Erfolgreiches Nyéléni-Forum für Ernährungssouveränität

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Das zweite europäische Nyéléni-Forum für Ernährungssouveränität fand vom 25. – 30. Oktober in Cluj-Napoca, Rumänien, statt. Über 700 TeilnehmerInnen aus rund 40 Ländern, darunter Bäuerinnen und Bauern, KonsumentInnen und urbane Bewegungen, NGO’s, ArbeiterInnen und Gewerkschaften, fanden dabei zusammen.

Die industrielle Landwirtschaft und Freihandelsabkommen wie zum Beispiel TTIP/CETA bedrohen die bäuerliche Landwirtschaft. An den Nyéléni-Treffen entwickeln die TeilnehmerInnen Strategien und Aktionspläne, um dem neoliberalen System entgegenzuwirken und Alternativen aufzuzeigen. In der Europäischen Nyéléni-Erklärung von 2011 (Krems, Österreich) heißt es: „Wir wollen die Grundsteine dafür legen, dass Menschen ihre eigene Versorgungssysteme für Nahrungsmitteln entwickeln können.“ Konkret umfasste das 2. Forum in Cluj-Napoca die vier Diskussionsschwerpunkte „Neue Modelle der Lebensmittelproduktion und des Konsumverhalten“, „Lebensmittelverteilung“, „das Recht auf natürliche Ressourcen und Gemeingüter“, sowie „die Arbeitsbedingungen im Agrar- und Ernährungssystem“.

Die Bäuerinnen- und Bauerngewerkschaft Uniterre konnte am Nyéléni-Forum ihre Volksinitiative für Ernährungssouveränität vorstellen und stieß damit auf großes Interesse. Viele Delegierte haben das Schweizer Engagement sehr begrüßt und wollten den Inhalt der Initiative genauer kennen lernen, um ihn auch in ihren Ländern einzubringen.

Die Mitglieder der Nyéléni-Bewegung verstehen Ernährungssouveränität nicht nur als Konzept sondern als ganze Kultur. Deshalb stand in Cluj-Napoca auch der kulturelle Austausch in Form von Musik, Tanz und Film sowie mit Besuchen in lokalen ländlichen Gemeinden ganz oben auf der Agenda. Zudem wurden die geteilte Philosophie und die Visionen auch gelebt: Die Teilnehmenden wurden mit 100% lokalen Produkten versorgt und alle haben aktiv zum Funktionieren des Forums beigetragen.

Für die rumänische Bauernorganisation Ecoruralis war es eine große Chance, Gastgeber des Nyéléni-Forums zu sein. So könnten sie auf die Situation der rund 4,7 Millionen Kleinbäuerinnen und –bauern im Land aufmerksam machen. Mit dem Beitritt Rumäniens in die Europäische Union verschärfte sich auch die Lage für die bäuerliche Bevölkerung – die Industrialisierung der Landwirtschaft schreitet voran und verdrängt die ländlichen Gemeinschaften und ihre traditionelle Lebens- und Produktionsweisen. Rumänien hofft, durch das Nyéléni-Forum ins Blickfeld der europäischen Zivilbevölkerung zu gelangen und somit Solidarität und Unterstützung aus anderen Ländern zu erhalten.

Mathias Stalder, Uniterre

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Informationen zum Kongress (auf Englisch)

Hintergrund Nyéléni Bewegung (auf Englisch)

Kurznachrichten aus Brüssel & Internationales

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Task Force Gruppe fordert EU-Regelungen gegen unfaire Handelspraktiken

Der Bericht der Task Force Gruppe der EU-Kommission mit den Empfehlungen zur Verbesserung der Stellung der Landwirte in der Versorgungskette kommt zu dem Schluss, dass die Rahmenvorschriften für die Versorgungskette weiter verbessert werden könnten und sollten.

Es gibt Forderungen nach neuen Regeln auf EU-Ebene, um gegen bestimmte unfaire Handelspraktiken vorzugehen, und die Empfehlung, in den Mitgliedstaaten wirksame Durchsetzungsmechanismen einzuführen, indem z. B. ein Schiedsrichter eingesetzt wird. Außerdem wurden Empfehlungen zu verbindlichen schriftlichen Verträgen abgegeben.

Andere Empfehlungen betreffen die Erhöhung der Markttransparenz (Informationen zu den Margen der Zwischenhändler und ein Monitoring der Margenentwicklung), die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Landwirten (Stärkung der Bündelung der Erzeuger), die Erleichterung des Zugangs von Landwirten zu Finanzmitteln und die Verbesserung der Akzeptanz von Instrumenten des Risikomanagements (u.a. Terminmärkte).

Anmerkung EMB: Unsere Auswertung hat ergeben, dass die Empfehlungen der Task Force nicht ausreichen, um den Milchsektor in der EU ausreichend zu stabilisieren. Die detaillierte Analyse folgt im Januar-Newsletter.

Task Force Bericht: „Improving market outcomes – Enhancing the position of farmers in the supply chain“ (auf Englisch)

 

 

Kommissionsstudie zu den Auswirkungen künftiger Handelsabkommen auf die Landwirtschaft

Die am 15. November veröffentlichte Studie enthält Informationen über die möglichen Auswirkungen künftiger Handelsabkommen und bestätigt den derzeitigen Ansatz der EU, sensible Sektoren grundsätzlich zu schützen. Untersucht wurden die Auswirkungen von zwölf künftigen Handelsabkommen auf den Agrar- und Lebensmittelsektor.

Für den Milchsektor erwartet die Studie, dass die Milchimporte deutlich vom derzeitig niedrigen Niveau steigen. Die Exporte in die 12 Länder hätten eine signifikante positive Entwicklung und würden die EU-Milchbilanz um fast 1 Milliarde Euro verbessern. Laut Studie, sind die USA und Neuseeland die Handelspartner, die ihre Exporte in die EU am meisten erhöhen. Zunehmende EU-Exporte nach Japan, Mercosur (Gemeinsamer Markt Südamerikas), Mexiko, Türkei, Indonesien, Kanada und USA würden es der EU ermöglichen, die zunehmenden Einfuhren aus Neuseeland und den USA zu kompensieren und die Handelsbilanz der Milchprodukte deutlich zu verbessern.

Anmerkung EMB: Die Studie untersucht die Auswirkungen von Freihandelsabkommen sehr einseitig. Der Milchsektor wird als Gewinner bei zukünftigen Handelsabkommen dargestellt (Gegenüberstellung Import/Export). Die Studie differenziert jedoch nicht, wer von den Exporten profitieren und was bei den Milchproduzenten ankommen würde.

Studie zu Auswirkungen zukünftiger Handelsabkommen auf Landwirtschaft (auf Englisch)

 

 

Bericht der Kommission zum Milchpaket (24. November)

Aus dem aktuellen Kommissionsbericht geht hervor, dass die europäischen Landwirte die Möglichkeiten des Milchpakets wie die gemeinsame Aushandlung von Vertragsbedingungen mithilfe von Erzeugerorganisationen oder die Verwendung schriftlicher Verträge nach drei Jahren der Umsetzung zunehmend nutzen. Laut Kommission wird das Potenzial von Erzeugerorganisationen und kollektiven Verhandlungen noch nicht voll ausgeschöpft. Die Mitgliedstaaten werden insbesondere aufgefordert, die Schaffung von Erzeugerorganisationen mit kollektiven Maßnahmen zu fördern, die über gemeinsame Preisverhandlungen hinausgehen, und somit den Erzeugern in der Milchversorgungskette mehr Gewicht verleihen. Eine weitere Empfehlung ist die Stärkung der Branchenverbände. Die Kommission empfiehlt eine Ausdehnung der Anwendung über 2020 hinaus, um das volle Potenzial des Milchpakets auszuschöpfen.

Bericht über die Entwicklung der Lage auf dem Milchmarkt und die Funktionsweise der Vorschriften des 'Milchpakets'

 

 

CETA-Entschädigungen für Kanadas Milchsektor

Die kanadischen Milchbauern sollen vom Staat einen finanziellen Ausgleich für die Folgen des mit der EU abgeschlossenen CETA-Freihandelsabkommen bekommen. Mit 250 Millionen kanadischen Dollar (rund 170 Mio €)  soll binnen 5 Jahren die Wettbewerbssituation der kanadischen Milchbauern gestärkt werden (z.B. durch Melkroboter, automatisierte Fütterungssysteme oder Herdenmanagement-Software). Auch die Verarbeiter sollen 100 Millionen Dollar (umgerechnet 70 Mio €) für Modernisierungen und eine Ausweitung des Produktangebots bekommen. Der Milchviehhalter-Verband Dairy Farmers of Canada rechnet mit jährlich 116 Millionen Dollar Einkommens-Nachteilen infolge von CETA.

 

CETA-Abstimmung auf Februar verschoben

Das Europaparlament wird erst im Februar über das umstrittene Freihandelsabkommen CETA abstimmen. Die zuständigen Koordinatoren haben vereinbart, dass der Handelsausschuss Ende Januar über das Abkommen abstimmen soll, gefolgt von einem Votum im Plenum am 1. oder 2. Februar.

Regina Reiterer, EMB

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