MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

im Januar war ich gemeinsam mit meinen Kollegen vom EMB-Vorstand einige Tage auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Diese riesige Landwirtschaftsmesse ist eine echte Verbrauchermesse. Tausende von Besuchern treffen dort mit den Ausstellern, Händlern und Landwirten zusammen und können – wie am Faire-Milch-Stand des EMB – sich über die Produktionsbedingungen ihrer Lebensmittel informieren und die Erzeugnisse probieren.

Am Rahmenprogramm der Grünen Woche nehmen jedoch auch viele Entscheidungsträger aus Politik und Industrie teil - lassen sich werbewirksam vor den großen Traktoren fotografieren und beteiligen sich an Pressekonferenzen und Diskussionsrunden.

Bei den zahlreichen Veranstaltungen, die ich besucht habe, ist mir ein Punkt sehr deutlich aufgefallen: Während an den Messeständen hauptsächlich die vermeintlich heile Welt der Landwirtschaft präsentiert wird, sind den Akteuren des landwirtschaftlichen Marktes die bestehenden Probleme sehr bewusst. Etwa den Rednern bei der Eröffnungsfeier der Messe. Ausnahmslos sprachen sie über die negativen Folgen des Verkaufs landwirtschaftlicher Produkte unter den Produktionskosten, die ungleiche Margenverteilung sowie die Verantwortung der Bürger beim Einkauf. Welch ein Jammer, dass man sich bei der Umsetzung der schönen Reden dann wieder nur um die Gewinne der Topmanager in Handel und Industrie kümmert, anstatt die Belange der europäischen Bürger ernst zu nehmen.

Die notwendigen Veränderungen im Agrarsektor sind bisher viel zu gering und lassen zu lange auf sich warten! Hier hakte auch EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos beim Bürgerdialog, den die Initiative “Meine Landwirtschaft“ auf der Grünen Woche organisiert hatte, ein. Er versprach zwar, bei der Reform der Agrarpolitik auf seinen Forderungen für eine bäuerliche und nachhaltigere Landwirtschaft zu bestehen, warnte aber gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen an die EU-Agrarreform. Die Mitgliedstaaten der EU seien wie ein Elefant, der seine Richtung verändern solle: "Wie wollen Sie einen Elefanten schnell voranbringen?” Mit Ziehen und Stoßen werde man nichts erreichen. “Wenn sie ihm etwas Leckeres unter die Nase halten, dann wird er sich bewegen."

Den europäischen Landwirten und den Verbrauchern trottet dieser Elefant zu langsam vor sich hin. Das machten die 23.000(!) Demonstranten deutlich, die während der Grünen Woche bei der Kundgebung „Wir haben es satt“ durch die deutsche Hauptstadt gezogen sind.

Bei so vielen engagierten Unterstützern wächst die Hoffnung, dass der Elefant vielleicht in Zukunft doch noch einen Zahn zulegen wird!

Es grüßt Euch herzlich,


Sieta van Keimpema

(Vize-Präsidentin des EMB)


Für den Finanz- wie für den Milchmarkt gilt: Ohne klare Regeln geht es nicht! - Lösungsansatz für die europäische Milchversorgung

EMB-Pressekonferenz auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin

Hamm/ Berlin, 19.1. 2012: Die internationale Finanz- und Schuldenproblematik zeigt: die freien Kräfte des Marktes führen zu gefährlichen Turbulenzen, die den Sektor tief in die Krise stürzen. Das gleiche gilt für den Milchmarkt. Der ist jetzt schon stark überreizt und wird durch die geplanten Deregulierungen - wie dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 - immer weiter Richtung Abgrund gedrängt. Der Trend geht zu extrem niedrigen und dabei stark schwankenden Preisen und zu einer vermehrten Abhängigkeit der Milcherzeuger von Molkereikonzernen und Banken. Es braucht klare Regeln, die die Funktionalität eines gesunden Marktes garantieren.

 

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„Keine Eintagsfliege!“ - Wieder demonstrierten über 20.000 Menschen in Berlin für neue Agrarpolitik

Wir haben es satt! - Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Unter diesem Motto zogen am 21. Januar trotz eisiger Temperaturen und Schneeregens 23.000 Menschen durch die Straßen Berlins zum Kanzleramt. Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche wollten sie ein Zeichen setzen. Unter den Demonstranten befanden sich viele VerbraucherInnen, Umwelt- und TierschützerInnen, ImkerInnen sowie Bäuerinnen und Bauern. Ihr Ziel: eine Neuausrichtung der Agrarpolitik. Den Lebens- und Futtermittelskandalen, der Tierquälerei in den „Agrarfabriken“ und der Gentechnik auf unseren Tellern soll ein Ende gesetzt werden. Bereits im Januar 2011 waren zu diesem Thema in Berlin mehr als 20.000 Menschen auf die Straße gegangen.

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„Gut und fair in Europa“ – gemeinsamer Stand der Fairen-Milch auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin

Mit einem gemeinsamen Stand der Faire-Milch Länder Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und der Niederlande war das European Milk Board auf der Internationalen Grünen Woche vom 20. bis 29. Januar 2012 in Berlin vertreten. Auf der weltgrößten Verbrauchermesse im Bereich Ernährungswirtschaft und landwirtschaftliche Produkte präsentierte das EMB die verschiedenen Milchsorten der europäischen Fairen-Milch-Familie und informierte die Verbraucher über die Notwendigkeit eines kostendeckenden Preises für die Erzeuger.

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Neuer Minister spitzt Ohren für Belange der belgischen Milchbauern

Quelle: Wikimedia Commons

Bei einer Anhörung der Milcherzeuger im Parlament der Wallonischen Region Belgiens am 24. Januar zeigte der neue Landwirtschaftsminister Carlo di Antonio Interesse für die Probleme der Milcherzeuger.

Schnell stellte sich bei der Anhörung heraus, dass den Politikern die schwierige Situation der belgischen Milchbauern weitgehend unbekannt war. Einen Grund dafür sieht Erwin Schöpges, Vorsitzender der MIG und Vorstandsmitglied des EMB, in dem geringen Austausch zwischen Erzeugern und Politikern: „In der Regel sind die Milcherzeuger bei Anhörungen zum Thema Landwirtschaft nicht anwesend und es gibt in Belgien bislang kaum Debatten zu diesem Thema“, so Schöpges.

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Milchpreise im Jahr 2011

Quelle: Wikimedia Commons

In seinem Milchpreisvergleich (MPV) zeigt das EMB regelmäßig die Auszahlungspreise diverser Molkereien in Europa. Unter: http://www.europeanmilkboard.org/de/emb/milchpreisvergleich.html können Sie diese Statistik im Detail einsehen. Wie die Molkereien im Jahr 2011 gezahlt haben, zeigt Ihnen im Folgenden ein kleiner Überblick.

 

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Wenn Unterschiede zu Stärken werden - Interview mit EMB-Mitarbeiterin der ersten Stunde

Sonja Korspeter hat viele Jahre als Geschäftsführerin und Agrarreferentin im EMB gearbeitet. Anfang 2012 verlässt sie das EMB und stellt sich neuen Herausforderungen. Grund für uns, sie in einem Interview zu ihrer Zeit hier zu befragen.

Silvia Däberitz: Sonja, Du wirst in einigen Tagen Deine Stelle bei uns beenden. Wie hat die EMB-Arbeit für Dich angefangen?

Sonja Korspeter: Das war im November 2004 in Hamburg. Im Business Center des Flughafens – ich begleitete einen französischen Milcherzeuger - saßen auf Einladung des BDM-Nord Milcherzeuger aus sieben europäischen Ländern und einigten sich auf die erste gemeinsame Presseerklärung. Drei Statements enthielt sie: „Erstens: Gemeinsam wird ein Erzeugerpreis von mindestens 40 €-Cent pro kg Milch gefordert. Zweitens: Die Milchviehhalter in Europa können nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden. Drittens: Europäischer Milchlieferboykott wird vorbereitet!“

 

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Volltexte

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Für den Finanz- wie für den Milchmarkt gilt: Ohne klare Regeln geht es nicht! - Lösungsansatz für die europäische Milchversorgung

EMB-Pressekonferenz auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin

Hamm/ Berlin, 19.1. 2012: Die internationale Finanz- und Schuldenproblematik zeigt: die freien Kräfte des Marktes führen zu gefährlichen Turbulenzen, die den Sektor tief in die Krise stürzen. Das gleiche gilt für den Milchmarkt. Der ist jetzt schon stark überreizt und wird durch die geplanten Deregulierungen - wie dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 - immer weiter Richtung Abgrund gedrängt. Der Trend geht zu extrem niedrigen und dabei stark schwankenden Preisen und zu einer vermehrten Abhängigkeit der Milcherzeuger von Molkereikonzernen und Banken. Es braucht klare Regeln, die die Funktionalität eines gesunden Marktes garantieren.

Ohne eine effiziente Finanzaufsicht, ohne Transparenz und ohne das Unterbinden von gefährlichen Spekulationen geht es im Finanzsektor nicht. Auch im Milchsektor verlangen starke Defizite in der Struktur nach weitreichenden Maßnahmen. Landwirte haben in der jetzigen Situation keinerlei Verhandlungsposition und können sich daher nicht gezielt mit ihrem Angebot auf die Nachfrage der Konsumenten einstellen.

Lehren und Lösungen für den Milchmarkt

Um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Verarbeitern zu stärken, müssen sowohl Genossenschaftsmitglieder als auch Erzeuger, die zu privaten Molkereien liefern, die Möglichkeit haben, einer Erzeugerorganisation beizutreten, die für sie gebündelt verhandelt. Solch eine Erzeugerorganisation muss die gleiche Marktstärke erreichen können wie eine Molkerei.

Um eine marktübergreifende Anpassung des Angebotes an die Nachfrage zu ermöglichen, muss zudem eine Monitoringstelle installiert werden. Ihre Aufgabe ist es, wichtige Daten wie Kosten der Produktion, Preise und die nachgefragte und angebotene Menge zu erfassen. Davon ausgehend kalkuliert sie Mengenanpassungen, d.h. errechnet, wie viel produziert werden muss, damit a) das Angebot sich an der Nachfrage ausrichtet und b) ein kostendeckender Milchpreis für die Erzeuger sowie c) ein fairer Milchpreis für die Konsumenten erreicht wird.

Gefährliche Spekulationen

Spekulationen haben den Finanzsektor verheerend schwanken lassen. Es ist unklar, ob der Markt sich davon erholen kann. Dass Lebensmittel wie Milch Objekte von Spekulationen sind, ist unverantwortlich. Der sogenannte stille Tsunami – wie Welternährungsexperten gefährliche Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln nennen, die unter anderem auf Nahrungsmittelspekulationen an Terminbörsen zurückzuführen sind – hat laut Weltbank allein zwischen Juni 2010 und April 2011 44 Millionen Menschen in die Armut gestürzt.

Die Funktionsfähigkeit von Finanz- und Milchsektor muss wiederhergestellt werden. Das Vertrauen der Bürger in die Märkte ist stark erschüttert. In Zukunft muss bewiesen werden, dass sie im Sinne unserer Gesellschaft funktionieren können. Und das geht nur mit klaren Regeln!

EMB-Pressemitteilung vom 19.01.2012


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„Keine Eintagsfliege!“ - Wieder demonstrierten über 20.000 Menschen in Berlin für neue Agrarpolitik

„Wir haben es satt! - Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Unter diesem Motto zogen am 21. Januar trotz eisiger Temperaturen und Schneeregens 23.000 Menschen durch die Straßen Berlins zum Kanzleramt. Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche wollten sie ein Zeichen setzen. Unter den Demonstranten befanden sich viele VerbraucherInnen, Umwelt- und TierschützerInnen, ImkerInnen sowie Bäuerinnen und Bauern. Ihr Ziel: eine Neuausrichtung der Agrarpolitik. Den Lebens- und Futtermittelskandalen, der Tierquälerei in den „Agrarfabriken“ und der Gentechnik auf unseren Tellern soll ein Ende gesetzt werden. Bereits im Januar 2011 waren zu diesem Thema in Berlin mehr als 20.000 Menschen auf die Straße gegangen.

Sowohl in diesem als auch im vergangenen Jahr wurde die Demonstration von der Kampagne „Meine Landwirtschaft – unsere Wahl“ veranstaltet. Hierbei handelt es sich um ein breites Bündnis aus Organisationen der Bereiche Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie der Entwicklungszusammenarbeit. Die Kampagne tritt für eine faire, bäuerliche und ökologisch sinnvolle Landwirtschaftspolitik ein. Dazu bedürfe es einer Koppelung der Agrarsubventionen an Tierschutzstandards sowie an ökologische und soziale Kriterien. Außerdem müsse den Subventionen für den Agrarexport ein Ende gesetzt werden.

Jochen Fritz von der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ war sehr zufrieden mit dem Verlauf der Aktion: „Im letzten Jahr hatte die Demo wegen des Dioxinskandals besonderen Zulauf. Die Tatsache, dass auch dieses Jahr wieder so viele Menschen teilgenommen haben, zeigt, dass es sich wahrhaftig um eine neue Bewegung handelt. Vom Veganer zum konventionellen Schweinebauern, vom Umweltschützer bis zum Landwirt – nur selten genießt eine Veranstaltung eine so breite Unterstützung der Gesellschaft“. Dem stimmte auch Ulrich Jasper von der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft zu: „Die hohe Anzahl der Teilnehmer zeigt, dass der große Erfolg im letzten Jahr keine Eintagsfliege war, sondern dass die Menschen sich wirklich die Frage stellen, wie die Lebensmittel erzeugt werden, und dass sie mitreden möchten.“

Kerstin Lanje vom katholischen Entwicklungshilfswerk MISEREOR empfand die Veranstaltung ebenfalls als einen Erfolg. „Schade war nur" so Lanje, „dass die Route in diesem Jahr wegen der Designer Show, die im Rahmen der Fashion Week am selben Tag stattfand, verkürzt war.“

Hans Foldenauer vom Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) betonte: „Auch wenn die Meinungen der Teilnehmer natürlich in manchen Punkten auseinander gehen, so sind sich doch alle einig, dass es für den Agrarsektor klarer Regeln bedarf. Das ist auch dem BDM sehr wichtig. Die Zusammenarbeit und die Diskussionen zwischen den verschiedenen Gruppierungen ermöglichen es, ein klares Meinungsbild zu erfassen und für gemeinsame Ziele einzutreten.“

Die Stimmung war während der gesamten Demonstration sehr gut. So auch am Ende, als die Menge zu den Tönen der Band Dota & die Stadtpiraten trotz des Eisregens noch weiter tanzte.

Astrid Sauvage (EMB)


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„Gut und fair in Europa“ – gemeinsamer Stand der Fairen-Milch auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin

Mit einem gemeinsamen Stand der Faire-Milch Länder Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und der Niederlande war das European Milk Board auf der Internationalen Grünen Woche vom 20. bis 29. Januar 2012 in Berlin vertreten. Auf der weltgrößten Verbrauchermesse im Bereich Ernährungswirtschaft und landwirtschaftliche Produkte präsentierte das EMB die verschiedenen Milchsorten der europäischen Fairen-Milch-Familie und informierte die Verbraucher über die Notwendigkeit eines kostendeckenden Preises für die Erzeuger.

Der Ausstellungsstand war ein echter Hingucker für die Besucher. Besonderes Interesse erregte unsere melkbare Faironika. Mit Neugierde und großem Eifer probierten sich viele zum ersten Mal im Melken aus. Für Heiterkeit und Schmunzeln sorgte der Milchbauer Otto Schöneweis mit seinen Faire-Milch-Clogs und beim Aufsagen seiner Gedichte und Reime: "Soweit die Füße tragen / an guten wie an schlechten Tagen / für die Bauern und die Ehre, / und für die Milch die faire." - um nur eine kleine Kostprobe zu geben.

Zahlreichen Messebesuchern erklärten wir im persönlichem Gespräch die schwierige Situation der Milchviehhalter und informierten sie über das Faire-Milch-Projekt. Die Reaktionen der Besucher waren sehr unterschiedlich, doch insgesamt durchweg positiv. Viele zeigten sich sehr interessiert an der Situation der Bauern und wussten bereits von den niedrigen Erzeugerpreisen – oft seit dem Milchstreik von 2009. Manche kamen jedoch auch ganz unbedarft an unseren Stand und hatten noch nie davon gehört, dass die Bauern an einem Liter Milch so wenig verdienen. Zahlreiche Verbraucher wären bereit einen höheren Milchpreis zu bezahlen, um damit die Bauern zu unterstützen, und zeigten sich begeistert von den Faire-Milch-Initiativen. Bei der Trinkprobe überzeugte der Geschmack die Messebesucher. Besonders die Kakao-Milch war bei Kindern beliebt.

Leider mussten wir die Interessenten auf die Frage „Wo kann man die Faire Milch denn kaufen?“ oft mit der Antwort vertrösten, dass diese in Berlin und Brandenburg noch nicht im Supermarkt erhältlich ist. Vor allem die Unterstützung der Verbraucher macht uns jedoch Mut, am weiteren Ausbau der Fairen Milch zu arbeiten.

Gemeinsam mit den Helfern der BDM-Landesteams blicken wir auf eine erfolgreiche Internationale Grüne Woche in Berlin zurück und bedanken uns bei den vielen engagierten Helfern, die teilweise tagelang geduldig und kompetent die Fragen der Besucher beantwortet haben.

Bei aller Mühe haben wir auf der Messe deutlich gespürt, dass die Verbraucher auf unserer Seite sind – die Faire Milch ist auf dem richtigen Weg!

 

Tobias Elsner (BDM-Nordbüro) und

Julia Turchenko (EMB)


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Neuer Minister spitzt Ohren für Belange der belgischen Milchbauern

Quelle: Wikimedia Commons

Bei einer Anhörung der Milcherzeuger im Parlament der Wallonischen Region Belgiens am 24. Januar zeigte der neue Landwirtschaftsminister Carlo di Antonio Interesse für die Probleme der Milcherzeuger.

Der Termin war auf Initiative des belgischen EMB-Mitgliedsverbandes MIG, der Milcherzeuger Interessengemeinschaft, zustande gekommen. Anwesend waren der neue Landwirtschaftsminister sowie Vertreter aller Parteien. Das Ziel der Anhörung war es, den Politikern die kritische Situation der Milcherbauern in Europa anhand des Beispiels Frankreichs und der Schweiz darzulegen. Hierüber berichteten der Franzose Paul de Montvalon, Präsident des Office du Lait, und Nicolas Bezencon vom Schweizer EMB-Mitgliedsverband Uniterre. In der Schweiz gestaltet sich die Situation der Milchbauern besonders problematisch, nachdem infolge der Abschaffung der Quotenregelung die Milchpreise massiv gesunken sind.

Schnell stellte sich bei der Anhörung heraus, dass den Politikern die schwierige Situation der belgischen Milchbauern weitgehend unbekannt war. Einen Grund dafür sieht Erwin Schöpges, Vorsitzender der MIG und Vorstandsmitglied des EMB, in dem geringen Austausch zwischen Erzeugern und Politikern: „In der Regel sind die Milcherzeuger bei Anhörungen zum Thema Landwirtschaft nicht anwesend und es gibt in Belgien bislang kaum Debatten zu diesem Thema“, so Schöpges. „Die Abgeordneten und der Minister, der erst seit kurzem im Amt ist, schienen überrascht, als wir mit einer Delegation von 20 Milchbauern den Saal betraten. Doch alle Anwesenden zeigten sich sehr interessiert und blieben bis zum Ende der Anhörung.“

Ein wichtiger Punkt, der zur Sprache kam, war die Problematik der Genossenschaftsmolkereien. Schwierig ist hier, dass der Einfluss der Mitglieder auf „ihre“ Genossenschaft nicht mehr in ausreichendem Maße besteht. Dadurch werden die Interessen der Mitglieder nicht angemessen beachtet. Hier lenkten die Politiker teilweise ein. Sie seien sich dessen bewusst, dass es sich nicht mehr um reine Genossenschaften handelt. Eine Lösung des Problems sei jedoch momentan noch nicht in Sicht.

Grundsätzlich zeigte sich Schöpges mit der Anhörung zufrieden: „Im Allgemeinen ist unser Anliegen auf Interesse und Akzeptanz gestoßen und der Minister hat sich zu weiteren Gesprächen bereit erklärt. Das Treffen war für uns ein weiterer Höhepunkt in Sachen politischer Akzeptanz.“

 

Astrid Sauvage (EMB)

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Milchpreise im Jahr 2011

Quelle: Wikimedia Commons

In seinem Milchpreisvergleich (MPV) zeigt das EMB regelmäßig die Auszahlungspreise diverser Molkereien in Europa. Unter: http://www.europeanmilkboard.org/de/emb/milchpreisvergleich.html können Sie diese Statistik im Detail einsehen. Wie die Molkereien im Jahr 2011 gezahlt haben, zeigt Ihnen im Folgenden ein kleiner Überblick.

 

Von Österreich lagen dem EMB durchgehend die Preise der Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN) vor, die sich mit ihren Auszahlungspreisen 2011 im europaweiten Vergleich eher im unteren Drittel bewegte. Während hier der Milchpreis bis März bei 27,99ct pro kg Milch lag, stieg er im April auf 28,99ct und im Oktober weiter auf 30,49ct an. Für November und Dezember liegen bisher leider keine Daten vor.

In Deutschland ging nach einem Einbruch im März (31,50ct) der Milchpreis bei Friesland Campina in den folgenden Monaten nach oben und erreichte im Oktober seinen Höchstwert von 37,16ct pro kg Milch, nur um im Dezember wieder auf 35,49ct zu fallen. Die Preise von Nordmilch und Humana stiegen ebenfalls im Vergleich zum Jahresbeginn an. Die letzten Daten liegen für Juli bzw. August vor. Hier befand sich der Milchpreis bei beiden Molkereien auf einem Niveau von 34,00ct.

Die dänische Molkerei Arla startete im MPV 2011 mit 30,35ct und stieg in der ersten Jahreshälfte auf 32,56ct. an. Damit lag sie im europäischen Mittelfeld.

Die italienische Molkerei Mila lag 2011 konstant bei einem Auszahlungspreis von 24,82ct. pro kg Milch und war damit die Molkerei mit dem geringsten Auszahlungspreis im MPV.

Die luxemburgische Molkerei EKABE lag zu Jahresbeginn mit ihren Preisen bei 31,02ct, fiel dann zunächst ab auf 30,52ct, um anschließend bis November bei 32,02ct zu verharren.

In den Niederlanden lagen durchgehend die Preise von CONO, DOC, Friesland Campina und Leerdammer vor. Leerdammer wies die geringsten Auszahlungspreise auf (der maximale Wert lag bei 35,84ct. im Juni/Juli sowie Oktober/November), gefolgt von CONO (36,01ct. Mai bis Oktober) und DOC (37,16ct. Oktober/November). Bei allen drei Molkereien stiegen im Jahresverlauf die Preise. Bei Friesland Campina beispielsweise bis auf 37,64ct. im Juni. Bereits im August fielen hier die Preise aber wieder (35,80ct.), um dann im Oktober/November wieder bis auf 36,84ct. anzusteigen.

Die Molkereien in Großbritannien starteten mit Preisen unter 30,00ct. ins Jahr 2011 und stiegen nach einem Abfall im Februar um mehr als 1ct. im Jahresverlauf an. Dabei verhielten sich die vier Molkereien durchgehend parallel bezüglich ihrer Auszahlungsbedingungen, mit First Milk an niedrigster Stelle, gefolgt von Dairy Crest und Arla. Im November erreichten alle Molkereien ihren Maximalwert: First Milk 32,31ct., Dairy Crest 32,32ct., Milk Link 33,47ct. und Arla 33,81ct.

 

Maggi Selle (EMB)


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Wenn Unterschiede zu Stärken werden - Interview mit EMB-Mitarbeiterin der ersten Stunde

Sonja Korspeter hat viele Jahre als Geschäftsführerin und Agrarreferentin im EMB gearbeitet. Anfang 2012 verlässt sie das EMB und stellt sich neuen Herausforderungen. Grund für uns, sie in einem Interview zu ihrer Zeit hier zu befragen.

 

Silvia Däberitz: Sonja, Du wirst in einigen Tagen Deine Stelle bei uns beenden. Wie hat die EMB-Arbeit für Dich angefangen?

Sonja Korspeter: Das war im November 2004 in Hamburg. Im Business Center des Flughafens – ich begleitete einen französischen Milcherzeuger - saßen auf Einladung des BDM Nord Milcherzeuger aus sieben europäischen Ländern und einigten sich auf die erste gemeinsame Presseerklärung. Drei Statements enthielt sie: „Erstens: Gemeinsam wird ein Erzeugerpreis von mindestens 40 €-Cent pro kg Milch gefordert. Zweitens: Die Milchviehhalter in Europa können nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden. Drittens: Europäischer Milchlieferboykott wird vorbereitet!“ Nur drei Monate später gab es erneut ein Treffen, dieses Mal im dänischen Billund. Und von da an begann ich, zunächst neben meiner Arbeit bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, für die heranwachsende Bewegung der Milchbauern tätig zu sein.

Doch mein Interesse war bereits ein Jahr zuvor geweckt worden, an den Küchentischen bretonischer Milchbäuerinnen und Milchbauern, die mir von der Situation auf ihren Höfen, früher und heute erzählten, die mich an ihren Visionen und ihrem politischen Engagement teilhaben ließen.

 

Was waren die besten Momente, was etwas schwierige Momente im EMB für Dich?

Als erstes fallen mir die großen Momente ein. Der Milcherzeuger-Kongress 2008 in Brüssel. Die Vorbereitungszeit war so kurz und Brüssel so weit entfernt von fast allen Höfen. Doch dann sind 4.500 Milchbauern gekommen! Und noch im selben Jahr gab es den ersten großen Streik, der kostete alle Teilnehmer sehr viel Kraft. Deshalb war es auch ein großartiger Moment in Berlin vor dem Brandenburger Tor zu stehen und zu wissen, was man 10 Tage lang in mehreren europäischen Ländern gemeinsam bewältigt hat. Niemand hätte das gedacht, und dieser gemeinsame Einsatz hat die Aufmerksamkeit von Verbrauchern, Bauern, Politik und Industrie auf die Milcherzeuger und die Situation auf ihren Höfen gelenkt. Das wirkt noch heute nach.

Doch die besten Momente sind eigentlich ganz leise. Und zwar dann, wenn Milcherzeuger aus vielen Ländern an einem Tisch sitzen und ihre Unterschiedlichkeit nicht mehr als Hindernis empfinden, sondern als wertvoll und eine konstruktive und lebendige Diskussion beginnt. Solche Momente gibt es immer wieder. Sie machen aus meiner Sicht einen wesentlichen Teil der Stärke des EMB aus.

 

Wie geht es bei Dir beruflich weiter?

Zur Zeit mache ich eine Fortbildung zur systemischen Hofübergabeberaterin und möchte dann Veränderungsprozesse auf Betrieben begleiten. Auch bei der Vereinsentwicklung und der Begleitung von EU-Projekten kann ich meine Erfahrungen aus der EMB-Arbeit vielleicht einbringen. Die Kommunikation zwischen Bürgern, Bauern und politischen Beamten verschiedener Länder zu fördern ist mir weiterhin wichtig. Doch dieser Aspekt wird für eine Weile weniger im Vordergrund stehen bzw. mehr über das Verfassen von Texten geschehen.

 

Wird Dein Engagement für das EMB fortdauern?

Ich bin sicher, dass die Verbindung zu vielen „EMBlern“ nicht abbrechen wird. Milch, Agrarpolitik, Landwirtschaft und ländlicher Raum werden wichtige Themen für mich bleiben. Wir haben im Büroteam überlegt, an welchen Stellen ich die Arbeit des EMB zukünftig unterstützen könnte. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappt und so der Kontakt in Zukunft weiterbesteht.

 

Möchtest Du den Milcherzeugern noch etwas mitgeben?

Ja, das, was ein guter Freund von mir oft sagt: „Haut rein! Und passt auf Euch auf.“ Vertraut auf Eure Kraft und seid Euch bewusst, dass Strukturen träge sind und es Zeit und viel Ausdauer braucht, sie zu verändern.

Als Bäuerinnen und Bauern versorgt ihr die Gesellschaft mit Lebensmitteln, gestaltet Landschaft und Kultur. Das ist die Grundlage für ein gutes Leben und das braucht mehr Wert-Schätzung, auch bei den Bauern selbst. Die anderen Bürger werden es wieder lernen, immer mehr. Euer Dialog mit der Gesellschaft ist wichtig, auch mit engagierten Gruppen aus Verbraucher- und Umweltschutz und der Entwicklungszusammenarbeit. Für eine andere EU-Agrarpolitik, aber auch für eine regionale Wertschöpfung.

Herzlichen Dank für das Vertrauen und die sehr gute Zusammenarbeit. Es war etwas ganz Besonderes, in manchen Fällen nur einen gezielten Anruf machen zu müssen und dann zu wissen, die Aktion vor Ort wird ein Erfolg, weil Ihr Euch ins Zeug legt.

 

Willst Du dem Vorstand und dem EMB-Büro vielleicht noch etwas mitgeben?

Hut ab vor Eurem Engagement. Als Mitglieder des EMB-Vorstandes steckt Ihr Zeit, Energie, Sachverstand und Herzblut in Eure Arbeit, das ist beeindruckend und ansteckend. Schätzt Eure jeweiligen Stärken, seht das Erreichte und bleibt immer in der lebendigen Auseinandersetzung.

Und wie wäre es mit einem Spezialitätenkorb aus den jeweiligen Eigenproduktionen der EMB-Vertreter, um den erfolgreichen Start des Büro-Teams in der europäischen Hauptstadt zu unterstützen?

Meinen Kolleginnen einen herzlichen Dank für die aufmerksame und engagierte Zusammenarbeit und Alles Gute für die neuen, spannenden Zeiten in Brüssel!

 

Sonja, wir danken Dir herzlich für das Interview und wünschen Dir alles Gute für die Zukunft!

Interview: Silvia Däberitz

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