EMB Newsletter Februar 2012
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European Milk Board
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
im Januar war ich gemeinsam mit meinen Kollegen vom EMB-Vorstand einige Tage auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Diese riesige Landwirtschaftsmesse ist eine echte Verbrauchermesse. Tausende von Besuchern treffen dort mit den Ausstellern, Händlern und Landwirten zusammen und können – wie am Faire-Milch-Stand des EMB – sich über die Produktionsbedingungen ihrer Lebensmittel informieren und die Erzeugnisse probieren.
Am Rahmenprogramm der Grünen Woche nehmen jedoch auch viele Entscheidungsträger aus Politik und Industrie teil - lassen sich werbewirksam vor den großen Traktoren fotografieren und beteiligen sich an Pressekonferenzen und Diskussionsrunden.
Bei den zahlreichen Veranstaltungen, die ich besucht habe, ist mir ein Punkt sehr deutlich aufgefallen: Während an den Messeständen hauptsächlich die vermeintlich heile Welt der Landwirtschaft präsentiert wird, sind den Akteuren des landwirtschaftlichen Marktes die bestehenden Probleme sehr bewusst. Etwa den Rednern bei der Eröffnungsfeier der Messe. Ausnahmslos sprachen sie über die negativen Folgen des Verkaufs landwirtschaftlicher Produkte unter den Produktionskosten, die ungleiche Margenverteilung sowie die Verantwortung der Bürger beim Einkauf. Welch ein Jammer, dass man sich bei der Umsetzung der schönen Reden dann wieder nur um die Gewinne der Topmanager in Handel und Industrie kümmert, anstatt die Belange der europäischen Bürger ernst zu nehmen.
Die notwendigen Veränderungen im Agrarsektor sind bisher viel zu gering und lassen zu lange auf sich warten! Hier hakte auch EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos beim Bürgerdialog, den die Initiative “Meine Landwirtschaft“ auf der Grünen Woche organisiert hatte, ein. Er versprach zwar, bei der Reform der Agrarpolitik auf seinen Forderungen für eine bäuerliche und nachhaltigere Landwirtschaft zu bestehen, warnte aber gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen an die EU-Agrarreform. Die Mitgliedstaaten der EU seien wie ein Elefant, der seine Richtung verändern solle: "Wie wollen Sie einen Elefanten schnell voranbringen?” Mit Ziehen und Stoßen werde man nichts erreichen. “Wenn sie ihm etwas Leckeres unter die Nase halten, dann wird er sich bewegen."
Den europäischen Landwirten und den Verbrauchern trottet dieser Elefant zu langsam vor sich hin. Das machten die 23.000(!) Demonstranten deutlich, die während der Grünen Woche bei der Kundgebung „Wir haben es satt“ durch die deutsche Hauptstadt gezogen sind.
Bei so vielen engagierten Unterstützern wächst die Hoffnung, dass der Elefant vielleicht in Zukunft doch noch einen Zahn zulegen wird!
Es grüßt Euch herzlich,
Sieta van Keimpema
(Vize-Präsidentin des EMB)
Für den Finanz- wie für den Milchmarkt gilt: Ohne klare Regeln geht es nicht! - Lösungsansatz für die europäische Milchversorgung
Hamm/ Berlin, 19.1. 2012: Die internationale Finanz- und Schuldenproblematik zeigt: die freien Kräfte des Marktes führen zu gefährlichen Turbulenzen, die den Sektor tief in die Krise stürzen. Das gleiche gilt für den Milchmarkt. Der ist jetzt schon stark überreizt und wird durch die geplanten Deregulierungen - wie dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 - immer weiter Richtung Abgrund gedrängt. Der Trend geht zu extrem niedrigen und dabei stark schwankenden Preisen und zu einer vermehrten Abhängigkeit der Milcherzeuger von Molkereikonzernen und Banken. Es braucht klare Regeln, die die Funktionalität eines gesunden Marktes garantieren.
„Keine Eintagsfliege!“ - Wieder demonstrierten über 20.000 Menschen in Berlin für neue Agrarpolitik
„Wir haben es satt! - Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Unter diesem Motto zogen am 21. Januar trotz eisiger Temperaturen und Schneeregens 23.000 Menschen durch die Straßen Berlins zum Kanzleramt. Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche wollten sie ein Zeichen setzen. Unter den Demonstranten befanden sich viele VerbraucherInnen, Umwelt- und TierschützerInnen, ImkerInnen sowie Bäuerinnen und Bauern. Ihr Ziel: eine Neuausrichtung der Agrarpolitik. Den Lebens- und Futtermittelskandalen, der Tierquälerei in den „Agrarfabriken“ und der Gentechnik auf unseren Tellern soll ein Ende gesetzt werden. Bereits im Januar 2011 waren zu diesem Thema in Berlin mehr als 20.000 Menschen auf die Straße gegangen.
„Gut und fair in Europa“ – gemeinsamer Stand der Fairen-Milch auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin
Mit einem gemeinsamen Stand der Faire-Milch Länder Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und der Niederlande war das European Milk Board auf der Internationalen Grünen Woche vom 20. bis 29. Januar 2012 in Berlin vertreten. Auf der weltgrößten Verbrauchermesse im Bereich Ernährungswirtschaft und landwirtschaftliche Produkte präsentierte das EMB die verschiedenen Milchsorten der europäischen Fairen-Milch-Familie und informierte die Verbraucher über die Notwendigkeit eines kostendeckenden Preises für die Erzeuger.
Neuer Minister spitzt Ohren für Belange der belgischen Milchbauern
Bei einer Anhörung der Milcherzeuger im Parlament der Wallonischen Region Belgiens am 24. Januar zeigte der neue Landwirtschaftsminister Carlo di Antonio Interesse für die Probleme der Milcherzeuger.
Schnell stellte sich bei der Anhörung heraus, dass den Politikern die schwierige Situation der belgischen Milchbauern weitgehend unbekannt war. Einen Grund dafür sieht Erwin Schöpges, Vorsitzender der MIG und Vorstandsmitglied des EMB, in dem geringen Austausch zwischen Erzeugern und Politikern: „In der Regel sind die Milcherzeuger bei Anhörungen zum Thema Landwirtschaft nicht anwesend und es gibt in Belgien bislang kaum Debatten zu diesem Thema“, so Schöpges.
Milchpreise im Jahr 2011
In seinem Milchpreisvergleich (MPV) zeigt das EMB regelmäßig die Auszahlungspreise diverser Molkereien in Europa. Unter: http://www.europeanmilkboard.org/de/emb/milchpreisvergleich.html können Sie diese Statistik im Detail einsehen. Wie die Molkereien im Jahr 2011 gezahlt haben, zeigt Ihnen im Folgenden ein kleiner Überblick.
Wenn Unterschiede zu Stärken werden - Interview mit EMB-Mitarbeiterin der ersten Stunde
Sonja Korspeter hat viele Jahre als Geschäftsführerin und Agrarreferentin im EMB gearbeitet. Anfang 2012 verlässt sie das EMB und stellt sich neuen Herausforderungen. Grund für uns, sie in einem Interview zu ihrer Zeit hier zu befragen.
Silvia Däberitz: Sonja, Du wirst in einigen Tagen Deine Stelle bei uns beenden. Wie hat die EMB-Arbeit für Dich angefangen?
Sonja Korspeter: Das war im November 2004 in Hamburg. Im Business Center des Flughafens – ich begleitete einen französischen Milcherzeuger - saßen auf Einladung des BDM-Nord Milcherzeuger aus sieben europäischen Ländern und einigten sich auf die erste gemeinsame Presseerklärung. Drei Statements enthielt sie: „Erstens: Gemeinsam wird ein Erzeugerpreis von mindestens 40 €-Cent pro kg Milch gefordert. Zweitens: Die Milchviehhalter in Europa können nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden. Drittens: Europäischer Milchlieferboykott wird vorbereitet!“
Volltexte
Für den Finanz- wie für den Milchmarkt gilt: Ohne klare Regeln geht es nicht! - Lösungsansatz für die europäische Milchversorgung
Hamm/ Berlin, 19.1. 2012: Die internationale Finanz- und Schuldenproblematik zeigt: die freien Kräfte des Marktes führen zu gefährlichen Turbulenzen, die den Sektor tief in die Krise stürzen. Das gleiche gilt für den Milchmarkt. Der ist jetzt schon stark überreizt und wird durch die geplanten Deregulierungen - wie dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 - immer weiter Richtung Abgrund gedrängt. Der Trend geht zu extrem niedrigen und dabei stark schwankenden Preisen und zu einer vermehrten Abhängigkeit der Milcherzeuger von Molkereikonzernen und Banken. Es braucht klare Regeln, die die Funktionalität eines gesunden Marktes garantieren.
Ohne eine effiziente Finanzaufsicht, ohne Transparenz und ohne das Unterbinden von gefährlichen Spekulationen geht es im Finanzsektor nicht. Auch im Milchsektor verlangen starke Defizite in der Struktur nach weitreichenden Maßnahmen. Landwirte haben in der jetzigen Situation keinerlei Verhandlungsposition und können sich daher nicht gezielt mit ihrem Angebot auf die Nachfrage der Konsumenten einstellen.
Lehren und Lösungen für den Milchmarkt
Um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Verarbeitern zu stärken, müssen sowohl Genossenschaftsmitglieder als auch Erzeuger, die zu privaten Molkereien liefern, die Möglichkeit haben, einer Erzeugerorganisation beizutreten, die für sie gebündelt verhandelt. Solch eine Erzeugerorganisation muss die gleiche Marktstärke erreichen können wie eine Molkerei.
Um eine marktübergreifende Anpassung des Angebotes an die Nachfrage zu ermöglichen, muss zudem eine Monitoringstelle installiert werden. Ihre Aufgabe ist es, wichtige Daten wie Kosten der Produktion, Preise und die nachgefragte und angebotene Menge zu erfassen. Davon ausgehend kalkuliert sie Mengenanpassungen, d.h. errechnet, wie viel produziert werden muss, damit a) das Angebot sich an der Nachfrage ausrichtet und b) ein kostendeckender Milchpreis für die Erzeuger sowie c) ein fairer Milchpreis für die Konsumenten erreicht wird.
Gefährliche Spekulationen
Spekulationen haben den Finanzsektor verheerend schwanken lassen. Es ist unklar, ob der Markt sich davon erholen kann. Dass Lebensmittel wie Milch Objekte von Spekulationen sind, ist unverantwortlich. Der sogenannte stille Tsunami – wie Welternährungsexperten gefährliche Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln nennen, die unter anderem auf Nahrungsmittelspekulationen an Terminbörsen zurückzuführen sind – hat laut Weltbank allein zwischen Juni 2010 und April 2011 44 Millionen Menschen in die Armut gestürzt.
Die Funktionsfähigkeit von Finanz- und Milchsektor muss wiederhergestellt werden. Das Vertrauen der Bürger in die Märkte ist stark erschüttert. In Zukunft muss bewiesen werden, dass sie im Sinne unserer Gesellschaft funktionieren können. Und das geht nur mit klaren Regeln!
EMB-Pressemitteilung vom 19.01.2012