MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Das Thema Milchpulver schlägt Wellen: Am 24. Januar haben wir das belgische Milchpulver-lager Herstal besichtigt.

Das European Milk Board hatte Europaabgeordnete, Milch-erzeuger und Journalisten eingeladen, sich ein Bild der öffentlichen Intervention zu machen. Im größten Pulverlager der Wallonie türmen sich Milchpulversäcke bis zur Decke. Insgesamt lagern hier 12.600 Tonnen Magermilchpulver.

Die unzähligen Paletten mit Milchpulver gaben nicht nur für die EU-Politiker und Journalisten ein eindrucksvolles Bild. Auch die anwesenden Milchproduzenten waren erschlagen angesichts der gefüllten Lagerhalle. Wir produzieren am Markt vorbei - die Überproduktion und die fehlgeleitete EU-Politik konnte nicht deutlicher bewusst gemacht werden.

Rund 380.000 Tonnen Magermilchpulver liegen in Europas Lagerhallen und werden von Tag zu Tag weniger Wert. Die Lagerhalle in Herstal macht da gerade mal 3% der Gesamtmenge aus. Milchpulver, das sich mit jedem weiteren Tag dem Verfallsdatum nähert und das keiner haben will.

Ganze 2.000 Tonnen wurden seit Dezember 2016 verkauft, zuletzt zu einem Niedrigpreis von 1.190€/Tonne. Klar ist, dass dieses Milchpulver den Markt belastet und es den Milcherzeugern letztlich auf den Kopf fällt.

Agrarkommissar Hogan möchte die Reißleine ziehen und kein weiteres Milchpulver in die öffentliche Intervention aufkaufen. Am 29. Januar haben die Agrarminister beschlossen, die Intervention zum Fixpreis im Jahre 2018 zu stoppen. Die EU nimmt Magermilchpulver zwischen März und September nur noch über das Ausschreibungsverfahren an. Demnach wird Pulver nicht mehr automatisch ab einer bestimmten Schwelle in die Intervention genommen, sondern es wird von Fall zu Fall entschieden, ob Pulver angekauft wird, wie viel und zu welchem Preis. Die Produktion läuft indes auf vollen Touren weiter.....

Agrarkommissar Hogan möchte mit dieser Entscheidung dem Milchmarkt helfen, lässt aber außer Acht, dass an der Produktionsmenge angesetzt werden muss. Wenn nur die Intervention gestoppt wird ohne die Mengen zu reduzieren, dann läuft zukünftig der Milchmarkt über.

Hogan wäre gut beraten, die Gemeinsame Agrarpolitik zu überdenken und schnellstmöglich ein Reduktionsprogramm zu installieren, das auf die aktuelle Produktionslage reagiert, wie das Marktverantwortungsprogramm des EMB!

Kjartan Poulsen, Vorstandsmitglied des EMB und Vorsitzender des LDM Dänemark

Lokaltermin EU-Milchpulverlager

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© EMB

Mit knapp 380.000 Tonnen liegt aktuell eine sehr große Menge an Milchpulver in der EU-Intervention. Um sich ein Bild von zunächst auch nur einigen tausend Tonnen machen zu können, besichtigten EU-Politiker und der Vorstand des European Milk Board am 24. Januar das belgische Milchpulverlager Vincent Logistics in Herstal. Hier stapeln sich derzeit 12.600 Tonnen Milchpulversäcke und warten auf ihre Weiterverwendung.

 

Was kann die EU-Intervention realistisch leisten und was nicht?

Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board, möchte die Intervention an sich nicht verteufeln. „Durch die Intervention lassen sich sicherlich saisonal bedingte Mehrmengen auffangen und umverteilen. Es macht Sinn, Milchpulver bei Produktionsspitzen abzuschöpfen und zu einem späteren Zeitpunkt, sobald der Markt sich wieder entspannt hat und die Nachfrage steigt, zu verkaufen“. Allerdings sei die Intervention kein vollwertiges Kriseninstrument, um einen chronisch instabilen Markt im Gleichgewicht zu halten, so der Vorsitzende des europäischen Milcherzeugerverbandes. Die übervollen Lagerbestände zeigen klar auf, dass die Intervention nicht als permanentes Kriseninstrument tauge. Das Milchpulver steht einer langfristigen Markterholung entgegen.

Das European Milk Board setzt sich für eine generelle Reduktion der Interventionsmengen von derzeit 109.000 Tonnen pro Jahr und eine gleichzeitige Anhebung des Interventionspreises ein. „Das Interventionspulver muss zu einem stabilen Preis verkauft, d.h. das Pulver darf nicht verramscht werden“, betont Erwin Schöpges, belgisches EMB-Vorstandsmitglied. Denkbar wäre es auch, die aktuellen Lagerbestände auf alternativen Wegen marktunschädlich zu räumen.

Der Verband fordert ein in der GAP installiertes Kriseninstrument, das chronischen Marktinstabilitäten entgegenwirken kann. Ein Instrument, das den Markt beobachtet und bei Krisengefahr auf die aktuelle Produktionslage reagiert, in dem es u.a. einen freiwilligen Lieferverzicht schaltet und die Produktionsmenge während des Zeitraums deckelt.

Wie EU-Agrarkommissar Phil Hogan auch in seinen Leitlinien für die neue GAP “The Future of Food and Farming” fordert, braucht es einen robusten Rahmen für den Agrarsektor, um Risiken und Krisen erfolgreich entgegen zu treten. Dazu sind effiziente und passende Instrumente unerlässlich. Angesichts der 12.600 Tonnen Magermilchpulver, die allein das wallonische Lager ausfüllen, wird den anwesenden Milcherzeugern und EU-Politikern die Unzulänglichkeit des aktuellen Rahmens der gemeinsamen Agrarpolitik mehr als deutlich.

Auch für Bocar Diaw, Präsident des senegalesischen Milchbranchenverbands FENAFILS, zeichnen die randvollen Regale mit Milchpulversäcken ein unheilvolles Bild: „Wenn viel Milchpulver aus der EU – egal ob aus der Intervention oder direkt von den Verarbeitern – nach Westafrika gelangt, geht das zu Lasten unserer heimischen Milcherzeuger.“ Erst im Oktober 2017 hatten daher Vertreter mehrerer westafrikanischer Staaten sowie befreundeter europäischer Erzeuger eine Deklaration unterzeichnet, die sich gegen die massiven Exporte von europäischem Magermilchpulver nach Westafrika wendet. Der senegalesische Milcherzeuger richtet in seiner Grußbotschaft klare Worte an die anwesenden EU-Politiker: „Die Überproduktion muss innerhalb der Europäischen Union reguliert werden – Hört auf , das Problem nach Westafrika zu verlagern!“

Pressemitteilung des EMB vom 24. Januar 2018

Video: Besichtigung Milchpulverlager Herstal

Fotos Milchpulverlager Herstal

 

Ratsentscheidung bezüglich Intervention Magermilchpulver - Stellungnahme EMB

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Zur Entscheidung des EU-Agrarrats, die Interventionsmenge von Magermilchpulver zu einem Fixpreis für 2018 auf Null zu setzen, erlässt das European Milk Board folgendes Statement:

 

 

  • Da die Pulverlager aktuell überquellen und die eingelagerte Menge Druck auf die Milchpreise ausübt, ist die Entscheidung des Rats verständlich;

  • Intervention kann saisonale Mehrmengen abschöpfen, ist aber kein vollwertiges Kriseninstrument – das wird nun offensichtlich;

  • Falls jedoch nur die Intervention gestoppt wird, ohne die Produktionsmengen zu reduzieren, dann läuft der Milchmarkt über (anstelle der Pulverlager);

  • Daher braucht es gleichzeitig unbedingt ein Mengenreduktionsprogramm, um der Überproduktion der nächsten Monate entgegen zu wirken;

  • Die EU-Politik muss schnellstmöglich einen Rahmen schaffen für ein effizientes Reduktionsprogramm. Das EMB verweist dabei dringend auf das Marktverantwortungsprogramm. Dieses Instrument beobachtet den Markt und reagiert bei Krisengefahr auf die aktuelle Produktionslage, indem es u.a. einen freiwilligen Lieferverzicht schaltet und die Produktionsmenge während des Reduktionszeitraums auf dem Vorjahresniveau (2017) deckelt.

  • Das EMB fordert zudem für die Zukunft eine generelle Reduktion der Interventionsmengen von normalerweise 109.000 Tonnen pro Jahr und eine gleichzeitige Anhebung des Interventionspreises;

  • Die vorhandenen Lagerbestände müssen marktunschädlich abgebaut werden (Tierfütterung). Exporte von Magermilchpulver dürfen nicht lokale Märkte in Drittländern gefährden.

 

Stellungsnahme des European Milk Board vom 31. Januar 2018

Mit der Aussetzung der Intervention ist die Milchkrise bereits absehbar

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© Michel Sorin

Die Entscheidung des Ministerrats vom 29.01.2018, die Intervention für Magermilchpulver auszusetzen, ist eine sehr schlechte Nachricht für die Milcherzeuger und für Europa. Sie wird die Krise beschleunigen und nicht verhindern, wie uns die Kommission glauben machen möchte.*

 

Tatsächlich erweist sich die Intervention – letztes Sicherheitsnetz zur Preisstütze – angesichts der Milchüberproduktion im Frühjahr 2018 als noch notwendiger. Die Aussetzung der Intervention, die Ende Januar angekündigt wurde und zum 1. März greift, vermag nichts zu ändern: weder an den Produktionsmengen noch den Pulverherstellungen der nächsten Monate. Stattdessen werden die Kosten vom europäischen Haushalt an die Verarbeiter übertragen, die die Einlagerung auf eigene Kosten sicherstellen und die Mehrkosten über eine drastische Preissenkung an die Erzeuger weitergeben werden. Aber gehen wir die Analyse in der richtigen Reihenfolge an.

 

1. Die Regulierung der Milchproduktion ist unerlässlich, aber Hogan will sie nicht.

In Europa und weltweit nimmt die Produktion wieder zu, während die Nachfrage zurückgeht. Im letzten Quartal 2017 haben die Milchlieferungen der 28 EU-Mitgliedstaaten alle Prognosen um über eine Million Tonnen überstiegen. Dieser Überschuss nur eines Quartals in der EU entspricht Prognosen der Kommission zufolge dem jährlichen Wachstum des Weltmarkts im nächsten Jahrzehnt, womit diese endlich anerkennt, dass der Weltmarkt für diesen Sektor kein Ausweg mehr ist. In diesem neuen Umfeld, in dem die EU einer der Hauptakteure der weltweiten Milcherzeugung ist, wird die vorübergehende freiwillige oder zwingende Senkung der Liefermengen, die eine bessere Regelung der Mengen und Preise ermöglicht, zum absoluten Muss.

Aber Kommissar Phil Hogan, der immer noch auf den großen Export setzt, hat es abgelehnt, die Maßnahme zur vorübergehenden Regulierung in die Omnibus-Verordnung aufzunehmen – trotz der Forderung des Europäischen Parlaments und des Ausschusses der Regionen, der das MVP des EMB unterstützt. Hogan hat aus der letzten Krise nichts gelernt: 2015 leugnete er sie schlicht; 2016 gab er der massiven Einlagerung von Pulver den Vorzug gegenüber einer Einschränkung der Lieferungen. Erst im Juli 2016 schlug er endlich eine Beihilfe für den freiwilligen Lieferverzicht vor, die einzig wirksame Maßnahme zur Erholung der Marktkurse. Die Kosten der Maßnahme waren zudem moderat (150 Mio. € wurden vorgeschlagen, davon flossen 110 Mio. € ab) im Vergleich zu den Milliarden, die die Kommission verteilt hat, und weiteren Milliarden, die von verschiedenen Mitgliedstaaten aufgestockt wurden und lediglich die Krise verlängert haben.

 

2. Heute besteht die erste Maßnahme zur Marktsanierung im Abbau der alten Pulver-Lagerbestände, die schwer auf den europäischen und weltweiten Milchpreisen lasten. Der Abbau dieser Pulverbestände muss eine dringliche und einmalige Maßnahme bleiben, die dazu dient, die falschen Entscheidungen von 2015 und 2016 zu korrigieren, als man die Obergrenzen für die Interventionslagerung anhob anstatt die Milchlieferungen zu senken. Da diese Bestände sich ihrem Verfallsdatum für den menschlichen Verzehr nähern, müssen alle Lösungen erwogen werden, zumindest für die zuerst eingelagerten 300.000 t der insgesamt 380.000 t in der Intervention. Es ist unerlässlich, sie aus dem klassischen Markt herauszunehmen und ihre Verwendung für die weltweite Nahrungsmittelhilfe und als Futtermittel zu fördern, indem der Preis für Futtermittelhersteller attraktiv gemacht wird.

 

3. Die Streichung der Intervention für das Milchjahr 2018 ist ohne die beiden oben genannten Maßnahme nicht nur kontraproduktiv, sondern ein politischer Fehler. Da keine weiteren Bestände aufgebaut werden sollen, macht Hogan die Tür zu, ohne sich um die Folgen zu scheren oder – schlimmer noch – indem er Unwahrheiten bekräftigt, um eine nicht zu rechtfertigende Entscheidung zu rechtfertigen.* Die Aussetzung der Intervention für die „frischen Pulverüberschüsse“ dieses Frühjahrs ohne das Problem der vorhandenen Bestände zu lösen, wird zu einem „doppelten“ Preisverfall führen. Hogan „straft“ die Erzeuger also zweimal ab, während die Verantwortung und der Fehler größtenteils bei ihm liegen. Wie und warum haben sich unsere Agrarminister von diesem Vorschlag täuschen lassen, der aufgrund seiner unmittelbaren Folgen ultraliberal und zynisch zu nennen ist? Der Ministerrat muss schnellstens die Kurve kriegen, indem er den Abbau der vorhandenen Bestände vorschreibt und die Intervention wieder in Kraft setzt, um dann die Regulierung der Milchmenge wieder in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen. Denn sonst stehen uns wieder Demonstrationen und Ausschreitungen bevor, die die Erzeugerregionen weiter schwächen werden: Öl auf die Mühlen der Europahasser in diesem Vorwahljahr.

André Pflimlin, Experte für Milchwirtschaft beim Ausschuss der Regionen; pflimlin.andr@orange.fr (Autor von: Europe laitière, valoriser tous les territoires pour construire l’avenir; Ed France Agricole 2010)

 

* Pressemitteilung des Rats. „Um einen Verfall der Preise und folglich eine Verschlechterung des Lebensstandards der Landwirte zu vermeiden, hat die Kommission vorgeschlagen und hat der Rat beschlossen, angesichts der bereits sehr hohen Bestände auf den automatischen Ankauf von MMP zu verzichten“ – also auf die Intervention! Seit jeher dient die öffentliche Einlagerung zur Entlastung des Markts, um die Preise zu stützen, aber mit Hogan wird es umgekehrt sein!

Hinweis: Dieser Text stützt sich auf eine umfassendere Analyse, die am 22.01.2018 veröffentlicht wurde: „Comment éviter une nouvelle crise laitière en 2018?

Dänisches Arbeitsrecht: Gewerkschaft setzt Landwirte unter Druck

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© wikimedia commons

Dänemark hat ein eigenes Arbeitsrechtssystem. Die Politik hat die Verantwortung für die Regelung von Beschäftigung und Entgelt den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden übertragen. Der Staat legt daher keinen Mindestlohn fest.

Arbeitnehmern steht es frei, ob sie einer Gewerkschaft beitreten. Arbeitnehmerorganisationen können hingegen Arbeitgeber zwingen, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, wenn der jeweilige Betrieb Arbeitnehmer hat, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Die Vereinbarung kann man abschließen, indem man dem Arbeitgeberverband beitritt, oder direkt mit der Gewerkschaft.

Bisher war es den Landwirten gelungen, dem Interesse der Gewerkschaften unbehelligt zu entgehen, aber deren Interesse an den Landwirten nimmt rapide zu. Vor kurzem urteilte ein Gericht in einem Verfahren über dieses spezielle dänische Arbeitsrecht, dass die Gewerkschaft 3F, die Arbeitnehmer im Gartenbau und der Landwirtschaft vertritt, Landwirte, die Arbeitnehmer beschäftigen, zum Abschluss einer Vereinbarung zwingen kann.

Die Vereinbarung verleiht den Arbeitnehmern eine Reihe von Rechten und regelt das Entgelt und Rentenansprüche sowie die Arbeitsbedingungen in punkto Urlaubsansprüche und freie Tage. Insbesondere bei den Löhnen und Rentenansprüchen ändern sich die bestehenden Bedingungen durch eine solche Vereinbarung. Heute erhalten viele Arbeitnehmer in den ersten Jahren einen Stundenlohn von 15-17 Euro; künftig müssen die Landwirte mindestens 22-25 Euro pro Stunde für Löhne und Rentenansprüche etc. zahlen.

Weigert sich der Milcherzeuger, eine Vereinbarung abzuschließen, kann 3F verhindern, dass der betreffende Landwirt seine Milch an eine dänische Molkerei liefert, und dieses Recht wird notfalls auch ausgeübt. Bis jetzt haben alle Landwirte, die von 3F kontaktiert wurden, sich für die Mitgliedschaft und damit die strengeren Regeln entschieden.

Der nationale Milcherzeugerverband hat argumentiert, dass 3F die Milchlieferung des Bauern nicht im Arbeitskampf instrumentalisieren kann, aber das Gericht hat sich entschlossen, diese Meinung außer Acht zu lassen. Gegen das Urteil kann keine weitere Berufung eingelegt werden. Wenn ihr meint, dass die oben geschilderte Situation jeder Beschreibung spottet, sind wir einer Meinung, aber das ist Dänemark.

Kjartan Poulsen, Vorsitzender des Landsforeningen af Danske Mælkeproducenter (LDM)

Schweiz: Die nachhaltige Milch der Migros

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Im Rahmen ihrer Strategie zur nachhaltigen Entwicklung hat ELSA (Molkereikonzern der Migros) 2017 ein Projekt für nachhaltige Milch gestartet.

 

Von Anfang an war es Absicht der Migros, ein Projekt auf den Weg zu bringen, das Nachhaltigkeitskriterien genügt, ohne jedoch für den Großteil der Erzeuger große Veränderungen zu bringen. Bedenkt man, dass unsere Landwirtschaft mehr Kalorien an Vorleistungen und Energie einsetzt als sie produziert, war schon abzusehen, dass dem orangefarbenen Riesen kein großer Wurf gelingen würde. Aber nein! Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit kam letztlich eher ein winziges Würfchen heraus.

Unter ethologischen Kriterien ist das Projekt mit der Weidehaltung, Verwertung von Basisfutter, insbesondere einheimischem Futter, Förderung der Artenvielfalt sowie Begrenzung von Konzentraten und Antibiotika auf dem richtigen Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Aber weder die Milchleistung von 8 bis 10 kg pro Lebenstag der Milchkuh noch die 2 oder 3 Rappen zusätzlich pro Kilo Milch werden die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Milcherzeugung gewährleisten. Denn dazu muss der Milchpreis des Erzeugers die Gesamtkosten der Produktion decken, die nach Berechnungen der FAT (Eidgenossische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik) bei etwa einem Franken pro kg liegen.

Da es in diesem Projekt um die Milcherzeugung geht, ist klar, dass das Tierwohl eine große Rolle spielt. Aber man muss leider feststellen, dass in unserem an merkantilen Aspekten ausgerichteten, automatisierten, roboterbasierten, globalisierten System das Wohlergehen des Tieres absolut im Vordergrund steht, zu Lasten des menschlichen Aspekts und des Menschen!

In diesem Kontext muss man den Ingenieuren und anderen Wissenschaftlern (sowie den Tierschutzfanatikern) ein für allemal die enorme (aber häufig unterschätzte und vernachlässigte Bedeutung) in Erinnerung rufen, die das Wohlergehen (auch das wirtschaftliche) des Erzeugers für das Tierwohl hat! Angesichts dieser Realität auf den Höfen verwundert uns die Anforderung, dass die Kuh mit Namen in der Tierverkehrsdatenbank (TVD) eingetragen werden muss!

In den Richtlinien zur nachhaltigen Milch werden die energetischen Vorleistungen wie Kraftstoffe, Dünger, Pflanzenschutzmittel ebenso wenig erwähnt wie die Absenkung unserer landwirtschaftlichen Flächen durch immer riesigere Maschinen. Auch Kaufverträge mit 12 Monatszahlungen bei gleicher Menge laufen einer nachhaltigeren Erzeugung entgegen.

Kurz gesagt: Auf das Gesamtprojekt betrachtet, ist die Nachhaltigkeit hier noch nicht einmal als Ultraschmalspurversion zu werten und in der vorliegenden Form muss das Projekt als Riesentäuschung des Verbrauchers betrachtet und angeprangert werden. Man muss aber anerkennen, dass es sich um einen hervorragenden Marketingcoup handelt, bei dem nebenbei auch noch ein paar Krümel vom Tisch der Großen für den Erzeuger abfallen.

Aber lasst es euch gesagt sein: Ohne kostendeckende Milchpreise keine Nachhaltigkeit!

Milchausschuss Uniterre, Schweiz

Erfolgreiches Krisenmanagement in der EU – welche Lehren lassen sich aus den letzten drei Jahren ziehen?

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(Berlin, 18. Januar 2018) Dass Krisenmaßnahme nicht gleich Krisenmaßnahme ist, hat sich in den vergangenen Jahren im Milchsektor deutlich gezeigt. Wie der Vorstand des European Milk Board auf der diesjährigen Pressekonferenz der Grünen Woche resümiert, müsse man daher für die Zukunft auf die Instrumente setzen, die tatsächlich auch Wirkung entfalten können.

So hatte die EU-Kommission in den letzten Jahren einiges unternommen, um die dramatischen Auswirkungen der Marktliberalisierung abzumildern: Millionenschwere Hilfspakete wurden geschnürt, die Obergrenzen der Interventionsmengen wurden angehoben und Produzentenorganisationen und Molkereien bekamen die Möglichkeit zur Produktionsplanung. Die eingesetzten Krisenmaßnahmen zeigten jedoch kaum Wirkung und die Erzeuger sahen sich weiterhin gezwungen, noch mehr zu melken, um durch höhere Produktionsmengen ihren Cashflow aufrecht zu erhalten. Erst der Einsatz des Mengenreduktionsprogramms, bei dem Erzeuger freiwillig ihre Produktion drosseln konnten, brachte letztlich eine Wende.

 

Welche konkreten Lehren lassen sich ziehen?

  • Für EMB-Präsident Romuald Schaber hat Agrarkommissar Phil Hogan mit dem EU-Reduktionsprogramm nach zahlreichen Fehlschüssen ins Schwarze getroffen „Wir brauchen die richtigen Maßnahmen. Das Reduktionsprogramm hat an der Menge angesetzt und mit einer geringen Reduzierung der Liefermenge einen großen Preiseffekt erzielt.“ Das Programm habe einen wichtigen Beitrag zur Preiserholung von 25,68 Cent/Liter (Juli 2016) auf 34,16 Cent (Juli 2017) geleistet und war aus Sicht der Milcherzeuger zudem unbürokratisch in der Abwicklung.
    Eine wissenschaftliche Analyse des EU Mengenreduktionsprogramms (Fink-Keßler und Trouvé, 2017) zeige außerdem, dass die Maßnahme gut genutzt werden konnte, um landwirtschaftliche Betriebe mit einer geringen Reduktion zu erhalten und Betriebe in Krisenzeiten direkt zu unterstützen, so Schaber weiter. 
  • Insbesondere die Maßnahme Intervention wurde in der Vergangenheit jedoch überstrapaziert und war letztlich nur ein Auffangbecken für die liberalisierte Produktion. An sich sei die öffentliche Lagerung ja ein probates Instrument, um saisonbedingte Mehrmengen aufzufangen, berichtet Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des European Milk Board. „Dass die EU-Kommission mittlerweile aber auf knapp 380.000 Tonnen Magermilchpulver sitzt und keinen Plan hat, was mit diesem Pulver passieren soll, zeigt, dass dieses Instrument hier komplett falsch eingesetzt wurde“. Bei einem Marktungleichgewicht dürfe die EU-Politik das Problem nicht einfach nur vertagen, indem über Intervention Milch kurzfristig vom Markt genommen wird und später eine Belastung darstelle. „Es müssen Anreize gesetzt werden, damit erst gar nicht so viel produziert wird“ so van Keimpema. Dadurch könne man drohenden Krisen den Wind aus den Segeln nehmen.

 

Das European Milk Board fordert den Einsatz von effizienten Kriseninstrumenten und die gesetzliche Verankerung eines Programms, um die Milchmenge in Krisenzeiten reduzieren zu können. Der Milcherzeugerverband verweist auf sein Marktverantwortungsprogramm, das auf einem freiwilligen Lieferverzicht und einer Deckelung der Produktion während der Reduktionsperiode basiert.

Die Erzeuger könnten dadurch auf Marktsignale reagieren und ihre Produktion entsprechend anpassen, sobald der Markt aus dem Gleichgewicht gerät.

EMB Pressemitteilung vom 18. Januar 2018

20 Jahre BDM = 20 Jahre außergewöhnliches Engagement

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Anlässlich des 20-Jahr Jubiläums des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) möchte sich das EMB ganz herzlich für das außergewöhnliche Engagement des Verbandes bedanken und herzlich gratulieren.

 

 

Äußerst konstruktiv, kollegial und motivierend sind sehr passende Schlagworte, um unsere Zusammenarbeit mit dem BDM zu beschreiben. Als wichtiger Teil des European Milk Board hat der BDM gemeinsam mit seinen europäischen Partnerorganisationen einen großen Anteil am internationalen bäuerlichen Engagement. Ob durch wichtige Konzepte und Impulse wie das MVP oder auch ihre starke Präsenz bei europäischen Aktionen – die Bäuerinnen und Bauern sowie die Mitarbeiter des BDM bringen die Milchpolitik auch auf europäischer Ebene entscheidend mit voran.

Wir danken Euch für Euren Einsatz und sagen: Herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahren außergewöhnlichem Engagement!

Silvia Däberitz (EMB-Geschäftsführung)

 

Sieta van Keimpema (EMB-Vizepräsidentin, Niederlande):

Bereits vor 13 Jahren habe ich die Mitglieder vom BDM Nord mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement kennengelernt. Ein Jahr später traf ich dann auch den BDM Süd mit ihrem Captain, Romuald Schaber. Seither sind Treffen mit dem BDM stets Lichtpunkte. Dann ist man unter Freunden. Das Feuer der Mitglieder gibt mir immer wieder Energie und Mut. Wir kämpfen zusammen für die gute Sache!

Macht weiter so! Es ist der Unterschied zwischen totem und lebendigem Lachs: Ein lebendiger Lachs schwimmt gegen den Strom, um sein Ziel zu erreichen – ein toter Lachs schwimmt mit dem Strom. Bis ein fairer Preis für Milcherzeuger Fakt ist, können wir nicht mit dem Strom schwimmen.

Ihr seid schon seit Jahren unsere Mitkämpfer und ich sage Euch deshalb: Danke dafür und viel Erfolg für die kommenden 20 Jahre!

 

Kjartan Poulsen (EMB-Vorstand, Dänemark):

Der BDM beteiligt sich aktiv an der Arbeit, um die EU über die Situation auf dem Milchmarkt zu informieren und um zu zeigen, wie es aus Sicht der Produzenten aussieht. Ohne den BDM wäre es schwierig, die europäischen Milchbauern in die Arbeit zu integrieren, um die Bedingungen für die mehr als 100.000 Familien in der Milchproduktion zu verbessern.

Der BDM ist eine wichtige Stimme in der europäischen Milchproduktion und in der EMB-Arbeit. Mit seinen Erfahrungen von kleinen und großen Produzenten trägt er wesentlich zur Zusammenarbeit im EMB bei.

  

Erwin Schöpges (EMB-Vorstand, Belgien):

Liebe Kollegen, es war mir eine Freude und Ehre, in all den Jahren gemeinsam für "kostendeckende Preise und eine gerechte Entlohnung unserer Arbeit" zu kämpfen. Gemeinsam und mit voller Energie werden wir dieses Ziel erreichen. Unvergessen werden unsere Aktionen in Brüssel bleiben, welche ganz sicher in die Geschichte eingegangen sind.

"Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

 

Roberto Cavaliere (EMB-Vorstand, Italien):

Vor 20 Jahren begannen sich autonome Bewegungen von Milcherzeugern in ganz Europa zu organisieren, um sich gegen die ungerechte Politik Europas und die multinationalen Kräfte zu verteidigen. In Deutschland waren es der BDM, in Italien die APL sowie viele Organisationen in anderen Ländern, die anfingen die wahren Interessen der Produzenten zu verteidigen.

Ich wollte an alle ein Danke für die geleistete Arbeit sagen! Ich kann das, was wir sind und was wir aufgebaut haben, mit einem berühmten Satz von Mutter Teresa von Kalkutta zusammenfassen. "Was wir bewirken, ist kaum mehr als ein Tropfen im Ozean. Aber wenn wir tatenlos blieben, fehlte dem Ozean gerade dieser Tropfen."

Zum Schluss auch noch ein Danke an Romuald, der ein guter Anführer ist und die zahlreichen Kämpfe unterstützt hat.

Herzliche Grüße und meine Wertschätzung und Respekt an alle vom BDM!

  

Boris Gondouin (EMB-Vorstand, Frankreich):

Ohne unsere deutschen Kollegen wären wir nur halb so stark. Ich wünsche dem BDM noch viele Jahre erfolgreicher Arbeit und freue mich auf weitere gemeinsame Aktionen!

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