MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Brexit: Der Moment der Wahrheit rückt näher

In jedem Verhandlungs-prozess kommt die Phase, wenn die Täuschungs-manöver und Bluffs ein Ende haben. Aus Sicht der irischen Landwirte ist dieser Punkt im Brexit-Verfahren erreicht. Es sind nur noch sieben Wochen bis zum Austrittstermin des Vereinigten Königreichs, wenn die Regierung keine Verlängerung des Verfahrens nach Artikel 50 beantragt. Dies erscheint höchst wünschenswert, aber nicht unbedingt möglich, angesichts des fortdauernden innenpolitischen Chaos im Land. Die Parlamentarier können sich nicht einigen. Sie können sich nicht einmal darauf verständigen, die Uhr anzuhalten, während sie sondieren, ob man möglicherweise etwas ausarbeiten könnte, auf das man sich einigen kann.

In der Zwischenzeit blinken in jedem landwirtschaftlichen Betrieb, jeder Genossenschaft und jedem Verarbeitungswerk in Irland die Warnleuchten. Wir exportieren Nahrungsmittel im Wert von ca. 5 Milliarden Euro in das Vereinigte Königreich. Das Vereinigte Königreich führt seinerseits Nahrungsmittel im Wert von ca. 3 Milliarden Euro nach Irland aus. Cheddar-Käse ist ein interessantes Beispiel: Wir verarbeiten die Milch und erzeugen irgendwo in Munster oder Leinster Cheddar. Der wird in das Vereinigte Königreich transportiert, wo er auf eine Teigunterlage gestreut wird, die dann in eine überflüssige Verpackung wandert, auf der "Pizza" steht. Die wiederum fährt über die Irische See, um in Irland verkauft zu werden, häufig in einer der britischen Supermarktketten. Unsere Erzeugungs-, Verarbeitungs-, Vertriebs- und Einzelhandelsstrukturen sind so vernetzt, dass sie nahezu untrennbar sind.

Seit dem Tag nach dem Brexit-Referendum hat die irische Regierung deutlich gemacht, dass sie der "politischen" Nord-Süd-Dimension – d.h. der Notwendigkeit, die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik Irland zu vermeiden – Vorrang vor der "wirtschaftlichen" West-Ost-Dimension gebe. Diejenigen, die alt genug sind, um sich an die Ereignisse in Nordirland zwischen 1968 und 1994 zu erinnern, werden verstehen, warum die irische Regierung unerschütterlich daran festhält, alles zu vermeiden, was den Konflikt wieder aufflammen lassen könnte. Die wirtschaftlichen Beziehungen und der Handel zwischen der Republik Irland und Großbritannien sind um ein Vielfaches stärker als die zwischen der Republik Irland und Nordirland oder faktisch auch zwischen Nordirland und Großbritannien.

Ein Sprecher der Kommission hat bestätigt, dass bei einem "harten" Brexit ohne Austrittsvereinbarung aus Sicht der Kommission die Wiedereinführung einer harten Grenze unausweichlich sei. Indes taumelt das Vereinigte Königreich ohne Mehrheit für eine schlüssige Ausstiegsvereinbarung vor sich hin – vor dem Hintergrund, dass bei einem ungeregelten Ausstieg automatisch die Zölle nach WTO-Bestimmungen gelten.

Irland hatte sich selbst zwei Ziele gesetzt: Keine Wiedereinführung einer harten Grenze zwischen Nord und Süd und insbesondere die Fortsetzung unseres jahrhundertelangen, zollfreien, milliardenschweren Nahrungsmittelhandels mit Großbritannien. Keines der beiden Ziele scheint derzeit erreichbar und der Moment der Wahrheit rückt mit großen Schritten näher.

Pat McCormack, Mitglied im EMB-Vorstand und Vorsitzender des Irish Creamery Milk Supplier Association (ICMSA)

Bauern fordern mit Grenzaktion: Stopp von CETA und Co.

Newsletterbild
© Thilo Schmülgen

(Lichtenbusch, 25.01.2019) Mit Treckern demonstrieren Bauern von 17 europäischen Organisationen und zwei Dachverbänden gemeinsam mit der Zivilgesellschaft für eine faire EU-Handelspolitik, die weltweit gerecht und klimaverträglich ist. Für ein solidarisches Europa. Keine Neuauflage von TTIP.

 

Zur Aktion an der deutsch-belgischen Grenze sind 20 Trecker aus verschiedenen EU-Ländern angerollt. Unterstützt werden die Treckerfahrer von rund 100 Bäuerinnen und Bauern aus Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, Belgien und Deutschland sowie von Mitgliedern zivilgesellschaftlicher Gruppen. Bauernorganisationen aus Litauen und der Schweiz tragen diese Demonstration mit.

Mit dieser Aktion kritisieren die Organisationen die aktuelle Handelspolitik der EU: Die EU habe diverse Freihandelsverträge abgeschlossen, so mit Kanada (CETA) und mit Japan (JEFTA), und verhandele weitere etwa mit den Mercosur-Ländern – Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay –, mit Neuseeland, Australien und mit vielen mehr. Aktuell treibe die EU eine Neuauflage der Verhandlungen zwischen der EU und den USA (TTIP) voran. Auch mit den armen und ärmsten Ländern dieser Welt vornehmlich in Afrika handele Europa Verträge im Rahmen der sogenannten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) aus.

„Diese Handelsabkommen führen dazu, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse noch häufiger zu Billigpreisen verramscht werden, dass wichtige Umwelt- und Arbeitsstandards abgesenkt werden und dass Konzerne noch mehr Macht erhalten“, warnt Erwin Schöpges, Präsident des European Milk Board (EMB). Aus diesem Grund hat das europäische Bündnis während der Grenzaktion die Verträge dieser neuen und schädlichen Handelsabkommen symbolisch begraben.

Anschließend haben Bäuerinnen und Bauern aus verschiedenen EU-Ländern die europäische Bauerndeklaration, die auf einem Riesenbanner aufgehängt war, feierlich unterschrieben. Europa muss eine neue Handelspolitik voranbringen! Für faire Erzeugerpreise, für faire Arbeitsbedingungen, für Klima-, Umwelt- und Tierschutz, für qualitativ hochwertige Lebensmittel und für Ernährungssouveränität.

Im Mai diesen Jahres wird ein neues EU-Parlament gewählt. Das europäische Bündnis fordert, die ungerechte und konzernfreundliche Handelspolitik zu stoppen und für die Forderungen des Bündnisses einzutreten. Diese sind wichtige gemeinsame Signale für die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe, ein solidarisches und zukunftsfähiges Europa und gegen Populismus und Nationalismus.

 

Hier finden Sie die gemeinsame Bauernerklärung

Hier finden Sie Fotos der Grenzaktion

EMB Pressemitteilung vom 25. Januar 2019

Was kann man von der amerikanischen Milchpolitik hinsichtlich der Aufteilung der Wertschöpfung lernen?

Newsletterbild
© Vanessa Langer

Zwei Themen, die nicht nur in Frankreich, sondern auch auf europäischer Ebene im Zentrum der politischen Debatten stehen, sind die Frage, wie man die Mechanismen zur Aufteilung der Wertschöpfung in den Sektoren verbessern und die Organisation der Erzeuger stärken kann.

 

Der französische Milchsektor ist seit dem Ende der Quotenregelung besonders von diesem Problem betroffen und die seit 2010 umgesetzte „Vertragslandwirtschaft“ scheint keine ausreichenden Lösungen zu bieten. Obwohl er auch eng mit dem Weltmarkt verflochten ist, hat der amerikanische Milchsektor weniger unter der seit 2014 durch Überproduktion verursachten weltweiten Krise gelitten. Seit den 1930er Jahren wird die Milch in den Vereinigten Staaten über Bundesstellen vermarktet (Federal Milk Marketing Order – Milchvermarktungsordnung des Bunds), die eingerichtet werden, wenn dies zwei Drittel der Erzeuger in einer Region beschließen. So fallen 80% der amerikanischen Milchproduktion unter diese Regulierungsmaßnahme.

Die Hauptfunktion dieser Stellen ist, eine gerechte Aufteilung des Mehrwerts zwischen Erzeugern und Verarbeitern anhand von Preisformeln zu gewährleisten. So wird jeden Monat ein für alle Erzeuger identischer Mindestpreis festgelegt. Dieser wird in Abhängigkeit der Marktentwicklung für verarbeitete Milcherzeugnisse bestimmt. Die Preisformeln können geändert werden, sind inzwischen aber für jede der zehn Stellen gleich und seit mindestens zehn Jahren stabil geblieben. Die Funktionsweise dieses Systems basiert auf hoher Transparenz bei den Verarbeitern, die ihre Mengen und die Absatzpreise ihrer Fertigprodukte melden müssen. Während der monatliche Mindestpreis für alle Erzeuger einer Stelle identisch ist, variiert der Einkaufspreis der Verarbeiter je nach ihrer Form der Verwertung. So erfolgt ein unmittelbarer Ausgleich zwischen den Unternehmen, die in Segmenten mit hoher Wertschöpfung positioniert sind und einen Teil des von ihnen erzielten Werts an Unternehmen abtreten, die einen weniger starken „Produktmix“ haben. Auf die Umsetzung dieses Ausgleichs entfallen etwa 10 bis 15% des Umsatzes der Erzeuger, die über diese Stellen vermarkten.

Bei Anwendung der amerikanischen Preisformeln wäre der Milchpreis in Frankreich über die letzten zehn Jahre 13% höher gewesen. Die riesigen in den Niederlanden, Dänemark oder Neuseeland vertretenen Genossenschaften haben auf nationaler Ebene ein Quasi-Monopol, das es ihnen ermöglicht, diesen Ausgleich intern vorzunehmen. Gegenüber dieser Konkurrenz haben die französischen Milcherzeuger einen Wettbewerbsnachteil organisatorischer Art: Die Genossenschaften nehmen etwa 55% der französischen Milchproduktion ab und verarbeiten 45% der Menge.

Angesichts der regelmäßigen Spannungen und teilweise archaischen Handelspraxis im Sektor – einseitige Kündigung von Verträgen, Festlegung der Preise nach Abholung etc. – erscheint es geboten, die Erzeuger neu zu organisieren, um sie aus der übermäßigen wirtschaftlichen Abhängigkeit hinauszuführen. Die in Frankreich umgesetzte „Vertragslandwirtschaft“, die dem Auslaufen der Quotenregelung vorgreifen sollte, hat nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht. Ein Vertrag allein kann eine Handelsbeziehung nicht ins Gleichgewicht bringen. Und die Genossenschaftsmolkereien wollten offensichtlich nicht in die „Vertragslandwirtschaft“ einsteigen.

Die für die künftige GAP nach 2020 angekündigte Erweiterung des Konzepts der „sektorenspezifischen Maßnahmen“ könnte eine beschleunigte Neuorganisation der Milchwirtschaft in Frankreich ermöglichen. Daher werden die französischen Genossenschaftsmolkereien vor einer wichtigen Entscheidung stehen. Entweder entschließen sie sich, den Stier bei den Hörnern zu packen, und sie organisieren ihre Annäherung an die bestehenden Erzeugerorganisationen in homogenen Gebietseinheiten dergestalt, dass sie deren Erzeuger als Genossenschaftsmitglieder integrieren. Oder es entstehen Erzeugerorganisationen innerhalb der Genossenschaften, diese Erzeugerorganisationen schließen sich wiederum auf Ebene der Milchregion zu Verbänden zusammen (Association d’Organisation de Producteurs - AOP) und die Genossenschaften spezialisieren sich bei ihren Verarbeitungsaktivitäten, wie in den USA.

Damit würden wir die paradoxe Situation der französischen Milchviehbetriebe überwinden, wo eine Hälfte der Erzeuger in Genossenschaften gut organisiert ist, deren Milchverwertung im mittleren Wertschöpfungssegment angesiedelt ist. Die andere Hälfte der Erzeuger ist kaum organisiert und hat wenig Verhandlungsmacht gegenüber den Verarbeitern, die in Marktsegmenten mit hoher Wertschöpfung gut positioniert sind.

Es ist daher von kritischer Bedeutung, dass sich die Milcherzeuger jetzt mobilisieren, um der bevorstehenden Reform der GAP vorzugreifen, und sich für die Neuausrichtung des Erzeugungssektors einsetzen, damit sie die Mengensteuerung und Aufteilung der Wertschöpfung im Milchsektor mitbestimmen.

Zusammenfassung einer Studie von Agriculture Stratégies. Vollständige Studie  (FR).

 

Kommentar im Namen von APLI France: Wir finden die Ergebnisse der Studie sehr interessant. Dennoch sind einige Vorbehalte anzumelden, insbesondere zu den Produktionskosten (siehe auch die Studien des EMB zu den Milchproduktionskosten in Europa). Außerdem reicht es nicht, bei der Produktionsregulierung nur aus französischer Sicht zu argumentieren. Tatsächlich müssen sich die Erzeugerorganisationen auf europäischer Ebene formieren.

Wir haben dieses niedrige Milchpreisniveau satt!

Newsletterbild
© AbL

Mit den ersten Veröffentlichungen und Werbekampagnen rund um die Milch lassen sich erste, für die Milchbauern erschreckend niedrige Vorstellungen eines Milchpreisniveaus für 2019 erahnen. Dabei habe man schon im letzten Herbst dazu aufgefordert, wegen der katastrophalen Futterernte und den damit drastisch gestiegenen Kosten mehr für die Milch zu bezahlen.

 

Es brauche endlich ein klares Signal für einen Milchpreis, wie er von der Milcherzeugergemeinschaft MEG Milchboard im Milchmarkerindex mit über 40 Cent je Liter berechnet ist. „Nach zwei Jahren Milchkrise und der Dürre 2018 benötigen wir Milcherzeuger dringend Gewinne“, erklärt Lucia Heigl, stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Milchbäuerin in der Oberpfalz.

Die vom Deutschen Bauernverband (DBV) jetzt genannte Preiserwartung an die Molkereien von 33 Cent je Liter bedeute dagegen, dass der Ruin vieler weiterer Milchviehbetriebe in Kauf genommen werde. „Wer damit insbesondere den Genossenschaftsmolkereien einen Freibrief für Tiefstpreise ausstellt, hat die anschließend geschlossenen Hoftore der Milchbauern mit einkalkuliert“, sagt der Milchbauer Otmar Ilchmann, AbL-Landesvorsitzender in Niedersachsen. „Mit dieser Aussage hat der DBV die möglichen Preise für das neue Jahr schon kleingeredet“, ergänzt Ilchmann.

Dabei habe das Institut für Ernährungswirtschaft (ife) für das Frühjahr 2019 bereits sinkende Milchmengen von 1% und mehr als Spätfolgen der letztjährigen Dürre prognostiziert. „Dies muss sich doch mit den dürrebedingt hohen Futterkosten im Milchpreis widerspiegeln“, fordert Lucia Heigl.

„Auch dem Handel scheint ein ausreichend hohes Preisniveau völlig egal zu sein“, erklärt Bernd Schmitz, Biomilchbauer und Landesvorsitzender der AbL in Nordrhein-Westfalen. Die Werbung des Discounters Lidl auf Großplakaten für hochwertige Biomilch für unter 1 €/l  bezeichnet Schmitz als unverschämt. „Tierwohl, höchste Futterqualitäten und der Schutz der Umwelt bei der Biomilcherzeugung erfahren hier nur Missachtung“, ist Schmitz empört. „Ich habe es satt, dass mit den Kühen auf der Weide geworben wird, aber die Konsequenzen nach verdorrten Weiden und notwendigen Futterzukäufen von einigen Marktpartnern völlig ignoriert werden. Mit höheren Preisen zu werben, damit die Biomilchbauern ihre Qualitäten und das Wohl der Tiere auch honoriert bekommen, wäre der richtige Weg für Wertschätzung von hochwertigen Lebensmitteln.“

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)

Dairy together – global vernetzt für einen Milchmarkt mit Zukunft

Newsletterbild
© BDM

Rund 600 Milchviehhalter und Gäste aus ganz Deutschland trafen sich auch in diesem Jahr zum traditionellen Symposium des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. am ersten Samstag der Grünen Woche in Berlin, das diesmal den Titel „Dairy together – global vernetzt für einen Milchmarkt mit Zukunft“ trug.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Dr. Beate Jessel, forderte in ihrem Grußwort von den anwesenden Milchviehhaltern Offenheit und Mitarbeit für notwendige strukturelle und inhaltliche Veränderungen, die im Zuge der GAP-Reform für die Erreichung von Umwelt- und Klimazielen zwingend nötig seien, und zeigte gleichzeitig aber auch das Bewusstsein dafür, dass diese Veränderungen für die Landwirte leistbar sein müssen.

Darin von Ruden, Präsident der Wisconsin Farmers Union stellte die Bewegung „Dairy together“ vor, mit der US-Milchfarmer auf politscher und medialer Ebene auf dringend notwendige Veränderungen aufmerksam machen, da die amerikanischen Milchbauern trotz aller politischen Maßnahmen seit längerer Zeit mit jedem Liter Milch Verluste machten.

Murray Sherk, neuer Vorsitzender der Dairy Farmers of Ontario in Kanada und ebenfalls Milchviehhalter, gab einen Überblick über die Funktionsweise des kanadischen Milchmarktmodells und seine Vorteile für die Milchviehhalter und den ländlichen Raum. Die Marktöffnung im Zuge verschiedener Handelsabkommen bringe Druck auf den kanadischen Milchmarkt mit sich, den man versuche politisch ein wenig abzufedern. Prinzipiell aber sei es in Kanada möglich, ein auskömmliches Einkommen ausschließlich über die Vermarktung der Milch zu erzielen.

Herbert Dorfmann, Mitglied des Europäischen Parlaments und Berichterstatter zur „Ernährung und Landwirtschaft der Zukunft“, spannte den Bogen zur EU-Agrarpolitik und mögliche Änderungen, die die GAP-Reform für die Landwirte bringen könnte. Unter dem Aspekt lebendiger ländlicher Räume befürwortete er eine Kappung der Agrargelder.

Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des European Milk Board EMB, erläuterte in ihrem Vortrag die Schieflage, in der sich die europäischen Milchviehhalter befinden, wenn man ganz nüchtern deren Betriebsdaten auswertet. Stelle man Erzeugungskosten und Milchpreise gegenüber, sei klar, warum viele Betriebe keine Nachfolger mehr fänden. Gleichzeitig hätte die Molkereiwirtschaft sogar während der mehrfachen Milchkrisen ihre Gewinne steigern können.

BDM-Sprecher Hans Foldenauer stellte schließlich die Grundzüge der BDM-Sektorstrategie 2030 vor und betonte in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich, dass sich die Diskussionen nicht nur auf das Geldverteilen beschränken dürften, sondern dass echte Veränderungen nötig seien. Diese seien im Strategiepapier des BDM sicher ambitioniert formuliert, aber notwendig, um wirklich etwas zum Besseren zu bewegen.

Ein mittlerweile schon etablierter Programmpunkt war auch in diesem Jahr die Verleihung des Journalistenpreises „Faire Milch“ im Rahmen des Symposiums des BDM durch Michael Braun, Marketingleiter der Fairen Milch, bei der gleich sechs Beiträge honoriert wurden.

Für ihre langjährigen Verdienste um den BDM wurden schließlich auch die im Laufe des vergangenen Jahres ausgeschiedenen ehemaligen Vorstände Siek Postma und Romuald Schaber geehrt. Fahnenschwingende Milchviehhalter/innen aus den verschiedenen Bundesländern begleiteten zusammen mit dem Präsidenten des European Milk Board EMB, Erwin Schöpges, die feierliche Ernennung Romuald Schabers zum Ehrenvorsitzenden und dankten ihm damit für sein außergewöhnliches und unermüdliches Engagement für die Milchviehhalter. Er habe den Verband wie kein Zweiter geprägt, erklärte Stefan Mann in seiner Würdigung der Verdienste Schabers.

Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V.

Der Milchproduzent in Beaumont-Hamel möchte ein angemessenes Einkommen für seine Arbeit

Newsletterbild
© Courrier picard

Eine angemessene Vergütung für seine Arbeit erhalten. Das wünscht sich der Milchbauer Ludovic Magniez aus Beaumont-Hamel bei Albert (Nordfrankreich). Nicht mehr und nicht weniger. Doch so einfach ist das nicht.

 

„Unsere Eltern erhielten in den 1980er Jahren zwei Franken für einen Liter Milch. Heute liegt der Durchschnittspreis bei 33 Cent, also gleich viel, nur dass die Kosten viel höher sind.“ Er ist gerade dem Projekt FaireFrance beigetreten, einer Marke, die mehr als 500 Erzeugern in ganz Frankreich gehört. Ihr Ziel? Milch zu einem Preis zu verkaufen, der es den Erzeugern ermöglicht, ein faires Einkommen zu erwirtschaften und auch den Verbrauchern gegenüber ehrlich ist. Diese Entscheidung wird keine wesentliche Veränderung im Alltag des Milcherzeugers darstellen, da seine Milch nicht in die FaireFrance-Verpackungen gefüllt werden wird. Er wird seine Milch weiterhin an eine Molkerei in der Nähe seines Betriebs verkaufen. Aber es wird die Dividenden erhalten, die zwischen den Projektteilnehmern aufgeteilt werden.

 

25 Millionen Liter Milch: Das ist die Anzahl der zwischen 2012 und 2017 verkauften FaireFrance Milchpackungen

Durch den Beitritt zu FaireFrance verpflichtet sich Ludovic Magniez, Sensibilisierungskampagnen für die Verbraucher zu organisieren. Sein erster Auftritt ist am Samstag, den 2. Februar, im Supermarkt Intermarché in Albert. Eine Gelegenheit, um mit den Kunden über seinen Beruf zu sprechen: „Wenn die Molkerei meine Milch abholen kommt, weiß ich nicht einmal, welchen Preis sie mir zahlen wird“, erklärt Magniez. „Ich kenne mein Einkommen erst einen Monat später, ohne jegliche Verhandlungsmöglichkeiten.“

 

Immer mehr Landwirte verlassen den Sektor

Der Vierzigjährige übernahm das von seinen Großeltern gegründete und von seinen Eltern geführte Familienunternehmen. Er leitet den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder. Seine Arbeitszeit zählt er nicht: „Für die Versorgung der 100 Kühe arbeiten wir mehr als 70 Stunden pro Woche. Dank der Hilfe unserer Eltern schaffen wir es, alle zwei Wochen einen Ruhetag zu haben.“

Aber er bereut seine Entscheidung nicht und ist stolz darauf, das Know-how der Familie zu bewahren. Ludovic Magniez stellt fest, dass immer mehr seiner Kollegen aufgeben und aus der Milchproduktion aussteigen. Sie satteln um auf Getreide, was sich finanziell mehr lohnt und weniger Arbeit bedeutet. Auch ist ihm aufgefallen, dass sein Beruf in gewisser Weise unter einem schlechten Ruf leidet: „Die Menschen reden viel über Tierschutz, aber für uns ist das selbstverständlich. Schauen Sie, wie wohl sich die Kühe hier fühlen. Falls es ein Problem geben sollte, gibt es Kontrollen. Allerdings spricht niemand über das Wohl des Bauern.“

 

„Die Verbraucher sind bereit"

Er möchte jedoch nicht nur jammern und bleibt zuversichtlich, dass die Situation sich verbessern wird. Denn die von FaireFrance zugesagte faire Vergütung könnte es ihm ermöglichen, einen Mitarbeiter zur Unterstützung einzustellen. Eines ist sicher, der Landwirt ist überzeugt, dass „die Verbraucher bereit sind“, den richtigen Preis für Milch zu zahlen.

Artikel von Vincent Hery, veröffentlicht im Courrier Picardi am 1. Februar 2019

Sie finden uns auch auf Facebook

Newsletterbild

 

 

 

                       

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org