Newsletter Januar 2012
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European Milk Board
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D-59065 Hamm
Tel: 0049/2381/4360495
Fax: 0049/2381/4361153
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org
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EMB - European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
Mit Beginn des Jahres 2012 nehmen die Unsicherheiten auf dem Milchmarkt zu. Hintergründe sind die weltweit steigende Milchproduktion bei gleichzeitig hohen Risiken, was die Wirtschaftsentwicklung anbelangt. Wirtschaftskrisen führen aus Erfahrung schnell zu einem Absatzrückgang von Milchprodukten. Eine neue Milchmarkt- und Preiskrise kann somit jederzeit auf uns zukommen.
Viele der Verantwortlichen in Politik und EU-Kommission scheinen sich dessen bewusst zu sein. Wird doch in letzter Zeit so viel von Krisenbewältigung und -management gesprochen, wie schon lange nicht mehr.
Doch welche Instrumente sind vorhanden? Welche sollen wann und nach welchen Kriterien eingesetzt werden? Welche Ziele werden mit dem Krisenmanagement verfolgt? Sind Stabilität und ein funktionierender Markt für Erzeuger und Verarbeiter bis hin zu den Verbrauchern das Ziel? Oder soll, wie 2009 erst bei einem Erzeugerpreisniveau von 20 Cent eingeschritten werden, um lediglich einen völligen Zusammenbruch des Milchmarktes zu verhindern?
In diesem Zusammenhang spielt die Diskussion um die Marge eine wichtige Rolle. Je geringer der Verdienst der Milchbauern wird, desto kritischer wird die Situation. Daher müssen Mechanismen gefunden werden, die greifen, wenn die Margen sinken, und die helfen, solchen Krisen, wie wir sie erlebt haben, vorzubeugen.
Die Mitglieder des European Milk Board sind davon überzeugt, dass eine flexible Mengensteuerung durch eine unabhängige Markt-Monitoringstelle am besten geeignet ist, um diesen Unsicherheiten zu begegnen. Und inzwischen sind wir nicht mehr die Einzigen, die für eine solche Regelung eintreten. Auch Kollegen aus anderen Bereichen setzen sich inzwischen für Maßnahmen der Mengenregulierung ein – wie etwa Wyno Zwanenburg, der Vorsitzende der niederländischen Branchenorganisation für Schweinehalter (NVV), der eine Mengenbegrenzung der Schweinefleischproduktion in der EU fordert.
Noch hat die Milchquote Gültigkeit. Die Zeit bis 2015 sollte im Krisenfall genutzt werden, um beispielsweise das Instrument einer freiwilligen Mengenstilllegung einem Stresstest zu unterziehen. Eine solche Maßnahme wurde durch die Kommission selbst ins Gespräch gebracht. Als Kriterium für den richtigen Einsatzzeitpunkt kann die Marge dienen. Bis 2015 müssen neue Instrumente ausgereift sein. Die Zeit des Experimentierens ist dann endgültig vorbei.
Als Milcherzeuger müssen wir 2012 auch die Bündelung der Rohmilch weiter vorantreiben, damit wir in einem ausbalancierten Markt die Verhandlungsmacht über unser Produkt und seinen Preis auch wahrnehmen können. Verträge an sich sind keine Lösung. Aber über Verträge zwischen breit aufgestellten Milch Boards und Molkereien können Milcherzeuger am Markt wieder agieren und ihre Milch nicht nur abgeben sondern zu einem fairen und kostendeckenden Preis verkaufen.
In diesem Newsletter finden Sie auch einen Artikel über das Fortschreiten der fairen Milch. In fünf Ländern ist sie inzwischen in unterschiedlichster Form zu haben. Sie ist nicht nur ein gutes und fair bezahltes Produkt, sie erleichtert auch unsere Aufgabe, den Dialog über faire Preise mit Verbrauchern und gesellschaftlichen Verbänden zu stärken.
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin wird das EMB seine Positionen im Rahmen einer Pressekonferenz präsentieren und zusätzlich mit einem Messestand die Faire Milch auch einem breiteren Publikum vorstellen. In einem von der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ organisierten öffentlichen Gespräch mit EU-Kommissar Dacian Ciolos werden wir als EMB-Vorstand die Sichtweise der Milcherzeuger zusammen mit anderen gesellschaftlichen Gruppen einbringen.
Ich wünsche Ihnen / Euch viel Kraft und alles Gute für 2012,
Wir sind auf dem richtigen Weg!
Mit herzlichen Grüssen,
Romuald Schaber, Präsident des EMB
Faire Milch Europa präsentiert sich auf der Grünen Woche Berlin
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vom 20. bis 29. Januar präsentiert sich die europäische Faire-Milch-Familie zum ersten Mal gemeinsam vor großem Publikum. Die Faire-Milch-Initiativen der EMB-Länder Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden gestalten bei der Landwirtschaftsmesse einen gemeinsamen Messestand in der Halle 24, an dem über die Faire Milch informiert wird und die verschiedenen Produkte auch probiert werden können. Neben Trinkmilch aus Deutschland, Österreich und Luxemburg werden dort auch die Schokoladenmilch aus Belgien und die Fair-Trade Schokoladenmilch aus den Niederlanden zu kosten sein.
Das falsche ABC der Schweizer Milchwirtschaft
Ein Artikel, der kürzlich im Schweizer Magazin „LANDfreund“ erschienen ist, bringt es auf den Punkt: Obwohl die Milchbranche mit Überschüssen kämpft und sich die Butterberge türmen, haben die Milchverarbeiter im Jahr 2011 noch mehr Milch bestellt (plus 1423 Tonnen). Und bitten dann die Bauern zur Kasse, um via Marktentlastungsfonds die aus den Extramengen hergestellten Überschussprodukte exportieren zu können. Da bringt auch die Segmentierung in A-, B- und C-Milch keine Hilfe.
“Müssen wir die billige Milch von heute morgen teuer bezahlen!?“
Am 21. Januar findet das 6. Symposium des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Berlin statt. In diesem Jahr werden unter anderem zu der obigen Leitfrage sprechen: Der polnische Agrarminister Marek Sawicki und Dr. Gerd Müller, parlamentarischer Staatssekretär des BMELV, dann Prof. Christoph Lütge (Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der TU Mu?nchen), Wyno Zwanenburg (Vorsitzender der niederländischen Interessengemeinschaft der Schweinehalter), Florian Dittrich (Analyst bei der EU-Kommission) und Peter Guhl (Vorsitzender der MEG Milch Board w.V.).
Unschuldsmythen – Wie die Nahrungsmittelspekulation den Hunger anheizt
Schlechte Ernten wegen der Trockenheit seien schuld, auch die zunehmende Nachfrage nach Mais als Futtermittel für die Fleischproduktion und zur Herstellung von Bioethanol werden von Börsianern gerne als einzige Gründe für die seit 2006 weltweiten starken Preisschwankungen bei Mais genannt. Die Finanzspekulation trage keine Schuld an diesen Schwankungen, sie decke lediglich Verzerrungen der realen Märkte auf, verstärke also Preisentwicklungen, die sowieso vorlägen. Stimmt das?
Dirk Müller, bekannter Börsenexperte, ist im Gegenteil der Meinung, dass dies ein Mythos ist.
Wenig (Milch)-Macht trotz Spitzenposition
Alle 6 Monate wechselt die EU-Ratspräsidentschaft von einem Mitgliedsstaat zum nächsten. So hatte nach Ungarn, das 2011 im ersten Halbjahr den Vorsitz führte, in der zweiten Jahreshälfte Polen die Ratspräsidentschaft inne. Für den Bereich Landwirtschaft war damit Marek Sawicki - ein fortschrittlich denkender Agrarminister - verantwortlich. Marek Sawicki ist selbst Milchproduzent und weiß, dass stabile Preise ohne Angebotsregulierung nicht möglich sind. Er hat lange daran gearbeitet, diese Erkenntnis innerhalb des eigenen Landes durchzusetzen. Viele seiner EU-Kollegen müssen noch überzeugt werden.
Schweden: Kürzer Rückblick auf 2011
Es war ein turbulentes Jahr auf dem schwedischen Milchmarkt. Die Molkerei Milko war von der Insolvenz bedroht und gehört jetzt zur großen Genossenschaft Arla. Das bedeutet, dass Arla in Schweden eine beherrschende Position hat. Eine weitere große Veränderung ist, dass Skånemejerier, eine Molkerei in Südschweden, an Lactalis veräußert wurde. Skånemejerier wird von nun an als Erzeugergemeinschaft fungieren, die ihre Milch an Lactalis verkauft. Es ist noch nicht abzusehen, wie diese großen Veränderungen sich auf den Milchmarkt und die Milchbauern in Schweden auswirken werden.
Einladung zur Demo in Berlin
Wie bereits im letzten Jahr organisiert „Meine Landwirtschaft“ (zivilgesellschaftliches Bündnis in Deutschland für eine andere Agrarpolitik) wieder eine Demonstration während der Internationalen Grünen Woche in Berlin.
Im Vordergrund des Protests steht die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik bis 2020 Erwartet werden auch in diesem Jahr viele Tausend Teilnehmer. Seid dabei, wenn es am 21. Januar um 11:30 ab Berliner Hauptbahnhof heißt: Wir haben es satt! Wir wollen Bauernhöfe statt Agrarindustrie! Für eine bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft und Respekt vor den Tieren! Für das Menschenrecht auf Nahrung!
Aktuelle Situation in Österreich
In den nächsten Monaten werden die Weichen für die Umsetzung der GAP 2013 gestellt. Die IG-Milch wird deshalb bei etlichen Podiumsdiskussionen ihre Positionen und Visionen präsentieren, auch gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen. Ansonsten ist die Situation am Milchsektor momentan ruhig: Die Milchpreise sind gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen, sind aber dennoch deutlich zu niedrig, um kostendeckend wirtschaften zu können.
Nach wie vor werden die Lieferantinnen und Lieferanten der “Freien Milch Austria” massiv unter Druck gesetzt.
Die Stimme Frankreichs: Fehlende politische Kohärenz
Wir befinden uns in Frankreich bereits im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Mai 2012, für die unser Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire als Berater des künftigen Kandidaten Nicolas Sarkozy (UMP) fungiert. Gleichzeitig sind wir auch schon im Vorwahlkampf zur Amtseinsetzung der Landwirtschaftskammern im Januar 2013, die sich überwiegend in der Hand des Mehrheitsbauernverbands (FNSEA) befinden.
Wie auch in Dänemark ist der französische Mehrheitsbauernverband so gut vernetzt, dass er die Landwirtschaft und die verwandten Sektoren, ähnlich dem Agribusiness, beherrscht und steuert, was für die Landwirte verheerend ist und für sie zu nicht kostendeckenden Preisen führt.
EMB-Termine
Hier einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Januar:
19.01.2012: EMB-Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin
20.-29.01.2012:EMB-Faire-Milch-Stand auf der Grünen Woche in Berlin
21.01.2012: Wir-haben-es-satt-Demo in Berlin
21.01.2012: BDM-Symposium auf der Grünen Woche in Berlin
LANGTEXTE
Faire Milch Europa präsentiert sich auf der Grünen Woche Berlin
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vom 20. bis 29. Januar präsentiert sich die europäische Faire-Milch-Familie zum ersten Mal gemeinsam vor großem Publikum. Die Faire-Milch-Initiativen der EMB-Länder Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden gestalten bei der Landwirtschaftsmesse einen gemeinsamen Messestand in der Halle 24, an dem über die Faire Milch informiert wird und die verschiedenen Produkte auch probiert werden können. Neben Trinkmilch aus Deutschland, Österreich und Luxemburg werden dort auch die Schokoladenmilch aus Belgien und die Fair-Trade Schokoladenmilch aus den Niederlanden zu kosten sein.
Was ist die Faire Milch?
Allen Faire-Milch-Initiativen gemeinsam ist der faire Erzeugerpreis, der bei etwa 10 ct zusätzlich pro kg Milch liegt. Dieser Preis deckt die Kosten der Produktion und ermöglicht den Landwirten somit eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Betriebe. Denn nur durch eine faire Preispolitik können sich bäuerliche Familienbetriebe auf Dauer auf dem Markt halten, qualitativ hochwertige Milch produzieren und zum Erhalt der ländlichen Kulturlandschaften beitragen.
In Österreich fing alles an
Als erste in Europa hat die österreichische IG-Milch im Juni 2007 die Eigenmarke „A faire Milch“ eingeführt. Sie wird dort seither erfolgreich als „länger frische“ Trinkmilch und seit 2010 auch verarbeitet als „A faires Jogurt“ angeboten.
In den folgenden Jahren wurde das österrichische Konzept vom European Milk Board (EMB) übernommen und gemeinsam mit den nationalen Mitgliedsorganisationen in vier weiteren Ländern umgesetzt. Seither existiert auch die sympathische Werbekuh Faironika in den Nationalfarben vieler EU-Länder.
Im Januar 2010 brachte der Bundesverband deutscher Milchviehhalter Die Marke „Die faire Milch“ auf den Markt. Sie wird mit 1,8 und 3,8% Fettgehalt als haltbare Trinkmilch angeboten.
In Luxemburg gibt es seit Februar 2011 die Faire Milch („D’fair Mëllech“) als UHT-Milch mit einem Fettgehalt von 3,5%. In Belgien ist sie seit Mai 2010 unter dem Label „Fairebel“ als 1,5%ige H-Trinkmilch und als Schokoladenmilch erhältlich. Als regionales Pilotprojekt gibt es in Belgien seit 2011 außerdem das „Faire Eis“ in vier leckeren Geschmacksrichtungen.
Die Niederlande sind das jüngste Mitglied in der Faire-Milch-Familie. Seit letzten November wird dort vom Niederländischen Milchviehhalter Verband (NMV) eine Fairtrade Schokoladenmilch angeboten, die nicht nur für einen fairen Milchpreis, sondern auch für fairen Handel mit Entwicklungsländern steht.
Fairness und Nachhaltigkeit
Faire Preise und nachhaltige, möglichst regionale Produktion sind somit die Basis der europäischen Faire-Milch-Inititativen. Einige Länder gehen über dieses Versprechen noch hinaus, indem sie dem Verbraucher garantiert gentechnikfreie Fütterung, die Verpflichtung zu einem Umweltschutz-Projekt (Deutschland), oder Weidegang der Kühe und fairen Handel (Niederlande) garantieren.
Und wer während der Grünen Woche den Weg in die Halle 24 findet, wird dort feststellen können, dass bei der europäischen Fairen Milch vor allem eines keine Frage ist: Der unvergleichliche, natürliche Geschmack!
Nähere Informationen zu den einzelnen Initiativen:
- Österreich: Verein österreichischer Grünland- und Rinderbauern (IG-Milch): www.afairemilch.at
- Deutschland: Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM):
- Belgien: Milcherzeuger Interessengemeinschaft (MIG):
www.fairebel.be - Luxemburg: Lëtzebuerger Mëllechbaueren (LDB):
www.fairmellech.lu - Niederlande: Nederlandse Melkveehouders Vakbond (NMV): www.defairemelk.nl
Julia Turchenko, EMB