MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

zur Einstimmung auf das Jahr 2013 möchte ich kurz aus der Sitzung der sogenannten Advisory Group Milk im Dezember letzten Jahres berichten. In dieser Arbeitsgruppe in Brüssel ist der gesamte Milchsektor vertreten, um sich mit der EU-Kommission über die Lage auf den europäischen Milchmärkten auszutauschen.

Zwei interessante Studien, die hier vorgestellt wurden, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. In der einen hat ein Beratungsunternehmen die Entwicklungen auf den internationalen Milchmärkten analysiert. Es prognostiziert eine weltweite Zunahme der Milchproduktion von 2.6 Prozent bis 2016, d.h. in China um 14.5 Milliarden, in Indien um 30.5 Milliarden, in den USA um 8 Milliarden und in der EU um rund 5.5 Milliarden Kilo Milch. Das macht insgesamt also mehr als 60 Milliarden Kilo Milch mehr auf dem Weltmarkt.

Der Vertreter des Beratungsunternehmens zeigte sich hoch erfreut darüber, dass die Milchpreise sich dadurch weltweit immer mehr annähern werden. Das müsse so sein, damit die EU ihre Position auf dem Weltmarkt halten kann. Auch sei die Nachfrage in China dafür unbedingt notwendig. Auf meine Anmerkung hin, dass China meiner Kenntnis nach bald selbst in der Lage sei, seine Nachfrage zu bedienen, wurde mir Recht gegeben. China werde in kürze ein wichtiger Spieler auf der Weltmarkt für Milchprodukte sein. Was das für die Milchpreise weltweit und in Europa bedeutet, können wir uns ja ausmalen.  

Aber wir bekamen noch mehr „gute Nachrichten“. Die EU Kommission stellte die Entwicklung der Margen im Milchsektor vor. Im Ergebnis haben die Betriebskosten für die EU mit 15 Mitgliedstaaten seit 2007 um 20 Prozent zugenommen, der Milchpreis ist gleich geblieben und die Margen sind um 30 Prozent gesunken.  

30 Prozent weniger Marge! Was für ein schöner Erfolg für die Befürworter der Milchmarktliberalisierung. Sie können zufrieden sein mit ihrer Lobbyarbeit. Natürlich hat das EMB diese Ergebnisse scharf kritisiert. Unsere Warnungen über die Folgen der „sanften Landung“ für die Milcherzeuger hätten ernst genommen werden müssen. Leider ist dies nicht geschehen. Die Milchindustrie und Milchhandel machten darüber hinaus deutlich, dass sie auf ihrem Weg zum liberalisierten Milchmarkt keine Behinderung tolerieren. Der Markt muss geöffnet werden. Die entsprechenden Investitionen seien schon getätigt.

Dabei weiß doch jeder, dass der Grund für niedrige Milchpreise die Überproduktion ist. Wenn schon jetzt absehbar ist, dass Überproduktion die Zukunft des Milchmarkts sein wird, dann sollte ich als EU Politiker oder Beamter der EU Kommission doch noch einmal gut nachdenken. Wähle ich die Marktliberalisierung, die nichts anderes bringt als Marktanarchie mit entsprechendem Kahlschlag bei den europäischen Milcherzeugern oder benutze ich meinen Kopf?

Ich sage: Versucht das letztere. Die erste Option hat nichts gebracht und wird uns in der Zukunft als Bürger und Bauern in der EU nichts bringen. Das EMB hat mit seiner Vision für den Markt und die Milchpolitik bis jetzt immer Recht behalten. Die Analysen der EU in der Advisory Group geben noch mehr Grund, unsere Forderungen auch in 2013 tatkräftig nach vorne zu bringen. Das Verspreche ich Ihnen. 

Sieta van Keimpema (Vizepräsidentin des EMB)

Studie zu Milcherzeugungskosten: Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin

Das European Milk Board und die MEG Milch Board laden zu einer gemeinsamen Pressekonferenz am 17. Januar um 13.00 Uhr im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin ein. Vorgestellt werden das zukunftsweisende Konzept sowie die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zur Beurteilung der Milcherzeugungskosten in Deutschland.

 

Einladung

Sehr geehrte Damen und Herren der Fachpresse,

die aktuelle Situation der Milcherzeuger in Deutschland ist bedrohlich. Der zurzeit ausbezahlte Milchpreis deckt in der Regel die Kosten der Produktion nicht. Die damit verbundenen Verluste sind für viele milchproduzierenden Landwirte und ihre Familien existenzgefährdend. So hat sich alleine in den zurückliegenden fünf Jahren die Zahl der Milchviehbetriebe um mehr als 15 Prozent verringert.

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Demonstration in Berlin: Wir haben es satt!

Zahlreiche Bauern-, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen rufen zu einer großen Demonstration am Samstag, 19. Januar 2013 in Berlin auf. Sie fordern, dass weltweit faire Regeln für eine bäuerliche Landwirtschaft durchgesetzt werden, anstatt die Agrarmärkte weiter zu liberalisieren. Spekulation mit Lebensmitteln und Land sowie die EU-Exportförderung müssen ein Ende haben. Darüber hinaus sind umweltpolitische Themen und die Gentechnik die Schwerpunkte der Demonstration. Das Netzwerk ARC2020, bei dem auch das EMB Mitglied ist, sowie die beiden EMB Mitgliedsverbände in Deutschland, BDM und AbL, sind als Mitorganisatoren aktiv.     

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Es war einmal in einem Land der EU...

Estnische Bauern finden EMB-Strategie sehr interessant und blicken skeptisch auf geplante Mengenausweitung in Estland

Wäre da nicht die andere Sprache und die eigentümlich schöne Landschaft Estlands, man könnte meinen, in irgendeinem Staat der EU zu sein. Auch in Estland sinkt die Anzahl der Milchhöfe stetig. Insbesondere die kleinen Betriebe verschwinden mehr und mehr von der Bildfläche. Auch hier arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft und der Milchpreis macht den Erzeugern große Sorgen. Momentan liegt er bei 30 Eurocent (3,4% Protein/ 4,0% Fett).

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Einmal anders herum: BDM kommt zu den EU-Abgeordneten in die Wahlkreise

Die Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger des deutschen EMB-Mitgliedsverbands BDM haben am 14. Dezember letzten Jahres gleichzeitig bundesweit die deutschen EU-Abgeordneten besucht, um dort eine Resolution zu übergeben. Mit dieser Aktion verstärkten die BDM-Milchviehhalter das bereits mit der Schlepperfahrt und Demonstration in Brüssel gesetzte Zeichen: Wenn in den kommenden Monaten in Brüssel die Rahmenbedingungen für die zukünftige Agrar- und Milchmarktpolitik festgelegt werden, muss es eine grundlegende Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik geben.

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Saure Milch aus Brüssel

Im Internetangebot der deutschen Tageszeitung taz ist am 11. Dezember letzten Jahres ein lesenswerter Artikel des Journalisten Knut Henkel über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien erschienen. Der Beitrag macht deutlich, dass die Überschussproduktion an Milch in der EU ähnlich schlimme Konsequenzen für die wirtschaftliche Situation der Bauern in Europa und in anderen Teilen der Welt zur Folge hat. 

„Freihandelsabkommen erleichtern schließlich nicht per se den Handel, sondern werden von den mächtigen Nationen diktiert. So wird die Welt quasi neu aufgeteilt in Handelsräume und Einflusssphären, wobei die kleinen Unternehmen, Händler und Bauern unter die Räder kommen“, erklärt der Gewerkschaftler, der bei der CUT für internationale Beziehungen verantwortlich ist.

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Milch: Vom Mythos zur Massenware

In Deutschland ist im Oekom Verlag ist ein neues Buch zum Thema Milch erschienen. Die Autorin Andrea Fink-Kessler erzählt darin die faszinierende und wechselvolle Geschichte der Milch – von den mythologischen Anfängen, als Milch ausschließlich den Göttern vorbehalten war, über die Industrialisierung der Produktion bis hin zur Renaissance von Rohmilch und handwerklicher Käsekunst.     

Das Buch gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte der europäischen Milchproduktion und –verarbeitung und wie diese im Laufe der Jahrhunderte das Leben der Menschen auf dem Land wie in der Stadt geprägt hat.

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Januar 2013:

  • 09.1.:  Treffen mit dem spanischen Agrarminister in Madrid

  • 14.01.:  Vortrag auf der Semex Dairy Conference in Glasgow, Schottland

  • 17./18.01.:  Vorstandssitzung in Berlin

  • 17.01.:  Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin zur Vorstellung der Vollkostenstudie

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Volltexte

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Studie zu Milcherzeugungskosten: Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin

Das European Milk Board und die MEG Milch Board laden zu einer gemeinsamen Pressekonferenz am 17. Januar um 13.00 Uhr im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin ein. Vorgestellt werden das zukunftsweisende Konzept sowie die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zur Beurteilung der Milcherzeugungskosten in Deutschland.

 

Einladung

Sehr geehrte Damen und Herren der Fachpresse,

die aktuelle Situation der Milcherzeuger in Deutschland ist bedrohlich. Der zurzeit ausbezahlte Milchpreis deckt in der Regel die Kosten der Produktion nicht. Die damit verbundenen Verluste sind für viele milchproduzierenden Landwirte und ihre Familien existenzgefährdend. So hat sich alleine in den zurückliegenden fünf Jahren die Zahl der Milchviehbetriebe um mehr als 15 Prozent verringert.

Um die ausgezahlten Erzeugerpreise realistisch bewerten und über Preise verhandeln zu können, ist es notwendig, die Kosten der Produktion zu kennen.

Vor diesem Hintergrund hat das European Milk Board zusammen mit der MEG Milch Board eine wissenschaftliche Studie zur Beurteilung der Milcherzeugungskosten in Deutschland in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse werden erstmalig anlässlich der Internationalen Grünen Woche 2013 in Berlin vorgestellt. Über die Ergebnisse und das Konzept möchten wir Sie exklusiv im Rahmen einer Pressekonferenz informieren.

Wir laden Sie deshalb recht herzlich zu unserem IGW Pressetreff am Donnerstag, 17.01.2013 um 13:00 Uhr auf dem Messegelände  – Halle 6.3, ­Pressezentrum Raum B  – ein.

Über Ihre Teilnahme würden wir uns sehr freuen. Sie erleichtern uns die Organisation, wenn Sie uns Ihre Teilnahmewünsche mit beiliegender Telefax-Antwort oder unter folgendem Onlinelink mitteilen: www.agro-kontakt.de/gruene-woche/emb-mmb/de/.

Beste Grüße senden


Silvia Däberitz                                                   Dr. Ute Zöllner    

Pressesprecherin                                               Ansprechpartnerin für die Presse

European Milk Board                                          MEG Milch Board

 

Silvia Däberitz (Geschäftsführerin des EMB)

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Demonstration in Berlin: Wir haben es satt!

Zahlreiche Bauern-, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen rufen zu einer großen Demonstration am Samstag, 19. Januar 2013 in Berlin auf. Sie fordern, dass weltweit faire Regeln für eine bäuerliche Landwirtschaft durchgesetzt werden, anstatt die Agrarmärkte weiter zu liberalisieren. Spekulation mit Lebensmitteln und Land sowie die EU-Exportförderung müssen ein Ende haben. Darüber hinaus sind umweltpolitische Themen und die Gentechnik die Schwerpunkte der Demonstration. Das Netzwerk ARC2020, bei dem auch das EMB Mitglied ist, sowie die beiden EMB Mitgliedsverbände in Deutschland, BDM und AbL, sind als Mitorganisatoren aktiv.     

Die Veranstalter erklären zum Hintergrund der Demonstration „Die Landwirtschaft befindet sich in Deutschland, Europa und weltweit in einem tiefen Umbruch. Im Jahr 2013 stehen wichtige Weichenstellungen bevor. In der EU wird entschieden, ob eine bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft unterstützt wird oder jährlich weitere 60 Milliarden Euro an Agrarsubventionen vor allem an die Agrarindustrie fließen. Wir schätzen die tägliche Arbeit der Menschen auf den Bauernhöfen. Sie müssen im Zentrum von Reformen stehen!“

Das EMB ruft alle seine Mitglieder auf, am 19. Januar 2013 nach Berlin zu kommen und für eine bäuerliche Landwirtschaft mit weltweit fairen Regeln zu demonstrieren.

Christian Schnier (EMB)

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Es war einmal in einem Land der EU...

Estnische Bauern finden EMB-Strategie sehr interessant und blicken skeptisch auf geplante Mengenausweitung in Estland

Wäre da nicht die andere Sprache und die eigentümlich schöne Landschaft Estlands, man könnte meinen, in irgendeinem Staat der EU zu sein. Auch in Estland sinkt die Anzahl der Milchhöfe stetig. Insbesondere die kleinen Betriebe verschwinden mehr und mehr von der Bildfläche. Auch hier arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft und der Milchpreis macht den Erzeugern große Sorgen. Momentan liegt er bei 30 Eurocent (3,4% Protein/ 4,0% Fett).

Trotz der ernüchternden Fakten glaubt das estnische Landwirtschaftsministerium noch daran, bei einem unregulierten Milchmarkt die produzierte Menge ausdehnen zu können. Die Exporte nach Russland, Litauen, Lettland und Finnland sollen weiter steigen, wenn statt der bisherigen 692.000 Tonnen nach dem Jahr 2015 eine Million Tonnen anvisiert werden. Und auch da könnte man wieder meinen, in einem anderen EU-Land zu sein. Mit den Ausweitungsplänen unterscheidet sich das estnische Agrarministerium nicht von denen vieler anderer EU-Staaten. In Irland will man 50 Prozent, in Deutschland 15 und in Dänemark 20 Prozent mehr Menge nach 2015 produzieren. Die Liste der EU-Staaten, die Mengensteigerungen ankündigen, geht zudem noch weiter. Zusammengenommen ein Mengenüberschuss, der von der Nachfrage nicht vernünftig absorbiert werden kann. Die Produktionssteigerungen werden den Preis massiv einbrechen lassen.

Und so blicken viele estnische Milcherzeuger wie ihre europäischen Kollegen auch mit großer Sorge auf die Milchzukunft. Beim Erzeugerverband Central Union of Estonian Farmers (CUEF) glaubt man nicht, dass die Strategie des Agrarministeriums den Bäuerinnen und Bauern nutzen kann. Bei einem Besuch des EMB in der Hauptstadt Tallinn äußerte sich die estnische Organisation, die 1990 gegründet wurde, skeptisch zu den Regierungsplänen. Die Strategie des EMB, die auf einer Monitoringstelle aufbaut, wurde hingegen von Präsident Juhan Särgava sehr interessiert aufgenommen. Der Bio-Milchbauer ist sehr besorgt über die immensen Mengenausweitungen und begrüßt ehrliche Konzepte zur Marktstabilisierung.

Silvia Däberitz (Geschäftsführerin des EMB)

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Einmal anders herum: BDM kommt zu den EU-Abgeordneten in die Wahlkreise

Die Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger des deutschen EMB-Mitgliedsverbands BDM haben am 14. Dezember letzten Jahres gleichzeitig bundesweit die deutschen EU-Abgeordneten besucht, um dort eine Resolution zu übergeben. Mit dieser Aktion verstärkten die BDM-Milchviehhalter das bereits mit der Schlepperfahrt und Demonstration in Brüssel gesetzte Zeichen: Wenn in den kommenden Monaten in Brüssel die Rahmenbedingungen für die zukünftige Agrar- und Milchmarktpolitik festgelegt werden, muss es eine grundlegende Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik geben.

Die Erfahrung im Umgang mit der Politik hat dem BDM die Notwendigkeit gezeigt, seine Argumente immer wieder vorzutragen und mit den Politikern zu diskutieren. Die Milchviehhalter wollen damit die Arbeit und das Abstimmungsverhalten der EU-Parlamentarier in Brüssel für die Wähler in der Heimat sichtbar machen.

Schon vor dem BDM-Aktionstag Mitte Dezember 2012 wurden die deutschen EU-Abgeordneten schriftlich über den Wunsch informiert, dass die Milcherzeuger in ihrem Wahlkreisbüro eine Resolution zu den oben genannten Themen übergeben wollen. Die Reaktionen darauf waren teilweise recht interessant. In der Regel waren die BDM-Delegationen in den Abgeordnetenbüros der EU-Parlamentarier zwar willkommen, doch gab es auch einige, die offenbar mit so viel Bürgernähe wenig Erfahrung hatten.

Die erste Reaktion vieler  Abgeordnetenbüros nach Eingang der Ankündigungsschreiben war Erstaunen. Die Vorgehensweise, die EU-Abgeordneten direkt und geballt  in ihren Wahlkreisen anzusprechen, sei ungewöhnlich und nicht üblich. Aus manchen Wahlkreisbüros kam auch die Frage: „Was wollt Ihr eigentlich? Die politische Arbeit findet doch in Brüssel statt.“ Nicht alle Abgeordneten waren vom Gesprächsangebot der Milchviehhalter in ihren Wahlkreisen begeistert.

Unabhängig davon aber, ob es von Seiten der einzelnen Parlamentarier Zustimmung oder Ablehnung zum Besuch der Milchviehhalter gab, wurden alle über die Situation und die Vorschläge der Milchviehhalter informiert. Der BDM wird diese Strategie weiter verfolgen. Er wird sich nicht nur in Brüssel, Berlin oder den Landeshauptstädten aktiv zeigen, sondern auch in den Wahlkreisen das Gespräch suchen.

Hans Foldenauer (BDM)

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Saure Milch aus Brüssel

Im Internetangebot der deutschen Tageszeitung taz ist am 11. Dezember letzten Jahres ein lesenswerter Artikel des Journalisten Knut Henkel über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien erschienen. Der Beitrag macht deutlich, dass die Überschussproduktion an Milch in der EU ähnlich schlimme Konsequenzen für die wirtschaftliche Situation der Bauern in Europa und in anderen Teilen der Welt zur Folge hat.

„Freihandelsabkommen erleichtern schließlich nicht per se den Handel, sondern werden von den mächtigen Nationen diktiert. So wird die Welt quasi neu aufgeteilt in Handelsräume und Einflusssphären, wobei die kleinen Unternehmen, Händler und Bauern unter die Räder kommen“, erklärt der Gewerkschaftler, der bei der CUT für internationale Beziehungen verantwortlich ist. „Wir als Arbeiter wenden uns nicht gegen Handelsverträge, denn die Güter sollen und müssen ausgetauscht werden, aber wir kritisieren, dass es ungleiche Bedingungen gibt. In Ländern wie den USA und Japan und in der EU werden die Bauern systematisch unterstützt. So etwas gibt es in Kolumbien nicht - der Handel findet also unter unfairen Bedingungen statt und unsere Bauern bekommen das bereits zu spüren“, so der 61-jährige Arbeitervertreter.

Ein Beispiel sind die Milchbauern Kolumbiens. Auf der Sabana de Bogotá, der Hochebene um Kolumbiens Hauptstadt, gibt es zahlreiche Dörfer, die von der Landwirtschaft leben. Die Bauern haben oft nur ein paar Hektar Land, halten ein paar Kühe und leben von dem Verkauf der Milch und der Anbauprodukte. Lange wird das aber nicht mehr funktionieren, denn schon jetzt gehen in Bogotá und anderen Städten des Landes die Preise für Frischmilch zurück. Die Molkereien bereiten sich auf die EU-Milchschwemme vor, erklären kritische Abgeordnete wie Jorge Robledo vom Polo Democratico Alternativo. Zu Recht, denn mit der Implementierung des Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien bekommen die EU-Bauern einen neuen Markt für Millionen Liter Milch. Exakt sind es sechzig Millionen Liter Milch, die jährlich zollfrei in das lateinamerikanische Land eingeführt werden können - in Form von Milchpulver und höherwertigen Produkten, heißt es in Brüssel. Dass damit die Existenz von rund 500.000 kolumbianischen Milchbauern gefährdet ist, spielt aus EU-Perspektive scheinbar keine Rolle. Das Überangebot an heimischer Milch und Butter muss weg und dafür wird subventionierte Milch aufgekauft, zu Milchpulver verarbeitet und dahin exportiert, wo manchmal sogar die Milchwirtschaft erst mit Entwicklungshilfegeldern aufgebaut wurde - in Indien zum Beispiel, aber eben auch in Kolumbien.

Unfair ist das aus Sicht von Alejandro Pedraza, einem Gewerkschafter der internationalen Landarbeitergewerkschaft UITA. Mit den europäischen Hightech-Kühen kann die kolumbianische Durchschnittskuh eben nicht mithalten. Während die eine im Durchschnitt rund zwanzig Liter Milch gibt, ist es bei der anderen nur knapp ein Viertel. Und Kolumbiens Durchschnittsbauer hat gerade vier oder fünf Kühe, während es in Europa 24 sind. Eine fairer Wettbewerb sieht anders aus, kritisiert Pedraza.

Christian Schnier (EMB)

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Milch: Vom Mythos zur Massenware

In Deutschland ist im Oekom Verlag ist ein neues Buch zum Thema Milch erschienen. Die Autorin Andrea Fink-Kessler erzählt darin die faszinierende und wechselvolle Geschichte der Milch – von den mythologischen Anfängen, als Milch ausschließlich den Göttern vorbehalten war, über die Industrialisierung der Produktion bis hin zur Renaissance von Rohmilch und handwerklicher Käsekunst.    

Das Buch gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte der europäischen Milchproduktion und –verarbeitung und wie diese im Laufe der Jahrhunderte das Leben der Menschen auf dem Land wie in der Stadt geprägt hat. Auch wer sich heute beruflich mit der Milch beschäftigt, wird in diesem Buch sicherlich zahlreiche Aspekte rund um die Milch entdecken, die ihm oder ihr bisher nicht bekannt gewesen sind. So bestand zum Beispiel im 16. und 17. Jahrhundert eine sogenannte „Butterbrotgrenze“ zwischen dem nord- und süddeutschen Raum. Im Süden beherrschte das Butterschmalz die Küche, während im Norden die gesalzene und streichfähige Butter verwendet wurde. Hierdurch erklärt sich die Herkunft vieler heute typisch süddeutscher und österreichischer Speisen auf der Basis von Butterschmalz und Mehl wie Suppen, Knödeln, Dampfnudeln oder Strudeln.

Der letzte Abschnitt ist der Globalisierung und Industrialisierung der Milch gewidmet. Übermächtige Supermarktketten, international agierende Molkereien und die Tendenz nach grenzenlosem Wachstum und Effizienz geben die Richtung vor. Wie dies mit modernen Trends beim Konsum von Milchprodukten wie Bio-Milch, Slow Food oder probiotischen Joghurts zusammenhängt und vereinbar ist, wird kritisch diskutiert. Der Kampf der Milchbauern in Europa für einen gerechten Milchpreis, der ihr wirtschaftliches Überleben sichert, wird dabei als ein mehr als deutliches Zeichen gesehen, dass die Grenzen dieses Wachstums erreicht sind. Es wird die Frage gestellt, wie insgesamt ein Gang zurück geschaltet und das industriell gewordene Produktionssystem Milch entlastet werden kann.

Leider ist dieses informative und gut geschriebene Buch bisher nur auf Deutsch erschienen. Es sei jedoch auch allen nicht Muttersprachlern mit Kenntnissen der deutschen Sprache als Hintergrundlektüre zur Milch wärmstens ans Herz gelegt.

Christian Schnier (EMB)

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Januar 2013:

  • 09.1.:  Treffen mit dem spanischen Agrarminister in Madrid

  • 14.01.:  Vortrag auf der Semex Dairy Conference in Glasgow, Schottland

  • 17./18.01.:  Vorstandssitzung in Berlin

  • 17.01.:  Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin zur Vorstellung der Vollkostenstudie

Impressum

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