MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Ich wünsche euch allen ein glückliches neues Jahr 2019!

2009 – mittlerweile ist es 10 Jahre her – war ein bedeutendes Jahr für das European Milk Board (EMB) und für alle Milchbauern Europas. Vor 10 Jahren fanden in vielen europäischen Ländern massive Demonstrationen, Milchlieferstreiks und vor allem große Milchsprühaktionen statt. Unvergessen bleibt die Ausbringung von Millionen Litern Milch im belgischen Ciney und in der französischen Normandie beim Mont St.Michel.

Wir haben damals gezeigt, dass wir es nicht hinnehmen können, für Milchpreise unter 25 Cent ein hochwertiges Lebensmittel zu produzieren. Wir haben die politisch Verantwortlichen gewarnt, dass eine völlige Liberalisierung des Milchmarktes katastrophale Folgen haben wird. Und leider sollten wir Recht behalten. Unsere Studien zu den Kosten der Milchproduktion beweisen eindrucksvoll, dass die Schere zwischen Milchpreis und Produktionskosten weit auseinanderklafft. Auch die unzähligen Betriebsaufgaben europaweit zeugen davon, dass die bedingungslose Liberalisierung eine totale Fehlentscheidung war. Ganz zu schweigen von all den persönlichen Schicksalen und Familiendramen, die die wirtschaftliche Situation in all den Jahren mit sich gebracht hat.

Das Jahr 2019 kündigt sich bereits sehr unsicher an. Unsere Kosten werden, unter anderem wegen der Auswirkungen der sommerlichen Dürre, enorm steigen. In Belgien haben die Molkereien bereits für Januar einen Basispreis unter 30 Cent angekündigt. Aus Erfahrung wissen wir, dass die belgischen Auszahlungspreise ein Indikator für die Preisentwicklung in den anderen Mitgliedsländern sind. Da im Mai 2019 die Europawahlen stattfinden, ist seitens des Europäischen Parlaments und der EU-Kommission nicht mehr viel zu erwarten. In vielen EU-Mitgliedsstaaten gibt es zudem instabile Regierungen, die sich nicht trauen, neue Wege einzuschlagen. Positiv stimmt mich, dass eine europaweite Bürgerbewegung entsteht, die sich gegen das aktuelle System auflehnt – ein System, dass nur den Profit einiger weniger Großkonzerne bedient und sich auf dem Rücken der Bürger bereichert.

Auch wir als EMB werden nicht tatenlos zuschauen, wie die Industrialisierung der Milchproduktion weiter vorangetrieben wird, wie es jungen Menschen immer schwerer gemacht wird, die über mehrere Generationen aufgebauten Familienbetriebe weiterzuführen.

Wir werden weiter gemeinsam die Einheit der europäischen Bauern voranbringen. Die politisch Verantwortlichen sollen die Bewegung, die die Milcherzeuger 2009 und in den Folgejahren auf die Beine gestellt haben, nie vergessen. Wir fordern Milchpreise, die unsere Kosten decken und ein gerechtes Erzeugereinkommen sichern. Die Politik muss den Rahmen schaffen, damit Krisen erst gar nicht entstehen. Wir fordern die sofortige Umsetzung unseres Marktverantwortungsprogramms. Ein weiteres Krisenjahr wäre katastrophal, geschweige denn ein neues 2009!

Wir starten voller Motivation und Tatendrang ins Jahr 2019!

Mit besten Grüßen,

Erwin Schöpges, Präsident des European Milk Board

Schluss mit Krisen, Crashs und Katastrophen

Newsletterbild
© EMB

Die Vorschläge des EMB zur Reform der EU-Agrarpolitik und zur Lösung der Milchmarktkrisen

Vor zehn Jahren – 2009 – gingen die Bilder von französischen und belgischen Milchbauern, die mehrere Millionen Liter Milch auf den Feldern ausbrachten, um die Welt.

 

Der Unmut und die große Sorge der Milcherzeuger über die ruinösen Milchpreise und die Untätigkeit der EU-Politik brachten die Erzeuger auf die Barrikaden. Heute – zehn Jahre später – fehlt es dem Milchmarkt nach wie vor an effizienten Mechanismen, um den Sektor krisensicher zu machen. Für das European Milk Board (EMB) ist ein funktionierendes Kriseninstrument unerlässlich, um den Milchsektor auf ein gesundes Fundament zu stellen. Der Vorstand des europäischen Dachverbandes der Milcherzeuger hat auf der diesjährigen Pressekonferenz der Grünen Woche mit dem „Marktverantwortungsprogramm“ für ein Instrument plädiert, das krasse Milchpreiseinbrüche abfedert und so Krisen präventiv entgegentritt.

 

Gibt es Auswege aus der Krisen-Endlosschleife?

Seit dem Krisenjahr 2009 schlittern Europas Milcherzeuger von einer Krise zur nächsten. Die Jahre 2012 und 2016 waren durch niedrige Erzeugerpreise und große Verluste für die Milchproduzenten gekennzeichnet. Die Endlosschleife im Krisenmodus zwang in den vergangenen Jahren einen ganzen Berufsstand in die Knie.

Zwar hat die EU-Kommission im Krisenjahr 2016 mit dem temporären freiwilligen Lieferverzicht eine langjährige Forderung des EMB umgesetzt, was die Milchpreise dann wieder etwas steigen ließ und gezeigt hat, wie erfolgreiches Krisenmanagement aussehen kann. Es fehlt aber nach wie vor ein reguläres Kriseninstrument, das chronische Krisen vorhersehen und vermeiden kann.

Vorschläge für einen krisenfesten Milchmarkt kommen aktuell auch aus dem EU-Parlament, wo zahlreiche Europaabgeordnete Steuerungsinstrumente bis hin zur verpflichtenden Reduktion bei Übermengen fordern. Auch der Ausschuss der Regionen (AdR) – eine beratende Einrichtung der EU – postuliert Forderungen für einen ausgeglichenen Milchmarkt (u.a. Gesetzesartikel zur Mengenreduktion bei einem Marktungleichgewicht, Verbesserung der Milchmarktbeobachtungsstelle MMO). Diese Maßnahmen müssen nun endlich in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik umgesetzt werden.

 

Ohne effiziente Kriseninstrumente sind Krisen und Crashs weiter auf der Tagesordnung

Für Erwin Schöpges, Präsident des EMB und aktiver Milcherzeuger in Ostbelgien, kündigt sich das Jahr mit Milchpreisen unter 30 Cent pro kg Milch bereits mehr als unsicher an. „Für das neue Jahr wünschen wir uns kostendeckende Preise und ein faires Einkommen – nicht mehr und nicht weniger“, fasst Schöpges seine Anliegen an die EU-Politik zusammen.

Die ständigen Krisen schrecken vor allem auch Junglandwirte ab, die Milchviehbetriebe zu übernehmen. „Wenn man hört, dass nur noch 5 Prozent der Erzeuger in der EU jünger als 35 Jahre sind, zeichnet das ein düsteres Bild für die ländlichen Regionen und für die Gesellschaft“, so Schöpges weiter. In den Niederlanden, die stets als „kosteneffizient und konkurrenzfähig“ dargestellt werden, liege der Anteil sogar bei nur 1,5 Prozent.

Dass die Produzenten stark unter Wert bezahlt werden, belegt die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL). Laut Boris Gondouin, französisches Mitglied des EMB-Vorstands, befinden sich die europäischen Milchbauern  nach wie vor im Krisenmodus, der ihre Höfe langsam zur Strecke bringe. „Wir brauchen in normalen Zeiten angemessene Preise, um mit extremen Situationen besser umgehen zu können, seien es nun klimatische Ausnahmesituationen oder geopolitische Gegebenheiten“, unterstreicht Gondouin.

Das European Milk Board möchte das Marktverantwortungsprogramm (MVP) gesetzlich verankern, um der chronischen Kostenunterdeckung entgegenzuwirken. Dieses Programm beobachtet den Markt und reagiert bei Krisengefahr durch eine temporäre Anpassung der Produktion. „Wir Milcherzeuger sind in der Lage für den Markt Verantwortung zu übernehmen und können kurzfristig auf Marktsignale reagieren“, erklärt Stefan Mann, Milcherzeuger aus Deutschland und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Das Marktverantwortungsprogramm müsse jetzt installiert werden und die aktuelle Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik biete dafür eine Chance. Potenzielle Marktstörungen durch den Brexit oder das Mercosur-Abkommen bahnen sich bereits an.

EMB Pressemitteilung vom 17.01.2019

Schere zwischen Milchpreisen und Produktionskosten in Deutschland bleibt bestehen

Newsletterbild
© BAL

Die aktuelle Berechnung der Produktionskosten in Deutschland zeigt auf, dass die Produktionskosten im Oktober 2018 nur zu 85% gedeckt waren. Das ist eine geringfügige Verbesserung um 5% im Vergleich zu den Julizahlen; im Januar 2018 lag die Kostendeckung noch bei 88%.

 

Die vierteljährlich aktualisierte Kostenstudie für Deutschland des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) bestätigt, dass Milchpreise und Produktionskosten nach wie vor weit auseinanderklaffen. Die Produktionskosten betrugen im Oktober 2018 42,92 ct/kg und waren im Vergleich zum Juli desselben Jahres leicht gesunken. Die Auszahlungspreise reichten dennoch nicht aus, um die Kosten der Erzeugung zu decken. Im Oktober 2018 erhielten die Milchproduzenten 36,37 ct/kg.
 
Erwin Schöpges, Milcherzeuger aus Ostbelgien und Präsident des European Milk Board (EMB), sieht auch für die nächsten Monate keine Annäherung von Milchpreisen und Erzeugungskosten. „Wir rechnen mit erhöhten Futtermittelkosten in diesem Winter, da die Milcherzeuger in Deutschland und anderen Ländern durch die Dürre im Sommer geringere Futtervorräte zur Verfügung haben.“ Angesichts dieser Zahlen für die deutschen Milcherzeuger fordert das EMB die deutsche Bundesregierung dazu auf, ihre Verantwortung in der Landwirtschaft wahrzunehmen. Sie soll eine verantwortungsvolle EU-Milchpolitik unterstützen, die den Landwirten ein ausreichendes Einkommen aus ihrer Produktion ermöglicht. Wichtig sei es vor allem, den Jungbauern Perspektiven zu geben, um die Familienbetriebe weiterführen zu können.

 

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation für die Milchproduktion in Deutschland von 2009 bis Oktober 2018.

 

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Im Oktober 2018 haben die Erzeuger nur 85% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 15%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2009.

Milch-Marker-Index (MMI)

Der Milch-Marker-Index zeigt die Entwicklung der Kosten in der Milchproduktion. Der MMI hatte im Oktober 2018 einen Wert von 104, d.h. die Produktionskosten für deutsche Milcherzeuger sind im Vergleich zum Basisjahr 2010=100 um 4% gestiegen.

Sehen Sie hier den Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf.

 

Studie Produktionskosten sechs wichtiger Milcherzeugerländer

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in fünf weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch hier wird deutlich, dass Milcherzeuger keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.

Neu: Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2017 sind jetzt verfügbar. Hier finden Sie die komplette Studie sowie ein kurzes Video mit den Zahlen auf einen Blick.

 

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegen zu wirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.

 

Hintergrund: Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag von European Milk Board und MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.

Datenblatt herunterladen

EMB-Pressemitteilung vom 16. Januar 2019

Kuh und Klima

Newsletterbild
© Hans Geurts

Wussten Sie, dass Sie in diesem Augenblick Treibhausgase ausstoßen? So wie alle 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Und so wie alle lebende Organismen. Alle Lebewesen stoßen Treibhausgase aus. Der in unserer Nahrung enthaltene Kohlenstoff (C) verbindet sich nach der Verbrennung mit dem eingeatmeten Sauerstoff (O2). Dann atmen wir die Verbindung als Kohlendioxid (CO2) wieder aus.

 

Ist das schlimm? Nein, denn diese Emissionen sind Teil des kurzen Kohlenstoffkreislaufes: Pflanzen nehmen CO2 auf, binden den Kohlenstoff und stoßen Sauerstoff aus. Menschen und Tiere nehmen diese Pflanzen (oder tierischen Produkte) zu sich, binden einen Teil des Kohlenstoffs in ihren Körpern und setzen den Rest in Form von CO2 oder Methan (CH4) frei. All diese ausgestoßenen Treibhausgase sind Teil des kurzen Kohlenstoffkreislaufes und erhöhen nicht die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre.

Was führt dann dazu, dass diese Konzentrationen steigen? Alle erdenklichen menschlichen Aktivitäten sind schuld daran, vor allem solche, die seit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert entwickelt wurden. Kohlenstoff, der Hunderte oder manchmal Millionen von Jahren gespeichert wurde, wird nun in relativ kurzer Zeit in Form von CO2- oder CH4-Emissionen freigesetzt.  Die Hauptgründe sind die Nutzung fossiler Brennstoffe, der Abbau von Kalkstein und Bergbau. Dieser Kohlenstoff hat sich in einem anderen Zeitalter abgelagert und diese Treibhausgase erhöhen nun die Konzentrationen in der Atmosphäre. Diese Gase fördern den Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und tragen daher auch zum Klimawandel bei.

Es ist eine absurde, unrealistische Debatte um Kühe und andere Wiederkäuer entstanden, die im Methanausstoß von Kühen eine der Hauptursachen für den Klimawandel sieht. Daher ist die Senkung dieser Emissionen Teil der Politik zur Bekämpfung des Klimawandels.

Diese Methanemissionen, die bei der Vergärung des Futters im Pansen der Kuh entstehen, gehören jedoch genauso wie die CO2-Emissionen des Menschen zum kurzen Kohlenstoffkreislauf. Das Methan wird innerhalb von 12 Jahren zu CO2 umgewandelt. Es wird vom Gras aufgenommen, das die Kuh frisst, die wiederum CH4 und CO2 ausstößt und so weiter. Dieser Kreislauf bedeutet, dass die Methanemissionen von Kühen die Methankonzentration in der Atmosphäre nicht erhöhen. Sofern sich die Größe des Kuhbestands nicht maßgeblich verändert, bleibt die Konzentration über einen längeren Zeitraum betrachtet gleich.

Es ist eigentlich seltsam. Der Mensch „verbraucht“ in kürzester Zeit Ablagerungen, die über Millionen von Jahren entstanden sind. Anschließend zeigt sich, dass dies zum Klimawandel führt. Aber anstatt dies dem Verbrauch dieser Ablagerungen zuzuschreiben, beschuldigen wir die Kuh! Obwohl die Kuh seit Tausenden von Jahren das Gleiche tut!

Der niederländische Milcherzeugerverband NMV vertritt die Auffassung, dass der Methanausstoß von Rindern im Klimaabkommen ausgenommen werden sollte. Wenn dies nicht passiert, sollte der Bruttotreibhausgasausstoß korrigiert werden, um der Bindung von CO2 durch (Futter-)Pflanzen Rechnung zu tragen. Die Emissionen und deren Bindung hängen zusammen und sollten im Abkommen entweder beide eingerechnet oder beide ausgenommen werden.

Die übertriebene Aufmerksamkeit, die die Methanemissionen der Wiederkäuer erfahren, ist nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich. Sie lenkt unser Augenmerk von der Hauptursache des Klimawandels ab: dem Verbrauch fossiler Brennstoffe.

Es ist undenkbar, dass die Luftfahrt und der Seeverkehr vom Klimaabkommen ausgenommen werden. Ohne Maßnahmen in diesen beiden stark umweltverschmutzenden Sektoren, zum Beispiel die Besteuerung von Kerosin und Schweröl, können die Klimaschutzziele niemals erreicht werden. Ein Hin- und Rückflugticket von Amsterdam nach Barcelona für nur 50 Euro bedeutet beispielsweise Verschwendung fossiler Brennstoffe. Die Liberalisierung der Handelspolitik fördert außerdem die Entstehung von CO2: Güter und Waren werden heute (sinnlos) um die ganze Welt geschickt. Die Begrenzung unnötiger Transportwege von Gütern würde die Emissionen deutlich senken.

Das bedeutet natürlich nicht, dass die Milcherzeuger keinen Beitrag leisten müssen, um die im Klimaabkommen gesteckten Ziele zu erfüllen. Die Milchviehwirtschaft trägt durch die Nutzung fossiler Brennstoffe für Traktoren, Transport etc. ebenfalls zur Erhöhung der Treibhausgasemissionen bei. Bei der Herstellung von Stickstoffdünger werden große Mengen Erdgas eingesetzt und natürlich verbrauchen landwirtschaftliche Betriebe auch Strom.

Die derzeitige Güllepolitik zwingt Milcherzeuger, die Gülle ihrer Tiere teuer zu entsorgen und anschließend Dünger für ihre Felder zu kaufen. NMV setzt sich deshalb dafür ein, die Nutzung von Dung und Gülle durch die Landwirte zu maximieren und den Einsatz von Düngemitteln zu begrenzen. Der Anbau von Grünfutter sollte außerdem unterstützt werden, da Gras mehr CO2 aufnehmen kann und mehr Eiweiß liefert, was auch die Notwendigkeit von Sojaeinfuhren mindert.

Darüber hinaus ist NMV der Meinung, dass die nachhaltige Stromerzeugung mithilfe von Solarmodulen und Windkraft gefördert werden sollte, insbesondere da sich landwirtschaftliche Betriebe für solche Vorhaben gut eignen.

Hans Geurts, Milcherzeuger in Veulen (Niederlande) und Mitglied des niederländischen Milcherzeugerverbands NMV

Kühe zerstören nicht das Klima

Newsletterbild
© Thomas Schmidt

In dem Maße, wie Umfang und Folgen des Klimawandels besorgniserregend werden, wird die Fleisch- und Milcherzeugung zum beliebten Ziel von Maßnahmen. Die Öffentlichkeit wird aufgefordert, weniger Fleisch zu essen, um die Umwelt zu retten. Diese Argumentation stützt sich auf die Kernbehauptung, dass die Fleischerzeugung mehr Treibhausgase freisetze als der gesamte Verkehrssektor.

 

Frank M. Mitlöhner, Professor für Tierwissenschaften und Spezialist für Luftqualität an der Universität von Kalifornien, widerlegt in seinem Artikel ‚Yes, eating meat affects the environment, but cows are not killing the climate‘ (Ja, der Fleischverzehr beeinträchtigt die Umwelt, aber Kühe zerstören nicht das Klima) diese Behauptung stichhaltig. Seine Forschung untersucht, wie sich die Tierhaltung auf die Luftqualität und den Klimawandel auswirkt. Seiner Meinung nach ist der Verzicht auf Fleisch und Fleischprodukte nicht das ökologische Allheilmittel, als das es uns viele verkaufen möchten.

Behauptungen, dass die Viehhaltung für den Löwenanteil des Treibhausgasausstoßes weltweit verantwortlich sei, sind weit verbreitet. Der Artikel berichtet, dass der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde zufolge 2016 die Hauptverursacher der Treibhausemissionen in den USA die Stromerzeugung (28 Prozent der Gesamtemissionen), der Verkehr (28 Prozent) und die Industrie (22 Prozent) waren. Auf die gesamte Landwirtschaft entfiel ein Anteil von 9 Prozent. Die Tierhaltung trägt mit 3,9 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes der USA in etwa die Hälfte bei. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen diesen Zahlen und der Behauptung, der Viehbestand habe einen mindestens ebenso großen oder größeren Anteil als der Verkehrssektor.

Nach Aussage von Mitlöhner entstand dieser Irrglaube durch eine Studie der FAO von 2016, die dem Viehbestand horrende 18 Prozent des weltweiten Treibhausausstoßes zuschreibt. Die Welternährungsorganisation zog den erschreckenden Schluss, dass die Viehhaltung dem Klima mehr Schaden zufüge als alle Verkehrsträger zusammen. Letzteres wurde von Henning Steinfeld, dem Hauptautor des Berichts, korrigiert. „Das Problem war, dass die Analysten der FAO eine umfangreiche Lebenszyklusanalyse herangezogen haben, um die klimaschädliche Wirkung der Viehhaltung zu bewerten, bei der Analyse des Verkehrssektors jedoch eine andere Methode nutzten. Der Vergleich der FAO zwischen dem Treibhausgasausstoß der Viehhaltung gegenüber dem Verkehr war daher sehr verzerrt“, stellt Mitlöhner fest.

Der Autor erklärt, dass die FAO in ihrem jüngsten Bewertungsbericht den Beitrag der Viehhaltung an den weltweiten, durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen  auf 14,5 Prozent schätzt. „Es gibt keine vergleichbare umfassende Umweltbilanz für den Verkehr. Aber wie Steinfeld ausführt, kann man die direkten Emissionen des Verkehrs und der Viehhaltung gegenüberstellen und sie belaufen sich auf  14 Prozent gegenüber 5 Prozent.”

Diesem Artikel zufolge hätte die US-amerikanische Landwirtschaft ohne Viehhaltung einen geringfügig kleineren Anteil am nationalen Treibhausgasausstoß, aber es würde auch schwieriger, den Nährstoffbedarf zu decken. Nach Aussage der Studie der Universität von Kalifornien würde ein „Meatless Monday“ (fleischfreier Montag) bei Beteiligung aller Amerikaner nur zu einer Senkung von 0,5 Prozent führen.

Auszug aus dem Artikel: ‚Yes, eating meat affects the environment, but cows are not killing the climate‘ von Frank M. Mitlöhner, Professor für Tierwissenschaften und Spezialist für Luftqualität, University of California, Davis, 25. Oktober 2018.

Irische Milchbauern blicken nach einem teuren und schwierigen Jahr auf 2019

Newsletterbild

Die irischen Milcherzeuger praktizieren überwiegend Frühjahrskalbung und nur etwa 10% melken ganzjährig. So soll die Graswachstumsphase möglichst lange genutzt werden und es führt dazu, dass die Kühe mehr als 300 Tage pro Jahre auf der Weide sind.

 

Die Frühjahrsherden sind mit dem Melken für 2018 größtenteils durch und die Kühe und Landwirte ruhen sich aus, bevor die Kalbung Mitte Januar wieder anfängt.

Im Frühjahr fallen in der Regel geringere Kosten an, da frisches Gras die günstige Futterform in Irland ist. Aber wie wir schon früher berichtet haben, kam der Frühling 2018 erst sehr spät und brachte im März für die Jahreszeit untypischen Schnee, gefolgt von der Dürre im Sommer. So wurden die zusätzliche Silage im Frühjahr und Sommer verfüttert und alle Reserven aufgebraucht. Die sommerliche Dürre brachte dann das Graswachstum völlig durcheinander, das in den meisten Landesteilen ganz ausblieb (aber vor allem in den wichtigsten Milcherzeugungsgebieten im Süden, Osten und in den Midlands).

Glücklicherweise hatten die irischen Milcherzeuger im Herbst ideales Wetter, sodass mehr Futter eingebracht werden konnte. Das Graswachstum war optimal und so konnte für den Winter zusätzliches Futter geerntet werden. Ausgehend von einer Situation, wo im gesamten Land 50% Futterdefizit herrschte, haben wir jetzt fast den Normalzustand. Es gibt jedoch einige Regionen, wo die Milcherzeuger die Kühe früh auf die Weide lassen müssen, da der Futterbestand zur Neige geht.

Der Milchpreis liegt derzeit bei 30-32 Cent pro Liter, wobei einige Milchabnehmer die Preise für November drücken. Die Kosten sind infolge der ungünstigen Wetterbedingungen 2018 jedoch gestiegen, sodass viele Landwirte Liquiditätsdruck haben. Die Milchmenge stieg im Oktober 2018 um 20,2% und hat im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 2,8% zugenommen.

Paul Smyth, Irish Irish Creamery Milk Suppliers Association (ICMSA)

Schweizer Schokoladeindustrie sieht sich bedroht

Newsletterbild
© pixabay

Am 31. Dezember 2018 endet in der Schweiz das sogenannte „Schoggigesetz“. Mit diesem Gesetz wurden den Schweizer Lebensmittelherstellern die einheimischen Rohstoffe (Zucker, Milchpulver etc.) auf EU-Niveau verbilligt, wenn sie das Endprodukt exportierten. Jährlich waren dies 90 Millionen Franken (umgerechnet 79 Millionen Euro). Dies ist nicht mehr WTO-konform.

 

Die Vertreter der Milchbranche setzten sich zusammen und fanden eine neue WTO-konforme Regelung. Diese ist ab dem 1.1.2019 in Kraft: Der Bund bezahlt ab Januar jedem Bauer eine Milchzulage in der Höhe von 4,5 Rappen pro Liter verkaufte Milch (knapp 4 Cent). Der Milchkäufer macht bei den Bauern einen Abzug von 4,5 Rappen pro Liter und überweist diesen in einen Fonds. Aus diesem Fonds wird dann die Rohstoffverbilligung weiterhin finanziert.

Die neue Regelung sieht vor, dass damit der Liter Milch für die Schokoladenindustrie um maximal 25 Rappen (rund 22 Cent) verbilligt wird. Was bleibt sind die  Kosten für die Herstellung des Milchpulvers, und diese sind in der Schweiz rund dreimal so hoch wie im Ausland. Nun fordert die Schokoladenindustrie, dass auch dieser Kostenteil noch verbilligt werden soll. Es geht in der Summe auch hier um Millionen. In der Presse droht die Industrie schon mal, dass sie die Schokoladenherstellung ganz ins Ausland verlegt, wenn die Branche sich nicht entgegenkommend zeigt. Dieses Entgegenkommen wäre dann, dass die Milch bei den Bauern einfach noch billiger eingekauft wird. Dagegen wehren sich die Bauernorganisationen natürlich. Wer in dieser Auseinandersetzung gewinnt, werden wir in ein paar Wochen wissen, wenn die neue Regelung in Kraft ist. Dazu noch eine Anmerkung: Es geht im Endeffekt darum, wer die ca. 3 Cent pro Tafel Lindt Schokolade bezahlt…..

Werner Locher, BIG-M Schweiz

EMB-Milchpreisvergleich: Milcherzeuger mussten Preissenkungen hinnehmen

Newsletterbild
© wikimedia commons

Von September bis zum November 2018 haben nur noch vereinzelte Molkereien die Erzeugerpreise deutlicher gesteigert. Bei den meisten dagegen gab es in dieser Zeit bereits wieder Preissenkungen. So lagen die gemeldeten Grundmilchpreise im November 2018 zwischen 30,68 und 35,55 Cent pro Kilogramm Milch.

 

Nur aus drei Ländern meldeten konventionelle Milcherzeuger Milcherzeugerpreise, die um mehr als ein Cent pro Kilogramm nach oben gingen, und zwar in Belgien (BE-1), Deutschland (DE-1) und Luxemburg (LU 1). Allerdings war das Preisniveau bei diesen Molkereien in den vergangenen Monaten auch vergleichsweise niedrig und die Erzeugerpreise steigerten nur auf 31,80 bis zu 34,08 Cent pro Kilogramm Milch.

Die französischen Milcherzeugerpreise fielen seit September um 1,52 bis zu 4,06 Cent am deutlichsten ab und betrugen im November zwischen 31,49 und 34,53 Cent pro Kilogramm (Grundpreis ohne Zu- und Abschläge). Aber auch in den Niederlanden sank der Preis bei einer Molkerei in nur drei Monaten um ganze 3,57 Cent auf 30,91 Cent.

Zusammen mit den Zu- und Abschlägen erreichten die gemeldeten Erzeugerpreise der beteiligten Meldebetriebe für November 2018 eine Höhe zwischen 32,22 Cent und 37,97 Cent pro Kilogramm Milch. Für die Milcherzeuger hängt die Höhe des Milchgeldes also zunehmend von den möglichen Zuschlägen für besondere Qualitäten und Haltungskriterien ab (gentechnikfreie Milch, Weidemilchhaltung, etc.). Bei den niederländischen Betrieben konnte es durch Strafzahlungen für die Phosphatquote aber auch zu starken Preisabschlägen kommen.

EMB-Milchpreisvergleich bis November 2018

 

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich soll eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt. Die Monatszahlen werden laufend auch um die Nachzahlungen korrigiert. Mittlerweile beteiligen sich 22 Betriebe aus acht Ländern am EMB-Milchpreisvergleich.

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

Grüne Woche Berlin: Dairy together - global vernetzt für eine Milchviehhaltung mit Zukunft

Newsletterbild

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) veranstaltet am Samstag, 19. Januar 2019 im Rahmen der Grünen Woche das diesjährige Symposium zum Thema: „Dairy together - global vernetzt für eine Milchviehhaltung mit Zukunft“.

Wann: Samstag, 19. Januar 2019, 13.00 – 18.00 Uhr

Wo: CityCube der Messe Berlin – Saal 6, Messedamm 26, 14055 Berlin

 

 

Programm: 

Dairy together - global vernetzt für eine Milchviehhaltung mit Zukunft


13.00 Uhr  Eröffnung durch Frank Lenz, BDM-Vorstand und Vorstand der MEG Milch Board

13.15 Uhr   Grußwort von Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für
                  Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) & Keynote zum Thema
                  „Milchviehhaltung im Spannungsfeld zwischen globalem Wettbewerb und
                  Klima-, Natur- und Tierschutzzielen“

Moderation: Christine Schneider, Redakteurin der Sendung „Unser Land“ im Bayerischen Fernsehen


13.45 Uhr     Diskussionsrunde zum Thema „Globale Bewegungen und
                     Strategien für gewinnbringende Milchpreise und eine bessere
                     Marktstellung der Milchviehhalter“ mit den Teilnehmern

                      - Darin von Ruden, Präsident der Wisconsin Farmers Union und der
                     Wisconsin Farmers Union Foundation, Vorstandsmitglied in der National
                     Farmers Union NFU und Vorsitzender des NFU Membership Committee,
                     US-Milchfarmer in der dritten Generation – Einstiegsreferat zum Thema
                     „Auf der Suche nach neuen Strategien: Amerikanische Farmer in
                     Bewegung – Vorstellung der Initiative „Dairy together“

                      - Murray Sherk, stellvertretender Vorsitzender der Dairy Farmers of
                     Ontario, Canada und Inhaber des Familienbetriebs Pinehill Dairy in
                     Plattsville, Ontario – Einstiegsreferat zum Thema „Kanadisches Modell
                     im Überblick – funktioniert es im globalen Markt?“

                      - Herbert Dorfmann, Mitglied des Europäischen Parlaments
                     (EVP-Fraktion) & Agronom aus Südtirol, Berichterstatter des
                     Europäischen Parlaments (u. a. „Dorfmann-Bericht“ zur GAP 2020)
                     – Einstiegsreferat zum Thema „Die EU-Agrarpolitik – mehr als
                     Geldverteilen? Nötige Strategien für eine nachhaltige Zukunft“

                      - Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des European Milk
                     Board EMB und Vorsitzende des Dutch Dairymen Board DDB
                     – Einstiegsreferat zum Thema „Die bisherige EU-Agrarmarktpolitik
                     - gut für die EU-Landwirte oder ein Segen für die Industrie?“

                      - Hans Foldenauer, Sprecher des BDM – Einstiegsreferat zum
                    Thema „Verwurzelt, visionär & vernetzt – das Leitbild des BDM
                     für die Sektorstrategie 2030 für den Milchmarkt“

                     anschließend: Fragen des Publikums an die Diskussionsteilnehmer

16.30 Uhr     Verleihung des Journalistenpreises „Die faire Milch“
                     für besonders bemerkenswerte journalistische Arbeiten rund
                     um das Thema Milch

 

17.15 Uhr      Ehrung der ehemaligen Vorstände Siek Postma und
                      Romuald Schaber,
Gründungsmitglied und langjähriger
                      Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher
                      Milchviehhalter BDM e.V. und des European Milk Board EMB
                      – Ernennung zum Ehrenvorsitzenden

 

17.45 Uhr     Schlusswort und Ausblick: BDM-Vorstandsvorsitzender
                     Stefan Mann

18.00 Uhr     Ende – danach von 18.00 bis 23.00 Uhr Abendveranstaltung
                     mit Buffet und Musik

Stand: 12.12.2018, Änderungen vorbehalten

Sie finden uns auch auf Facebook

Newsletterbild

 

 

 

                       

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org