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Newsletter January 2010

Werte Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte


zu Beginn des Jahres 2010 möchte ich speziell eine Botschaft an alle im EMB zusammengeschlossen Milchviehhalter richten.

Die Milchviehbetriebe in ganz Europa befinden sich nach wie vor in einer äußerst schwierigen Situation. Wir alle leiden unter viel zu niedrigen Milchpreisen, verursacht durch eine nicht an den Markt angepasste Produktion.

Die europäische Politik beabsichtigt, im Jahr 2015 aus der staatlichen Quotenregelung auszusteigen. Um die Quoten ohne die Gefahr von Schadenersatzforderungen abschaffen zu können, sollen diese schon im Vorfeld entwertet werden. Aus diesem Grund wird der politische Produktionsrahmen derzeit unter dem Stichwort „Soft Landing“ an der Marktsituation vorbei planmäßig ausgedehnt. Die Molkereiwirtschaft in Europa hat erkannt, dass ein „freier Markt“ auch für ihre Unternehmen viele Risiken in sich birgt. Deshalb versuchen viele Molkereien derzeit, mit den Milcherzeugern langfristige Lieferverträge zu vereinbaren, die allerdings keine Preiszusage beinhalten. Diese Bemühungen dienen einer Art Rohstoffsicherung. Besonders ausgedehnt sind diese Bestrebungen in Frankreich. Dort sollen die Milcherzeuger gezielt in Abhängigkeit der Molkereien gebracht werden. Beides - die Abschaffung einer wirksamen Mengensteuerung sowie die Versklavung der Milchbauern mittels einseitiger Knebelverträge - gilt es unter allen Umständen zu verhindern.

Die Milchviehhalter des EMB haben in den zurückliegenden Monaten vehement und mit viel Herzblut gegen diese fatale Entwicklung und für eine Verbesserung der Situation gekämpft. Die vielen Aktionen in den Mitgliedsländern sowie in Luxemburg und Brüssel speziell bis hin zum Lieferstopp waren sehr erfolgreich. Es ist dem EMB gelungen, die EU-Politik gegen den entschiedenen Widerstand der Europäischen Kommission zu bewegen. Mittlerweile sind 22 Länder für Veränderungen der gegenwärtigen Politik. Es wurden Beschlüsse gefasst, welche den Ländern die Möglichkeit geben, auf freiwilliger Basis die Produktion einzuschränken. Ab Februar wird ein neuer Agrarkommissar die Arbeit aufnehmen. Eine High Level Group wurde auf EU-Ebene ins Leben gerufen. Diese soll Lösungsvorschläge für den Milchmarkt der Zukunft erarbeiten. Die Politik hat offensichtlich erkannt, dass erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Dies ist unsere Chance. Nun gilt es, dran zu bleiben. Der Druck darf nicht nachlassen. Ganz im Gegenteil. Es muss uns gemeinsam gelingen, noch mehr Berufskollegen zu überzeugen, sich zu beteiligen, um so ihre Zukunft selbst mitgestalten zu können. Dabei sind zwei Handlungsebenen zu bearbeiten. Zum einen ist es das Gebot der Stunde, sich in Erzeugergemeinschaften zu bündeln. Dies sollte möglichst auf nationaler Ebene geschehen. Nur so lässt sich verhindern, dass viele zersplitterte und somit wirkungslose Gruppen entstehen. Zum anderen darf aber auch der Druck auf die politisch Verantwortlichen nicht nachlassen. So lässt sich gewährleisten, dass sich die Politik nicht aus der Verantwortung stehlen kann. Die Milcherzeuger sind gerade auch in Zukunft auf die politische Unterstützung angewiesen.


Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches Jahr 2010.


mit besten Grüßen


Romuald Schaber

EMB-Präsident

 

EU-Milchproduktion nicht einheitlich

Wie der Landwirtschaftliche Informationsdienst (lid) mitteilte, ging die Milchproduktion im Westen und Südosten Europas, insbesondere in Frankreich und Irland, deutlich zurück, während in mittel- und nordeuropäischen Ländern, darunter in Deutschland, Dänemark und Polen, eine Produktionsausweitung stattfand. Die französischen Milchanlieferungen gingen von Januar bis September 2009 um 4,8 Prozent zurück, während Irland  2,9 Prozent weniger produzierte.

Großbritannien hat erneut einen Rückgang zu verzeichnen, der in diesem Jahr bei 1,2 Prozent liegt. In Italien wurden 0,4 Prozent weniger Milch gemolken. Das Land hatte für sich eine einmalige Health Check-Quotenausweitung von 5 Prozent - statt einer schrittweisen Erhöhung - in Anspruch genommen. Auch in den übrigen südeuropäischen Staaten wurden geringe Produktionsrückgänge bis September 09 deutlich.

In vielen osteuropäischen Staaten waren starke Rückgänge zu verzeichnen. Für Ungarn und die Slowakei handelt es sich um ein Minus im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum Januar – September von 4 Prozent beziehungsweise 8,9 Prozent. Im Baltikum und in Südosteuropa wurde ebenfalls deutlich weniger Milch abgeliefert.

In Deutschland, Dänemark und Polen stiegen die Mengen um 3,6 bis 3,9 Prozent. In Belgien sind es gar 5,1 Prozent. Die Niederlande verzeichnen ein Anheben um 2,0 Prozent.

Die Milchmenge in der Europäischen Union nahm bis Ende September im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 0,1 Prozent ab.

Datenquelle: lid

 

Frankreichs Pläne für eine Milchmarktsteuerung der Zukunft?

Politik und Molkereien  drücken auf`s  Tempo

Mit Nachdruck arbeitet das französische Landwirtschaftsministerium an der Umsetzung der Contractualisation; bis März 2010 sollen alle Milcherzeuger mit ihren Molkereien eine Vereinbarung unterzeichnet haben, die  neben einer langfristigen, engen Bindung der Milcherzeuger an die Molkereiunternehmen vor allem eine weitere einschneidende Vorgabe beinhaltet: Die jederzeitige Möglichkeit für die Molkereien, das aufkommende, über dem nationalen Bedarf liegende Milchpotenzial dem Weltmarkt zuführen zu können.

Mit der LMA (Loi de Modernisation Agricole) soll dieser jederzeitig mögliche Abfluss der überschüssigen Milchmengen auf den Weltmarkt gewährleistet werden. Die Ratio A/B 80/20 bedeutet ein Zweipreismodell: für 80 % der Milchmenge erhält der Milcherzeuger den normalen Marktpreis. Dieser orientiert sich an der Wertschöpfung im europäischen Binnenmarkt. Optimisten gehen von einem langfristigen Niveau von im Optimum 30 Cent/kg aus. Die restlichen 20 % der Milchlieferung werden mit dem  Weltmarktpreisniveau abgegolten.

Offiziell wird die Contractualisation als Nachfolgemodell für die 2015 auslaufende Milchquotenregelung dargestellt und hochgelobt. Die Milcherzeuger sind mehr als skeptisch. Für sie bedeute die LMA nichts anderes als Abhängigkeit von der Molkereiwirtschaft und fehlende Wirtschaftlichkeit. Die einzigen, die von der LMA profitieren, sind die Molkereien, ist sich Pascal Massol, Vorsitzender der französischen Milchbauernorganisation APLI, sicher.

Die Antwort der Milcherzeuger auf die Bestrebungen der Regierung und Molkereiwirtschaft ist die Bündelung der Milcherzeuger im OFFICE du LAIT. Damit wollen die Milcherzeuger die Eigenvermarktung der Milch realisieren und damit einen Markt um die Milch vor der Molkereiwirtschaft etablieren.

Hans Foldenauer, BDM

 

Deutschland

„Die faire Milch“ des BDM kommt in den Handel

Einzigartiges Konzept wird in die Tat umgesetzt: Fairer Milchpreis für die Bauern - hohe Qualität – strenge Kontrollen – gesund, umweltgerecht und traditionell hergestellt – gentechnikfrei 

Seit Anfang Januar 2010 steht nun auch in der BRD eine Faire Milch, welche durch die MVS Milchvermarktung Süddeutschland GmbH vermarktet wird, in den Verkaufsregalen. Zunächst ist sie in 1.200 Rewe- und 300 Tegut-Filialen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen erhältlich.


Was macht diese Milch besonders?

Ein wichtiger Faktor für Vertrauen ist Transparenz. Die Verbraucher wollen wissen, ob und wie viel von ihrem Geld auch tatsächlich an die Bauern geht. Daher ist klar definiert: Von 99 Cent Verkaufspreis pro Liter (3,8 % Fettanteil) gehen 40 Cent an die beteiligten Milchbauern. Damit ist das Fortbestehen der Höfe gesichert und Arbeitsplätze in der Region bleiben erhalten. Wichtig ist auch, dass für den Verbraucher transparent ist, woher die Milch kommt, die er kauft.

Weitere wichtige Faktoren für eine Einkaufsempfehlung sind Mehrwert und Nachhaltigkeit. Deshalb ist „Die faire Milch“ nicht nur fair zum Erzeuger, sondern auch zum Verbraucher und der Umwelt. Fairness beruht auf Gegenseitigkeit: Erzeuger und Verbraucher sollten sich künftig noch stärker als Partner verstehen.


Die besonderen Qualitätsmerkmale der Fairen Milch in Stichpunkten:

1. Sie enthält 3,8 % bzw. 1,8 % Fett – also je 0,3 % mehr Fett als die meisten Milchmarken und ist damit besonders geschmackvoll. (Nährwertangaben lt. Analyse und gesetzlichen Vorgaben)

2. Der Gehalt an Omega 3-Fettsäuren ist deutlich höher als bei herkömmlicher Milch (angestrebt wird doppelter Gehalt)

3. Die Milch ist nachhaltig produziert: gentechnikfreie Fütterung und Anbau, heimische Futtermittel, Mindestgrünlandanteil, Pflanzenschutz lt. Vorgaben der Imker, tiergerechte Haltung

4. Regional erzeugt und verkauft: Aus welcher Region die Milch stammt, wird auf der Verpackung angegeben.

Ins Verkaufsregal kommt sie zunächst nur als H-Milch – Frischmilch und weitere Milchprodukte sollen aber schnellstmöglich folgen.

Der Effekt für alle Milchbauern wird sich dadurch einstellen, dass die MVS durch einen höheren Auszahlungspreis in der Lage sein wird, eine echte Alternative in der Vermarktung zu bieten. Dieser Wettbewerb wird dafür sorgen, dass das Milchpreisniveau in Deutschland deutlich angehoben wird, was allen Milcherzeugern zugute kommt.

Romuald Schaber, BDM; EMB

 

Deutsche Milchpreisentwicklung - Milchmarkttendenzen

26,5 Cent pro Kilogramm Milch erlösten im November 2009 die deutschen Milcherzeuger für Milch mit 3,7 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Das bedeutet eine Erholung um 4,6 Cent gegenüber dem Tiefpunkt vom Juli 2009. Für Dezember 2009 wird maximal noch eine marginale Erhöhung der Milchpreise prognostiziert. Sehr unterschiedlich fallen die Prognosen für das erste Quartal 2010 aus. Mehrheitlich wird eine Stagnation der Milchpreisentwicklung erwartet, auch Absenkungen des Milchpreises stehen im Bereich des Möglichen - ja, sind sogar wahrscheinlich.

Die Milchanlieferung liegt weiterhin über dem Vorjahresniveau, von Januar bis Oktober 2009 wurde eine Steigerung von 3,7 % verzeichnet, im laufenden Milchwirtschaftsjahr waren es sogar 4,9 %. Insgesamt wird 2009 in Deutschland eine Rekordanlieferung von 28,5 Mio. t Milch erwartet.


Milchmarktpolitik

Die deutsche Bundesregierung wird 2010 keine weiteren Anläufe zur Aussetzung der Quotenerhöhung auf EU-Ebene vornehmen. Auch auf nationaler Ebene soll es nach Darstellung des Agrarministeriums keine Vorstöße geben, die von der EU-Kommission eingeräumten nationalen Spielräume zu Quotenaufkäufen zu nutzen oder eine Einschränkung der Saldierung umzusetzen.


Milcherzeuger-Aktionen

Mit einer Dankeschönaktion haben sich die deutschen Milcherzeuger auf vielen in der Vorweihnachtszeit stattfindenden Weihnachtsmärkten bei den Bürgern für die mannigfache Unterstützung 2009 bedankt.


BDM-Symposium 23.1.2010 ICC Berlin

„Milcherzeuger im Soft Landing – Braucht der Milchmarkt Regeln?“ - unter dieser Überschrift diskutierten in zwei Blöcken Vertreter aus Wissenschaft, Milcherzeuger, Politik,  Behörden und Medien über eine zukunftsfähige Gestaltung des Milchmarktes. Agrarministerin Ilse Aigner hat ein Grußwort gesprochen, Milcherzeuger aus unseren Nachbarländern waren herzlich willkommen.

Hans Foldenauer, BDM

 

Europa: Gesellschaft stärkt Milcherzeugern den Rücken

Es ist in den letzten Wochen und Monaten immer offensichtlicher geworden: Die Anliegen der Milcherzeuger werden in unserer Gesellschaft mehr und mehr bekannt und erfahren eine stetig wachsende Unterstützung. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung, von Entwicklungs- und Umweltorganisationen, aus der Politik, der Kirche oder auch von Landwirten beispielsweise aus Zentralamerika, Afrika und Taiwan sind an die europäischen Milchproduzenten gesandt worden.  So schreiben Landwirte aus Burkina Faso in Westafrika: „Um ein faires Preisniveau zu garantieren, fordern die europäischen Milchbauern, die (...) Quote. Wir sind selbstverständlich auf ihrer Seite.“ Von einer Milcherzeugerorganisation aus Südafrika erreichte das European Milk Board (EMB) folgende Nachricht: „Von der Südspitze Afrikas möchten wir unsere Unterstützung für all ihre Bemühungen aussprechen. Die Milcherzeuger sind sehr mutig und es gibt jetzt eine immer stärker werdende Einigkeit zwischen den europäischen Milcherzeugern. Wir hoffen, dies wächst zu einer weltweiten Einheit der Milchproduzenten an. Wir sind alle in der gleichen Situation.“

Bei einer Ende letzten Jahres durchgeführten Umfrage unter der französischen Bevölkerung wurde eine starke Unterstützung für die Milcherzeugerbewegung offensichtlich. Auf die Frage, ob sie die Proteste der Milcherzeuger für gerechtfertigt halten, antworteten 92 Prozent mit „ja“.

Aus der Politik erreichte die Milcherzeuger am 29. September ein Grußwort vom deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler: „Wir müssen uns (...) fragen: Wie ist es möglich, dass in Deutschland mittlerweile der niedrige Preis das einzige Verkaufsargument zu sein scheint? Wer nicht möchte, dass seine Milch eines Tages als Trockenpulver aus Übersee importiert wird, sollte darüber nachdenken. Sie als Bäuerinnen und Bauern können und müssen um ihre Interessen kämpfen. Mir scheint zum Beispiel, dass Sie zurzeit nicht auf Augenhöhe mit den Konzernen verhandeln, ja dass Sie nicht einmal im Bereich der Genossenschaftsmolkereien Ihre Möglichkeiten schon völlig ausschöpfen. Viele von denen, die mich ansprechen, wenn ich im Land unterwegs bin, haben ihr Schicksal bereits in die eigenen Hände genommen und gehen mit ihren Belangen an die Öffentlichkeit. Abgesehen von Einzelvorkommnissen - sie haben meine Sympathie.“

Die Entwicklungsorganisation OXFAM bekundete ihre Solidarität mit einem allgemeinen „Aufruf zur Solidarität mit den Milchbauern“, in dem es unter anderem heißt: „Die Bilder (der Milchausschüttungen, Anm. d. Red.) sind sicherlich schockierend. (...) Aber der wirkliche Skandal ist, dass die EU-Politik darauf hinarbeitet, die Quoten zu erweitern und eine Milchüberproduktion zu erreichen, um den Preis zu senken.“

40 Wissenschaftler haben in ihrer Resolution „Marktgestaltung statt Marktgläubigkeit oder Marktvereinnahmung" kritisiert, dass „der Weg in den so genannten freien Markt, im Agrarbereich aktuell angezeigt durch die Abschaffung der Milchquote, (...) bei einer weiter anhaltenden Politik der Bevorzugung von marktstarken Unternehmen für die überwiegende Masse der Marktteilnehmer ein Weg in weiter wachsende Ungleichheiten (wird):  Für die Verbraucher, denen bei weiter wachsenden Handelsmonopolen die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt wird;  für die Milchbauern, die endgültig zu Rohstofflieferanten der Milchindustrie degradiert werden;  für die Drittländer, für die die Dumpingpolitik der Industrieländer subsistenzzerstörend und hungererzeugend wirkt und  für breite Bevölkerungsschichten überall auf der Welt, die das Risiko einer immer gigantischeren und monolithischeren Aufstellung einer Lebensmittelbranche zu tragen haben.“

Der Bund Naturschutz Bayern aus Deutschland verwies darauf, dass „der katastrophal niedrige Milchpreis (...) nicht nur für die Milchbauern (...) ruinös (ist), sondern (...) Auswirkungen auf viele Bereiche der Gesellschaft haben (wird). Betroffen sind der Umwelt- und Naturschutz, das Landschaftsbild, besonders in den Grünlandregionen, die Tiergesundheit und die Milchqualität, sowie Arbeitsplätze im ländlichen Raum. International zerstört die EU-Agrarpolitik auch immer stärker die Existenzgrundlage für Kleinproduzenten in Entwicklungsländern.“

Neben den soeben aufgeführten Organisationen und Personen, haben noch weitaus mehr ihre Solidarität bekundet.* Wir danken allen herzlich für ihre Unterstützung, die eine wichtige Stärkung für  die Position der Milcherzeuger Europas ist.


* Dazu gehören unter anderem: Bischof Mixa Süddeutschland, Mgr Philippe Breton, Mouvement Rural de Jeunesse Chrétienne (ländliche Bewegung der christlichen Jugend), Brot für die Welt, Taiwanische ATOAP (Association of Taiwan Organic Agriculture Promotion), Upländer Bauernmolkerei, Bündnis 90/Die Grünen, Stefaan Declercq, Secrétaire général d’Oxfam-Solidarité, Arnaud Zacharie, Secrétaire général CNCD, Freddy Destrait, Secrétaire général de SOS Faim, Carmélina Carracillo, responsable politique d’Entraide et Fraternité, Marc Dascotte, Secrétaire général d’Oxfam-Magasins du monde, Daniel Van Der Steen, Coordinateur du CSA, George Dixon Frenandez, Président du MIJARC, Daisy Herman, Secrétaire générale de la FIMARC.

Silvia Däberitz, Johanna Besier EMB

 

Saldierung in Belgien

Nachdem in der vorherigen Ausgabe des EMB-Newsletters die Saldierung in Frankreich beleuchtet wurde, widmen wir uns nun dem belgischen Modell.


Lieferquote und Direktvermarktungsquote

In Belgien existieren zwei Arten der Milchquote: die Lieferquote, die mehr als 95 Prozent der Gesamtquote ausmacht und die Direktvermarktungsquote. Sofern eine der beiden Quoten nicht ausgefüllt wird, werden die Restmengen zur anderen Quote addiert. Bei Überlieferung der Quoten müssen die Betriebe eine Superabgabe (momentan 30 Cent/kg Milch) bezahlen. Trotz der Mengenbeschränkung durch die Quote erhält jeder Betrieb eine bestimmte Freimenge an Milch, das heißt, er kann seine Quote bis zu einem bestimmten Prozentsatz überliefern ohne Superabgabe bezahlen zu müssen. Diese Freimenge ist umso geringer, je höher die Überlieferung auf nationaler Ebene ist.


Keine individuellen Strafabgaben, wenn Gesamtquote nicht überschritten

Das Landwirtschaftsministerium verrechnet die überlieferten Mengen mit den unterlieferten Mengen, um die genauen Beträge zur Superabgabe zu ermitteln. Wenn die Gesamtquote für Belgien nicht überstiegen wird, sind allerdings auch keine Superabgaben fällig. Dies bedeutet für überliefernde Betriebe, dass sie keine Strafe bezahlen müssen, solange die nationalen Quotenmengen nicht überschritten werden.  Da in den vergangenen drei Jahren die belgische Landesquote nicht ausgefüllt wurde, mussten die Landwirte keine Abgaben bezahlen. Sofern sich dieser Zustand ändert und die Landesquote überstiegen wird, entsteht für solche Betriebe, die ihre Quote regelmäßig überliefern, ein Risiko. Sie müssten mit höheren Kosten rechnen. In der Wallonie haben Milchviehhalter jedoch die Möglichkeit, die so genannte „Leasingmilch“ zu erwerben. So können Betriebe, die ihre Quote nicht ausschöpfen, ihre „Quoten-Restmengen“ zu verhandelbaren Leasingpreisen an ihre Kollegen verkaufen. Je größer die Gefahr, dass die Landesquote erfüllt oder überstiegen wird, desto höher sind Nachfrage und damit auch die Preise für Leasingmilch. Eine Mitteilung über vertraglich festgelegte Preise und Mengen werden nach den Verhandlungen der Bauern an die Molkereien und das Ministerium gesendet.

Johanna Besier, EMB; Katharina Aurich, BDM

 

Spanien: Das Streben nach hochwertiger Milch


INTERVIEW mit Fernando Ruiz Sarabia, Geschäftsführer von AFCA (Organisation der Milcherzeuger Kantabriens – Friesian-Rasse), der für eine Studie zur hochwertigen Milch zuständig ist.


“Wir brauchen die Zertifizierung aller Prozessstufen von der Milchlieferung an die Industrie bis zum Supermarkt.”

LACT. – Was hat AFCA veranlasst, eine Studie zur Milchqualität durchzuführen?

FR. – Wir versuchen die chronologische Abfolge aller Schritte zu erfassen, die ein Liter Milch ab dem Melken durchläuft, bis er im Supermarkt zum Verkauf angeboten wird. Wir hatten Schwierigkeiten festzustellen, was genau mit der Milch zwischen der Lieferung an die Molkerei und dem Zeitpunkt passiert, wo sie zum Verkauf angeboten wird, und konnten auch nicht die Frage beantworten, ob alle zum Verkauf angebotenen Milchsorten das gleiche Verfahren durchlaufen. Die Studie soll zur Schaffung eines umfangreichen Informationssystems für den Verbraucher beitragen. Ein informierter Verbraucher ist in der Lage, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen.

LACT. – Zu welchen Ergebnissen sind Sie bisher gelangt?

FR. – Die bisher vorliegenden Ergebnisse basieren auf Laboranalysen und einigen Berichten, die nicht als Ergebnisse der Studie betrachtet werden sollten, da dies nicht das vorrangige Ziel ist. Man kann sagen, dass alle Proben unter dem Gesundheitsaspekt ausreichend sicher waren, aber daran hatten wir auch nie Zweifel. Wir sind jedoch der Meinung, dass dies bei einem Nahrungsmittel wie Milch nicht genügt.

LACT. – Welche Botschaft sollte Ihrer Meinung nach dem Verbraucher vermittelt werden?

FR. – Die Botschaft an den Verbraucher ist eindeutig: Milch ist ein Nahrungsmittel, dessen Sicherheit ab dem Ursprung (dem landwirtschaftlichen Betrieb) verbürgt ist. Sie steckt voller Nährstoffe, die sie zu dem machen, was sie ist: Sie ist seit jeher und aus gutem Grund fester Bestandteil unserer Ernährung, unabhängig von Trends oder Kampagnen. Es handelt sich um eines der nahrhaftesten Lebensmittel – vielleicht das nahrhafteste überhaupt – und ihr Verzehr sollte angesichts dessen, was sie uns gibt, höhere Wertschätzung erfahren.

LACT. – Wie müssen sich angesichts der bisherigen Ergebnisse die verschiedenen Akteure innerhalb der Milcherzeugungskette positionieren?

FR. – Die Position der verschiedenen Akteure (Erzeuger, Politik, Industrie, Vertrieb und Verbraucher) sollte grundlegend übereinstimmen und dazu dienen, den Wert der Milch gegenüber dem Verbraucher zu unterstreichen, wie sie es verdient und wie es bei anderen Produkten durch Differenzierung der verschiedenen Eigenschaften gelungen ist. Diese Maßnahme erfordert, dass die Information zum Produkt und seinen Besonderheiten verstärkt wird. Unser Projekt soll neue Argumente liefern, um diese Positionen zu gewährleisten und die Ziele aller Akteure, einschließlich der Verbraucher, zu erreichen.

LACT. – Wie finden Sie den Vorschlag von PROLEC, Eingangs- und Ausgangskontrollen der Rohmilch bzw. verarbeiteten Milch in den Molkereien durch einen Kontroller/Prüfer vornehmen zu lassen?

FR. – Ich glaube, dass dies eine effektive Maßnahme sein könnte, die jedoch eine Reihe von Faktoren erfordert, um langfristig Wirkung zu zeigen, und denke auch, dass diese Maßnahme die Transparenz des Sektors erhöhen würde. Es ist ein sehr interessanter Vorschlag.

AFCA hat bereits eine zweite Serie von Überprüfungen an Milchtüten vorgenommen. Das Produkt, das die Molkerei verlässt, erfüllt die Mindestqualitätsstandards, ist aber weit von der bestmöglichen Qualität entfernt. Die AFCA hat bei ihrer Analyse zwischen zwei Gruppen unterschieden: Milch, die überbehandelt wurde, und Milch mit Zusatzstoffen. In der ersten Gruppe finden wir die Produkte, die länger als üblich behandelt werden, weil die Milch von schlechterer Qualität oder nahe dem Verfallsdatum ist. Um mit den Worten von Ruiz Sarabia zu sprechen: „Die Industrie wird dies niemals zugeben, aber es gibt eigens Maschinen mit dem Zweck, Milchtüten kurz vor dem Verfallsdatum zu öffnen, um die Milch nochmals zu behandeln und zu verarbeiten und erneut zum Verkauf anzubieten.“ Die zweite Gruppe umfasst Milch, die einen verdächtig hohen Wassergehalt hat oder der Feststoffe beigegeben wurden, in der Regel Milchpulver, um den richtigen Fett- und Eiweißanteil zu erreichen.

Esther Lopera, PROLEC

 

Jungbauern starten durch

Der BDM YOUNG – ein jugendlich-frischer Ableger des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) - wird ein selbstständiger Verein mit eigener Kasse sein und sich durch ein spezielles Rahmenprogramm für Jugendliche und junge Leute auszeichnen. Illona Zeimens, Gründungsmitglied des BDM Young, beschreibt die neue Organisation.

Unser Verein wird basisdemokratisch aufgebaut sein und jedes aktive Mitglied hat eine Mitentscheidungsmöglichkeit in Form eines Stimmrechtes. Mitglied kann jeder zwischen 14-30 Jahren werden, der von einem milchviehhaltenden Betrieb stammt oder sich für eine Ausbildung zum Landwirt entschieden hat. Fördermitglieder können auch all jene werden, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Fördermitglieder haben kein Stimm-, aber natürlich ein Mitspracherecht.

Das Rahmenprogramm wird Vorträge über die aktuelle Situation am Milchmarkt und dessen Zukunftsaussichten beinhalten. Da wir aber eine Jugendorganisation sind, sollte der Spaßfaktor auch eine Rolle spielen. Bei Parties beispielsweise wird der Meinungsaustausch, das Besser-Kennenlernen und das Gemeinschaftsgefühl in unserem Verband gestärkt. Um auch andere Betriebsstrukturen kennen zu lernen, sind Exkursionen auf diverse Betriebe der Landwirtschaft und des vor- und nachgelagerten Gewerbes im In- und Ausland angedacht.

Aus der Intention heraus, den Folgegenerationen ein Mitspracherecht in der Gestaltung der Milchpolitik zu geben, entstand der Gedanke, einen Verein zu gründen, in dem jungen Landwirten die Möglichkeit geboten wird, über ihre Zukunft mitzuentscheiden.

In Deutschland fand am 22.1.2010 in Berlin die Gründungsversammlung des BDM YOUNG statt. Die offizielle Vorstellung des neuen Vorstandes wurde auf dem Milchsymposium am 23.1.2010, ebenfalls in Berlin, abgehalten.

Illona Zeimens, BDM YOUNG

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