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Newsletter Juni 2011

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,


Diskussionen um die Agrarpolitik in Brüssel und Aktionen an der Basis aller Orten! Lesen Sie in diesem Newsletter, wo die Debatte um den Nicholson-Bericht sich befindet, wie französische Milcherzeuger ihre Güllefässer in Angers nutzen und was Barack Obama zur zukünftigen Agrarpolitik zu sagen hat. In diesen Tagen sind außerdem junge Bäuerinnen und Bauern, Verbraucher und Engagierte von vielen Orten in Deutschland unterwegs nach Berlin, um  Kanzlerin Angela Merkel ihre Verantwortung für eine nachhaltige Landwirtschaft deutlich zu machen.

Die oben erwähnte Aktion in Frankreich scheint die Akteure zusammen geschweißt zu haben, denn nur drei Tage später beschlossen APLI, OPL und Confédération Paysanne zukünftig im Rahmen des France Milk Board die Bündelung der Erzeuger gemeinsam voranzutreiben. Die Ausstellung Mensch  MACHT  Milch im Europäischen Parlament war ein Erfolg und sogar bei dem jetzt vom EU-Agrarausschuss verabschiedeten Bericht zur GAP-Reform kann man in Bezug auf den Ausgangsbericht von einer deutlichen Verbesserung sprechen. Den Weltmilchtag feierte EMB-Mitglied IG-Milch in Österreich mit vielen regionalen Veranstaltungen, bei denen Verbraucher die guten Seiten der „A faire Milch“ kennenlernen konnten. Die Presseerklärung des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter nutzt den Anlass Weltmilchtag für einen kritischen Rückblick auf die Situation der deutschen Milcherzeuger in den letzten Monaten. Kaum anders als in den meisten europäischen Ländern.

Ab Juni steht die Ausstellung „Mensch MACHT Milch“ auch in englischer und französischer Sprache zur Verfügung, um Nicht-Landwirten die Gesichter hinter der Milch vorzustellen und die Auswirkungen der Agrarpolitik auf Bäuerinnen und Bauern in Europa und weltweit aufzuzeigen. Bei Interesse melden Sie sich gerne im EMB-Büro.
Der nächste Newsletter des EMB wird als Doppel-Sommerausgabe Ende Juli erscheinen.


Ich wünsche eine gute Lektüre!
Mit herzlichem Gruß,
Sonja Korspeter

 

Brüssel: EU-Parlamentarier uneins über Ausgestaltung der Milchpolitik

Die Entscheidung über den Nicholson-Bericht im Agrarausschuss des EU-Parlaments muss wegen zahlreicher Änderungsanträge und andauernder Diskussionen auf Ende Juni oder sogar Juli verschoben werden. Dieser Bericht kommentiert das von der EU-Kommission im Dezember vorgelegte Milchpaket zur Reform der EU-Milchpolitik.

Martin Häusling (Grüne/EFA) kommentiert die Diskussionen: „Bis Mitte Juni müssen wir statt wie bisher die detaillierte Gestaltung von Verträgen verstärkt die Themen Bündelungsmöglichkeiten für Erzeuger und Monitoringstelle diskutieren und zu einem guten Ziel bringen.“ Die Chancen auf sinnvolle  Bündelungsobergrenzen (etwa 30% der Milchmenge auf EU-Ebene und 75% auf nationaler Ebene) schätzt Häusling allerdings gering ein. Gerade in diesem Punkt zeige sich Berichterstatter Nicholson nicht kompromissbereit.

Elisabeth Jeggle (EVP) hält die Stärkung der Milchbetriebe, insbesondere auch der kleineren Betriebe und mehr Transparenz am Milchmarkt für die wichtigsten Punkte in der Diskussion. Ihr ebenfalls konservativer Kollege Richard Ashworth aus Großbritannien (EKR) dagegen sieht die Lage ganz anders: Die Milchbetriebe müssten verstärkt in Wachstum und in die Verarbeitungsbetriebe investieren. Dadurch könnten sie zukünftig auf Augenhöhe mit den Molkereien verhandeln. Kleine Betriebe gehörten bald der Vergangenheit an. Man solle nicht nostalgisch sein.

In die Diskussion um eine Sonderstellung der Genossenschaften scheint Bewegung gekommen zu sein. Viele Parlamentarier haben erkannt, dass ein Großteil der heutigen Genossenschaften das Interesse ihrer Mitglieder nur noch bedingt vertritt und also auch Genossenschafts-Milcherzeugern die Mitgliedschaft in unabhängigen Erzeugerorganisationen ermöglicht werden muss. Diesen Standpunkt vertritt z.B. der sozialdemokratische Marc Tarabella aus Belgien (S&D Fraktion).

Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des European Milk Board, hält diese Position jedoch aktuell noch nicht für mehrheitsfähig: "Zu viele Entscheidungsträger haben noch nicht verstanden, was für eine problematische Rolle die Genossenschaften für die Milcherzeuger spielen und sehen daher keinen Bedarf für die Doppelmitgliedschaft." Gute Chancen sieht van Keimpema hingegen für die Einrichtung einer Monitoringstelle.  Allerdings müsse sehr darauf geachtet werden, dass diese nicht zu einem Instrument werde, das nur der Industrie nütze. Daher sei eine vernünftige Produktionskostenberechnung als Grundlage für die Arbeit der Monitoringstelle so wichtig.

Bis Ende Juni werden noch viele Gespräche stattfinden, um aus den vielfältigen Sichtweisen  einen Kompromiss zu erarbeiten. Ob dieser die Position der Milcherzeuger am Markt stärken wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Sonja Korspeter

 

Frankreich: Aufgeheizte Atmosphäre in Angers

Am 23. Mai 2011 hat die EMB-Mitgliedsorganisation APLI (Association des Producteurs de Lait Indépendants) in Zusammenarbeit mit den beiden französischen Organisationen Coordination Rurale und Conféderation Paysanne zu einer großen Aktion in Angers im Westen Frankreichs aufgerufen. Die Trockenheit, die derzeit in großen Teilen Frankreichs herrscht und von der besonders die Milchregionen im Westen, Norden und der Mitte des Landes betroffen sind, sowie der niedrige Milchpreis von derzeit 30,5 Cent, der in keinem Verhältnis zu den aktuellen Weltmarktpreisen für Butter und Milchpulver steht, heize die bereits gereizte Stimmung der französischen Milchbauern noch weiter an. Darüber hinaus zeichnet sich wie erwartet ab, dass die Verträge, die die großen Molkereien in Frankreich vorgelegt haben, die Lage der Bauern nicht verbessern werden, da diese keine Orientierung an den Produktionskosten beinhalten.

Rund 550 Milchbauern versammelten sich aus diesem Grund vor der Landwirtschaftskammer in Angers, um gegen die französische Agrarpolitik zu demonstrieren und die EU-Abgeordneten, die sich für die Belange der Milchviehhalter stark machen, bei ihren Bemühungen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu unterstützen.  Schützenhilfe bekamen die Milchbauern auch von ihren Kollegen aus der Rinder- und Schafzucht, die ebenfalls von der derzeitigen Krise betroffen sind.

Ein Gespräch mit den Vertretern der Landwirtschaftskammer kam leider nicht zustande, da die Demonstranten bei ihrer Ankunft bereits von einem großen Polizeiaufgebot erwartet wurden. Im Gegenzug schütteten die Teilnehmer mehrere Güllefässer mit verdorbener Milch auf den Vorplatz der Landwirtschaftskammer.

Ein Hauptthema dieser Aktion war die notwendige Bündelung der Erzeuger in einer eigenständigen Organisation, dem France Milk Board. Sogar mehrere Milcherzeuger aus Belgien waren nach Angers gereist, um demonstrativ ihren Antrag auf Mitgliedschaft im France Milk Board an den Vorsitzenden Paul Montvalon zu überreichen. Jetzt müsse die Bündelung in Milch Boards weiter in alle EU-Länder überschwappen, die APLI zähle hierfür auf die Milcherzeugervertreter in jedem EMB-Land.

Laut Anton Sidler, Mitglied im EMB-Vorstand und APLI-Mitglied, könne diese Aktion in Angers den Anfang einer neuen Mobilisierungswelle markieren.

Anton Sidler, APLI und EMB / Stephanie Heikamp, EMB

 

Deutschland: Bauernsternfahrt mit beeindruckendem Auftakt nach Berlin gestartet

Mit jeweils mehr als 200  Teilnehmern bei den beiden Auftaktveranstaltungen ist am 29. Mai 2011  die Bauernsternfahrt von Auerberg im bayerischen Allgäu und vom  Fischerdorf Greetsiel an der ostfriesischen Nordseeküste  gestartet. Begleitet von mehreren geschmückten Traktoren haben  sich aus beiden Orten zwei Traktoren auf den über zehntägigen Weg  nach Berlin bis vor das Kanzleramt gemacht.

„Frau Merkel, die bäuerliche Landwirtschaft, die dieser Region das  typische Gesicht gibt, muss erhalten werden. Dazu braucht es eine grundlegend andere Agrarpolitik. Deshalb sind wir nun unterwegs“,  so Jan Wendel, Sternfahrer und Studierender der Agrarwissenschaften in Kassel. „Die Bundesregierung ist maßgeblich  verantwortlich dafür, wie die anstehende Reform der EU-Agrarpolitik ausfallen wird. Weil uns das alle etwas angeht und keine Sache der Hinterzimmer sein darf, mischen wir uns aktiv in diesen Prozess ein“, so Wendel weiter. „Wer weiter auf agrarindustrielle Strukturen setzt, entzieht den Bäuerinnen und Bauern die Existenzgrundlagen, wie das in viele Regionen Europas leider jetzt schon der Fall ist. Um diesen Prozess zu stoppen, fahren wir nach Berlin.“

„Die Reform der EU-Agrarpolitik darf sich nicht auf das Geld beschränken. Wir brauchen vernünftige Rahmenbedingungen für den Markt. Wir Bauern wollen nicht von staatlichen Direktzahlungen abhängig sein, sondern von den Erlösen für unsere Erzeugnisse leben können.“, so Karin Mannsholt, Vertreterin des BDM Niedersachsen in Greetsiel. „Wir streiten für faire Preise und für  politische Rahmenbedingungen, die das ermöglichen“, machte Romuald  Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher  Milchviehhalter in Auerberg deutlich. „Das können wir nur durch  dieses starke Bündnis aus Bauern, Verbrauchern, Umweltschützern  und Eine-Welt-Organisationen erreichen. Deswegen sind wir sehr froh um die breite Unterstützung von 33 Organisationen im Bündnis  „Meine-Landwirtschaft.de“. Denn die Landwirtschaftspolitik in  Europa ist entscheidend für das Überleben unserer Bauern, aber  auch unseres Planeten.“

„Die bisherige Agrarpolitik haben wir satt“, so Hubert Weiger,  Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland auf  dem Auerberg. „Sie zerstört nicht nur bäuerliche Existenzen,  sondern sie schadet auch unserem Klima, unserer Umwelt und  verursacht dadurch  hohe gesellschaftliche Kosten. Wir wollen und  wir können uns diese verfehlte Agrarpolitik nicht mehr erlauben. Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer Landwirtschaft ist dringend notwendig. Deswegen unterstützen wir die Bauernsternfahrt.“

Auch die Küstenfischer an der Nordseeküste brauchen einen Fairen Markt für ihre Krabben. Deswegen haben sie mehreren Wochen  gestreikt. „Wer weiter unsere Preise ruiniert, wird bald keine  Kutter mehr in diesem idyllischen Hafen einlaufen sehen und keine  Kuh mehr hier auf der Weide sehen“, so Dirk Sander, Vertreter der  Norddeutschen Fischer beim Sternfahrt-Auftakt in Greetsiel.

Die jungen Bäuerinnen und Bauern, die diese Sternfahrt mit über 50 Veranstaltungen durchführen, fordern von der Bundesregierung, ihre Blockadehaltung zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik aufzugeben zugunsten einer bäuerlichen, fairen, tiergerechten und ökologischen Landwirtschaftspolitik. Die Regierung dürfe nicht länger Interessenvertretung von Agrarindustrie und Großgrundbesitzern sein. Um diesen Botschaften Druck zu verleihen, treffen sich die Teilnehmer aus ganz Deutschland zum Ende der Sternfahrt am 09. Juni in Berlin - vorm Kanzleramt. Dort bitten sie die Bundeskanzlerin zum Tischgespräch. Mehr Informationen in deutscher Sprache unter www.bauernsternfahrt.de

Auszug aus einer Presseerklärung der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ vom 29.5.2011

 

Präsident Barack Obama fordert eine Umstrukturierung der staatlichen Subventionen

US-Präsident Barack Obama sprach sich kürzlich für eine Reform der Agrarsubventionen in den Vereinigten Staaten aus, um sicherzustellen, dass diese nicht bei Großkonzernen versickerten. Auf Nachfrage gab der US-Präsident bei diesem Treffen, an dem auch Bauern teilnahmen, zu, dass das derzeitige System überholt sei. Subventionen kämen in den USA nicht immer den Bauern zugute, die sie am meisten bräuchten. Das System müsse umstrukturiert werden. Er betonte, dass vor allem Familienbetriebe, die durch Trockenheit, Naturkatastrophen etc. in Not gerieten, vorübergehende Unterstützung bekommen sollten.

Ein Lösungsansatz sei laut Barack Obama die Einführung von Einkommensobergrenzen beim Bezug von staatlichen Hilfen. Subventionen könnten nicht dauerhaft gezahlt werden, wenn die Bauern im Prinzip in der Lage sind, ihr Einkommen eigenständig zu erwirtschaften. Er betonte jedoch auch, dass eine solche Veränderung nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne und dass mit Widerständen seitens der Bauern zu rechnen sei. Er sagte zudem, dass die Abgeordneten im Agrarausschuss des Kongresses häufig aus landwirtschaftlich geprägten US-Bundesstaaten kämen, wo viele die existierenden Programme unterstützten und es daher schwierig sei, Veränderungen durchzuführen.

Mit Hinblick auf das wachsende Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten sagte er, dass man Kürzungen vorsichtig und zwar nicht mit der Machete, sondern vielmehr mit dem Skalpell vornehmen müsse. Er wiederholte somit einen Punkt, den er in den letzten Monaten schon oft angesprochen hat, nämlich: „Die USA brauchen einen ausgewogenen Ansatz. Das meint, dass wir in die Sektoren investieren müssen, die zum Wachstum beitragen, die Sektoren, die dies nicht tun, können wir verkleinern.“

Informationen aus folgendem Artikel: http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-20062208-503544.html

 

Confédération Paysanne schließt sich mit APLI und OPL im France Milk Board zusammen

Die drei Organisationen, die sich am Donnerstag, den 26. Mai 2011, im Rahmen des Office du Lait trafen, werden einvernehmlich in einer Arbeitsgruppe einen Mustervertrag erarbeiten, der den wirtschaftlichen Realitäten der Milchviehbetriebe Rechnung trägt. Die unabdingbaren Hauptachsen dieses Mustervertrags werden die Mengensteuerung und die realen Kosten der Milchproduktion (einschließlich Lohnansatz) sein.

Im Einklang mit den Entscheidungen des Europäischen Parlaments, das u. a. erklärt hat, „dass der Milchauszahlungspreis über den Produktionskosten liegen muss“, ist dieser Vertrag, der vom „France Milk Board“ gestützt wird, das Ergebnis einer kollektiven Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit, ideologische Unterschiede zu überwinden, ohne diese zu leugnen, um sich auf die Verteidigung der Interessen der Milcherzeuger zu konzentrieren. Dies ist für den Erhalt einer flächendeckenden, nachhaltigen Milchproduktion, die die Bedürfnisse der europäischen Bürger deckt, unerlässlich.

Die nationalen Verbände der APLI, der Organisation des Producteurs de Lait (OPL) und der Confédération Paysanne rufen alle Milchbäuerinnen und Milchbauern auf, dem France Milk Board beizutreten – der einzigen repräsentativen, pluralistischen und sektorübergreifenden Organisation.

Aus gemeinsamer Presseerklärung der drei Organisationen

 

Mensch MACHT Milch im EU-Parlament in Brüssel

Am Mittwoch, den 27.5.2011 wurde im EU-Parlament in Brüssel die Photoausstellung „Mensch MACHT Milch – EU Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft in Nord und Süd. Auswirkungen und Perspektiven“ mit vielen Gästen offiziell eröffnet. Am selben Tag stimmte der EU-Agrarausschuss über einen Bericht zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab. Georg Häusler, Kabinettschef von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos, eröffnete die Ausstellung: „Auf den Bildern sehe ich Menschen, die sehr lebendig und bestimmt in die Kamera schauen. Man spürt, dass sie die Landwirtschaft nicht nur mit viel Sachverstand und Sorgfalt betreiben, sondern auch mit ihren Tieren und dem Land leben. Die EU-Agrarpolitik muss diesen Menschen durch klare Rahmenbedingungen Perspektiven in der Landwirtschaft bieten.“

Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board, sprach ebenfalls anerkennend darüber, wie gut die Ausstellung vermittle, dass Milch „menschengemacht“ sei: „Die Bilder zeigen ganz deutlich den Alltag und das Leben der Menschen hinter der Milch. Durch die Nord / Süd Perspektive der Ausstellung sieht man genau, dass hier wie dort die Milchproduktion die Existenzgrundlage für unzählige Familien darstellt. Entscheidend für langfristige Perspektiven der europäischen wie aller übrigen Milcherzeuger weltweit ist eine an den Bedarf angepasste Erzeugung hier in Europa. Die EU-Parlamentarier im Agrarausschuss müssen sich bei ihren Diskussionen um die zukünftige Milchpolitik der EU ihrer hohen Verantwortung für sinnvolle Rahmenbedingungen bewusst sein.“ Schaber konkretisierte diese Forderung auch gleich: „Eine Monitoringstelle sollte durch Beobachtung und präzise Vorgaben auf Basis der Produktionskosten gewährleisten, dass die produzierte Milchmenge der Nachfrage entspricht.“

Schaber begrüßte, dass der gerade im EU-Agrarausschuss abgestimmte Bericht zur GAP-Reform die Bedeutung von Maßnahmen der Mengenregulierung unterstreiche: “Ganz richtig steht in diesem Paragraph, dass solche Maßnahmen eine effektive Steuerung des Marktes ermöglichen und Krisen, die durch Überproduktion entstehen, vermieden werden können; ganz ohne zusätzliche Kosten für die Europäische Union.”

Martin Häusling, Mitglied des EU-Parlaments und Gastgeber der Ausstellung, nahm in seiner Rede auch Bezug auf die aktuellen Verhandlungen um den Nicholson-Milchbericht im EU-Agrarausschuss: „Immer wieder geht die Diskussion um Verträge zwischen Milcherzeugern und Molkereien. Doch entscheidend für faire Verträge ist vor allem eine gute Verhandlungsposition.  Deshalb muss es darum gehen, Rahmenbedingungen durch die Politik zu setzen, die eine effektive Erzeugerbündelung ermöglichen.“ Sein Parlaments-Kollege José Bové betonte ebenfalls, dass der Milchmarkt ohne staatlichen Eingriff nicht funktioniere. Ignoriere die Politik diese Notwendigkeit und streiche die Quoten ersatzlos, seien Bäuerinnen und Bauern bald nur noch auf Photos im Museum zu sehen.

Aus einer Presseerklärung des EMB vom 27.5.2011

Die Ausstellung kann über das Büro des European Milk Board ab Anfang Juni für Ihre Veranstaltungen gerne ausgeliehen werden.

 

Bericht zur GAP-Reform im Agrarausschuss verabschiedet

Der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments hat am 25. Mai seinen Bericht zur Zukunft der EU-Agrarreform verabschiedet, der nun am 21. Juni im Plenum des Parlaments zur Abstimmung steht. 1284 Änderungsanträge waren zu dem Entwurf des deutschen CSU-Abgeordneten Albert Deß eingegangen. Die aktuell verabschiedete Version erbrachte eine deutliche Verbesserung der ökologischen und sozialen Ausrichtung, bleibt jedoch bei vielen Themen sehr vage.

So spricht der Bericht von Maßnahmen, die eine effektive Steuerung des Marktes ermöglichen sollen und Krisen, die durch Überproduktion entstehen, so vermeiden können sollen; ganz ohne zusätzliche Kosten für die Europäische Union. Allerdings werden an anderer Stelle wieder die Themen Risikoversicherung und Intervention als Lösung für den Umgang mit der Volatilität der Preise auf den Agrarmärkten hervorgehoben. In Punkt 59 wird die EU-Kommission explizit aufgefordert, die Gründung neuer Produzenten-Organisationen zu unterstützen, um die Marktmacht der Landwirte gegenüber dem Handel und den Verarbeitern zu stärken.

Im Gegensatz zum Rat der Agrarminister unterstützt der Bericht die von EU-Agrarkommissar Ciolos vorgeschlagene Deckelung der Direktzahlungen an Landwirte. Das bedeutet eine degressive Ausgestaltung der Zahlungen für große Betriebe unter Berücksichtigung sowohl der Anzahl der Arbeitsplätze als auch der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Ebenfalls unterstützt er den Vorschlag, Pauschalzahlungen für Kleinstlandwirte einzuführen sowie eine schrittweise Umverteilung der Subventionen unter den Mitgliedsstaaten zugunsten der rund 8 (von 15) Millionen Bauern in den bisher krass benachteiligten östlichen Beitrittsländern.

Weitere interessante Themen, die der Bericht aufgreift:


Eine neue Transparenzinitiative, die nicht nur Subventionen an Landwirte offen legt, sondern auch die Agrar- und Lebensmittelindustrie zur Veröffentlichung ihrer Marktanteile und Gewinne verpflichtet

Spezielle Initiativen, die jungen Bäuerinnen und Bauern den Einstieg in die Landwirtschaft ermöglichen

Maßnahmen zur Reduzierung der Eiweiß-Importe aus Übersee und zum Erhalt von Grünland

Die Unterstützung der Direktvermarktung und anderer Formen kurzer Wege zwischen Produzenten und Verbrauchern, die transparenter, fairer und effizienter sind

Anpassung der Hygienestandards, v.a. für kleine und mittlere Betriebe und die Direktvermarktung an das tatsächlich nötige Mass

Ein eher kurzer Absatz fordert, dass Entwicklungs- und Handelspolitik der Gemeinschaft konsistent mit der Agrarpolitik sein sollten und nicht die Möglichkeiten zur Selbstversorgung in Entwicklungsländern behindern dürften.

Der Agrarausschuss selbst nannte seinen Bericht einen "Neuaufbruch der Agrarpolitik", alle Fraktionen zeigten sich relativ zufrieden mit dem erreichten Kompromiss. Erleichtert waren viele vor allem darüber, dass den zukunftsweisenderen Ansätzen des Agrarkommissars Ciolos, anders als durch die nationalen Agrarminister, keine Absagen erteilt wurden. In weiten Teilen bleibt der Bericht allerdings vage in seinen Formulierungen, die sich zum Teil auch widersprechen. Damit wird die eigentliche Auseinandersetzung um die GAP-Reform im Herbst stattfinden, wenn der konkrete Gesetzesvorschlag der EU-Kommission auf dem Tisch liegt. Angesichts der Verschiebung der Entscheidung zum Milch-Bericht von Nicholson kann es sein, dass GAP-Reform und Milchpaket schliesslich doch noch gemeinsam verhandelt werden.

Sonja Korspeter, EMB

 

Weltmilchtag am 1. Juni in Österreich

Beste Qualität zu produzieren ist für österreichische Milchbäuerinnen und -bauern selbst-verständlich. Täglich – ohne Sonn- oder Feiertagsruhe – kümmern sie sich um ihre Kühe, denn nur gut versorgte Tiere geben auch die beste Milch.

Nicht selbstverständlich ist leider, dass diese Leistung mit einem fairen Preis abgegolten wird. Auch Konsumentinnen und Konsumenten können die Arbeit der Milchbäuerinnen und -bauern unter-stützen, indem sie österreichische Milch und Milchprodukte kaufen. Wer zu „A faire Milch“-Packerln greift, hat zudem die Gewissheit, dass die Produzentinnen und Produzenten mehr für ihre Milch bekommen, als ihnen die Molkereien zugestehen.

Anlässlich des Weltmilchtages wurden in ganz Österreich Aktionen rund um das Thema “Milch” abgehalten. Besucher ließen sich mit köstlichen Milch-Shakes verwöhnen, Kinder konnten sich bei einem speziellen Kinderprogramm mit unseren Faironikas amüsieren oder sich einfach nur bei einem Glas Milch erfrischen.

Web site der IG-Milch

 

Tag der Milch in Deutschland: Ansporn weiter  für vielfältige Milchproduktion zu kämpfen

Wie immer wird sich die Milchbranche anlässlich des Tags der Milch selbst feiern und die eigene Stärke in den Vordergrund stellen. Die Molkereiindustrie hat auch guten Grund dazu. Sie hat nicht nur das Krisenjahr 2009 recht glimpflich oder sogar erfolgreich überstanden. Auch das Jahr 2010 und die erste Hälfte des Jahres 2011 geben Anlass zur Zufriedenheit. Der Milchmarkt hat sich entspannt und die Geschäfte laufen gut.

Die Milcherzeuger stehen bei aller Entspannung vor deutlich größeren Herausforderungen: Noch immer sind sie weit davon entfernt, von ihrem Produkt Milch leben zu können.  Der Milchpreis liegt im Bundesdurchschnitt bei 34 Cent, dem stehen Vollkosten in Höhe von 43 Cent, die die Thüringische Landesanstalt für Landwirtschaft für das Jahr 2010 anhand von Betriebszweigauswertungen ermittelt hat, gegenüber. Seit April 2010 sind die Kosten für Betriebsmittel aber weiter exorbitant gestiegen: Energie plus 20%, Futtermittel, Saatgut und Düngemittel plus 70% etc. Noch immer haben die Milcherzeuger mit den Folgen der Milchkrise zu kämpfen. Kredite, die in dieser Zeit aufgenommen werden mussten, müssen jetzt bedient werden. Für die Bildung von Rücklagen für die nächste Krise – eigentlich ein betriebswirtschaftlich notwendiger Vorgang – fehlt das Geld.

Auch die unzureichende Marktstellung der Milcherzeuger in der Wertschöpfungskette konnte nicht wesentlich verbessert werden. Zwar hat man auf EU- und nationaler Ebene zugesichert, die Bündelungsgrenzen für die Milcherzeuger nach oben korrigieren zu wollen, allerdings läuft gleichzeitig der Konzentrationsprozess auf Molkerei-Ebene unvermindert weiter. So haben die Milcherzeuger im Norden bis weit in die Mitte Deutschlands de facto kaum noch Vermarktungsalternativen – sie stehen im Wesentlichen zwei großen Konzernen gegenüber (Deutsches Milch-Kontor DMK und Hansa-Arla).

„Für die Milcherzeuger des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter ist dies Ansporn, weiter für eine Veränderung der Rahmenbedingungen der Milchproduktion zu kämpfen“, schlussfolgert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Wir müssen dringend die Marktstellung der Milcherzeuger verbessern. Dies ist Voraussetzung für die erfolgreiche Vermarktung unseres Produkts und damit für kostendeckende Milchpreise. Und nur so können wir letztlich die Vielfalt gewährleisten, die sich die Verbraucher dringend wünschen.“

Und weiter: „Unser Appell geht an das Bundeskartellamt. Wie schon im Benzinbereich sollte es einen klaren Handlungsauftrag an die Bundesregierung geben, hier im Sinne der Milcherzeuger verstärkt aktiv zu werden, um das bestehende Marktmachtgefälle zu Ungunsten der Milcherzeuger aufzulösen.“

Aus: Presseerklärung des BDM vom 31.5.2011

 

 

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