MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Schön, wenn die EU-Politik mit positiven Entwicklungen überrascht: Das Europäische Parlament hat Ende Mai den Bericht des italienischen Abgeordneten Herbert Dorfmann „über die Ernährung und Landwirtschaft der Zukunft“ abgestimmt und der Kommission somit einen klaren Wegweiser für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik präsentiert.

Aus der Sicht der Milcherzeuger enthält der Bericht wichtige positive Vorschläge, um den Milchmarkt zu stabilisieren. So sollen beispielsweise wirksame Instrumente eingeführt werden, die in der Lage sind, Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen. Konkret genannt wird die Möglichkeit, die Milchmengen in Krisenzeiten zu reduzieren, wie es Dank des EU-Reduktionsprogramms Ende 2016 bereits erfolgreich praktiziert wurde. Zudem soll die Milchmarktbeobachtungsstelle weiterentwickelt werden, d.h. die Daten zur Marktsituation sollen nicht nur gesammelt werden – wie es aktuell der Fall ist – sondern es sollen auch präventiv Maßnahmen gesetzt werden, sobald der Markt in Schieflage gerät.

Positiv zu bewerten ist auch der Vorschlag, dass sensible Sektoren aus Verhandlungen von Freihandelsabkommen ausgenommen werden sollen und insbesondere Rohmilch geschützt werden muss. Für die europäischen Milchproduzenten ist dies eine wichtige Forderung, da nun die Verhandlungen zwischen der EU und Neuseeland bzw. Australien starten und wir mit Ozeanien einem Konkurrenten mit ungleichen Wettbewerbsvorteilen gegenüberstehen.

Die große Frage ist nun, ob Agrarkommissar Hogan diese Vorschläge auch tatsächlich in die Gesetzesvorschläge für die GAP-Reform einarbeitet und mit effizienten Maßnahmen gegen die chronische Überproduktion und unfaire Preise am Milchmarkt vorgehen wird.

Der 1. Juni – der Weltmilchtag – war für viele unserer Mitgliedsorganisationen Anlass, um mit Aktionen auf das Thema Milch aufmerksam zu machen. So auch bei uns in Italien, wo die Errichtung eines Museums für Milch und Käse vorgestellt wurde. Sie finden Artikel zu den Aktivtäten der einzelnen Länder in dieser Ausgabe.

Erfreuliche Nachrichten gibt es auch aus Frankreich: Am 14. Juni fand in Lille die mittlerweile fünfte „Faire Milch Konferenz“ statt. Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren als Treffpunkt und Forum für Landwirte, Verarbeiter, Konsumenten und Politiker entwickelt und stellt fair produzierte Milchprodukte in den Mittelpunkt. Unsere französischen Kollegen haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um der Fairen Milch Initiative, die es mittlerweile in 7 Ländern gibt, eine vielseitige Plattform zu bieten. Ein Interview mit den Organisatoren können Sie in der aktuellen Ausgabe nachlesen. Auch dieses Jahr wurde im Rahmen der Veranstaltung wieder die „Goldene Faironika“ für verantwortungsvolles Engagement im Agrarsektor verliehen.

Roberto Cavaliere, Präsident der Associazione Produttori Latte (APL) Italien und Vorstandsmitglied des EMB

Tag der Milch: Fairness im Milchsektor – vom Kuhstall bis zum Kühlschrank

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Auch am Weltmilchtag im Jahr 2018 ist ein Plädoyer für Fairness im Milchsektor nicht überflüssig, sondern das Gebot der Stunde! Denn faire Preise sind ausnehmend wichtig für unsere Milcherzeuger aus der EU sowie auch für die Kollegen anderer Kontinente.

 

 

Fairness für die Berufskollegen aus afrikanischen Ländern

Es liegt in der Verantwortung der EU, eine faire Agrar- und Ernährungspolitik auch im Hinblick auf die am wenigsten entwickelten Länder zu fahren. Denn die Milchüberschüsse aus der europäischen Produktion ruinieren nicht nur die Preise unserer Bauern, sondern überschwemmen auch afrikanische Märkte und behindern hier die Entwicklung der lokalen Milchwirtschaft. Mit seiner Beteiligung an einer aktuellen Kampagne zur Unterstützung der lokalen Milch in Westafrika möchte das EMB auf diese Problematik aufmerksam machen. 48 Millionen Pastoralisten beziehen beispielsweise in der Sahelzone ihr Einkommen aus der Weidewirtschaft, Hunderttausende Hirtenfamilien leben von der Produktion und Verarbeitung lokaler Milch. Wir in der EU müssen so produzieren, dass die Lebensgrundlage dieser Menschen nicht aufs Spiel gesetzt wird!

Die Milcherzeuger des EMB stehen bereits seit mehreren Jahren im Austausch mit ihren afrikanischen Kollegen und haben die Auswirkungen der EU-Milchpulverexporte u.a. in einer Ausstellung dokumentiert. Nicht nur die Bauern Europas müssen für ihre Ziele zusammenstehen, sondern Solidarität wird auch mit den Produzenten in Drittländern gelebt.

 

Mehr Fairness in der Produktion als Pfeiler für einen stabilen EU-Milchmarkt

Auch in der EU-Politik häufen sich die Anzeichen, konstruktiv gegen die chronische Überproduktion und unfaire Preise am Milchmarkt vorgehen zu wollen. So fordert das Europäische Parlament aktuell im sogenannten „Bericht über die Ernährung und Landwirtschaft der Zukunft“ mit großer Mehrheit wirksame Instrumente, um Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen. Explizit wird hier die Möglichkeit zur Reduzierung der Milchmengen in Krisenzeiten sowie der Ausbau der Milchmarktbeobachtungsstelle, um Marktstörungen zukünftig präventiv begegnen zu können, genannt. Auch sollen sensible Sektoren wie die Rohmilcherzeugung bei den Verhandlungen von Freihandelsabkommen geschützt werden. Es liegt nun an der EU-Kommission, die Leitlinien des Europäischen Parlaments in der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik auch tatsächlich umzusetzen! Ziel muss es hier sein, Konzepte wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP) auf der EU-Ebene zu verankern.

 

Sich aktiv für Fairness einbringen: Das Faire Milch Projekt der Bauern

An der Implementierung eines politischen Rahmens zu arbeiten, ist das eine. Sich mit Kreativität, Verantwortung und Leidenschaft direkt am Markt einzusetzen, das andere. Und so haben EMB-Milcherzeuger in sieben Ländern ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und die „Faire Milch“ ins Leben gerufen. Gerechte Preise erhalten und so langfristig die Höfe zu sichern, so dass diese an die nächste Generation übergeben werden können, ist das Ziel für unsere Erzeuger. Die Konsumenten können durch den Kauf von Faire Milch Produkten somit eine faire Landwirtschaft aktiv unterstützen.

Um diesen Einsatz der Milchbäuerinnen und -bauern zu würdigen und zu feiern, findet am 14. Juni im französischen Lille die mittlerweile fünfte europäische „Faire Milch Konferenz“ statt. Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren als Treffpunkt und Forum für Landwirte, Verarbeiter, Verbraucher und Politiker etabliert und stellt fair produzierte Milchprodukte in den Mittelpunkt. 

 

Fairness ist das Grundgerüst eines stabilen Milchmarkts und sollte sich als roter Faden durch die Lebensmittelkette vom Milchbetrieb bis hin zum Konsumenten; vom Kuhstall bis zum Kühlschrank ziehen. Wir, die europäischen Milcherzeuger, werden uns weiterhin für faire Bedingungen stark machen und möchten uns heute am Weltmilchtag auch bei all jenen bedanken, die dieses Bestreben seit Jahren unterstützen. Sei es durch die Berichterstattung zu den realen Umständen im Milchsektor oder Ihre Kaufentscheidung für faire Milchprodukte, die dazu beiträgt, unsere Höfe und ein ländliches Europa zu sichern.

Nun ist die Europäische Politik am Zug, die Weichen für die zukünftige, faire Agrarpolitik zu stellen.

EMB Pressemitteilung vom 1. Juni 2018

Schweiz: Stop Exportdumping!

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Der Ständerat fällte am Mittwoch 6. Juni 2018 einen wichtigen Entscheid für die Zukunft der Schweizer Milchwirtschaft. Es geht darum, ob die Branchenorganisation Milch BOM verpflichtet werden soll, ein System zur Mengenanpassung zu installieren. Bis heute hat es die BOM nicht geschafft, strukturelle Überschüsse im Milchmarkt zu vermeiden.

 

Leidtragende sind die Milchproduzenten bei uns, aber auch im Ausland. Nutznießer dieser Situation sind die Verarbeiter und der Handel. Es ist ein Skandal, dass hochwertige Milchprodukte zu Dumpingpreisen über die Grenze im Ausland entsorgt werden!

Seit 10 Jahren sind die Butterexporte ein Dauerthema. Von den Produzenten werden Gelder eingefordert, um die Butter so stark zu verbilligen, dass sie auf dem Weltmarkt entsorgt werden kann. Um die Überschussprobleme in diesem Jahr zu lösen, hat Emmi angekündigt, die Marktabzüge um 1 Rp. (ca. 0,87 Ct) Beitrag Butterexport zu erhöhen, um die weitere Fettentlastung zu finanzieren."

Ein noch unrühmlicheres Kapitel sind Schweizer Exporte von Dumpingkäse! Seit Jahren werden so z. B hunderte von Tonnen Halbhartkäse zu einem Kilopreis von weniger als 3 Franken (rund € 2,6 €) über die Grenze nach Italien verramscht. Dieser Dumpingexport ist möglich weil einerseits den Bauern für B-Milch ein miserabler Preis abgerechnet wird und andrerseits, weil hier der Bund jedes Jahr noch über eine Million Verkäsungszulage hineinwirft.

Das müsste nicht sein, wenn im Milchmarkt nur so viel Milch angeliefert würde, wie tatsächlich auch für wertschöpfungsstarke Produkte nachgefragt ist. Dazu müsste es aber ein Mengenanpassungssystem geben. Dieses hat die BOM bis heute verhindert. Auch der obligatorische Standardmilchkaufvertrag, welcher vom Bundesrat für allgemeinverbindlich erklärt wurde, ändert nichts an der Überschusssituation, obschon er seit letztem Jahr eigentlich gelten sollte. Die eingebauten Schlupflöcher sind zu groß.

Am Mittwoch, 6. Juni wird der Ständerat über drei Vorstöße befinden, welche ein Instrument zur Mengenanpassung verlangen. Mit diesem wären dann die skandalösen Dumpingexporte ein für allemal vom Tisch. Kopfschüttelnd nehmen wir zur Kenntnis, dass ausgerechnet Emmi Verwaltungsratspräsident Graber im Ständerat gegen diese Vorstöße argumentiert. Die Emmi schreibt im Produzenteninfo doch: "Mittlerweile übernimmt Emmi Schweiz weit die größte Milchmengenregulierungsaufgabe". Das mag sein, aber warum will Emmi dann nicht darauf verzichten? Weil diese "Aufgabe" für sie ein lukratives Geschäft ist?

Wir fordern den Ständerat auf, diese Dumpingexporte von Butter und Käse so rasch als möglich zu stoppen und am Mittwoch die Vorstöße zu einem Mengenanpassungssystem zu unterstützen. Die BOM hat es in den vergangenen 10 Jahren nicht geschafft, dieses Problem anzugehen. Ohne Druck von der Politik wird sich daran nichts ändern.

- Dumpingexporte ruinieren den Ruf der Schweizer Milchprodukte!

- Sie kosten die Bauern und den Staat sehr viel Geld.

- Sie bringen auch jenseits der Grenze die Bäuerinnen und Bauern unter Druck.

- Dumpingexporte passen nicht in eine glaubwürdige Qualitätsstrategie!

- Sie sind unnötig, denn mit einem einfachen Milchmengenanpassungssystem in der Schweiz wären sie ein für allemal Geschichte.

 

Pressemitteilung von Uniterre und BIG-M, Schweiz, vom 4. Juni 2018

2018 als Schlüsseljahr für französische Milcherzeuger

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© André Lefranc

Am 1. Juni war Weltmilchtag. Die Bürgerinnen und Bürger in Frankreich und andernorts in der Welt waren eingeladen, mehr über die „Hintergründe der Milch“ zu erfahren. Für die APLI war dieser Tag ebenfalls eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Franzosen die Hintergründe unserer Arbeit näherzubringen.

 

 

2009: Die APLI organisiert den Milchstreik und die beeindruckenden Milchsprühaktionen am Mont Saint Michel. Das Ziel: Die Öffentlichkeit über die verheerenden Folgen der niedrigen Milchpreise für die verzweifelten Milcherzeuger aufzuklären. Neun Jahre später hat das Engagement des Verbands nicht an Aktualität verloren. Es bestätigt sich sogar, dass 2018 für die Milcherzeuger ein entscheidendes Jahr wird.

 

Wird 2018 das Jahr der Erzeuger oder der Produktionen?

In den letzten zehn Jahren haben Milchpreise von etwa 34 Cent pro Liter dafür gesorgt, dass die Milcherzeuger kein Land gesehen haben. Die Anzahl der Milchviehbetriebe befindet sich in freiem Fall, während gleichzeitig industrielle Großstrukturen entstehen. Leider können letztere nicht die gerechte und nachhaltige Zukunft ermöglichen, für die die Erzeuger stehen.

In Frankreich vertritt die APLI heute eine optimistische Botschaft, auch wenn sie gleichzeitig ein wachsames Auge auf die Entscheidungen der Politik hat. Die Hoffnung wurde durch die Ansprache von Emmanuel Macron bei der Eröffnung der Konsultationen zum Thema Ernährung und Landwirtschaft geweckt. Eine Hoffnung, die durch die anschließenden Gespräche mit seinen Beratern genährt wurde. Die Berechnung der Milchproduktionskosten unter Berücksichtigung der Belastungen und des Lohnansatzes des Erzeugers hat es endlich geschafft, die Aufmerksamkeit der Politik auf sich zu lenken. Ein Gesetz befindet sich in Ausarbeitung. Wird dieses die Kosten tatsächlich einrechnen? Oder bleibt das Gesetz einem System verhaftet, das das Ende derer bedeutet, die sich weigern, ein trauriger Abklatsch der 1000-Kuh-Fabrik zu werden?

Die APLI ist optimistisch, lässt aber in ihren Bemühungen nicht nach. Vielleicht wird 2018 das Jahr der irrationellen Entscheidungen, die denen, die das Land bewirtschaften, keine andere Wahl lassen, als noch massiver auf den Plan zu treten. Aber vielleicht wird es auch das Ausgangsjahr für die konstruktive Umsetzung politischer Korrekturmaßnahmen nach zehn langen Jahren der Forderungen und Misere des Sektors.

Pressemitteilung der APLI (Association des producteurs de lait indépendants) vom 26. Mai 2018

Für eine gerechte Entlohnung

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© OPL

Die Milcherzeugerorganisation OPL (Organisation des Producteurs de Lait) der Coordination Rurale (CR) hat am 17. Mai ihr 11. Kolloquium in Laval veranstaltet. In diesem Jahr stand das Thema der Entlohnung auf dem Programm, das über Podiumsdiskussionen und Vorträge mit zahlreichen Teilnehmern diskutiert wurde.

 

Der Kongress der OPL hat die Forderungen der Landwirte stolz vertreten: Um einen menschenwürdigen Lebensunterhalt zu sichern, müsste der Milchpreis bei 45 Cent pro Liter liegen.

 

Effizienzstreben in den Erzeugerorganisationen

Ein besserer Erzeugerpreis mindert nicht die Ergebnisse der Industrie. So war das Jahr 2014 zum Beispiel ein Rekordjahr für die französische Milchindustrie, als der Erzeugerpreis sich 40 Cent pro Liter näherte. Dies erklärte die Vorsitzende der OPL, Véronique Le Floc’h, zur Eröffnung der ersten Podiumsdiskussion mit den vier vertretenen Milcherzeugerorganisationen. Die Diskussionen über die Wirksamkeit von Erzeugerorganisationen berührten viele Punkte, vor allem den Wunsch der Vertreter, stärker in die Verhandlungen eingebunden zu werden, um den Abnahmepreis der Käufer stärker beeinflussen zu können. „Das mehr oder weniger langfristige Ziel ist, 50 Cent pro Liter zu erzielen“, sagte Jean-Pierre Lemesle des Erzeugerverbands Bio de Seine et Loire, während aus Sicht von Jean-Michel Yvard der Erzeugerorganisation Lactalis Grand Ouest „wir es entweder schaffen, das System zu verändern, oder wir sind in fünf Jahren erledigt“. Emmanuel Binois vom France Milk Board Grand Ouest fügte hinzu: „Umso mehr wir in den Erzeugerorganisationen sind, umso mehr gehört uns die Produktion und umso mehr werden die Molkereien zu unseren Kunden“.

 

Faires Einkommen für faire Milch

Drei Ansätze wurden bei der Podiumsdiskussion vorgestellt. Es handelt sich um drei Initiativen, die ihren Ursprung darin hatten, dass es einige Erzeuger satt hatten, im traditionellen System auf der Strecke zu bleiben. „Der Milchstreik von 2009 hat der breiten Öffentlichkeit wirklich die Situation der Milcherzeuger vor Augen geführt“, meinte Fabrice Hégron von En Direct des Éleveurs. Und Jean-Luc Pruvot ergänzte: „Unsere faire Milch ist politisch und weniger wirtschaftlich: Einmal vom Hof runter, hat sie einen Wert. Und dieser Wert beträgt 45 Cent pro Liter!“

 

Berücksichtigung der Produktionskosten für eine faire Entlohnung

Der Nachmittag stand im Zeichen des Vortrags von Frédéric Courleux, wissenschaftlicher Leiter von Agriculture Stratégies. Er zog Parallelen zur Agrarpolitik in den USA und sagte, dass „die GAP heute nur noch den Interessen der riesigen Agrar- und Lebensmittelkonzerne diene und nicht mehr den Erzeugern“. Der neue EMB-Vorsitzende Erwin Schöpges stellte anschließend die Milchproduktionskostenstudie vor, die auf Initiative des European Milk Board erstellt wurde: „43 bis 45 Cent pro Liter muss unsere Forderung lauten! Wenn wir eine neue Generation von Landwirten sichern möchten, ist das unerlässlich!“

Das Schlusswort gehörte der Generalsekretärin Véronique LeFloc’h und dem Vorsitzenden der CR Bernard Lannes, die noch einmal deutlich die Standpunkte des Verbands formulierten: „Es fehlen 10 Cent pro Liter. Während es der Milchindustrie gut geht, sind die Erzeuger der einzige Sektor, der mit Verlust arbeitet.“

Véronique LeFloc'h, Vorsitzende der Organisation des Producteurs de Lait (OPL)

Milchimporte aus Ozeanien vernichten bäuerliche Milchhöfe

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Die Bundesregierung ist aufgefordert, von der billigen Export- und Importstrategie abzukehren. Die AbL fordert Qualitätsoffensive.

 

 

Die Handelsminister der EU-Mitgliedsstaaten, in Deutschland vertreten durch das Wirtschaftministerium, haben am 22. Mai dem Handelsmandat der EU-Kommission zugestimmt, auf dessen Grundlage nun die Verhandlungen für Handelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland und Australien beginnen. Bisher ist der sensible Milchmarkt in Europa weitestgehend vor Importen geschützt. Der Schutz soll mit diesen neuen Handelsabkommen fallen.

„Die Situation auf dem Milchmarkt ist aktuell äußerst fragil und angespannt“, sagt Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. „Zwar hat sich der Markt in den letzten Wochen leicht erholt, trotzdem ist perspektivisch nicht mit Preissteigerungen zu rechnen. Der Milchmarkt ist immer noch übervoll. Deshalb liegt der Preis, den die Erzeuger erhalten, zehn Cent unter der Kostendeckung. Die Situation für unsere Milchhöfe ist ruinös und nun sollen durch ein neues Handelsabkommen mit Neuseeland uns Australien noch zusätzliche Milchimporte auf unserer übervollen Märkte zugelassen werden. Damit wird unsere bäuerliche Milchwirtschaft gänzlich auf's Spiel gesetzt.“

Neuseeland und Australien wollen in erster Linie Milchprodukte, aber auch Fleisch exportieren. Nach Berechnungen des Thünen-Institutes könnten, im Falle einer vollständigen Liberalisierung, die Produktionsrückgänge in Deutschland zwischen 3,3% und 3,9% bei Rohmilch und zwischen 3,9% und 4,5% bei Milchprodukten liegen. Die Milcherzeugung ist in Ozeanien deutlich billiger als in Europa. Die Billigstrategie hat in Neuseeland ihren Preis. Umweltbelastungen durch Nährstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft machen dort immer wieder Schlagzeilen.

„Diese Umweltbelastungen importieren wir mit, wenn solche Handelsabkommen abgeschlossen werden“, sagt Ottmar Ilchmann. „Gleichzeitig wird unsere Landwirtschaft, angetrieben durch die billige Export- und Importorientierung, ebenfalls zunehmend in die Intensivierung getrieben. Diese Entwicklung kritisieren zunehmend die Gesellschaft und Bäuerinnen und Bauern. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft lehnt solche Handelsabkommen wie mit Neuseeland und Australien ab und fordert eine Qualitätsoffensive in der Agrar- und Handelspolitik.“

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) vom 22. Mai 2018

Weitere Einbußen auf der Milchpreisabrechnung – Milchpreisvergleich des EMB

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Ein weiteres dickes Minus auf der Milchpreisabrechnung – nur so lässt sich das Ergebnis des aktuellen EMB-Milchpreisvergleiches zusammenfassen. Für diesen Vergleich werden von den Milcherzeugern die Milchgeldabrechnungen von mittlerweile 21 europäischen Molkereien aus sieben der wichtigsten Milcherzeugungsländer gemeldet.

 

In den letzten vier Monaten bis April 2018 haben alle Milcherzeuger weitere deutliche Preiseinbußen hinnehmen müssen. Niederländische und deutsche Molkereien stehen diesmal an der Spitze der Negativ-Rangfolge der Preisrückgänge: hier meldeten die Milcherzeuger seit Januar ein Minus von 5,27 bis zu 5,74 Cent. Beachtlich fielen aber auch die Preisunterschiede zwischen den Molkereien in diesen beiden Ländern auf: In den Niederlanden lagen die Auszahlungspreise zwischen 34,30 und 30,91 Cent (Differenz von 3,39 Cent) und in Deutschland zwischen 28,88 Cent und 31,81 Cent (Differenz von 2,93 Cent). Der Preisabsturz in Belgien lag bei -4,32 Cent, in Luxembourg bei - 3,35 und in Frankreich bei bis zu -2,78 Cent pro Kilogramm erzeugter Standardmilch (4% Fett, 3,4% Eiweiß). Im April 2018 lag die Spanne der Milchauszahlungspreise in den sieben Meldeländern zwischen 27,06 (Belgien) und 34,43 Cent (Italien), die bisher allein aus Belgien gemeldeten Biomilchpreise haben sich auf zwischen 39 und 40 Cent eingependelt.

Die Monatszahlen werden laufend auch um die Nachzahlungen korrigiert. Auf Grund dessen wurden insbesondere die Auszahlungspreise in Italien im Jahr 2017 seit der letzten Veröffentlichung etwas nach oben korrigiert. Für Belgien konnte seit dieser Ausgabe ein weiterer Meldebetrieb (BE-1) gewonnen werden.

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

 

EMB-Milchpreisvergleich bis April 2018

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich soll eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt. Die Monatszahlen werden laufend auch um die Nachzahlungen korrigiert. Mittlerweile beteiligen sich 21 Betriebe aus sieben Ländern am EMB-Milchpreisvergleich.

Interview: "Faire Milch sichert kostendeckende Preise und Einkommen für uns Milchbauern"

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Gespräch mit Jean-Luc Pruvot, Milcherzeuger in der Aisne, FaireFrance-Präsident und Mit-Organisator der Faire-Milch-Konferenz, die am 14. Juni in Lille stattfand.

 

 

 

Herr Pruvot, FaireFrance hat kürzlich die europäische „Faire Milch“-Konferenz organisiert.  In welchem Kontext stand die Veranstaltung?

Die Marke FaireFrance feiert in diesem Jahr das 5-jährige Bestehen – Das war eine gute Gelegenheit für uns, gemeinsam mit dem European Milk Board Gastgeber für die diesjährige Konferenz zu sein.

Die französischen Milcherzeuger wollten ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und haben mit FaireFrance ihre eigene Marke auf den Markt gebracht. Sie garantiert uns Milcherzeugern einen kostendeckenden Milchpreis und ermöglicht es, unsere Höfe aufrechtzuerhalten. Mit der fairen Milch von FaireFrance erhalten wir 45 Cent/Liter, ein Preis, der die Produktionskosten deckt und ein Einkommen sichert.

 

Wer steht hinter der Fairen Milch?

Die Faire Milch ist ein europäisches Projekt des European Milk Board. Die Faire Milch-Initiative gibt es mittlerweile in 7 Ländern: in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und in der Schweiz. Vor mehr als 10 Jahren startete Österreich mit diesem Projekt, zuletzt ist die Schweiz im Dezember 2017 dazugekommen. Im Allgemeinen starten die Länder mit dem Verkauf von Milch, bevor sie ihre Produktpalette erweitern und Butter, Sahne, Joghurt, Käse, Schokomilch und sogar Speiseeis anbieten.

 

Was waren die Höhepunkte der europäischen Konferenz?

Dieses Jahr fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der die verschiedenen europäischen „Faire Milch“-Projekte vorgestellt und diskutiert wurden. Die Konferenz bot auch die Gelegenheit, sich mit Politikern, Verarbeitern und Konsumenten auszutauschen. Die Preisverleihung der "Goldenen Faironika" war sicherlich der Höhepunkt der Konferenz.

 

Wer waren die Preisträger der „Goldenen Faironika“ 2018?

Von französischer Seite haben wir zwei zuverlässige Partner ausgezeichnet: Eine „Goldene Faironika“ ging an Emmanuel Vasseneix, Präsident der Molkerei LSDH, der uns seit Beginn unseres Fairen Milch-Projektes ein loyaler Partner ist. Christian Rodot von der Handelskette Leclerc erhielt ebenfalls eine Auszeichnung für seine aktive Unterstützung im Vertrieb; unsere erste Lieferung mit Fairer Milch ging an sein Geschäft.

Dieses Jahr wurden erstmals auch 2 Vertreter der Presse für ihre engagierte und kritische Berichterstattung ausgezeichnet, nämlich die französischen Reporter Sabine und Bernard Godard, sowie die niederländische Agrar- und Umweltjournalistin Geesje Rotgers. Auf europäischer Ebene wurde eine Goldene Faironika an den Ausschuss der Regionen verliehen, der sich seit Jahren für kostendeckende Preise und eine nachhaltige Milchproduktion einsetzt.

Der Belgier Alain Minet, der sich unermüdlich für die Faire Milch in Belgien stark macht, erhielt ebenfalls einen Preis. Ja, und ich wurde auch mit einer goldenen Kuh überrascht, was mich ganz besonders stolz macht!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pruvot!

Regina Reiterer, EMB 

 

Video Europäische Faire Milch Konferenz Lille 2018

Siehe auch unsere Pressemitteilung anlässlich der Fairen Milch Konferenz vom 14. Juni 2018

Wichtige politische Gespräche des European Milk Board

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Der EMB-Vorstand hat in den letzten Wochen zahlreiche Gespräche zur aktuellen Milchpolitik geführt.

 

 

Tsvetan Dimitrov, stellvertretender Agrarminister Bulgarien

Informationsgespräch zum Milchmarkt und zur aktuellen Situation in Bulgarien. Inhaltliche Diskussion zum Marktverantwortungsprogramm des EMB. Des Weiteren wurden das Interventionsmilchpulver und die GAP-Reform angesprochen.

 

Kabinett Ducarme, föderaler Landwirtschaftsminister Belgien

Themen waren der marktunschädliche Absatz von Interventionsmilchpulver, u.a. die Verwendung als Viehfutter, sowie eine Weiterentwicklung der Milchmarktbeobachtungsstelle.

 

Thomas Waitz, Mitglied des Europäischen Parlaments

Diskussion zum Dorfmann-Bericht „über die Ernährung und Landwirtschaft der Zukunft“, der einige positive Forderungen für den Milchmarkt enthält. Der Österreicher Waitz war Schattenberichterstatter für die Grünen/EFA-Fraktion und hat sich insbesondere für faire Erzeugereinkommen eingesetzt.

 

Johannes Fankhauser, Österreichisches Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus

Informationsgespräch zur Ratspräsidentschaft und aktuellen Situation der österreichischen Milcherzeuger. Darlegung der EMB-Positionen für einen nachhaltigen Milchmarkt.

 

Anna Zauner, Österreichisches Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus

Diskussion zur geplanten Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken in der Lebensmittelversorgungskette und Vorstellung der Position des European Milk Board.

 

Österreichische Bergbauernvereinigung (ÖBV)

Austausch zum Milchmarkt und Situation der Familienbetriebe in Österreich sowie Diskussion von effizienten Kriseninstrumenten.

 

Teilnehmer MMO-Expertengruppe

Austausch mit verschiedenen Teilnehmern der Milchmarktbeobachtungsstelle (MMO), u.a. Eurocommerce, ECVC und Eucolait, zur aktuellen Marktsituation und zur Erweiterung der Beobachtungsstelle.

Erwin Schöpges, EMB

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