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EMB - European Milk Board asbl
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Liebe Milchbauern und Milchbäuerinnen, liebe Interessierte,

vom 22.-24. Februar 2011 fand in Dublin die Mitgliederversammlung des European Milk Board in Dublin statt. Angesichts des wachsenden France Milk Board in Frankreich, der negativen Entwicklungen des Milchmarktes in der Schweiz, Demonstrationen in Großbritannien und des zu erwartenden Milchberichtes des EU-Parlaments gab es eine Vielfalt von zu besprechenden Themen. In diesem Newsletter finden Sie auch einen kurzen Bericht dieser Versammlung. Auch die mögliche Einführung einer Mengenregulierung in den USA wurde thematisiert. Der entsprechende Gesetzesvorschlag macht ein mal mehr deutlich, dass ein so genannter freier Markt für den Milchsektor nicht funktioniert.

Auch in der Schweiz setzen sich die Bauern für die Möglichkeit ein, als Erzeuger selber die gesamte Milchmenge entsprechend der Marktnachfrage zu steuern. Die Motion Aebi sollte die Voraussetzungen dafür schaffen. Nun wurde sie jedoch so abgeändert, dass die politischen Rahmenbedingungen einer Mengenregulierung zunächst in weite Ferne rücken. In den Niederlanden fordern Verbraucher und zum Teil auch Politiker die grundsätzliche Weidehaltung für Kühe. Ist ihnen bewusst, dass diese Haltungsform nur weiterbestehen kann, wenn die Erzeuger kostendeckende Preise für ihre Milch erhalten? Auch hier wieder ein Beispiel wie wichtig Informationsarbeit gegenüber der Politik und Kooperationen mit anderen gesellschaftlichen Gruppen sind.

Das European Milk Board hat heute dem EU-Parlament seine Reaktion auf den Milchbericht von Parlamentsmitglied Nicholson überreicht. Sie finden diesen Text in Kürze in den drei Sprachen auf unserer Web site ebenso wie Informationen zur Entwicklung des France Milk Board und der in Luxemburg neu eingeführten Fairen Milch.

Ich wünsche eine gute Lektüre!

Mit herzlichem Gruß,

Sonja Korspeter

 

Bericht über die Mitgliederversammlung des EMB in Dublin

Die Teilnahme an der Mitgliederversammlung des European Milk Board, die vom 22. bis zum 24. Februar 2011 in Irland stattfand, war überaus informativ.

Zu Beginn erstattete der Präsident des EMB Romuald Schaber den Jahresbericht 2010. Neben der intensiven und unverzichtbaren Lobbyarbeit in Europa sind unzählige gesellschaftliche Aktivitäten und konzeptionelle Arbeit erwähnenswert. Die Vize-Präsidentin, Frau Sieta van Keimpema, erläuterte sodann Vorschläge der Europäischen Kommission zum sogenannten Milchpaket. Nach ihren Ausführungen sind neben begrüßenswerten Neuerungen auch gravierende Mängel des EU-Vorschlags festzustellen. Hierauf wurde dann dezidiert im Zuge der Vorstellung der EMB Konzepte eingegangen. Herr Schaber hat hier die zentralen Anliegen des EMB heraus gearbeitet, indem er im Besonderen auf die geforderte Monitoringstelle und die Bündelung der Milcherzeuger in von Molkereien unabhängigen Erzeugerorganisationen einging.

Im Laufe des Treffens haben Vertreter der einzelnen Mitgliedsorganisationen die Situation in ihren Heimatländern vorgestellt. Eindrucksvoll waren die Vorträge der französischen und Schweizer Kollegen. Sehr interessant war auch das Referat der irischen EU-Abgeordneten im Agrarausschuss, Frau McGuinness. Man musste bei ihrem wertvollen Vortrag über die Diskussion des Milchthemas im EU-Parlament den Eindruck gewinnen, dass in Bezug auf das EMB-Anliegen noch reichlich Informationsbedarf besteht.

Die Freundlichkeit der irischen Gastgeber war bemerkenswert. Neben der ausgezeichneten Organisation ist auch die Großzügigkeit, mit der Teilnehmer und Gäste behandelt wurden, einer besonderen Erwähnung wert.

Aus Sicht der MEG Milch Board ein sehr wichtiges europäisches  Treffen. Dankeschön dafür.

Rainer von Hoesslin, MEG Milch Board w.V.

 

Bericht aus der Schweiz

Vorweg ein paar Sätze zur Situation auf dem Milchmarkt. Die Milcheinlieferungen sind immer noch viel zu hoch. Die Menge der eingelagerten Butter war im Februar 2011 50% höher als im Februar 2010. Der Milchpreis ist unter Druck. Zwar bleibt der A Milchpreis in etwa gleich hoch, der B Preis sinkt hingegen deutlich. Offenbar versuchen die Molkereien, diese billige B Milch  im Export zu entsorgen.

Politik:

Die vorberatende Kommission des Ständerates hat die Motion Aebi praktisch versenkt. Sie lehnte diese mit 3:9 Stimmen ab, obschon bereits nur noch in eine abgeschwächte Form der Motion diskutiert wurde. Die neue Version sah vor, dass die Mehrmengen lediglich mit einer Abgabe von 14 Rappen belastet werden sollten (vorher mit 30 Rappen), dafür hätten alle Produzenten mit einem Rappen pro Liter mit bezahlen sollen.

Akzeptiert hat die Kommission nun den Vorschlag von Eugen David. Dieser sieht vor, dass alle Produzenten 0,5 Rappen/Liter und die Verarbeiter 0,5 Rappen/Liter für die Entsorgung der Butterlager zahlen sollen. Die Mehrmengen sollen mit 2 Rappen/Liter  belastet werden.  Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Ständerat dem Vorschlag der vorberatenden Kommission in 99% der Fälle zustimmt.

Standpunkt BIG-M

Der neue Vorschlag ist komplett inakzeptabel. Eine Abgabe von nur 2 Rappen ist viel zu gering, um das Produzieren dieser Mehrmengen uninteressant zu machen. Es wird deswegen kein Kilo weniger gemolken werden. Die Einnahmen aus den vorgesehenen Abgaben sind auch viel zu gering, um den Butterberg abzubauen. Die Hälfte der Lager bleibt nach wie vor erhalten, und damit bleibt auch das Argument für den Preisdruck bestehen.

Dass die Molkereien auch 0,5 Rappen bezahlen sollen, ist Augenwischerei. Sie werden sich diesen Betrag umgehend bei den Produzenten wiederholen. 

Ebenfalls inakzeptabel ist, dass nach der neuen Variante die Abgaben an die von den Molkereien dominierte BO Milch gehen soll. Die Motion Aebi wollte dieses Geld in die Hände der Produzentenorganisation SMP geben. Die Produzenten sind mit diesem von der Kommission befürworteten Vorschlag auf der ganzen Linie die Verlierer.

Einziger positiver Ansatz ist, dass der neue Vorschlag die Einrichtung einer unabhängigen Kontrollstelle vorsieht, welche periodisch Bericht erstatten muss. Diese soll jedoch das Bundesamt für Landwirtschaft bestimmen. Von diesem Amt haben wir aber zur Genüge erfahren, dass hier die Kontrolle des Milchmarktes nur pro Forma gemacht wird. Denn dieses Amt verteidigt alle Instrumente und Einrichtungen, welche den Milchpreis nach unten drücken.

BIG-M wird am 17. März auf der Zuschauertribüne des Ständerates  anwesend sein, wenn das Thema Milchmarkt diskutiert wird. Wir werden dort bei der Abstimmung genau hinschauen und nachher veröffentlichen, welche Parlamentarier diese sinnlose Überproduktion weiterhin wollen. Im Herbst sind Parlamentswahlen und es wird die Bürger dann sicherlich interessieren, wer was verspricht und anschließend wie abgestimmt hat.....

Werner Locher, BIG-M

 

Niederlande: Familienbetriebe und die Kühe auf der Weide

In den Niederlanden hat das DDB (Dutch Dairymen Board) im Februar in verschiedenen Regionen offene Milcherzeuger-Versammlungen abgehalten. Ein Großteil der Teilnehmer waren Mitglieder des DDB. Ihr Interesse galt vor allem der Arbeit, die  DDB und EMB in Den Haag und in Brüssel für sie leisten.

Die Reform der EU-Milchpolitik bereitet vielen von ihnen Sorgen. Das wurde auch bei den zahlreichen Fragen und intensiven Diskussionen während der Versammlungen deutlich. DDB hat neben den Aktivitäten des EMB und des DDB insbesondere auch die Monitoringstelle und die Gruppenfreistellungsverordnung erläutert. Diese Instrumente stellen, im Rahmen des EMB Gesamtkonzeptes, eine gute Antwort auf die drängenden Probleme des Milchsektors (Preisschwankungen und ungerechte Machtverteilung zu Ungunsten der Erzeuger) dar. Weitere Themen waren die  geplante  Kontraktualisierung in Frankreich sowie die derzeitige Lage in der Schweiz.

Die Diskussionen in den Niederlanden werden im Moment verstärkt emotional geführt. Viele Bürger sind besorgt angesichts von Mega-Betrieben, auf denen hunderte von Kühen gehalten werden, die niemals eine Wiese zu sehen bekommen. Ihnen liegt die Nachhaltigkeit der Milcherzeugung am Herzen. Es gibt allerdings keine wissenschaftlichen Daten, die belegen, dass Weidehaltung das Beste für die Kühe ist. In anderen Ländern wird diese Diskussion kaum geführt. Für die niederländischen Bürger sind die Wiesen aber äußerst wichtig. Sie sind Bestandteil der Landschaft und des Images unseres Landes. Doch sind die Verbraucher auch bereit, mehr für  einen Liter Weidemilch zu bezahlen? Sind sie bereit, ihre Verantwortung für die Art und Weise wie Tiere in der EU gehalten werden zu übernehmen?

Die Höfe werden immer größer, weil der Milchpreis zu niedrig ist, als dass eine Familie von ihrem Betrieb leben könnte. Großbetriebe halten ihre Kühe meistens nicht draußen.

Die Politik hat sich der Frage der Weidehaltung von Kühen nun angenommen, um  bei den  am 2. März stattfindenden Wahlen (Provinzen und Senat) Stimmen für sich zu gewinnen. Und auch in naher Zukunft stehen die Mega-Betriebe weiterhin auf der politischen Tagesordnung in den Niederlanden.

Nur ein kostendeckender Milchpreis und eine nachhaltige Milchpolitik können den Fortbestand von Familienbetrieben garantieren. Der DDB setzt sich hierfür auf politischer und gesellschaftlicher Ebene in den Niederlanden ein.

Sieta van Keimpema, DDB

 

Mengenregulierung in den USA?

In den USA hat man seit Jahren mit starken Preisschwankungen am Milchmarkt zu kämpfen. Um  diesem Problem mit einer Langzeitlösung entgegenzuwirken, brachte Senator Bernhard Sanders aus Vermont am 24. Juni 2010 einen Gesetzesentwurf in den Senat ein, der ein Mengenmanagement auf dem US-amerikanischen Milchmarkt vorsieht. Das System zielt darauf ab, Überproduktion (in Bezug auf die Nachfrage) über positive und negative finanzielle Anreize für die Erzeuger zu reduzieren.

Das Agrarministerium soll dieses Mengen-Programm in Zusammenarbeit mit einem Board aus Milchproduzenten aus den gesamten USA leiten. Vierteljährlich sollen Board und Ministerium  bestimmen, wie viel mehr Menge die Erzeuger in Bezug auf ihre Vorjahresmenge produzieren dürfen. Basis dieser Vorgabe soll ein Index sein, der sich aus Futterkosten und durchschnittlich gezahlten Milchpreisen zusammensetzt. Außerdem soll das besagte Gremium festgelegen, wie hoch der Betrag ist, den Erzeuger zahlen müssen, wenn sie die ihnen zugeteilte Menge überschreiten. Diese „Übermengen“- Gelder sollen dann wiederum unter den Erzeugern verteilt werden, die ihre Produktion entsprechend der Mengenvorgaben ausgerichtet haben und die Grenzen nicht überschritten haben. Drei Jahre lang solle das System getestet werden, bevor man es erneut einer Abstimmung  unterwirft, die über sein Fortbestehen entscheidet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Vorschlägen wird dieser Gesetzesentwurf nicht nur von den Erzeugern, sondern auch von den Genossenschaften unterstützt. Dadurch steigen die Chancen, dass es sich nicht nur um einen Entwurf handelt, der im Gesetzgebungsprozess versandet, sondern dass das Mengenmanagement tatsächlich gesetzlich verankert wird. Dazu müssen sowohl der Senat als auch die zweite Kammer des Kongresses – das Repräsentantenhaus – und letztlich der US-Präsident dem Gesetz zustimmen. EMB wird die Entwicklungen beobachten und in einem der nächsten Newsletter über den Fortgang berichten.

Hintergrund des Gesetzesentwurfs

In den vergangenen 20 Jahren haben die starken Preisschwankungen am Milchmarkt den Produzenten schwer zu schaffen gemacht. So betrug 2004 der Preis für einen Zentner Milch $19.30 bevor er auf $11.90 im Jahr 2006 abstürzte. Die Situation erholte sich 2007 (Preis bei $21.80). Dann stürzten die Preise jedoch erneut ab und lagen im Jahr 2009 bei $11.30. Viele Milcherzeuger haben aufgrund dieser Preisschwankungen und der damit verbundenen Unmöglichkeit, die Produktionskosten zu decken, ihre Milchproduktion bereits eingestellt. So hat sich beispielsweise im Bundesstaat Vermont die Anzahl der Milcherzeuger seit 1995 halbiert. Man befürchtet, dass ohne die Einführung des Mengenmanagement-Systems die Zahl der aktiven Erzeuger in Vermont bald unter die 1000er Marke fallen wird.

Silvia Däberitz, EMB

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