EMB Newsletter März 2012
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European Milk Board
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
die neue Milchmarktverordnung wurde soeben verabschiedet. Während der Debatten zum Milchpaket habe ich an mehreren Gesprächen mit Europaabgeordneten und dem Vorsitzenden des Agrarausschusses des Europäischen Parlaments, Paolo De Castro, teilgenommen. Wir haben ein gutes Verhältnis zu Herrn De Castro, aber leider reicht dies nicht aus. Das Parlament hat wichtige Änderungsanträge eingebracht, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.
Der Kompromiss, der gefunden wurde, ist aus unserer Sicht nicht ausreichend. Dennoch denke ich, dass eine reale Chance besteht, künftig eine Monitoring-Stelle zu schaffen. Wie Herr De Castro übrigens bestätigt hat, besteht im Parlament der Wille, neue Rechtsvorschriften für den Agrarsektor einzuführen, um neuerlichen Marktkrisen vorgreifen zu können. Und in dieser Hinsicht war die von uns im EMB geleistete Arbeit außergewöhnlich. Es ist uns gelungen, die notwendigen Bedingungen für die Einrichtung einer solchen Monitoring-Stelle zu schaffen.
Im Übrigen gibt uns die Tatsache, dass die Rolle des Parlaments durch den Vertrag von Lissabon gestärkt wurde, Hoffnung für die Zukunft.
Es ist lebenswichtig, dass sich die Erzeuger/innen im EMB bündeln. Ich glaube, dass darin unsere einzige Chance liegt. Wir müssen uns alle zusammen auf die Quotenreform konzentrieren, die in diesem Jahr zur Diskussion steht.
Daher richte ich folgende Botschaft an alle Milchbäuerinnen und -bauern: Hört nie auf zu kämpfen! Der Erfolg wird am Ende kommen, aber wichtig ist, geeint zu bleiben … denn die Einheit ist die Stärke der Milcherzeuger im EMB!
Roberto Cavaliere
(Vorstandsmitglied des EMB)
Wichtige Chance vertan! – Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden
Brüssel/ Hamm, 16.02.2012: “Es ist ein wackliges Ergebnis“, fasst der Präsident des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, die Meinung der europäischen Milcherzeuger zum aktuellen Milchbeschluss im EU-Parlament zusammen.
„In der verabschiedeten Verordnung ist von Verträgen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die Rede – aber diese sollen nicht EU-weit verpflichtend sein. Damit wackelt der gemeinsame Markt bedenklich, denn nun können die Erzeuger weiter gegeneinander ausgespielt werden. Erzeugerorganisationen sollen gebündelt für Erzeuger verhandeln – das ist gut, nur die Bündelungsgrenzen von 3,5 Prozent der EU-weiten bzw. 33 Prozent der nationalen Milchproduktion sind leider viel zu gering“, erläutert Schaber die kritischen Details.
„Ein Schritt in die richtige Richtung“ – Gespräch mit dem Europaabgeordneten Marc Tarabella
Astrid Sauvage: Guten Tag, Herr Tarabella. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten. Zunächst möchten wir gern wissen, wie sich der Milchmarkt in den nächsten Jahren Ihrer Meinung nach entwickeln wird, angesichts der soeben geschaffenen Bedingungen?
Marc Tarabella: Ich hoffe, dass er sich in den nächsten Jahren gut entwickeln wird. Persönlich war ich für das frühere Quotensystem. Aber die Mehrheit der Mitgliedsstaaten will davon nichts mehr wissen, daher musste ein System gefunden werden, das versucht, die Quoten zu ersetzen. Die jetzt erzielte Einigung ist meines Erachtens jedoch nicht ausreichend.
Proteste der kroatischen Milchbauern vorerst beendet
Seit Jahresbeginn schwelt in Kroatien ein Konflikt zwischen den Milchbauern und der Lactalis-Molkerei Dukat, der in der vergangenen Woche eskalierte.
Nach der einseitigen Ankündigung der Molkerei Dukat, den Erzeugerpreis für Milch von bisher 2,67 Kuna auf 2,3 Kuna (ca. 30 Cent) pro kg Rohmilch zu senken, sind die Milcherzeuger des EMB-Mitgliedsverbands HSUPM im Januar in Verhandlungen mit der Molkerei und dem Agrarministerium getreten, die jedoch Mitte Februar zunächst ergebnislos beendet wurden.
Freihandelsabkommen Indien–EU: Heilige Kuh oder trojanisches Pferd? - Bericht über die Indien-Reise von Sieta van Keimpema
Auf Einladung der Entwicklungshilfeorganisationen Misereor (www.misereor.org) und Anthra (www.anthra.org) bin ich im Februar eine Woche nach Indien gereist und habe dort, in Gesellschaft von Armin Paasch von Misereor, mit vielen Milcherzeugern und Straßenhändlern über die Auswirkungen gesprochen, die das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien für sie haben wird. In einem kurzen Artikel einen umfassenden Bericht über diese Reise zu geben ist unmöglich, daher kann ich hier nur einen kleinen Einblick geben.
Während in den Niederlanden wegen des Frosts die Wasserleitungen platzten, stieg ich am 3. Februar um 3 Uhr morgens (Ortszeit) in Bangalore, Indien, bei plus 20 Grad aus dem Flugzeug. Das erste was mich angrinste, war ein Plakat der Banken-Gruppe ING: Selbst ohne das Freihandelsabkommen haben Sie den Weg nach Indien schon gefunden!
USA: Drosselung der Milchproduktion notwendig
Auch in den USA ist der Druck für die Erzeuger am Milchmarkt sehr hoch. Die große Milchmenge verhindert angemessene Preise. Der Milcherzeugerrat (MPC), eine Vereinigung von kalifornischen Familienbetrieben, fordert daher eine Drosselung der Milchproduktion.
Schweiz: Start einer nationalen Petition und Demonstration der Erzeuger am 2. März
Der Milchmarkt befindet sich derzeit in einer Sackgasse. Die produzierte Menge steigt weiter. Es scheint, als wollten alle Organisationen die Krise eher verwalten als sie zu lösen. Niemand hat mehr konkrete Vorschläge, um die Mengensteuerung in Erzeugerhand zu legen, noch den politischen Mut, solche einzufordern. Die Erzeuger produzieren weiter Überschüsse und die Zahl der Milchviehbetriebe schmilzt dahin wie Butter in der Sonne (2,5 pro Tag). Der Druck auf die Höfe steigt weiter und es wird gedroht, die Milch nicht mehr abzuholen, wenn die Menge nicht ausreichend hoch ist oder der Hof zu weit von den Hauptverkehrsstraßen entfernt liegt.
Ab dem 13. Februar hat die MIG eine Woche lang Informationsveranstaltungen mit Debatten für die Milcherzeuger zum Thema „Ende der Quoten 2015, und dann??“ durchgeführt. Wir hatten dazu zwei hochkarätige Redner eingeladen: Paul de Montvallon, Vorsitzender des französischen Office du Lait, und Nicolas Bezencon von Uniterre aus der Schweiz.
EMB-Agenda
Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im März 2012:
- 06.03.: Sitzung der Beratungsgruppe Milch in Brüssel
- 07.03.: Treffen des Nyéléni-Formuns für Ernährungssouveränität in Brüssel
- 12.bis 13.03.: Mitgliederversammlung des EMB in Brüssel
- 22.03.: Kongress der französischen Milcherzeugerorganisation
OPL in Saint Germain en Coglès (Bretagne)
Volltexte
Wichtige Chance vertan! – Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden
Brüssel/ Hamm, 16.02.2012: “Es ist ein wackliges Ergebnis“, fasst der Präsident des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, die Meinung der europäischen Milcherzeuger zum aktuellen Milchbeschluss im EU-Parlament zusammen.
„In der verabschiedeten Verordnung ist von Verträgen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die Rede – aber diese sollen nicht EU-weit verpflichtend sein. Damit wackelt der gemeinsame Markt bedenklich, denn nun können die Erzeuger weiter gegeneinander ausgespielt werden. Erzeugerorganisationen sollen gebündelt für Erzeuger verhandeln – das ist gut, nur die Bündelungsgrenzen von 3,5 Prozent der EU-weiten bzw. 33 Prozent der nationalen Milchproduktion sind leider viel zu gering“, erläutert Schaber die kritischen Details. Die Verarbeiter als Verhandlungspartner besitzen teilweise schon einen Marktanteil, der das Dreifache dieser Bündelungsgrenzen beträgt, und werden daher die Verhandlungen immer dominieren. Mitgliedern von Genossenschaften wird es zudem in den Verordnungsartikeln sehr schwer gemacht, eine Erzeugerorganisation für sich verhandeln zu lassen.
Wie Schaber betont, können die neuen Bestimmungen gesunde Marktaktivitäten nicht gewährleisten, auch wenn einige wenige Ansätze zum Teil in die richtige Richtung gehen. „Positiv ist beispielsweise, dass in den Erwägungsgründen zu den Verordnungsartikeln ein europäisches Preis-Monitoring-Werkzeug erwähnt wird. Allerdings fehlt dafür eine nähere Beschreibung. Außerdem lässt die Bezeichnung leider vermuten, dass nur Preise beobachtet werden sollen“, so Schaber. Das reiche aber nicht aus. Kosten der Milchproduktion, die Nachfrage und das Angebot auf dem Markt müssten ebenso von diesem Werkzeug ermittelt werden. Die Monitoringstelle sollte neben der angesprochenen Beobachtungsfunktion auch über einen Reaktionsmechanismus verfügen, um Marktungleichheiten tatsächlich reduzieren zu können. Aber Hinweise dazu sucht man im Milchpaket vergebens.
Wie für jedes Haus ein stabiles Fundament notwendig ist, braucht der Milchmarkt einen guten Rahmen, damit ein faires Miteinander ohne Wettbewerbsverzerrungen möglich ist. Das eben verabschiedete Milchpaket bildet diesen Rahmen noch nicht. Es enthält keine deutlichen Verbesserungen für die europäischen Milcherzeuger, sondern zementiert deren schwache Marktposition. Für das EMB ist klar, dass die Politik zum Wohl von Verbrauchern und Milcherzeugern hier stark nachbessern muss. Zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen wird der europäische Verband der Milcherzeuger auch weiterhin konstruktive Vorschläge einbringen und die Politik in die Verantwortung nehmen.
Pressemitteilung des EMB vom 16.02. 2012
Am 28. Februar 2012 hat auch der Rat der EU dem Vorschlag zugestimmt. Die offizielle Unterzeichnung wird im März erwartet. Die Regelungen über Verträge, Verhandlungsmandat von Erzeugerorganisationen und das Mengenmanagement für Qualitätskäse treten 6 Monate nach Unterzeichnung in Kraft. Die Regelungen sollen bis Juni 2020 gelten.