MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

die neue Milchmarktverordnung wurde soeben verabschiedet. Während der Debatten zum Milchpaket habe ich an mehreren Gesprächen mit Europaabgeordneten und dem Vorsitzenden des Agrarausschusses des Europäischen Parlaments, Paolo De Castro, teilgenommen. Wir haben ein gutes Verhältnis zu Herrn De Castro, aber leider reicht dies nicht aus. Das Parlament hat wichtige Änderungsanträge eingebracht, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. 

Der Kompromiss, der gefunden wurde, ist aus unserer Sicht nicht ausreichend. Dennoch denke ich, dass eine reale Chance besteht, künftig eine Monitoring-Stelle zu schaffen. Wie Herr De Castro übrigens bestätigt hat, besteht im Parlament der Wille, neue Rechtsvorschriften für den Agrarsektor einzuführen, um neuerlichen Marktkrisen vorgreifen zu können. Und in dieser Hinsicht war die von uns im EMB geleistete Arbeit außergewöhnlich. Es ist uns gelungen, die notwendigen Bedingungen für die Einrichtung einer solchen Monitoring-Stelle zu schaffen.

Im Übrigen gibt uns die Tatsache, dass die Rolle des Parlaments durch den Vertrag von Lissabon gestärkt wurde, Hoffnung für die Zukunft.

Es ist lebenswichtig, dass sich die Erzeuger/innen im EMB bündeln. Ich glaube, dass darin unsere einzige Chance liegt. Wir müssen uns alle zusammen auf die Quotenreform konzentrieren, die in diesem Jahr zur Diskussion steht.

Daher richte ich folgende Botschaft an alle Milchbäuerinnen und -bauern: Hört nie auf zu kämpfen! Der Erfolg wird am Ende kommen, aber wichtig ist, geeint zu bleiben … denn die Einheit ist die Stärke der Milcherzeuger im EMB! 

Roberto Cavaliere

(Vorstandsmitglied des EMB)

Wichtige Chance vertan! – Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden

Brüssel/ Hamm, 16.02.2012: “Es ist ein wackliges Ergebnis“, fasst der Präsident des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, die Meinung der europäischen Milcherzeuger zum aktuellen Milchbeschluss im EU-Parlament zusammen.

„In der verabschiedeten Verordnung ist von Verträgen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die Rede – aber diese sollen nicht EU-weit verpflichtend sein. Damit wackelt der gemeinsame Markt bedenklich, denn nun können die Erzeuger weiter gegeneinander ausgespielt werden. Erzeugerorganisationen sollen gebündelt für Erzeuger verhandeln – das ist gut, nur die Bündelungsgrenzen von 3,5 Prozent der EU-weiten bzw. 33 Prozent der nationalen Milchproduktion sind leider viel zu gering“, erläutert Schaber die kritischen Details.

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„Ein Schritt in die richtige Richtung“ – Gespräch mit dem Europaabgeordneten Marc Tarabella

Astrid Sauvage: Guten Tag, Herr Tarabella. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten. Zunächst möchten wir gern wissen, wie sich der Milchmarkt in den nächsten Jahren Ihrer Meinung nach entwickeln wird, angesichts der soeben geschaffenen Bedingungen?

Marc Tarabella: Ich hoffe, dass er sich in den nächsten Jahren gut entwickeln wird. Persönlich war ich für das frühere Quotensystem. Aber die Mehrheit der Mitgliedsstaaten will davon nichts mehr wissen, daher musste ein System gefunden werden, das versucht, die Quoten zu ersetzen. Die jetzt erzielte Einigung ist meines Erachtens jedoch nicht ausreichend.

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Proteste der kroatischen Milchbauern vorerst beendet

Seit Jahresbeginn schwelt in Kroatien ein Konflikt zwischen den Milchbauern und der Lactalis-Molkerei Dukat, der in der vergangenen Woche eskalierte. 

Nach der einseitigen Ankündigung der Molkerei Dukat, den Erzeugerpreis für Milch von bisher 2,67 Kuna auf 2,3 Kuna (ca. 30 Cent) pro kg Rohmilch zu senken, sind die Milcherzeuger des EMB-Mitgliedsverbands HSUPM im Januar in Verhandlungen mit der Molkerei und dem Agrarministerium getreten, die jedoch Mitte Februar zunächst ergebnislos beendet wurden.

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Freihandelsabkommen Indien–EU: Heilige Kuh oder trojanisches Pferd? - Bericht über die Indien-Reise von Sieta van Keimpema

Auf Einladung der Entwicklungshilfeorganisationen Misereor (www.misereor.org) und Anthra (www.anthra.org) bin ich im Februar eine Woche nach Indien gereist und habe dort, in Gesellschaft von Armin Paasch von Misereor, mit vielen Milcherzeugern und Straßenhändlern über die Auswirkungen gesprochen, die das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien für sie haben wird. In einem kurzen Artikel einen umfassenden Bericht über diese Reise zu geben ist unmöglich, daher kann ich hier nur einen kleinen Einblick geben.

Während in den Niederlanden wegen des Frosts die Wasserleitungen platzten, stieg ich am 3. Februar um 3 Uhr morgens (Ortszeit) in Bangalore, Indien, bei plus 20 Grad aus dem Flugzeug. Das erste was mich angrinste, war ein Plakat der Banken-Gruppe ING: Selbst ohne das Freihandelsabkommen haben Sie den Weg nach Indien schon gefunden!

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USA: Drosselung der Milchproduktion notwendig

Quelle: wikimedia commons

Auch in den USA ist der Druck für die Erzeuger am Milchmarkt sehr hoch. Die große Milchmenge verhindert angemessene Preise. Der Milcherzeugerrat (MPC), eine Vereinigung von kalifornischen Familienbetrieben, fordert daher eine Drosselung der Milchproduktion.

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Schweiz: Start einer nationalen Petition und Demonstration der Erzeuger am 2. März

Der Milchmarkt befindet sich derzeit in einer Sackgasse. Die produzierte Menge steigt weiter. Es scheint, als wollten alle Organisationen die Krise eher verwalten als sie zu lösen. Niemand hat mehr konkrete Vorschläge, um die Mengensteuerung in Erzeugerhand zu legen, noch den politischen Mut, solche einzufordern. Die Erzeuger produzieren weiter Überschüsse und die Zahl der Milchviehbetriebe schmilzt dahin wie Butter in der Sonne (2,5 pro Tag). Der Druck auf die Höfe steigt weiter und es wird gedroht, die Milch nicht mehr abzuholen, wenn die Menge nicht ausreichend hoch ist oder der Hof zu weit von den Hauptverkehrsstraßen entfernt liegt.

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Ab dem 13. Februar hat die MIG eine Woche lang Informationsveranstaltungen mit Debatten für die Milcherzeuger zum Thema „Ende der Quoten 2015, und dann??“ durchgeführt. Wir hatten dazu zwei hochkarätige Redner eingeladen: Paul de Montvallon, Vorsitzender des französischen Office du Lait, und Nicolas Bezencon von Uniterre aus der Schweiz.

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im März 2012: 

  • 06.03.: Sitzung der Beratungsgruppe Milch in Brüssel
  • 07.03.: Treffen des Nyéléni-Formuns für Ernährungssouveränität in Brüssel
  • 12.bis 13.03.: Mitgliederversammlung des EMB in Brüssel
  • 22.03.: Kongress der französischen Milcherzeugerorganisation
    OPL in Saint Germain en Coglès (Bretagne)

 

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Volltexte

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Wichtige Chance vertan! – Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden

Brüssel/ Hamm, 16.02.2012: “Es ist ein wackliges Ergebnis“, fasst der Präsident des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, die Meinung der europäischen Milcherzeuger zum aktuellen Milchbeschluss im EU-Parlament zusammen.

„In der verabschiedeten Verordnung ist von Verträgen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die Rede – aber diese sollen nicht EU-weit verpflichtend sein. Damit wackelt der gemeinsame Markt bedenklich, denn nun können die Erzeuger weiter gegeneinander ausgespielt werden. Erzeugerorganisationen sollen gebündelt für Erzeuger verhandeln – das ist gut, nur die Bündelungsgrenzen von 3,5 Prozent der EU-weiten bzw. 33 Prozent der nationalen Milchproduktion sind leider viel zu gering“, erläutert Schaber die kritischen Details. Die Verarbeiter als Verhandlungspartner besitzen teilweise schon einen Marktanteil, der das Dreifache dieser Bündelungsgrenzen beträgt, und werden daher die Verhandlungen immer dominieren. Mitgliedern von Genossenschaften wird es zudem in den Verordnungsartikeln sehr schwer gemacht, eine Erzeugerorganisation für sich verhandeln zu lassen.

Wie Schaber betont, können die neuen Bestimmungen gesunde Marktaktivitäten nicht gewährleisten, auch wenn einige wenige Ansätze zum Teil in die richtige Richtung gehen. „Positiv ist beispielsweise, dass in den Erwägungsgründen zu den Verordnungsartikeln ein europäisches Preis-Monitoring-Werkzeug erwähnt wird. Allerdings fehlt dafür eine nähere Beschreibung. Außerdem lässt die Bezeichnung leider vermuten, dass nur Preise beobachtet werden sollen“, so Schaber. Das reiche aber nicht aus. Kosten der Milchproduktion, die Nachfrage und das Angebot auf dem Markt müssten ebenso von diesem Werkzeug ermittelt werden. Die Monitoringstelle sollte neben der angesprochenen Beobachtungsfunktion auch über einen Reaktionsmechanismus verfügen, um Marktungleichheiten tatsächlich reduzieren zu können. Aber Hinweise dazu sucht man im Milchpaket vergebens.

Wie für jedes Haus ein stabiles Fundament notwendig ist, braucht der Milchmarkt einen guten Rahmen, damit ein faires Miteinander ohne Wettbewerbsverzerrungen möglich ist. Das eben verabschiedete Milchpaket bildet diesen Rahmen noch nicht. Es enthält keine deutlichen Verbesserungen für die europäischen Milcherzeuger, sondern zementiert deren schwache Marktposition. Für das EMB ist klar, dass die Politik zum Wohl von Verbrauchern und Milcherzeugern hier stark nachbessern muss. Zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen wird der europäische Verband der Milcherzeuger auch weiterhin konstruktive Vorschläge einbringen und die Politik in die Verantwortung nehmen.

Pressemitteilung des EMB vom 16.02. 2012

 

Am 28. Februar 2012 hat auch der Rat der EU dem Vorschlag zugestimmt. Die offizielle Unterzeichnung wird im März erwartet. Die Regelungen über Verträge, Verhandlungsmandat von Erzeugerorganisationen und das Mengenmanagement für Qualitätskäse treten 6 Monate nach Unterzeichnung in Kraft. Die Regelungen sollen bis Juni 2020 gelten.

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„Ein Schritt in die richtige Richtung“ – Gespräch mit dem Europaabgeordneten Marc Tarabella

Astrid Sauvage: Guten Tag, Herr Tarabella. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten. Zunächst möchten wir gern wissen, wie sich der Milchmarkt in den nächsten Jahren Ihrer Meinung nach entwickeln wird, angesichts der soeben geschaffenen Bedingungen?

Marc Tarabella: Ich hoffe, dass er sich in den nächsten Jahren gut entwickeln wird. Persönlich war ich für das frühere Quotensystem. Aber die Mehrheit der Mitgliedsstaaten will davon nichts mehr wissen, daher musste ein System gefunden werden, das versucht, die Quoten zu ersetzen. Die jetzt erzielte Einigung ist meines Erachtens jedoch nicht ausreichend.

Es ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung – mit einigen positiven Punkten, zum Beispiel dass die Erzeuger mehr Einfluss bekommen. Ich denke, das war das Mindeste, das zu tun war, denn die Erzeuger sind der Marktteilnehmer mit der stärksten Fragmentierung und sie sehen sich einer großen Konzentration, großer Macht seitens der Lebensmittelindustrie und des Handels gegenüber. Mit der Bündelung der Erzeuger und der Stärkung der Branchenorganisation sind wir also auf dem richtigen Weg. Was in dem aktuellen Vorschlag meiner Meinung nach fehlt – und das werde ich nächste Woche in Straßburg auch sagen – ist die Rolle, die der Staat in dieser Branchenorganisation spielt – bei der Festlegung von Regeln und der Schlichtung von Konflikten, die es zwischen den Erzeugern, Verarbeitern und dem Handel geben wird.

A.S.: Meinen Sie damit die Monitoring-Stelle?

M.T.: Ich denke an die Monitoring-Stelle, aber auch an die Preis- und Margen-Beobachtungsstelle. Hier haben wir uns mit unserer Idee auf der europäischen Ebene nicht durchsetzen können. Manche behaupten, dies sei nur Bürokratie. Aber ich denke nicht so. Hier geht es darum, dem öffentlichen Sektor wieder die Rolle des Wächters zu übertragen. Wenn die Regeln nicht eingehalten werden oder wenn manche – wie die Erzeuger – in ihrer Existenz bedroht sind, kann nur eine öffentliche Behörde versuchen, die Sicherheit zu gewährleisten. Dennoch glaube ist, dass der schlimmste Fall gewesen wäre, wenn keine Einigung erzielt worden wäre.

A.S.: Und was sind Ihrer Meinung nach die positiven Punkte in dieser Einigung? Wie sehen Sie zum Beispiel die vorgeschriebenen Bündelungsgrenzen? Sind die Grenzen ausreichend, um die Position der Milcherzeuger in den Verhandlungen zu stärken?

M.T.: Ich denke, dass die Anerkennung der Erzeugerorganisationen einer der positiven Punkte dieser Einigung ist. Es bestand der Wunsch, ihnen mehr Gewicht zu geben. Die Bündelungsgrenzen von 33% der einzelstaatlichen Menge und 3,5% auf EU-Ebene wurden eingeführt, um zu vermeiden, dass Organisationen in sehr produktiven Regionen niedrigere Preise verhandeln. Denn Erzeugergemeinschaft bedeutet nicht zwingend, dass sie im Interesse aller Erzeuger handelt, sondern im Interesse ihrer eigenen Mitglieder. Wir haben daher versucht, ein Gleichgewicht zu finden, um Missstände zu vermeiden. Vielleicht wird diese Bündelung nicht ausreichen, aber in jedem Fall ist ein Monitoring vorgesehen. Sollte sich zeigen, dass das aktuelle System nicht funktioniert oder Schwächen hat, wird es möglich sein, es zwischen 2014 und 2018 zu korrigieren. Das ist bereits ein Fortschritt. Ich sage aber nicht, dass es die Lösung ist, ich bleibe also vorsichtig.

Weitere positive Punkte sind die Branchenorganisation und auch die Transparenz. Ich denke, dass es sehr sinnvoll ist, die Marktentwicklungen zu kennen, das heißt Übermittlung von Daten zur Menge, Qualität und auch der Entwicklung des Markts.

Außerdem ist noch die Anerkennung der geschützten geografischen Angaben (g.g.A.) zu nennen. Dies betrifft natürlich vorrangig den Käsesektor, es ist aber eine gute Sache, dass bestimmte hohe Qualitätsmerkmale anerkannt wurden. Es wird möglich sein, den Markt zu schützen.

A. S.: Und welche Elemente halten Sie für unzureichend?

M.T.: Unter anderem bedaure ich die Entscheidung zu den benachteiligten Gebieten. Der Text erkennt die Existenz benachteiligter Gebiete an, schlägt aber kaum Konkretes vor, um zu versuchen, das Problem zu lösen. Aus diesem Grund hatte ich anfänglich die Vertragspflicht verteidigt. An dieser Stelle sind wir leider am Rat gescheitert, der mehrheitlich gegen die Vertragspflicht war.

A. S.: Wie fällt Ihre Gesamtbilanz aus?

M.T.: Meine allgemeine Meinung ist, dass wir etwas brauchen, das an die Stelle des alten Systems tritt. Ich bin überzeugt, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung getan haben, aber das dies vielleicht nicht reichen wird. Wir werden größte Wachsamkeit walten lassen müssen. Es bleibt noch das Dossier der Einheitlichen GMO, das ebenfalls Auswirkungen auf den Milchmarkt haben wird.

A. S.: Herr Tarabella, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


Interview : Astrid Sauvage (EMB)

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Proteste der kroatischen Milchbauern vorerst beendet

Seit Jahresbeginn schwelt in Kroatien ein Konflikt zwischen den Milchbauern und der Lactalis-Molkerei Dukat, der in der vergangenen Woche eskalierte.

Nach der einseitigen Ankündigung der Molkerei Dukat, den Erzeugerpreis für Milch von bisher 2,67 Kuna auf 2,3 Kuna (ca. 30 Cent) pro kg Rohmilch zu senken, sind die Milcherzeuger des EMB-Mitgliedsverbands HSUPM im Januar in Verhandlungen mit der Molkerei und dem Agrarministerium getreten, die jedoch Mitte Februar zunächst ergebnislos beendet wurden.

Bereits die bisher ausbezahlten 2,67 Kuna stellen für die Milcherzeuger bei weitem keinen kostendeckenden Preis dar. Dieser liegt bei etwa 4,09 Kuna (52 Cent). Trotzdem ist die Molkerei nicht bereit, zum alten Preis zurück zu kehren, was die Erzeuger vehement einfordern. Dukat argumentiert, dass die billigen Milchimporte aus Bosnien und Serbien dazu führen, dass der Handelspreis für Milch im Supermarkt bei lediglich 3,90 Kuna (51 Cent) läge, und daher kein höherer Preis bezahlt werden könne.

Die etwa 14.000 Milcherzeuger in Kroatien produzieren jährlich 600 Mio. Liter Milch, womit sie jedoch lediglich 50% der nationalen Nachfrage decken können. Die übrigen 50% werden durch Importe gedeckt.

Besonders problematisch ist die Situation für die Milcherzeuger auch deswegen, weil der Agrarminister erst gerade die staatlichen Unterstützungszahlungen um ein Drittel gesenkt hat. Auch von dieser Seite stehen die Erzeuger also unter großem wirtschaftlichem Druck.

Daher sind am Donnerstag, den 7. Februar Milcherzeuger aus dem ganzen Land mit ihren Treckern zur Molkerei nach Zagreb gefahren, um dort eine Warnaktion zu veranstalten.

Mehrere Tage lang standen zwischen 80 und 100 Traktoren auf dem zentralen Parkplatz vor der Molkerei, wo sie von der Polizei eingekesselt wurden.

Obgleich die Zufahrtswege zu den Produktionsstätten frei waren, nahm Dukat die angebliche Blockade zum Anlass, die Milch nicht mehr bei den Erzeugern abzuholen. Doch der Protest scheint inzwischen erste Erfolge zu zeigen. Die Polizei hat ihre starke Präsenz deutlich zurückgefahren und überwacht nur mehr die Situation.

Dukat hat die Milchfahrten inzwischen wieder genommen und es konnten Gespräche zwischen der Molkerei, dem Agrarministerium und den Milcherzeugern stattfinden.

Ein Großteil der Milcherzeuger hat sich in diesem Rahmen auf eine sehr geringe Milchgelderhöhung eingelassen. Die Vertreter des HSUPM halten diese jedoch für unzureichend, weshalb die Warndemonstrationen noch bis zum Mittag des 29. Februars aufrechterhalten wurden.

Ein wichtiges Ergebnis der Verhandlungen ist für die kroatischen Bauern die nachträgliche Auszahlung der staatlichen Prämien für 2011. Diese sollen auch in Zukunft erhalten bleiben, wenn auch – wie bereits angekündigt – ab 2012 um 30% gekürzt.

Die heiße Phase des Konflikts scheint nun erst einmal beendet zu sein. Die Bauern sind wieder auf ihre Höfe zurückgekehrt und wichtige Teilerfolge konnten erzielt werden. Der niedrige Milchpreis stellt für die kroatischen Kollegen jedoch nach wie vor eine große Belastung dar, und es bleibt zu hoffen, dass sich Molkerei und Ministerium auch in Zukunft gesprächsbereit zeigen.

 

Julia Turchenko (EMB)

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Freihandelsabkommen Indien–EU: Heilige Kuh oder trojanisches Pferd? - Bericht über die Indien-Reise von Sieta van Keimpema

Auf Einladung der Entwicklungshilfeorganisationen Misereor (www.misereor.org) und Anthra (www.anthra.org) bin ich im Februar eine Woche nach Indien gereist und habe dort, in Gesellschaft von Armin Paasch von Misereor, mit vielen Milcherzeugern und Straßenhändlern über die Auswirkungen gesprochen, die das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien für sie haben wird. In einem kurzen Artikel einen umfassenden Bericht über diese Reise zu geben ist unmöglich, daher kann ich hier nur einen kleinen Einblick geben.

Während in den Niederlanden wegen des Frosts die Wasserleitungen platzten, stieg ich am 3. Februar um 3 Uhr morgens (Ortszeit) in Bangalore, Indien, bei plus 20 Grad aus dem Flugzeug. Das erste was mich angrinste, war ein Plakat der Banken-Gruppe ING: Selbst ohne das Freihandelsabkommen haben sie den Weg nach Indien schon gefunden!

Der Zweck meiner Indien-Reise war es, mit indischen Milcherzeugern über den europäischen Milchsektor und das European Milk Board zu sprechen. Die Situation der Milcherzeuger in Indien wird nämlich stark beeinflusst werden, wenn die EU das Recht bekommt, zollfrei Milchprodukte nach Indien zu exportieren. Das Treffen war sehr interessant. Die Probleme der indischen Milcherzeuger die ich in Horsley Hills getroffen habe, klingen für europäische Ohren vertraut: Ein Milchpreis, der die Produktionskosten nicht deckt, kein Einfluss der Erzeuger auf den Markt und ein Regierung die eine starke Erhöhung der Produktion verfolgt. Und auch die Probleme mit Ihren Holstein-Friesian Kühen sind dieselben wie in Europa: Mastitis und Fruchtbarkeitsprobleme.

Am Nachmittag reisten wir (Armin Paasch, Asja und Sagari von Anthra und ich), auf Einladung der Milcherzeuger in eines ihrer Dörfer, um zu sehen, wie die Kühe gemolken werden und den Milchsammelpunkt zu besuchen. Als wir ankamen, standen die Milchkühe schon angebunden auf der Straße. Ein Milchstall ist nicht nötig, die Kühe werden einfach auf der Straße gemolken (das ist kein Problem, weil es in diesem Dorf so gut wie keinen Autoverkehr gibt). Die Milch wird danach zu einem Sammelpunkt gebracht, analysiert und am nächsten Tag, zusammen mit der Morgenmilch, in ein anderes Dorf gebracht wo ein Kühltank steht. Auch hier wird die Milch wieder getestet, bevor sie in den ‚großen‘ 1000-Liter-Tank kommt.

Im Dorf sahen wir die Testergebnisse der Milcherzeuger. Bezahlt wird nach Qualität und Fettgehalt. Der Milchpreis schwankt zwischen 17 und 20 Rupien (26 und 30 Cent) pro Liter. Nicht viel niedriger als unser durchschnittlicher Milchpreis bei 3,5/3,6% Fett, wie ich feststellte.

Milchgenossenschaften gibt es in Indien kaum noch. Obwohl die indische Regierung jahrelang Genossenschaften gefördert hat, wurden nach einem Regierungswechsel die Bedingungen geändert, wodurch Privatmolkereien Steuervorteile gegenüber Genossenschaften erhielten. Die Tatsache, dass der Frau eines Ministers eine Privatmolkerei gehörte, mag damit zu tun haben.

Als wir am nächsten Tag beim Sammelpunkt waren, sprachen wir wieder mit Milcherzeugern über Ihre Probleme. Sie gaben uns eine Kalkulation ihrer Produktionskosten für einen Liter Milch und eine Liste der Probleme, die sie mit den Holstein-Friesian Kühen haben. Diese Kühe geben mehr Milch als einheimische Rassen, aber sie vertragen die Hitze schlecht. Die Bauern haben hohe Kosten für die Behandlung von Mastitis und kämpfen mit Fruchtbarkeitsproblemen. Warum sie dann keine einheimischen Kühe kaufen, fragten wir. Das sei doch besser und nachhaltiger. Die Antwort war einfach: Weil die Milchproduktion zu wenig Geld abwirft, müssen die Bauern Kredite aufnehmen um eine Kuh kaufen zu können. Kredite werden aber nur für den Ankauf von Holstein-Friesian Kühen bewilligt. Die Milcherzeuger haben also gar keine Wahl.

Durch frühere Freihandelsabkommen sind diese Menschen ganz abhängig geworden von der Milchproduktion. Andere Länder, mit denen man bereits Freihandelsabkommen geschlossen hat, haben die Märkte in vielen Bereichen übernommen. Zum Beispiel bei der Seidenproduktion, die in der Region, die wir besucht haben, früher eine gute Einnahmequelle für die Bewohner war. Nach einem Freihandelsabkommen wurde dieser Sektor vollständig von den Chinesen übernommen, mit billiger Seide von schlechterer Qualität.

So ist es mit vielen Produkten, die in dieser Region früher kultiviert und produziert wurden. Die einzige Alternative die noch bleibt, ist die Milchproduktion. Das erklärt die Angst, die unter den Bauern in der Region vor zukünftigen europäischen Exporten herrscht. Der Verlust der Milchproduktion bedeutet dort für Millionen Menschen ohne Land, dass sie gezwungen werden, in die Städte zu ziehen. Dort gibt es jedoch schon seit langem keine Arbeitsplätze mehr, weshalb Millionen von Indern für ihren Lebensunterhalt betteln müssen und in den Slums ein menschenunwürdiges Leben führen.

Die Beamten und Kommissare der EU behaupten, dass Indien inzwischen ein entwickeltes Land ist, das keinen Schutz durch Importzölle mehr braucht. Indien müsse deshalb sein Grenzen für den europäischen Handel öffnen. Die Realität ist anders: Hunderte Millionen Inder leben von weniger als einem Euro pro Tag. Sie überleben statt zu leben.

Unser europäischer Wohlstand wird Menschenleben kosten.  „Moral“ ist leider kein Teil des (streng vertraulichen) Freihandelsabkommens-Konzepts zwischen der EU und Indien. Ich hoffe sehr, dass die heilige Kuh, die „Freihandel“ heißt, sich für die Inder nicht als trojanisches Pferd entpuppt.

 

Sieta van Keimpema, stellvertretende Vorsitzende des EMB

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USA: Drosselung der Milchproduktion notwendig

source: wikimedia commons

Auch in den USA ist der Druck für die Erzeuger am Milchmarkt sehr hoch. Die große Milchmenge verhindert angemessene Preise. Der Milcherzeugerrat (MPC), eine Vereinigung von kalifornischen Familienbetrieben, fordert daher eine Drosselung der Milchproduktion. Im Vergleich zu 2010 war diese im vergangenen Jahr angestiegen, während sich die Nachfrage  nicht dementsprechend entwickelt hatte. Seit August 2011 befinden sich die Preise daher auf einer Talfahrt.

Ohne die Drosselung der Milchproduktion, befürchtet die MPC, werden die Verluste für die Erzeuger sehr hoch ausfallen.

 

Silvia Däberitz (EMB)

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Schweiz: Start einer nationalen Petition und Demonstration der Erzeuger am 2. März

Der Milchmarkt befindet sich derzeit in einer Sackgasse. Die produzierte Menge steigt weiter. Es scheint, als wollten alle Organisationen die Krise eher verwalten als sie zu lösen. Niemand hat mehr konkrete Vorschläge, um die Mengensteuerung in Erzeugerhand zu legen, noch den politischen Mut, solche einzufordern. Die Erzeuger produzieren weiter Überschüsse und die Zahl der Milchviehbetriebe schmilzt dahin wie Butter in der Sonne (2,5 pro Tag). Der Druck auf die Höfe steigt weiter und es wird gedroht, die Milch nicht mehr abzuholen, wenn die Menge nicht ausreichend hoch ist oder der Hof zu weit von den Hauptverkehrsstraßen entfernt liegt.

Angesichts dieses Vakuums ist Uniterre überzeugt, dass die Lösung von den Bauernfamilien ausgehen muss. Denn nur sie haben noch die Glaubwürdigkeit, an das Gewissen der Bevölkerung und so der Politiker zu appellieren. Daher wird Uniterre in den nächsten Tagen den Druck erhöhen, damit die obersten politischen Instanzen des Lands alle Erzeuger über die Allgemeinverbindlichkeit zwingen, sich am System der flexiblen Mengensteuerung zu beteiligen, das bereits seit mehreren Jahren von den Erzeugern in der Schweiz und der EU gefordert wird. Um die Erzeuger zu mobilisieren, wird von heute an ein riesiger Stiefel das Land durchqueren und am Freitag um 11h auf dem Bundesplatz in Bern seine Reise beenden.

Weitere Infos: http://www.uniterre.ch/DE/Dossiers/BauernAufstand.html

Um den Druck aufrecht zu erhalten, der durch die Aktion am 2. März aufgebaut wird, hat Uniterre mit BIG-M, Verbraucherverbänden, Molkereien, Direkt- und Vertragsvermarktungsverbänden zusammen eine bundesweite Petition gestartet, die bereits ein großer Erfolg ist. Sie zeigt die enge Verbundenheit zwischen Verbrauchern und Milcherzeugern.

Petition: http://www.uniterre.ch/doc/milchpetitiondeutschdef_001.pdf

 

Nicolas Bezencon (Uniterre)

 

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Belgien: Informationsveranstaltungen der MIG Belgien

Ab dem 13. Februar hat die MIG eine Woche lang Informationsveranstaltungen mit Debatten für die Milcherzeuger zum Thema „Ende der Quoten 2015, und dann??“ durchgeführt. Wir hatten dazu zwei hochkarätige Redner eingeladen: Paul de Montvallon, Vorsitzender des französischen Office du Lait, und Nicolas Bezencon von Uniterre aus der Schweiz.

Nicolas stellte detailliert das Schweizer Beispiel vor. Er berichtete uns, wie nach nur drei Jahren der vollständigen Liberalisierung die Preise auf dem Tiefpunkt sind, die Lagerbestände steigen und sich die Erzeuger in einer Sackgasse befinden. Er betonte die Gefahren, die von vertikalen und/oder zahlreichen Erzeugerorganisationen ausgehen und wie unerlässlich die Einheit unter den Erzeugern ist, wenn diese in Verhandlungen ein Mindestmaß an Einfluss ausüben wollen. Er stellte das Szenario vor, das sich auf Ebene der EU wiederholen könnte.

Paul fasste anschließend die Situation in Frankreich zusammen, wo der Minister es sich nicht hat nehmen lassen, den europäischen Entscheidungen vorzugreifen und bereits 2011 die Vertragspflicht einzuführen. Er sprach im Detail über die Probleme dieser Verträge (kein festgelegter Preis, übermäßig lange Laufzeit, keinerlei Mobilität möglich, Kaufpflicht für Lieferungen …) und über den Druck, der auf die Erzeuger ausgeübt wird, damit sie unterzeichnen. Er betonte außerdem das Problem der „Entkoppelung“ zwischen manchen Genossenschaften und ihren Mitgliedern. Des Weiteren gab er einen kurzen Überblick über die Welt der Regulierung, was den Anwesenden bewusst machte, dass in einer Zeit, in der Europa um jeden Preis dereguliert, andere zurückrudern und wieder bestimmte Formen der Regulierung einführen (USA). Er schloss seinen Vortrag mit der Vorstellung des Entwurfs für eine europäische Regulierungsstelle und nationalen Milchboards ab: das einzige Vorhaben, das es den Erzeugern ermöglicht, den Platz im Sektor einzunehmen, der ihnen zusteht.

Nach den Vorträgen, die aufmerksam verfolgt wurden, erhielten die verschiedenen anwesenden Organisationen das Wort, sowie der Vertreter der Molkereien. Alle waren eingeladen worden, um sich zu diesem Thema auszutauschen und gemeinsame Handlungsansätze zu erarbeiten.

Alle Landwirtschaftsverbände (FWA, FJA, FUGEA) äußerten ihre Bedenken zu 2015 und betonten die Notwendigkeit einer anderen Form der Regulierung, um das Risiko der Schwankungen und/oder chronisch niedrigen Preise zu mindern. Jedoch äußerten sie auch, dass die Erzeuger in dieser Frage unterschiedlicher Meinung seien und es daher schwierig werden könnte, die Erzeuger auf einen gemeinsamen Lösungsansatz zu einen. Es wurden verschiedene mögliche Lösungen angesprochen, zum Beispiel ein „Verhaltenskodex für Käufer und Erzeuger“, aber dieser Vorschlag erscheint angesichts der Schwierigkeiten, die dem Sektor womöglich bevorstehen, nicht schlagkräftig zu sein. 

Seitens der Genossenschaftsmolkereien (Walhorn, MUH und LDA) wurde einhellig signalisiert, dass sie 2015 die gesamte von ihren Erzeugern produzierte Milch abholen werden. Die meisten rechnen mit einer Steigerung der Produktion und investieren in Verwertungsinfrastrukturen. Sie hoben ebenfalls die fehlende Einigkeit unter den Erzeugern zur Frage der Regulierung hervor. Zur Frage des Vertrags und der Erzeugerorganisation ist ihr Standpunkt, dass angesichts der Tatsache, dass 90% der Milch in Belgien von Genossenschaften abgeholt wird und die Genossenschaften de facto Erzeugerorganisationen werden, die Erzeugerorganisationen in Belgien nichts bringen. Da der Erzeuger außerdem an seine Genossenschaft gebunden ist, sei außerdem auch der Abschluss eines Vertrags freiwillig.

Anschließend hatte das Publikum das Wort. Die Fragen betrafen vor allem die Vorträge aus der Schweiz und Frankreich. Der Austausch zeugte von dem großen Interesse der Erzeuger für dieses Thema. Viele Wortmeldungen bezogen sich auch auf die Arbeitsweise der Genossenschaften, wobei die meisten Erzeuger die Meinung äußerten, kaum Einfluss auf deren Arbeit zu haben.

Diese Versammlungen haben es ermöglicht, die Beunruhigung der Erzeuger und das Fehlen eines Lösungsansatzes zu zeigen, der ihnen in künftigen Verhandlungen ein größeres Gewicht und einen angemessenen Milchpreis sichert. Bei jeder Versammlung waren mehr als 600(!) Erzeuger dabei. Sie sind mit vielen Informationen nach Hause gefahren, hatten aber vermutlich noch mehr Fragen zu ihrer Zukunft als vorher. Bei den informellen Gesprächen nach dem offiziellen Teil begrüßten jedenfalls alle die konkreten und ehrgeizigen Vorschläge des EMB und betonten die Notwendigkeit einer starken europäischen Organisation, die sie effizient vertritt.

 

Sebastien de Moitié (MIG)

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im März 2012:

  • 06.03.: Sitzung der Beratungsgruppe Milch in Brüssel
  • 07.03.: Treffen des Nyéléni-Formuns für Ernährungssouveränität in Brüssel
  • 12.bis 13.03.: Mitgliederversammlung des EMB in Brüssel
  • 22.03.: Kongress der französischen Milcherzeugerorganisation
    OPL in Saint Germain en Coglès (Bretagne)

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org