MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

dass die Gemeinsame Agrarpolitik der EU eine Reform benötigt, ist kein Geheimnis. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Agrarproduktion dringend brauchen.  Und ja, tatsächlich: erste, kleine Schritte in diese Richtung hat es im Milchsektor sogar bereits gegeben. Von Oktober bis Dezember 2016 wurden im krisengeschüttelten Markt Anreize zur Senkung der Milchproduktion gesetzt. Dadurch wurden allein in den Niederlanden und Irland 74 Millionen bzw. 55 Millionen kg Milch weniger produziert. Was man zuvor ohne Erfolg über Exportausweitung und Intervention schaffen wollte, hatte nun funktioniert: der Preisverfall wurde EU-weit gestoppt. Lag der EU-Milchpreis im August 2016 durchschnittlich noch bei ca. 26 Cent/kg, so war er im Dezember schon auf 33 Cent angestiegen. 

War es ein Zeichen, dass Maßnahmen, die an der Menge ansetzen, wirksam sind? Ja, auf jeden Fall! Reicht diese eine Maßnahme aus? Nein, natürlich nicht. Die Welt und die Melkkarusselle drehen sich weiter. Eine einmalige Maßnahme wird nicht ewig Wirkung zeigen können. Aber sie kann Vorbild sein für die Konstruktion eines regulären Kriseninstruments, das dem Milchmarkt bei Bedarf zur Verfügung steht.

Nach den ersten Schritten muss es also dringend weiter gehen. Die Agrarpolitik ist ein fester und langjähriger Bestandteil der EU. Sie hat Entwicklungen stark geprägt und kann es auch weiter tun. Doch sie muss dabei kompetent sein und darf nicht als Selbstbedienungsladen für multinationale Agrarfirmen daherkommen.

Die nun anstehende GAP-Revision muss daher die folgenden Entwicklungen spürbar voranbringen, um die Bezeichnung „Reform“ zu verdienen:

-       Sie muss ein angemessenes Einkommen für die Landwirte ansteuern und damit soziale Ungleichheiten verringern sowie eine regionale und flächendeckende Produktion ermöglichen: eine EU-weit ausgeglichene Entwicklung vorantreiben, statt schädliche Produktionskonzentrationen zu unterstützen!

-       Mit der neuen GAP müssen Akteure wirklich Verantwortung übernehmen (können). Erzeuger können für ihren Bereich – Produktion von Rohmilch – verantwortlich handeln, indem sie kollektiv bei Übermengen die Produktion reduzieren und Krisen vermeiden. Dafür braucht es das reguläre Kriseninstrument mit passendem gesetzlichen Rahmen.

-       In der EU muss man verantwortlich produzieren und darf Entwicklungsländern über Dumpingpreise nicht schaden.

 

Machen Sie sich gemeinsam mit uns für diese, für Ihre GAP-Ziele stark! Bringen Sie sich in die Debatte mit ein. Aktuell ist das z.B. über eine öffentliche EU-Konsultation möglich. Mehr dazu lesen Sie auch in diesem Newsletter.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

Silvia Däberitz, EMB-Geschäftsführerin

Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 - öffentliche Konsultation

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© Mauro Bottaro

Die Europäische Kommission hat Anfang Februar eine Befragung gestartet, um die Prioritäten der künftigen Agrarpolitik festzulegen. Alle Interessensträger – Landwirte, Bürger, Organisationen – werden aufgerufen, ihre Erfahrungen und Vorstellungen zur Gestaltung der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union nach 2020 kund zu tun. Die Konsultation läuft insgesamt 12 Wochen bis zum 2. Mai 2017.

 

Die Konsultation erfolgt auf Basis eines online Fragebogens mit insgesamt 34 Fragestellungen. Beim Großteil der Fragen handelt es sich um Auswahlfragen, die mehrere Antworten erlauben und eine Bewertung der Prioritäten sowie Gewichtung der Antworten zum Ziel haben. Die Fragen betreffen u.a. das Einkommen der Landwirte, die wichtigsten Herausforderungen für die Landwirtschaft und ländlichen Räume, die Beiträge der Landwirte für die Gesellschaft, Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik etc. Einige Fragen beziehen sich auf sehr praktische Aspekte, wie z.B. Kriterien für die Direktzahlungen und Möglichkeiten zur Vereinfachung der GAP.

 

Einseitige Fragen: die Qual der Wahl

Einige Fragestellungen werden sehr einseitig präsentiert: So kann z.B. die Exportorientierung der europäischen Landwirtschaft nicht negativ beurteilt werden (Frage 22) – Es stehen ausschließlich Maßnahmen zur Verbesserung der Ausfuhrleistung zur Auswahl! Kritisch zu beurteilen ist auch, dass man sich mit maximal drei Antwortmöglichkeiten zwischen verschiedenen Umweltzielen der GAP entscheiden muss.

 

Konkrete Vorschläge: Meinung ist gefragt

Interessant sind vor allem die fünf offenen Fragen, die die Möglichkeit bieten, eigene Vorstellungen zu verschiedenen Themen einzubringen, z.B. Probleme und Hindernisse bei der aktuellen GAP oder weitere Ziele, die die Gemeinsame Agrarpolitik verfolgen sollte. Auch Vorschläge zur Vereinfachung und Reduzierung des Verwaltungsaufwandes können hier angeführt werden. Es gibt auch die Möglichkeit, ein zusätzliches Dokument (z.B. Positionspapier) hochzuladen.

 

Agrarkommissar Hogan möchte die Ergebnisse der Befragung im Juli 2017 in Brüssel vorstellen, im Spätherbst soll ein erstes offizielles Papier zur weiteren Ausgestaltung der GAP nach 2020 vorgelegt werden. Nach den Plänen der EU-Kommission soll noch im Rahmen der Legislaturperiode bis 2019 ein neues Reformpaket für die GAP nach 2020 auf den Weg gebracht werden.

Das European Milk Board macht bei der Konsultation mit und hat bereits Forderungen für die zukünftige Agrarpolitik formuliert (siehe Artikel im Anschluss). Die öffentliche Konsultation ist eine Chance für Milcherzeuger, ihre Vorstellungen und Ideen für die Verteilung der Gelder direkt in Brüssel zu deponieren.

Online Fragebogen GAP Konsultation

Regina Reiterer, EMB

Wir machen mit! EMB-Beitrag zur GAP Konsultation

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Das EMB beteiligt sich an der öffentlichen Konsultation zur Gemeinsamen Agrarpolitik. Wir sehen vor allem die offenen Fragen als Chance, um unsere Vorstellungen für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft einzubringen. Wir haben uns dabei auf die nachfolgenden Fragestellungen konzentriert.

 

Bei den geschlossenen Fragen gibt es entweder 3 oder 5 Antwortmöglichkeiten. Bei Frage 1 (Welches sind die wichtigsten Herausforderungen für die Landwirtschaft und die ländlichen Gebiete in der EU?) sind aus der Sicht des EMB ein „angemessener Lebensstandard für die Landwirte“ sowie die Antwortmöglichkeit „ungleiche räumliche Entwicklung innerhalb der EU“ von zentraler Bedeutung.

Bei Frage 2 (Mit welchen der derzeitigen politischen Instrumente der GAP können die vorstehenden Herausforderungen am besten bewältigt werden?) haben für uns u.a. „Maßnahmen zum Risikomanagement“ sowie „Förderung der Integration in Erzeugerorganisationen“ Priorität.

Wichtig erscheint uns auch die Fragestellung 15 (Welche der nachfolgend genannten Ziele sollten die wichtigsten Ziele der GAP sein?). Hier ist aus EMB-Sicht die „Sicherung eines angemessenen Lebensstandards für die Landwirte“ und die „Beseitigung von Marktunsicherheiten“ zentral.

Sehr kritisch sehen wir die Frage 22 (Durch welche Maßnahmen könnte die Ausfuhrleistung der EU weiter verbessert werden?). Es gibt kaum Möglichkeit, gegen die Exportorientierung der EU Stellung zu beziehen, außer die Antwort „keine Maßnahmen erforderlich“.

Bei Frage 28 (In welchen Bereichen sollte die GAP mehr für die ländlichen Gebiete tun?) sind aus unserer Sicht die Auswahlmöglichkeiten „Förderung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Landwirtschaft in der gesamten EU, damit sich Erzeugung und Bevölkerung nicht in bestimmten Gebieten ballen“ sowie „Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten, auch in der landwirtschaftlichen Primärproduktionessentiell.

 
Bei der offenen Frage 12 (Welches sind die größten Probleme/Hindernisse, weshalb mit der derzeitigen Politik die Ziele nicht erreicht werden? Was sind die Ursachen für diese Probleme?) sehen wir folgende Punkte als wichtig an:

Ein wichtiges Ziel – ein angemessenes Einkommen für Erzeuger - wird nicht erreicht, weil:

  • Ziel wird nicht ernsthaft angesteuert durch aktuelle GAP-Politik und der soziale Aspekt wird in GAP vernachlässigt;
  • Interessen von Erzeugern werden weitaus geringer gewertet als die Interessen von verarbeitender Industrie. Die Liberalisierung des Rohmilchmarktes wird daher vorangetrieben mit einschneidenden Konsequenzen für die Erzeuger;
  • Es fehlen ausgleichende Instrumente wie wirksamer Krisenmechanismus (siehe MVP);
  • erste Ansätze wie freiwilliger Lieferverzicht müssten jetzt in ein reguläres Kriseninstrument mit gesetzlicher Verankerung transformiert werden;
  • Kalkulationsmethoden der EU-Kommission sind zum Teil problematisch. Z.B. bei Berechnung von Produktionskosten wird auf EU-Ebene kein angemessenes Arbeitseinkommen für Betriebsleiter und Familienarbeitskräfte angesetzt.

 

Zu Frage 13 (Welche Elemente der derzeitigen GAP sind am komplexesten bzw. mit dem größten Aufwand verbunden und warum?) haben wir folgende Meinung:

Die fehlende Verankerung eines Kriseninstruments in der GAP macht bei Krisen ständige Treffen/ Beratung von Kommission und Länder notwendig, um außerordentliche Maßnahmen zu beschließen. Abgesehen, dass lediglich der freiwillige Lieferverzicht für die Preiserholung angeschlagen hat, stellen diese ständigen ad Hoc Treffen/ Beratungen einen zusätzlichen Aufwand bzw. Kosten für die Steuerzahler und Politik dar. Diese ungelösten Probleme sind zudem sehr kostenintensiv für die Erzeuger.

 

Wichtige Punkte zu Frage 16 (Halten Sie es für eine modernisierte GAP für erforderlich, weitere Ziele hinzuzufügen? ) sind unserer Meinung nach

  • die soziale Dimension von Nachhaltigkeit muss stärker verankert werden
  • Zusammenhalt innerhalb der EU: über die GAP können verbindende Entwicklungen gefördert werden. Das heißt, dass man eine ausgeglichene Entwicklung fördert und nicht Produktionskonzentrationen. Damit werden die Leistungen der Landwirtschaft (Arbeitsplätze, Wohlstand etc.) gleichmäßiger EU-weit verteilt und Belastungen (z.B. im Umweltbereich) konzentrieren sich nicht in bestimmten Bereichen.

 

 

Bei Frage 33 (Haben Sie weitere Anregungen zur Modernisierung der GAP?) führen wir die Umsetzung des Marktverantwortungsprogramms zur Vermeidung von Krisen an.

Frage 34 ermöglicht es ein kurzes Dokument, z. B. ein Positionspapier, hochzuladen. Hier reichen wir das Marktverantwortungsprogramm (MVP) des European Milk Board ein.

 

Silvia Däberitz und Regina Reiterer, EMB

Deutschland: Dranbleiben heißt die Devise

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© Franzfoto

Die Umsetzung der im 2. EU-Hilfspaket beinhalteten Mengendisziplin hat es an den Tag gebracht: mit wenig Bürokratie konnte wesentlich zu einer Marktstabilisierung beigetragen werden. Auf einer DIN A 4 Seite konnten online - sowohl im EU- wie auch im nationalen Teil -  alle notwendigen Angaben untergebracht werden.

 

Der für die Kontrollen notwendige Aufwand ist sehr beschränkt. Inzwischen müssten alle, die im Vorfeld das EMB Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept aus verschiedenen Gründen als untauglich dargestellt haben, mit hochrotem Kopf herumlaufen.

Bei der aktuell laufenden Abwicklung des nationalen Teils der Milchsonderbeihilfe haben rund ein Drittel der deutschen Milchviehhalter mit einer Milchmenge von 16,3 Mrd. kg einen Antrag gestellt. Die Beihilfe wird gewährt, wenn der Antragsteller seine Kuhmilchanlieferung in einem Vergleichszeitraum nicht steigert. Das bedeutet, dass vor allem größere Betriebe eine zeitlich befristete Mengendisziplin einhalten wollen, 53 % der Antragsteller melken mehr als 1 Mio. kg Milch pro Jahr. Der vorläufig sich ergebende Beihilfesatz dürfte sich auf rund 0,70 Cent pro Kilogramm im Zeitraum 1.12.2015 bis 30.11.2016 gelieferter Milch belaufen.

Die spannende Frage ist, wie es nach dem Auslaufen der Mengendisziplin mit dem Verlauf der Milchanlieferung weiter geht. Nicht wenige gehen von einem einsetzenden Anstieg aus und das trotz einer nach wie vor beängstigenden Aufgabewelle bei den Milchviehhaltern. Kaum ein Tag vergeht ohne dass man zur hören bekommt, dass sich wieder welche von uns entschlossen haben, die Kühe endgültig aus dem Stall „zu treiben“.

Auf Ebene von Politik und Verbänden werden in Deutschland sehr einseitig Branchenlösungen diskutiert und eingefordert. Mit scheinbaren Verbesserungen in der Vertragsgestaltung, wie Abschaffung der Andienungspflicht oder Mengensteuerung auf Molkereiebene, wird Hoffnung gemacht, den EU-Milchmarkt in einem Gleichgewicht halten zu können. Aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kommt wieder verstärkt das Signal, man werde sich nicht mehr mit mengensteuernden Maßnahmen in den Markt einmischen. Ähnliche Botschaften hat es auch vor der Umsetzung des 2. Hilfspakets in Bezug auf Mengendisziplin gegeben. Man vernimmt aus dem Ministerium aber auch die Drohung, dass bei einer Verweigerungshaltung der „Branche“ eben doch staatliche Maßnahmen die Folge sein könnten. 

Unsere Aufgabe in den nächsten Wochen und Monaten sehen wir vor allem in der politischen Arbeit. Wir müssen klar herausstellen, dass ohne die Einführung des Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzepts auf EU-Ebene die nächste Milchmarktkrise nur eine Frage der Zeit ist. Die nächste dafür günstige Gelegenheit ist die Agrarministerkonferenz der Länder, die vom 29. bis 31. März 2017 in Hannover stattfindet. Der BDM wird dort präsent sein und versuchen, mit ausdrucksstarken Bildern die Ministerinnen und Minister zu informieren, was Branchenlösungen können und was nicht. Wir werden zum Ausdruck bringen, dass Krisen nur mit einem entsprechend gestaltetem Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt wirkungsvoll entgegengewirkt werden kann. Auch der beginnende Wahlkampf zur Bundestagswahl im Herbst 2017 wird vom BDM genutzt werden, die Parteien und deren Kandidaten im Sinne der bäuerlichen Milchviehhaltung und im Interesse der ländlichen Räume zu mutigen Schritten zu bewegen.

„Wo sind die selbstbewussten, freien Bauern geblieben?“ Diese Frage stellte Dr. Robert Habeck, Agrarminister in Schleswig-Holstein, beim BDM-Milchbauerntag in Osterrönfeld. Unsere Haltung ist und kann nur sein: dranbleiben und nicht ablenken lassen - die Politik muss weiter angetrieben werden! Das weiß auch Robert Habeck; mit seiner Frage richtete er sich vor allem an den Teil der Milchviehhalter, die dazu neigen, resigniert aufzugeben. Das ist das falsche Signal.

Hans Foldenauer, BDM Deutschland

Ramschkäse Exporte als Überschussventil

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© wikimedia

Die Schweizer Käsebranche rühmt sich in der neusten Medienmitteilung und schreibt, dass die Schweizer Käseexporte 2016 einen Zuwachs von +2.5% verzeichnen, was 1.738 Tonnen entspricht.  Diese Exporte sind nur die eine Seite der Medaille, denn  die Importe sind  in derselben Zeit sogar um 2.734 Tonnen gestiegen.

 

Aber das ist noch nicht alles: Da die Segmentierung von den Milchkäufern und Verarbeitern nur mangelhaft umgesetzt wird, wurde die Branche einmal mehr kreativ und fand neue Wege, um Überschüsse loszuwerden. Und man ist fündig geworden: Man kauft billige B-Milch ein, zu einem Preis um 40 Rappen. Diese wird so stark als möglich entrahmt. Der Rahm wird separat verarbeitet und verkauft. Die einen exportieren ihn mit staatlichen sog. „Schoggigesetzgeldern“, andere füllen ihre Butterlager damit. Mit der fettarmen Milch stellt man einen Käse her. Dafür gibt es schließlich vom Bund noch 15 Rappen pro Kilo Milch als Verkäsungszulage solange der Käse wenigstens 15% Fett hat.

Dieser Käse ist so billig von den Gestehungskosten her, dass er problemlos im Export verschachert werden kann. Die Exportstatistik der eidgenössischen Oberzolldirektion weist folgendes aus: Im Jahr 2016 wurden über 1.200 Tonnen Halbhartkäse zu einem Preis zwischen umgerechnet 1,41 bis 2,72 Euro pro Kilo !! (1,50 - 2,90 Franken) in EU Länder exportiert. So wurden z. Bsp. im März 2016 allein nach Italien 232 Tonnen Halbhartkäse zu einem Kilopreis von umgerechnet 2,06 Euro (2,20 Franken) exportiert.  Über diese Pseudo-„Qualitätsprodukte“ redet die Branche jedoch nicht. Information über die Art und Verwendung dieser Ware bleiben geheim.  Dass aus unserer Hochqualitätsmilch billigster Industriefood gemacht wird und das erst noch mit Steuergeldern drin, passt eben nicht ins Bild des Exporterfolgs!


Überschüsse nicht als C Milch abzuschieben, sondern als billige B 2 Milch zu Butter und fettarmem Käse zu verarbeiten, wird immer beliebter. Als wir  von BIG-M dies publik machten, reagierte die Branche gereizt. In der Branche ist man sich einig, dass diese Exporte rufschädigend sind. Die Branche ist jedoch nicht imstande, das Problem bei der Wurzel zu packen, denn dies würde bedeuten, dass mit klaren Milchkaufverträgen eben nur soviel Milch angekauft wird, wie effektiv vernünftig verkauft werden kann. Dazu kommt noch, dass mit dieser unnötigen Verschleuderung von Steuergeldern die Akzeptanz der Verkäsungszulage in Frage gestellt wird. 

Werner Locher, BIG-M

Kolloquium der OPL: Die Erzeuger haben das Wort

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© OPL

Der französische Milcherzeugerverband OPL (Organisation des producteurs de lait) der Coordination Rurale hat am Donnerstag, den 9. Februar, in Hangest-sur-Somme ihr 10. Kolloquium veranstaltet.

 

 

 

Die OPL wollte damit den Milcherzeugern die Möglichkeit bieten, offen über die Probleme zu reden, die mit der Vertragslandwirtschaft und den Erzeugerorganisationen (Branchenorganisationen (OP) und deren Verbände (AOP)) zusammenhängen, sowie über die gewünschten Entwicklungen. Dieses Ziel wurde voll erfüllt, denn es kamen gut fünfzig Milcherzeuger zusammen, die sich anhand ihrer persönlichen Erfahrungen austauschen und Handlungsansätze erörtern konnten, um die Lage der Milcherzeuger in Frankreich zu verbessern. Der Milchauszahlungspreis war der rote Faden, der alle Gespräche durchzog, da er zurecht zu den größten Sorgen zählt.

Mit den Beiträgen des Agrarmarktexperten André Pflimlin vom Ausschuss der Regionen und Véronique Pilet, Leiterin der Wirtschaftsabteilung des französischen Branchenzentrums für die Milchwirtschaft (Centre national interprofessionnel de l’économie laitière – CNIEL) wollte die OPL außerdem einige Denkanstöße geben, damit möglichst viele Erzeuger die Neuausrichtung der Milchpolitik in die Hand nehmen können.

Der Blick der beiden Referenten auf den internationalen und europäischen Kontext stieß bei den Anwesenden auf sehr großes Interesse.

Die Bilanz von Véronique Le Floc’h im Video

 

Véronique Le Floc’h, OPL Frankreich

Ausstellung: Milch reist nicht gern - Milchbauern schon

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© EMB

Reisen Sie zusammen mit den Milchbauern Johannes und Christoph nach Burkina Faso! In einer spannenden Foto-Ausstellung berichten die beiden von ihrem Besuch in dem westafrikanischen Land. Sie schildern ihre Begegnungen mit den burkinischen Berufskollegen und zeigen, wie wir in der EU zu fairen Handelsbeziehungen beitragen können.

 

Eine sympathisch aufbereitete Ausstellung und ein kleiner Schatz in Sachen Wissenserweiterung!

Datum der Ausstellung: ab 3. März bis Ostern

Ort: Saarbrücken, Kirche der Jugend eli.ja

 

Die Ausstellung findet im Rahmen der Fastenaktion 2017 von MISEREOR statt. Burkina Faso, eines der ärmsten Länder der Welt, steht dabei im Mittelpunkt.

Es handelt sich um eine Wanderausstellung. Wenn Sie sich dafür interessieren, die Ausstellung auch zu sich in die Region zu holen, geben Sie uns gern unter office@europeanmilkboard.org Bescheid.

 

 

Interview mit Johannes Pfaller, Milchbauer bei Heideck, Bayern

Herr Pfaller, warum wurde diese Ausstellung über Burkina-Faso gemacht?

Wir sind ja als Milchbauern gemeinsam mit dem EMB und Misereor nach Burkina Faso gefahren, um erst einmal zwischen der Situation hier und dort vergleichen zu können und Informationen zu sammeln. Als wir dann gesehen haben, dass unsere EU-Produktion über Milchpulver zu Dumpingpreisen negative Auswirkungen auf die Produktion dort hat, wollten wir diese Information hier in Deutschland auf eine interessante Art weitergeben. Da schien uns eine Ausstellung passend, über die wir die Menschen auf unsere Reise praktisch mitnehmen können.

 

Was haben Sie von Ihrer Reise aus Burkina Faso für sich selbst denn mitgenommen?

Das waren verschiedene Dinge. Zum einen wurde uns klar, dass Burkina Faso ein sehr armes Land ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen automatisch unglücklicher sind. Trotz vergleichsweise härterem Leben gibt es glückliche und zufriedene Leute dort.

Bei der Landwirtschaft fiel mir auf, dass es zum einen ganz ähnlich und dann aber auch wieder ganz anders als bei uns ist. Unterschiede sieht man natürlich im Wohlstand und bei der Produktionsweise. Viele Ähnlichkeiten existieren dann aber bezüglich der ökonomisch-politischen Situation der Erzeuger. Wir haben hier wie dort das Problem, ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften.

Besonders klar wurde mir aber, dass die EU und Deutschland nicht den Mittelpunkt des Universums darstellen. Wir sind nicht die einzigen, die die Welt ernähren können. Überall auf der Welt gibt es Menschen mit gleicher Intelligenz und ähnlichen Fähigkeiten, Nahrung etc. anzubauen. Wir sollten unsere Arroganz hier wirklich reduzieren.

 

Was hat Sie am meisten in Burkina Faso überrascht?

Dass mein Kollege Christoph in der Wärme tagelang lange Hosen tragen konnte, ohne offensichtlich furchtbar zu schwitzen (lacht). Nein im Ernst, neu war für mich, dass es einen so extremen Unterschied zwischen Stadt und Land geben kann. Bei uns in Europa ist die Entwicklung auf dem Land nicht so weit weg von der in der Stadt.

 

Was sollten die Menschen in Deutschland, Ihrer Meinung nach, über Burkina Faso erfahren und aus dieser Ausstellung mit nach Hause nehmen? 

Es wäre schön, wenn wir mit dem Glauben etwas aufräumen könnten, dass es schicksalsgegeben ist, dass Afrika Armut leiden muss. Wir akzeptieren hier viel zu sehr, dass in Afrika „alle“ arm sind, ja sein müssen. Aber es ist wirklich zum Teil so, dass viele dort in Armut leben, weil wir hier reich sind. Wenn wir zum Beispiel schon bei uns in der EU-Landwirtschaft verantwortlicher produzieren würden, ließe sich diese Ungerechtigkeit reduzieren.

Ich denke, wir zeigen in der Ausstellung einige gute Ansätze und Empfehlungen, wie man mehr Fairness und Gerechtigkeit erreichen kann. Und wenn der eine oder andere davon ein paar Gedanken mit nach Hause nimmt, hätte sich die Ausstellung gelohnt. Aber belehren möchten wir niemanden. Wenn die Menschen also beispielsweise mit dem Wissen aus der Ausstellung gehen, dass „Burkina Faso“ in den einheimischen Sprachen „das Land der aufrechten Menschen“ bedeutet, dann freut mich das natürlich auch.

Herr Pfaller, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

 

Silvia Däberitz, EMB

Studie zur Agrarpolitik: GAP braucht weitere Reformen

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Fast zwei Drittel der EU-Bürgerinnen und -Bürger haben sich dafür ausgesprochen, die Vergabe der milliardenschweren EU-Agrarsubventionen deutlich stärker an den Klima- und Tierschutz zu koppeln. An die 55 Milliarden Euro bringen europäische Bürger jährlich an Steuergeldern auf, die in Agrarsubventionen fließen. Zufrieden mit der Verwendung sind sie nach einer aktuellen Studie nicht.

 

Jeder in den 28 EU-Mitgliedsstaaten – vom Baby bis zum Senior – steckt jährlich 110 Euro in die Landwirtschaftspolitik der EU. Doch wenn knapp 40 Prozent des EU-Haushaltes in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) fließen, wie kommt es, dass Bauernhöfe reihenweise aufgeben, Großinvestoren Landraub betreiben,  Pestizide wie Glyphosat und Antibiotikamissbrauch unsere Gesundheit und die Umwelt belasten? Genau das ist die Ausgangsfrage der aktuellen Studie „Fundamente statt Säulen: Vorschläge zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik“, die die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch im Auftrag von Martin Häusling, Agrarpolischer Sprecher für die Grünen/EFA, kürzlich veröffentlicht hat.

 

Nachhaltige Agrarpolitik – ein weites Feld

Einfach zu durchschauen sind die Mechanismen nicht, die hinter landwirtschaftlicher Produktion und Lieferung liegen, bevor Fleisch oder Tofu auf unseren Tellern liegt. Zu komplex und global sind die Strukturen der Agrar- und Ernährungsindustrie, zu stark die Interessen einzelner Player, als das es einfache politische Lösungen, vor allem auf europäischer Ebene gibt. Und so muss sich auch Häuslings Studie mit einer Reihe von Ansätzen beschäftigen, die für einen Richtungswechsel der europäischen Agrarpolitik in Richtung Nachhaltigkeit und Verbraucheransprüche stehen. Exportpolitik, Biodiversität oder Bodenschutz sind einige davon.

Die Ernährungssicherung der Europäer sollte auf der Kreislaufwirtschaft von Nährstoffen in regionalen, naturräumlichen Zusammenhängen basieren, schlagen die Autoren der Studie vor.  Aber die Ernährungs- und Agrarindustrie Europas sei hingegen auf Wachstum, Kostenreduktion und globale Arbeitsteilung ausgerichtet. Um hier eine wirkliche Reform im Sinne des Umwelt-, Klima-, Gewässer- und Tierschutzes voran zu bringen, müssten diese und strukturelle Investitionen in die ländliche Wertschöpfung in Artikel 39 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) aufgenommen werden.

„Wir müssen weg vom Säulenmodell hin zu einer Leistungshonorierung, die sich den Ökologischen Landbau zum Leitbild nimmt und ihn als Premiumstandard für öffentliche Gelder definiert“, so Häusling.

Ama Lorenz, Euractiv vom 13. Januar 2017

Vollständiger Artikel

Studie „Fundamente statt Säulen: Vorschläge zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik“

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