MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Für uns, die französischen Milcherzeuger, hat das Jahr fulminant begonnen, vor allem mit den Schlussfolgerungen unseres geschätzten Staats-präsidenten zu den von ihm einberufenen Treffen zum Thema Landwirtschaft und Ernährung.

Die Preise unserer landwirtschaftlichen Erzeugnisse sollen künftig in Abhängigkeit unserer Erzeugungskosten festgelegt werden. Wir sind alle mit dem Ansatz einverstanden, der von gesundem Menschenverstand zeugt. Doch bleibt ein wesentlicher Punkt zu klären, nämlich sich auf die Zahlen zu einigen! Selbst diplomatisch betrachtet, muss man leider feststellen, dass keine Einigkeit herrscht! Ob es bei den Verarbeitern ist – wo es sich nachvollziehen lässt – oder in unseren Genossenschaften – da ist es weniger logisch – oder, schlimmer noch, bei den Bauern, wo es dem Fass den Boden ausschlägt!

Die französischen Milcherzeuger haben kürzlich mit den Kollegen vom EMB die Kostenberechnung für die Erzeugung eines Liters Milch in Frankreich aktualisiert. Das Ergebnis ist keine Überraschung, denn wir liegen immer noch bei 45 Cent, Lohnansatz inbegriffen. Liebe Milcherzeuger: Das ist die Zahl, die man sich merken muss und keine andere! Die neue Kostenstudie wurde Anfang März bei der Landwirtschaftsmesse in Paris vorgestellt.

Vor einigen Wochen entdeckten einige Landwirte in einer Fernsehsendung auf France 2 die Wahrheit über das große Geschäft der Verarbeitungsindustrie und unserer Genossenschaften. Ich bitte euch: Der Ottonormalverbraucher mag heute erst den Machenschaften auf die Schliche kommen, OK. Aber dass die meisten Erzeuger noch von den mafiaartigen Praktiken erstaunt sind, mag ich nicht glauben. Manche haben ein schlechtes Gedächtnis. Vergessen wir nicht die zahlreichen Politiker, die wir getroffen haben, um sie über diese Betrügereien aufzuklären. Sie hätten die Reißlinie ziehen und für Ordnung sorgen oder sogar Tabula rasa machen müssen.

Ich will auch sagen, wie verwundert wir sind, dass in dieser Sendung keine echten Lösungen erörtert wurden! Zum Beispiel die schnellstmögliche Umsetzung eines Krisensteuerungsinstruments, wie unser Marktverantwortungsprogramm (MVP), sowie die Schaffung einer sektorenübergreifenden Erzeugerorganisation – und zwar auf europäischer Ebene!

Was unsere faire Milch FaireFrance betrifft: Auch wenn wir seit einigen Jahren damit phänomenalen Erfolg bei den Verbrauchern haben, sind wir traurig, dass eine Vielzahl regionaler oder sogar nationaler Milchprodukte entsteht, die die gerechte Verteilung zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Handel nicht respektiert. Einige Landwirte geben sich mit einem Preis zufrieden, der leicht über der Norm in einigen Sektoren liegt. Aber aufgepasst: Das heißt nicht, dass der Preis fair ist, im Gegenteil.

Boris Gondouin, Vorstandsmitglied des EMB und Sprecher der Association des producteurs de lait indépendants (APLI), Frankreich

Studie offenbart die tatsächliche Kostensituation der Milcherzeugung in Frankreich

Newsletterbild
© European Milk Board

Angesichts der kritischen Lage im Milchsektor hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron verkündet, der Milchpreis müsse künftig auf Grundlage der Erzeugungskosten berechnet werden. Tatsächlich wirtschaften die Milcherzeuger seit Jahren in einem Markt, der es ihnen nicht ermöglicht, ihre Kosten zu decken, da der Preis oft noch unter den reinen Selbstkosten liegt, ohne die Entlohnung des Erzeugers zu berücksichtigen, die aber für den Fortbestand des Sektors entscheidend ist.

 

Um die Vorschläge von Präsident Macron umsetzen zu können, ist es wichtig, über aktuelle Zahlen zu verfügen, die die tatsächlichen Kosten der Milcherzeugung in Frankreich widerspiegeln. Daher haben die französischen Milcherzeugerorganisationen APLI, OPL und France Milk Board (FMB Grand Ouest und Bassin normand) zusammen mit dem European Milk Board beim deutschen Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) eine Studie zu den Milcherzeugungskosten in Auftrag gegeben. „Das Ergebnis der heute veröffentlichten Studie ist eindeutig“, bestätigt Boris Gondouin von APLI, „wir brauchen mindestens 45,14 Cent, um die Milcherzeugungskosten zu decken, einschließlich des Einkommens des Landwirts“.

Romuald Schaber, Präsident des EMB, erklärt die Bedeutung dieser Studie: „Es ist entscheidend, über aktuelle und repräsentative Zahlen zu den Erzeugungskosten zu verfügen. Diese müssen jetzt als Grundlage für Gespräche mit der Politik und zur Berechnung des Milchpreises dienen.“ So beläuft sich de facto bei einem mittleren Milchpreis von 33,91 Cent pro Kilogramm Milch über die letzten fünf Jahre die Unterdeckung der Erzeugungskosten auf 27%. Selbst 2017 fehlten den Erzeugern trotz höherer Preise noch 10,72 Cent pro Kilo Milch, um ihre Erzeugungskosten zu decken und eine angemessene Entlohnung ihrer Arbeit zu erfahren. Im Jahr 2016 belief sich dieser Einkommensausfall sogar auf 14,31 Cent pro Kilogramm erzeugter Milch.

„Jetzt, wo wir diese Zahlen haben, kann die Arbeit weitergehen“, betont Denis Jehannin, Vizepräsident der Erzeugerdachorganisation FMB Grand Ouest. „Wir können bei den Preisverhandlungen mit der Industrie auf diese Zahlen zurückgreifen.“ Für Joseph Martin, Vertreter der OPL, geht es nun um konkrete Lösungen. „Wir fordern die Politik auf, einen angemessenen Rahmen zu schaffen, der endlich kostendeckende Preise für die Erzeuger ermöglicht. Zusammen mit den politischen Entscheidungsträgern und anderen Vertretern des Sektors müssen wir geeignete Lösungen finden, um die Zukunft des Sektors zu sichern“, fährt er fort.

Die Studien zu den Erzeugungskosten für andere große Milcherzeugerländer Europas sind unter folgender Adresse verfügbar: http://www.europeanmilkboard.org/de/produktionskosten-der-milch.html

Als Krisensteuerungsinstrument schlagen der EMB und seine Mitgliedsorganisationen die Einrichtung eines Marktverantwortungsprogramms (MVP) vor, das es ermöglichen würde, Krisen rechtzeitig einzudämmen.

EMB Pressemitteilung vom 2. März 2018

Koalitionsvereinbarung bestätigt Bedeutung der Milchviehhalter und erkennt Handlungsnotwendigkeit an

Newsletterbild
wikimedia commons

Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. wurde den Milchviehhaltern in der vorgeschlagenen Koalitionsvereinbarung eine besondere Bedeutung zugemessen - vor allem mit Blick auf eine flächendeckende Grünlandbewirtschaftung.

 

Wichtig ist insbesondere die Botschaft, dass das bisherige Sicherheitsnetz für den Milchmarkt nicht in der Lage ist, Krisen wirksam zu begegnen. "Das ist aus dem Bekenntnis, dass man Maßnahmen und Instrumente entwickeln wolle, um auf schwere Krisen zukünftig besser vorbereitet zu sein, abzuleiten", erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. Gegenüber der letzten Koalitionsvereinbarung ist das ein deutlicher Fortschritt. Damals hatte es noch geheißen, man setze auf das wirksame und verlässliche Sicherheitsnetz der EU.

"Mit der Anerkennung der Handlungsnotwendigkeit ist in der Vereinbarung eine Grundlage geschaffen worden, auf der im Sinne der Milchviehhalter aufgebaut werden kann und die "mit Leben befüllt" werden muss", so Schaber.

Für einen wichtigen Schritt hält der BDM auch die genannte Modernisierung der Lieferbeziehungen. Sie ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Marktstellung der Milchviehhalter. "Ob diese Modernisierung allerdings ein wichtiges Instrumentarium zur Krisenbewältigung werden kann, ist doch sehr in Frage zu stellen", schränkt Romuald Schaber ein. "Kritisch ist auch, dass in der Koalitionsvereinbarung konkrete Maßnahmen zur Vermeidung von Milchmarktkrisen nicht benannt sind, obwohl die dazu notwendigen Instrumente wie ein Frühwarnsystem, das Angebot einer zeitlich befristeten Mengenreduzierung sowie im Extremfall zeitlich verpflichtende mengenwirksame Eingriffe in den EU-Milchmarkt längst auf dem Tisch liegen. Die relativ offenen Formulierungen des Koalitionsvertrags deuten wir aber als Zeichen, dass wir über alle Strategien zur Vermeidung von neuerlichen Milchmarktkrisen offen und nach vorne gerichtet verhandeln können", erklärt Schaber weiter. Mit Blick auf die aktuelle Milchmarktentwicklung ist dies auch dringend geboten. Es gilt nun, mit der neuen Bundesregierung - in welcher Konstellation auch immer - möglichst schnell auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Neben vielen anderen Punkten ist dies vor allem auch für die Weiterentwicklung der Europäischen Agrarpolitik wichtig. "Es ist durchaus anzuerkennen, dass man davon spricht, die Haushaltsausstattung im bisherigen Volumen auf EU-Ebene erhalten zu wollen, auch wenn von EU-Seite bereits von mehreren Seiten Haushaltseinschnitte angekündigt sind. Fatal wäre es allerdings, wenn man die ganze Energie ausschließlich auf den Erhalt von Haushaltsgeldern konzentrieren würde, ohne auch nur einen Gedanken an die zukünftige Gewichtung der Gemeinsamen Marktordnung zu verschwenden. Nur über eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Marktordnung können wir dahin kommen, dass die Landwirte ihr Einkommen wieder vorrangig aus dem Verkauf ihrer Produkte generieren können. Mit einem Einsatz alleine für den Prämienerhalt wird die bäuerlich geprägte Tierhaltung auch mit Blick auf notwendige Investitionen für das Tierwohl Schiffbruch erleiden", mahnt Romuald Schaber.

Pressemitteilung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) vom 8. Februar 2018

Niedersachsen: Grüne Weide 2018 verspielt

Newsletterbild

Es war ein schwerer Anfang für die neue niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast. Anders als von ihrem grünen Amtsvorgänger Christian Meyer angekündigt, wird es in diesem Jahr keine neu konzipierte Weideprämie geben. Meyer hatte im vergangenen Jahr die Grünlandbauern über die Ausgleichszulage gefördert.

 

In diesem Jahr sollte diese Förderung besser qualifiziert als eine Weideprämie eingeführt werden. Nach Aussagen des Ex-Ministers, die von SPD-Mitgliedern bestätigt wurden, waren die Mittel in Höhe von 30 Mio. Euro bereits mit den zuständigen Ressorts abgesprochen. Dann allerdings kam es zu vorzeitigen Neuwahlen. Das ehemals grüne Agrarministerium ging an die CDU. Die Weideprämie ging „verloren“. Die Mittel wurden am Ende nicht im Nachtragshaushalt beantragt. Ein Versäumnis?

60 Euro pro Kuh sowie 20 Euro pro Schaf oder Ziege hätten den Tierhaltern 2018 gezahlt werden sollen. Gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem die gesellschaftliche Diskussion eine artgerechte Tierhaltung, zu der auch Kühe auf der Weide gehören, fordert und erste Molkereien wie die Ammerland eigene Weidemilchlabel am Markt zu etablieren suchen, ist eine derartige Vollbremsung für viele Bauern unverständlich.

Im Ministerium war man wohl schon zu Meyers Zeiten gegen die Weideprämie. Zu kompliziert, zu schlecht zu kontrollieren sei sie. Auch befürchtete man offenbar viele Cross-Compliance-Verstöße. Das kurzzeitige Machtvakuum nach der Wahl und die neue Ministerin ließen dann wohl Spielräume, die der Behördenapparat zu nutzen wusste. Jetzt jedenfalls argumentiert man von Ministeriumsseite ganz offen gegen die Weideprämie. „In der Milchviehhaltung gibt es Stallhaltungsformen, die auch ohne Weidehaltung als sehr tiergerecht einzustufen sind. Allein mit der Vorgabe einer bestimmten Beweidungsdauer lässt sich der Tierschutz in der Milchviehhaltung noch nicht effektiv verbessern.“

Während die Ministerin in ihren ersten Stellungnahmen immer noch erklärte, es seien keine weiteren Mittel vorhanden und die Weideprämie hätte nur zulasten anderer Agrarumweltmaßnahmen finanziert werden können, wird inzwischen deutlich, dass es sich um schlicht eine andere Schwerpunktsetzung handelt. Nachdem die Ministerin eine Förderung zum Bau von Güllebehältern in Aussicht gestellt hatte, konkretisierte eine Ministeriumssprecherin, dass es Pläne für ein auf drei Jahre angelegtes Förderprogramm zum Bau von Güllebehältern mit einem Finanzvolumen von jährlich rund 10 Mio. Euro gebe. Statt mittelfristig das Ziel einer bodengebunden Tierhaltung zu formulieren, manifestiert man so die bestehenden Verhältnisse.

Auch wenn eine Weideprämie in diesem Jahr nicht kommen wird, besteht doch die Chance, eine solche im Haushalt 2019 vorzusehen, so erste Signale aus SPD und CDU. Kurz darauf bestätigte eine Ministeriumssprecherin: „Im Rahmen der Haushaltsaufstellung 2019 sowie der mittelfristigen Finanzplanung für die Folgejahre“ werde ein Förderprogramm geplant.

Unterdessen bekräftigte die niedersächsische Agrarministerin ihre Unterstützung des Weidemilchprogramms: „Mit der Fortführung des Weidemilchprogramms, welches von der Vorgängerregierung initiiert worden ist, werden Milchviehhalter, die Weidehaltung betreiben und zum Erhalt des Grünlandes beitragen, unterstützt.“

Marcus Nürnberger, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Deutschland

"Den Milcherzeuger melken" – in Irland und Rumänien

Newsletterbild
© Dennis Jarvis, CC BY-SA 2.0

Stuart Meikle hat in den letzten Jahren viel Zeit in Irland und Rumänien verbracht. Die Milchwirtschaft unterscheidet sich in den beiden Ländern, aber die Probleme sind oft gleich.

 

 

 

2014, im Jahr vor Abschaffung der Milchquoten, hatte Irland 1,13 Millionen Milchkühe. In Rumänien waren es 1,18 Millionen. In Irland wurden 5,8 Milliarden Tonnen Milch erzeugt, in Rumänien 4,1 Milliarden. Bis 2017 war der Viehbestand in Irland auf 1,43 Millionen Milchkühe gestiegen und die Produktion auf geschätzte 7,3 Milliarden Tonnen, während die Situation in Rumänien zumindest in den ersten beiden Jahren nach Abschaffung der Quote relativ stabil blieb.

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Ländern ist, dass nahezu die gesamte irische Milch von Molkereien verarbeitet wird, während in Rumänien nur 20% der Milch in gewerblichen Betrieben verarbeitet werden. Die wesentliche Gemeinsamkeit zwischen den beiden Milchsektoren liegt im saisonalen Charakter der Produktion, in Irland durch eine verlängerte Weidesaison und in Rumänien durch eine höhere Produktion im Frühling und Sommer.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Kommunismus stieg die Zahl kleiner, lokaler Lebensmittelverarbeiter, die überwiegend traditionelle Erzeugnisse herstellten. Die EU-Fördermittel begünstigten größere Erzeuger, während gleichzeitig EU-Unternehmen in das Land kamen. Die lokalen Erzeuger wurden nicht angemessen gefördert, während die europäische Milchkrise nach Abschaffung der Quote diese Situation noch verstärkte.

Man kann sagen, dass der rumänische Milchsektor den Übergang vom Kommunismus bzw. in die EU nicht erfolgreich bewältigt hat. Die massive Fragmentierung der Flächen und des Viehbestands nach dem Ende des Kommunismus mag zu der Zeit politisch opportun gewesen sein, resultierte aber in einer Milchwirtschaft, die überhaupt nicht wettbewerbsfähig ist.

Es ist interessant, das Schicksal der rumänischen Milcherzeuger mit dem der irischen zu vergleichen. Die irischen Milcherzeuger haben das große Glück, dass sie über Erstverarbeiter in genossenschaftlicher Hand verfügen, die verpflichtet sind, die gesamte Milch abzunehmen, die ihre Mitglieder erzeugen. Dies hat es dem Milcherzeugungssektor ermöglicht, zu investieren und in dem Wissen zu expandieren, dass die Milchabnahme garantiert ist. Ob der Abnehmer jedoch in der Lage ist, einen Preis zu zahlen, der eine nachhaltige und langfristige Kapitalrendite für die Investitionen abwirft, ist eine andere Frage.

Milchpulver, Intervention und Butter sind die stärksten Märkte für die irische Milch.  Für die Milcherzeuger ist es schwierig, in der Lieferkette ihr Auskommen zu finden. Entspricht man nicht den Ansprüchen der Verarbeiter, die Produktnachfrage der Verbraucher zu bedienen, verliert man seinen Absatzmarkt.

Markt- und andere Einflüsse lassen darauf schließen, dass sowohl die irischen wie auch die rumänischen Milcherzeuger unter Druck sind. In Irland sind es die "Familienbetriebe", die bedroht sind, weil ihnen die Größenordnung fehlt, um als Primärerzeuger in Milchrohstoff-Lieferketten zu konkurrieren. Noch schlimmer ist, dass sie unauflöslich mit riesigen, einmaligen, angebotsgesteuerten Investitionen der für die Rohstoffmärkte produzierenden Verarbeiter verbunden sind, die womöglich nie den Erzeugerpreis hergeben, den die irischen Milcherzeuger brauchen.

In Rumänien wird sich ein kommerzieller Milcherzeugungssektor entwickeln. Dieser wird jedoch höchstwahrscheinlich "europäisch" und nicht saisonal sein. Er wird die Milch erzeugen, mit der die Verarbeiter, seien sie klein oder groß, den Verbraucherproduktmarkt beliefern möchten. Der rumänische Milcherzeuger wird sich weiterentwickeln – wobei die Anzahl der Erzeuger sinken wird – aber nur als Primärrohstofflieferant effizienter, marktorientierter Lieferketten.

Zusammenfassung des Artikels "Milking the Farmer – from Ireland to Romania" von Stuart Meikle.

Oliver Moore, ARC 2020

Verkauf von Interventions-Milchpulver zu Niedrigstpreisen – EMB kritisiert Verschleuderung

Newsletterbild

Die EU-Kommission hat Ende Februar über 4.300 Tonnen Magermilchpulver zu einem festgelegten Minimumpreis von € 110/100 kg verkauft. Dieser bis jetzt niedrigste Verkaufspreis seit Beginn der Ausschreibungen löst harsche Kritik unter den europäischen Milcherzeugern aus.

 

Der aktuelle Verkauf zu € 110/100 kg konterkariert klar die Forderung des European Milk Board, Interventionsbestände marktunschädlich abzubauen und Magermilchpulver nicht unter Wert zu verkaufen. Mit insgesamt 4.337 Tonnen wurde bei der letzten Ausschreibung die bisher höchste Menge an Magermilchpulver abgestoßen. Insgesamt wurden seit Dezember 2016 in 17 Ausschreibungsrunden 6.421 Tonnen MMP verkauft. Nach wie vor lagern rund 380.000 Tonnen in der europäischen Intervention. Der aktuelle Marktpreis für Magermilchpulver ist auf € 137/100 kg gesunken.

„Leider wurde das Pulver nicht verkauft, sondern regelrecht verschleudert - der Preis ist ein Skandal“, zeigt sich der Präsident des European Milk Board, Romuald Schaber, über die Vorgehensweise der EU-Kommission empört. „Man bekommt den Eindruck, dass der Agrarkommissar versucht, ohne nach rechts und links zu schauen, die Lagerbestände loszuwerden.“ Das Verschleudern von Milchpulver in der aktuellen Marktsituation sei brandgefährlich und verschärfe die Bedingungen für die Milcherzeuger, so die Meinung des EMB-Präsidenten. „Schon der im Dezember 2016 fixierte Minimumpreis von € 215,10/100 kg entspricht nicht dem eigentlichen Produktionswert“, so Schaber weiter. „Mit der kontinuierlichen Absenkung des Verkaufspreises auf nun € 110 setzt die Politik weiterhin die falschen Signale.“

Die Milchpreise zeigen nach einer kurzen Erholungsphase bereits wieder einen Abwärtstrend. Deutsche und belgische Milchbauern berichten von rund 4 - 10  Cent Preisrückgang in den vergangenen Wochen. Mit der sich abzeichnenden Produktionssteigerung der nächsten Monate steuern Europas Milcherzeuger sehenden Auges der nächsten Krise entgegen.

Sieta van Keimpema, Milchproduzentin aus den Niederlanden und Vizepräsidentin des EMB, zeigt sich pragmatisch. „Agrarkommissar Hogan hat uns Milcherzeugern zugesichert, dass das Instrument des freiwilligen Lieferverzichts auf EU-Ebene weiterhin zur Verfügung steht. Herr Kommissar, JETZT wäre der Zeitpunkt, ihre Zusage umzusetzen und ein erneutes Mengenreduktionsprogramm inklusive Deckelung der Produktionsmengen, wie wir es in unserem Marktverantwortungsprogramm vorschlagen, einzuführen!“

Für das EMB zeigt sich deutlich, dass die Intervention bei chronischen Instabilitäten nicht wirksam ist und die Preise später beim Verkauf nach unten drückt und so einer Markterholung entgegenwirkt. Die Produktion muss stattdessen durch Mengenreduktion an den Markt angepasst werden.

EMB Pressemitteilung vom 5. März 2018

EMB-Milchpreisvergleich der Länder

Newsletterbild
© wikimedia

An der außerordentlich schwierigen wirtschaftlichen Lage der europäischen Milcherzeuger hat sich weiterhin nichts verändert. Dies spiegelt das traurige Ergebnis des aktuellen EMB-Milchpreisvergleiches wider.

 

Im vorletzten Quartal bis Oktober 2017 waren es noch vereinzelte Molkereien, die den Erzeugerpreis abgesenkt hatten und es gab bei einzelnen Molkereien noch ein Auszahlungsniveau von über 40 Cent. Seitdem befinden sich die Preise nur noch auf Talfahrt.

Im Januar 2018 lagen fast alle Auszahlungspreise wieder weit unter denen von vor drei Monaten. Etliche Milcherzeuger in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien erhielten im Winter nicht einmal mehr einen Basispreis von 35 Cent/kg Milch, in Luxemburg erreichten die Milchpreise mit nur 31 Cent wieder ein bedenklich niedriges Niveau (bei einem Standardwert von 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß) .

Ohne Berücksichtigung der Zu- und Abschläge reichte die Spanne der Milchauszahlungspreise im Januar 2018 zwischen 31 Cent pro Kilogramm in Luxemburg und 38,24 Cent in Italien (IT-4). Allerdings bedeutete der Wegfall der Sommerzuschläge seit November 2017 bei den anderen italienischen Molkereien (IT-2, IT-3) einen spürbaren Preisrutsch auf 30 Cent oder auch noch deutlich weiter darunter.

Bitter sind auch die beängstigenden Entwicklungen im Biomilch-Sektor: Von November 2017 bis Januar 2018 fielen die Preise sogar um bis zu über 7 Cent pro Kilogramm (-16%) ab.

Milchpreisvergleich Januar 2017 bis Januar 2018

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

 

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich soll eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt. Die Monatszahlen werden laufend auch um die Nachzahlungen korrigiert. Mittlerweile beteiligen sich 20 Betriebe aus sieben Ländern am EMB-Milchpreisvergleich.

Sie finden uns auch auf Facebook

Newsletterbild

 

 

 

                       

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org