MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Newsletter als PDF

PDF-Version hier herunterladen

Kontakt

EMB - European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles

Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265

office@europeanmilkboard.org
www.europeanmilkboard.org

Newsletter März

Werte Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,


ein Geheimnis ist es schon lange nicht mehr. Auch in diesem Monat zeigen die negativen Tendenzen auf dem Milchmarkt wieder, wie notwendig ein Umdenken in der Milchmarktpolitik; wie notwendig ein Anpassen des Milchangebotes an die Nachfrage ist. Zu diesem Schluss kommen auch immer mehr Institutionen, die eine Rolle im politischen Leben der Europäischen Union spielen. So hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), der als ziviles Beratungsorgan der EU-Kommission, des EU-Rates und Europäischen Parlaments fungiert, in einer offiziellen Stellungnahme deutlich die bisherige EU-Milchmarktpolitik kritisiert. Nach dem EWSA müssten Angebot und Nachfrage ausbalanciert werden, da Lebensmittel im Allgemeinen und Milch im Besonderen zu wichtig für das Wohlergehen der Bürger seien, als dass man sie der Launenhaftigkeit eines freien, unregulierten Marktes überlassen könne.  Der Ausschuss spricht sich für stabile Preise und ein faires Einkommen für Milcherzeuger aus, was er als Grundlage für eine nachhaltige Versorgung der EU-Bürger mit qualitativ hochwertigen Produkten und als ausschlaggebend für lebendige ländliche Regionen betrachtet. Nach dem Europäischen Rechnungshof, der vor wenigen Monaten die EU-Politik kritisierte, hat sich nun das EWSA als wichtiger Vertreter der europäischen Zivilgesellschaft deutlich zu Wort gemeldet. All das weist in eine Richtung: Die europäische Agrarpolitik muss umschwenken, will sie ihre Rechtfertigung nicht in zweierlei Hinsicht verlieren. Fährt sie den eingeschlagenen Liberalisierungskurs weiter, dann arbeitet sie erstens gegen den Willen der europäischen Zivilgesellschaft; gegen den Willen der europäischen Bürger. Zweitens treibt sie die Zerstörung von landwirtschaftlichen Strukturen voran, die grundlegend für eine nachhaltige und auf Qualität bedachte Produktion von Lebensmitteln sind. Kann sich die EU - können wir als EU-Bürger uns das leisten?

Wortmeldungen aus allen Teilen der Gesellschaft und von politischen Institutionen sind wichtig angesichts der akuten Lage. Entgegen den Prognosen der EU-Kommission, hinter denen weitestgehend das Interesse stand, die eigenen Maßnahmen als wirksam zu rechtfertigen, sinken die Erzeugerpreise wieder und entfernen sich immer weiter von einem kostendeckenden Niveau. Beispielsweise lagen in Frankreich die Preise im Januar bei 29 Cent/ Liter, bis März erwartet man einen Abstieg auf 26 Cent/ Liter. In den Niederlanden lagen bei der Molkerei Friesland Campina die Erzeugerpreise im Dezember bei 32,75 Cent. Im Januar waren es noch 30, im Februar dann 28,5 Cent. Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben negativ. Dadurch, dass im Mai die EU-Auslagerungen auf den Markt gebracht werden sollen, muss man mit einer weiteren Verschlechterung der Lage rechnen. (Zu den aktuellen Erzeugerpreisen in Europa sehen Sie den Milchpreisvergleich des EMB unter: www.europeanmilkboard.org/de/emb/milchpreisvergleich.html)

Hoffnung auf ein Umlenken in der EU-Politik haben europäische Milcherzeuger bei einer Veranstaltung der belgischen Organisation Milcherzeuger Interessengemeinschaft (MIG) zum Amtsantritt des neuen EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos in Brüssel zum Ausdruck gebracht. Am 9. Februar hatten sie sich vor der EU-Kommission versammelt, um die liberale Politik der vorherigen Agrar-Kommissarin Mariann Fischer-Boel zu verabschieden und ihre Sympathie für eine neue, vernünftige Marktgestaltungspolitik zu demonstrieren.

Zu einer zukunftsfähigen Marktpolitik gehört keinesfalls die Kontraktualisierung, die unter anderen von französischen Molkereien und der französischen Politik vorangetrieben wird, wie Willem Smeenk vom französischen Verband Organisation des producteurs de lait (OPL) in diesem Newsletter klar aufzeigt. Wie man vernünftige Milchpolitik allerdings gestalten kann, zeigten Vertreter der kanadischen Milcherzeuger Dairy Farmers of Canada (DFC) bei ihrer Tour durch Frankreich. Vor tausenden Milchproduzenten erklärten sie dort das kanadische Regulierungssystem, das den Milchbäuerinnen und Milchbauern ihres Landes ein faires Einkommen garantiert und den europäischen Milcherzeugern Perspektiven aufzeigt. Die Neuigkeiten zu Frankreich werden mit einem Interview von Christian Manauthon von der französischen Organisation APLI abgerundet, der einen Überblick zu der Milchbündelungsorganisation Office du lait, an der aktuell in Frankreich gearbeitet wir, gibt.

Gute Perspektiven bietet auch der Start von Die faire Milch in Deutschland, wie Jutta Weiß vom Journal BDM Aktuell zu berichten weiß. Weitaus stärker als erwartet ist der Zuspruch der Konsumenten im ersten Monat für das Produkt, das den teilnehmenden Bauern 40 Cent je verkauftem Liter garantiert.

Lesen Sie in diesem Newsletter außerdem interessante Neuigkeiten aus Schweden und Irland sowie ein Interview mit Werner Locher, Vertreter des Schweizer Erzeugerverbandes BIG-M. Hier wird klar, dass der schweizer Staat, der sich vollkommen aus der Milchmarktgestaltung zurückziehen wollte, inkonsequenterweise in das Marktgeschehen weiter eingreift und trotzdem nicht müde wird, die Liberalisierung hoch zu loben. Problematisch ist, dass der Eingriff zum Leidwesen der Milcherzeuger geschieht. Mit der staatlichen Erklärung einer Allgemeinverbindlichkeit der Preisbeschlüsse der neugegründeten Branchenorganisation Milch (BO Milch) sind die Produzenten gezwungen, Beschlüsse zu akzeptieren, die das Interesse der Molkereien widerspiegeln.


Den Abschluss unserer europäischen Neuigkeiten im März bildet ein Bericht zum System der Saldierung in Österreich.


Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.


Viele Grüße

Silvia Däberitz

EMB

 

Europäische Zivilgesellschaft steht hinter den Milcherzeugern - Wirtschafts- und Sozialausschuss für mengenregulierende Milchmarktgestaltung

Wie der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) am 18. Februar verlauten ließ, seien dringend Maßnahmen notwendig, die Angebot und Nachfrage am Milchmarkt ausbalancieren. In der Pressemitteilung des Ausschusses heißt es: „Lebensmittel im Allgemeinen und Milch im Besonderen sind zu wichtig für das Wohlergehen der Bürger, als dass man sie der Launenhaftigkeit eines freien, unregulierten Marktes überlassen könnte.“

Damit stützt der EWSA die Position der Europäischen Milcherzeuger des European Milk Board (EMB), die die Notwendigkeit einer flexiblen Mengenregulierung zum Erreichen fairer Milchpreise immer wieder betonen. „Ein System der angebots- und nachfragebezogenen Marktmaßnahmen ist zentral, um eine nachhaltige und umweltfreundliche Milcherzeugung in den Jahren nach 2015 zu sichern“, so der Bericht.

Die Kritik des EWSA an der bisherigen EU-Politik, die die Milchquoten aktuell anhebt und sie mittelfristig dann abschaffen will, ist sehr deutlich. Dieses Vorgehen gehe keinesfalls einher mit dem Ziel der EU, eine nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln, ließ der EWSA in seiner Pressemitteilung verlauten. Damit reagiere man falsch auf die steigende Konzentration im Einzelhandelssektor, die die Milcherzeuger zu Preisnehmern anstelle von Preisgebern degradiert hat.

Weitreichende negative Konsequenzen einer Deregulierung des Milchmarktes sieht der EWSA auch für das kulturelle Erbe und die multifunktionale Entwicklung der ländlichen Regionen.

Nach dem europäischen Rechnungshof hat nun auch der Wirtschafts- und Sozialausschuss deutlich die Dringlichkeit gezeigt, den bisherigen Kurs der Liberalisierung, den EU-Kommission und EU-Rat vorangetrieben haben, durch eine vernünftige Marktgestaltungspolitik abzulösen.

PE, EMB

 

Neuigkeiten aus Frankreich

Der französische Präsident Sarkozy nahm zusammen mit französischen Verbrauchern, die im letzten Jahr auf die Milchmisere aufmerksam wurden, an einer Fernsehsendung teil. Sylvie POUX, Regional-Vorstandsmitglied der APLI (Association des Producteurs de Lait Indépendants) im Südwesten Frankreichs war ebenfalls eingeladen und hat sehr anschaulich und präzise die vielen Probleme, mit denen die Milchbauern zu kämpfen haben, erläutert.

Das Europarlament versucht, seine Position bezüglich einer neuen Agrarpolitik zu definieren. George LYON, MEP aus Schottland, reist bis Ende März in alle Länder der EU, um die Landwirtschaftsminister und andere Agrarvertreter (Bauernverband, etc.) zu treffen. Er versucht, sich einen Überblick über die Notwendigkeiten, die die neue Agrarpolitik ab 2013 mit sich bringen sollte, zu verschaffen. Am 21. Januar hat Willem Smeenk als Vertreter der Coordination Rurale, der OPL und des EMB, Lyon in Paris getroffen. Sylvie Goulard, französisches Mitglied im Europarlament, hatte die Einladung organisiert. Es ist wichtig, dass Lyon so oft wie möglich die Position der Milcherzeuger anhört. Jede Organisation und die Vertreter aller Länder sollten versuchen, mit George Lyon in Kontakt zu kommen und nachfragen, ob er ihr Land schon besucht hat. Seine Kontaktdaten sind beim EMB erhältlich.

Lyon erklärte, dass nicht nur die Positionen einzelner Länder präsentiert werden sollen. Es sei notwendig, ausgearbeitete Vorschläge für möglichst alle Länder vorzubringen. Das EMB ist mit seinem Positionspapier, das für alle 14 Mitgliedsstaaten gilt, auf dem richtigen Weg.

In Frankreich versuchen die Molkereien - an erster Stelle die Genossenschaften – die Milcherzeuger durch Kontrakte zu binden. Auch in den neuen Agrargesetzten Frankreichs spricht man von Kontrakten. Als Argument für die Durchsetzung wird die Mengensteuerung der Molkereien verwendet, obwohl diese rechtlich gesehen durch Auflagen des Kartellamts gar nicht möglich wäre. 80% der angelieferten Milch soll bei Durchsetzung der Pläne zu Konsumentenpreisen bezahlt werden (ungefähr 30-32cts/L). Der Preis für die restlichen 20% sei dann abhängig vom Weltmarkt (15-40cts/L). Dieser Plan wird einen Großteil der Milchproduzenten ganz sicher in die Pleite stürzen. Es ist klar, dass nur eine Mengensteuerung auf Milcherzeugerebene funktionieren wird. Diese Steuerung muss von einer europäischen Monitoringstelle organisiert werden. Mitglied dieser Monitoringstelle müssen Milcherzeuger, Endverbraucher sowie Industrie und Handel sein. Wir arbeiten in Frankreich hart, um die Bedrohung dieser Kontrakte abzuwenden.

In ganz Frankreich fanden Treffen mit Milcherzeugern aus Kanada statt, die manchmal vor bis zu 2000 Besucher gesprochen und das kanadische Milchmarktsystem erklärt haben. In Kanada wird Milch ausschließlich über eine Art Monitoringstelle (Plan Conjoint) verkauft. Die Produktionsmengen werden ständig an den Bedarf angepasst. Dadurch kommt es zu keiner Überschussproduktion. In Kanada gibt es keine Subventionen für die Milchproduktion. Die Erzeugerpreise lagen in 2009 bei durchschnittlich 46 Cent pro Liter. Die Preise für Konsumenten liegen jedoch nicht höher als bei uns! Wo liegt hier also der Fehler ???


Die Milchbündelung in Frankreich hat bisher fast 25% der Milchmengen zusammen gebracht.


Die vorgesehen Milchpreise bis Juni (mögliche Abweichung 3-8%):

Januar        28,932 ct/L

Februar     27,432 ct/L

März         25,632 ct/L

April         25,277 ct/L

Mai         25,277 ct/L

Juni         27,977 ct/L

Willem SMEENK, OPL

 

Es gibt nur den europäischen Weg

Die APLI bündelt national, um ein europäisches Milch Board stark zu machen


Interview mit Christian Manauthon, Association des Producteurs de Lait Indépendant


In Frankreich bündelt die APLI die Milch im Office de lait. Was genau ist das Office de lait?

Unser Ziel ist es, so viel Milchmenge wie möglich im Office de lait zu bündeln, um eine starke Position im Milchsektor zu erlangen. Im Verbund mit den anderen Milch Boards der verschiedenen europäischen Länder bilden wir dann ein europäisches Office du lait, dessen Verhandlungsmacht genauso groß oder sogar größer sein soll als die der Verarbeiter und des Lebensmitteleinzelhandels. Wir dürfen niemals vergessen, dass diese beiden ohne unser Produkt nichts darstellen. Sie existierten nicht mehr. Also ist es an uns, solidarisch zu sein und uns zu organisieren, um vernünftige wirtschaftliche Regeln durchzusetzen.


Was verstehst Du unter wirtschaftlichen Regeln?

Zwei Dinge sind zentral und sollten nur auf europäischer Ebene über ein europäisches « Office », eine Monitoringstelle umgesetzt werden:

?    Eine echte europäische Regulierung (verpflichtend seit die Gesetze über den freien Güter- und Personenverkehr in Kraft getreten sind), die die konjunkturelle Wirklichkeit des Bedarfs der Unternehmen und die politischen Entscheidungen bezüglich der Lagerreserven berücksichtigt.

?    Einen einheitlichen Mindestbasispreis für Europa, der analog zum kanadischen Modell auf der Grundlage der Produktionskosten bestimmt werden sollte (mit Bezugsbetrieben in allen Ländern Europas), jährlich festgelegt und für alle als die Grenze nach unten verpflichtend.


Werden die Milcherzeuger ihre Milch dem französischen Office de lait geben, damit dieses sie vermarktet wie beispielsweise die Milch Boards in Kanada?

Nein. Das kanadische System bleibt ein Ideal. Aber seien wir nicht zu demagogisch. Man kann dieses System nicht auf eine Region wie Europa anwenden. Aber einzelne Idee, die sich bei uns leicht umsetzen lassen, zu übernehmen, das ist nicht utopisch. Die Berechnungsart des Basispreises der Kanadier, ihre Vorstellung von Solidarität und Repräsentativität der Erzeuger, die gemeinschaftliche Organisation des Transports der Milch, die Rechnungsstellung.... das sind Elemente, die auf Ebene der EU umgesetzt werden können. Immer im Rahmen eines europäischen « Office ». Wir können auch ganz klar die Schwachstellen des kanadischen Systems analysieren, um nicht dieselben Fehler zu machen.


Inwieweit ähnelt das französische Office de lait dem deutschen Milch Board und an welchem Punkten unterscheidet es sich?

Zunächst noch mal, für uns hat das französische Office de lait nur eine Bedeutung, wenn es Bestandteil des europäischen Office de lait ist.

Das Hauptziel hier in Frankreich ist es, die Mengen zusammen zu bekommen, um Druck ausüben zu können. Nur wenn der europäische Verband die beiden genannten Regelungen umsetzen kann, kann auch ein nationales Office eine Rolle spielen. Man muss sehr vorsichtig umgehen mit den Beziehungen zwischen Erzeugern und Molkereien. Auf der Basis der Vorgaben des europäischen Office (Mengenregulierung und Basispreis) kann dann das nationale Office auch Anpassungen, Aktualisierungen und die Berücksichtigung von Besonderheiten vornehmen.


Wie reagieren die Milcherzeuger in Frankreich?

In Frankreich sind wir noch ganz am Beginn der Gründung des Office de lait. Auch wenn wir innerhalb von zwei Monaten bereits 4 Milliarden Liter gebündelt haben, muss die Struktur noch Schritt für Schritt aufgebaut werden. Und vor allem müssen wir noch viel mehr Erzeuger davon überzeugen, dass die Beteiligung am Office de lait die einzige Alternative ist, um ein erträgliches Leben wiederzufinden. Aber die Begeisterung der Bauern ist da und sie wird weiter wachsen.


Was sind Eure Ziele für die kommenden drei Monate?

Das Office de lait, die Kontakte zu den anderen Milcherzeugerländern, die Mitarbeit an einem europäischen Milchmarktgestaltungskonzept im EMB. Dieses ist aus unserer Sicht sehr wichtig, nicht nur für die Gespräche mit den Politikern, sondern auch und besonders für die Erzeuger, damit sie überzeugt sein können, dass unsere Ideen umsetzbar sind und wert, verteidigt zu werden.

 

Ist die Gefahr der Kontraktualisierung, wie sie die französische Regierung vorangetrieben hatte, gebannt?

Die Gefahr der Kontraktualisierung ist nicht gebannt, aber zunächst mal verschoben. Auch dies ist ein Ziel unserer Arbeit in den nächsten Wochen: alle unsere Kollegen in Europa und in Frankreich davon überzeugen, dass Direktverträge zwischen Milcherzeuger und Molkerei nicht nur keine Lösung sondern der denkbar schlechteste Weg sind. Es sei denn (hier schmunzelt Christian Manauthon) ein einziger großer Vertrag für ganz Europa. Es ist an uns, ihn vorzuschlagen; an uns ihn durchzusetzen.

Vielen Dank für das Interview.

Sonja Korspeter, EMB

 

Kanadische Milcherzeuger unterstützen Europäer

Nach einem langen, kämpferischen Sommer und Herbst begrüßten Europas Milcherzeuger die Verschnaufpause, die der Winter mit sich brachte. Doch der Kampf, den sie führen, ist noch lange nicht vorbei. Vielmehr werden neue Kräfte gesammelt, man bereitet sich auf das Jahr 2010 vor – und bekommt internationale Unterstützung. Im Januar 2010 folgten kanadische Milchbauern einer Einladung der französischen APLI und organisierten eine Reise nach Europa.

Auf zahlreichen Veranstaltungen in ganz Frankreich, die in Gemeindehallen, Festsälen oder auf Pferderennbahnen abgehalten wurden, stellten die Milchbauern aus Québec das kanadische Milchmarktsystem vor. Grundprinzip dieses Systems ist die Anpassung des Angebotes an die sich laufend ändernde Nachfrage von Milchprodukten. Die Produktion konzentriert sich sehr stark auf den Binnenmarkt. Das Modell gilt als beispielhaft für eine Form der Milchmengenregulierung, bei der Milcherzeuger angemessen entlohnt werden und kostendeckend produzieren können. Gleichzeitig stehen Verbrauchern Milchprodukte von höchster Qualität zu angemessenen Preisen zur Verfügung. Die Bundesregierung limitiert Importe von Milchprodukten durch Einfuhrzölle und Exporte durch Milchquoten, wodurch nur geringe Überschüsse entstehen. Weiterhin etabliert sie einen Basispreis für Milch, der sich nach der Höhe der Produktionskosten richtet. Im Gegenzug dazu müssen sich die Produzenten strikt an ihre zugeteilte Quote halten. Kommt es doch zu Milchüberschüssen, müssen sie persönlich dafür haften.

Koordiniert wird das Ganze von verschiedenen Einrichtungen. So hat jede Provinz ein Milk Marketing Board (Absatzorganisation), in dem alle Milcherzeuger Mitglied sind, die über Milchquote verfügen. Die Vorsitzenden dieser Marketing Boards vertreten ihre Provinz in der Organisation der Dairy Farmers of Canada. Sie stehen bei Preisverhandlungen direkt für die Interessen der Milcherzeuger ein. Als weiterer Lobbyist tritt die Vereinigung der Milchverarbeiter auf (Dairy Processors Association of Canada). Auf der anderen Seite müssen die Absatzorganisationen der einzelnen Provinzen mit dem kanadischen Komitee zur Angebotssteuerung von Milch (Canadian Milk Supply Management Committee) verhandeln. Es ermittelt mit Hilfe von Umfragen bei sämtlichen Betrieben das produzierte Milchvolumen und legt nach Auswertung der Ergebnisse einen Basispreis fest. Den Vorsitz hat hier die Kommission für Milchwirtschaft (Canadian Dairy Commission), die wiederum der Bundesregierung von Kanada untersteht

Wir kamen zu zweit aus Deutschland, um am 20. Januar 2010 an einer der APLI-Veranstaltungen in der Normandie teilzunehmen. Während zwei Kanadier durch den Norden Frankreichs reisten und an zahlreichen Abenden zu tausenden von Menschen sprachen, besuchten zwei weitere den Süden. An diesem einen Abend in Nordfrankreich fanden sich 1.700 Personen in der Halle ein. 1.700 Menschen! An einem einzigen Abend! 1.700 Bauern, die weiterkämpfen, nach Auswegen aus der Krise suchen und über Alternativen diskutieren wollen.

„Wie soll ein solches System in der EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten funktionieren, wo doch in Kanada nur zwei der zehn Provinzen 81% der Milchproduktion tragen“, war eine der vielen Fragen aus dem Publikum während der Diskussion.

Die Antwort ist einfach: Europas Milchbauern müssen sich bündeln. So, wie es die Kanadier tun. Die EU darf sich nicht mit Forderungen aus 27 verschiedenen Ländern konfrontiert sehen. Eine einzige, klare Position muss an Industrie und Politik herangetragen werden. Eine Forderung, die von allen Ländern gestellt wird!

Johanna Besier EMB, Alice Endres BDM

 

Deutschland:

 

Offizieller Startschuss für „Die faire Milch“ mit einem großen Fest – Nachfrage bei Verbrauchern sehr hoch

Mit Spannung erwarteten Verbraucher, Landwirte, Politiker und Medienvertreter am 20. Januar den Start der „Fairen Milch“ in Freising. Hunderte Besucher, darunter natürlich auch viele BDM-Milcherzeuger, drängten sich im großen Festzelt vor dem Rewe-Markt in den historischen Schlüter-Hallen am Freisinger Stadtrand. BDM-Vorsitzender Romuald Schaber sowie der Vorsitzende der MVS GmbH, die die Milch vermarktet, Jakob Niedermaier, freuten sich über das riesige Interesse an der neuen Marke „Die faire Milch“. Vertreter von Bund Naturschutz und Slow Food, ebenso wie Vertreter der Handelspartner gratulierten den Milchbauern zur Markteinführung und versicherten ihre Solidarität mit den Zielen der „Fairen Milch".

 „Die faire Milch“ sei das Produkt aufgeschlossener Landwirte, die offen für neue Wege seien, sagte Niedermaier zur Begrüßung. Sie sei fair zum Landwirt, der 40 Cent für einen Liter erhalte und fair zum Verbraucher, der ein qualitativ hochwertiges, regionales Produkt erhalte. Angeboten werde sie aktuell in 1200 Rewe-Märkten und 300 Tegut-Filialen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.

Bisher beteiligen sich rund 120 Landwirte an dem Projekt, die Nachfrage sei sehr groß, viele mussten bisher zunächst abgewiesen werden. Es sei sehr schwierig, Molkereien und Lebensmittelgeschäfte zu finden, berichtete Niedermaier. Er hoffe jedoch, dass „Die faire Milch“ bald auch in anderen Bundesländern zu haben sei. Niedermaier erklärte in seiner ausführlichen Vorstellung des Konzeptes von „Die faire Milch“, dass mit diesem Produkt der bisherige Marktablauf zwischen Erzeugern und Molkerei auf den Kopf gestellt wird: Die Kosten- und Preiskalkulation beginnt nun das erste Mal unten beim Erzeuger, denn die Landwirte bezahlen die Molkerei dafür, dass sie ihre Milch im Lohnverfahren verarbeitet. Sie treffen damit alle Entscheidungen zur Produktpalette, zum Verkaufspreis und zum Erzeugerpreis selbst.

Niedermaier wies auch darauf hin, dass „Die faire Milch“ nicht nur Vorteile für die Milcherzeuger habe, sondern auch für Verbraucher und Natur.

So ist die Milch garantiert gentechnikfrei, regional und wird mit heimischen Futtermitteln produziert.

Der Gehalt an Omega 3-Fettsäuren ist deutlich höher als bei herkömmlicher Milch.

Jeder Lieferant wird verpflichtet, ein Umwelt- oder Tierschutzprojekt umzusetzen.

Die beteiligten Landwirte müssen sich an Auflagen halten und werden von der unabhängigen Stiftung „Gesunde Nahrung“ kontrolliert. Als Meßlatte für eine umweltverträgliche und vor allem artgerechte Tierhaltung dient die Lebensleistung und Lebensdauer der Milchkühe. Dies sind unbestechliche Kriterien für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Tieres. Ein Höchstmaß an Transparenz sei ihnen wichtig. Besucher, die sich nach Anmeldung vor Ort über die Herkunft der Milch informieren wollen, sind gerne gesehen, so Niedermaier.

In Hessen steht „Die faire Milch“, die es bisher als H-Milch mit 1,8 und 3,8 Prozent Fett für 89 bzw. 99 Cent gibt, bereits seit mehreren Wochen in den Regalen der tegut-Märkte. Georg Sedlmaier, Vorstand von tegut, berichtete von einem fulminanten Start. Am ersten Tag sei die Milch ausgegangen, am zweiten auch, langsam hätten sie jedoch die Mengen im Griff. Die Nachfrage der Verbraucher sei enorm, freute sich Sedlmaier, der sein Unternehmen nach dem Motto „Qualitätswachstum statt Quantitätswachstum“ führt. Auch Marion Ruppaner vom Bund Naturschutz lobte die faire Milch. 40 Cent blieben beim Bauern statt beim Handel, die faire Milch werde ohne gentechnisch veränderte Futtermittel erzeugt und die Landwirte verpflichteten sich, ein Umweltschutzprojekt, wie zum Beispiel die Erhaltung von Obstwiesen, zu realisieren. Einen sehr anschaulichen Einblick in die Inhaltsstoffe der Milch und ihre positiven Auswirkungen auf den menschlichen Körper gaben Schülerinnen der neunten Klasse der Wasserburger Realschule in ihrer Präsentation „Milchmärchen“.

Neben der Freude über den gelungenen Start der Fairen Milch sorgten nicht zuletzt auch Musik, Brotzeit und der Ausschank von Milchdrinks für eine hervorragende Stimmung bei den Festgästen.

Jutta Weiß, BDM Aktuell

 

Neuigkeiten aus Schweden

Die schwedische Regierung hat darüber entschieden, wie die EU-Mittel zur Unterstützung der Milchbauern in Schweden verteilt werden sollen. Jeder bekommt 2,2 Öre (= etwa 0,0022 Euro) per kg der im Jahr 2008/2009 gelieferten Milch.

Der schwedische Verband LDM arbeitet hart daran, Einfluss auf die Politiker zu nehmen. Im Februar fand ein Gespräch mit Politikern im schwedischen Parlament über die Zukunft der Milchproduktion und der Milchviehhalter in Schweden statt. Wir hoffen, dass dies dazu beitragen wird, gute Beziehungen zu den Politikern und Verständnis für die Situation der Milchbauern sowie ihre Wünsche und Anforderungen für die Zukunft aufzubauen.

Maria Mehlqvist, LDM Schweden

 

News aus Irland

ICMSA ist in den ersten Monaten des Jahres 2010 angesichts der zunehmenden Sorge der Milchbauern um die Zukunft ihrer Höfe sehr aktiv gewesen. Mit dem Preisanstieg für Milchprodukte Ende 2009 hat sich auch der Milchpreis leicht verbessert, dies jedoch von einem äußerst niedrigen Ausgangswert aus. Fakt ist, dass die irischen Milchviehhalter weiterhin unter den Produktionskosten produzieren. ICMSA trifft ständig Milchverarbeiter und leistet Lobbyarbeit, um eine weitere Erhöhung der Milchpreise zu erreichen.

Den Landwirten ist jedoch bewusst, dass eine langfristige, EU-weite Lösung gefordert ist. Die Milchbauern machen sich große Sorgen um die Zukunft des Sektors und die Frage von Lieferverträgen wird mittlerweile als mögliche Lösung gesehen, die jedoch auch einige Gefahren für die Milchviehhalter birgt. ICMSA ist an der Beratungsgruppe des Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Nahrungsmittel zur EU High Level Group Milch beteiligt, die bei ihrer letzten Sitzung am Freitag, den 5. Februar 2010, die Themen der Preistransparenz und Terminmärkte erörterte. ICMSA wird sich auch weiterhin für die Notwendigkeit einer angemessenen Angebotssteuerung und Preisstützung auf EU-Ebene einsetzen, da dies die einzigen Mittel sind, die den Milchbauern einen langfristig tragbaren Milchpreis sichern. ICMSA ist gerade dabei, eine neue politische Stellungnahme zu dieser Frage zu erarbeiten.

Für ICMSA besteht kurzfristig die Priorität darin, für 2010 einen tragfähigen Milchpreis zu erreichen und wir bearbeiten weiterhin die Milchverarbeiter und den Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Nahrungsmittel, um die Notwendigkeit der Rückkehr zur Rentabilität im Jahr 2010 zu verdeutlichen.

John Enright, ICMSA

 

Lage in der Schweiz

Interview mit Werner Locher, BIG-M

1)      Seit sieben Monaten ist die Branchenorganisation Milch (BO Milch) in der Schweiz aktiv – schafft sie es den Milchmarkt in der Nach-Kontingentierungszeit sinnvoll zu gestalten?

Nach aussen kommuniziert BOM so, als hätte sie die nötigen Massnahmen beschlossen. De facto passiert aber gar nichts. Es wird kein Liter weniger gemolken. Der Butterberg wächst von Woche zu Woche in neue Rekordhöhen.

Ein weiteres Problem ist die Zusammensetzung des 20 köpfigen Vorstandes: 10 Vertreter der Industrie und des Handels und 10 Vertreter der Produzenten. Für einen Beschluss braucht es eine 3/4 Mehrheit, und zwar auf beiden Seiten. Es genügen also drei Stimmen in einem Lager, um einen Beschluss zu verhindern. So geschehen an der letzten Sitzung, als drei "Produzentenvertreter" (ein Milchhändler, ein Geschäftsführer sowie ein Präsident einer Milchvermarktungsorganisation) sich innerhalb der Produzenten querstellten, einer nach BLW Index ausgewiesenen Preiserhöhung zuzustimmen.

2)      Gibt es aktuell so etwas wie eine A, B und C Quote?

Offiziell gibt es das nun bewilligte Modell der Vertragsmilch, der Börsenmilch (welche darüber hinaus in den Handel kommt) und sog. Abräummilch. Diese Abräummilch wird dann bestimmt, wenn der Börsenpreis unter ein bestimmtes Minimum fällt. Der Preis der Abräummilch ist der Weltmarktpreis.

3)      Wie sind die Produzenten aktuell organisiert? Wie sieht das Verhältnis Erzeuger / Verarbeiter aktuell aus?

Die 38 gegründeten Milchverkaufsorganisationen bestehen immer noch. Es haben keine Zusammenschlüsse stattgefunden, obschon viele Milchproduzentenversammlungen beschlossen haben, dass die Vorstände Zusammenschlüsse anstreben sollen.

Das Verhältnis zu den Verarbeiter ist logischerweise angespannt. Die Verarbeiter haben in den letzten Jahren riesige Investitionen in zusätzliche Verarbeitungskapazitäten getätigt. Diese Anlagen wollen (müssen)  sie nun auslasten. Daher torpedieren die Verarbeiter jeden Versuch, die Milchmenge zu drosseln.

4)      Der Bundesrat hat mit seinem Entscheid vom 17.2. die Erhebung einer Abgabe (1Rappen pro Liter) für die Entsorgung des Butterberges für allgemeinverbindlich erklärt. Wie kann er das tun, wo die Politik sich doch völlig aus der Steuerung des Milchmarktes herausziehen wollte?

Der Bundesrat hat immer gesagt, dass er Beschlüsse der BOM für allgemeinverbindlich erklären wird, wenn sie zur Lösung einer problematischen Situation am Markt beitragen. (Er ist nach dem Gesetz in dieser Situation dazu ermächtigt). 8% der Milch sind auf dem Markt, ohne dass die Erzeuger dieser Milch in der BOM eingebunden sind. Deshalb wäre die Allgemeinverbindlichkeit schon wichtig. Nur, was eben die BOM beschließt, nützte den Produzenten bis heute herzlich wenig.

5)      Was wird mit den überschüssigen Buttervorräten geschehen?

Sie werden nach offizieller Version auf dem Weltmarkt verkauft.

6)      Wie ist die Stimmung unter den Erzeugern?

Viele Erzeuger haben irgendwie resigniert. Sie glauben nicht mehr daran, dass von Seiten der Politik eine nachhaltige Lösung  für die Produzenten angegangen wird. In der Schweiz regieren heute die Parteistrategen, und nicht der Sachverstand. Dies wird auch in naher Zukunft nicht ändern.

Kommt dazu, dass die Produzenten sehr unterschiedliche Strategien gewählt haben. Die einen hatten darauf vertraut, dass das bisherige Milchkontingent nach dem Ausstieg als Lieferrecht weitergeführt wird. (Der Kanton Graubünden hat Kontingentszukäufe bis zum Schluss mit Steuergeldern subventioniert.)  Andere Produzenten hatten ihr Kontingent verkauft und sind zu einem Verarbeiter als Direktlieferant gegangen. Alle Produzentenorganisationen, welche ein straffes Mengenreglement einführen wollten, sind unter Druck gekommen, weil die Produzenten, denen das nicht passte, einfach zu einer anderen gewechselt haben, wo sie freie Menge melken können. So haben nach und nach alle Organisationen ihre Reglemente den sogenannten "Wachstumsbetrieben" angepasst.  

7)      BIG-M macht seit kurzen einen eigenen Milchpreisvergleich, um einen Überblick über die stark variierenden Milchpreise zu erhalten. Wie sind die Preise aktuell und was sind Eure Vorhersagen für die kommende Zeit?

In unserem Preisvergleich interessieren uns nicht Grundpreise oder Vertragspreise, sondern nur das, was der Bauer ausbezahlt bekommt. (Jede Organisation macht individuelle Zu- und Abschläge) Die uns gemeldeten Auszahlungspreise vom Dezember  variieren zwischen 49,5 Rappen und 79 Rappen (BIO)

Die Verarbeiter haben bereits darauf hingewiesen, dass die internationalen Preise am Fallen sind. Aus Erfahrung wissen wir, dass sie eine Senkung des Preises  ohne Skrupel durchsetzen werden.

8)      Was sind die Vorschläge von BIG-M, um den Milchmarkt in vernünftiger Weise und unter Wahrung der Erzeugerinteressen zu gestalten?

Für uns gab es immer nur eine einzige Lösung für die Zukunft: Die Milchproduzenten müssen in die Lage kommen, die erzeugte Milchmenge selber zu kontrollieren. Wir wollen und müssen für die produzierte Milchmenge selber die Verantwortung übernehmen, nur dann ist es auch gerecht, wenn wir alle zusammen bluten müssen, wenn Überschüsse am Markt auftauchen. Aber diese wollen wir ja mit unserem Modell der Mengensteuerung gar nicht erst aufkommen lassen.

9)      Welche Möglichkeiten eröffnet die Selbsthilfemaßnahmenregelung des Bundesrates?

Diese Möglichkeiten nützt uns nichts, denn der Bundesrat sieht sie nur dann vor, wenn die BOM Beschlüsse gefasst hat. Diese kann er dann für allgemeinverbindlich erklären. Was uns wirklich weiterbringen würde, wäre eine Allgemeinverbindlichkeit für eine Mengensteuerung in Produzentenhand. Der Bundesrat hätte mit dem Instrument des "dringlichen Bundesbeschlusses" die Möglichkeit, innerhalb einer Woche einen solchen Beschluss zu fällen.....

10)      Worauf wird sich die Arbeit von BIG-M in den kommenden Monaten konzentrieren?

Wir arbeiten zur Zeit intensiv hinter den Kulissen. Wir führen zahlreiche Gespräche mit Entscheidungsträgern von NGOs und politischen Parteien. Wir glauben im Moment nicht mehr daran, dass sich die schweizer Milchbauern zu einem einheitlichen Vorgehen zusammenraufen können. Die einzige Organisation welche in dieser Richtung vorwärtsgehen könnte, wäre die Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten SMP. Ihr fehlt im Moment aber noch die nötige Entschlusskraft, um einen Richtungswechsel in ihrer "Arbeit" vorzunehmen. Wir sind überzeugt, dass die Basis einen solchen Wechsel mittragen würde, denn die finanzielle Situation ist auf allen Milchviehbetrieben alarmierend.


Vielen Dank für das Interview

Sonja Korspeter, EMB

 

Saldierung in Österreich


Ausgleich von Über – mit Unterproduktion und Verrechnen nationaler Reserve

Das Saldierungssystem in dem Alpenstaat erlaubt Überproduktionen der individuellen Quote, ohne dass in jedem Fall Strafabgaben für den überproduzierenden Landwirt anfallen müssen. Grund ist zum einen die Verrechnung von Überproduktionen mit nichtgelieferten Mengen anderer Milcherzeuger und zum anderen das Abziehen der nationalen Reserve von der tatsächlich produzierten Gesamtmenge des Landes. Nur das, was nach diesen Kalkulationen noch über der von Brüssel vorgegebenen nationalen Quote liegt, wird mit Strafabgaben belegt. Im vergangenen Jahr lagen diese Strafabgaben durchschnittlich bei 7 Cent je Liter, in den Jahren davor häufig bei 14 Cent.

Proportionale Saldierung

Überlieferer ist nicht gleich Überlieferer. Die proportionale Saldierung sieht in Österreich vor, dass für  einen Landwirt mit starker Überproduktion höherer Abgaben je Liter anfallen als für seinen Kollegen, der das Produktionsmaß nur geringfügig überliefert hat. *


* Im österreichischen Marktordnungsgesetzt (MOG) 5. § 10 Abs. 2 Z 2 heißt es dazu: a) Durch Division der Unterlieferungen durch die Summe der einzelbetrieblichen Quoten für Lieferungen der Überlieferer wird der Zuweisungsprozentsatz errechnet, wobei alle Unterlieferungen zugewiesen werden müssen; b) Betriebe, die ihre einzelbetriebliche Quote für Lieferungen überliefern, haben für den Teil der Überlieferungen bis zum Zuweisungsprozentsatz eine Basisabgabe zu entrichten und für den Zuweisungsprozentsatz übersteigenden Teil der Überlieferung eine Abgabe zu entrichten, die sich ergibt, indem die eingehobene Basisabgabe von der einzelstaatlich geschuldeten Abgabe abgezogen wird und der Restbetrag durch jene Überlieferungen dividiert wird, die über die Zuweisungsmengen gemäß lit. a) hinausgehen.; c) Das Verhältnis von Basisabgabe zur Abgabe gemäß lit. b beträgt unter Berücksichtigung der einzelstaatlich geschuldeten Abgabe 0,7 zu 1 und ab dem Zwölfmonatszeitraum 2009/10 0,4 zu 1

Katharina Aurich, BDM; Silvia Däberitz, EMB

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org