MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Butter ist teuer und Pulver ist günstig - vor diesem Hintergrund zahlen die Molkereien weitgehend unverändert niedrige Preise. Der Preisunterschied zwischen Protein und Fett ist ungewöhnlich hoch – dafür werden die vollen EU-Interventionslager mit Milchpulver verantwortlich gemacht. Die Frage ist aber, ob dies auch richtig ist. Die EU hat kaum Milchpulver aus ihrem großen Lager verkauft und derzeit ist der Marktpreis so niedrig, dass Magermilchpulver langsam wieder eingelagert wird. Aber irgendwann wird der Preis von Magermilchpulver natürlich wieder steigen, und dann wird das Interventionslager die Preisentwicklung bremsen. Deshalb muss die Kommission auch an ihrer Aussage festhalten, dass „das Verkaufen um jeden Preis niemals eine Option für die Kommission war und das Marktgleichgewicht und die Preiserholung nach wie vor die Hauptziele sind“.

Die einzige Hoffnung, an die sich die Milcherzeuger klammern können, ist, dass das Milchpulver aus dem EU-Lager inzwischen so alt geworden ist, dass niemand es mehr kaufen möchte. Das Lager hat kein offizielles Ablaufdatum, aber die Käufer möchten selbstverständlich eher frische Ware als Pulver, das vielleicht ein, anderthalb oder zwei Jahre alt ist.

In Dänemark versuchen drei Marktanalysten den Milchpreis vorherzusagen und in den meisten Fällen gelingt ihnen das mit Hilfe unterschiedlicher Algorithmen auch ganz gut. Keiner von ihnen konnte jedoch erklären, weshalb die Nachfrage nach Milchfett im Vergleich zu Milchprotein viel stärker gestiegen ist. Der Preisunterschied zwischen Butter und Protein ist mit mehr als 2.200 USD pro Tonne höher als je zuvor. Die Nachfrage hat sich verändert, aber mit einem EU-Lagerbestand von rund 350.000 Tonnen Milchpulver bestehen keine Aussichten auf ein Marktgleichgewicht. Deshalb muss die Kommission eine Lösung finden, um die Lagerbestände abzubauen, ohne die Marktpreise zu beeinflussen. Sollte ihr das nicht gelingen, würden die europäischen Milcherzeuger auf unabsehbare Zeit weiter in Unsicherheit schweben.

Kjartan Poulsen, Vorstandsmitglied des EMB und Vorsitzender des LDM Dänemark

Frankreich: Elf Forderungen an die Präsidentschaftskandidaten

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Der französische EMB-Mitgliedsverband OPL (Organisation des producteurs de lait) von der Coordination Rurale (CR) hatte den elf Präsidentschaftskandidaten im Vorfeld der Wahl seine elf Vorschläge für den Milchsektor geschickt.

 

1. Sicherstellung eines kostendeckenden Milchpreises

Es müssen Anreizmaßnahmen ergriffen werden, um die Einstellung von Mitarbeitern zu erleichtern. Dazu schlägt die Organisation des Producteurs de Lait (OPL) vor, Einfuhren zu besteuern, um den Sozialschutz zu finanzieren, oder anders gesagt eine soziale Mehrwertsteuer einzuführen. Da es den Fortbestand zahlreicher Milchviehbetriebe gefährdet, muss der Verkauf unter dem Einstandspreis verboten werden, wie es für den verlustträchtigen Weiterverkauf bereits gilt.

 

2. Überprüfung der Kriterien für die Auszahlung des Milchpreises

Neben der Vereinheitlichung der Qualitätskriterien, die für alle europäischen Länder gelten, schlägt die OPL eine Neuformulierung vor, die es den Milcherzeugern ermöglicht, von der Verwertung der „Nebenprodukte“ der Milch (Molke, Kasein) zu profitieren, die einen hohen Mehrwert für die Verarbeiter haben.

 

3. Umsetzung des Marktverantwortungsprogramms (MVP)

Die OPL möchte, dass das Marktverantwortungsprogramm (MVP) das europäische Krisenmanagementinstrument wird. Es ermöglicht die Anpassung der europäischen Produktion an den Marktbedarf und die dauerhafte Sicherung eines gerechten und fairen Milchpreises.

 

4. Neuausrichtung der europäischen Milchstrategie

Auch wenn nur ein bescheidener Teil der europäischen Milchproduktion (10%) auf dem Weltmarkt gehandelt wird, richtet sich der Milchpreis doch unbestreitbar an diesen Notierungen aus. Eine Politik der Mengenerhöhung für den Export anzustreben ist Augenwischerei: Unter dem Einfluss des ständigen Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt drückt sie die Kurse auf den Milchmärkten.

 

5. Neudefinition des Rahmens für die Interventionseinlagerung

Die OPL fordert größere Transparenz bei der Interventionseinlagerung, um jegliche Spekulation zu vermeiden.

 

6. Erarbeitung einer umfassenden Politik für die Viehbetriebe

Die Schätzung der künftigen Produktion würde eine flexible Anpassung bei Mengensenkung ermöglichen (zum Beispiel Anpassung des Futters), ohne schonungslos die Milchviehherde verkleinern zu müssen. Die Milchstrategie muss daher unter Bezug auf die ursprünglichen Gründungsziele der Gemeinsamen Agrarpolitik neu definiert werden: quantitative und qualitative Sicherung der Versorgung mit Milch bei gleichzeitiger Gewährleistung, dass die Milcherzeuger von ihrer Produktion angemessen leben können.

 

7. Den Erzeugern Verhandlungsmacht geben

Die OPL war immer gegen die Schaffung einer Vielzahl von Erzeugerorganisationen – vor allem vertikaler Organisationen, die an eine bestimmte Molkerei gebunden sind. Die OPL empfiehlt, Genossenschaftsmitgliedern per Gesetz die Mitgliedschaft in einer molkereiübergreifenden Erzeugerorganisation (dem Beispiel der France Milk Boards folgend) zu ermöglichen.

 

8. Überprüfung der Arbeitsweise der Milchbranchenorganisation

Die Finanzierung der Milchbranchenorganisation CNIEL ist vollkommen ungerecht: Derzeit zahlen die Erzeuger 1,22 €/1.000 l und die Verarbeiter 0,4 €/1.000 l. Die OPL empfiehlt, die Finanzierung zu überprüfen und durch einen umsatzabhängigen Mitgliedsbeitrag abzulösen.

 

9. Durchführung einer Buchprüfung bei den Milchgenossenschaften

Angesichts der fehlenden Veröffentlichung der Abschlüsse gewisser französischer Genossenschaften und der Unterschiede zwischen ihren Ergebnissen und denen der anderen europäischen Genossenschaften fordert die OPL eine Prüfung der Bücher der französischen Genossenschaften.

 

10. Bei der Biomilch nicht die Fehler der sogenannten konventionellen Milchwirtschaft wiederholen

Die Entwicklung der Bioproduktion muss vorausberechnet werden, um so sicherzustellen, dass nicht die gleichen Fehler wie bei der konventionellen Milch begangen werden. Die Hilfen müssen dem gesellschaftlichen Anspruch entsprechen und sich nicht auf Absichtserklärungen beschränken. Die Gemeinschaftspräferenz muss mehr denn je gelten.

 

11. Bewerbung der Vorzüge des Milchverzehrs

Ein neues Milchwerbungs- und Milchausgabeprogramm in den Schulen (außerhalb der Mahlzeiten) wäre ein hervorragender Motor für die Gesundheitsprävention bei Kindern.

Die elf Forderungen an den neuen Staatspräsidenten (vollständige Version auf Französisch)

 

Véronique Le Floc'h, OPL Frankreich

Deutschland: Neues Label für Weidemilch

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Anlässlich des ersten Weideaustriebs 2017 auf dem Hof Hanken in der Wesermarsch hat am Sonntag, dem 23. April, ein breites Bündnis verschiedener Organisationen das neue Gütesiegel „PRO WEIDELAND –Deutsche Weidecharta“ vorgestellt.

 

In Zusammenarbeit mit 20 Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt, Tierschutz, Wissenschaft und Politik wurden in den letzten drei Jahren Kriterien für Milch und Milchprodukte erarbeitet, die durch Weidehaltung produziert werden und somit dazu beitragen die Weidehaltung zu erhalten. Zu diesen Organisationen, die die Charta gezeichnet haben, gehören neben dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) auch die Welttierschutzgesellschaft e.V.

Der Vermarktungsansatz, der hinter dem Label “PRO WEIDELAND – Deutsche Weidecharta“ steht, zielt darauf ab, die Vielfalt der landwirtschaftlichen Produktionssysteme in der Milchviehhaltung zu erhalten. „Es sollen Produkte aus Weidehaltung entsprechen deklariert und zu einem höheren Preis im Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden, ohne jedoch die verschiedenen Produktionssysteme gegeneinander auszuspielen“ betont Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen / Bremen, das Eigentümer und Lizenzgeber des neuen Siegels ist.

 

Transparenz für Weidemilch schaffen

In den Regalen vieler Einzelhändler wird vermehrt Weidemilch angeboten, obwohl es bisher keine festgelegten Kriterien für dessen Herstellung und Verarbeitung gibt. Oft bezieht sich die Herstellung auf das Festlegen einer Mindestbeweidungsdauer von 120 Tagen mit jeweils 6 Stunden pro Tag. Der Ansatz des PRO WEIDELAND – Deutsche Weidecharta Labels geht dabei deutlich über diese Kriterien hinaus.

 

Das PRO WEIDEMILCH-Label steht für folgende Kriterien:

  • Die Milchkuh steht mindestens 120 Tage für 6 Stunden pro Tag auf der Weide
  • Pro Milchkuh müssen insgesamt 2000 m2 Grünland vorhanden sein. 1000 m2 Grünland steht jeder Milchkuh in Hofnähe für die Beweidung zur Verfügung
  • Eine ganzjährige Bewegungsfreiheit ist zu gewährleisten
  • Die vorzuhaltende Fläche ist als Dauergrünland definiert
  • Die Fütterung ist gentechnikfrei

 

„Zu den Kriterien, die hinter dem Label stehen, gehört auch, dass die Landwirte die Weidemilch produzieren in der Zukunft 5 Cent pro Liter Milch erhalten sollen“, verdeutlicht Dr. Karsten Padeken, Vorstandsvorsitzender des Grünlandzentrums.

Teilnehmende Molkereien verpflichten sich, die Milch getrennt zu sammeln und zu verarbeiten. Als erste Molkerei hat die Molkerei Ammerland einen Teil ihrer Milch als Weidemilch unter dem neuen Label PRO WEIDELAND seit vergangenen Montag auf den Markt gebracht. Unter der Hausmarke „Ammerländer Unsere Weidemilch“ und der Weidemilch von LIDL „Milbona“ ist die Milch seitdem zu kaufen. Die Nutzung des Labels steht dabei allen interessierten Molkereien zur Verfügung.

Das Grünlandzentrum hat die Produktionskriterien, die hinter dem Label stehen sowie weitere erläuternde Informationen im Internet unter www.proweideland.de veröffentlicht.

Pressemitteilung Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V.

 

"Förderung der Weidehaltung als Herzensangelegenheit" - Statement von Ottmar Ilchmann, AbL

Nordrhein-Westfalen: Kontroverse Podiumsdiskussionen mit Agrarpolitikern

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Im Vorfeld der kommenden NRW-Landtags-Wahl hatte der BDM führende Agrarpolitiker des Bundeslandes zu zwei Podiumsdiskussionen eingeladen, um Zukunftsperspektiven für die nordrhein-westfälischen Milcherzeuger zu erörtern. Im Rahmen der Debatten konnten die unterschiedlichen Positionen u.a. dazu, wie künftig Milchmarktkrisen verhindert werden können, verdeutlicht werden.

 

In der ersten Diskussion in Eslohe-Reiste prallten die unterschiedlichen Positionen der Landtagsabgeordneten Hubertus Fehring (CDU) und Norwich Rüße (Grüne) sowie der Landtagskandidatin Margit Hieronymus (SPD) aufeinander. Insbesondere zwischen Rüße und Fehring entwickelte sich dabei ein verbaler Schlagabtausch über notwendige Lehren aus der Milchkrise.

Norwich Rüße, der im Nebenerwerb selbst einen Bauernhof bewirtschaftet, führte die desaströse Milchkrise der Jahre 2015/2016 auf das Fehlen eines tragfähigen europäischen Sicherheitsnetzes für den Milchmarkt zurück und lobte das BDM-Konzept, das in Krisenphasen zur Stabilisierung des Milchpreises eine befristete Begrenzung der EU-Milchanlieferung vorsieht, ausdrücklich. Dagegen sprach sich Hubertus Fehring vehement gegen neue Regulierungen aus Brüssel aus. Die Milcherzeuger wären seit dem Ende der Milchquote in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, sollten aber nicht auf staatliche Eingriffe vertrauen, sondern eigenverantwortlicher agieren und marktwirtschaftlicher denken, forderte der gelernte Landwirtschaftsmeister.

Während der Podiumsdiskussion im münsterländischen Südlohn zwischen den Landtagsabgeordneten und Mitgliedern des nordrhein-westfälischen Ausschusses für Landwirtschaft  Annette Watermann-Krass (SPD), Josef Wirtz (CDU) und dem auch hier anwesenden Norwich Rüße (Grüne) entwickelte sich die Debatte dagegen in eine andere Richtung.

Rüße führte die wiederkehrenden Krisen auf dem EU-Milchmarkt auf einen Überschuss an Milch zurück, den es auszugleichen gelte. Um die Menge besser zu steuern, sollten sich die Molkereien zukünftig auch besser mit den Erzeugern absprechen. Dafür machte sich auch Josef Wirtz stark, der sogar forderte, dass Molkereien auf europäischer Ebene mit den Bauern Milchmengen vereinbaren sollten – ähnlich wie die Rübenbauern und Zuckerfabriken. Der ehemalige Landwirt, der bis 1990 selbst Milchkühe hielt, blieb allerdings eine Antwort schuldig, wie dies konkret umzusetzen sei. Annette Watermann-Krass hingegen trug keinen Vorschlag zur Schaffung eines Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage auf dem Milchmarkt bei. Vielmehr appellierte sie an die Milchviehhalter, stärker als bisher in Direktvermarktung zu investieren. Der Verbraucher wäre durchaus bereit, höhere Milchpreise zu zahlen, wenn er in direkterem Kontakt zu den Erzeugern stehen würde.

Die Milchviehhalter ermahnten die führenden Agrarpolitiker, nicht mehr die Augen davor zu verschließen, dass die wiederkehrenden Krisen des Milchmarkts systembedingt seien. Als Entscheidungsträger müssten sie nun ihre Verantwortung wahrnehmen und auf EU-Ebene tragfähige Kriseninstrumente installieren, um verheerende Preisschwankungen auf dem Milchmarkt zu reduzieren. Dies würde es den Milchviehhaltern auch erleichtern, das Tierwohl zu erhöhen und durch neue Umweltauflagen bedingte Investitionen zu stemmen.

Florian Wagle, BDM Deutschland

Phosphatreduktion in den Niederlanden

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Die Niederlande müssen ihre Phosphatproduktion 2017 auf das zulässige Maß senken, damit die Ausnahmeregelung erhalten bleibt. Es folgt eine kurze Einführung in die fachlichen Aspekte des Programms für Milchviehbetriebe, ohne dieses weiter zu kommentieren.

 

Die Maßnahmen zur Senkung der Phosphatproduktion 2017 umfassen drei Bereiche:

  • Regulierung zur Phosphatminderung 2017
  • Einsatz von Futtermitteln im Milchsektor
  • Regulierung von Zuschüssen zur Einstellung der Milchproduktion

 

Programm zur Senkung der Phosphatproduktion 2017

Seit dem 1. März müssen Milchviehbetriebe, die Trinkmilch oder Milch für die Verarbeitung erzeugen, ihren Viehbestand schrittweise reduzieren: Die Anzahl der Milchkühe muss auf den Stand vom 2. Juli 2015 abzüglich 4% gesenkt werden. Grünlandbetriebe sind von dieser zusätzlichen vierprozentigen Kürzung ausgenommen.

 

Stufenweise Reduzierung

Die Milchviehbetriebe erhalten eine Zielvorgabe, die der Anzahl der Milchkühe entspricht (umgerechnet in Großvieheinheiten), die am 1. Oktober im Kennzeichnungs- und Meldesystem (I&R) eingetragen waren, abzüglich eines bestimmten Prozentsatzes. Der Prozentsatz ist abhängig von der Phase.

Pro Zweimonatszeitraum wird ein Minderungsziel vorgeschrieben.

  • Betriebe, die das Ziel nicht erfüllen, bezahlen eine Strafe.
  • Betriebe, die das Ziel der Phase erfüllen, aber ihre Viehherde nicht auf den Stand vom 2. Juli 2015 minus 4% verringert haben, bezahlen eine geringere Strafe.

 

Strafzahlung

Betriebe, die die Zielvorgabe nicht erfüllen und die vorgegebene schrittweise Senkung nicht umsetzen, müssen eine Strafe zahlen. Diese entspricht 240 Euro pro Monat und pro Großvieheinheit, welche über die Zielvorgabe hinausgeht.

 

Solidaritätsabgabe

Milchviehbetriebe, die im festgelegten Zeitraum ihren Viehbestand um die vorgeschriebene Anzahl verringern, aber noch nicht ihre Zielvorgabe erreichen, müssen eine Solidaritätsabgabe für alle noch abzubauenden Großvieheinheiten zahlen.

 

Bonuszahlung

Milchviehbetriebe, deren Anzahl von Großvieheinheiten in einem Monat unter ihrer Zielvorgabe liegt, erhalten einen Bonus.

 

Einsatz von Futtermitteln in der Milchwirtschaft

Um den Phosphatanteil in Gülle zu senken, muss der Phosphatgehalt im Mischfutter verringert werden. Diese Maßnahme wird von der Futtermittelindustrie vollumfänglich umgesetzt.

 

Bezuschussungsregelung für die Einstellung der Milcherzeugung

Milcherzeuger, die die Milchproduktion 2017 einstellen, können einen Zuschuss unter der "Zuschussregelung für Milchviehbetriebe" beantragen. Die erste Runde wurde am 20. Februar eingeleitet und am gleichen Tag schon wieder geschlossen, weil das Ziel bereits überschritten war. Die pro Großvieheinheit erhältliche Beihilfe beträgt 1200 Euro. Diese Maßnahme hat zum Ziel, die Phosphatproduktion um 2,5 Millionen Kilo zu verringern.

Dieses Programm hat natürlich viele Emotionen und Diskussionen ausgelöst und viele Bauern sind zwischen den verschiedenen Regulierungen gefangen. Eine Reihe von Klagen befindet sich bereits in Vorbereitung.

Sieta van Keimpema, DDB Niederlande

 

Auszug aus „Phosphate reduction in the Netherlands” (Vollversion in Englisch)

Agrarausschuss des EU-Parlaments stimmt für Mengenreduktionsprogramm

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Der erste Schritt in Richtung Gesetzesrahmen für ein reguläres Kriseninstrument in der Gemeinsamen Marktordnung ist getan. Anfang Mai hat der Agrarausschuss des EU-Parlaments über den sogenannten Omnibus-Vorschlag abgestimmt und sich dabei auch offiziell für einen Artikel für ein freiwilliges Produktionsreduktionsprogramm ausgesprochen.

 

Dieses Programm kann beispielsweise im Milchsektor in Krisenzeiten die Erzeugung überschüssiger Milch verhindern und damit einen wesentlichen Beitrag zu der so dringend benötigten Stabilität leisten.

Dass der freiwillige Lieferverzicht in der Praxis funktioniert, konnte man im Milchsektor in den vergangenen Monaten gut beobachten. Die rasante Talfahrt der Milchpreise auf zum Teil unter 20 Cent konnte damit gestoppt und eine Preiserholung eingeleitet werden. Damit er zu einem wirksamen und nachhaltigen Instrument wird, müsste der nun vorgeschlagenen Artikel jedoch auch noch über eine Deckelung der Produktion während des Reduktionszeitraums verfügen.

Mit Blick nach vorn weist der Vorsitzende des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, der gesetzlichen Implementierung des Reduktionsprogramms eine faire Chance zu: “Ich denke auch in der Politik hat man gesehen, dass es ohne eine gesetzlich verankerte effektive Maßnahme nicht mehr gehen wird. Das zeigt dieser sehr positive Vorschlag des Agrarausschusses sehr deutlich.“ Es kommt nun noch auf die Zustimmung zweier weiterer Parlamentsausschüsse sowie des gesamten Plenums an, bevor der Vorschlag auch auf dem Tisch von Rat und Kommission landen wird. „Angesichts der brisanten Lage auf dem Milchmarkt und dem Fehlen angemessener Alternativen, stehen die EU-Institutionen den Milcherzeugern und den Bürgern der EU gegenüber in der Verpflichtung, endlich eine praktikable Lösung zu installieren“, so Schaber. Umso erfreulicher sei es, dass aktuelle politische Vorhaben nun mit dem Artikel zum Mengenreduktionsprogramm in die richtige Richtung gehen.

 

Hintergrund

Bei dem freiwilligen Lieferverzicht handelt es sich um ein zentrales Element des Marktverantwortungsprogramms (MVP) des EMB. In Krisenzeiten können so Milcherzeuger gegen Entschädigungsleistungen zu einer Reduzierung ihrer Produktion motiviert werden, wodurch die Erzeugung schädlicher Übermengen verhindert wird. Ende vergangenen Jahres wurde das Programm als einmalige Maßnahme von der EU aufgelegt und gerade auch von den Milcherzeugern der starken Produktionsländer wie Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Irland gut angenommen.

EMB Pressemitteilung vom 9.05.2017

EMB-Milchpreisvergleich der Länder

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In den beiden zurückliegenden Monaten Februar und März 2017 zahlten die meisten der für den EMB-Milchpreisvergleich erfassten Molkereien zwischen rund 30 bis zu 33 Cent für einen Kilogramm Milch bei 4,0% Fett und 3,4 % Eiweiß als Grundpreis an die Milcherzeuger aus.

 

Von Februar auf März haben allerdings fast alle erfassten Molkereien die Auszahlungspreise – wenn auch nur leicht – zurückgenommen. Dies gilt auch für die Biomilchpreise. Den höchsten Auszahlungspreis gab es in Italien mit 36,67 Cent. Um mehr als 8,87 Cent am weitesten davon abgeschlagen war, wie auch in den Monaten zuvor, der Auszahlungspreis in Österreich.

Über den Zeitraum des Milchreduktionsprogramms der EU seit Oktober bis in den Januar 2017 steigerte sich der Auszahlungspreis gerade bei den Molkereien am deutlichsten, die während der Milcherzeugerkrise nur noch die niedrigsten Preise an die Erzeuger auszahlten. Allen voran die Auszahlungspreise einer der erfassten deutschen Molkereien, wo der Auszahlungspreis im September auf unter 21 Cent pro Kilogramm abgefallen war und sich seit Januar dann immerhin um die 30 Cent (+44%) einpendelte.

Milchpreisvergleich Dezember 2016 bis März 2017

 

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

 

EMB Anmerkung: Die Erholungsphase darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Milchviehhalter nach wie vor weit entfernt von kostendeckenden Preisen sind.

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich wurde kürzlich überarbeitet, um eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas zu garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt.

Mittlerweile beteiligen sich 20 Betriebe aus sieben Ländern am EMB-Milchpreisvergleich.

Begleitung für Landwirte in schwierigen Situationen

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Gespräch mit Laurence Leruse, Koordinatorin von Agricall Wallonie. Das Ziel dieser belgischen Organisation ist, alle wallonischen Landwirte und ihre Familien zu begleiten, die wirtschaftliche, finanzielle, technische, rechtliche, psychologische oder soziale Probleme bei der Führung ihres Betriebs haben.

 

Welches sind die sozialen Probleme in der Landwirtschaft, mit denen sie sich befassen?

Allgemein stellen wir fest, dass die Arbeitsbelastung in den Betrieben durch die steigende Betriebsgröße und Komplexität des Berufs des Landwirts zunimmt. Dies hat unter anderem zur Folge, dass sich die Landwirte zunehmend in ihre Betriebe zurückziehen. Man hat das Gefühl, dass der Landwirt sich ständig anpassen und mit vielen Unwägbarkeiten zurechtkommen muss (größere Preisschwankungen, weniger Kontrolle über die Preise, ungewisse Einnahmen, größere Wetterschwankungen etc.).  Dieses Umfeld schwächt und ermüdet die Landwirte und macht sie anfälliger, wenn andere Probleme hinzukommen: Scheidung oder Trennung, Spannungen in der Familie, Krankheit oder Unfall, finanzielle Schwierigkeiten etc.

 

Wie begleiten Sie die Landwirte und ihre Familien? Welches sind die häufigsten Probleme, die ihnen begegnen?

Wir begleiten alle Landwirte neutral und unabhängig und respektieren dabei ihre Werte und Entscheidungen. Wir gewährleisten höchste Vertraulichkeit, was es uns ermöglicht, ein echtes Vertrauensverhältnis aufzubauen. So kann der Landwirt frei sprechen und sich uns anvertrauen. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, d.h. dass wir gleichzeitig an allen Aspekten arbeiten: den finanziellen, psychologischen, rechtlichen, sozialen und agronomischen. Oft haben Probleme vielfältige Ursachen und erfordern Lösungen, die ganzheitlich gedacht und analysiert werden. So ist es zum Beispiel nicht zweckdienlich, einem Landwirt zu raten, seine Milchproduktion zu steigern, um mehr Einnahmen zu erzielen und seine Darlehen zu tilgen, ohne seine Kapazitäten oder seine Wünsche zu berücksichtigen. Diese Lösung wäre mittelfristig nicht tragbar, da sie nicht das gesamte Ausmaß der Situation berücksichtigt, also die psychosozialen und fachlich-wirtschaftlichen Aspekte.

 

Sehen Sie eine Verbindung zwischen der derzeitigen Liberalisierungspolitik im Agrarsektor und Ihrer Arbeit bzw. dem Anteil der begleiteten Landwirte?

Diese Frage können wir nicht beantworten. Unsere Arbeit hat zum Ziel, Lösungsansätze zu finden, die dem Landwirt dabei helfen, seine ‚aktuelle‘ und ‚künftige‘ Situation zu verbessern. Außerdem berücksichtigen wir nur die Hebel, an denen der Landwirt unmittelbar ansetzen kann und die sich kurz- bis mittelfristig auswirken. Unsere Handlungsebene und der vorübergehende Charakter unseres Einsatzes unterscheiden sich von politischen Dimensionen, die langfristiger und auf einer höheren Ebene wirken.

 

Schlagen sich die Milchkrisen in Ihrer Arbeit nieder?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn man muss sagen, dass wir sehr unterschiedliche Situationen vorfinden. Die Betriebe, die wir begleiten, sind mehrheitlich Milch- oder Fleischbetriebe. Die in diesen Sektoren derzeit gezahlten Preise wirken sich auf die Liquidität der Betriebe und eindeutig auf ihre Tilgungsfähigkeit aus. Andere Faktoren (Krankheit, ungeeignete Finanzierungsstruktur, Effizienz des Betriebs, berufliche Erschöpfung, familiäre Probleme, Härte des Berufs etc.) können hinzukommen, die den Betrieb noch weiter schwächen und in eine Abwärtsspirale führen können.

 

Welche Erwartungen haben Sie an die Politik und die Gesellschaft, um die Situation für die Landwirte zu verbessern?

Unsere Organisation dient der Unterstützung. Unsere Aufgabe ist, Landwirte zu begleiten, die in Schwierigkeiten geraten sind. Wir können nicht für uns beanspruchen, dass wir alle Landwirte repräsentieren, da wir keine Gewerkschaft sind, die ihre Interessen vertritt. Dennoch sehen wir alle Initiativen und Entscheidungen positiv, die die Situation der Landwirte verbessern. Aus unserer Sicht ist jede Initiative ungeachtet der Ebene – sei es die kommunale oder europäische – wichtig.

 

Gibt es noch andere Aspekte, die Sie erwähnen möchten bzw. Ihnen wichtig erscheinen?

Wir raten allen Landwirten, die Schwierigkeiten haben, nicht zu zögern, diese mit ihrem bestehenden Netzwerk zu besprechen (Steuerberater, Tierarzt, Ernährungsberater, Bank etc.), um zu versuchen, Lösungen für die Schwierigkeiten zu finden und aus der Isolation herauszutreten; dabei ist es ganz egal, ob es sich um eine Einrichtung wie unsere handelt oder einen Ansprechpartner für Herdenmanagement, einen Futtermittel-, Melk- oder Ackerbauspezialist etc. So kann der Landwirt seine Isolation überwinden und sich mit Menschen austauschen, die einen anderen Blick haben, und so bessere Lösungen finden, um die Probleme zu lösen.  Außerdem ermutigen wir sie, möglichst schnell zu handeln, damit Schwierigkeiten im Laufe der Zeit nicht zum (ausgewachsenen) Problem werden. Wenn der Landwirt früher (re-)agiert, kann man mit Ruhe arbeiten und es stehen mehr Lösungsansätze zur Wahl.

Frau Leruse, vielen Dank für dieses Gespräch.

Regina Reiterer, EMB

 

Agricall Wallonie asbl  ist unter folgender Nummer erreichbar: 0800 / 85 0 18 

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