MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Seit Mitte April 2018 lenkt ein neuer Vorstand die Geschicke des European Milk Board.

In einer sehr bewegenden Mitgliederversammlung wurde Romuald Schaber, Gründer und Präsident des European Milk Board, nach 12 Jahren verabschiedet. Auch John Comer stellte nach 6 Jahren Engagement sein Amt zur Verfügung. Mit dem Iren Pat McCormack und dem Deutschen Johannes Pfaller wurden 2 junge und motivierte Milcherzeuger in den Vorstand gewählt.

Die aktuelle Situation macht ein starkes Auftreten der europäischen Milcherzeuger wichtiger denn je. Der Vorstand des EMB ist sich seiner Verantwortung bewusst. Nur durch unseren gemeinsamen Einsatz können wir einen kostendecken Milchpreis für alle Milchbauern in Europa erzielen, der uns eine gerechte Entlohnung für unsere tägliche Arbeit sichert.

Die Zeit drängt – uns allen sollte bewusst sein, das es sehr schwierig wird, unsere Familienbetriebe weiter aufrecht zu erhalten, wenn wir nicht kurzfristig Rahmenbedingungen am Milchmarkt bekommen, die uns faire Preise ermöglichen.

Bei der Mitgliederversammlung wurde auch beschlossen, die Solidarität der Milchbauern in Europa noch stärker in den Vordergrund zu stellen. Wir wollen den nationalen und europäischen Entscheidungsträgern klar machen, dass wir im EMB eine Einheit bilden und alles tun werden, um unsere Höfe gesund und lebensfähig an die nächste Generation übergeben zu können.

Wir brauchen JETZT eine gesamteuropäische Lösung, um die Milchproduktion an die jeweilige Marktsituation anzupassen. Als erstes muss die Milchmarktbeobachtungstelle handlungsfähig gemacht werden. Sie muss ein europäisches Organ werden, das beschließt wann und wie die Menge angepasst wird. Dies kann eine Steigerung der Produktion bei entsprechender Nachfrage oder eine Drosselung bei einem Überangebot sein. Niemand braucht eine Beobachtungstelle, die nur den Milchmarkt beobachtet ohne entsprechend auf Marktverwerfungen zu reagieren!

Wir suchen weiterhin den Dialog mit den EU-Institutionen, den nationalen Landwirtschaftsministern und allen Akteuren am Milchmarkt. Unser Ziel ist es, gemeinsam für die Milcherzeuger in Europa voranzukommen. Parallel dazu bereiten wir Aktionen und Kampagnen vor. Es mangelt uns nicht an Ideen.

Die große Begeisterung und Entschlossenheit auf der letzten Mitgliederversammlung, solidarisch für unsere Ziele einzutreten, war für mich persönlich sehr motivierend. Das EMB lebt mit seinen Milcherzeugern und wir alle sind voller Tatendrang, um unseren Beruf auch weiterhin ausüben zu können. Nur wenn wir Bauern kostendeckende Preise und eine gerechte Entlohnung erwirtschaften, können wir auch weiterhin jene Qualitätsprodukte liefern, die der Konsument von uns erwartet. Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Verbraucher müssen sich zu diesen Zielen bekennen - für eine nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt der Familienbetriebe.

Lasst uns an die Arbeit gehen, wir haben keine Zeit zu verlieren! Ich ruf euch alle auf, mich und den gesamten Vorstand zu unterstützen. Nur gemeinsam sind wir stark!

Erwin Schöpges, Präsident des European Milk Board

Weniger Agrarsubventionen erfordern Rahmen für kostendeckende Preise!

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Ist die EU progressiv genug, um Einkommens-stabilisierung für Landwirte richtig in die Wege zu leiten?

Nach Vorschlag von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger soll der Agrarhaushalt um fünf Prozent gekürzt werden.

 

Die geplanten Einsparungen im Rahmen des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) 2021-2027 wurden letzte Woche in Brüssel vorgestellt.

 

Weg von den Subventionen – hin zu fairer Bezahlung von Milch?

Eine Kürzung der Agrargelder macht nur Sinn, wenn gleichzeitig am Markt kostendeckende Preise ermöglicht werden, sonst wird die Situation der europäischen Milchproduzenten noch weiter erschwert. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Milcherzeuger sich nun schon seit mehreren Jahren von einer Marktkrise zur nächsten schleppen.

Erwin Schöpges, Präsident des European Milk Board (EMB), ist an sich nicht gegen eine geringere Abhängigkeit der Landwirte von Subventionen „Wir Milcherzeuger möchten nur zu gerne unser Einkommen vom Verkauf der Milch erwirtschaften können. Allerdings brauchen wir dafür kostendeckende Preise, d.h. unsere Milch darf nicht unter den Produktionskosten verkauft werden, wie es aktuell der Fall ist.“ Wenn die EU-Politik zukünftig Subventionen kürzt, dann sei es umso dringlicher, entsprechende Rahmenbedingungen für kostendeckende Milchpreise zu schaffen.

 

Kostenschere wurde bisher durch Direktzahlungen abgemildert

Die Direktzahlungen an die europäischen Landwirte sollen den Plänen der EU zufolge ab 2021 um vier Prozent reduziert werden. In Deutschland lagen beispielsweise die Gesamterzeugungskosten vor Abzug der Beihilfen im Januar 2018 bei 44,48 Cent/kg Milch. Die Produzenten erhielten lediglich einen Auszahlungspreis von 36,75 Cent/kg. Das Defizit von 7,73 Cent konnte hier mit den Direktzahlungen von 2,69 Cent/kg Milch leicht verringert werden.

Ähnlich sieht es bei den französischen Kollegen aus. Hier betrugen die Gesamterzeugungskosten vor Abzug der Beihilfen im Jahr 2017 49,25 Cent/kg Milch. Die Erzeuger erhielten einen Milchpreis von 34,42 Cent. Das große Defizit von knapp 15 Cent/kg Milch wurde bisher durch EU-Direkthilfen von 4,11 Cent/kg etwas abgedämpft.

Werden diese Direktzahlungen in Zukunft gekürzt, ohne einen Rahmen für kostendeckende Preise am Markt einzurichten, wird sich die Einkommenssituation der Milcherzeuger noch empfindlich verschärfen. 

 

Rahmen für stabile Erzeugereinkommen

Das European Milk Board fordert einen gesetzlichen Rahmen, um Menge und Angebot im Gleichgewicht zu halten und so stabile und kostendeckende Erzeugerpreise zu ermöglichen. Das Marktverantwortungsprogramm des EMB sieht beispielsweise einen freiwilligen Lieferverzicht bei angespannter Marktsituation vor, um einem Preisverfall aufgrund Überproduktion entgegenzuwirken.

Sieta van Keimpema, Milchproduzentin aus den Niederlanden und Vizepräsidenten des EMB führt dazu aus: „Ich schätze es sehr, dass die EU-Kommission sich aktuell mit gesetzlichen Vorschlägen gegen unfaire Handelspraktiken in der Versorgungskette – und damit praktisch auf der Mikroebene - einsetzt. In erster Linie brauchen wir aber auf der Makroebene einen Milchpreis, der unsere Produktionskosten deckt. Die gemeinsame Agrarpolitik braucht progressive Vorschläge und einen wirkungsvollen Rahmen!“

EMB Pressemitteilung vom 9. Mai 2018

Investitionsvorschlag: Investiert 0,25 Cent und bekommt den Betrag 5- bis 10-mal oder mehr zurück

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Diese Überschrift ist kein Versuch, witzig zu sein, und auch keine Verkaufspräsentation, sondern tatsächlich eine mögliche Lösung, um sich des eingelagerten MMP zu entledigen.

 

Es ist gemeinhin bekannt, dass die enormen Lagerbestände an Magermilchpulver (MMP) massiven Druck auf die aktuellen Milchauszahlungspreise ausüben – angefangen bei Kommissar Hogan über die nationalen Parlamente bis zu den Molkereien und nicht zuletzt den Milcherzeugern. Offiziell wollen alle die Lagerbestände abbauen, aber de facto gibt es sehr viele Käufer, denen die MMP-Bestände nutzen. Und sie sichern den Molkereien billige Milch.

Es sollte möglich sein, den Lagerbestand für weniger als 1.100 Euro pro Tonne zu erwerben. Bei einem Magermilchpulver-Bestand von 350.000 Tonnen würde sich der Gesamtbetrag auf 385 Millionen Euro belaufen. Die gesamte Milchproduktion in der EU beträgt etwa 165 Milliarden kg pro Jahr. Rechnet man diese beiden Fakten ein, würde dies bedeuten, dass die Milcherzeuger den Gesamtbestand für einen Viertelcent pro kg der Jahresproduktion aufkaufen könnten. Die Pacht sollte dabei kein Problem sein, da einige wenige Hektar ausreichen sollten, um das Magermilchpulver unterzubringen. Sollte die Abdeckplane löchrig werden, könnten wir auch damit leben, da keinerlei Absicht besteht, das Pulver unterhalb eines kostendeckenden Preises zu veräußern. Wird der nicht erzielt, bleibt es einfach liegen. Es besteht das Risiko, dass das Pulver niemals verkauft wird, aber dann würde es eben zur Freiheitsstatue für die europäische Milcherzeugung.

Klingt das oben geschilderte Szenario für euch absurd? Ja, absurd vielleicht, aber es ist auch absurd, Erzeugnisse zwischenzulagern, für die es nie einen Markt gab. Selbst Hogan sieht im Nachhinein den Unsinn ein: „Es ist nicht sinnvoll, weiter ein Erzeugnis für einen nicht vorhandenen Markt zu produzieren und dann zuversichtlich zu erwarten, dass der Steuerzahler – in diesem Fall durch die Kommission – es schon richtet.“ Das war seine Reaktion auf einen deutschen Vorschlag für die MMP-Lagerbestände und deren Auflösung. Der LDM, der Bundesverband dänischer Milcherzeuger, stimmt dem Kommissar zu. Also rufen wir dazu auf, dass man es den Milcherzeugern ermöglicht, das Pulver als Mahnmal ihrer Freiheit aufzukaufen.

Kjartan Poulsen, Landsforeningen af Danske Mælkeproducenter (LDM)

Gebündelte Milch - Wie erreicht man faire Lieferbedingungen?

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Wenn sich Milchbauern in Erzeugergemeinschaften zusammenschließen, dann, weil sie alternative Vermarktungswege erschließen wollen. Der stetig voranschreitende Konzentrationsprozess bei den Molkereien macht es für Einzelbetriebe, aber auch für Erzeugergemeinschaften, nicht leicht, neue Abnehmer zu finden.

 

In der Vergangenheit war die Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft (BMG) eine Möglichkeit, die von vielen neu gegründeten Erzeugergemeinschaften genutzt wurde. Nach Einschätzung von Peter Guhl, Milchbauer und Vorstandsvorsitzender der MEG Milchboard, war die Insolvenz der BMG zum einen auf Fehler im Management zurückzuführen, kam aber der Branche, in diesem Fall den anderen Molkereien, auch sehr gelegen, was sich seiner Einschätzung nach in der fehlenden oder nur sehr zögerlichen Unterstützung ablesen lässt. In der Konsequenz hat der Wegfall der BMG zur Auflösung vieler Erzeugergemeinschaften geführt. All diese Bauern, so Guhls Einschätzung, werden zukünftig nicht mehr für ein alternatives Vermarktungsprojekt zur Verfügung stehen.

Doch was kann man tun, wenn man aus den bestehenden Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber den Molkereien herauskommen und eine rückwärts gerichtete Preisgestaltung zu Lasten der Milchbauern verändern will? Die MEG Milch Board fordert einen ordnungspolitischen Eingriff durch die Politik. Konkret fordert sie, dass auf der Grundlage des Art. 148 (VO (EU) Nr. 1308/2013) der gemeinsamen Marktordnung die Lieferbeziehungen zwischen Milchproduzenten und Molkereien neu geregelt werden. „Der nationale Gesetzgeber kann dementsprechend für sein Gebiet eine generelle Vertragspflicht einführen. Die Verträge müssen insbesondere Regelungen zum Preis, zur Menge und zur Laufzeit aufweisen“, so die MEG Milch Board in ihrem Mitgliederrundbrief.

Wenig Unterstützung erfährt diese Forderung seitens der aufgeforderten Politiker und seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Hier verweist man auf den mangelnden Rückhalt für diese Idee unter den Erzeugern und geht davon aus, dass die „Branche“ allein Lösungen finden wird. Guhl allerdings sieht die Notwendigkeit, zuerst diese vermeintliche Branche sauber zu definieren. Kurzerhand Milchbauern, Molkereien, Milchhändler und den Handel zu einer Branche zu machen, allein weil alle mit Milch zu tun haben, ignoriert die sehr unterschiedlichen Interessen, aber auch die unterschiedlichen Größen- und damit Machtverhältnisse.

Wünschenswert wäre eine Orientierung an den einzelnen Wertschöpfungsebenen, z. B. die Milchproduzenten als Branche zu definieren. Gefordert wird eine vertragliche Regelung, welche die konkrete Menge in kg, die über eine bestimmte Laufzeit geliefert werden darf und muss und den konkreten Preis in Euro/kg festschreibt. Dass dieses System funktioniert, so Guhl, beweise seine Erzeugergemeinschaft immer wieder. Im vergangenen Jahr haben die beteiligten Bauern die vereinbarte Menge zu 99,16 Prozent abgeliefert.

Artikel von Marcus Nürnberger, erschienen in der Bauernstimme Mai 2018

Agrarministerkonferenz in Münster: Stillstand in Sachen Milch

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„Wir waren schon mal weiter“ – diese Aussage von Dr. Till Backhaus, Agrarminister in Mecklenburg-Vorpommern, fasst das Ergebnis der Deutschen Agrarministerkonferenz vom April 2018 hinsichtlich der Milchbeschlüsse sehr treffend zusammen.

Der Widerstand einzelner Agrarminister reichte angesichts des Einstimmigkeitsprinzips aus, wichtige Weichenstellungen für einen krisenfesten Milchmarkt auszubremsen. Offenbar hat auch die fraktionsübergreifende Einigkeit für ein wirkungsvolles Mengenmanagement auf EU-Ebene in den Landtagen von Bayern, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern den Agrarministerinnen und Agrarministern nicht den Rückenwind gegeben, eine ähnlich sachorientierte und parteiübergreifende Position auch bei dieser Agrarministerkonferenz umzusetzen.

Auch mit Blick auf die unverändert hohen EU-Interventionsbestände an Magermilchpulver, die den Markt nach wie vor massiv unter Druck setzen, hätten sich die Agrarminister mit mehr Nachdruck für einen schnellen, marktunschädlichen Abbau der Pulverberge einsetzen müssen. Bei der Verwendung der Magermilchpulverbestände für internationale Hilfsmaßnahmen zur Verbesserung der dortigen Versorgungslage muss gewährleistet sein, dass nicht heimische Märkte, die im Aufbau begriffen sind, gestört werden. Was humanitär klingt, muss nicht humanitär sein.

 

Milch-Beschlüsse der Landtage

Laut den wegweisenden Beschlüssen zur Milch in Bayern, Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern sollen die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien verbindlicher gestaltet werden. Über staatliche Vorgaben sollen gemäß Artikel 148 Gemeinsame Marktordnung Verträge verbindlich erlassen werden, die im Vorfeld der Lieferung feste Preise für bestimmte Mengen, Qualitäten und einen bestimmten Lieferzeitraum festlegen.

So soll laut Landtagsbeschluss Mecklenburg-Vorpommern nicht nur die Arbeit der EU-Milchmarktbeobachtungsstelle weiterentwickelt werden, um umfassender und früher die Milchmarktentwicklungen aufzeigen zu können. Der Landtag erwartet darüber hinaus von der EU-Kommission, dass das bestehende Sicherheitsnetz auf EU-Ebene um die Option einer zeitlich befristeten EU-weiten entschädigungslosen Milchmengenreduktion als Kriseninstrument erweitert wird.

Johannes Fritz, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Wie Milch aus der EU afrikanische Landwirte in die Knie zwingt

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Milliardenschwere multinationale Molkereikonzerne nutzen Schleuderpreise für europäische Milch aus, um aggressiv in Westafrika zu expandieren. Über einen Zeitraum von fünf Jahren haben sie ihre Exporte in die Region nahezu verdreifacht, indem sie von hochgradig subventionierten europäischen Landwirten produziertes Milchpulver verschiffen, das zu Trinkmilch für die boomende Mittelklasse der Region verarbeitet wird.

 

Dieser Milchrausch schürt seit langem bestehende Vorwürfe, dass die armen Länder den Preis für die in Brüssel ersonnenen EU-Agrarpolitiken bezahlen. Der europäische Druck auf die afrikanischen Milcherzeuger nahm 2015 zu, als die EU die Milchquoten abschaffte. Angesichts von Preisen, die auf einem historischen Tiefstand waren, brauchten die Molkereiunternehmen aus der EU dringend neue Absatzmärkte, um ihr Überangebot loszuwerden. Westafrika war mit seiner wachsenden Bevölkerung und der steigenden Nachfrage nach Milchprodukten ein offensichtlicher Zielmarkt. Zwischen 2011 und 2016 stiegen die Milchpulverexporte aus der EU nach Westafrika sprungartig von 12.900 auf 36.700 Tonnen — der Großteil davon floss in Werke in Senegal, Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria, die das Endprodukt wiederum in ihre Nachbarländer exportieren.

In dem Maße, wie globale Akteure wie Danone, Arla und FrieslandCampina Werke bauen, um importiertes europäisches Milchpulver wieder zu Milch zu verarbeiten, kämpfen afrikanische Landwirte, um mithalten zu können. Obwohl die einheimische Produktion nie die Nachfrage gedeckt hat, warnen Experten, dass die jüngste Milchsintflut Gefahr läuft, die einheimische Industrie unter sich zu begraben und die Region in die Abhängigkeit zu führen.

„Menschen, die von der Milch leben, haben zu kämpfen“, erklärt Adama Ibrahim Diallo, Vorsitzender des burkinischen Verbands der Milcherzeuger und Kleinstmolkereien. Er berichtete, dass die Landwirte in seiner Region nach und nach aufgeben. Diallo warnte davor, dass das Problem die Sicherheitslage in der Sahel-Zone verschärfen wird. „Die Söhne von Viehhirten werden zu Gotteskriegern – nicht aus Überzeugung, sondern weil es keine Arbeit gibt.“ „Das Problem … hängt mit der Überproduktion zusammen“, sagte er. „ Die Strategie der multinationalen Unternehmen besteht darin, sich in Westafrika anzusiedeln, um die Märkte mit ihrer Milch zu durchdringen.“

 

Mehr Milch, mehr Märkte

Die europäischen Molkereiunternehmen behaupten, sie müssen Milch außerhalb Europas verkaufen, um zu überleben. Arla Foods – eine dänische Molkereigenossenschaft mit einem Jahresumsatz von 10 Milliarden Euro – hat zum Beispiel 2013 ein Werk in der Elfenbeinküste gebaut, das zur Verarbeitung ihres Milchpulvers bestimmt ist. Das Unternehmen eröffnete 2015 weitere Standorte in Nigeria und Senegal. Danone trat 2013 sogar noch deutlicher auf den Plan, als das Unternehmen eine 49-prozentige Beteiligung an Fan Milk mit Werken in sechs westafrikanischen Staaten erwarb. Das französische Unternehmen übernahm 2016 auch die restlichen Anteile. Andere wie Nestlé und die niederländische Genossenschaft FrieslandCampina sind bereits seit Jahrzehnten in der Region vertreten. Aber beide haben kurz vor Abschaffung der Quoten noch mehr in der Region investiert. FrieslandCampina eröffnete 2014 ein weiteres Milchpulverwerk in der Elfenbeinküste, während Nestlé im gleichen Jahr ein Werk in Ghana aufmachte.

Die durch die europäische Überproduktion ausgelösten Schleuderpreise haben außerdem auch die Exporte beflügelt, die 2017 gegenüber dem Vorjahr um gigantische 38 Prozent stiegen. Die Kosten für Magermilchpulver fielen beispielsweise von 3,30 Euro pro Kilo Anfang 2014 auf etwa 1,70 Euro zum gleichen Zeitpunkt 2016, bevor sie im März 2018 auf 1,30 Euro abrutschten.

Es ist die allgegenwärtige Verfügbarkeit der billigen europäischen Milch, die den Kauf des einheimischen Angebots unwirtschaftlich macht, wo es vorhanden ist. Einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie der FAO (Organisation der Vereinten Nationen für Landwirtschaft und Ernährung) zufolge kostet ein Liter einheimisch produzierter Milch im Senegal zum Beispiel 1 Dollar. Aus Magermilchpulver hergestellte Milch kostet nur halb so viel.

Alle EU-Molkereien in Westafrika behaupten, sie arbeiten mit lokalen Partnern. Danone finanziert zum Beispiel ein Milchverarbeitungswerk im Senegal für die einheimischen Milcherzeuger, während FrieslandCampina und Arla mit nigerianischen Milcherzeugern arbeiten.

Einheimische Vertreter tun solche Maßnahmen jedoch als Schönfarbei ab. „So versuchen sie nur, in der Europäischen Union gut auszusehen“, sagt Diallo, Vorsitzender des burkinischen Milcherzeugerverbands. „Sie sind wegen des Geschäfts gekommen – sie sind nicht hier, um den Milcherzeugern zu helfen.“

Auszug des Artikels „How EU milk is sinking Africa’s farmers” „Wie die Milch aus der EU die afrikanischen Landwirte in die Knie zwingt) von Emmet Livingstone/POLITICO, 18.04.2018

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