MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Es war ein historischer Moment in der Geschichte der Milcherzeuger-bewegung:

Westafrikanische Milchproduzenten stehen gemeinsam mit europäischen Erzeugern zusammen und kämpfen solidarisch für die gleiche Sache. Diese eindrucksvolle Solidarität zeigt eine traurige Realität: Westafrikanische Bauern müssen bis nach Brüssel reisen, um gegen eine Politik zu demonstrieren, die sie selbst nicht gewählt haben, geschweige denn abwählen können.

Die Verantwortlichen der EU-Politik sind sich nicht bewusst, dass Landwirtschaft überall auf der Welt anders stattfindet. Über 50 % der westafrikanischen Bevölkerung betreiben eine kleinstrukturierte Landwirtschaft. In vielen Ländern Europas hingegen wird Landwirtschaft mit großem technischen Fortschritt betrieben, ist sowohl durchstrukturiert, intensiviert und hat das Ziel möglichst viele Einheiten kostengünstig zu produzieren.

Es wird zwar auf beiden Kontinenten Milch produziert, aber wir leben in zwei komplett unterschiedlich wirtschaftlichen Welten. Während auf der einen Seite die Kleinökonomie zur Selbstversorgung praktiziert wird, wird auf der anderen Seite die Intensivierung und Globalisierung gelebt. Der Versuch, diese beiden Systeme zu vereinen hat katastrophale Folgen für die kleinbäuerlichen Strukturen in Afrika und auch für uns. Letztendlich sind alle Landwirte die Verlierer.

Bei meinem Besuch im westafrikanischen Burkina Faso war es für mich interessant zu sehen, dass agrarpolitische Entscheidungen in Europa nicht nur massivste Auswirkungen auf die europäischen Milcherzeuger haben, sondern ebenso direkte Konsequenzen auf Milchbauern in Drittländern, in diesem Fall Westafrika, einer der ärmsten Regionen der Welt.

Umso wichtiger ist es, dass wir als EMB weiterhin für nachhaltige und faire Rahmenbedingungen am Milchmarkt kämpfen. Mich hat beeindruckt, wie die Milchbäuerinnen und -bauern aus Westafrika mit ihrer ganzen Energie, aber auch mit ihrem Frust die Gelegenheit in Brüssel wahrgenommen haben, um den verantwortlichen Agrarpolitikern darzulegen, welche negativen Auswirkungen die neoliberale Marktideologie und insbesondere die Exportausrichtung der EU hat.

Der Austausch mit den afrikanischen Kollegen hat mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass wir uns weiterhin für unser Marktverantwortungsprogramm, das vor Milchkrisen und massiven Milchüberschüssen schützt, stark machen. Nicht nur um den Markt in Europa fairer und gerechter zu gestalten, sondern auch um unsere Freunde und Kollegen in Afrika vor Dumping zu schützen. Oder wie es mein Freund Adama Dembele aus Mali kürzlich formuliert hat: „Wenn Ihr als europäische Bauern für Eure Interessen kämpft, tretet ihr automatisch für die Interessen der afrikanischen Bauern ein!“

Johannes Pfaller, Vorstandsmitglied des EMB und Beiratsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM)

Wenn billig und viel zu Dumping wird

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Afrikanische Milchbäuerinnen und -bauern appellieren an die EU, ihre Überschussproduktion einzudämmen

„Milch ist in Afrika nicht einfach nur wichtig, sondern ausgesprochen wichtig.“

 

Während sie das sagt, blickt Korotoumou Gariko, Milcherzeugerin und Leiterin einer Kleinmolkerei aus Burkina Faso, ernst nach vorn zur Bühne. Hier, nahe dem EU-Ratsgebäude in Brüssel, haben sich am 10. April ihre Kollegen aus Mali, Senegal, Mauretanien und Niger mit europäischen Milchbäuerinnen und -bauern sowie einem breiten Bündnis aus Organisationen der Zivilgesellschaft versammelt. In einer gemeinsamen Deklaration fordern sie die EU auf, schädliche Überschüsse und Dumping in Zukunft zu vermeiden.

Für die lokale Produktion in Afrika stellen insbesondere die ansteigenden Importe aus fettangereichertem Magermilchpulver Probleme dar. „In Niger sind wir nicht glücklich über die schlechte Qualität der importierten Milchprodukte. Sie sind mit Palmöl angereichert, ohne dass die Bevölkerung dazu informiert wird“, erklärt die Milchbäuerin und Gründerin eines regionalen Milchnetzwerks Wouro Habsatou Aboubacar die Situation in ihrem Land. Sie hält dabei eine Miniaturkuh in den Farben Nigers in den Händen. Palmöl ist 12-mal billiger als Milchfett. Es ist für einheimische Erzeuger kaum möglich, mit diesen Billigimporten zu konkurrieren.
 So kostet beispielsweise in Burkina Faso ein Liter pasteurisierter einheimischer Milch umgerechnet ca. 91 Cent im Gegensatz zu 34 Cent für einen Liter Milch aus Pulvergemisch.

Es geht den Veranstaltern der Aktion nicht darum, Importe pauschal zu verurteilen. Es sollte allerdings eine Balance existieren und insbesondere Billigimporte dürfen nicht überhand nehmen. Erste Reaktionen von Vertretern der EU-Kommission zum Anliegen der afrikanischen Erzeuger lassen allerdings vermuten, dass die aktuellen negativen Auswirkungen der Billigimporte hier noch stark unterschätzt werden.

Für Koen Van Troos von Tierärzte Ohne Grenzen, einem Mitveranstalter der Aktion in Brüssel, ist ein Umdenken in der EU jedoch sehr wichtig: „Unsere Arbeit vor Ort, die beispielsweise aus Veterinärleistungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Futter und zur Entwicklung der Milchwertschöpfungskette besteht, kann wenig ausrichten, wenn sich die EU-Politik nicht ändert“, so Van Troos.

Es geht darum, die starke Überproduktion, die für die EU charakteristisch ist und auch hier zahlreiche Krisen hervorruft, zu beenden. Vertreter des europäischen Milcherzeugerverbandes European Milk Board plädieren daher für den Einsatz eines Kriseninstrumentes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

Die lokale Milchwirtschaft in Westafrika bietet ein wichtiges Potenzial an Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten, das ausgebaut und nicht weiter bedroht werden sollte. Die burkinische Milchbäuerin Korotoumou Gariko verweist in diesem Zusammenhang auf ein großes Problem, das ein Ende der lokalen Milchproduktion in Westafrika für die Familien vor Ort bedeuten würde: „Es sind insbesondere die Frauen, die in der Milchbranche arbeiten. Mit dem Geld ernähren sie ihre Familien und können die Kinder zur Schule schicken. Tötet man also die Milch in Burkina Faso, dann tötet man auch die Familien.“

Artikel von Silvia Däberitz, EMB, erschienen in der Bauernstimme 05/2019

 

Videos zur Afrika-Aktion

EMB Pressemitteilung: "Probleme der EU nicht nach Afrika exportieren!"

Die Milchregulierung hat die europäischen Erzeuger 2,3 Milliarden Euro gekostet

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Wurden die Erzeuger von der Europäischen Kommission um 2,3 Milliarden Euro erleichtert – zugunsten der Milchverarbeiter? Einer Studie von Agriculture stratégies zur Steuerung der Milchkrise von 2015 und 2016 zufolge soll die von der Europäischen Union verfolgte Politik der öffentlichen Einlagerung von Milchpulver die europäischen Milcherzeuger 2,3 Milliarden Euro gekostet haben!

 

„Es handelt sich nicht nur um einen Verlust für die Erzeuger, sondern um eine Wertübertragung von den Erzeugern zu den Verarbeitern“, sagt die Denkfabrik. Wie kann man Marktkrisen in der Europäischen Union besser bewältigen? Das war die Frage, die die Denkfabrik Agriculture stratégies im Rahmen einer Studie beantwortete, die der Europaabgeordnete Eric Andrieu in Auftrag gab, um seine Reformvorschläge für die GMO-Verordnung zu untermauern, eine der drei Verordnungen der GAP.

In dieser Studie ziehen Jacques Carles, Vorsitzender von Agriculture stratégies, und dessen Studiendirektor Frédéric Courleux eine bittere Bilanz der Strategie, die die Europäische Kommission wählte, um die Milchkrise von 2015 und 2016 zu bewältigen. Angesichts der Milchkrise von 2015 und 2016 schlug die Kommission im Juli 2016 ein Programm zur Senkung der Milchproduktion mit einem Topf von 500 Millionen Euro vor, um denjenigen Erzeugern einen Ausgleich zu zahlen, die sich für drei Monate verpflichten würden. 

Der Erfolg dieses Plans stellt sich „sofort ein: Während die Hilfe in vier Etappen umgesetzt werden sollte, werden 98,8% der Beihilfen schon in der ersten Phase beantragt. Der Pulverpreis steigt bereits bei Ankündigung der Maßnahme aufgrund ihrer psychologischen Wirkung auf die Erwartungen der Marktakteure“, erklärt Agriculture stratégies.

Die Denkfabrik kritisiert insbesondere die Absatzstrategie für die Pulverbestände, die den Pulverpreis über ein Jahr lang in den Keller gedrückt hat“. Ihrer Meinung nach kostete diese Strategie die europäischen Erzeuger 2,3 Milliarden Euro! Und sie erläutert im Einzelnen:

„Im September 2017 beschließt die Kommission, offensiv vorzugehen, um die 350.000 t eingelagertes Milchpulver abzusetzen. Die Menge ist zu relativieren: Sie entspricht etwa 2% der Jahresproduktion in Europa. Im Gegensatz zu früheren Auslagerungen, wo mehrere Instrumente zur Anwendung kamen, wie Spenden an wohltätige Vereine oder Beihilfen für die Tierverfütterung, beschließt die Kommission, das Pulver ausschließlich über Ausschreibungen abzusetzen. Diese Maßnahme bietet die Möglichkeit, unterhalb des Interventionspreises zu verkaufen und die Bestände durch den Verkauf zu Schleuderpreisen sehr schnell aufzulösen.“

Agriculture stratégies weist auf „eine Fehlanalyse“ der Kommission hin, als diese annahm, die Wirtschaftsakteure würden ein Interesse daran haben, die verschleuderten Mengen schnellstmöglich abzunehmen.“

Die Marktakteure zogen es vor, von der Dumpingwirkung der Tiefpreis-Ausschreibungen auf die Pulver- und damit Milchpreise zu profitieren und so die Strategie der Kommission zu vereiteln. „Diese bestand darin, Angebote bis 1.050 €/t zu akzeptieren, was weit unter dem europäischen Sockelpreis von 1.698 €/t liegt. Und wenn die Bestände Ende 2018 schließlich abgesetzt wurden, ist dies größtenteils der Dürre zuzuschreiben, die im Sommer 2018 große Erzeugerregionen traf.“

Die Fortsetzung des Artikels von Arnaud Carpon, Terre-net Média, ist auf folgender Webseite zu finden (in Französich): www.web-agri.fr

Biomilch: Warnung vor dem Risiko der Überproduktion

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Die Erzeugung von Biomilch hat sich im Wesentlichen in Europa und Nordamerika entwickelt. Der US-amerikanische Markt ist der größte weltweit für Bio-Milchprodukte mit einer jährlichen Menge von ca. 1,5 Milliarden Liter (16,4 % der weltweiten Produktion). Viele amerikanische Erzeuger haben auf die Aufrufe der Genossenschaften reagiert, das Defizit in diesem Markt zu decken, der starkes Wachstum verzeichnet.

 

Man beobachtet eine Zunahme der Investitionen und der Herdengrößen: Nach Aussage des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) ist die Anzahl der Biomilchkühe zwischen 2012 und 2016 um 34% auf insgesamt 267.523 Kühe gestiegen. Der für die Milcherzeuger sehr attraktive Markt war schnell übersättigt, gefolgt von einem Überangebot mit einem Preisverfall von 30% in zwei Jahren. Muss man sich angesichts des schnellen Wachstums des europäischen Markts für Biomilchprodukte nicht sorgen, dass uns das gleiche Schicksal blüht?

 

Bröckelnder amerikanischer Markt

Nach Jahren des schnellen Wachstums hat sich der Markt für Biomilch in den USA 2017 erstmals seit 2013 verlangsamt, was darauf hindeutet, dass die Amerikaner diese Produkte weniger stark konsumieren. Dieser Rückgang hängt mit einem veränderten Konsumverhalten der Amerikaner zusammen, die eher zu Gemüsesäften oder Smoothies neigen, die sie für gesünder halten: Deren Absatz stieg 2017 um 3%. Das Verhalten einiger Branchenakteure hat außerdem für Misstrauen bei den Verbrauchern gesorgt, wie das Unternehmen Aurora Organic Valley, das Biobetriebe mit Tausenden von Kühen betreibt und vom USDA für die Nichteinhaltung der Biomilchvorgaben angeprangert wurde. Ergebnis: Der Anstieg des Absatzes sank von 40% im Jahr 2013 auf 7% im Jahr 2017 und der Erzeugerpreis fiel 2017 um fast ein Drittel. Viele Biomilcherzeuger mussten hinnehmen, dass ihre Molkerei ihre Produktionsmenge deckelte, um den schwächelnden Markt zu entlasten.

 

Kann sich eine ähnliche Situation in Frankreich einstellen?

Im Rahmen des Sektorenplans für die Milchwirtschaft nach der öffentlichen Konsultation zum Nahrungsmittelsektor (den sogenannten „Generalständen“) wurden Maßnahmen zur „Aufwertung der Produktpalette“ umgesetzt. Das erklärte Ziel ist eine Verdoppelung der Biomilchproduktion (+ 600 Millionen Liter zusätzlich) innerhalb der nächsten fünf Jahre.

Die französische abgeholte Biomilchmenge lag 2017 in Europa mit 630,4 Millionen Litern an zweiter Stelle hinter Deutschland und vor Dänemark und verzeichnete einen Anstieg von 11,3% gegenüber 2016. Diese Zahl zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl neuer Erzeuger hinzugekommen ist, die 2015 mit der Umstellung begonnen haben. Einer Umfrage des CNIEL (Nationale Branchenorganisation der französischen Milchwirtschaft) zufolge müsste die 1-Milliarde-Liter-Marke bei der Biomilch bis Ende 2019 erreicht werden.

Die Verbraucher, die Biomilch (oder Erzeugnisse auf Biomilchbasis) konsumieren, sind eine Zielgruppe für die Hersteller von Gemüsesäften. Daher haben mehrere Milchkonzerne, die die Sättigung des Markts für Biomilchprodukte vorhergesehen haben, bereits in diese alternativen Produktsegmente diversifiziert. Granarolo, Hochland, Bauer, Agrial – diese als Milchverarbeiter bekannten Unternehmen haben jüngst im Gemüsesegment investiert. Die Entwicklung dieser Produkte stellt für die Erzeuger eine Bedrohung dar, umso mehr als dass diese Konsummuster unterschätzt werden könnten! Denn wenn die Nachfrage nach Gemüseerzeugnissen steigt, werden sich die Unternehmen darauf einstellen, ihr Marketing auf diese Produkte ausrichten und die Milch und ihre Erzeuger vernachlässigen, weil sie wirtschaftlich weniger interessant sind. Dieses Phänomen könnte durch Deregulierung noch weiter verschärft werden, die manche Länder dazu veranlassen wird, ihre Mengen zu steigern, und die sich dann mit schwächeren Absatzmärkten konfrontiert sehen. Deshalb müssen die französischen und europäischen Milcherzeuger wachsam bleiben und dürfen nicht unbedingt auf ihre Molkereien hören, die sie drängen, ihre Produktion zu steigern. Sonst bekommen sie die Marktwirkung zu spüren, wie in den USA.

Joseph Martin, Organisation des producteurs de lait (OPL), Frankreich

Studie zu Lieferbeziehungen im Milchsektor veröffentlicht

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Spätestens die Sektoruntersuchung Milch des Deutschen Bundeskartellamtes aus dem Jahr 2012 belegt, dass die Funktionsfähigkeit des Marktes für Rohmilcherfassung nur eingeschränkt gegeben ist. Fest steht: Die bestehenden Marktbedingungen wirken sich einseitig zu Lasten der Milcherzeuger aus!

 

Das System aus Andienungspflicht, Abnahmegarantie und nachträglich festgelegten Milchpreisen – teils deutlich unter den Milcherzeugungskosten – ist bis heute gängige Praxis und belastet die Milcherzeuger massiv.

Vor diesem Hintergrund beauftragte die MEG Milch Board das unabhängige Beratungsunternehmen Lademann & Associates GmbH (L&A) damit, die Auswirkungen der bestehenden Lieferbedingungen auf den Wettbewerb am deutschen Milchmarkt zu untersuchen und Eingriffsmöglichkeiten zu prüfen. Die wettbewerbsökonomische Analyse der Auswirkungen der gegenwärtigen Bildung des Milchauszahlungspreises hat vier zentrale Ergebnisse herausgearbeitet:

1.     Eine vollständige Andienungspflicht bei gleichzeitiger Abnahmegarantie, die noch immer prägend für einen Großteil der erzeugten Rohmilchmenge gilt, führt zu einer Marktverschließung und begünstigt Überproduktion und niedrige Preise.

2.     Modellhaft kann gezeigt werden, dass die derzeitige Marktstruktur, die die Molkereien in die Lage versetzt, ohne die vollständige Berücksichtigung der Erzeugerkosten die angediente Rohmilch abzunehmen und möglichst zu verarbeiten und abzusetzen, die Erzeuger deutlich schlechter stellt als in einer Situation, in der Erzeuger und Molkereien über Preise verhandeln, bevor die Molkerei beliefert wird.

3.     Durch die einseitige nachträgliche Preisfestsetzung der Molkereien wälzen diese die Marktrisiken auf die Erzeuger ab. Die Erzeuger sind dagegen in der inhärent schlechteren Informationsposition bezüglich wichtiger Marktinformationen zur Mengenplanung, mit der Folge, dass regelmäßig zu hohe Milchmengen auf den Markt kommen, mit dem Ergebnis, dass es zu großen Preisschwankungen auf dem Markt für Rohmilch kommt.

4.     Aus ökonomischer Sicht kann die Beziehung zwischen Genossenschaftsmolkereien und Milcherzeugern nach dem Prinzipal-Agent-Problem verstanden werden: (Genossenschaftliche) Molkereien, die „Agenten“, verfolgen eigene Interessen und handeln nicht im Sinne der Genossenschaftsmitglieder, den „Prinzipalen“. Gleichzeitig verfolgen auch die Erzeuger unterschiedliche Interessen, die nur durch eine für alle Akteure gültige Regulierung zum Wohle aller miteinander vereinbart werden können.

 

Die bestehende Markt- bzw. Lieferstruktur zu Lasten der Erzeuger kann nach der Auffassung von L&A durch eine verbindliche Festlegung der Vertragsinhalte hinsichtlich Preisen und Mengen überwunden werden. Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) bietet hier eine geeignete Grundlage. Verbindliche Preise und Mengen für alle Marktteilnehmer sollten zur Stabilisierung des Milchmarktes umgesetzt werden.

MEG Milch Board, April 2019

Hier finden Sie die vollständige Studie zu Lieferbeziehungen

 

Kommentar EMB:

Die verbindliche Einführung von Verträgen nach Art. 148 GMO mit Festlegung von Preisen und Mengen unterstützt die Stellung der Milcherzeuger innerhalb der Lieferkette und kann somit zu einer Verbesserung der Marktstrukturen und Wettbewerbsbedingungen beitragen. Wichtig wären hierbei Milchauszahlungspreise, die sich an den Produktionskosten orientieren.

Darüberhinaus benötigt der Milchsektor aber auch Rahmenbedingungen innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik, wie beispielsweise ein effizientes Kriseninstrument, das im Falle eines problematischen Milchpreisverfalls eingesetzt werden kann.

Deutschland: Thema Milch auf der Tagesordnung

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Der BDM präsentiert seine Sektorstrategie 2030

Anlässlich der Frühjahrs-Agrarministerkonferenz in Landau errichtete der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. vor dem Tagungshotel der Politiker ein Holzhaus unter dem Motto „Zukunft Milchmarkt bauen – Milchviehhalter und Politik Hand in Hand“.

 

Hierbei wurden die drei Schritte der Sektorstrategie bildgewaltig durch verschiedene Stockwerke dargestellt. Das Krisenmanagement-Konzept und der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation, welche unverzüglich umgesetzt werden müssen, stellen das  Fundament dar. Die Gründung einer Branchenorganisation Milchviehhaltung bildet den ersten Stock. Das Haus wird abgeschlossen vom zweiten Stock und dem Dach, welche den Ausbau zu einem zweistufigen Milchmarktsystem symbolisieren sollen.

Der BDM konnte durch seinen gezielten Protest und das sehr präsente Haus (Grundfläche 5×5m, Höhe 6,45m) die Politiker darauf aufmerksam machen, dass die Probleme des Milchmarkts nach wie vor nicht gelöst sind. Der Verband wird als Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen seinen fachlichen Input in die Erarbeitung einzelner Themenstellungen einer möglichen Sektorstrategie 2030 einbringen, damit auch die Position der Milchviehhalter Berücksichtigung findet.

 

Demonstration in München zur Artenvielfalt

Der BDM hat Ende April anlässlich des Runden Tisches zum Volksbegehren Artenvielfalt eine Demonstration vor der Bayerischen Staatskanzlei organisiert. Ohne eine Neuausrichtung der Agrarpolitik bleibt Artenvielfalt nur Wunschdenken.

Der aktuelle Fokus auf internationale Wettbewerbsfähigkeit und günstige Lebensmittel führt zu hohen externen Kosten, die nicht von den Profiteuren dieses Systems bezahlt werden. Die Folge: Nicht nur die Insekten, auch die Zahl der Milchviehbetriebe hat sich angesichts einer permanenten Kostenunterdeckung dramatisch reduziert – um 53% alleine zwischen 2000 bis 2017.

 

Veranstaltungen mit Milcherzeugern aus Mali

Milchbauern-Organisationen aus sechs westafrikanischen Ländern haben gemeinsam mit  dem European Milk Board (EMB) und verschiedenen Entwicklungshilfeorganisationen die EU-Politiker in Brüssel aufgefordert, die Handelspraktiken mit Afrika neu zu ordnen. Die  Exporte aus der Überschussproduktion der EU dürfen nicht  Milchbauern in Afrika gefährden.

Im Anschluss an Veranstaltungen in Brüssel besuchte Adama Dembele, Sprecher der malischen Milcherzeugergemeinschaft FEMALAIT, mehrere Betriebe in Deutschland. Man war sich hierbei sehr schnell einig, dass eine lokale Milchwirtschaft neben der Bedeutung für die Ernährungssicherheit und -souveränität auch die Antwort auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten darstellt und daher Armut und Landflucht entgegenwirkt. 

Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

EMB-Milchpreisvergleich: Starke Preisdifferenzen bei Molkereien innerhalb der Länder

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Im März 2019 erreichten die Milchauszahlungspreise zwischen 22,55 und 39,25 Cent pro Kilogramm abgelieferte Milch. Zwischen den einzelnen Molkereien gibt es starke Preisdifferenzen und auch sehr unterschiedliche Preisentwicklungen. Hintergrund sind oft komplett andere Preisgestaltungssysteme und die Nachzahlungspraxis.

 

Einzelne Molkereien in Italien und Irland haben die Auszahlungspreise im ersten Vierteljahr 2019 stark erhöht, während andere italienische Vergleichsmolkereien, genauso wie Molkereien in Belgien und Deutschland die Preise im gleichen Zeitraum sehr deutlich gesenkt haben.

In den meisten Ländern haben sich die Preise vor den Zu- und Abschlägen in den letzten Monaten aber kaum verändert und bewegen sich zwischen rund 30 Cent (Österreich, Deutschland, Luxemburg) und 35 Cent pro kg Milch.

Zwischen Januar und März 2019 wurden von den ökologischen Milchviehbetrieben Auszahlungspreise von 41 bis 42 Cent pro Kilogramm gemeldet. Damit liegen die Biomilchpreise weiterhin auf dem Niveau des letzten Quartals in 2018. Die bisher veröffentlichten Biomilchpreise des Meldebetriebes BE 4 wurden rückwirkend korrigiert.

EMB-Milchpreisvergleich bis März 2019

 

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich soll eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt. Die Monatszahlen werden laufend auch um die Nachzahlungen korrigiert. Mittlerweile beteiligen sich 22 Betriebe aus acht Ländern am EMB-Milchpreisvergleich.

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

Zeitnah die wichtigsten Nachrichten vom EMB über WhatsApp kurz und bündig erhalten?

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Bleiben Sie weiterhin gut informiert. Das European Milk Board (EMB) kommuniziert aktuelle Themen und Entwicklungen der Milchpolitik bisher über Pressemitteilungen, Newsletter und die Internetseite sowie Facebook. Und jetzt auch über WhatsApp.

 
Über das Mobiltelefon, das mittlerweile fast immer mit dabei ist – ob im Besprechungsraum oder am Traktor – bleiben Sie auf dem Laufenden!

 

Wenn Sie Interesse haben, ab jetzt auch über WhatsApp informiert zu werden, melden Sie sich bei uns an:

1. Die Nummer +32 (0) 484 53 35 12 unter EMB in Ihrem Adressbuch speichern.

2. Eine kurze WhatsApp-Nachricht mit Name und Angabe der gewünschten Sprache (Deutsch, Englisch oder Französisch) schicken.

3. Wir fügen Sie zur Liste hinzu und Sie sind fortan gut informiert.

 

Die Teilnahme kann jederzeit widerrufen werden. Falls Sie keine Nachrichten mehr empfangen wollen, schicken Sie uns einfach eine WhatsApp-Nachricht mit dem Text „STOP“. Wir löschen Sie dann aus der Liste.

Freuen Sie sich ab jetzt auf aktuelle Informationen, kurze Berichte und Fotos von Treffen und Aktionen über WhatsApp!

Vanessa Langer, EMB

Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Unterstützung!

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Wir möchten uns angesichts der endenden Legislaturperiode des Europäischen Parlaments bei den Abgeordneten bedanken, die sich in den letzten Jahren aktiv für einen Richtungswechsel in der EU-Milchpolitik eingesetzt haben.

 

Die turbulenten letzten Jahre haben gezeigt, dass der Milchmarkt Rahmenbedingungen braucht, um die problematische Überproduktion und die damit einhergehenden Krisen zu vermeiden. Während der vergangenen Legislaturperiode haben Sie mit Ihrer Arbeit wichtige Weichen gestellt.

Wir sind überzeugt, dass die Ergebnisse Ihrer politischen Arbeit langfristig Wirkung zeigen.

 

Herzlichen Dank für Ihren Einsatz!

Der Vorstand des European Milk Board

Agrarreferent/in 75 %-Stelle zum 15. Juni 2019

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Wir sind ein junger Dachverband europäischer Milcherzeugerorganisationen, der sich für kostendeckende Milchpreise einsetzt. Die Zukunft einer nachhaltigen Milcherzeugung in ganz Europa mit seinen positiven Effekten für Arbeitsplätze, ländlichen Raum und Umwelt sind unser Ziel.

  

Wir arbeiten mit unseren Mitgliedsorganisationen aus ganz Europa zusammen und betreiben eine intensive politische Arbeit sowie Öffentlichkeitsarbeit in den Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch.

Wir suchen eine Person zur Verstärkung unseres Teams und freuen uns über Ihre aussagekräftige Bewerbung.

 

Zu Ihren Aufgaben gehören:

  • Analyse der Milchmarktpolitik der Europäischen Union
  • Erarbeitung von Positionspapieren und Stellungnahmen
  • Auf- und Ausbau des Netzwerkes mit Vertretern der europäischen Institutionen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Interessensvertretern
  • Vertretung des EMB in europäischen und/oder internationalen Kooperationsplattformen
  • Redaktion des EMB-Newsletters und Betreuung der Internetseite/soziale Medien
  • Pressearbeit / Mitgliederinformation
  • Kontakt mit EMB-Mitgliedsorganisationen
  • Organisatorische Vorbereitung von Konferenzen und Veranstaltungen

 

Sie verfügen über folgende Voraussetzungen:

  • Erfahrung in der politischen Analyse und Agrarpolitik
  • Interesse an landwirtschaftlichen Fragestellungen
  • Strukturierte Arbeitsweise und hohes Verantwortungsbewusstsein
  • Hohe Kommunikationsfähigkeit, u.a. Bereitschaft, mit verschiedenen europäischen Ländern Kontakt zu pflegen
  • Sorgfältiges, eigenverantwortliches Arbeiten
  • Kenntnisse in Typo3, Mailchimp und Bildbearbeitung sowie redaktionelle Kenntnisse von Vorteil
  • Sehr gute Kenntnisse der englischen und deutschen sowie mindestens gute Kenntnisse der französischen Sprache in Wort und Schrift

Unsere Geschäftsstelle befindet sich in Brüssel, Belgien.

Ihre Bewerbung richten Sie bitte per E-Mail bis zum 27. Mai 2019 an office@europeanmilkboard.org

European Milk Board asbl, Rue de la Loi 155, 1040 Brüssel, Belgien 

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