MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Die Milchpreise befinden sich im freien Fall - quer durch Europa zeigt sich ein starker Abwärtstrend der Erzeugerpreise. Am stärksten betroffen sind die baltischen Länder welche die Auswirkungen des russischen Importverbots unmittelbar zu spüren bekommen. Hier werden aktuell Milchpreise von 16-18 Cent pro Liter ausbezahlt.

In England protestieren die Milcherzeuger seit einigen Wochen gegen die anhaltenden Milchpreiskürzungen der Molkereien. Mit mehreren Protestaktionen und Traktor-Blockaden von Auslieferungszentren haben die englischen Milchbauern auf ihre existenzgefährdende Situation aufmerksam gemacht. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals werden die Berichte der französischen Landwirte über fallende Preise immer lauter. Ähnlich auch die Situation in Belgien: Eine belgische Genossenschaftsmolkerei kündigte ihren Mitgliedern eine Absenkung auf ca. 25 Cent ab Januar an – „es sei denn es geschieht noch ein Wunder... oder die EU ergreift effiziente Maßnahmen.“

Von Seiten der EU-Kommission stehen bis heute allerdings keine adäquaten Maßnahmen zur Verfügung. Noch dazu läuft in wenigen Monaten die Milchquote aus und die Zeichen stehen europaweit auf Bestandsaufstockung und Produktionssteigerung. Wir vom EMB machen uns bereits Gedanken, wie wir gemeinsam auf die besorgniserregende Situation reagieren können und welche Aktionen die Entscheidungsträger zum Handeln zwingen. So viel steht fest - das EMB wird ein kräftiges Lebenszeichen von sich geben!

Neben all diesen negativen Schlagzeilen können wir in diesem Newsletter auch Positives berichten. Im belgischen Ciney findet am 6. November die erste Europäische Faire Milch Konferenz statt. Das European Milk Board macht seit mehreren Jahren mit dem Slogan "Faire Milch" auf die Notwendigkeit kostendeckender Milchpreise aufmerksam. In 6 Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien und Österreich) sind aktuell faire Milchprodukte im Handel. Projekte wie diese helfen, dass wir in Zukunft unsere Familienbetriebe aufrecht erhalten können und den Konsumenten hochwertige Nahrungsmittel zu gerechten Preisen garantieren.

Erwin Schöpges, EMB Vorstandsmitglied

Milchpreise und Einschätzung der Marktlage in den einzelnen Ländern

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© wikimedia commons

Die Situation am Milchmarkt verschärft sich dramatisch: In sämtlichen europäischen Ländern sinkt der Milchpreis seit Wochen. Und es ist keine Besserung in Sicht.

Eine belgische Molkerei hat ihren Zulieferern für Januar bereits 25 Cent (3,80% Fett, 3,35% Eiweiß) angekündigt. So wie die belgischen Milchbauern müssen sich auch ihre Kollegen etwa aus Deutschland, Frankreich und Dänemark auf fallende Preise einstellen. „Der Milchpreis ist in Frankreich in den vergangenen drei Monaten um 10 Cent gesunken. Heute liegt er bei rund 32 Cent“, sagt Paul de Montvalon, französisches EMB-Vorstandsmitglied. Damit nicht genug - fürs kommende Frühjahr sei gar mit lediglich 25 Cent (3,80% Fett, 3,40% Eiweiß) zu rechnen.

„Die Situation ist sehr dramatisch“, bestätigt auch der EMB-Vorsitzende Romuald Schaber. „Wir haben jetzt schon keine Kostendeckung und die Lage wird sich bis zum Jahresende noch weiter verschärfen.“ Während die Preise in Deutschland von zuletzt 40 Cent (4,20% Fett, 3,40% Eiweiß) auf aktuell 35-37 Cent gesunken seien, drohten bis Dezember weitere Abschläge auf bis zu 32 Cent. Auch in Dänemark bieten sich den Milchbauern keine erfreulichen Aussichten: Dort muss bis Jahresende mit einem Preisrückgang von derzeit 34 Cent (4,20% Fett, 3,40% Eiweiß) auf 30 Cent gerechnet werden.

In Italien, Irland und den Niederlanden ist die Lage ähnlich. So erwartet etwa John Comer, irisches EMB-Vorstandsmitglied, dass die Butterpreise in seinem Heimatland bis zum Jahresende unter 28 Cent fallen werden. Momentan liegt der Milchpreis noch bei 33 Cent (3,60% Fett, 3,30% Eiweiß). Währenddessen haben die italienischen Milchbauern bereits empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Erhielten sie im August rund 40 Cent pro Liter, sind es derzeit nur noch 36-38 Cent (3,70% Fett, 3,25% Eiweiß). In den Niederlanden liegt der Garantiepreis momentan bei 37 Cent (4,41% Fett, 3,47% Eiweiß, 4,51% Lactose) bei einer Jahreslieferung von mindestens 600.000 Kilogramm Milch.

Die Abwärtsspirale sorgt zunehmend für Unruhe unter den Produzenten. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Romuald Schaber. „Wir werden sicherlich zu gegebener Zeit unseren Unmut in Brüssel kundtun.“

Videobeitrag: EMB Vorstand äußerst sich zur aktuellen Situation in Europa

Hanna Vauchelle, EMB

Milchproteste im Vereinigten Königreich

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© James Williams (Farmers For Action)

Die englische Organisation „Farmers For Action“ protestiert seit Anfang Oktober gegen die anhaltenden Milchpreiskürzungen verschiedener Molkereien (u.a. Müller Wiseman, First Milk, Dairy Crest). Die Erzeugerpreise sind in den letzten Monaten um ca. 25% gesunken und die Milcherzeuger fürchten um ihre Zukunft.

In mehreren Protestaktionen wurden Molkereien, Verteilerzentren, Supermarktketten und zuletzt eine Käserei mit Traktoren blockiert. Die Proteste richten sich in erster Linie gegen die anhaltenden Milchpreiskürzungen und gegen die Abwertung von Milchprodukten. Die Landwirte beklagen, dass britische Milchprodukte durch den Druck des Handels, aber auch durch zahlreiche Billigangebote in der Werbung entwertet werden. Ein weiterer Grund für die Protestaktionen sind Billigimporte von Käse aus Irland und anderen europäischen Ländern, welche britischen Käse aus den Supermarktregalen verdrängt.

Seitens der Molkereien werden die Preiskürzungen mit dem hohen Milchangebot und der schwachen Nachfrage nach Milcherzeugnissen begründet. Die Beteiligung der Milchbauern bei den Protestaktionen war hoch – einige Hunderte Landwirte nahmen an den friedlichen Blockaden teil. In den Medien wurde intensiv über die Proteste berichtet und bei den Konsumenten wächst das Verständnis für die Situation der Landwirte. Als ein Erfolg ist zu werten, dass Arla angekündigt hat, die Preise einzufrieren. Arla Foods hat eine neue Kampagne gestartet, die direkt auf die Konsumenten abzielt. Unter dem Motto „Unterstützt unsere Landwirte“ werden die Konsumenten über Werbung in der Presse, über Broschüren und soziale Medien aufgerufen, bestimmte Arla-Marken von Milch, Butter und Käse zu kaufen, um damit direkt die Milcherzeuger zu unterstützen.

Der nationale Bauernverband NFU hat indessen die Supermärkte und den Handel aufgefordert, höhere Milchpreise zu bezahlen. Für den Vorsitzenden der „Farmers For Action“, David Handley, ist es unumgänglich, dass die Milcherzeuger die Milchmengen reduzieren, um den Molkereien ein Gegengewicht zu bieten.

Regina Reiterer, EMB

Die Situation in Deutschland

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Die Rohmilchpreise geraten in Deutschland mehr und mehr unter Druck. Nicht nur die seit Jahresbeginn im Durchschnitt um 4,6% gestiegene Anlieferung an die Molkereien, sondern auch das russische Importverbot sowie der abgeflachte Export von Magermilchpulver nach China veranlassen die Molkereien, den Preis zu senken.

Je nach Verwertung der Milch innerhalb der Molkerei ist eine Preisanpassung früher oder später notwendig. Die erste Molkerei in Schleswig-Holstein hat für September den Milchpreis auf 30 Ct/kg bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß reduziert. Andere konnten den Milchpreis noch bei 38,5 Ct/kg halten. Im Schnitt wurden in Deutschland 34,6 Ct/kg bezahlt.

Die fallenden Milchpreise sind Anlass, vermehrt Gespräche mit Politikern auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene zu führen, um sie auf die sich zuspitzende Situation aufmerksam zu machen. Darüber hinaus wird die Einführung eines Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzeptes als wesentlicher Bestandteil eines wirkungsvollen Sicherheitsnetzes thematisiert und intensiv beraten. In den Gesprächen ist die Einsicht zur Notwendigkeit eines derartigen Systems durchaus vorhanden, Zeichen für eine Umsetzung durch die Politik sind aber zur Zeit nicht zu erkennen.

Doch nicht nur die Milchmarktsituation beunruhigt die Milcherzeuger, sondern auch die drohende Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens durch die Kommission auf Grund der gemeldeten Nitratwerte im Grundwasser. Die zu hohen Nitratwerte machen eine Änderung der Düngeverordnung notwendig. Von einer Änderung sind alle Betriebe betroffen. Der Entwurf zur Änderung beinhaltet neben anderen kleineren Dingen vor allem eine längere Sperrfrist für das Ausbringen von Gülle, erstmalig eine Sperrfrist für Festmist und eine max. Ausbringmenge von 170kg N/ha aus organischem Dünger. Die Derogationsregelung zur Ausbringung von max. 230kgN/ha auf intensiv genutztem Grünland ist nicht mehr enthalten. Auch die Änderung der Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen kann die Milcherzeuger zu neuen massiven Investitionen zwingen. Der Bau und die Überwachung der  sogenannten JGS-Anlagen (Jauche, Gülle, Sickersaft) sollen nun bundeseinheitlich erfolgen. Die bisherigen Landesregelungen sollen entfallen. Ein Bestandsschutz für Altanlagen ist nicht vorgesehen. Stattdessen sollen Übergangsfristen die Nachrüstung von Leckageerkennungssystemen regeln.

Der BDM setzt sich gegenüber den politisch Verantwortlichen für praxisgerechte Anpassungen ein. Wir fordern mit Nachdruck, dass sich Verschärfungen nach dem Verursacherprinzip richten und lediglich bei den Betrieben Anwendung finden sollen, welche mit nicht an die Betriebsfläche angepassten Tierbeständen produzieren.

Thorsten Sehm, BDM

Belgische Molkerei kündigt 25 Cent/Liter an

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Die belgische Genossenschaftsmolkerei „Laiterie des Ardennes“ weist ihre Mitglieder auf eine potenzielle Milchpreiskürzung für das nächste Jahr hin. Unter dem Titel „Es sei denn es geschieht noch ein Wunder... oder die EU ergreift effiziente Maßnahmen“ informiert die Molkerei, dass der Milchpreis ab dem 1. Januar auf 25 Cent/Liter sinken wird.

Auszüge aus dem Mitgliederbrief der Molkerei

Es gibt zwei wichtige Tendenzen: Einerseits ein hohes Angebot in Europa und auf dem Weltmarkt (durch gute Produktionsbedingungen und einen stimulierenden Milchpreis) und andererseits eine sinkende Nachfrage (vor allem durch Anpassung der eingelagerten Mengen in China). Die Entwicklung dieser Tendenzen ermöglichte dennoch einen akzeptablen Milchpreis. Mit dem russischen Importstopp entstand ein großes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage (u.a. bei Käse). Dieses Problem löst sich nicht von alleine.

Es ist nicht unsere Aufgabe, die Entscheidungen der EU Institutionen zu beurteilen. Aber uns steht eine klare Position der EU zu bezüglich der Folgen der Konfrontation zwischen unseren Ländern und Russland: Entweder die EU informiert die Erzeuger darüber, dass dieses Opfer notwendig ist, und erkennt an, dass ihre Einkommen dadurch stark sinken werden oder die EU erachtet, dass die Bemühungen auf alle Wirtschaftssektoren verteilt werden sollte, und stellt ein entsprechendes Budget zur Verfügung. Aber die EU sollte bitte aufhören, die wahren Folgen des Importstopps zu minimieren und zu behaupten, dass das Budget und die aktuelle Interventionsschwelle (erinnern wir uns an 2009) in der Lage sein werden, die Erzeuger vor den negativen Folgen zu schützen.

Warum diese geschönten Behauptungen? Warum nicht die Wahrheit sagen? Der Preis wird bis Ende des Jahres korrekt bleiben, aber ab Januar – es sei denn es geschieht noch ein Wunder oder die EU ergreift angemessene Maßnahmen – wird der Preis stark sinken. Deshalb sollte die EU handeln oder aber die Wahrheit sagen: man kann nicht auf ein Wunder hoffen.

Astrid Sauvage, EMB

Erste Europäische Faire Milch Konferenz

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Am 6. November 2014 findet im belgischen Ciney die erste Europäische Faire Milch Konferenz statt. Das European Milk Board macht seit mehreren Jahren mit dem Slogan "Faire Milch" auf die Notwendigkeit kostendeckender Milchpreise aufmerksam.

 

Die Faircoop Belgien und das EMB wollen mit dieser Konferenz Milchbauern, Einzelhandel, Konsumenten und Politiker zusammenbringen und auf die Bedeutung einer fair produzierten Milch hinweisen.

In 6 Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien, Österreich) sind aktuell Faire Milch Produkte im Handel. Auf dem Programm der Konferenz stehen u.a. Präsentationen der Fairen Milch Projekte in den verschiedenen Ländern. Erstmalig wird auch die „Goldene Faironika“ für besondere Verdienste für nachhaltige und faire Lebensmittel- bzw. Milchproduktion verliehen.

Regina Reiterer, EMB

Faire Milch in Luxemburg – eine Erfolgsgeschichte

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D'Fair Koperativ Lëtzebuerg

Interview mit Fredy de Martines, Präsident der Fair Koperativ Lëtzebuerg

In Luxemburg läuft die Faire Milch seit ihrer Einführung im Jahre 2011 sehr gut und die Verkäufe steigern sich jährlich um 20%. Erst kürzlich wurde das Sortiment um frische Sahne (500ml) ergänzt. In den Luxemburger Supermärkten finden sich nun frische Vollmilch, faire Butter und Sahne sowie UHT-Milch (3,5% und 1,5%). Die Einführung von frischer Halbfettmilch ist für Mitte November geplant. Seit einem halben Jahr wird Frischmilch in 10 Liter Eimern an Kantinen von Kindertagesstätten und Schulen sowie an Bäckereien geliefert.

 

Herr de Martines, Luxemburg als kleines Land hat im Vergleich zu den anderen Faire Milch Ländern einen großen Vorteil bei der Vermarktung der Fairen Milch. Was sind die Gründe für die guten Verkaufszahlen?

Wir sind in allen Supermärkten und kleinen Geschäften Luxemburgs vertreten mit Ausnahme von Aldi und Lidl. Die Billig-Diskounter haben wir auch bewusst nicht kontaktiert, weil das nicht unserem Konzept entspricht. Wir sind sehr strikt, was die Preisgestaltung betrifft und wir wollen die Preise und die Margen selbst vorgeben. Bei den Diskountern wäre das Gegenteil der Fall. Aus meiner Sicht ist es enorm wichtig, dass ich als Milcherzeuger die Preisverhandlungen mit den Supermärkten führe. Nur ein Milchbauer kann überzeugend argumentieren: „So arbeiten wir und so viel wollen wir bekommen“. Wir pflegen außerdem einen sehr persönlichen Kontakt mit all unseren Partnern. Das ist z.B. bei den Supermärkten sehr wichtig, um einen guten Platz für unsere Produkte zu erhalten. Ein weiterer Punkt ist sicherlich unser gutes Verhältnis zu Luxlait, der einzigen Molkerei hier in Luxemburg. Wir haben den großen Vorteil, dass unsere Molkerei sowohl einpackt als auch die Verteilung übernimmt. Auch Kleinstbestellungen werden täglich zugestellt. Mittlerweile haben wir eine Stammkundschaft, die unserer Marke treu bleibt. Jeder Kunde, der die Faire Milch kauft, bleibt auch dabei.

 

Wie ist Ihre Kooperative - die Fair Koperativ Lëtzebuerg - organisiert?

Unsere Kooperative ist für jeden Milchbauer in Luxemburg offen. Zur Zeit haben wir 47 Mitgliedsbetriebe, die recht unterschiedlich strukturiert sind. Unser kleinster Betrieb hat 30 Milchkühe, der größte bewirtschaftet rund 150 Kühe.

Die Mitgliedsbetriebe müssen im Prinzip drei zentrale Verpflichtungen erfüllen. Jeder Betrieb muss 1 ½ Tage pro Jahr für die Faire Milch tätig werden und sich aktiv an Aktionen und Veranstaltungen beteiligen, um das Projekt „Faire Milch“ zu bewerben. Eine weitere Bedingung ist, dass unsere Mitgliedsbetriebe die Milchquote nicht überschreiten dürfen. Die dritte Verpflichtung betrifft die sogenannte „Hoftor-Bilanz“: Die Betriebe werden angehalten möglichst nachhaltig zu bewirtschaften, um die jährliche Nährstoff- und Energiebilanz zu verbessern. Diese Bilanz wird von einer neutralen Stelle gemessen.

 

Mit Fairer Milch verbindet man in erster Linie kostendeckende Preise für die Milcherzeuger. 10 Cent pro Liter Milch gehen zusätzlich an die Bauern. Wie ist das Image der Marke „Faire Mellech“ bei den Luxemburgern?

Die Konsumenten wissen, dass 10 Cent direkt an die Milcherzeuger gehen und haben dadurch ein gutes Gewissen. Unsere große Stärke ist sicherlich auch die Verpackung, die uns von der Konkurrenz unterscheidet. Die Kuh Faironika in den Landesfarben steht für sich selbst. Wichtig für uns ist auch, dass wir über das Projekt der Fairen Milch einen direkten Kontakt zwischen Bauer und Konsument vermitteln. Wir möchten, dass sich die Konsumenten Gedanken machen, was in einer Packung Milch steckt: die Arbeit, die wir Landwirte haben, die finanziellen Unsicherheiten. Mit Fairer Milch vermitteln wir aber noch eine wichtige Botschaft: Die Mitgliedsbetriebe arbeiten mit der Natur und versuchen möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Die Konsumenten wissen, dass sie mit dem Kauf unserer Produkte uns Bauern unterstützen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun.

 

Wie viele Leute arbeiten am Projekt Faire Milch Luxemburg?

Wir sind ein kleines, aber sehr engagiertes Team. Eine Person ist mit 10 Stunden/Woche für die Buchhaltung angestellt, daneben haben wir 3 Personen auf Stundenbasis für die Bereiche Bestellungen, Kundenbetreuung und Organisation. Ich selbst bin für die Verhandlungen mit dem Handel zuständig und der Ansprechpartner für unsere Molkerei Luxlait.

 

Welche Tipps können Sie anderen Länder geben?

Aus meiner Sicht ist es absolut wichtig, einen professionellen Start hinzulegen. Die Supermarktregale sind überfüllt und niemand wartet auf ein neues Produkt. Wir konnten den Luxemburger Landwirtschaftsminister von unserem Projekt überzeugen und haben finanzielle Unterstützung in der Startphase erhalten. Als zweiten Sponsor konnten wir eine Luxemburger Bank gewinnen, die voll hinter unserem Projekt steht und uns auch weiterhin unterstützt. Durch die Unterstützung des Ministeriums und der Bank vermitteln wir in gewisser Weise auch Seriosität gegenüber den Konsumenten.

 

Die Produkte der Fairen Milch sind flächendeckend in Luxemburg vertreten. Was sind die Ziele und Herausforderungen für die Zukunft?

Wir sind in allen Supermärkten und kleinen Geschäften vertreten – ein Ausbau ist in dieser Hinsicht nicht möglich. Unser Ziel ist es, unseren Kundenstamm weiterhin zu vergrößern –  wir wollen noch mehr Leute zur Fairen Milch bringen. Langfristig möchten wir unsere Produktpalette ausbauen. Beim Segment Frischmilch versuchen wir verstärkt an Bildungseinrichtungen und Altersheime zu liefern.

 

Herr de Martines, vielen Dank für das Interview.

Regina Reiterer, EMB

Kurznachrichten aus Brüssel

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Europaparlament stimmt für neue EU-Kommission

Der neue EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und sein Team aus 27 Kommissaren haben am 1. November ihre Arbeit aufgenommen. Das Plenum des Europaparlaments in Straßburg gab bei einer Abstimmung am 22. Oktober seine Zustimmung zu dem neuen Kollegium. Juncker konnte auf die Stimmen von EVP, Sozialdemokraten und der meisten Liberalen im EU-Parlament setzen.

 

Selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative gegen Freihandelsabkommen

Nachdem die Europäische Kommission Mitte September die geplante Europäische Bürgerinitiative (EBI) gegen TTIP und CETA aus formellen Gründen abgelehnt hat, haben die Initiatoren Anfang Oktober eine selbstorganisierte Bürgerinitiative gegen die geplanten Freihandelsabkommen gestartet. Mittlerweile wurden knapp 800.000 Unterschriften gesammelt. Das European Milk Board ist Bündnispartner und unterstützt die Initiative. Die Bürgerinitiative kann auf folgendem Link unterschrieben werden (Formular in beliebigen Sprachen verfügbar): http://stop-ttip.org/de/unterschreiben/

 

11. Oktober: Europäischer Aktionstag gegen TTIP, CETA und TiSA

Am 11. Oktober 2014 fanden in ganz Europa Aktionen statt, um gegen die geplanten Freihandelsabkommen der EU zur protestieren. Mehr als 1000 öffentliche Aktionen fanden dabei in 22 europäischen Ländern statt.

 

Milchquote: Superabgabe 409 Mio €

Acht Mitgliedsstaaten haben ihre Quote für die Jahre 2013/2014 überliefert: Deutschland, die Niederlande, Polen, Dänemark, Österreich, Irland, Zypern und Luxemburg. Die Strafzahlungen (“Superabgabe”) betragen insgesamt etwa 409 Mio €. Laut den nationalen Angaben für das Milchjahr bis 31. März 2014, haben diese 8 Mitgliedsstaaten ihre nationale Quote um insgesamt 1.469 000 Tonnen überliefert.

 

Gezielte EU-Hilfsmaßnahmen für die baltischen Länder bzw. Finnland

Der scheidende Agrarkommissar Dacian Ciolos kündigte beim letzten Agrarrat die Einführung eines gezielten Entschädigungsfonds an, um die Milcherzeuger in den am stärksten vom russischen Handelsverbot betroffen Ländern zu unterstützen. Der Fonds soll den drei baltischen Staaten (und ev. Finnland) zu Gute kommen. Der entsprechende Vorschlag wurde bis jetzt noch nicht vorgelegt. Es wird erwartet, dass der neue Agrarkommissar Phil Hogan gezielte Maßnahmen präsentieren wird.

 

EU-Programme zur Absatzförderung

Milchverbände und -institutionen aus Dänemark, Irland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich erhalten für Absatzförderungsprogramme im Milchsektor knapp 5 Millionen Euro (davon 2,49 Mio aus dem EU-Budget). Die nationalen Initiativen zielen darauf ab, den Milchkonsum in ihren eigenen Märkten zu bewerben. Hintergrund: Bis Ende September konnten die EU-Mitgliedsländer Absatzförderungsprogramme einreichen. Diese Maßnahmen sollten den Erzeugern dabei helfen, neue Absatzmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der EU zu finden und die Auswirkungen des russischen Importverbots abzufedern.

Regina Reiterer, EMB

EMB Agenda

Die wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im November 2014:

  • 4.11.:          Dialog mit der Zivilgesellschaft zu TTIP-Verhandlungen
  • 4.11.:          Treffen Dialoggruppe „Rindfleisch“
  • 4.11.:          Gespräche mit Europaabgeordneten
  • 5.11.:          Vorstandssitzung in Brüssel
  • 5.11.:          Internes Treffen der Fairen Milch Länder (Brüssel)
  • 6.11.:          Erste Europäische Faire Milch Konferenz (Ciney)
  • 12.11.:        Veranstaltung „Ende Milchquote“, Agrarministerium Litauen
  • 12.11.:        Treffen Deutscher Bauernverband, Brüssel
  • 19.11.:        Treffen Dialoggruppe „Milch“
  • 20.-21.11.:  Mitgliederversammlung Frankreich
  • 27.11.:        Treffen Dialoggruppe „Internationale Aspekte der Landwirtschaft“
  • 27.11.:        Workshop Ende Milchquote (Präsentation), Brüssel

Impressum

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