MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Am 9. und 10. November fand in Nunspeet in den Niederlanden die Herbstversammlung des EMB statt. Gleichzeitig feierten die anwesenden Mitglieds-organisationen das 10-jährige Gründungsjubiläum des Verbandes.

Gibt es wirklich einen Grund zum Feiern, angesichts der katastrophalen Milchpreise seit nun schon 2 Jahren? Ist das EMB nicht gar überflüssig? Könnte nicht die unsichtbare Hand des Marktes die Probleme am besten lösen?

Nun, was sind denn die Probleme, mit denen die Milchviehhalter seit vielen Jahren konfrontiert sind? Um es auf den Punkt zu bringen: Milchpreise, mit welchen die Milcherzeuger ihre Kosten bei weitem nicht decken können und das bei gleichzeitig steigenden Kosten und immer höheren Umwelt- und Tierwohlansprüchen der Verbraucher. Im Zuge der politisch beschlossenen Marktliberalisierung wird von den europäischen Milcherzeugern gefordert, sich dem Markt zu stellen. Steigende Produktionskosten und Ansprüche werden von den Politikern einfach unter den Teppich gekehrt. Diese fatale Politik hat viele unserer Mitglieder zum Aufgeben gezwungen und die verbliebenen an den Rand des Ruins geführt.

Das EMB war in den letzten 10 Jahren und ist bis heute eine der wenigen Organisationen, welche auf europäischer Ebene entschieden und mit allen erdenklichen Mitteln gegen diese Fehlentwicklung ankämpft. Das EMB war und ist die Stimme der Milchviehhalter. Mit klaren Forderungen und durchdachten Konzepten. Authentisch und mit Leidenschaft. Zielstrebig und gradlinig kämpfen die Mitgliedsorganisationen des EMB und ihre Bauern für ihre Rechte, für einen kostendeckenden Milchpreis. Ohne die Aktivitäten des EMB wären die Milchkrisen 2009, 2012 und 2015/16 nicht zu einem Thema in der breiten Öffentlichkeit geworden. Die europäischen Milchbauern wären leise gestorben. Niemand hätte die Stimme erhoben und eine Kurskorrektur eingefordert.  

Inzwischen ist das EMB auf europäischer Ebene bei den Institutionen, Parlament und Kommission, anerkannt und respektiert. Den übrigen „Stakeholdern“ kann auf Augenhöhe begegnet werden. Man ist im Gespräch, die Sache steht im Vordergrund.  

Das EMB ist erfolgreich! Das vom Ministerrat beschlossene Mengenreduktionsprogramm, welches seit 1.10.2016 bereits läuft, entspricht in weiten Bereichen den Forderungen des EMB. Die Anwendung des Programms ist nicht nur höchst notwendig, sondern stellt einen Systemwechsel der europäischen Politik dar. Die Marktgläubigkeit, mit welcher die politisch Verantwortlichen monatelang Eingriffe in die Produktion verhindert haben, wurde aufgegeben. Zwar spät, aber noch nicht zu spät. Nun heißt es dranbleiben und weiterarbeiten, damit sich solche Preiskrisen nicht wiederholen können.

Aber zunächst wird gefeiert. 10 Jahre Stimme der Milchbauern. 10 Jahre Hartnäckigkeit. 10 Jahre tolle Aktionen und schlüssige Konzepte. 10 Jahre EMB als Erfolgsgeschichte!       

Romuald Schaber, EMB Präsident

EMB feiert 10-jähriges Bestehen

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Für den perfekten Geburtstag fehlt jetzt noch ein reguläres Kriseninstrument!

 

 

Protestmärsche in europäischen Großstädten – mehr als 1.000 Traktoren, die durch die Brüsseler Innenstadt fahren – Milch, die an den Fenstern des EU-Parlaments heruntertropft – oder das Gespräch mit dem Papst in Rom: Vier von vielen Bildern, mit denen sich die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern des European Milk Board (EMB) in den vergangenen Jahren ins Gedächtnis von Politik und Öffentlichkeit eingeprägt haben. Doch kennzeichnend für den Milcherzeugerverband sind auch konstruktive politische Gespräche und die Beteiligung bei EU-Arbeitsgruppen, bei denen er Konzepte für einen stabilen Milchmarkt eingebracht hat. Herausgekommen sind dabei eine Gruppenfreistellungsverordnung, die es ins EU-Milchpaket geschafft hat, die Milchmarktbeobachtungsstelle (MMO) und der aktuelle freiwillige Lieferverzicht auf EU-Ebene. Doch noch fehlt dem Sektor ein reguläres Kriseninstrument.

Brüssel/ Nunspeet, 10.11.2016: „Steh auf, wenn Du ein Bauer bist!“ ist Programm für die europäischen Milcherzeuger, die seit 2006 gemeinsam als EMB gegen eine Erosion der Landwirtschaft kämpfen. „Eine EU-Politik, die sich kaum noch an den Zielen der GAP zur Marktstabilisierung und Sicherung eines angemessenen Einkommens im Agrarsektor orientierte, machte die Gründung des EMB absolut notwendig“, erinnert sich der EMB-Vorsitzende und Milchbauer Romuald Schaber. „Dabei war uns die Solidarität mit den Kollegen aller Länder und das Verfolgen gemeinsamer Ziele damals schon sehr wichtig. Wir wollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern uns gemeinsam für eine faire Landwirtschaft einsetzen.“ Das EMB, das für rund 100.000 Milcherzeuger eintritt, steht seit 10 Jahren für eben diese Solidarität. Man arbeitet miteinander für einen fairen Milchpreis, aber auch für eine Landwirtschaft, in der das Tierwohl eine Rolle spielt und die regional ausbalanciert ist. Prämissen, die ebenso gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sind.

 

Mit konstruktiver Arbeit wichtige Hürden genommen

In dieser Zeit wurde politisch einiges erreicht: Der EMB-Vorschlag einer Gruppenfreistellungsverordung führte 2012 zu den Bündelungsmöglichkeiten für Erzeuger im Milchpaket. Das Konzept einer Monitoringstelle floss zum Teil in die Milchmarkt Beobachtungsstelle (MMO) ein und in diesem Jahr wurde der freiwillige Lieferverzicht, der ein essentielles Element des EMB-Marktverantwortungsprogramms ist, auf EU-Ebene angewandt. Auch konnte in den vergangenen 10 Jahren mit der Fairen Milch eine eigene Milchmarke in sechs europäischen Ländern aufgebaut und damit direkte Beziehungen der Landwirte zu den Konsumenten etabliert werden.

Konstruktiv zu sein und sich an der Lösungsfindung zu beteiligen, war von Anfang an das Motto der Milcherzeuger-Organisation. „Es ging uns nie darum, mit dem EMB pauschal politische Eliten zu verteufeln. Wir als Erzeuger wollen Verantwortung übernehmen und uns seriös in die politische Diskussion einbringen“, erläutert die Vizepräsidentin des EMB, Sieta van Keimpema, die Intention der EMB-Mitglieder. „Wir möchten allen aus Politik, der Zivilgesellschaft und dem Milchsektor danken, die uns in den vergangenen 10 Jahren dabei unterstützt haben.“

 

Einiges ist geschafft, doch für den Milchsektor bleibt noch viel zu tun

Die einmalige Maßnahme des freiwilligen Lieferverzichts muss nun in ein reguläres Kriseninstrument nach Vorbild des Marktverantwortungsprogramms (MVP) einfließen.

Dafür muss zunächst ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der:

  1. einen Markt-Index über die MMO installiert

  2. in Krisenzeiten während des freiwilligen Lieferverzichts eine Deckelung der restlichen Produktion einführt und Sanktionen, um den Deckel durchzusetzen und

  3. die Erhebung einer Umlage bei Erzeugern zur Finanzierung des Kriseninstruments ermöglicht.

 

Starker Einsatz der Milcherzeuger in ganz Europa

Die Bäuerinnen und Bauern haben in den letzten 10 Jahren viel gegeben und dabei auch einige Opfer gebracht. Die Milchlieferstreiks von 2008 und 2009 bleiben allen als eine intensive und schwierige Zeit, aber auch notwendige Aktion im Gedächtnis. Es wurde eine enorme Kraft in Proteste und politische Arbeit gesteckt – eine Kraft, die gleichzeitig aus Mut und Verzweiflung erwachsen ist. „Für diesen einzigartigen und großartigen Einsatz der letzten 10 Jahre möchten wir allen danken. Wir wären nicht an dem Punkt, an dem wir heute sind, ohne die fantastische Arbeit, die Ihr geleistet habt“, wendet sich Romuald Schaber an seine Berufskollegen in ganz Europa. Die Bäuerinnen und Bauern seien aufgestanden und hätten sich nicht stillschweigend von einer falschen Agrarpolitik aus der Produktion treiben lassen. Der Milchsektor sei noch nicht da, wo er sein müsste, um Krisen in Zukunft abwenden zu können. „Für einen perfekten Geburtstag fehlt jetzt noch ein reguläres Kriseninstrument. Aber wir bleiben zusammen dran!“, bekräftigt Schaber die Pläne der Milcherzeuger.

Einige politische Vertreter sowie die ein oder andere Interessengruppe waren sicherlich nicht immer glücklich, dass die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern so selbstbewusst aufgetreten sind. Doch genau das war und ist weiter wichtig. Landwirte und lebendige ländliche Regionen sind als Stütze unseres Nahrungssystems für die Gesellschaft unabkömmlich. Außerdem braucht die EU den engagierten und demokratischen Input ihrer Bürger. Sie ist eine Union, die von dieser konstruktiven Beteiligung leben sollte. Ganz klar wird es für die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern des EMB daher auch in Zukunft heißen: „Steh auf, wenn du ein Bauer bist!“

EMB Pressemitteilung

Video 10 Jahre EMB

Fotogalerie: Mitgliederversammlung und 10-Jahres Feier EMB

Spanien: gegen unlautere Praktiken von Industrie und Handel

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© OPL

Nach der Vorstandswahl im September, hat der neue Präsident des spanischen Milcherzeugerverbandes OPL, José Alberto Martin, begonnen, andere Hersteller- und Verbraucherverbände zu kontaktieren, um zu versuchen eine gemeinsame Front gegen die unlauteren Praktiken von Industrie und Handel zu bilden.

 

Ziel ist es, die Herkunftskennzeichnung bei allen Lebensmitteln zu fordern und sich im Kampf gegen sämtliche Fehlinformationen zur Produktion und dem Verbrauch von Milch zu organisieren.

In diesem Zusammenhang hat die OPL bereits Pressemitteilungen veröffentlicht, um die alarmierende und anhaltende Kampagne zur Rufschädigung von Milch, bis hin zur Kriminalisierung von Milcherzeugern, zu bekämpfen. Wir haben eine Vielzahl verschiedener Anschuldigungen von angeblicher Tierquälerei durch Bauern und falsche Studien zu den Risiken von Milch ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage entkräftet. Wir halten zudem die Regierung dazu an, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, da es andernfalls zwecklos ist, Geld für Kampagnen auszugeben, die zum Milchkonsum animieren. Wir prüfen jetzt schon einige Fälle, um Gerichtsverfahren einzuleiten, sollten die negativen Kampagnen fortgeführt werden. Wir haben ebenfalls Informationen zu unlauteren Praktiken der Industrie und des Handels übermittelt, um diese öffentlich zu machen und soziales Bewusstsein für die Lage der Milchbauern zu wecken.

Die aktuelle Situation hat in unserem Land zur Schließung von 1.544 Milchbetrieben im Jahre 2015 geführt. Heute verbleiben gerade noch 16.490 Milchbauern und leider erwarten wir weitere Betriebsaufgaben bis Ende des Jahres.

Der durchschnittliche Milchpreis erreichte im August 29 Cent, ein wenig höher als im Juli (28,6 Cent), aber niedriger als in der Vorjahresperiode (29,7 Cent im August 2015). Galizien ist die Region mit dem niedrigsten Milchpreis (27,2 Cent). Dennoch, solange die Obrigkeiten daran scheitern eine Gewinnverteilung quer durch die Produktionskette zu fördern, bei der jeder seinen Anteil erhält, werden die Produzenten als schwächerer und weniger geeinte Teil der Produktionskette verlieren. Wir verlangen seit mehr als einem halben Jahr faire und kostendeckende Preise. Wir fordern die Einführung von Sanktionen, falls diese Preise nicht bezahlt werden und wir bestehen auf einen Mediator. Wir sollten anfangen, die europäische Produktion zu überwachen, basierend auf dem Verbrauch jedes Landes und der Exportnachfrage, um Überschüsse zu kontrollieren und allen Ländern mehr Stabilität zu verleihen.

Man muss nur einen Blick auf den alarmierenden Rückgang beim Konsum von Milchprodukten werfen. Im letzten Jahr sank der Verbrauch in Spanien um 4,3%, von 3.419 Millionen Litern im Jahr 2011 auf 3.271 Millionen im Jahr 2015.

José Alberto Martín, Präsident OPL Spanien (Organización de Productores de Leche)

Deutschland: Aktionstage bei Molkereien und Handel

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© www.fotogronau.de

Am 4. Oktober besuchten Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) bundesweit rund 30 Molkerei-Standorte. Viele Teams waren sogar mit Schleppern vor Ort. Mit Schildern, Bannern und Faironikas untermalten die Mitglieder ihr Vorhaben.

 

Ziel der Aktion war es, die Resolution mit Forderungen des BDM dort zu übergeben. Die Milchviehhalter fordern die Mehrerlöse ein, welche die Molkereien aufgrund der verbesserten Marktlage erzielen können. Das Geld soll bei denen ankommen, die das Geld auch wirklich benötigen und die unmittelbar von der Krise betroffen sind: die Milchproduzenten. Mindestens 40 Cent/kg Milch sind gefordert und selbst dann ist der Verlust durch die vergangenen Monate längst nicht ausgeglichen.

Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) muss als wirkungsvolles Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt eingerichtet werden, damit solche Preistäler gar nicht mehr entstehen und man diesen auch rechtzeitig entgegensteuern kann. Viele Molkeristen zeigten sich gesprächsbereit und signalisierten Unterstützung für die Forderungen des BDM. Die Atmosphäre war auch deutlich weniger angespannt als in der Vergangenheit.

Auch der Handel wurde von den BDM-Mitgliedern besucht und zwar am 10. Oktober. Die Aktion „5 nach 12“ sollte zeigen, dass die Milchviehhalter mit dem Rücken zur Wand stehen und durch den schlechten Milchpreis keine Liquidität mehr auf den Höfen ist. Auch hier wurde eine Resolution mit Forderungen an den Lebensmitteleinzelhandel übergeben. Der Markt soll nicht durch den Handel gesteuert werden, aber eine Stabilisierung der Preise ist auch durch sein Zutun möglich. Ebenso die zusätzlichen Anforderungen, die über die gesetzlichen Standards hinaus gestellt werden, müssen den Landwirten vollständig vergütet werden. Eine weitere Forderung der Resolution ist, dass man nicht die Verbraucher als Grund für niedrige Milchpreise vorschieben sollte. Die Verbraucher wissen um den Wert der Milch und sind bereit für dieses Qualitätsprodukt angemessene Preise zu zahlen, damit die Landwirte von ihrer Arbeit leben können. Es fanden einige gute Gespräche mit dem Handel statt.

Die Berichterstattung in den Medien über beide Aktionen war groß und konnte sowohl in regionalen als auch in überregionalen Medien verfolgt und nachgelesen werden.

Nadine Gund,  Geschäftsführerin BDM

 

Forderungen der Resolution an die deutschen und europäischen Molkereiunternehmen

Forderungen der Resolution an den Lebensmitteleinzelhandel

 

Runder Tisch: Jan Slomp im Europäischen Parlament

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© EMB

Was bedeuten die Begriffe Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit wirklich? Diese Frage wurde von Jan Slomp, Präsident des Kanadischen Bauernverbandes, während der von EMB am 19. September organisierten Diskussionsrunde im Europäischen Parlament gestellt.

 

 

Herr Slomp wurde nach Brüssel eingeladen, nachdem er einen beeindruckenden Brief an Agrarkommissar Hogan geschrieben hatte. In diesem Brief erklärte er die Vorteile des kanadischen Milchmengenmanagementsystems für den Milchsektor. Dieses System verhindert Milchpreiskrisen wie die, welche sich die EU seit der Abschaffung der Milchquoten gegenübersieht. Die kanadische Milchmengensteuerung erlaubt Milchproduzenten, die Milchpreise auszuhandeln und das Angebot an die Nachfrage anzupassen. Das Ergebnis ist keine Überproduktion, faire Preise, keine Krisen im Milchsektor, Einkommensstabilität für Milchproduzenten und kein Bedarf an Subventionen.

“Ist es nachhaltig, regionale Produktion mit Produkten aus dem Ausland zu ersetzen? Ist es nachhaltig, wenn regionale Produktion verdrängt wird und die inländischen sozialen Strukturen zerstört werden, was zum Verlust von Arbeitsplätzen und der wirtschaftlichen Stabilität im gesamten ländlichen Gebiet im Umfeld von Milchbetrieben führt? Kann ein Unternehmen behaupten, wettbewerbsfähig zu sein, wenn es ein billigeres Produkt verkaufen kann, weil die Regierung Einkommenshilfen an jene zahlt, die das Rohmaterial produzieren? Und auf diese Art dem Handel und der Lebensmittelindustrie erlaubt, diesen Erzeugern einen Preis zu zahlen, der weit unter dem Kostenpreis liegt?”

Mit diesen Fragen wollte Jan Slomp, ein ausgewanderter Niederländer, die widersinnigen Auswirkungen von dem erklären, was oft “freier Handel” genannt wird. Die Regierung Kanadas hat behauptet, dass die kanadischen Exportraten aufgrund von Freihandelsabkommen angestiegen sind. Jedoch sind die Importraten im selben Ausmaß nach oben gegangen. Produkte, die früher regional erzeugt wurden, werden nun oft importiert. Schlussfolgerung: Handelsabkommen führen zum Verlust der Souveränität der Regierungen und begünstigen damit nur den Handel und die Industrie.

Jan Slomp äußerte auch seine Besorgnis über CETA – das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada. Die 17.000 Tonnen Käse, die Europa jährlich nach Kanada exportieren werden darf, würde die Schließung von 400 Milchbetrieben in Kanada bedeuten. Diese EU Exporte werden weder europäischen Milchproduzenten noch Verbrauchern zugute kommen. Handelsabkommen wie NAFTA – das Freihandelsabkommen zwischen Kanada, den USA und Mexiko – haben dies schon bewiesen.

Rohstoffproduzenten, sowohl in Kanada als auch in der EU, brauchen Zukunftsperspektiven und keine falsche Wettbewerbsfähigkeit, die von Regierungen, dem Handel oder der Lebensmittelindustrie auferlegt wird. Handelsabkommen führen zu Monopolstellungen und helfen nicht den Menschen an der Basis.

Weltweit vernachlässigen Regierungen die Wünsche der Bevölkerung. Die Veränderungen in der globalen sozialen Stabilität zeigen, dass die Menschen genug von dieser Art der Behandlung durch politische Entscheidungsträger haben. In der Europäischen Union ist der Brexit ein klarer Beweis dafür. Es wäre klug, eine Auszeit zu nehmen, um Handelsabkommen und ihr Ausmaß zu überdenken, um Monopolstellungen daran zu hindern, ihren Einfluss auf die Märkte weiter auszuweiten und um lebendige und florierende ländliche Gebiete weltweit sicherzustellen.

Sieta van Keimpema, EMB Vizepräsidentin

 

Weitere Infos:

Brief von Jan Slomp an EU-Agrarkommissar Hogan

Infos zur kanadischen Milchmarktregulierung: Strengthening Supply Management - Defending Canadian control of our market space and advancing food sovereignty

EU-Milchpulver bedroht lokale Milchproduktion in Westafrika

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Westafrikanische Produzenten im Dialog mit EU-Politikern

Eine verantwortungsvolle EU-Milchpolitik war zentrales Thema beim Besuch zweier Vertreter aus Burkina Faso in Brüssel Ende September 2016.

 

René Millogo von der Organisation zur Unterstützung von Milchviehhirten und Mariam Diallo, Leiterin des Nationalen Verbands der Kleinmolkereien Burkina Fasos kamen auf Einladung des EMB und führten Gespräche mit Vertretern der EU-Kommission und Parlamentariern. Die burkinische Delegation hat eindringlich darauf hingewiesen, dass die EU-Überproduktion zu Dumping auf afrikanischen Märkten führt. Siehe dazu unseren ausführlichen Bericht im Oktober-Newsletter.

 

Medienberichte über den Besuch der burkinischen Milchbauern in Belgien:

Video ARD Europamagazin: Milchkrise II: Überschuss nach Afrika

Artikel Deutsche Welle: EU-Milch bedroht Bauern in Burkina Faso

 

 

Studie: „Europas Milchindustrie hat Westafrika im Visier“

Eine aktuelle Studie von Oxfam und SOS Faim Belgien zeigt Europas ehrgeizige Pläne für den westafrikanischen Milchmarkt auf. Europa produziert zu viel Milch mit Überschüssen, die seit dem Ende des Quotensystems 2015 stark zugenommen haben. Der Milchkonsum stagniert, ebenso das Bevölkerungswachstum. Umgekehrt hat Westafrika eine starke Zunahme sowohl in der Nachfrage nach Milchprodukten als auch in der Bevölkerung.

Die europäische Milchindustrie hat Westafrikas wachsende Märkte im Visier. Multinationale Konzerne haben bereits den Fuß in der Tür und wetteifern um die Kontrolle des Milchmarktes. Wo bleiben da die afrikanischen Milcherzeuger?

Studie „Europas Milchindustrie hat Westafrika im Visier“ auf Englisch, Französisch und Niederländisch.

Regina Reiterer, EMB

EU-Ausblick auf den Milchmarkt

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© European Commission

Die EU-Kommission hat Anfang Oktober die kurzfristigen Aussichten für die europäischen  Milchmärkte im Jahr 2016 und 2017 veröffentlicht. Der Marktausblick zeigt eine erste Entspannung des Milchmarkts auf, ist aber nicht sehr zuversichtlich, was eine dauerhafte Markterholung betrifft.

 

 

Alle Produktnotierungen sind in den letzten Wochen in Europa und Ozeanien gestiegen, die Preise für Butter und Molke nahmen besonders deutlich zu. Der Butterpreis war mit 374€/100 kg wieder auf dem Preisniveau von 2012-2013. Der Preis für Magermilchpulver war noch immer niedrig, aber mit 13% über dem Interventionspreis. Seit Mitte September wurden keine Mengen mehr zur Intervention angeboten. Laut Bericht werden die steigenden Produktpreise zu höheren Milchpreisen führen. Der niedrigste Milchpreis wurde im Juli 2016 erreicht (durchschnittlich 25,6 €/100 kg). Seit August steigen die europäischen Milchpreis (26,4 €/100 kg).

Die EU-Kommission zeigt sich sehr vorsichtig bezüglich der Dauer der Preiserholung für die Produkte bzw. den Milchpreis. Bedenken gibt es insbesondere, da große Mengen Magermilchpulver in öffentlicher und privater Lagerhaltung sind, die bei der Auslagerung den Markt aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Die höheren Milchpreise werden außerdem zu einer Produktionszunahme führen. Zudem werden sich die günstigen Prognosen der Milcherzeugung in den Vereinigten Staaten und Neuseeland auf dem europäischen Markt niederschlagen. Zusätzliche Milchlieferungen sind aufgrund guter Wetterverhältnisse am Jahresende in einigen Ländern (Irland, Großbritannien, Portugal) möglich.

 

EU-Milchanlieferung 2016 und 2017

Die europäischen Milchanlieferungen gehen seit Juni 2016 zurück. Für die 2. Jahreshälfte 2016 werden 2% weniger Mengen als 2015 erwartet. Die Kommission rechnet bis Jahresende noch mit einer Steigerung von 0,6% gegenüber dem Vorjahr (= 800.000 t). Für das Jahr 2017 soll die Milchanlieferung in den ersten Monaten unter 2016 liegen, danach wird ein Anstieg der Produktion erwartet, v.a. wenn die Preise wieder steigen. Für 2017 wird eine weitere Steigerung von 0,5% erwartet.

Vollständiger Bericht (in Englisch):

Regina Reiterer, EMB

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