MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Solidarisch und mit einer Stimme

Die Verbände des European Milk Board (EMB) haben vor zehn Tagen ihre Mitgliederversammlung im Schwarzwald abgehalten und über die aktuelle Situation beraten. Die Berichte der Milcherzeuger – von den Niederlanden bis nach Litauen ­ ähneln sich: die Betriebe sind vielerorts finanziell ausgebrannt. Dieses Jahr hat sich die Dürre zu Buche geschlagen und die bereits auf Reserve laufenden Betriebe weiter ausgehöhlt. Die Landwirte haben nach mehreren schwierigen Jahren kaum noch finanzielle Reserven. Jeden Tag sperren Höfe zu, die Moral der Bauern ist im Keller und es wundert nicht, dass die Jungen keine Zukunft in der Branche sehen.

Enttäuschend ist, dass die EU-Politik mit einer konkreten Perspektive auf sich warten lässt. Für die Mitgliederversammlung war klar, dass eine nachhaltige Milchproduktion nur über kosten-deckende Preise und faire Erzeugereinkommen gesichert werden kann. Das EMB wird sich weiterhin für faire Milchpreise einsetzen und daran arbeiten, die Gemeinsame Agrarpolitik mit effizienten Kriseninstrumenten auszustatten.

Die Worte „solidarisch“ und „fair“ sind bei der Versammlung sehr oft gefallen. Zu spüren war einerseits die Einigkeit und das Zusammenhalten der europäischen Kollegen für einen stabilen Markt, aber auch die Solidarität gegenüber den Produzenten in Entwicklungsländern. Das Milchpulver aus der europäischen Überproduktion darf nicht lokale Märkte in Afrika überschwemmen!

Das EMB setzt sich bereits seit mehreren Jahren für eine faire Handelspolitik und gegen den Export von Milchpulver zu Dumpingpreisen ein. Zwei unserer Kollegen waren erst im Oktober im westafrikanischen Burkina Faso, um die afrikanischen Kleinbauern in ihrem Bemühen, lokale Strukturen aufzubauen, zu unterstützen.

In diesem Newsletter finden Sie einen Reisebericht mit Eindrücken aus einer komplett anderen Welt, aber zum Teil identen Problemen. Die Überproduktion in Europa zerstört ihre Bauern hier und dort.

Erwin und Adrien, großes Danke für Euer Engagement in Westafrika. Ich bin stolz auf Euch und Eure Botschaft!

Boris Gondouin, Vorstandsmitglied des EMB und Mitglied der APLI

„Wir fordern eine verantwortungsvolle Milchpolitik und eine effiziente Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU“

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© EMB

(Zell am Harmersbach/Brüssel, 22. November 2018) Die 20 Milcherzeugerverbände des European Milk Board (EMB) bestärken ihre Forderungen für einen gesunden Milchmarkt anlässlich ihrer aktuellen Mitgliederversammlung in Deutschland.

 

 

Wie die Erzeuger aus ganz Europa bei ihrem Treffen im Schwarzwald mitteilen, sind ein effizientes Kriseninstrument bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), kostendeckende Preise und gerechte Erzeugereinkommen zentrale Elemente für einen nachhaltigen Milchsektor. Diese Aspekte sind unabdingbar für die Sicherung der Generationenfolge.

Die nationalen Mitgliedsverbände des EMB diskutierten bei der diesjährigen Mitgliederversammlung am 20. und 21. November 2018 im süddeutschen Schwarzwald die aktuelle Situation und zukünftige Strategie des europäischen Dachverbandes der Milcherzeuger. Die Versammlung stand im Zeichen der Solidarität, um eine europäische Lösung für den Milchsektor zu erwirken.

 

Stimmen der EMB-Milcherzeuger aus der Versammlung

Stefan Lehmann (48 Jahre, Deutschland)

Es freut mich, dass wir hier im Schwarzwald Gastgeber der Versammlung der europäischen Milcherzeuger waren. Es war für mich schön zu sehen, dass wir als EMB mit unseren Vorschlägen vorankommen und so die EU-Politik in die Pflicht nehmen, Maßnahmen für eine nachhaltige Milchproduktion zu setzen.

Jonas Vilionis (71 Jahre, Litauen)

Die heutige Sitzung hat gezeigt, dass die Länder zum Teil unterschiedliche Interessen haben, die Probleme sind dennoch die gleichen. Umso wichtiger ist es, gemeinsame Lösungen zu finden.

Adrien Lefèvre (28 Jahre, Frankreich)

Ich freue mich, Teil der grenzüberschreitenden Solidarität zwischen den EMB-Mitgliedern zu sein. Mit den Milchbauern der verschiedenen Nationalitäten haben sich echte Freundschaften entwickelt. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: eine faire Bezahlung für unsere Arbeit.

Werner Locher (64 Jahre, Schweiz)

Für mich wurde in der Diskussion ganz klar der Willen der Versammlung deutlich, trotz sehr unterschiedlicher Voraussetzungen in den einzelnen Ländern solidarisch am gemeinsamen Ziel weiterzuarbeiten.

 

Ein gesundes Fundament für den europäischen Milchmarkt

Einigkeit herrschte darüber, dass der europäische Milchmarkt wirksame Instrumente braucht, um den wiederkehrenden Marktkrisen, klimatischen Ausnahmesituationen und vielfältigen Anforderungen gerecht werden zu können. Die Gemeinsame Agrarpolitik muss dahin gehend erweitert werden, dass Krisen zukünftig verhindert werden und die Produktionsmenge bei Marktverwerfungen flexibel angepasst werden kann. „Der freiwillige Lieferverzicht in Krisenzeiten – ein zentrales Element des Marktverantwortungsprogramms des EMB – muss als fixes Instrument in der GAP verankert werden“, so Erwin Schöpges, Vorsitzender des EMB. „Wir müssen die Endlosschleife der Milchkrisen durchbrechen und den Markt auf ein gesundes Fundament stellen“. Wichtiger denn je seien kostendeckende Preise und eine gerechte Entlohnung für die tagtägliche Arbeit auf den Höfen. Die wirtschaftliche Stabilität sei auch Voraussetzung, um für junge Landwirte Perspektiven zu schaffen.

 

Europäische Milcherzeuger wollen Druck auf EU-Politik erhöhen

Stefan Mann, Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter (BDM), möchte die Politiker in den Ländern und in Brüssel in die Verantwortung nehmen. „Ich möchte die Politik ermuntern, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um Wertschöpfungsverluste für den ländlichen Raum zu verhindern.“ Diese gingen – genauso wie der schlechte Milchpreis – letztendlich zu Lasten der Gesellschaft.

Das European Milk Board möchte den Dialog mit Vertretern der Milchpolitik auf allen Ebenen weiterführen. Die nationalen Verbände haben sich aber auch für deutliche Maßnahmen gegenüber den politisch Verantwortlichen ausgesprochen. „Von unseren europäischen Kollegen kamen ganz klar Signale, den Druck auf Brüssel zu erhöhen und uns mit starken Aktionen Gehör zu verschaffen, falls uns die Politik sehenden Auges in die nächste Krise schickt“, fasst Schöpges die Beschlüsse der Mitgliederversammlung zusammen.

EMB Pressemitteilung vom 22.11.2018

Reisetagebuch Burkina Faso – Woche der Solidarität zwischen den Erzeugern

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© Adrien Lefèvre

Reisebericht von Adrien Lefèvre, Milcherzeuger und Vizepräsident von Fairefrance, der in Begleitung seines belgischen Kollegen Erwin Schöpges, Präsident von EMB und Fairebel nach Burkina Faso reiste. Ziel der von Oxfam unterstützten Reise von 19. bis 26. Oktober 2018: Unterstützung der "Mini-Molkereien" in Burkina Faso und Aufbau der fairen, lokalen Milchmarke "FaireFaso", um die lokalen Erzeuger zu stärken.

 

Nach einem achtstündigen Flug Ankunft in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Bei unserer Ankunft am Flughafen tauchen wir sofort in eine andere Welt ein, treffen Freunde von hier, langjährige Kontakte von Erwin.

Tag 1: Pressekonferenz mit belgischen Medien. Ort: Ouagadougou, Sitz des nationalen Verbands der Kleinstmolkereien und lokalen Milcherzeuger Burkina Fasos (UMPL/B). Anschließend Besuch eines Familienbetriebs in Koudougou mit einer Herde von 36 Zebus und Besichtigung einer Kleinstmolkerei, die die Milch dieses Hofs sowie die von gut zehn umliegenden Dörfern verarbeitet.

Wir konnten uns mit Ibrahim, dem Vorsitzenden der UMPL/B, über die Finanzierung der Kleinstmolkerei von Bobo Dioulasso im Westen Burkina Fasos durch FaireFrance austauschen. Es gibt bereits drei Kleinstmolkereien, die Milch unter der Marke FaireFaso verarbeiten.

Tag 2: Sonntagnachmittag – Erwins Freund Mamadou führt uns durch Ouagadougou. Bei der Gelegenheit erfahren wir mehr über das hiesige politische System und die jüngste Revolution, die darin gipfelte, dass die Nationalversammlung niedergebrannt wurde. Der Grund war Uneinigkeit zwischen dem Volk und seinem Präsidenten, der die Verfassung ändern wollte, um unbegrenzt lange an der Macht bleiben zu können. Die Lage in Burkina Faso ist noch schlimmer, als man es sich vorstellen kann. Überall herrschen Lobbys und Interessen und die Milch ist bei weitem nicht das einzige Erzeugnis, das Dumping unterliegt.

Tag 3: Zwei Termine mit interessanten Gesprächen in der Botschaft des Königreichs Belgien und der Botschaft der Europäischen Union. Danach ans andere Ende der Stadt zum Sitz von UMPL/B und fairefaso für eine Haushaltssitzung und Organisation der „72 h du lait local“ (72 Stunden der lokalen Milch), was hier ein wichtiges Ereignis ist. Es ist ein ständiger Kampf um die nötigen Mittel, Unterstützung...

Auf dem Rückweg halten wir am Viehmarkt von Ouagadougou an. Interessante Bilder und Gespräche mit den Erzeugern zum Thema Fleisch und Verarbeitung, die einen anderen Blick als den des Netzes von Kleinstmolkereien und des Oxfam-Netzes bieten.

Tag 4: Milchpulver – das Ergebnis unserer europäischen Überschüsse – trifft man hier überall an. Das Pulver wird häufig mit Pflanzenfett angereichert (vor allem Palmöl), das viel billiger als tierisches Fett ist. Da es sich hier in den Küstenländern Westafrikas um ein „verarbeitetes“ Produkt handelt, wird das Milchpulver nicht wie nach Westafrika eingeführte „Agrarerzeugnisse“ besteuert (nur 5% Steuersatz gegenüber 25% bis 30% für eingeführte Agrarerzeugnisse). Diese Nische nutzen die Industrieunternehmen (ARLA, NESTLÉ, DANONE...) weidlich für sich und betreiben damit erbarmungsloses Dumping in diesen Ländern.

Um 16 Uhr Termin bei Oxfam, um über die Zukunft und Flankierungsstrategie für fairefaso und die Kleinstmolkereien zu reden. Um 18h30 dann ein Gespräch mit der französischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit, die vom französischen Staat abhängt und hier viel Geld an Nichtregierungsorganisationen verteilt.

Tag 5: Arbeitstag, Verfassen des Reiseberichts, Versenden von Fotos, Videos etc. Ausruhen, denn morgen starten die „72 Stunden der lokalen Milch“. Wir haben ein volles Programm und Erwin und ich werden mehrfach sogar parallel auftreten.

Tag 6: Großer Start der „72 Stunden der lokalen Milch“. Am ersten Tag waren Journalisten unterschiedlicher inländischer Medien vertreten. Der Jugendminister kam während der Debatten vorbei, um uns zu treffen. Mittags breche ich mit Vertretern von Oxfam und SOS Faim zur Universität von Ouagadougou auf, um dort nach der Vorführung des Films „La planète lait“ (Das System Milch) zu Studierenden des Fachbereichs Viehzucht zu sprechen. Nach der Vorführung des Films, der unsere europäischen Überschüsse und die Tatsache anprangert, dass kein Erzeuger weltweit von seiner Milchproduktion leben kann, ungeachtet seiner Herde, folgte eine für uns und die Studierenden sehr interessante Debatte.

Tag 7: Wir brechen wieder zu den „72 Stunden“ auf. Diesmal geht es um einen Austausch zwischen westafrikanischen und europäischen Erzeugern. Wir sind vom Besuch des Ministers für Vieh- und Fischbestände positiv überrascht, der eine Rede mit motivierender und positiver Wirkung für die Veranstaltung hält. Am Nachmittag haben wir endlich Gelegenheit, uns mit Oxfam und Sidibé, dem Leiter der von uns unterstützten Kleinstmolkerei von Bobo Dioulasso, über die Zukunft auszutauschen.

Rückkehr zur Unterkunft, Koffer packen und noch eine letzte Dusche (40°C heute), bevor es zum Flughafen geht. Einsteigen und Abflug gegen 22 h für einen 6-stündigen Nachtflug.

Adrien Lefèvre, Vizepräsident FaireFrance

Video Burkina Faso

Fotos Burkina Faso

Umsatzwunder französische Milchindustrie

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© OPL

In nur sieben Jahren wurde das Äquivalent von acht Jahren Umsatz erreicht: Der milchverarbeitenden Industrie in Frankreich geht es ausgesprochen gut. So gut, dass sich zwei Konzerne (Danone und Lactalis) unter den weltweiten Marktführern etabliert haben.

 

Zwischen 2006 und 2016 stieg der kumulierte Jahresumsatz der französischen Milchindustrie um 28 % an – auf 31,9 Milliarden Euro im Jahr 2016 – während im gleichen Zeitraum die Erzeugerpreise mit weniger als 300€/1000L einen Tiefststand erreichten.

Nehmen wir den Umsatz des Jahres 2010 als Bezugswert, sehen wir, dass zwischen 2011 und 2017 die Summe aller Jahresumsätze, die höher waren als im Jahr 2010, 31,2 Milliarden Euro beträgt; sprich genau so viel wie der Umsatz für 2016. Anders ausgedrückt entspricht dies dem kumulierten Umsatz von acht Jahren – erzielt in nur sieben Jahren! Übertragen wir diese Zahlen auf das Volumen angelieferter Milch in Litern, zeigt sich, dass in diesem Zeitraum der Umsatz der französischen Molkereien 1.300 €/1000 L erreicht, im Vergleich zu 700 €/1000 L für die deutschen Unternehmen!

 

Lukrative Praktiken – doch die Erzeuger gehen leer aus

Ein Blick in die Tätigkeitsberichte der Unternehmen verrät, dass sie sich hinsichtlich der finanziellen Vorteile der Weiterverarbeitung des Rohstoffs Milch sehr bedeckt halten.

In der Tat ist Milch nicht nur der Ausgangsstoff für Molkereiprodukte, sondern sie wird auch in zahlreiche sehr profitable Untererzeugnisse heruntergebrochen. Neben Molke, einem Nebenprodukt der Käseerzeugung, die dehydriert und zur Herstellung von Säuglingsmilch dem Milchpulver beigefügt werden kann, stellen Kasein und Laktose lukrative Absatzmöglichkeiten dar: Sei es zur Herstellung von Süßspeisen, Wurstwaren, hochwertigem Papier, als Lösungsmittel für Farbstoffe, oder in der Gerberei... All diese für die Hersteller sehr lohnenden Aktivitäten müssten auch den Züchtern zugutekommen und sich in den Auszahlungspreisen niederschlagen!

 

Bedeutende Investitionen in Frankreich und weltweit

Von 250 Projekten in Europa zwischen 2012 und 2014 stammen 74 aus Frankreich (nahezu ein Drittel) und verteilen sich auf 48 Unternehmen als Projektträger, die man wiederum unter den 143 Unternehmen wiederfindet, die auf europäischer Ebene Investitionen getätigt haben. Diese französischen Projekte machen mehr als eine Milliarde Euro an Investitionen aus, im Vergleich zu 6,4 Milliarden Euro europaweit. Der Projektexplosion steht leider eine rückläufige Entwicklung der selbständigen Erwerbstätigkeit in der Milchviehzucht gegenüber: Zwischen 2010 und 2016 verschwanden 14.000 Selbständige, während 520 feste Stellen geschaffen wurden.

Véronique Le Floc'h, Vorsitzender der OPL Frankreich

Solidarität – Bauern in ganz Europa arbeiten für das gleiche Ziel

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Die Lage der Bauern in Europa ist hinlänglich bekannt und die meisten Landwirte spüren sie tagtäglich am eigenen Leib, vor allem wenn Rechnungen zu bezahlen sind. Das möchten wir Landwirte nicht länger hinnehmen. Keiner von uns kann allein etwas bewegen, deshalb müssen wir zusammenhalten und zeigen, dass es nicht nur einige wenige Bauern sind, die eine Veränderung wollen.

 

Durch seine Arbeit hat es das European Milk Board (EMB) geschafft, die Aufmerksamkeit auf die Probleme der Milcherzeuger zu lenken und maßgeblich dazu beizutragen, dass die Lage nicht noch deutlich schlimmer geworden ist. Bei der Mitgliederversammlung des EMB im April 2018 sprach sich eine große Mehrheit der anwesenden Mitgliedsorganisationen für den Vorschlag des norwegischen Verbands Bondesolidaritet aus, Solidarität zwischen den Landwirten einerseits und den Verbrauchern und Landwirten andererseits aufzubauen. Das Ziel ist, einen Standpunkt zu erarbeiten, der für Politiker und die Bevölkerung wahrnehmbar und nachvollziehbar ist und dem EMB damit eine stärkere Stimme im politischen Umfeld gibt.

Jeder weiß, welche Wirkung Solidarität haben kann, und jetzt müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, um uns gegenseitig zu unterstützen, um Solidarität in ganz Europa aufzubauen – vom kleinsten Dorf bis zu den Großstädten. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass nur dem geholfen wird, der sich selbst hilft. Wir stehen vor der Wahl, entweder jetzt zu handeln oder zu warten, bis es zu spät ist.

Solidarität könnte die Lösung sein, aber sie entsteht nicht von allein, sondern muss Stück für Stück aufgebaut werden. Das wird mühevolle Arbeit sein, die vor allem vom einzelnen Bauern oder kleinen Gruppen von Landwirten und ihren nationalen Verbänden, die dem EMB angehören, geleistet werden muss. Damit Solidarität unter den Bauern gelingen kann, müssen alle Mitgliedsorganisationen in ganz Europa zeitgleich und abgestimmt handeln wie ein Orchester, das vom EMB dirigiert wird.

Der Grund für ein solches Vorgehen ist, dass wenn alle Mitgliedsorganisationen inhaltlich und zeitlich nach dem gleichen Plan handeln, es den Bauern eine wichtige moralische Stütze ist, weil es zeigt, dass Bauern in ganz Europa für das gleiche Ziel arbeiten und zusammenhalten. Unsere gemeinsame Internetseite wird sehr wichtig sein, um die europäische Gemeinschaft unter den Landwirten zu stärken. Sie wird außerdem wesentlich dazu beitragen, eine Grundlage zu schaffen, damit Bauern daran glauben können, dass es möglich ist, die heutige Lage für alle Landwirte in Europa und auch darüber hinaus zu verändern.

Wenn es uns gelingt, Solidarität als Mittel zur Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen für eine faire Nahrungsmittelerzeugung im Einklang mit der Natur zu erreichen, wobei Qualität und Nahrungsmittelsicherheit Vorrang vor dem Preis haben, werden uns heutige und künftige Generationen von Bürgern für unseren Einsatz dankbar sein. Ein kritischer Erfolgsfaktor für die Verwirklichung dieses Ziels wird sein, die Verbraucher zu überzeugen, sodass sie sich auf die Seite der Bauern stellen. Wir können es zusammen schaffen. Wie der EMB-Vorsitzende Erwin Schöpges sagte: „Lasst uns diese Herausforderung angehen!“

Even Erlien, Bondesolidaritet Norwegen

BDM-Landesteam Bayern im Herzen der Europäischen Politik

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Einen nicht alltäglichen Termin richtete das BDM-Landesteam Bayern Mitte Oktober in der „EU-Hauptstadt“ Brüssel aus. In den Räumlichkeiten der Vertretung des Freistaates Bayern, einem pittoresken Schlösschen, fand ein Parlamentarischer Abend des Landesteams statt.

 

Die Räumlichkeiten, zentral zwischen den Gebäuden der EU-Kommission, des Europäischen Rates und des EU-Parlaments gelegen, werden ausschließlich für Interessengruppen und Anliegen, die explizit im bayerischen Interesse liegen, vergeben und so war es dem Landesteam eine große Freunde, die Chance zum Austausch auf europäischer Ebene nutzen zu können.

Neben zahlreichen Abgeordneten des EU-Parlaments nahmen auch viele Vertreter der EU-Generaldirektion AGRI, sowie Vertreter aus Zivilgesellschaft und Medien an der Abendveranstaltung teil. So entwickelte sich schon vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung ein interessanter Dialog zum grundsätzlichen Thema „GAP nach 2020 - Wohin werden die Weichen gestellt?"

Nach der offiziellen Begrüßung durch Landesvorsitzenden Manfred Gilch, der eindrücklich auf den Zusammenhang zwischen der europaweiten Agrarpolitik und dem Weiterbestehen einer flächendeckenden und zukunftsorientierten Milchviehhaltung aufmerksam machte, hatte die Politik das Wort: Die SPD-Agrarpolitikerin Maria Noichl stellte in ihrem Grußwort deutliche Fragen an die Versammelten: „Muss die EU die Welt ernähren? Kann die EU die Welt ernähren?“ Ähnlich kritisch äußerte sich Martin Häusling, Agrarsprecher der Grünen im Europäischen Parlament, zur Wirkung der aktuellen GAP für die Milchviehhalter. Auch diese habe den fortgesetzten Strukturbruch nicht verhindert, sondern nur einer agrarpolitischen Ausrichtung auf Exporte auf dem Weltmarkt das Feld bereitet.

Hans Foldenauer, BDM-Vorstandssprecher und selbst Milchviehhalter, schlug anschließend die inhaltlichen Pflöcke für den BDM ein: Eine Neuorganisation der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) sei im Rahmen der GAP-Verhandlungen unerlässlich, da vor allem die GMO für eine kostengerechte Produktion landwirtschaftlicher Güter entscheidend sei. Er trat damit klar aktuellen Bestrebungen von Bauern- und Genossenschaftsverbänden entgegen, primär die Finanzquellen auch für die nächste Förderperiode zu sichern und erst dann über Sinn und Zweck der Zahlungen nachzudenken. 

In der anschließend engagiert geführten Diskussion spannte sich die ganze Breite der Gemeinsamen Agrarpolitik auf; so waren sowohl eher einzelbetriebliche, regionale Fragen wie die Zukunft der Anbindehaltung, als auch die „großen“ Fragen der Aussichten des Zweisäulenmodells Thema. Vor allem in Bezug auf Fragen zum Milchmarkt konnte BDM-Bundesvorsitzender Stefan Mann die Beziehung zwischen den Polen Agrarförderung und nachhaltiger Milchpreis betonen: Nur durch einen fairen und vollkostendeckenden Milchpreis könne die EU-Agrarpolitik ihren wahren Verpflichtungen nachkommen und den erzeugenden Betrieben eine zukunftsfähige Entwicklung ermöglichen, so Mann.

Johannes Fritz, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Was ist da los im Milchsektor?

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2013 – 2018: Realistische Kostenstudien zeigen seit 5 Jahren Ist-Situation des Milchmarkts

Ja, es ist tatsächlich eine gute Frage: was passiert da eigentlich im Milchsektor? Beginnen wir einmal mit den Zahlen: 32,58 und 34,68 Cent/kg. So hoch waren die Milchpreise in Belgien bzw. in Deutschland im Durchschnitt in den vergangenen fünf Jahren. Kann man daraus schon viel zur Milchsituation herleiten?

 

Nicht so ganz. Zeigt man aber noch die Kosten in diesen fünf Jahren mit dazu, dann sieht es schon anders aus. Für Belgien waren das durchschnittlich 44,58 Cent/kg und in Deutschland lag man bei 43,15 Cent je Kilogramm produzierter Milch.

Das Fazit: Mit einem durchschnittlichen Defizit von 12 Cent in Belgien und 8,50 Cent je Kilogramm Milch in Deutschland ist es kein Wunder, dass die Einkommen für Menschen aus der Milchproduktion viel niedriger als in der Durchschnittsbevölkerung sind.

Dass dieser genaue Blick möglich ist, verdanken wir einer Studienreihe des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL), die vor fünf Jahren ihren Anfang genommen hat. Mit realistischen Kalkulationen für Deutschland ließ sich 2013 zunächst die Ist-Situation auf den deutschen Milchhöfen endlich klar bestimmen. Mit Frankreich und den Niederlanden folgten im gleichen Jahr zwei weitere Länder und mittlerweile sind es dann noch mit Belgien, Luxemburg und Dänemark sechs milchproduzierende Länder, für die die Studie erhältlich ist.

 

Was ist nun das Besondere an den Studien?

Sie sind:

Regelmäßig und aktuell: es werden jährliche, zum Teil sogar vierteljährliche Aktualisierungen vorgenommen.

Vollständig: die Arbeitszeit, die in die Milchproduktion einfließt, ist in den Kosten enthalten. Und zwar gemäß der Funktion und Qualifikation der Arbeitenden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber Sie werden überrascht sein, wie oft das anderweitig so nicht mit einfließt.

Repräsentativ: denn sie nutzen die anerkannten EU-Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen, INLB, das auf eine sehr breite europäische Datenbasis zurückgreift

Vergleichbar: durch die abgestimmte EU-Datenbasis sind die Kalkulationen der einzelnen Länder miteinander vergleichbar

 

Was bedeuten die Studien für die europäischen Milcherzeuger?
Für die Milcherzeuger der teilnehmenden Länder stellen die Studien eine große Bereicherung dar. So können sie den politisch Verantwortlichen die aktuelle Situation klar vor Augen führen und zeigen, dass die aktuellen Rahmenbedingungen im Milchsektor defizitär sind. Vertreter der Faire Milch Marken nutzen die Zahlen in Verhandlungen mit Supermärkten, um den fairen Preis für einen Liter Milch zu dokumentieren. Die Vizepräsidentin des European Milk Board (EMB), Sieta van Keimpema, sieht in den Kalkulationen außerdem einen wichtigen Impulsgeber: „Es werden dadurch öffentliche Debatten endlich angestoßen. Aber auch uns Milcherzeugern selbst haben die Studien die Augen geöffnet. Wir sehen, was unsere Arbeit und die unserer Tiere wirklich wert ist. Und, sind wir ehrlich, es führt uns natürlich auch schmerzhaft vor Augen, wie stark wir unter Wert bezahlt werden. Das hat Folgen für die Zukunft der Landwirtschaft. Nur noch 6% der Erzeuger in der EU, und 1,68% in den Niederlanden sind jünger als 35 Jahre. In der Kategorie der 35-44 Jährigen liegt die Zahl nur bei 15%.“

Auch laut Wissenschaftlerin Dr. Karin Jürgens vom BAL zeigt die Bilanz der Milcherzeugungskosten und Milchpreise in allen untersuchten Ländern das Dilemma auf. „Seit Jahren schon müssen Milcherzeuger mit Milchpreisen leben, die den heutigen Entwicklungsanforderungen und auch ihrer beruflichen Qualifizierung nicht gerecht werden.“

Das soll sich ändern. Über ein Instrument, das den Milchsektor vor Krisen bewahrt, könnte die defizitäre Situation gemildert werden. Hier plädieren die Milcherzeuger des EMB für den Einsatz des Marktverantwortungsprogramms (MVP).
Sieta van Keimpema dazu: „Wir wollen wirklich konstruktiv an der Verbesserung der Milchmarktsituation mitarbeiten. Die Kostenstudien legen wir dafür auf den Tisch, um zu demonstrieren, wie genau es im Sektor aussieht. Das MVP legen wir daneben, um zu zeigen, was man tun kann, um die Krisen zu beseitigen.“

Aktuelle Kostenstudie (EN)

Pressemitteilung des EMB vom 27.11.2018

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