MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

leider hat sich die Situation auf den Milchmärkten in Europa noch nicht gebessert. Für viele Kollegen und Kolleginnen ist sie nach wie vor angespannt – wenn nicht gar existenzbedrohend. Gleichwohl hat es vermehrt Anzeichen gegeben, die uns Hoffnung auf eine politische Lösung machen. Um deren Bedeutung zu unterstreichen, wenden wir uns in diesem Vorwort zum EMB-Newsletter Oktober einmal geschlossen als EMB-Vorstand an Euch.

Nach Polen haben jetzt auch Portugal und Spanien Maßnahmen für eine Regulierung des Milchmarktes im Brüsseler Ministerrat gefordert. Darüber hinaus hat der Berichterstatter zur Reform der Agrarmarktordnung im Europäischen Parlament, Michel Dantin, kürzlich auf einer Konferenz erklärt, dass in den letzten drei Jahren auf Brüsseler Ebene drei Abstimmungen zur Milchquote stattgefunden hätten und dass die Mehrheit für die Abschaffung der Milchquote mit jedem Mal bedeutend kleiner geworden sei. Dies zeigt, dass unsere Argumentation für die Notwendigkeit einer europäischen Mengenregulierung  immer mehr Unterstützung erfährt.  Dies sollte uns Mut machen.

In Kanada funktioniert ein System der Angebotssteuerung bei der Milch seit langer Zeit einwandfrei und die Milcherzeuger kämpfen für seine Beibehaltung (siehe Artikel in diesem EMB-Newsletter). Dieser Erfolg stützt auch unseren Kampf und die Forderung nach einem ähnlichen System in Europa.

Es kommt aktuell Bewegung in die politischen Entwicklungen um die Milch in Brüssel. Jetzt dürfen wir auf keinen Fall nachlassen. Im Vorfeld der Abstimmung im Agrarausschuss des Europäischen Parlaments zur Agrarmarktordnung möchten wir deshalb Mitte November eine Demonstration in Brüssel veranstalten. Bitte merkt Euch diesen Termin schon einmal vor und mobilisiert entsprechend in Euren Ländern für die Teilnahme an dieser groß angelegten Aktion. Wir wollen dieses Mal sehr zahlreich nach Brüssel kommen, um diejenigen Europaabgeordneten zu unterstützen, die auf unserer Seite stehen. Wir zählen auf Eure tatkräftige Unterstützung!

Der Vorstand des EMB

Verteidigt unsere Instrumente der Angebotssteuerung!

Im folgenden Artikel spricht sich der Präsident des Verbandes der Milchproduzenten in Quebec (FPLQ), Bruno Letendre, mit Nachdruck für die Beibehaltung und Fortentwicklung der gesetzlichen Mengenregulierung im kanadischen Milchmarkt aus.

Der Milchsektor in Quebec ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Produkte und seinen Beitrag zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der Region Quebec. Die Milchindustrie trägt mit einem Betrag von 5,1 Milliarden kanadischen Dollar entscheidend zum Bruttoinlandsprodukt des Bundesstaates bei.. Mehr als 81000 Arbeitsplätze sind in Quebec direkt oder indirekt vom Milchsektor abhängig. Diese Arbeitsplätze befinden sich in allen Teilen Quebecs und haben einen spürbaren Einfluss auf die Überlebensfähigkeit der ländlichen Gemeinschaften. Der Milchsektor bringt hier ein stetiges Einkommen, auf das sich die unterschiedlichen Regionen verlassen können.

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Neue Broschüre stellt einiges über Genossenschaften klar

Ebenso wie in der letzten und vorletzten Ausgabe des EMB-Newsletters möchten wir auch in dieser Ausgabe noch einmal einen Auszug aus der kürzlich erschienenen Broschüre des EMB zum Thema Genossenschaften im Milchsektor wiedergeben. Bei Interesse kann die Vollversion der Genossenschaftsbroschüre auf Deutsch, Englisch und Französisch über das EMB bezogen werden.

 

Niederlande: Kurzer geschichtlicher Überblick über die Genossenschaften im Milchsektor seit 1890 und ihre Bedeutung für das Einkommen der Landwirte

DR. NIEK KONING

Genossenschaften haben im niederländischen Milchsektor eine vorherrschende Stellung. Sie verarbeiten etwa 90 Prozent der gesamten niederländischen Milch. Der Löwenanteil wird von einem Genossenschaftsriesen – Friesland-Campina – verarbeitet: ein modernes Unternehmen mit einer starken Position auf den internationalen Märkten.

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Schlimme finanzielle Situation bei den niederländischen Milcherzeugern

Der Nederlandse Melkveehouders Vakbond (NMV), einer der beiden Mitgliedsverbände des EMB in den Niederlanden, macht sich große Sorgen über die finanzielle Situation der niederländischen Milcherzeuger. Die Kombination aus einem stark gesunkenen Milchpreis und den spürbar gestiegenen Diesel-, Rau- und Kraftfutterkosten sorgt bei immer mehr Milchproduzenten für Liquiditätsprobleme.

So erreichen den NMV immer mehr Klagen von Milchproduzenten, die das Limit ihres Kontos erreicht und Mühe haben, ihre Rechnungen zu bezahlen. Auch die Mischfutterindustrie bestätigt, dass Rechnungen von den Bauern immer später bezahlt werden. Am schlimmsten sei es, wenn die immer kleiner werdende Gewinnmarge mit fälligen Rückzahlungen für Arbeiten im Vorjahr und Ausgaben für die Grassilage zusammenfällt. Dann sei das Geld schnell ausgegeben.      

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Holländische Supermärkte kürzen Lieferantenpreise

Die holländischen Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo haben Mitte September ihre Lieferanten von Milchprodukten schriftlich darüber informiert, dass sie einseitig beschlossen haben, eine Preiskürzung von 2% auf die laufenden Verträge vorzunehmen. Der Grund dafür sei, dass die Lieferanten von der Expansionspolitik der Supermarktketten profitiert hätten und die Verträge deshalb angepasst werden müssten.

Dieses Vorgehen zeigt mehr als deutlich, dass im Lebensmittelhandel grundsätzliche Regeln fehlen, die faire Geschäftsbeziehungen im Sektor garantieren. Lebensmittellieferanten erklärten hierzu in den Medien, dass Maßnahmen wie die einseitige Kürzung von vertraglich vereinbarten Vergütungen oder das Strecken von Zahlungsterminen keine Ausnahme in der Branche seien. 

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Frankreich: Hunderte Milchbauern solidarisieren sich mit angeklagten Kollegen

Am 4. Oktober 2012 hat eine große Bauerndemonstration in St. Etienne im Süden Frankreichs stattgefunden. Anlass für diese Kundgebung war ein Gerichtsverfahren gegen neun Milchbauern, die wegen entstandenen Sachschadens im Zusammenhang mit dem Milchstreik 2009 angeklagt worden waren. Während des Streiks wurde die regionale Landwirtschaftskammer von aufgebrachten Milcherzeugern besetzt und Milch verschüttet, da die Kammer sich gegen die Forderungen der Milchviehhalter gestellt hatte. Nach der Aktion waren daraufhin vom damaligen Kammerpräsidenten willkürlich neun vornehmlich junge Bauern bei der Polizei denunziert worden, die nun vor Gericht stehen.

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Mehrheit für die Quotenabschaffung schwindet

Der französische Europaabgeordnete und Berichterstatter zur aktuellen Revision der europäischen Agrarmarktordnung Michel Dantin hat anlässlich einer Konferenz im Europäischen Parlament am 19. September in Brüssel eine höchst interessante Aussage zur Abschaffen der Milchquoten in der EU gemacht.

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Oktober 2012:

  • 2.-4.10.: Gespräche mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Brüssel

  • 17.10.: Vorstellung der europäischen Genossenschaftsstudie in Brüssel

  • 23.10.: Vorstandssitzung in Kroatien

  • 23.-25.10.: Mitgliederversammlung in Kroatien

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Volltexte

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Verteidigt unsere Instrumente der Angebotssteuerung!

Im folgenden Artikel spricht sich der Präsident des Verbandes der Milchproduzenten in Quebec (FPLQ), Bruno Letendre, mit Nachdruck für die Beibehaltung und Fortentwicklung der gesetzlichen Mengenregulierung im kanadischen Milchmarkt aus.

Der Milchsektor in Quebec ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Produkte und seinen Beitrag zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der Region Quebec. Die Milchindustrie trägt mit einem Betrag von 5,1 Milliarden kanadischen Dollar entscheidend zum Bruttoinlandsprodukt des Bundesstaates bei.. Mehr als 81000 Arbeitsplätze sind in Quebec direkt oder indirekt vom Milchsektor abhängig. Diese Arbeitsplätze befinden sich in allen Teilen Quebecs und haben einen spürbaren Einfluss auf die Überlebensfähigkeit der ländlichen Gemeinschaften. Der Milchsektor bringt hier ein stetiges Einkommen, auf das sich die unterschiedlichen Regionen verlassen können.

Dieses Ergebnis ist zum einen sicherlich auf die hohe Qualität der Milch und das kontinuierliche Bestreben, mit unseren Produkten den Bedürfnissen der Konsumenten nachzukommen, zurückzuführen. Zum anderen ist die Tatsache, dass unser Sektor gut dasteht, aber eine unmittelbare Folge davon, dass uns das Gesetz zur Agrarmarktordnung bei Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Fischereiprodukten die nötigen Regulierungsinstrumente für den Milchmarkt an die Hand gibt.

Als einzelne haben wir keine Macht in Verhandlungen mit den Einkäufern. Ohne gesetzliche Regelungen zur Angebotsbündelung ist es für uns unmöglich, einen angemessenen Anteil an der Wertschöpfung zu erreichen. Das Fehlen einer solchen Marktregulierung  hat in Europa und den Vereinigten Staaten zu den Milchkrisen in 2008 und 2009 geführt und erzeugt zurzeit wieder ähnlich schlimme Milchmarktsituationen in England, Frankreich und Belgien.

Die hiergegen angewandte Rahmengesetzgebung hat sich in Quebec in der Praxis bestens bewährt. Sie hat dem Milchsektor eine Entwicklung ermöglicht, von der alle Beteiligten, seien es Erzeuger oder Verarbeiter, privat oder genossenschaftlich organisiert, profitieren. Das Gesetz über die Agrarmarktordnung bei Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Fischereiprodukten ist damit von entscheidender Bedeutung für Effizienz und wirtschaftlichen Fortschritt im Milchsektor Quebecs. Die aktuelle Größe und Vielfalt im Milchsektor spricht für sich selber. Das Gesetz muss in seiner derzeitigen Form unbedingt erhalten bleiben.

Wir erwarten von der Regierung Quebecs und allen unseren Parlamentariern, dass sie sich dafür einsetzen, dass Kanada gegenüber Europa keine weiteren Zugeständnisse beim Thema Milchmärkte macht und dass diese Position auch bei allen anderen bilateralen Verhandlungen im Rahmen der WTO vertreten wird. Wir zählen darauf, dass wir von der Politik die gleiche Unterstützung wie bisher für die Angebotsregulierung erhalten.

Ein funktionierendes Marktgleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern, eine gesetzliche Mengenregulierung sowie die hierzu gültigen Vereinbarungen zwischen den kanadischen Provinzen sind von fundamentaler Bedeutung für unseren Sektor und müssen auf alle Fälle beibehalten werden. Daran sollten wir die Politik immer wieder erinnern.

Bruno Letendre (Präsident der FPLQ)

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Neue Broschüre stellt einiges über Genossenschaften klar

Ebenso wie in der letzten und vorletzten Ausgabe des EMB-Newsletters möchten wir auch in dieser Ausgabe noch einmal einen Auszug aus der kürzlich erschienenen Broschüre des EMB zum Thema Genossenschaften im Milchsektor wiedergeben. Bei Interesse kann die Vollversion der Genossenschaftsbroschüre auf Deutsch, Englisch und Französisch über das EMB bezogen werden.

 

Niederlande: Kurzer geschichtlicher Überblick über die Genossenschaften im Milchsektor seit 1890 und ihre Bedeutung für das Einkommen der Landwirte

DR. NIEK KONING

Genossenschaften haben im niederländischen Milchsektor eine vorherrschende Stellung. Sie verarbeiten etwa 90 Prozent der gesamten niederländischen Milch. Der Löwenanteil wird von einem Genossenschaftsriesen – Friesland-Campina – verarbeitet: ein modernes Unternehmen mit einer starken Position auf den internationalen Märkten. Angesichts dieser Situation sollten die Niederlande das Paradebeispiel dafür sein, dass Genossenschaften die schwache Marktposition der Landwirte in einem liberalisierten Markt ausgleichen können. Leider bestätigt die Realität diese Aussage nicht. Die Geschäftsführer der Genossenschaften haben sich selbst der effektiven Kontrolle durch die Mitglieder entledigt. Sie haben sich zu einer Lobbygruppe entwickelt, die Reformen verficht, die den eng definierten Interessen ihrer Unternehmen und ihren eigenen Zielen dienen, aber den Interessen der Landwirte schaden. Die geschichtliche Entwicklung der Molkereigenossenschaften in den Niederlanden zeigt dies deutlich.

Die ersten Butter- und Käsegenossenschaften wurden in den Niederlanden Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Sie konnten kleine Händler und Verarbeiter zwingen, den Landwirten wettbewerbsfähigere Preise zu zahlen oder aus dem Markt auszusteigen. Trotzdem war der Zeitraum bis nach dem zweiten Weltkrieg durch ein ständiges Auf und Ab der Milchpreise und einer entsprechenden Situation bei den Milchbauern geprägt. Grund hierfür waren die Überproduktion auf den internationalen Milchmärkten, der nötige Aufbau von Eigenkapital bei den Genossenschaftsmolkereien, die Weltwirtschaftskrise und der Mangel während des zweiten Weltkriegs.       

Die Schaffung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft in den 1960er Jahren war für die niederländischen Landwirte ein Geschenk des Himmels. Denn statt der niedrigen internationalen Preise bekamen sie nun für Ausfuhren in Länder der Europäischen Gemeinschaft die subventionierten EU-Binnenmarktpreise. Die jährlichen Preisbeihilfeverhandlungen in der EU offenbarten jedoch einen Interessenkonflikt innerhalb des niederländischen Milchsektors. Die meisten Landwirte wollten Preisanpassungen, um ihre gestiegenen Produktionskosten auszugleichen, während es den Geschäftsführern vieler Genossenschaften vor allem um eine Export- und Umsatzsteigerung durch möglichst niedrige eigene Kosten ging.

Dieser Interessenkonflikt wurde bei allen folgenden Reformschritten der Agrarmarktordung wie der Einführung der Milchquote 1984 oder der Direktbeihilfen 1993 immer deutlicher. Obwohl die niederländischen Molkereigenossenschaften im Prinzip gegen die Quote waren, begrüßten sie die niederländische Entscheidung, den freien Handel mit Quoten zwischen den Landwirten zuzulassen. Damit wurde größtmöglicher Spielraum für eine weitere Konzentration in der Milcherzeugung und eine schnelle Senkung der Produktionskosten geschaffen, was der Strategie der Genossenschaftsführungen entsprach, den Export weiter zu steigern. Der Nachteil war, dass vor allem Junglandwirte die hohen Quotenkosten auf sich nehmen mussten, um eine existenzsichernde Milchmenge zu erreichen.

Der Interessenkonflikt wurde ebenfalls bei der Einführung der Direktzahlungen sichtbar. Hier hatte sich die niederländische Regierung auf Initiative der Milchindustrie dem ‚Londoner Club’ angeschlossen – dem Lager im EU-Ministerrat, das auf die Einstellung aller Preisbeihilfen drängte. Der Ausfall für die Landwirte wurde aber nur zum Teil durch Direktzahlungen kompensiert und ihr Einkommen verringerte sich. So kam es, dass die niederländischen Genossenschaftsmolkereien, die einst gegründet worden waren, um das Einkommen der Landwirte zu sichern, Reformen begrüßten, die der Wettbewerbsstrategie ihrer Geschäftsführer entsprach, aber den eigenen Mitgliedern schadete.

Als die Quoten nicht mehr dazu verwandt wurden, angemessene Preisbeihilfen aufrecht zu erhalten, bestand auch der Grund für die Unterstützung des Quotensystems durch die Landwirte nicht mehr. Es blieben für die Milchbauern nur die Nachteile der handelbaren Quoten – die hohen Quotenkosten für Junglandwirte. In dieser Lage gingen die niederländischen Genossenschaften in die Offensive. Zusammen mit dem Viehhalter-Ausschuss des inzwischen geeinten allgemeinen Bauernverbands LTO nutzten sie den Frust der Junglandwirte und leisteten emsige Lobbyarbeit, um die Quoten abschaffen. Ihr Druck trug in hohem Maße zur Entscheidung der EU bei, die Quoten bis 2015 auslaufen zu lassen.

Niek Koning ist Professor für Agrarpolitik an der Universität Wageningen/Niederlande.

Christian Schnier (EMB)

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Schlimme finanzielle Situation bei den niederländischen Milcherzeugern

Der Nederlandse Melkveehouders Vakbond (NMV), einer der beiden Mitgliedsverbände des EMB in den Niederlanden, macht sich große Sorgen über die finanzielle Situation der niederländischen Milcherzeuger. Die Kombination aus einem stark gesunkenen Milchpreis und den spürbar gestiegenen Diesel-, Rau- und Kraftfutterkosten sorgt bei immer mehr Milchproduzenten für Liquiditätsprobleme.

So erreichen den NMV immer mehr Klagen von Milchproduzenten, die das Limit ihres Kontos erreicht und Mühe haben, ihre Rechnungen zu bezahlen. Auch die Mischfutterindustrie bestätigt, dass Rechnungen von den Bauern immer später bezahlt werden. Am schlimmsten sei es, wenn die immer kleiner werdende Gewinnmarge mit fälligen Rückzahlungen für Arbeiten im Vorjahr und Ausgaben für die Grassilage zusammenfällt. Dann sei das Geld schnell ausgegeben.      

Auch wenn bei den Milchbauern im Moment noch alles ruhig erscheint, so ist dies aber vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn viele Milchproduzenten werden Mais und Nebenprodukte, die ebenfalls stark im Preis gestiegen sind, hinzukaufen müssen.  Das wird den Druck auf eine große Gruppe von Milcherzeugern in den Niederlanden erhöhen. Die Preise für Molkereiprodukte steigen zwar zurzeit, doch der Erzeugermilchpreis hat sich in den letzten Monaten noch nicht verbessert.

Der NMV spricht sich deshalb nach dem Vorbild zahlreicher anderer EU-Länder dafür aus,  als Hilfsmaßnahme die Betriebsprämien in den Niederlanden früher auszuzahlen. Dadurch könnten akute finanzielle Engpässe im Herbst vermieden werden. Leider hat der zuständige Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Henk Bleker, diese Forderung abgelehnt. Er ist der Auffassung, dass die Kosten und der zusätzliche Personaleinsatz für diese Maßnahme nicht im Verhältnis zum erreichten Zeitgewinn für die Landwirte stünden. Allerdings beabsichtigt er, alle Betriebsprämien ab dem 1. Dezember so schnell wie möglich auszubezahlen.

Ria Besseling (NMV)

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Holländische Supermärkte kürzen Lieferantenpreise

Die holländischen Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo haben Mitte September ihre Lieferanten von Milchprodukten schriftlich darüber informiert, dass sie einseitig beschlossen haben, eine Preiskürzung von 2% auf die laufenden Verträge vorzunehmen. Der Grund dafür sei, dass die Lieferanten von der Expansionspolitik der Supermarktketten profitiert hätten und die Verträge deshalb angepasst werden müssten.

Dieses Vorgehen zeigt mehr als deutlich, dass im Lebensmittelhandel grundsätzliche Regeln fehlen, die faire Geschäftsbeziehungen im Sektor garantieren. Lebensmittellieferanten erklärten hierzu in den Medien, dass Maßnahmen wie die einseitige Kürzung von vertraglich vereinbarten Vergütungen oder das Strecken von Zahlungsterminen keine Ausnahme in der Branche seien. 

Am 14. September 2012 hat deshalb das Dutch Dairymen Board (DDB) – einer der beiden Mitgliedsverbände des EMB in den Niederlanden – zusammen mit anderen Vertretern der niederländischen Landwirtschaft vor dem Hauptsitz von Albert Heijn demonstriert. Den Managern der Supermarktkette sollte bewusst gemacht werden, dass alle Kürzungen bei den Lieferanten sofort von diesen an die Bauern weitergegeben werden.  

Große Supermarktketten haben eine soziale Verantwortung. Das Management von Albert Heijn hat dies anscheinend erkannt und seinen Beschluss über die Lieferantenpreiskürzung wieder zurückgenommen. Das ist aber nicht genug für das DDB. Die einzige Lösung für dieses letztendlich moralische Problem sind eindeutige Handelsregeln und Gesetze, die das Gleichgewicht in der Lebensmittelkette wieder herstellen. Das derzeitige Milchpaket leistet hierzu leider keinen Beitrag.

Zurzeit äußern sich viele Politiker besorgt über das Geschäftsverhalten der Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo. Es ist zu hoffen, dass es diese Kritiker nicht bei Worten  belassen, sondern dass sie mit uns gemeinsam für ein  Gleichgewicht in der Lebensmittelkette kämpfen. Dies ist sowohl im Interesse von Bauern als auch im Interesse der Molkereien und anderen Supermarktlieferanten.

Sieta van Keimpema (Vizepräsidentin des EMB und Vorsitzende des DDB)

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Frankreich: Hunderte Milchbauern solidarisieren sich mit angeklagten Kollegen

Am 4. Oktober 2012 hat eine große Bauerndemonstration in St. Etienne im Süden Frankreichs stattgefunden. Anlass für diese Kundgebung war ein Gerichtsverfahren gegen neun Milchbauern, die wegen entstandenen Sachschadens im Zusammenhang mit dem Milchstreik 2009 angeklagt worden waren. Während des Streiks wurde die regionale Landwirtschaftskammer von aufgebrachten Milcherzeugern besetzt und Milch verschüttet, da die Kammer sich gegen die Forderungen der Milchviehhalter gestellt hatte. Nach der Aktion waren daraufhin vom damaligen Kammerpräsidenten willkürlich neun vornehmlich junge Bauern bei der Polizei denunziert worden, die nun vor Gericht stehen.

Bei der Demonstration in St. Etienne haben sich rund 500 Milchviehhalter mit ihren angeklagten Kollegen solidarisiert und sind mit ihnen zum Gerichtsgebäude gezogen. Der Demonstrationszug wurde von Bürgermeistern aus den Gemeinden der Angeklagten sowie weiteren Regionalpolitikern angeführt. Alle Redner haben anschließend vor dem Gerichtsgebäude sowie am Kundgebungsort das Verhalten der nationalen Politik und Justiz angeprangert. Die völlig fehlgeleitete Politik in Paris und Brüssel treibe die Milchbauern immer mehr in eine Existenzkrise. Die Reaktion der Milcherzeuger, einen Milchstreik und andere drastische Aktionen durchzuführen, müsste als Notwehr gesehen und bewertet werden.

Besonders die Bürgermeister haben das „schäbige“ Verhalten der hohen französischen und europäischen Politik gegeißelt. Diese Politik und deren Folgen richteten sich gegen die Interessen der Bevölkerung vor Ort und würden die Lebenskraft des ländlichen Raums insgesamt bedrohten, so die Regionalpolitiker.

Die gesamte Kundgebung war eine eindrucksvolle Demonstration französischen Kampfgeistes und der Entschlossenheit von Bauern und Bürgern, sich die rücksichtslose Landwirtschaftspolitik der Regierung nicht länger gefallen zu lassen. Ein großes Kompliment gilt den Milchbauern der Confédération Paysanne und ihren Führungsleuten. 

Romuald Schaber (Präsident des EMB)

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Mehrheit für die Quotenabschaffung schwindet

Der französische Europaabgeordnete und Berichterstatter zur aktuellen Revision der europäischen Agrarmarktordnung Michel Dantin hat anlässlich einer Konferenz im Europäischen Parlament am 19. September in Brüssel eine höchst interessante Aussage zur Abschaffen der Milchquoten in der EU gemacht. Herr Dantin meinte, dass auf Brüsseler Ebene in den letzten drei Jahren drei Mal über die Abschaffung der Milchquoten abgestimmt worden sei und dass die Mehrheit für eine Quotenabschaffung bei jedem Male bedeutend kleiner geworden sei.

Christian Schnier (EMB)

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EMB-Agenda

Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Oktober 2012:

  • 2.-4.10.: Gespräche mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Brüssel

  • 17.10.: Vorstellung der europäischen Genossenschaftsstudie in Brüssel

  • 23.10.: Vorstandssitzung in Kroatien

  • 23.-25.10.: Mitgliederversammlung in Kroatien

Impressum

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