EMB Newsletter Oktober 2016
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
Wir haben die Wahl
„Zum ersten Mal im Laufe der Jahre, in denen ich als Milcherzeuger arbeite, habe ich die Möglichkeit zu entscheiden, wie ich mit einem niedrigen Milchpreis umgehen möchte: Ich kann mich dafür entscheiden, mehr zu melken, um Liquidität zu gewinnen, oder ich kann am Programm der Europäischen Kommission teilnehmen, um meine Milchmenge zu drosseln und trotzdem ein geringes Einkommen für meine Arbeit zu bekommen.“
Diese weisen Worte sprach der Vorsitzende einer unserer EMB-Mitgliedsorganisationen und verdeutlichte damit die Bedeutung des neuen Kriseninstruments, das die Europäische Kommission eingeführt hat, um die weiter sinkenden Milcherzeugerpreise zu stützen. Und er hat Recht. Erstmals können die Milcherzeuger entscheiden, wie sie auf einen dramatisch niedrigen Milchpreis reagieren.
Eine Wahlmöglichkeit, die viele europäische Milcherzeuger ergriffen haben. Ein Instrument, das bereits vor seinem Inkrafttreten psychologische Wirkung auf den Markt entfaltet: Sofort nachdem die Europäische Kommission ihre Absicht veröffentlicht hatte, den Bonus für die Senkung der Milchproduktion einzuführen, reagierten die Marktpreise positiv. Genauso wie das EMB es vorhergesagt hatte. Der Markt wird zur Hälfte von Emotionen bestimmt. Und das Wissen, dass in den nächsten Monaten weniger Milch auf dem Markt sein wird, reicht aus, um das Marktklima zu verändern und die Notierungen steigen zu lassen.
So wurden für Oktober bereits spektakuläre Milchpreiserhöhungen (über 4 Cent) angekündigt. Diese Preiserhöhungen sind natürlich überaus willkommen, aber die Geschwindigkeit, mit der sie möglich werden, wirft auch Fragen auf. Zum Beispiel: Laufende Verträge waren immer das Argument und der Vorwand, warum Milcherzeuger nicht sofort von höheren Notierungen der Milchpreise profitieren können. Warum ist das dieses Mal nicht der Fall?
Noch vor wenigen Wochen gab es Milchverarbeitungsfirmen, die für die nächsten Monate sogar noch niedrigere Erzeugerpreise angekündigt hatten – aufgrund der Marktsituation, die zwar als stabil bezeichnet wurde, sich aber nicht verbesserte. Was hat sich verändert?
Haben die Molkereien so wenig Einblick in den Markt? Oder müssen die Milcherzeuger der Tatsache ins Auge schauen, dass ihnen in diesem obskuren System ein guter Teil der Marge bereits seit langem von den Verarbeitern vorenthalten wird? Die Tatsache, dass auch die Europäische Kommission den Verarbeitern mit einer Untersuchung der Aufteilung der Margen in der Milchwertschöpfungskette im Nacken sitzt, könnte auch Einfluss gehabt haben.
Die Lobbyarbeit des EMB spielt bei all diesen Ereignissen eine große Rolle und kann als erfolgreich bezeichnet werden. Nach dem Milchstreik 2008 wurde eine hochrangige Expertengruppe für den Milchsektor eingeführt. Und in dieser hochrangigen Gruppe forderte der EMB die Aufteilung der Margen im Molkereisektor. Eine Untersuchung, die jetzt stattfindet.
Das Lobbying der letzten beiden Jahre war sogar noch effektiver: Der Bonus für den freiwilligen Produktionsrückgang ist ein wichtiges Element des Marktverantwortungsprogramms des EMB. Ein Element, dessen Wirksamkeit in infrage gestellt und von der Molkereiindustrie und den traditionellen Bauernverbändern, die in Copa Cogeca organisiert sind, bekämpft wurde. Sie behaupteten, dass Milcherzeuger sich niemals an einem freiwilligen Programm zur Mengenreduzierung beteiligen würden. Aber sie irren sich: Die Milcherzeuger zeigen sich sehr bereit, das Ungleichgewicht auf dem Milchmarkt auszugleichen, wenn sie die Gelegenheit bekommen.
Milcherzeuger, die sich am freiwilligen Lieferverzicht nicht beteiligen, können ebenfalls die richtige Entscheidung treffen und sich von ihrer besten Seite zeigen: Indem sie ihre Produktion nicht ausweiten, solange das Mengenreduzierungsprogramm läuft. Um zu zeigen, dass sie keine egozentrischen Trittbrettfahrer sind, die sich nur für ihren individuellen Gewinn interessieren, sondern die Verantwortung verstehen, die mit den Vorteilen einer Gemeinsamen Agrarpolitik einhergehen. Diese Entscheidung zu treffen würde tatsächliche die positive Funktion der Europäischen Union unter Beweis stellen.
Da das EMB hervorragende Voraussicht und seine Fähigkeit bewiesen hat, die Haltung der Milcherzeuger am besten einzuschätzen, wäre es nur logisch und vernünftig, wenn der Europäische Kommissar für Landwirtschaft auch mit dem EMB über die künftige Vorgehensweise zur Marktverwaltung sprechen würde. Mit einem Instrument, das es ermöglicht zu bestimmen, wie sehr die Milcherzeugerpreise schwanken.
Ein gerechter Preis für die Erzeuger ist der einzige Weg, um Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren und Ausbeutung und die Aufgabe des Sektors zu verhindern. Eine Entscheidung, die es sich zu treffen lohnt.
Sieta van Keimpema, Vize-Präsidentin des EMB und Vorsitzende von DDB Niederlande
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