MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Wir haben die Wahl

„Zum ersten Mal im Laufe der Jahre, in denen ich als Milcherzeuger arbeite, habe ich die Möglichkeit zu entscheiden, wie ich mit einem niedrigen Milchpreis umgehen möchte: Ich kann mich dafür entscheiden, mehr zu melken, um Liquidität zu gewinnen, oder ich kann am Programm der Europäischen Kommission teilnehmen, um meine Milchmenge zu drosseln und trotzdem ein geringes Einkommen für meine Arbeit zu bekommen.“
Diese weisen Worte sprach der Vorsitzende einer unserer EMB-Mitgliedsorganisationen und verdeutlichte damit die Bedeutung des neuen Kriseninstruments, das die Europäische Kommission eingeführt hat, um die weiter sinkenden Milcherzeugerpreise zu stützen. Und er hat Recht. Erstmals können die Milcherzeuger entscheiden, wie sie auf einen dramatisch niedrigen Milchpreis reagieren.

Eine Wahlmöglichkeit, die viele europäische Milcherzeuger ergriffen haben. Ein Instrument, das bereits vor seinem Inkrafttreten psychologische Wirkung auf den Markt entfaltet: Sofort nachdem die Europäische Kommission ihre Absicht veröffentlicht hatte, den Bonus für die Senkung der Milchproduktion einzuführen, reagierten die Marktpreise positiv. Genauso wie das EMB es vorhergesagt hatte. Der Markt wird zur Hälfte von Emotionen bestimmt. Und das Wissen, dass in den nächsten Monaten weniger Milch auf dem Markt sein wird, reicht aus, um das Marktklima zu verändern und die Notierungen steigen zu lassen.

So wurden für Oktober bereits spektakuläre Milchpreiserhöhungen (über 4 Cent) angekündigt. Diese Preiserhöhungen sind natürlich überaus willkommen, aber die Geschwindigkeit, mit der sie möglich werden, wirft auch Fragen auf. Zum Beispiel: Laufende Verträge waren immer das Argument und der Vorwand, warum Milcherzeuger nicht sofort von höheren Notierungen der Milchpreise profitieren können. Warum ist das dieses Mal nicht der Fall?

Noch vor wenigen Wochen gab es Milchverarbeitungsfirmen, die für die nächsten Monate sogar noch niedrigere Erzeugerpreise angekündigt hatten – aufgrund der Marktsituation, die zwar als stabil bezeichnet wurde, sich aber nicht verbesserte. Was hat sich verändert?

Haben die Molkereien so wenig Einblick in den Markt? Oder müssen die Milcherzeuger der Tatsache ins Auge schauen, dass ihnen in diesem obskuren System ein guter Teil der Marge bereits seit langem von den Verarbeitern vorenthalten wird? Die Tatsache, dass auch die Europäische Kommission den Verarbeitern mit einer Untersuchung der Aufteilung der Margen in der Milchwertschöpfungskette im Nacken sitzt, könnte auch Einfluss gehabt haben.

Die Lobbyarbeit des EMB spielt bei all diesen Ereignissen eine große Rolle und kann als erfolgreich bezeichnet werden. Nach dem Milchstreik 2008 wurde eine hochrangige Expertengruppe für den Milchsektor eingeführt. Und in dieser hochrangigen Gruppe forderte der EMB die Aufteilung der Margen im Molkereisektor. Eine Untersuchung, die jetzt stattfindet.

Das Lobbying der letzten beiden Jahre war sogar noch effektiver: Der Bonus für den freiwilligen Produktionsrückgang ist ein wichtiges Element des Marktverantwortungsprogramms des EMB. Ein Element, dessen Wirksamkeit in infrage gestellt und von der Molkereiindustrie und den traditionellen Bauernverbändern, die in Copa Cogeca organisiert sind, bekämpft wurde. Sie behaupteten, dass Milcherzeuger sich niemals an einem freiwilligen Programm zur Mengenreduzierung beteiligen würden. Aber sie irren sich: Die Milcherzeuger zeigen sich sehr bereit, das Ungleichgewicht auf dem Milchmarkt auszugleichen, wenn sie die Gelegenheit bekommen.

Milcherzeuger, die sich am freiwilligen Lieferverzicht nicht beteiligen, können ebenfalls die richtige Entscheidung treffen und sich von ihrer besten Seite zeigen: Indem sie ihre Produktion nicht ausweiten, solange das Mengenreduzierungsprogramm läuft. Um zu zeigen, dass sie keine egozentrischen Trittbrettfahrer sind, die sich nur für ihren individuellen Gewinn interessieren, sondern die Verantwortung verstehen, die mit den Vorteilen einer Gemeinsamen Agrarpolitik einhergehen. Diese Entscheidung  zu treffen würde tatsächliche die positive Funktion der Europäischen Union unter Beweis stellen.

Da das EMB hervorragende Voraussicht und seine Fähigkeit bewiesen hat, die Haltung der Milcherzeuger am besten einzuschätzen, wäre es nur logisch und vernünftig, wenn der Europäische Kommissar für Landwirtschaft auch mit dem EMB über die künftige Vorgehensweise zur Marktverwaltung sprechen würde. Mit einem Instrument, das es ermöglicht zu bestimmen, wie sehr die Milcherzeugerpreise schwanken.

Ein gerechter Preis für die Erzeuger ist der einzige Weg, um Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren und Ausbeutung und die Aufgabe des Sektors zu verhindern. Eine Entscheidung, die es sich zu treffen lohnt.

Sieta van Keimpema, Vize-Präsidentin des EMB und Vorsitzende von DDB Niederlande

EU-Milchmengen-Reduzierung zu 98,9% ausgeschöpft

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Die von der EU-Kommission veröffentlichten Zahlen zu den eingereichten Beihilfenanträgen für Milchmengenreduzierung verdeutlichen das große Interesse an der EU-Lieferverzichtsentschädigung. Insgesamt haben sich in der ersten Antragsrunde mehr als 52.000 Landwirte beteiligt und den zur Verfügung stehenden EU-Topf von 150 Mio € zu knapp 99% ausgeschöpft.

 

Die europäischen Milcherzeuger haben sich damit klar für Mengenreduzierung ausgesprochen. Das Milchmengenüberangebot der letzten Monate hat die Milchpreise europaweit nach unten gedrückt und Milcherzeuger reihenweise in das finanzielle Aus getrieben. „Die hohe Beteiligung am EU-Reduktionsprogramm zeigt, dass Europas Milcherzeuger an der Produktionsseite ansetzen wollen“, so Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board. Dies widerspreche deutlich den Behauptungen von Agrarexperten, Teilen der EU-Kommission, der Bauernverbände und Verarbeitungsindustrie, wonach die Milcherzeuger immer mehr produzieren wollen und eine gezielte Reduktion des Angebotes nicht möglich sei.

Gerade auch die starken Milchproduzenten-Länder wie Irland, die Niederlande, Deutschland, Frankreich und Belgien weisen eine hohe Beteiligung am Mengenreduzierungsprogramm auf. „Die Notwendigkeit auf die Bremse zu drücken, kann nicht deutlicher ausgedrückt werden“, so Schaber weiter. „Der Lieferverzicht ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Bedauernswert ist, dass die Maßnahme erst sehr spät eingeführt wurde und die Produktionsmengen nicht zeitgleich europaweit gedeckelt sind. Notwendig wäre, dass auch Geld für die zweite Reduktionsperiode bereitgestellt wird, um gegebenenfalls die Mengen weiter zu reduzieren.“

Um in Zukunft ähnlich schwerwiegende Milchkrisen zu verhindern, ist das Installieren eines Marktverantwortungsprogramms, wie vom EMB vorgeschlagen, notwendig. So könnten die Milcherzeuger zukünftig frühzeitig und präventiv auf drohende Marktverwerfungen reagieren.

EMB Pressemitteilung vom 28. September 2016

Westafrikanische Produzenten im Dialog mit EU-Politikern

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Für zwei Tage sind burkinische Milchproduzenten nach Brüssel gekommen, um mit der EU-Kommission und Parlamentariern verschiedener Fraktionen über eine verantwortungsvolle EU-Milchpolitik zu diskutieren.

 

René Millogo von der Organisation PASMEP (Initiative zur Unterstützung von Milchviehhirten in Burkina Faso) und Mariam Diallo des Nationalen Verbands der Kleinmolkereien Burkina Fasos (UMPL/B) wollen dabei ihre Einblicke in die Zielsetzung der EU-Politik vertiefen. Zudem möchten sie ihre Erfahrungen zu den verheerenden Folgen der aktuellen EU-Strategie für die westafrikanischen Märkte mit den EU-Politikern teilen.

 

EU-Überproduktion führt zu Dumping auf afrikanischen Märkten

Wenn es die EU nicht schafft, die Produktion innerhalb ihrer Grenzen auf ein angemessenes Niveau zu bringen, dann schaden die tiefen Preise nicht nur den eigenen Erzeugern. Denn was in der EU zu viel produziert wird, landet zu Dumpingpreisen oft auf Märkten von Entwicklungsländern. René Millogo veranschaulicht das Problem anhand der aktuellen Milchpreise in Burkina Faso: „Der bei uns erzeugte Liter Milch kostet im Schnitt 600 CFA (ca. 91 Eurocent) in den Läden. Die mit importiertem Milchpulver produzierte Trinkmilch kostet hingegen nur 225 CFA (umgerechnet 34 Cent). Das gefährdet die lokale Produktion und zerstört Möglichkeiten für die einheimischen Hirtengemeinschaften, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“

Umso wichtiger ist den burkinischen Vertretern der Dialog mit Europa. Sie freuen sich daher über das Interesse der EU-Abgeordneten und der EU-Kommission, gemeinsam über die Problematik zu sprechen. „Wir hoffen, dass unsere europäischen Dialogpartner die Information aus unseren Gesprächen bei kommenden Entscheidungen in der Milchpolitik mit einbeziehen. Es ist wichtig, dass sie sich mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die EU-Überproduktion nachhaltig eingedämmt wird. Auch für Europa sind afrikanische Länder, in denen sich die Bevölkerung selbst ernähren kann, die weitaus bessere Alternative. Ist die sozioökonomische Lage vor Ort schwierig, werden vor allem junge Menschen die einzige Lösung in der Migration nach Europa oder auf andere Kontinente sehen“, so Mariam Diallo.

 

EU-Politik darf Menschen nicht aus den Augen verlieren

Romuald Schaber vom europäischen Erzeugerverband European Milk Board (EMB) und Kerstin Lanje von der Entwicklungshilfeorganisation Misereor begrüßen den afrikanisch-europäischen Austausch. „Es ist wichtig, dass unsere Politiker mit den Menschen sprechen, die auch außerhalb der EU von hier gefällten Entscheidungen betroffen sind“, so Schaber. „So werden hinter sonst nur sterilen Zahlen auch die menschlichen Schicksale klar.“ In der Politik sollte es in erster Linie um die Menschen gehen. „Unsere Handlungen und Entscheidungen in der EU sollten insbesondere für Entwicklungsländer möglichst positive, zumindest neutrale – auf keinen Fall aber negative Konsequenzen haben“, unterstreicht Kerstin Lanje die Bedeutung einer verantwortungsvollen EU-Politik. Die westafrikanische Produktion hat Potential, das aber nur ausgeschöpft werden kann, wenn Störungen von außen minimal bleiben und nicht billige EU-Produkte den Markt überschwemmen.

 

Appell an EU-Politik: Kriseninstrument gegen Überproduktion installieren

Durch den seit einigen Jahren bestehenden Kontakt zwischen Produzenten aus Burkina Faso und der EU haben die westafrikanischen Erzeuger auch wichtige Einblicke in die Situation ihrer europäischen Kollegen gewonnen. „Wir sehen, dass die Überproduktion auch innerhalb der EU die Preise zerstört“, so Millogo. „Wir sind daher nicht nur hier, um zu zeigen, was eine Überproduktionspolitik der EU in unseren Ländern anrichtet. Gleichzeitig möchten wir auch unsere europäischen Kollegen unterstützen, indem wir an die EU-Politiker appellieren, die chronische Überproduktion in der EU mit Kriseninstrumenten nachhaltig in den Griff zu bekommen. Letztlich müssen die europäischen und afrikanischen Erzeuger solidarisch sein, da sie die gleichen Nöte teilen.“

EMB Pressemitteilung vom 29.9.

Krise? Welche Krise?

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Wenn man manche Verlautbarungen der letzten Tage hört und liest, bekommt man den Eindruck, die Milchkrise sei schon vorbei. Die Märkte tendieren fester, Butter ist gefragt und wird im Einzelhandel klammheimlich teurer.

Auf den Spotmärkten ist Milch richtig wertvoll mit 42 Cent in den Niederlanden, der Kieler Rohstoffwert liegt wieder bei 30,7 Cent, und ja – sogar einige Molkereien erhöhen moderat die Auszahlungspreise. Damit ist der leichte Aufwärtstrend nun auch bei den schwächsten Gliedern in der Wertschöpfungskette, den Milchbäuerinnen und -bauern angekommen, es sei denn, sie haben das Pech, an die Leuchtturmmolkerei DMK zu liefern, dann müssen sie sich noch ein wenig gedulden. Bauernverbandsvertreter frohlocken, haben schon sage und schreibe 30 Cent zum Jahresende im Blick und verkünden: Viele Betriebe werden die Krise überstehen. Wie schön!

Hat der Markt es also gerichtet? Können wir wieder zur Tagesordnung übergehen, weiter melken, aufstocken, Märkte erschließen, als sei nichts gewesen? Keinesfalls! Zur Erinnerung: Die Preise liegen immer noch flächendeckend 15 Cent unterhalb der Kostendeckung, Betriebe kämpfen verzweifelt ums Überleben, auf vielen Höfen und in vielen Familien herrschen Resignation, Verzweiflung oder gar Weltuntergangsstimmung. Viele werden ihre Betriebe noch aufgeben, und zwar dann, wenn es wieder ein wenig aufwärts geht, denn dann sind Vieh, Maschinen und auch Flächen besser zu vermarkten. Die meisten Bauern sind so frustriert, weil sie begriffen haben: Diese Krise ist kein Betriebsunfall eines an sich funktionierenden Systems, sondern eine direkte Folge dieses Systems, das nur den Molkereien und dem Handel nützt. Diese und auch der Bauernverband und die Bundespolitik, die seinen Einflüsterungen gefolgt ist, weigern sich immer noch, ihre Mitschuld einzugestehen und Verantwortung zu übernehmen. Zwar bewegen sich die europäische und die Bundespolitik mit Trippelschrittchen in die richtige Richtung, bieten ein Mengenreduzierungsprogramm von 150 Millionen Euro an, und auch weitere Gelder sollen an Mengendisziplin gebunden werden – vor wenigen Monaten noch undenkbar!

Diese kleinen Erfolge sind dem beharrlichen Kampf vieler Bäuerinnen und Bauern zu verdanken, nicht zuletzt auch aus den Reihen der AbL. Wiederwillig müssen Minister Schmidt und sein Haus unsere Konzepte übernehmen, weil sie selbst vollkommen rat- und hilflos sind. Allerdings erfolgt die Umsetzung zögerlich, bürokratisch und in viel zu geringem Maße, alles wohl in der Hoffnung, die Krise sei vorbei, bevor die Kriseninstrumente greifen. Anders der französische Landwirtschaftsminister, er legt auf die 14 Cent von der EU je Liter Reduzierung noch 10 Cent obendrauf, aber nur für Betriebe, die weitermelken, damit die beginnende Erholung genau diesen Betrieben nützt und schneller vorangeht. Und unsere Molkereien? Monatelang haben sie sich hartherzig geweigert, die von der Politik vorgegebene Reduzierung innerhalb der Branche umzusetzen, und jetzt raten sie ihren Lieferanten teilweise von der Teilnahme ab! Hier wird sehr deutlich, dass sie vor allem an viel billiger Milch interessiert sind.

Die niederländische Friesland/Campina dagegen unterstützt die staatliche Reduzierung mit 10 Cent Drossel-Bonus aus der Molkereikasse, ausdrücklich auch, um die Wertschöpfung für die Milch zu erhöhen. Es geht also auch anders als in Deutschland, wo die unheilige Allianz von Bauernverband, Molkereien und Politik dazu führt, dass die Interessen der Bauern mit Füßen getreten werden.

Diese Zusammenhänge deutlich zu machen und Alternativen aufzuzeigen ist die wichtige Aufgabe der AbL. Deshalb steht sie überall an der Seite von Bäuerinnen und Bauern, wenn diese sich zur Wehr setzen und mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf ihre Lage aufmerksam machen. Ebenso ist die AbL vorne mit dabei, wenn es gilt, Alternativen zum Wachsen oder Weichen, zur ständigen Intensivierung und zur Exportorientierung aufzuzeigen. Eine andere Art von Milcherzeugung, nachhaltig, tiergerecht und im Einklang mit der Gesellschaft ist möglich. Darum bringen wir Initiativen wie wiederkäuergerechte Fütterung mit wenig Kraftfutter, Weidemilcherzeugung, gentechnikfreie Milch oder Biomilch gemeinsam mit Berufskollegen voran. Das eine gibt es nicht ohne das andere, Widerstand und Selbsthilfe sind zwei Seiten einer Medaille!

Ottmar Ilchmann, stellvertretender AbL-Vorsitzender

Die Krise fordert ihren Tribut: Immer weniger Landwirte investieren in neue Traktoren

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Angesichts der hartnäckigen Krise auf dem EU-Agrarmarkt wird sich der seit 2015 sinkende Absatztrend in der Landmaschinenindustrie weiter fortsetzen. In der ersten Jahreshälfte 2016 sanken laut Daten des Europäischen Landmaschinenverbands CEMA auf fast allen Märkten der Vereinigung (Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederland, Spanien, Großbritannien) die Verkaufszahlen von Landmaschinen.

 

„Es ist davon auszugehen, dass die Märkte in der zweiten Jahreshälfte 2016 weiter schrumpfen werden, mancherorts um bis zu neun Prozent wie in Deutschland. Spanien ist da mit einem erwarteten Anstieg von 9,5 Prozent die große Ausnahme. Auch in Frankreich, das sich bisher mit einer siebenprozentigen Zunahme gut geschlagen hat, zeichnet sich in den kommenden sechs Monaten ein Rückgang um zwei Prozent ab“, so die CEMA.

 

Traktoren im Abwärtstrend

Abgesehen von Sprühgeräten sind alle größeren Maschinenarten den Statistiken zufolge in den ersten sechs Monaten dieses Jahres seltener verkauft worden als noch im Vorjahreszeitraum. Die Absatzzahlen für Traktoren liegen im europäischen Durchschnitt um 5,5 Prozent niedriger. Dieser Rückgang geht vor allem auf die sinkende Nachfrage nach Traktoren mit 50 bis 250 PS zurück. „Diese Antriebskategorie ist bei den Landwirten normalerweise am beliebtesten. Jetzt stehen Bauern jedoch schwierigen Zeiten gegenüber, denn die Preise für Agrarrohstoffe und Milch sind sehr niedrig“, erklärt die CEMA. „Die Lage könnte sich sogar noch weiter zuspitzen. In vielen europäischen Ländern fallen die Erträge der Getreideernte gemischt aus, während weltweit auch weiterhin ein großes Angebot besteht.“

Ähnliche Flauten lassen sich auch bei Mähdreschern, Ballenpressen und Mähmaschinen beobachten. Einzig der Markt für Sprühgeräte scheint der Krise zu trotzen. Die Landmaschinenverkäufe folgen streng den Konjunkturzyklen der Landwirtschaft, meint CEMA-Generalsekretär Ulrich Adam im Gespräch mit EurActiv. „Wenn die Preise für Agrarrohstoffe wie Milch, Weizen, Mais oder Zucker steigen, dann nimmt in der Regel auch die Nachfrage nach landwirtschaftlicher Ausrüstung zu“, betont er.

Jüngste Studien hätten ihm zufolge nahegelegt, dass europäische Landwirte durchaus bereit seien, zu investieren – vor allem in neue Maschinen. Aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise, der unterdurchschnittlichen Ernteerträge und der hohen Bodenkosten jedoch falle es ihnen schwer, gerade jetzt Investitionen zu tätigen. Nur neun Prozent der deutschen Landwirte habe vor, in der zweiten Hälfte dieses Jahres in neue Ausrüstung zu investieren, zeigt eine aktuelle Kundenumfrage des CEMA-Mitglieds Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Die Absatzzahlen von Landmaschinen in Deutschland, dem größten Produzenten Europas, gingen in der ersten Jahreshälfte 2016 um 14 Prozent zurück. Dennoch stieg die Produktionsrate von Landmaschinen im Vergleich zu 2015 um 1,5 Prozent.

Sarantis Michalopoulos, Artikel EurActiv vom 5. September 2016

Der Wettbewerb zerreißt Europa

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Am Montag, 19. September wird zur Jubiläumsfeier von Churchills Rede von 1946 in Zürich auch Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission in der Uni Zürich erwartet. Keine andere Persönlichkeit repräsentiert die EU so wie Juncker.

 

Juncker ist ein vehementer Verfechter freier Märkte, obwohl diese Liberalisierung zur Folge hat, dass die Bürger in einen gnadenlosen Wettbewerb geschickt werden. Das Motto lautet nur noch jeder gegen jeden. Die Franzosen gegen die Deutschen, die Holländer gegen die Iren, die Dänen gegen die Polen usw. Du oder ich - wer wird überleben? Gewinner dieses Wettbewerbes sind aber nicht die Bürgerinnen und Bürger, wie die EU Kommission immer wieder suggeriert, sondern allein die großen, multinationalen Konzerne.

Ganz im Sinne dieser Handelsphilosophie hat die EU vor gut einem Jahr die Milchquoten abgeschafft und damit den Startschuss zu einer ungezügelten Milchmengenausdehnung gegeben. In der Schweiz wurde dieser Schritt schon sechs Jahre zuvor vollzogen. Die Folgen sind längstens bekannt: Steigende Mengen, sinkende Preise und größere Gewinne für die Konzerne – bei gleichzeitigen Verluste beim Einkommen der Bauern. Die Mengenausdehnung der EU ist weltweit spürbar. Auf der ganzen Welt stehen die Milchbauern inzwischen finanziell am Abgrund. Wer jeden Tag mit seiner Arbeit Geld verliert kann das nicht über eine lange Zeit durchhalten. Das erzeugt Frustration bis hin zu Wut. Nicht nur bei den Bauern, sondern zunehmend auch in der Bevölkerung. Die Leute wehren sich gegen dieses zerstörerische System und gegen Persönlichkeiten, die es schönreden.

Wir Milchbauern rufen heute, an diesem historischen Tag, EU-Kommissionspräsident Juncker dazu auf, innezuhalten und zu überdenken, ob dieser auf die Spitze getriebene Wettbewerb "Jeder gegen Jeden" wirklich das richtige Fundament für eine Staatengemeinschaft ist. Unser Aufruf an Herrn Juncker: "Herr Juncker, Sie sind das Aushängeschild für die EU. Sie tragen eine große Verantwortung. Eine Richtungsänderung ist dringend nötig. Krisen, wie sie jetzt gerade die Milchbauern erleben, ließen sich vermeiden, wenn im Milchmarkt vernünftige Rahmenbedingungen gesetzt würden. So aber müssen nun die EU und die einzelnen Länder mit millionenschweren Stützungen das Allerschlimmste verhindern. Dieses Geld könnte eingespart und für Sinnvolleres ausgegeben werden, wenn die richtigen flankierenden Regelungen festgesetzt würden. Für eine kluge Einsicht ist es nie zu spät! Herr Juncker, nicht die Großkonzerne werden die Vereinigten Staaten von Europa zusammenhalten. Nur die Hoffnung der Menschen, dass sie alle gemeinsam eine Zukunft haben, kann das Fundament für diese Vision sein."

BIG-M, die bäuerliche Interessengemeinschaft für einen fairen Milchmarkt

Milchpreise in den Ländern - EMB Milchpreisvergleich Oktober 2015 bis Juli 2016

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Bei allen für den Vergleich erfassten Molkereien hat sich der Preisverfall im letzten Dreivierteljahr massiv verschärft. So waren alle an diesem europäischen Vergleich beteiligten Milcherzeuger bereits seit Dezember 2015 von einem Auszahlungspreis von unter 30 Cent pro Kilogramm und weitaus tiefer betroffen.

 

Dabei betrafen die stärksten und längsten Preisrückgänge die Milcherzeugungsbetriebe aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Bei einigen niederländischen Molkereien waren die Auszahlungspreise ja bereits bis zum August 2015 massiv auf bis zu unter 23 Cent pro Kilogramm abgefallen und noch im Juli 2016 lagen sie rund 2 bis 4 Cent tiefer als im Vorjahresmonat. Den niedrigsten Auszahlungspreis gab es im Juni 2016 in einer niederländischen Molkerei mit 19,32 Cent für einen Kilogramm Milch bei 4,0% Fett und 3,4 % Eiweiß. Gemessen ab Oktober 2015 sind die Auszahlungspreise in derselben Molkerei bis Juli insgesamt um 6,6 Cent (23%) pro Kilogramm Milch auf 20,05 Cent gesunken. Das zweite Schlusslicht im Juli bildete der Auszahlungspreis der erfassten deutschen Molkerei, der seit Oktober 2015 sogar um 8,0 Cent (28%) auf 21,49 Cent gefallen ist.

Mittlerweile beteiligen sich 17 Milcherzeugungsbetriebe und damit 5 Betriebe mehr als noch bei der letzten Veröffentlichung an dem Milchpreisvergleich. Damit basiert der Preisvergleich des EMB nun auf den Abrechnungen von Milcherzeugungsbetrieben/Molkereien aus immerhin sieben europäischen Ländern. Für Frankreich, Italien und der Niederlande kamen weitere Melder dazu, für Deutschland gibt es nun erfreulicherweise einen ersten Melder.

Methodisch neu am Vergleich ist, dass mit der zweiten Ausgabe die Preismeldungen von Bio-Milcherzeugern/Molkereien ergänzt werden. Die Nachzahlungen bleiben weiter unberücksichtigt, da die Preismeldungen noch nicht für ein durchgehendes Jahr zu Verfügung stehen.

Milchpreisvergleich Oktober 2015 bis Juli 2016

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

Bauern demonstrieren beim DMK-Käsewerk in Edewecht

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An einer spontanen, kurzfristig über soziale Netzwerke organisierten Aktion vor dem Käsewerk von Deutschlands größter Molkerei in Edewecht beteiligten sich Ende August über 120 Bäuerinnen und Bauern mit ca. 60 Treckern.

Grund für den Unmut war der katastrophal niedrige Auszahlungspreis des Deutschen Milchkontors. Er liegt immer noch bei 20 Cent, fünf Cent unterhalb des Durchschnitts der großen europäischen Molkereien und auch weit unter dem Niveau der anderen Molkereien in der Region. Ca. vier Stunden lang behinderten die aufgebrachten Landwirte die Milchanlieferung. Trotz der schlimmen Situation auf den Höfen blieben die Milcherzeuger nach Angaben der Polizei friedlich und gesprächsbereit. Unter den wartenden Kollegen, zum überwiegenden Teil junge BetriebsnachfolgerInnen, ergaben sich gute, ermutigende Gespräche. Es ist einfach wichtig, zusammenzukommen und sich auszutauschen, anstatt isoliert auf den Höfen jeder für sich allein ums Überleben zu kämpfen.

Auf Bitten der DMK-Verantwortlichen wurde schließlich eine Delegation aus je einem Vertreter von Landvolk, Landjugend, BDM und AbL gebildet, die mit dem Werksleiter und einem Mitglied des DMK-Vorstands verhandelte. Auf den Vorwurf, die Aktion schade den DMK-Lieferanten und auch den demonstrierenden Bauern selbst, erwiderten diese, wie sehr der immer niedrige DMK-Milchpreis und die Weigerung der Molkerei, Maßnahmen zur Milchmengenreduzierung zu ergreifen, bereits seit Jahren allen Lieferanten geschadet habe.

Die Vertreter der Bauern forderten vom DMK eine sofortige, deutliche Erhöhung des Auszahlungspreises und wesentlich bessere Ergebnisse bei den anstehenden Verhandlungen mit dem Einzelhandel. Diese Forderungen sollten an die Molkereiführung weitergeleitet werden. Gegen 00.30 Uhr wurde die Aktion beendet, und die Trecker zogen wieder ab. Das DMK reagierte am nächsten Tag auf die vielen Presseberichte über die Aktion mit einer beschwichtigenden Presseerklärung, in der Hoffnung auf steigende Auszahlungspreise gemacht und die Selbstheilungskräfte des Marktes beschworen wurden. Allerdings kündigte das Unternehmen dann einige Tage später entgegen bisherigen Plänen doch eine Erhöhung des Milchgeldes für September um 2,2 Cent an. Das macht deutlich, wie richtig es ist, immer wieder mit mutigen Aktionen auf die Situation der Milchbauern aufmerksam zu machen. Das zeigt sich auch am Erfolg der gleichzeitigen Blockadeaktionen französischer Kollegen bei der Molkerei Lactalis, mit der diese zur Anhebung des Preises auf das Niveau anderer französischer Molkereien gezwungen wurde.

Ottmar Illchmann, AbL

Pressemitteilung AbL und Fotos der Blockade-Aktion

Die neoliberale Ideologie darf nicht auf Kosten der Erzeuger gehen

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Interview mit Jan Slomp, Milchbauer und Präsident der kanadischen Bauernvereinigung NFU

Herr Slomp, Sie haben vor kurzem einen Brief an den EU-Agrarkommissar Hogan geschickt, in dem sie ihm die Vorteile des kanadischen Modells zur Regulierung des Milchmarkts erläutern.


Sie argumentieren, dass auch Europa mit einem ähnlichen Modell seine Milchkrise lösen könnte. Wie soll das funktionieren?

Lassen Sie mich etwas ausholen. Wir hatten in Kanada in den 1960er Jahren ein ganz ähnliches Problem wie Europa, nämlich eine Überproduktion an Milch, die viele Betriebe zum Aufgeben zwang. Ein Jahr lang haben die Bäuerinnen und Bauern miteinander diskutiert, und am Ende sind sie zu dem Schluss gekommen, dass nur eine Einschränkung der Produktion die Krise lösen könnte. Aus dieser Zeit stammt das System des Milchmengen-Managements, das auf drei Säulen aufbaut und heute noch immer in Kraft ist: Erstens wird die produzierte Menge an die Nachfrage auf dem kanadischen Markt angepasst. Zweitens wird der Preis, den bäuerliche Produzenten für ihre Milch erhalten, anhand von einem Index errechnet, der die Produktionskosten in jeder Region miteinberechnet. Außerdem schützt der kanadische Staat seine Milchbetriebe durch Zölle, damit keine billige Weltmarktmilch den kanadischen Markt überschwemmt.

Der Nachteil des Mengen-Managements ist, dass wir kaum etwas exportieren. Das ist natürlich für Verfechter des Freihandels inakzeptabel. Aber das Modell erlaubt es den bäuerlichen Familienbetrieben, ein gutes Einkommen zu erwirtschaften. Die Bürgerinnen und Bürgern bekommen Milchprodukte zu vernünftigen Preisen. Und das Beste: Es braucht nicht subventioniert zu werden. Das ganze System wird von den bäuerlichen Betrieben selbst bezahlt. Wir sollten nicht vergessen, dass die Millionen von Euro, die derzeit als Notmaßnahme in den europäischen Milchsektor fließen, mit Steuergeldern bezahlt werden. Doch dadurch kann der Markt maximal kurzfristig entlastet werden. Wenn Europa aber seine Milchbäuerinnen und -bauern und seine ländlichen Räume langfristig am Leben erhalten will, dann ist ein Milchmengen-Management wie in Kanada die beste Option.

 

Sicher wären die meisten europäischen VerbraucherInnen einverstanden, wenn die MilcherzeugerInnen einen gerechten Anteil des Preises erhielten, den sie im Supermarkt ausgeben. Gleichzeitig werden die ethischen Ansprüche an die Lebensmittelerzeugung immer höher. Die europäischen Bürgerinnen und Bürgern legen immer mehr Wert darauf, dass Kühe artgemäß gehalten werden, dass sie auf die Weide dürfen und ihnen kein Gen-Soja verabreicht wird. Ist das kanadische Modell auch geeignet, um Bäuerinnen und Bauern bei einer tier- und umweltfreundlichen Wirtschaftsweise zu unterstützen?

Das kanadische System gibt den Milchbetrieben eine viel größere Planungssicherheit. Daher können Investitionen in bessere Ställe, Weidehaltung und weiteres viel einfacher umgesetzt werden als in einem System, in dem die Bäuerinnen und Bauern ständig um ihre Existenz bangen müssen. Das kanadische Milchmengen-Management gibt den Betrieben ein stabiles Einkommen, und im Gegenzug können Umwelt- und Tierschutzvorgaben daran gebunden werden.

 

Derzeit sieht es so aus, als ob sich Europa genau in die gegengesetzte Richtung bewegt. EU-Agrarkommissar Hogan war erst kürzlich zu Besuch in Mexiko, Kolumbien, China und Japan, um neue Märkte für Europas Produkte zu erschließen...

Das Milchmengen-Management bedeutet ja nicht, dass man ganz aufhören muss, zu exportieren. Aber man kann nicht auf der einen Seite eine aggressive Exportstrategie verfolgen und auf der anderen Seite die eigenen bäuerlichen Betriebe schützen wollen. Handel sollte immer beiden beteiligten Ländern nutzen. Wenn die heimische Nachfrage nach Milchprodukten gedeckt ist und andere Länder europäische Milch importieren wollen, nur zu. Aber oft ist es doch so, dass mehr Produktion und Exporte zum Selbstzweck werden. Auch in Kanada haben wir viele scharfe Verfechter des Freihandels. Viele PolitikerInnen haben die steigenden Exporte von kanadischen Lebensmitteln als einen großen Erfolg gefeiert. Aber was sie vergessen ist, dass die Importe gleichzeitig ebenso stark zugenommen haben. Am Ende geben wir damit unsere Souveränität über unsere eigenen Angelegenheiten auf und können nicht mehr entscheiden, wie unsere Lebensmittel produziert werden sollten.

Viele Freihandelsabkommen sollten besser „Zwangshandelsabkommen” heißen, denn sie führen zu Dumping von Produkten auf die Märkte anderer Länder. Nehmen wir das Beispiel von CETA, dem Abkommen zwischen Kanada und Europa, der derzeit heißesten Kartoffel. Es sieht vor, die Importquoten für europäischen Käse nach Kanada um 17 000 Tonnen anzuheben. Das entspricht der Produktion von 400 kanadischen Milchviehbetrieben! Es wäre ja noch nicht so schlimm, wenn wenigstens die europäischen Bäuerinnen und Bauern dadurch ein gesichertes Einkommen hätten. Aber das haben sie nicht. Diese 17 000 Tonnen Käse sind ein heftiger Schlag gegen das kanadische Milchmarkt-Modell. Kanada hätte dieser Quotenerhöhung niemals zustimmen sollen. Aber die Milcherzeuger sind nicht stark genug aufgetreten und haben sich mit Entschädigungszahlungen zufrieden gegeben. Das hilft vielleicht den bestehenden Milchbetrieben, aber es hilft nicht den zukünftigen Generationen, die einmal in die Landwirtschaft einsteigen wollen.

Vielen Dank für dieses Interview, Herr Slomp.

Interview von Astrid Österreicher, Büro Maria Heubuch, MdEP (20.09.2016)

 

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