EMB Newsletter Oktober 2018
Newsletter als PDF
Kontakt
EMB - European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,
Was kostet die Erzeugung von Milch?
In unserem Sektor haben viele, die sich über die Situation im Milchmarkt auslassen, die unangenehme Angewohnheit, den Milchpreis als Ausgangspunkt zu nehmen. Eine kurzsichtige Betrachtungsweise, denn für die Milchbauern sind die Milcherzeugungskosten genauso wichtig wie der gezahlte Erzeugerpreis. Wirtschaftlich gesehen, ist es unmöglich, den Milchmarkt zu analysieren, ohne die Kostenentwicklung der Milcherzeugung zu kennen.
Da gute, zeitnahe und repräsentative Informationen zur Kostenentwicklung fehlten, haben daher eine Reihe von EMB-Mitgliedern seit 2013 vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) die Milcherzeugungskosten inklusive eines fairen Einkommens berechnen lassen. Als Berechnungsgrundlage für die Produktionskosten ziehen sie die einzige repräsentative Datenbank in der EU heran: das InformationsNetz Landwirtschaftlicher Buchführungsdaten (INLB) der EU. Die Berechnungen liefern viele Erkenntnisse zu den Erzeugungskosten, geben aber auch Aufschluss über die Defizite der sogenannten „Kostenberechnungen“.
Seit dem letzten Jahr haben sechs EMB-Mitgliedsorganisationen aus mehreren großen Milcherzeugungsländern der EU (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Niederlande) ihre Ergebnisse in einem Bericht zusammengeführt. Dieser Bericht zur Entwicklung der Produktionskosten wurde kürzlich mit den Zahlen für 2017 aktualisiert.
Eine Kostenposition, die in der Kostenberechnung der EU nicht einmal ansatzweise ernsthaft berücksichtigt wird, ist der Lohnansatz für den Milcherzeuger und die mithelfenden Familienangehörigen. So kann es sein, dass selbst auf der höchsten politischen und landwirtschaftlichen Ebene unrealistische und wirtschaftlich sogar unverantwortliche Aussagen über den angeblichen „Verdienst“ in der Milchwirtschaft gemacht werden können. Obwohl die Kostenberechnungen über einen Zeitraum von fünf Jahren zeigen, dass man nur von „Unterdeckung“ sprechen kann. Der Milchpreis hat seit 2013 in keinem einzigen Jahr die Produktionskosten gedeckt!
Die Milcherzeugungskosten stiegen 2013 und 2014 stark an und konnten auch durch die kurzzeitig höheren Milchpreise von 2014 nicht vollständig gedeckt werden. Die Milchpreiskrisen von 2015 und 2016 zwangen die Milchbauern, notwendige Investitionen zu verschieben, die für die Zukunft und den Erhalt gesunder Betriebe wichtig gewesen wären. Die Kostenberechnung zeigt dies überdeutlich durch einen beträchtlichen Rückgang der Abschreibungen und Zinsen sowie durch einen Lohneinbruch. Die Situation verbesserte sich auch 2017 nicht.
Die Kostenstudie verdeutlicht darüber hinaus auch, wie der Milchpreis über fünf Jahre zu bewerten ist. Trotz der rechtlichen Auflagen, die die Molkereien den Erzeugern mit Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ oder „Image“ auferlegt haben, hat sich der Milchpreis nicht deutlich erhöht und blieb dauerhaft unter den Milcherzeugungskosten. „Mehrwert“ – ein weiteres Modewort der Molkereigeschäftsführer – gilt sicher nicht für die Milcherzeuger.
Mit der Kenntnis der Kosten- und Erzeugerpreisentwicklung über fünf Jahre und angesichts der bevorstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist es dringend erforderlich, Marktinstrumente umzusetzen, die den Erzeugern die Gewissheit geben, dass der Verkaufspreis im Schnitt die Kosten deckt. Nur so kann man unseren Sektor für Nachfolger wieder attraktiv machen und den auch von den Bürgerinnen und Bürgern der EU gewünschten Erhalt bäuerlicher Familienbetriebe gewährleisten. Wer keine industrielle Nahrungsmittelerzeugung will, muss das aktuelle – für die Milcherzeuger verheerende – System reformieren. Mit unserer Forderung, dass die Produktionskosten gedeckt sein müssen, finden wir bei immer mehr gesellschaftlichen Gruppen Unterstützung. Denn wenn die Milcherzeugung nicht schnell wirtschaftlich nachhaltig wird, kann es gewiss keine soziale Nachhaltigkeit geben.
Ein erster Schritt, sich wirklich über die Kosten der Milcherzeugung zu informieren, ist diese Studie.
Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des EMB und Vorsitzende des DDB Niederlande
Kostenstudie für Milch zeigt: Herstellungskosten und Erzeugerpreise kommen nicht zusammen
Milcherzeugungskosten in Deutschland nach wie vor nicht gedeckt
„So kann es nicht weitergehen“
Das Schweizer Milchsystem bleibt sinnentleert!
Neue Produkte bei der Fairen Milch Luxemburg
Milchstreik 2009 – Es ist schon neun Jahre her!
Impressum
European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org