MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Der nationale dänische Milchbauernverband (LDM) begrüßt, dass die EU ein Programm zur Mengenreduzierung für die Milcherzeugung in der EU beschlossen hat. Leider ist nur ein Teil des Gesamtpakets zur Mengenreduzierung vorgesehen. Der LDM hätte es vorgezogen, dass die Gesamtsumme von 500 Millionen Euro für eine gemeinsame, EU-weite Maßnahme zur Mengenreduzierung verwendet wird. Die Prognose von LDM ist, dass sich nur wenige für eine Produktionssenkung interessieren werden, aber einige womöglich an einem Ausstieg interessiert wären.

Die Industrie befürchtet einen Mangel an Rohmaterial, aber die allgemeine Meinung unter den Milcherzeugern hat sich zugunsten des Produktionsausstiegs und der Mengenreduzierung gewandelt. Aber es ist ein schwieriger Weg, wenn das gesamte etablierte System seit jeher auf Wachstum, Wachstum und noch mehr Wachstum gesetzt hat. Die größte dänische Molkerei, Arla Foods, hat ebenfalls realisiert, dass der einzige Weg zu höheren Preisen über einen Produktionsrückgang führt, aber wie die anderen europäischen Molkereien würde sie lieber eine Reduzierung bei den Wettbewerbern sehen.

Die Lage in Dänemark ist sehr ernst. Mehr als 100 der etwa 3.000 dänischen Milcherzeuger sind entweder von ihrer Bank gezwungen worden, ihren Betrieb zu verkaufen, oder sie sind für insolvent erklärt worden. Außerdem wird geschätzt, dass etwa 400 von ihnen am Rande der Insolvenz stehen und weitere 300 kaum in der Lage sein werden, langfristig zu überleben. Derzeit ist die Milchanlieferung in Dänemark stark rückläufig und für das Jahr 2016 wird eine Gesamtmilchmenge auf dem Niveau von 2015 oder darunter erwartet. Im Jahr 2015 war die Milchliefermenge deutlich höher als 2014. Seit Neujahr hat Arla Foods die Schätzungen für die Gesamtmenge 2016 mehrfach nach unten korrigiert.

Wird ein Programm zur Mengenreduzierung wirksam sein? Ja, denn die Gesamtwirkung der Senkungsmaßnahme und der verminderten Milchanlieferung wird spürbar sein, und im Zusammenspiel mit den bereits leicht steigenden Weltmarktpreisen hofft und erwartet der dänische Milcherzeugerverband einen deutlichen Anstieg der Milchpreise.

Ein dänisches Forschungsinstitut prognostiziert, dass der Gesamtmilchpreis einschließlich Zusatzzahlung vor dem Jahreswechsel bei 32 Cent liegen wird. Der LDM hofft, dass sich diese Schätzung als zu niedrig herausstellen wird.

Kjartan Poulsen, Vorstandsmitglied des EMB und Präsident von LDM Dänemark

Richtungsänderung Milchpolitik: Milchmengen sollen runter

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Das im Juli beschlossene Hilfspaket markiert einen Wendepunkt in der EU-Milchpolitik. Mit den Maßnahmen zum freiwilligen Lieferverzicht wird nach vielen Fehlschüssen nun endlich an der Produktionsseite angesetzt. Die EU-Kommission hat Ende August die Details des Hilfspakets festgelegt.

Der Lieferverzicht – eine Forderung des EMB, mit der wir seit Jahren bei EU-Politikern und nationalen Agrarministern vorstellig geworden sind - ist ein Grundstein-Element, um Überproduktion und Preisverfall entgegen zu steuern. Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board zeigt sich erleichtert, dass die EU-Politiker den Milchbauern mit dem Lieferverzicht endlich ein potenzielles Instrument in die Hände legt. „Wir begrüßen den Vorstoß der EU-Kommission und Agrarminister.“ Die Ausgestaltung der Maßnahmen sei zwar verbesserungsfähig, aber die Milcherzeuger seien einen Schritt vorwärts gekommen, so Schaber. Dem European Milk Board fehlt es vor allem an einer konsequenten europäischen Umsetzung der Mengenreduzierung und einem angemessenen Budget. „Ein Hemmschuh ist, dass die Produktionsmengen aller EU-Länder während der Reduktionsperiode nicht gedeckelt und die Entschädigungszahlungen sehr niedrig angesetzt sind“, so Schaber.

„Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Mitgliedsstaaten auch die Gelder aus dem 350 Millionen Paket für zusätzliche Mengenreduzierungen einsetzen, sodass eine Wirkung auf den Milchmarkt greifen kann.“ Europa braucht seine Bauern! Eine schnelle Erholung der Milchpreise ist für das Überleben der europäischen Betriebe unerlässlich.

EMB Pressemitteilung vom 29. August 2016

Hilfspaket - Was nun?

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Zweites EU-Hilfspaket – in der Ausgestaltung vordergründig ein Ausstiegsprogramm aus der Milchviehhaltung?

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Mit der Zuordnung eines Teils des zweiten EU-Hilfspakets an mengenwirksame Maßnahmen haben EU-Kommission, EU-Agrarrat und auch Bundesminister Christian Schmidt den für sie lange Zeit undenkbaren Tabubruch vollzogen, Mengendisziplin staatlich zu begleiten und zu fördern.

Auch bei der möglichen Verstärkung der EU-Mittel durch nationale Mittel hat Bundesminister Schmidt mit der Verdoppelung der nationalen Mittel von 58 Mio. Euro auf 116 Mio. Euro seinen zulässigen Spielraum voll ausgeschöpft. Wirklich zufrieden können die Milchviehhalter erst sein, wenn die Ausgestaltung so angelegt ist, dass damit eine wirksame Marktentlastung erreicht werden kann und Liquidität vor allem auf die Betriebe gelangt, die die Milchviehhaltung  weiterführen wollen. Und genau hier liegt der Knackpunkt, wenn man die Details zur Ausgestaltung des Hilfspakets näher betrachtet.

Auf EU-Ebene soll mit 150 Mio. Euro die EU-Milchproduktion um 1,07 Mio. t verringert werden. Dafür sollen nach Antragsstellung durch die Landwirte 14 Cent für jedes kg Milch bezahlt werden, das in einer dreimonatigen Periode der Produktionsverringerung im Vergleich zu einer Referenzperiode des Vorjahres weniger produziert wird. Vier dreimonatige Verringerungszeiträume sollen zur Auswahl stehen, für die je Landwirt aber nur einmal ein Antrag gestellt werden kann. „Profitieren werden bei einem Milchpreis, der um die 20 Cent liegt, von einem derartigen Programm also vor allem die Betriebe, die ihre Milcherzeugung einstellen. Das kann und darf aber nicht das Ziel des Einsatzes öffentlicher Finanzmittel sein“, so Romuald Schaber.

Mit der Verdoppelung der national von der EU zur Verfügung gestellten Mittel auf nun 116 Mio. Euro will die Bundesregierung Liquidität für die Betriebe und Impulse für eine höhere Mengendisziplin am Markt schaffen. Bundesminister Schmidt könne sich vorstellen, mit dem Budget eine Prämie für Betriebe zu gewähren, die ihre Milchanlieferung gegenüber einem Referenzzeitraum nicht ausgeweitet oder reduziert haben, ist zu vernehmen. Auch hier wird die Zielerreichung ganz wesentlich von der konkreten Ausgestaltung abhängen.

Aus Sicht des BDM sind kurzfristig folgende Punkte dabei ganz wesentlich:

•    Die Finanzmittel müssen in vollem Umfang für Mengenreduzierungen eingesetzt werden.

•    Der für die Produktionsverringerung vorgesehene Betrag von 14 Cent/ kg Milch muss deutlich aufgestockt werden.

•    Die Finanzmittel dürfen nicht nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt werden, sondern müssen möglichst zielgerichtet eingesetzt werden.

•    Liquiditätshilfen sollten nur weiterwirtschaftenden Betrieben zugänglich sein.

•    Eine verbindliche Mengenreduzierung muss vorbereitet werden, wenn auch dieses Hilfspaket nicht die erwartete Marktwirkung zeigt.

•    Es braucht eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise, es darf nicht dem Belieben einzelner Bundesländer überlassen sein, ob und wie sie sich an beschlossenen Maßnahmen beteiligen.

•    Und auch wenn klar ist, dass dies nicht parallel zu den jetzt beschlossenen Maßnahmen umgesetzt wird: Es bräuchte auf EU-Ebene eine Deckelung der Milchmenge auch für die Milcherzeuger, die keinen Antrag auf Produktionsverringerung stellen. Nur so kann tatsächlich sichergestellt werden, dass Produktionsverringerungen nicht durch Mehrmengen anderer wieder ausgeglichen werden.

Entscheidend für die Zukunft der Milchviehhaltung ist, dass neue, wirksame Kriseninstrumente, die dringend benötigt werden, eine vorausschauende und rechtzeitige Reaktion auf Marktkrisen ermöglichen.  Das Marktverantwortungsprogramm des EMB lässt ein Handeln zu einem deutlich früheren Zeitpunkt zu und ist in der Lage, derart immense Wertschöpfungsverluste für die Milchviehhalter zu verhindern – seine Installation muss daher in den kommenden Monaten auf den Weg gebracht werden.

Auszug aus der Pressemitteilung des BDM vom 17. August

Dänemark: LDM hofft auf Hilfen für Produktionseinstellung

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Endlich sind sich die Milcherzeuger, die Molkereien und die Politik einig, dass der Weg zu besseren Milchpreisen über eine Mengenreduzierung führt. Die Einigkeit hat jedoch schnell ein Ende, wenn es darum geht, wo die Mengenreduzierung stattfinden soll und durch wen. Jeder stimmt zu, dass die Menge sinken muss, aber vorzugsweise ohne persönliche Konsequenzen.

Die EU hat schließlich einen Betrag als Entschädigung für die Minderung der Milchmenge gewährt, aber es handelt sich nur um einen sehr bescheidenen Betrag für eine sehr geringe Mengenreduzierung. Die erste Hürde besteht darin zu akzeptieren, dass die Produktion auch im eigenen Land sinken muss. Es ist leicht, mit dem Finger auf ausländische Milcherzeuger zu zeigen, aber nicht so leicht, eine Mengenreduzierung bei sich zu akzeptieren.

Die nächste Frage ist, wie man die Produktion senken und diese Mengenreduzierung entschädigen kann, ohne neue nationale Quoten einzuführen. Der offensichtliche Lösungsansatz wäre zu akzeptieren, dass jeder Betrieb seine Produktion um einige Prozent senkt, aber diese Antwort bedeutet neue Quoten, die keine politische Unterstützung haben. Die zweite, weniger wirksame Entscheidung bestünde darin, den Satz der Mengenreduzierung bis zu einem gewissen Umfang freiwillig zu lassen. Das Programm der EU zur Mengenreduzierung sieht eine Entschädigung für eine Senkung von bis zu 50 Prozent vor, nicht mehr.

Der nationale dänische Milcherzeugerverband (LDM) hat eine Entschädigung für Landwirte vorgeschlagen, die Interesse haben, ganz aus der Milcherzeugung auszusteigen. In allen Ländern stellen Milcherzeuger ohnehin die Produktion ein und es wäre wahrscheinlich möglich, ihre Entscheidung um ein Jahr oder zwei zu beschleunigen, wenn die richtige Entschädigung angeboten würde. In Dänemark (und womöglich auch in anderen Ländern) hätte diese Art von Förderung zur Mengenreduzierung vermutlich die größte Wirkung. Angesichts des begrenzten Betrags, der für die Mengenreduzierung gewährt wird, besteht kein Grund zur Sorge, dass eine unkontrollierbare Zahl von Betrieben die Milcherzeugung einstellen würde. Es ist jedoch schwierig, Unterstützung zu gewinnen, wenn alle anderen Länder alle Milchviehbetriebe erhalten wollen.

Die Milcherzeugung in Dänemark verursacht vorrangig hohe Fixkosten und entsprechend geringe variable Kosten, da die Stundenlöhne sehr hoch sind. Daher ist es für die Landwirte finanziell nicht sinnvoll, die Produktion zu mindern, wenn sie weiterhin die Fixkosten zahlen müssen. Bei Produktionskosten von beispielsweise 40 Cent, die sich aus 30 Cent Fixkosten und 10 Cent variablen Kosten zusammensetzen, würde eine vorübergehende Mengenreduzierung die Verluste erhöhen, wenn der Erzeuger 14 Cent Entschädigung anstelle eines Milchpreises von 22 Cent erhält, auch wenn die Gesamtproduktion defizitär ist. Außerdem verliert der Bauer die Möglichkeit, von künftigen Preiserhöhungen zu profitieren.

Daher hat sich LDM dafür eingesetzt, dass die Entschädigung auch für Betriebe gelten soll, die ihre Produktion einstellen, aber unsere Argumente stießen auf taube Ohren. Stattdessen hat LDM vorgeschlagen, dass das dänische Hilfspaket als Ergänzungsprogramm umgesetzt wird, sodass die Milcherzeugung gegen eine Entschädigung in Höhe der Gesamtproduktion des Vorjahres eingestellt werden kann. Es bleibt jedoch schwer, sich mit unseren Argumenten durchzusetzen, wenn die Milcherzeuger in anderen Ländern teilweise ungehindert agieren, indem sie ihre Produktion nur vorübergehend mindern.

Nationaler dänischer Milchbauernverband (LDM)

Litauen: Weniger Milch, weniger Kühe & Höfesterben

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In Litauen ist die Milchmenge in den letzten beiden Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und sogar zum gleichen Zeitraum 2014 kontinuierlich gesunken. In den ersten sieben Monaten des Jahres sank die Milchmenge, die zur Verarbeitung verkauft wurde, im Vergleich zu 2015 um 1 Prozent.

Obwohl der Preisverfall inzwischen aufgehört hat, war der Preis im Juli 2016 um 15,2 Cent niedriger als im Juli 2015. Derzeit liegt der Durchschnittspreis für Rohmilch mit 3,96% Fett und 3,21% Prozent Eiweiß bei 16,93 Cent pro kg. Die Anzahl der Milchkühe nimmt rapide ab – im Juli sank die Anzahl der Milchkühe um 1700 Stück (0,6 Prozent in nur einem Monat!).

Immer mehr Landwirte steigen aus der Milcherzeugung aus. Einige verkleinern ihre Herden und andere Betriebe geben die Milcherzeugung ganz auf. Die Regierung hat beschlossen, die EU-Unterstützung in Höhe von 13 Millionen Euro um 11 Millionen Euro aufzustocken. Der Milcherzeugerverband LPGA kämpft, damit dieser Betrag auf 13 Millionen Euro erhöht wird, um die EU-Hilfen zu verdoppeln.

Eimantas Bicius, LPGA Litauen

Interview: „Wir finanzieren den Molkereien ihre Weltmarkteroberungen“

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Interview mit Ottmar Ilchmann, Milchbauer in Niedersachsen und stellvertretender Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ,erschienen am 7. Juli 2016.


Sie haben bereits mehrfach Aktionen vor der größten deutschen Molkerei „Deutsches Milchkontor“ (DMK) mitorganisiert und einmal sogar die Einfahrt für mehrere Stunden blockiert. Wieso demonstrieren Bauern und Bäuerinnen vor ihren Molkereien?

Wir befinden uns in einer existenzbedrohenden Krise, seit über anderthalb Jahren sind die Milchpreise nicht mehr kostendeckend. Die Genossenschaftsmolkereien, die eigentlich den Bauern gehören, sind aber als Unternehmen kaum von der Krise betroffen, denn sie geben die geringeren Erlöse einfach eins zu eins an ihre Lieferanten weiter. Sie weigern sich, die von der Politik geschaffenen Möglichkeiten zur Reduzierung der Menge zu nutzen, um dadurch den Preis wieder steigen zu lassen. Ihnen ist das Überleben ihrer eigenen Mitglieder und Lieferanten völlig egal. Deshalb ist es nur zu berechtigt, wenn Bäuerinnen und Bauern auf diesen Missstand hinweisen und vor den Molkereien demonstrieren. Eine besondere Verantwortung kommt hier dem DMK mit seiner marktbeherrschenden Größe zu, deshalb nehmen wir diese Molkerei besonders in die Pflicht.

Die Molkereien beklagen aber, dass der Export eingebrochen ist. Ist das nicht höhere Gewalt?

Durch das Russland-Embargo und den Nachfragerückgang in China sind tatsächlich wichtige Märkte verloren gegangen. Aber gleichzeitig haben die Molkereien ihre Exporte in andere Regionen gesteigert, sodass die exportierte Menge im Krisenjahr 2015 sogar gestiegen ist. Kein Wunder, denn mit den extrem niedrigen Rohmilchpreisen ermöglichen wir Milcherzeuger den Molkereien ihre Exporterfolge! Wir finanzieren den Molkereien die Eroberung von Weltmarktanteilen, und wenn es uns den Hof kostet!

Der Deutsche Bauernverband gibt dem Lebensmitteleinzelhandel die Schuld. Immerhin hat Aldi vor einigen Wochen die Trinkmilchpreise auf 49 Cent heruntergeschraubt.

Ein Milchpreis von unter 50 Cent, die billigsten Angebote gibt es mittlerweile für 42 Cent, ist unmoralisch und entwürdigend. Natürlich nutzen die großen Handelsketten ihre Marktmacht und die Übermengen an Milch knallhart aus, um die Molkereien im Preis zu drücken. Andererseits hätten sie ohne den Mengendruck gar nicht diese Verhandlungsposition. In den Boom-Jahren 2013 und 2014 haben sie ja auch anstandslos die wesentlich höheren Preise gezahlt. Es sind doch auch hier wieder die Molkereien, die die Menge gepuscht haben und sie jetzt nicht senken wollen und die dem Lebensmitteleinzelhandel die unmoralisch niedrigen Angebote machen!

Warum ist diese Milchkrise so außergewöhnlich?

Die Krise ist die längste in der neueren Geschichte der Milcherzeugung. 2009 war auch schlimm, aber da ging es nach neun Monaten schon wieder bergauf. Das ist sicher auch eine Folge des Ausstiegs aus der Milchquotierung. Wenn bei den niedrigen Preisen Milcherzeugern die Luft ausgeht und sie ihren Hof aufgeben, übernehmen Wachstumsbetriebe die Flächen und die Kühe und liefern die Milch weiter. Das hatte die Quote 2009 verhindert. Ungewöhnlich ist auch die Deutlichkeit, mit der Politiker, Agrar-„ Ökonomen“, Bauernverbandsvertreter und Molkereivertreter jetzt die „Marktbereinigung“ infolge der Krise gutheißen und sich zum Strukturwandel bekennen. Es wird inzwischen offen ein Übergang von einer bäuerlichen in eine industrialisierte Milchwirtschaft propagiert. Damit werden die Interessen der Bäuerinnen und Bauern und weiterer Teile der Gesellschaft denen der Ernährungsindustrie untergeordnet.

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Berit Thomsen,
 Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)

Kanadischer Bauernverband rät Hogan zu Mengenregulierung nach kanadischem Vorbild

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NFU

Der Präsident des kanadischen Bauernverbandes hat sich Ende Juli mit einem Brief an EU-Agrarkommissar Phil Hogan gewandt: Jan Slomp ermutigt den Agrarkommissar, in Europa ein Mengenregulierungssystem nach kanadischem Vorbild zu installieren, um die Krise der europäischen Milcherzeuger zu beenden.

 

„Wir fühlen mit den europäischen Bauern. Die Elterngeneration unserer Milchbauern ging durch ähnlich harte Zeiten in der Mitte des 20. Jahrhunderts“ so Slomp. Als Lösung schlägt er das Mengenmanagementsystem vor, das von kanadischen Landwirten und Politkern entwickelt wurde und sich die letzten 50 Jahre gut bewährt hat. Die kanadische Angebotssteuerung schütze die Interessen der Milcherzeuger, Verarbeiter und Konsumenten ohne die öffentliche Hand zu belasten. Die Milchbauern erhalten kostendeckende Milchpreise, die Milchverarbeiter haben Liefersicherheit zu vorhersehbaren Preise. Die Konsumenten bekommen ihrerseits hohe Produktqualität und kennen keine Kapazitätsengpässe. Das Modell komme zudem ohne staatliche Subventionen aus.

Laut Slomp beruht das kanadische Modell auf drei Pfeilern: Importkontrollen, Produktionsdisziplin und kostendeckende Preispolitik. Die Bauern müssen eine verbindliche, an die Nachfrage angepasste, Produktion akzeptieren. Dem kanadischen Milchsektor geht es gut; durchschnittliche Herdengrößen wirken sich positiv auf die Umwelt und das Tierwohl aus. Neben dem wirtschaftlichen Beitrag unterstützt die Milchmengensteuerung die Beschäftigung im ländlichen Raum, die Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt.

„Die Krise kann zur Chance werden, wenn man sie kreativ nutzt“, so Slomp. Er ermutigt Agrarkommissar Hogan, in Europa ein Regulierungssystem nach kanadischem Vorbild zu installieren, um die Einkommenssituation der europäischen Milcherzeuger zu verbessern.

Brief zur Milchkrise an EU-Agrarkommissar Hogan vom 22. Juli  (in Englisch)

 

Regina Reiterer, EMB

Kurznachrichten aus Brüssel & Internationales

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CETA steht vor Abstimmung – Aktionstage September

Im Oktober soll CETA, das bereits fertig verhandelte Abkommen mit Kanada unterzeichnet werden. Am 22. und 23. September treffen sich in Bratislava die EU-Handelsminister und wollen dort den Weg zur Unterzeichnung des CETA-Vertrages ebnen. Aktuell laufen die Beratungen auf Arbeitsgruppenebene des EU-Rates, welche Teile von CETA vorläufig angewendet werden können. Die Stopp TTIP Bewegung möchte möglichst viel Sand ins Getriebe werfen, um eine positive Entscheidung des Rates zu verhindern. In mehreren Ländern finden im September daher Aktionen statt, z.B.

  • 17.9: Aktionstag in Deutschland und Österreich
  • 20.9: Aktionstag Belgien
  • 22.-23.9: Aktionstage Bratislava

Hintergrundinfo zu CETA und TTIP

 

Portugal plant Kennzeichnungspflicht für Milchprodukte

Ein neuer Verordnungsentwurf sieht eine verpflichtende Kennzeichnung für Milchprodukte vor. Milchprodukte, die in Portugal verkauft werden - Milch, Butter, Sahne, Buttermilch, Joghurt und Käse - müssen demnach den Ursprung der Milch anführen.

Der Schritt folgt auf die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in Frankreich. Die Kennzeichnungspflicht für Milch und Fleisch in Verarbeitungserzeugnissen wird hier ab 1. Jänner 2017 vorläufig für zwei Jahre gelten. Länder wie Italien, Spanien, Litauen und Rumänien möchten ähnliche Regelungen einführen und benötigen dafür grünes Licht von der EU Kommission. In der EU sind Angaben über die Herkunft von Milch und Fleisch in Verarbeitungsprodukten freiwillig.  

 

Reportage „Faire Milch Belgien“ im Vietnam TV

Das Interesse am EMB Konzept der Fairen Milch reicht bis nach Südostasien. Das vietnamesische Fernsehen hat kürzlich eine Reportage über das Projekt der belgischen Fairen Milch – Fairebel – gezeigt.  Milchproduktion und –handel sind in Vietnam nicht sehr gut entwickelt. Das Beispiel der belgischen Faire Milch-Bauern sollte den vietnamesischen Milchproduzenten Ideen aufzeigen und Anregung sein.

Reportage

 

Regina Reiterer, EMB

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