MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Die Preise steigen, den Milchbauern geht es wieder gut ... Das ist der Tenor der Meldungen, die in der europäischen Presse derzeit verbreitet werden.

 

Wie der aktuelle EMB-Milchpreisvergleich zeigt, haben die Auszahlungspreise der europäischen Molkereien de facto aber nur wenig Bewegung und verharren in den letzten vier Monaten in einem viel zu langsamen Aufwärtstrend. Angesichts dieses schleppenden Preisanstiegs ist es aus Erzeugersicht keinesfalls gerechtfertigt, vom Ende der Milchkrise zu sprechen. Es wäre auch kurzsichtig zu glauben, dass der Markt sich von alleine regelt und die Auszahlungspreise ein kostendeckendes Niveau erreichen. In der öffentlichen Intervention liegen mehr als 350.000 Tonnen Magermilchpulver, die über kurz oder lang die Milchpreise drücken. Das EMB hat bereits in der Vergangenheit EU-Agrarkommissar Hogan deutlich gemacht, dass das Interventions-Milchpulver nicht den Milchbauern auf den Kopf fallen darf. Die deutschen Milcherzeuger machen derzeit mit mehreren Milchpulver-Aktionen gegen die Intervention als „fehlgeschlagenes Kriseninstrument“ mobil. Die Hintergründe der Aktion sind in dieser Ausgabe nachzulesen.

In Italien hat die Marktsituation in den letzten sechs Monaten eine leichte Erholung der Milcherzeugerpreise gebracht, die von 34/35 Cent im Februar auf 38/39 Cent im August 2017 gestiegen sind. Die Produktion ist gegenüber 2016 konstant, jedoch mit einem Rückgang im Juli und August infolge der großen Hitze im Norden und Süden des Landes. Die Käsepreise stagnieren, insbesondere für Käsesorten mit langem Reifungsprozess wie Grana Padano und verzeichnen derzeit Tiefpreise auf dem Stand von 2016. Stark gestiegen ist der Spotmarktpreis für Milch, der von 36/38 Cent im Juni auf fast 45 Cent im August geklettert ist.

Die Erzeugerpreise auf dem Markt mit Direktverträgen (keine Spotpreise) sollen ab September/Oktober auf über 40 Cent steigen. Die lange Trockenheit und die große Hitze führen zu Kostensteigerungen bei Rohstoffen wie Mais und Heu, was die Produktionskosten erhöht. Aktuell liegen die durchschnittlichen Produktionskosten für Milch im Norden Italiens bei 46 Cent.

Das Ziel des European Milk Board sind kostendeckende Preise für Europas Milcherzeuger. Eine zeitlich befristete Mengenbegrenzung, wie sie in unserem Marktverantwortungs-programm vorgesehen ist, bringt in Krisenzeiten eine Preiserholung und damit Liquidität auf unsere Betriebe.

Roberto Cavaliere, EMB Vorstandsmitglied und Präsident der APL Italien

Agrarminister setzen auf Verbesserung bisheriger Kriseninstrumente

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© Annika Haas

Moralische Unterstützung gab es von Seiten der europäischen Agrarminister für die Situation der Landwirte. Beim informellen Agrarrat in Tallinn (3.-5. September) wurde festgehalten, dass die aktuelle Gemeinsame Agrarpolitik über keine ausreichenden Kriseninstrumente verfügt und die Bauern nicht mit dem Risikomanagement alleingelassen werden dürfen. Konkrete Ergebnisse oder Maßnahmen lassen sich allerdings noch nicht ableiten.

 

Hauptthema des Ministertreffens war Risikomanagement, um die Landwirte mit effektiven Instrumenten auszustatten. Die Minister stimmen darin überein, dass die aktuelle Krisenreserve überarbeitet und das System schneller und flexibler umgesetzt werden muss. Eine wichtige Rolle für die Sicherung stabiler Einkommen der Landwirte wird den Direktzahlungen zugeschrieben. Uneinig sind sich die Minister darüber, die Direktzahlungen der Mitgliedstaaten aneinander anzugleichen.

Das European Milk Board hatte den europäischen Agrarministern im Vorfeld des Treffens eine Analyse der vorhandenen Kriseninstrumente bezüglich der Wirksamkeit für die Stabilisierung des Marktes zugesandt, ebenso ein Konzept-Papier für eine nachhaltige und stabile GAP. Instrumente müssen an der Wurzel des Problems ansetzen – an der Rohmilchmenge. Sobald der Markt aus dem Gleichgewicht kommt, sollten Anreize zur Produktionsreduzierung gesetzt werden.

Der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) schlägt mit seiner aktuellen Stellungnahme in die gleiche Kerbe. Die Regional- und Kommunalvertreter der Europäischen Union haben die Agrarminister gewarnt, dass die Agrarmärkte reguliert werden müssen, um die vorhandenen Haushaltsmittel besser zu nutzen. Laut AdR-Präsident Karl-Heinz Lambertz braucht es eine Regulierung „nicht nur, um Krisen zu verhindern, sondern auch, weil dies langfristig weitaus billiger ist, als im Nachhinein intervenieren zu müssen.“ Dies sei die Lehre aus den immer wiederkehrenden Krisen in der Milchwirtschaft der letzten Jahre. Laut Lambertz hätte man den drastischen Anstieg des Milchpulverbestands auf 355 000 Tonnen vermeiden können, wäre die Maßnahme des freiwilligen Lieferverzichts früher getroffen worden.

Der Ausschuss der Regionen weist in seiner Stellungnahme auch darauf hin, dass private Instrumente für das Risikomanagement, wie Terminmärkte und Einkommensversicherungen, kein Ersatz für eine Regulierung sind, insbesondere wenn die Märkte schwach seien. So nützen Versicherungsregelungen für die Einkommen eher den Versicherungen als den Landwirten, wie man am Beispiel der USA sehen kann. Im Falle eines Preissturzes werde die öffentliche Hand zur Kasse gebeten, ohne dabei die Volatilität der Preise zu verhindern.

EU-Agrarkommissar Hogan setzt sich für eine Weiterentwicklung und Verbesserung der aktuellen Kriseninstrumente ein. Muss der nächste Preisverfall kommen, um zu erkennen, dass die vorhandenen Maßnahmen bei einem Milchüberschuss wenig ausrichten können? Wichtig ist jetzt, dass die Forderungen nach einer Mengenreduzierung in Krisenzeiten Eingang in die GAP-Reform finden. Die Milchbauern brauchen die richtigen Instrumente, um arbeiten zu können.

Siehe auch unsere Pressemitteilung vom 31.08.2017: „European Milk Board (EMB) stellt Impulspapier zur GAP-Reform vor“ 

Regina Reiterer, EMB

Milchpulver-Aktionen zur Bundestagswahl Deutschland

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© BDM

Die Milcherzeuger des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) führen derzeit mehrere „Milchpulver-Aktionen“ in unterschiedlichen Bundesländern unter dem Motto „Marktverantwortung statt Pulver-Irrsinn“ durch. Das Thema Milchpulver soll im Wahlkampf zur Bundestagswahl (24. September 2017) medienwirksam auf das politische Parkett gehoben werden.

 

Am 25. August haben die Milchbauern ihre erste „Milchpulver-Aktion“ in Bayern gestartet, anlässlich der Wahlkampfauftritte von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Danach gab es Aktionen in Hessen, Bonn und Schleswig-Holstein. Weitere Kundgebungen werden aktuell geplant, um die Bundestagswahl und die Koalitionsverhandlungen medial zu begleiten und bis dahin noch einige Male auf Kanzlerin Merkel und Herausforderer Schulz zu treffen. Höhepunkt der Pulver-Aktionen wird eine Abschlusskundgebung am 9. Oktober 2017 vor der Staatskanzlei in München sein.

 

Motto:

  • Marktverantwortung statt Pulver-Irrsinn

 

Unsere Botschaft:

  • Geld wird verpulvert, um riesige Pulvermengen einzulagern, die noch lange auf die
  • Milchpreise drücken und den Milchbauern wieder auf die Füße fallen

 

Unsere Forderungen:

  • In Krisenphasen Milchübermengen eindämmen statt übermäßig einlagern!
  • Milchpulverberge jetzt marktunschädlich abbauen!
  • EMB-Marktverantwortungsprogramm als festen Bestandteil des Sicherheitsnetzes für den EU-Milchmarkt installieren!

 

Unsere stichhaltigen Argumente:

Das Mengenreduktionsprogramm hat gezeigt, dass

  • unser Konzept marktwirksam ist
  • es einer geringen Bürokratie bedarf
  • es auf politischer Ebene mehrheitsfähig ist
  • die Milchviehhalter mitmachen
  • Mengenplanung möglich ist

 

Video und Fotos der Aktionen

Johannes Fritz, BDM Deutschland

Studie: Milchindustrie konnte zusätzliche Milchmengen nicht adäquat vermarkten

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© MEG Milch Board

Ausgangspunkt der Studie "Marktreview Milch" waren die heftig abgestürzten Milchauszahlungspreise in Deutschland in den Jahren der letzten Milchkrise 2015 und 2016 sowie die Frage, ob das marktbedingt erforderlich war. In anderen EU-Ländern waren die Preise nicht ganz so tief gesunken.

 

Im Auftrag der Erzeugerorganisation MEG Milch Board hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft daraufhin anhand von verfügbaren Marktdaten die Märkte für verschiedene Milchprodukte untersucht. Analysiert wurden aber auch Milchmengen, Warenströme in die EU und Drittländer, Milchauszahlungspreise in der EU und vieles mehr.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden:

  • Die Milchindustrie war in Bezug auf die Vermarktung nicht auf die Mengenausdehnung vorbereitet.
  • Die von 2013 auf 2015 entstandene Mehrmenge an Milch konnte nicht allein im Drittland-Export untergebracht werden.
  • Sie wurde in erster Linie als „Billig-Käse“ in den bereits gesättigten EU-Binnenmarkt gedrückt.
  • Diese deutsche Billig-Produkt-Schwemme führte im Vergleich zu anderen EU-Ländern zu sehr deutlich abgeschlagenen Exportpreisen und begründet den extremen Erzeuger-Preis-Verfall in Deutschland entscheidend mit.
  • Insgesamt führte die starke Mengenausdehnung im Verbund mit einer sehr schlechten Wertschöpfung bei allen wichtigen Exportprodukten zu einem Preisverfall.
  • Die Mehrmengen an Milch wurden ohne Rücksicht auf die fallenden Erzeugerpreise selbst für die geringsten Mehrerlöse „verramscht“.
  • Der dadurch entstandene Konkurrenzkampf um Marktanteile führte dazu, dass die deutschen Erzeugerpreise unnötigerweise noch stärker fielen als in anderen EU-Ländern.

 

Schlussfolgerungen:

Der Auslöser für die Krise war also die nicht-marktgerechte Milchproduktion. Die Aussagen der von der MEG Milch Board w. V. schon vor mehr als zwei Jahren vorgestellten „RoadMap Milch & Markt“ sind aktueller denn je. Die Kernforderungen beziehen sich auf die im Vertrag festzuschreibende Menge, die Qualität, die Vertragslaufzeit und den Preis der zu liefernden Milch. Kein Liter darf den Hof verlassen, wenn die genannten Kriterien nicht vertraglich vereinbart sind. Die Umsetzung einer vertragsgebundenen Milchvermarktung, wie sie in der RoadMap Milch & Markt gefordert wird, hätte also die Krise zumindest abmildern können. Dafür müssen wir uns weiter einsetzen!

Broschüre Marktreview Milch und Studie Marktreview Milch

Pressemitteilung der MEG Milch Board w. V. vom 20. Juli 2017

EMB-Milchpreisvergleich: wenig Bewegung bei den Milchpreisen

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© wikimedia

Wenig Bewegung – die Milchauszahlungspreise der europäischen Molkereien verharren in den letzten vier Monaten in einem viel zu langsamen Aufwärtstrend. Dies ist das Hauptergebnis des aktuellen EMB-Milchpreisvergleichs für die Monate zwischen April und Juli 2017.

 

Seit März gelang es mit nur einer Ausnahme keiner der für den Vergleich erfassten europäischen Molkereien die Milchauszahlungspreise um mehr als drei Cent zu erhöhen. Die höchsten Auszahlungspreise wurden von einer Molkerei in den Niederlanden und Italien erfasst (36,57 bzw. 37,07 Cent pro Kilogramm). In Österreich blieben die Auszahlungspreise weiterhin für alle Monate unter der 30 Cent Marke.

Dem jähen und langandauernden Absturz der Auszahlungspreise stand also keinesfalls ein steiler Höhenflug der Milchauszahlungspreise gegenüber. Die Auszahlungspreise für die konventionelle Milch lagen nur in Einzelfällen über 35 Cent pro Kilogramm Milch und damit überall unter einem kostendeckenden Niveau. Angesichts dieser schleppenden Preisaufwärtsbewegung ist es aus Erzeugersicht keinesfalls gerechtfertigt, vom Ende der Erzeugerpreis-Krise zu sprechen. Vielmehr muss die Frage gestellt werden: Wie lange wären die Milcherzeuger noch weiter von der schweren Tiefpreisphase betroffen gewesen – hätte die EU nicht endlich seit Oktober mit dem Mengenreduktionsprogramm reagiert?

Sehr stark fällt im aktuellen Vergleich zudem der Unterschied bei den Grundpreisen für die Biomilch von fast 6 Cent pro Kilogramm Milch in Belgien auf. Für einen aussagekräftigen Vergleich der Entwicklung der Biomilchpreise fehlt die Beteiligung weiterer Meldungsbetriebe aus anderen europäischen Ländern.

Aktueller Milchpreisvergleich (bis Juli 2017)

Karin Jürgens, Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL)

 

Hintergrund: Der EMB Milchpreisvergleich wurde überarbeitet, um eine bessere Vergleichbarkeit der Auszahlungspreise innerhalb Europas zu garantieren. Das aktualisierte Berechnungsschema zeigt nun den Auszahlungspreis sowohl mit als auch ohne molkereispezifische Zu- und Abschläge. Der Standardwert wurde dabei auf 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß festgelegt.

Belgischer Milchpreis deckt nur 65 Prozent der Produktionskosten

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© MIG

Eine aktuelle Kostenstudie zeigt, dass die Milcherzeugungskosten in Belgien im Jahr 2016 bei 41,37 Cent/kg lagen. Dem stehen gesunkene Milchauszahlungspreise von 26,70 Cent gegenüber, wodurch im Jahr 2016 nur 65% der Produktionskosten abgedeckt wurden.

 

Die Studie, die gemeinsam vom European Milk Board (EMB) und der Milcherzeuger Interessengemeinschaft Belgien (MIG) in Auftrag gegeben wurde, kalkuliert die aktuellen Kosten der Milchproduktion auf Grundlage von EU-Daten und berücksichtigt auch die Arbeitsleistung des Betriebsleiters und der Familienarbeitskräfte.

 

Milcherzeugungskosten der letzten Jahre: kein angemessenes Einkommen für Milcherzeuger

Durch die während der Milchkrise 2015 gesunkenen Milchauszahlungspreise ergab sich eine Unterdeckung der Erzeugungskosten von 35%. In den letzten fünf Jahren wurde in keinem Jahr ein Niveau bei den Milchauszahlungspreisen erreicht, welches den Milcherzeugern zumindest ein angemessenes Einkommen gesichert hätte.

„Dass es vorne und hinten für uns Milchbauern nicht reicht, ist uns ja allen tagtäglich schmerzhaft bewusst“, kommentiert Erwin Schöpges, Vorstandsmitglied des EMB aus Belgien, das Ansteigen der Milcherzeugungskosten in den letzten Jahren. „Für mich stellt sich die Frage, wie lange wir noch weitermachen können, wenn man sieht, dass wir in den vergangenen fünf Jahren keine Deckung der Produktionskosten hatten und quasi nur noch auf Reserve laufen.“

 

Entwicklung der Milcherzeugungskosten im Zeichen der Milchkrise

An den deutlich niedrigeren Abschreibungen und Zinsen wird deutlich, dass kaum mehr Investitionen möglich waren. Die an die Milchviehbetriebe ausgezahlten Beihilfen lagen 2016 nur noch bei 2,27 Cent pro Kilogramm und sanken damit in den letzten drei Jahren um mehr als 2 Cent/kg Milch. Angesichts einer existierenden Preise-Kosten-Schere von knapp 15 Cent können auch die Beihilfen kaum einen Beitrag zur Sicherung der Jahreseinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe leisten. Die aktuelle Studie macht deutlich, dass die Milcherzeugungskosten über den Auszahlungspreis abgedeckt werden müssen.

„Die Ergebnisse legen anschaulich die harten Fakten zur finanziellen Situation der Milcherzeuger auf den Tisch und sollten so manchen wachrütteln“, so Christian Wiertz, Vizepräsident des belgischen Milcherzeugerverbands MIG. „Damit müsste unseren Politikern und dem Sektor klar sein, dass die belgischen Milcherzeuger mit den ausgezahlten Milchpreisen trotz Einsatz rund um die Uhr weder kostendeckend arbeiten, geschweige denn ein Einkommen erwirtschaften können.“

 

Was fordert das European Milk Board?

Die Milchpreise erholen sich dank des EU-weiten Mengenreduktionsprogramms derzeit – Europas Milcherzeuger sind dennoch weit von kostendeckenden Preisen entfernt. Der freiwillige Lieferverzicht hat klar gezeigt, dass der Milchmarkt nur über die Menge stabilisiert werden kann. Als Dachverband der europäischen Milcherzeuger fordern wir eine gesetzliche Verankerung unseres sogenannten Marktverantwortungsprogramms (MVP) in der Gemeinsamen Agrarpolitik. Dieses Kriseninstrument schaltet bei Marktturbulenzen automatisch Stabilisierungsmaßnahmen wie beispielsweise einen freiwilligen Lieferverzicht. Die EU kann damit die chronischen Krisen des Milchmarkts in den Griff bekommen.

 

Hintergrund:

Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MIG beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die Erzeugungskosten der Milch für Belgien. Sie basiert zum einen auf den aktuellen Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Eurostat und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

 

Studie Produktionskosten Milch in Belgien (DE)

Broschüre zur Studie (DE)

Datenblatt zur Studie (DE)

 

EMB Pressemitteilung vom 2. September 2017

Drei Szenarien für die britische Landwirtschaft nach dem Brexit

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© pixabay

Laut einer neuen Studie des Agri-Food and Biosciences Institute (AFBI) könnte der Brexit eine „Alles-oder-Nichts-Angelegenheit“ für die britischen Landwirte werden. Die Studie analysiert drei mögliche Szenarien für die Handelsbeziehungen nach dem Brexit sowie ihren Einfluss auf die Rohstoffpreise in Großbritannien, die Produktionsmengen der Bauern und die Nahrungsmittelpreise für Verbraucher.

 

Die drei Szenarien des Think Tanks sind erstens ein für das Land vorteilhaftes, neues Freihandelsabkommen mit der EU, zweitens ein Wechsel zu Handelsbeziehungen entsprechend der WTO-Richtlinien mit dem Meistbegünstigungsprinzip und drittens eine einseitige Handelsliberalisierung durch die britische Regierung.

 

Szenario 1: Neues Freihandelsabkommen mit der EU

Das britische Verhandlungsteam will möglichst schnell nach dem EU-Austritt ein Freihandelsabkommen mit Brüssel erreichen. Dann könnte Großbritannien seine Handelsbeziehungen mit Drittstaaten selbst aushandeln, würde aber weiterhin vom freien Handel mit den übrigen 27 EU-Staaten und dem uneingeschränkten Zugang zu ihren Märkten profitieren. Landwirte in England erwarten, dass die britische Regierung nach dem Brexit bis 2020 die wegfallenden Subventionen aus EU-Töpfen übernimmt. Und danach?

In einem derartigen Szenario würden die Erzeugerpreise für Lebensmittel relativ stabil bleiben; das AFBI geht von Schwankungen von -1 bis +3 Prozent je nach Produkt aus. Dies hätte auch keine signifikanten Auswirkungen auf Menge oder Wert der britischen Agrarerzeugnisse und deren Preise für die Verbraucher. Allerdings könnte es schwierig sein, ein solch weitreichendes Abkommen rechtzeitig zum EU-Austritt auszuhandeln.

 

Szenario 2: WTO-Regeln: Vor- und Nachteile

Wenn sich die Verhandler der EU und Großbritanniens bis zum Ende der Gespräche am 29. März 2019 nicht auf ein Handelsabkommen einigen, würden die Beziehungen wieder unter die Regularien der Welthandelsorganisation (WTO) fallen. Derzeit importiert Großbritannien ungefähr 40 Prozent seiner Nahrungsmittel. Die EU ist sowohl der größte Export- wie auch Importmarkt. Selbst unter dem Meistbegünstigungsprinzip wären die Zölle hoch und würden zu massiven Änderungen im Handel führen, erwartet das AFBI.

Im WTO-Szenario würden die Erzeugerpreise für einige Waren steigen, darunter insbesondere für Milch und Milchprodukte (+30 Prozent), Schweinefleisch (+18 Prozent) und Rindfleisch (+17 Prozent). In der Folge würden Produktionsmengen und der Produktionswert dieser Güter steigen. Großbritannien würde in diesen Bereichen autarker werden, da EU-Importe sehr viel teurer würden. Gleichzeitig würden aber auch die Endpreise für die Verbraucher in die Höhe schießen. Darüber hinaus würden britische Exportgüter von Zöllen betroffen.

 

Szenario 3: Einseitige Liberalisierung

Im dritten Szenario beschreibt das AFBI, was passieren würde, wenn die britische Regierung alle Zölle abschaffen würde, während die Handelspartner die MFN-Zölle[1] auf britische Exportwaren beibehielten. In diesem Fall würden britische Verbraucher profitieren, da der heimische Markt für preisgünstige Importe aus der ganzen Welt geöffnet würde. Darunter hätten jedoch die Landwirte zu leiden. Die Produzentenpreise für Rindfleisch würden um 45 Prozent fallen, die für Schaffleisch um 29 Prozent. Dies sind die extremsten Beispiele, doch letztlich würden Preise, Produktionsmengen und Produktionswerte aller britischen Agrarerzeugnisse deutlich sinken.

Auszug aus dem Artikel von Samuel White, EURACTIV  (21. August)

 


[1] Anm. d. Red: MFN: Nach dem Meistbegünstigungsprinzip (englisch: Most favoured Nation) müssen Handelsvorteile, die einem Vertragspartner gewährt werden, im Zuge der Gleichberechtigung allen Vertragspartnern gewährt werden.

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