Liebe Bäuerinnen und Bauern, liebe Interessierte,

wie viele wissen, wurde das European Milk Board vor mehr als fünfzehn Jahren angesichts der Probleme gegründet, die das Ende der Milchquoten in Europa auslöste. Gleichzeitig hat das EMB es sich zur Aufgabe gemacht, andere Lösungen vorzuschlagen, um eine Form der Mengenregulierung zu erhalten, die notwendig ist, um Überproduktion zu vermeiden und kostendeckende Preise zu erhalten (siehe unseren Vorschlag eines Marktverantwortungsprogramms).

Unserer Meinung nach müssten die Milchquoten einfach modernisiert werden, um ihre Wirksamkeit und die gerechte Verteilung unter den europäischen ErzeugerInnen zu verbessern. Mit dem EMB haben wir unermüdlich Lobbyarbeit gegenüber der europäischen Politik und unseren Genossenschaften, Molkereien und Verbänden (vor allem den Bauernverbänden) geleistet, die bei diesem Thema natürlich eine große Mitschuld tragen. Zu Beginn war unser Ziel, an und mit der Politik zu arbeiten, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Leider lässt die liberale Ideologie, die viele unserer „Vordenker“ seit Jahrzehnten umtreibt, kaum Raum, um unsere Ideen voranzubringen, die aus unserer Sicht wichtig sind, damit möglichst viele ErzeugerInnen in Würde von ihrer Arbeit leben, den VerbraucherInnen überall in Europa hochwertige Milch liefern und die Umwelt redlich erhalten können.

Bald schon suchten wir beim EMB und dann auch in den nationalen Bewegungen das Gespräch und die Auseinandersetzung mit unseren Kritikern und entwickelten in verschiedenen Ländern das Konzept der Fairen Milch. Vereinfacht gesagt, war unser Ziel, möglichst viele ErzeugerInnen mit dem Konzept der fairen Handelbeziehungen „Nord-Nord“ in Verbindung zu bringen, damit sich so viele Milcherzeugnisse wie möglich in jedem Geschäft und jedem Land zu einem für die ErzeugerInnen kostendeckenden Preis verkaufen.

Wir sind seit Jahrzehnten ErzeugerInnen und müssen leider die bedauerliche Feststellung machen, dass sich unsere Vergütung im Laufe der Zeit immer weiter verschlechtert hat. Ich spreche bewusst von Vergütung und nicht von Umsatz. Viele meiner BerufskollegInnen täten gut daran, auf diesen Unterschied zu achten, den ich betone, weil er die Grundlage für alles andere ist!

Das Ziel und so auch das Konzept der Fairen Milch bestehen darin, endlich wieder die Kontrolle über den Mehrwert zu bekommen, den man uns schon viel zu lange vorenthält oder stiehlt. Kurz gesagt, müssen wir wieder ursprüngliche Bauern werden, die produzieren und verkaufen. So werden sich unsere Macht und Stärke unendlich vervielfachen, vor allem wenn wir alle das gleiche Konzept, die gleichen Preise, die gleiche Marke umsetzen – und das landesweit. Mit anderen Worten: kurze Wege auf nationaler Ebene!

Dabei ist Vorsicht angesagt, denn um die Dauerhaftigkeit, Nachhaltigkeit und vor allem Gerechtigkeit zu gewährleisten, muss die Marke in Bauernhand bleiben. Ansonsten bekommen wir wieder die Situation, die wir mit unseren Genossenschaftskonzernen und ihren leidigen Lieferketten hatten, oder schlimmer noch: Wie bei uns in Frankreich kommt ein kleiner gerissener ‚Geschäftsmann‘ daher und eignet sich unser Konzept an, indem er Verträge mit LandwirtInnen unterzeichnet, die Mehrwert suchen. Nach einer Weile stellen wir dann fest, dass sie nur zusätzliche Mittelsmänner sind, die Kapital aus ihren Lieferketten und ihrem Geschäft ziehen wollen. Wir wissen, dass das nicht aufgeht – am allerwenigsten für die Bäuerinnen und Bauern!

Die Marke muss in Bauernhand bleiben, damit die ErzeugerInnen sich verantwortlich fühlen, sich mit ihr identifizieren, sie mit Leben erfüllen und sie leben spüren, damit sie überall dafür Werbung machen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Genau das erleben bereits viele ErzeugerInnen, die ihre Faire Milch geschaffen haben. Aber jetzt möchten wir einen Gang hochschalten und die Zahl der teilnehmenden ErzeugerInnen verhundert- oder vertausendfachen oder am besten alle LandwirtInnen oder noch mehr erreichen! Wenn ein Landwirt bei der Fairen Milch einsteigt, ist es so, als würde er mit seinem Betrieb unabhängig. Er ist bei der Verwertung seines eigenen Produkts nicht länger das fünfte Rad am Wagen.

Europaweite Mengensteuerung mit einer guten Verteilung der pro Land und Betrieb erzeugten Menge und massive Beteiligung am Faire-Milch-Projekt des eigenen Lands: Das sind zwei wichtige Schlüssel, damit wir in Zukunft viele junge Menschen für den Beruf gewinnen und endlich wieder ErzeugerInnen haben, die diesen Beruf mit Freude ausüben.

Was die Stärkung der Macht betrifft (und leider muss man sagen, dass die Landwirte aktuell nahezu machtlos sind), können sie dank der aktiven Beteiligung an der Fairen Milch nicht nur wieder die Kontrolle über den Mehrwert der eigenen Milch bekommen und damit finanziell unabhängig werden, sondern auch bei Verkostungen in den Geschäften oder auf Messen viele VerbraucherInnen treffen. Dabei können sie die Probleme der ErzeugerInnen erläutern und Lösungen für alle Aspekte (wirtschaftlich, ökologisch, öffentliche Gesundheit etc.) vorstellen, die den Beruf des Landwirts berühren. So kann man der Öffentlichkeit und der Politik vermitteln, wie wichtig es ist, Landwirtinnen und -wirte gut zu behandeln.

Es ist unbestritten, dass es für eine Organisation wie das EMB wichtig ist, viele Landwirte zu haben, die bei der Fairen Milch mitmachen und sich damit identifizieren. Es verbessert die Stimmung und die wirtschaftliche Lage, es erhöht den Bekanntheitsgrad und öffnet Türen, die man verschlossen glaubte, sodass man mit den Regierungen, den Verarbeitern und dem Handel ins Gespräch kommt. Der Einsatz für die Faire Milch und unser Vorankommen rütteln die Politik auf und helfen, ein gerechteres Vermarktungsmodell zu entwickeln, das allen Beteiligten dient – den ErzeugerInnen, den Verarbeitern, dem Handel und den VerbraucherInnen.

Das ist nicht aus der Luft gegriffen, denn wir wissen, dass es bereits in einigen Ländern funktioniert, wo motivierte Landwirtinnen und -wirte ihr Schicksal wieder in die Hand genommen haben. Ich kann nur immer wiederholen: Wir müssen das Konzept der Fairen Milch in allen Ländern umsetzen, damit wir gemeinsam stärker werden und die Handelswelt in Zukunft gerechter wird. Wir beim EMB vertreten die Milch, aber andere Organisationen können es uns gleichtun und das Konzept in ihren Sektoren umsetzen.

Sprecht mit euren Nachbarn, denkt darüber nach und legt los! Die Landwirtinnen und -wirte, die sich schon auf dieses wunderbare Abenteuer eingelassen haben, stehen bereit und unterstützen euch gern mit Rat und Tat.

 

Boris Gondouin, französisches Mitglied im EMB-Vorstand und Faire-Milch-Verantwortlicher

D’Fair Mëllech in Luxemburg: eine Garantin für korrekte Preise für MilcherzeugerInnen und KonsumentInnen

© D’fair Mëllech

Im Jahr 2011 haben sich 48 Luxemburger Milchbäuerinnen und -bauern in der Genossenschaft Fairkoperativ (FKL) zusammengeschlossen und mit der D’fair Mëllech ihre eigene Marke gegründet. Der reguläre, zu geringe Milchpreis wird hier aufgestockt, um den tatsächlichen und fairen Milchpreis, der für die Milchproduktion und die Entlohnung der Landwirte benötigt wird, zu erhalten.

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Die ErzeugerInnen von FaireFrance nehmen an der SIA 2023 teil – der Agrarmesse für jeden Geschmack!

© Maxime Lefebvre

Seit 2013 werden unter der Marke FaireFrance Milcherzeugnisse zu einem fairen Preis angeboten, die es den MilcherzeugerInnen ermöglichen, von ihrem Beruf zu leben. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt dazu bei, flächendeckend landwirtschaftliche Familienbetriebe, Kulturlandschaften und lokales Knowhow zu erhalten. Die Marke feiert ihr zehnjähriges Bestehen und die französischen VerbraucherInnen zeigen ihre Unterstützung durch stark steigende Absatzzahlen.

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2023: das Jahr der Neukundenwerbung für Faireswiss

© Faireswiss

In der Schweiz haben wir von Faireswiss Mühe, mit unserem Sortiment im Handel gelistet zu werden. Daher hat die Genossenschaft entschieden, ihr Kommunikationsbudget zu kürzen und sich stärker auf die Neukundenwerbung zu konzentrieren. Der Vorstand von Faireswiss hat beschlossen, eine Mitarbeiterin in Teilzeit einzustellen, die sich um die Akquise von kleinen Lebensmittelläden, Restaurants und verschiedenen Einrichtungen kümmert, in denen viele Essen zubereitet werden, wie Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Schulen, Krankenhäuser etc.

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Die faire Milch in Deutschland: Nach drei Jahren Pause endlich wieder Internationale Grüne Woche

© Andrea Münnekehoff, Die faire Milch

Die Zahlen können sich sehen lassen: 1.400 Aussteller aus 60 Ländern und rund 300.000 BesucherInnen - das war die Internationale Grüne Woche in Berlin 2023. Die faire Milch war auch wieder mit einem Stand in der NRW-Halle dabei. Das Netzwerk hat auch in der Corona-Pandemie zusammengehalten und sich regelmäßg ausgetauscht. So war die Freude über das Wiedersehen groß: Endlich konnten alle wieder gemeinsam in Berlin sein.

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Fünfjähriges Bestehen der Fairen Milch Säuliamt in der Schweiz

© Di Fair Milch Säuliamt

Das fünfjährige Jubiläum des regionalen Projekts „Di Fair Milch Säuliamt“ haben viele Medien als Anlass für einen Bericht genommen. Unsere Erfolgszahlen beeindrucken. Immer wieder kam auch die Frage, warum dieses Projekt nicht schweizweit gestartet wird.

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Fairebel - die belgische faire Milch in Bildern

© Fairebel

Kommen Sie mit auf einen kleinen Bilderspaziergang bei Fairebel. Entdecken Sie dabei die Menschen - Landwirtinnen und -wirte, Fairebel-MitstreiterInnen und VerbraucherInnen - die die faire Milch in Belgien möglich machen.

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Die Faire Milch auf Social Media

© EMB

Die „Faire Milch”-Projekte sind auch auf Social Media sehr aktiv. Neugierig? Hier einige Filetstücke unserer Faire-Milch-Länder:

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Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org