Liebe Bäuerinnen und Bauern, liebe Interessierte,

seit der Gründung des European Milk Board vor über 15 Jahren kämpfen wir tagtäglich dafür, ein Einkommen zu erwirtschaften, von dem unsere Familien leben können, was mal besser und mal schlechter gelingt. Trotz des rasanten Anstiegs der Produktionskosten zählte 2022 zu den besseren Jahren – in Belgien wurden fast 60 Cent für den Liter bezahlt. Warum sinkt der Erzeugerpreis nun plötzlich in nur vier Monaten um 30% auf aktuell 36 Cent pro Liter, obwohl er stark von unseren Butter- und Milchpulverexporten abhängt, die ihrerseits nur um 10% abgenommen haben (4.564 Euro pro Tonne für Butter und 3.375 Euro pro Tonne für Pulver). Was läuft hier falsch?

Die MIG hat die letzte Milcherzeugermesse in Battice genutzt, um unsere Produktionskosten (dargestellt anhand einer klassischen Milchflasche, siehe MIG-Artikel unten) zu erläutern und aufzuzeigen, dass uns im zweiten Quartal 2023 pro Kilo Milch 8,4 Cent gefehlt haben, um alle Produktionskosten zu decken.

Während das schicksalhafte Stichdatum von 2030 für die Umsetzung des Green Deal näherrückt, stellen wir fest, dass Milch und Fleisch wertmäßig die Hälfte der belgischen Agrarproduktion ausmachen. Dennoch ist der Milchviehbestand in den letzten beiden Jahrzehnten um 30% und die Anzahl der MilcherzeugerInnen um mehr als 60% zurückgegangen, weil die Einkommen der Landwirtinnen und -wirte zu gering und instabil sind. Außerdem stellen zahlreiche Herausforderungen die Zukunft der Viehhaltung infrage: Klimawandel, Tierschutz, Erhalt der Artenvielfalt und Landschaftspflege ...

Angesichts unzähliger Fragestellungen ist die Zukunft unserer Betriebe ungewiss: Sollen sie auf noch mehr Produktivismus und neue Technologien setzen? Oder lieber die Qualität unserer Erzeugnisse hervorheben? Stärkung der Futtermittel-Unabhängigkeit, hofeigene Verarbeitung, Gründung echter Erzeugergenossenschaften, die sich für die Schaffung Fairer-Milch-Projekte in ihren Ländern einsetzen? Wie wirken sich diese Veränderungen auf den Beruf des Erzeugers aus?

Die MIG hat in Belgien an einer öffentlichen Untersuchung mitgewirkt, die die Erwartungen und Schwierigkeiten unserer jungen Leute beleuchtet hat, die sich für die Landwirtschaft interessieren. Ich glaube, dass wir in den unterschiedlichen Ländern Europas die gleichen Probleme haben. Der Generationenwechsel und Betriebsübergang sind ein großes Problem in der Landwirtschaft, was zwei aussagekräftige Zahlen belegen: 68% der Landwirtinnen und -wirte sind älter als 50 Jahre und nur 22% haben einen bekannten Nachfolger. Sollte das EMB angesichts der Zukunftsperspektiven unserer Betriebe der Europäischen Kommission nicht eine gewisse Deckelung des Grunderwerbs durch Industriekonzerne vorschlagen, damit sie sich nicht unseren Boden mit dem Vorwand unter den Nagel reißen, sie seien selbst (sogar AKTIVE) Landwirte geworden, womit sie sogar noch GAP-Prämien einstreichen? Bei der Vereinnahmung landwirtschaftlicher Flächen meine ich Aldi in Deutschland (über 30.000 ha) sowie Colruyt in Belgien sowie andere Finanzmodelle, die rein gar nichts mit landwirtschaftlicher Primärerzeugung zu tun haben.

Wir haben die Pflicht, dies schnellstmöglich zu unterbinden, wenn wir möchten, dass unser Berufsstand in seiner Gesamtheit auch künftig geachtet wird. Bewahren wir die Ruhe und zeigen wir der Zivilgesellschaft, dass wir mit ihrer Unterstützung selbst für uns aufkommen können, um eine nachhaltige, faire, zukunftsfähige und vernünftige Landwirtschaft anzubieten, die unsere Umwelt im Sinne künftiger Generationen bewahrt.

 

Guy Francq, Mitglied des EMB-Vorstands

8. Europäische Faire Milch Konferenz feiert Engagement der Bäuerinnen und Bauern und ehrt Verdienste für soziale Nachhaltigkeit

© EMB

Was im Milchmarkt eigentlich Alltag sein sollte, ist jedoch tatsächlich eine Sensation: Die Faire Milch macht es möglich, dass LandwirtInnen seit einigen Jahren ein faires Einkommen erzielen können. Durch diese Marke, die 2006 in Österreich gegründet wurde, können VerbraucherInnen sozial nachhaltige Produkte tatsächlich im Supermarktregal finden. Bei der Faire-Milch-Konferenz in Frankreich feiert FaireFrance gemeinsam mit weiteren Faire-Milch-Projekten und dem European Milk Board asbl (EMB) die positiven Fortschritte der wichtigen Marke der Bäuerinnen und Bauern.

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Spanisches Gesetz: Erzeugerpreis über Produktionskosten

© Pixabay: Peggy_Marco

Der spanische Gesetzgeber hat 2021 eine Neuerung eingeführt, die die Mehrwertvernichtung in der Lieferkette stoppen soll. Die spanische Agrarorganisation COAG (Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos) gibt einen Überblick über das neue Gesetz.

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BMEL will MilcherzeugerInnen stärken – erste Schritte in die richtige Richtung

© AbL

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 31. August eine Konferenz zur „Zukunft der Milchviehhaltung in Deutschland“ veranstaltet. Neben dem BDM war auch die AbL dort als Teilnehmer vertreten. Die AbL schildert im Folgenden ihren Eindruck zur Konferenz, durch die sie eine Stärkung der Milchviehhaltung sieht.

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Zukunft der Milchviehhaltung in Deutschland: Herausforderungen und Chancen im Fokus der Berliner Konferenz

© BDM

Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am 31. August in Berlin veranstaltete Konferenz ist mit ersten Signalen aus dem Agrarministerium in Richtung einer Stärkung der Milchviehhaltung zu Ende gegangen. Bei der Diskussion von VertreterInnen der Molkereiwirtschaft, Wissenschaft, von NGOs, des Handels sowie Bäuerinnen und Bauern hat sich der BDM aktiv eingebracht. Wir haben aber auch mit einer Aktion vor dem Tagungsort unsere Kritik an der bisherigen Agrarpolitik und unsere Erwartungen an diese Konferenz gezeigt und ein Forderungspapier mit acht Punkten veröffentlicht.

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Krise in den Alpen: Der Kampf der Schweizer MilcherzeugerInnen um das nackte Überleben und Fairness

© Uniterre

In den Schweizer Bergen ist keine Besserung der Aussichten absehbar! Die Lage der MilcherzeugerInnen bleibt schwierig und immer mehr geben auf: Rund 300 Milchviehbetriebe haben 2022 aufgehört. Es sind nur noch 17.600 Betriebe, die weiterkämpfen – eine Zahl, die sich vor zehn Jahren niemand hätte träumen lassen, weshalb uns die Realität mit voller Wucht trifft.

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Der litauische Milchsektor steht vor wachsenden Herausforderungen

© LPGA

Für die litauischen MilcherzeugerInnen verschlechtert sich die Lage zunehmend. Im letzten Jahr hat der Milchsektor in Litauen einen besorgniserregenden Rückgang verzeichnet: Der Viehbestand hat sich um 7.500 Milchkühe oder umgerechnet 3,3% verringert. Gleichzeitig sank die Anzahl der Milchviehbetriebe dramatisch um 11%, was einem Verlust von 2.500 Betrieben entspricht. Der negative Trend setzt sich mit einem 2,5-prozentigen Rückgang der Milchanlieferungen fort. Schlimmer noch ist, dass trotz rückläufiger Milchmenge der Milchpreis nicht entsprechend gestiegen ist. Zum Vergleich: Der aktuelle Milchankaufspreis ist etwa 30% geringer als 2022. Von Januar bis August 2023 sanken die Einnahmen der litauischen MilcherzeugerInnen um den atemberaubenden Betrag von 120 Millionen Euro gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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Milchpreisverfall: Die Schere zwischen Produktionskosten und Einkommen der ErzeugerInnen klafft wieder auseinander

© MIG

Der Milchpreis ist für die ErzeugerInnen fair, wenn er die gesamten Produktionskosten deckt, eine angemessene Entlohnung für die geleistete Arbeit beinhaltet und die Möglichkeit bietet, Geld zur Seite zu legen. Wir stellen fest, dass der Erzeugerpreis 2023 NICHT fair ist.

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Die wachsende Wolfspopulation in Dänemark: Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Wolfspopulation hat in Dänemark in letzter Zeit noch nie dagewesene Zahlen erreicht, was das dänische Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringt. Jahrzehntelang regierte der Fuchs als Dänemarks größtes Raubtier. In den letzten Jahren haben sich jedoch Wolfsrudel in Revieren sowohl innerhalb wie auch außerhalb der ausgewiesenen Wolfsgebiete in den westlichen Regionen angesiedelt.

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Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org