Liebe Bäuerinnen und Bauern, liebe Interessierte,

noch nie zuvor waren die Herausforderungen, vor denen die MilcherzeugerInnen stehen, so groß wie heute: Milchpreis-schwankungen, steigende und schwankende Kosten für alle Betriebsmittel, die sich ständig ändernden Nitrat- und anderen Umweltvorschriften, der Klimawandel und das Wetter, um nur einige der Hauptthemen zu nennen.

Das europäische Modell der bäuerlichen Landwirtschaft mit Familienbetrieben ist erhaltens- und schützenswert. Leider scheinen unsere politischen EntscheiderInnen entschlossen, das Fundament einzureißen, auf dem dieses Modell fußt. Und die Entwicklungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verdeutlichen nur, dass es der Politik an jedem Verständnis für die Probleme fehlt, vor denen die Landwirtinnen und -wirte stehen. Bei uns in Irland ist der Milchpreis von 56 Cent im Januar auf aktuell 37 Cent gestürzt. Gleichzeitig sollen die Landwirtinnen und -wirte unzählige Normen und Vorschriften erfüllen, die sich jedes Jahr zu ändern scheinen und dabei jedes Mal komplexer werden.

Unsere PolitikerInnen müssen sich entscheiden: Möchten sie nur ökologische Nachhaltigkeit und so landwirtschaftliche Familienbetriebe auslöschen, oder sollen die drei Säulen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich, sozial und ökologisch – in den Blick genommen werden? Der irische Milcherzeugerverband ICMSA ist der festen Überzeugung, dass die EU die drei Säulen der Nachhaltigkeit gleichzeitig bearbeiten muss, denn ansonsten wird unser Modell der bäuerlichen Landwirtschaft nicht überleben. Das erfordert, dass die Agrarpolitik wieder mehr Aufmerksamkeit genießt, wobei das Kernziel lauten muss, einen Marktpreis zu erzielen, der es den Landwirtinnen und -wirten ermöglicht, mit ihren Betrieben ein angemessenes Einkommen zu erwirtschaften und gleichzeitig die erforderlichen Normen zu erfüllen. Dazu muss die Gesellschaft aber womöglich akzeptieren, dass die VerbraucherInnen für nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel mehr bezahlen müssen.

Nahrungsmittelpreise müssen die Kosten ihrer nachhaltigen Erzeugung widerspiegeln, was auch bedeutet, dass man den Schwankungen bei den Milchpreisen entgegenwirken muss. Hier muss die EU-Kommission bei der Marktbeobachtung deutlich proaktiver werden und es ernstnehmen, wenn Milchpreise unter den Kosten der nachhaltigen Erzeugung liegen. Gleichzeitig muss sie erkennen, dass das Modell der bäuerlichen Landwirtschaft in der EU ein hohes Gut ist, das es zu schützen und zu fördern gilt. Gerät der Markt aus dem Gleichgewicht, ist eine Korrektur notwendig, weil niedrige Preise den Lebensunterhalt von MilcherzeugerInnen aushöhlen. Die EU-Maßnahme des freiwilligen Lieferverzichts führte 2016 in nur wenigen Monaten kosteneffektiv zu höheren Preisen. Der ICMSA ist der Meinung, dass der freiwillige Lieferverzicht wieder Teil des Instrumentariums sein muss, wenn die Milchpreise unter Druck geraten, denn er unterstützt eine kritische Preiskorrektur innerhalb kürzester Zeit.

Derzeit liegt der Milchpreis in Irland zwischen 37 und 40 Cent pro Liter, was ein deutlicher Preisverfall seit Jahresbeginn ist. Leider sind die Betriebskosten nicht im gleichen Maße gesunken. Infolgedessen erzeugen einige Landwirtinnen und -wirte Milch zu Preisen, die unterhalb oder auf Höhe der Produktionskosten liegen, während im Gegensatz zu Teilen Kontinentaleuropas extrem nasses Wetter die Landwirtinnen und -wirte aktuell zusätzlich unter Druck setzt. Die MilcherzeugerInnen durchleben eine sehr schwierige Zeit und die EU muss ihre Strategie dringend überdenken, bevor wir uns unwiederbringlich von der Milcherzeugung, wie wir sie kennen, verabschieden dürfen. Die Nachhaltigkeit des europäischen Milchsektors war noch nie so gefährdet wie heute.

In diesem Newsletter finden Sie viele interessante Beiträge unserer Mitglieder. Justine, das Maskottchen der französischen Fairen Milch FaireFrance, tourte während der Tour de France ebenfalls durch das Land. In Deutschland fordert die INIfair-Initiative für faire Preise ein Verbot für Supermärkte und Molkereien, Lebensmittel zu Preisen unterhalb der Produktionskosten einzukaufen. Der BDM analysiert die nationale Milchpolitik für Deutschland und Uniterre liefert diese Analyse für die Schweiz. Die MEG Milch Board gibt einen Überblick über seine Aktivitäten, inklusive einer neuen Broschüre. Sveriges Mjölkbönder fordert die schwedischen Behörden auf, die dringenden Probleme des Milchsektors anzugehen, während in Dänemark die Kontroverse um dänische Viehexporte nach Russland anhält.

 

Pat McCormack, Vorsitzender der Irish Creamery Milk Suppliers' Association (ICMSA) und EMB-Vorstandsmitglied

FaireFrance: Die Faironika geht auf Tour (de France)!

© FaireFrance

Seit 2013 bietet die Marke FaireFrance Milchprodukte zu einem fairen Preis, der es den ErzeugerInnen ermöglicht, von ihrer Arbeit zu leben. Dahinter verbirgt sich ein ganzheitlicher Ansatz, der dazu beiträgt, flächendeckend landwirtschaftliche Familienbetriebe, Kulturlandschaften und lokales Knowhow zu erhalten. Die Marke feiert 2023 ihr zehnjähriges Bestehen und freut sich zu diesem Anlass über die Unterstützung der französischen VerbraucherInnen, die sich in stark gestiegenen Absatzzahlen zeigt.

Weiterlesen...

Breite Initiative für faire Preise fordert Kaufverbot von Lebensmitteln unter Produktionskosten durch Supermärkte und Molkereien

© INIfair

Viele Bauernhöfe verkaufen Lebensmittel zu Preisen an Supermärkte, die unterhalb ihrer Produktionskosten liegen. Die Initiative "INIfair" (Initaitive Faire Preise in der Lieferkette) fordert eine Überarbeitung des Agrarorganisationen- und Lieferketten-Gesetzes durch Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, um eine faire Bezahlung durch Supermärkte und die Lebensmittelindustrie zu gewährleisten.

Weiterlesen...

Schweiz: Der Milchsektor ist schon wieder in Bedrängnis!

© Uniterre

Nach dem Anstieg der Milchpreise 2022 geht der Trend seit Jahresbeginn schon wieder in die andere Richtung. Und die Neuorganisation des Schweizer Riesen Migros bedroht die Bedingungen der bäuerlichen Landwirtschaft.

Weiterlesen...

Andauernde Kontroverse über dänische Rinderexporte nach Russland

© Vanessa Langer

Vor einigen Monaten löste die dänische Tageszeitung Avisen Danmark mit einem Bericht eine Kontroverse aus, der nahelegte, dass womöglich trotz der vordergründigen Aussetzung der Rinderexporte nach Russland dänische Kühe auf russischen Boden gelangen könnten, wenn auch auf dem Umweg über Ungarn. Der Verdacht wurde bis heute nicht ausgeräumt.

Weiterlesen...

Deutschland: Landwirtschaft im Wandel

© BDM

Budgetkürzungen, neue Tierhaltungsstandards und sinkende Milchlieferungen: Noch vor kurzem hatte Agrarminister Özdemir verkündet, er habe die erwarteten Einsparungen bei den GAK-Mitteln (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes) bei Finanzminister Christian Lindner auf 150 Millionen Euro heruntergehandelt. Im vom Kabinett beschlossenen Haushaltsentwurf sind die Kürzungen der GAK-Mittel aber wiederum mit 293 Millionen Euro angegeben, also gut ein Viertel weniger. Kein ermutigendes Zeichen für den ländlichen Raum.

Weiterlesen...

Schwedens Milchsektor: Problemdruck, Proteste und Politik

© Sveriges Mjölkbönder

Die schwedischen MilcherzeugerInnen haben in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt, denn sie gehen die Probleme ihres Sektors frontal an. Die Lebensmittelkette des Lands muss sich mittlerweile dem prüfenden Blick der schwedischen Behörden stellen, was nach unserer aktiven Mitwirkung schreit, um die Herausforderungen zu beleuchten, vor denen wir stehen.

Weiterlesen....

Zusammen mehr erreichen

© MEG Milch Board

Die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board wurde 2007 gegründet und hat Mitglieder in ganz Deutschland. Sie setzt sich dafür ein, die Position milcherzeugender Betriebe zu stärken und dauerhaft zu festigen.

Die MEG Milch Board hat nun eine Broschüre aufgelegt, um über ihre Ziele, aktuelle Studien zum Milchmarkt sowie die Vorteile einer Mitgliedschaft zu informieren.

Weiterlesen...

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org