MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

 

 

 

 

 

 

ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir vom EMB möchten daher die Gelegenheit ergreifen, Ihnen allen für die bedeutende Arbeit zu danken, die Sie in den vergangenen 12 Monaten geleistet haben:

Dankeschön an die Bäuerinnen und Bauern für ihren Einsatz!

Vielen Dank an die KonsumentInnen, die uns LandwirtInnen unterstützen und auch

herzlichen Dank an die Politiker, die für einen krisenfesten Agrarsektor arbeiten!

 

Wir möchten mit diesem Newsletter nun auch etwas innehalten und die wichtigen und starken Ereignisse von 2019 noch einmal Revue passieren lassen. Auch wenn besonders jetzt zu Jahresende das Bild eines Rauschebarts, der Wünsche erfüllt und Geschenke bringt, sehr charmant ist, wissen wir Milcherzeuger doch, dass unsere Wünsche und Forderungen nach kostendeckenden Preisen, die ein faires Einkommen beinhalten, nicht einfach vom Himmel fallen. Und so hat sich auch in diesem Jahr wieder gezeigt, dass die Landwirte und Landwirtinnen für ihren Beruf und ihre Branche kraftvoll einstehen. Indem sie nicht nur Tag ein Tag aus auf den Höfen arbeiten und qualitativ hochwertige Lebensmittel produzieren, sondern indem sie sich neben dieser wichtigen Arbeit auch politisch stark engagieren.

 

Kraftvolle Aktionen der Bäuerinnen und Bauern

So wie im Januar diesen Jahres bei einer Grenzaktion zwischen Belgien und Deutschland, bei der sich zahlreiche europäische Organisationen und ErzeugerInnen für eine faire Handelspolitik stark gemacht haben. Und auch zwei Monate danach in Brüssel, als europäische Milcherzeuger und ihre Kollegen aus Afrika gemeinsam in einer denkwürdigen Aktion an die EU-Kommission appelliert haben, die Überschussproduktion in Europa mit einem smarten Kriseninstrument einzudämmen. Dazu kamen die Aktionen in den einzelnen europäischen Ländern wie der Schweiz oder auch ein Ministerbesuch auf einem französischen Hof, bei denen die Bäuerinnen und Bauern Politik und Verarbeitern klar gemacht haben, was der Sektor, was eine zukunftsfähige Milcherzeugung benötigt. In Deutschland hat die Organisation MEG Milch Board in diesem Jahr eine wichtige Studie zu den Lieferbeziehungen im Sektor veröffentlicht und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Zuge der Bauernproteste im Oktober die amtierende Agrarministerin aufgefordert, sich sofort für ein Umsteuern in der Agrarmarktpolitik einzusetzen. Für mehr Wissen und Transparenz veröffentlichen diese beiden Verbände zudem gemeinsam mit dem EMB ab diesem Jahr eine Studie zu den Kosten der deutschen Biomilchproduktion.

Einen Höhepunkt bildeten auch die Demonstrationen und Veranstaltungen zum 10. und 11. Jubiläum der europäischen Milchlieferstreiks. So kamen beispielsweise zu einer von der MIG im belgischen Ciney organisierten Aktion mehr als 600 Traktoren und über 1000 Bauern aus allen landwirtschaftlichen Sektoren. Und zur Jubiläumsaktion der französischen APLI hatten sich tausende Konsumenten und LandwirtInnen am „Mont-Saint-Michel“ in der Normandie eingefunden.

Faire Milchpreise sind keine Illusion. Ganz praktisch zeigten das auch wieder in diesem Jahr die Faire Milch-Projekte in verschiedenen EMB-Mitgliedsländern. Hier geht es weiter voran – wir freuen uns besonders über ein neues Mitglied der Fairen Milch-Familie: „Faireswiss“ von der Schweizer Organisation Uniterre. Und bei der diesjährigen internationalen Faire Milch-Konferenz wurde klar, dass dies nicht nur ein Erfolgsmodell für europäische, sondern auch für afrikanische Länder sein kann.

Nicht nur in der Fairen Milch gibt es Nachwuchs: das EMB konnte ebenso als Verband in diesem Jahr ein neues Mitglied begrüßen. Mit APROLEP aus Portugal sind es nun 21 Mitgliedsverbände, die gemeinsam für eine verantwortungsvolle EU-Produktion im Milchsektor kämpfen.

 

Brüssel im Fokus

Brüssel hat in den vergangenen Monaten oft im Scheinwerferlicht der politischen Berichterstattung gestanden. Auch wenn es durchaus Fortschritte gibt, waren es leider noch nicht die bahnbrechenden Reformen im Agrarsektor, weshalb ganz Europa seine Augen auf die EU-Hauptstadt gerichtet hat. Zunächst haben wir alle erst einmal mitverfolgt, wer in den kommenden Jahren in den EU-Institutionen sitzen und vor allen Dingen, wer sie leiten wird. Das EU-Parlament wurde gewählt und auch die Besetzung der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen mit Janusz Wojciechowski als Agrarkommissar steht nun mittlerweile fest. Ab jetzt sollte der Arbeit für eine wirkliche Reform des Agrarsektors hin zu einer verantwortungsvollen Produktion und vollkostendeckenden Preisen für die Erzeuger also nichts mehr im Wege stehen!  Die Milcherzeuger des EMB werden sich hier weiter stark für das Kriseninstrument MVP für den Milchmarkt bei den verantwortlichen Politikern einsetzen. Das MVP ist nicht nur wichtig, um die aktuelle chronisch instabile Lage zu verbessern, sondern kann auch in Fällen einschneidender Ereignisse, wie es beispielsweise ein Brexit sein wird, Marktverwerfungen wirksam eindämmen.

Wir freuen uns darauf, im kommenden Jahr mit Ihnen; mit Euch diesen wichtigen Weg zur Schaffung eines stabilen Milchsektors weiter zu gehen.

Jetzt aber wünschen wir allen wunderschöne Feiertage mit ihrer Familie & eine geruhsame Zeit! Genießt die wohlverdiente Ruhe und schöpft Kraft und Energie für ein neues Jahr. Ein Jahr, in dem wir uns gemeinsam für unsere Familien und Höfe politisch weiter stark einsetzen werden.

 

Erwin Schöpges & Sieta van Keimpema

Produktion von einem Kilogramm Biomilch kostet 60,29 Cent

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Reuth, November 2019

Deutsche Kosten im Biomilchbereich werden ab sofort jährlich veröffentlicht

Die stetig steigende Nachfrage nach Bioprodukten motiviert viele MilcherzeugerInnen in Deutschland und in Europa, ihre Betriebe umzustellen. Allein in den Jahren 2017 und 2018 wurden in Deutschland jeweils knapp 20 Prozent mehr Biomilch in Deutschland produziert. Die wachsende Marktbedeutung der Biomilch lässt auch die Nachfrage nach Informationen zum Sektor stetig steigen. Dem wichtigen Aspekt der Kosten der Biomilchproduktion hat sich nun die Studie „Berechnung der Bio-Milcherzeugungskosten in Deutschland – Wirtschaftsjahre 2011/12 – 2018/19" des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) gewidmet. In jährlichen Abständen wird diese Studie, die von MEG Milch Board, BDM und EMB in Auftrag gegeben wurde, die deutschen Produktionskosten im Biomilchsektor veröffentlichen.

Die Gesamterzeugungskosten für das Jahr 2018/19 liegen bei insgesamt 71,89 Cent pro Kilogramm Biomilch. Davon werden die Beihilfen, welche als Betriebseinnahmen gewertet werden, im Anschluss abgezogen. Das sind im Endergebnis 60,29 Cent pro Kilogramm.

Für Kjartan Poulsen vom European Milk Board (EMB) sind die Kosteninformationen unerlässlich, um ein realistisches Marktbild zu erhalten. „Wenn wir die Kosten von 60,29 Cent dem Biomilchpreis von 47,40 Cent gegenüberstellen, wird schnell klar, dass auch für die BiomilchlandwirtInnen keine Kostendeckung besteht.“ Nur 79 Prozent der auf den Betrieben entstandenen Erzeugungskosten werden vom Preis abgedeckt. Für eine Deckung all ihrer Kosten inklusive einer fairen Entlohnung ihrer Arbeit würden die ErzeugerInnen noch weitere 16,34 Cent pro Kilogramm erzeugter Biomilch benötigen.

 

War 2018/19 ein Ausnahmejahr?

Wie Klaus Vetter vom Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) betont, zeigt die Studie neben den aktuellen Zahlen auch wichtige Daten zu den vergangenen fünf Jahren: „Auch wenn der Biomilchpreis in den letzten fünf Jahren im Schnitt relativ stabil zwischen 47 und 48,5 Cent lag, war das keine entspannte Situation für die ProduzentInnen. Denn wie die Studie verdeutlicht, betrugen die Erzeugungskosten durchschnittlich 64,16 Cent pro Kilogramm, womit wir bei einer durchschnittlichen Unterdeckung von16,34 Cent sind. Damit ist klar, dass es sich 2018/19 nicht um ein Ausnahmejahr gehandelt hat, da auch für die vergangenen fünf Jahre eine Kostenunterdeckung charakteristisch war.“

Laut Peter Guhl, dem Vorsitzenden der MEG Milch Board, bietet die aktuelle Studie, die von nun an jährlich aktualisiert werden soll, allen Marktakteuren wichtige Informationen: „Wir sind sehr froh, nun die Zahlen im Biomilchsektor schwarz auf weiß vorliegen zu haben. Die Analyse ist wichtig für die deutschen BiomilcherzeugerInnen. Und sie zeigt natürlich auch der Milchindustrie, was an Kosten in die Produktion einfließt und was sich letztlich auch im Preis an die ErzeugerInnen widerspiegeln muss.“ Sie mache zudem deutlich, dass bei all den Unterschieden zwischen konventioneller und ökologischer Produktion alle MilcherzeugerInnen mit einer signifikanten Kostenunterdeckung konfrontiert sind. Bestätigt wird dies auch vom Bericht zur wirtschaftlichen Lage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Denn der zeigt, dass trotz der höheren Ökomilch-Erzeugerpreise zwischen den ökologischen und konventionellen Milchviehbetrieben seit Jahren nur ein relativ geringfügiger Einkommensunterschied besteht.

Alle drei an der Studie beteiligten Verbände stellen zudem fest: „VerbraucherInnen, die bewusst Bioprodukte kaufen, gehen sicherlich davon aus, dass sie mit ihrem Einkauf auch eine kostendeckende und faire Entlohnung für die BiomilcherzeugerInnen gewährleisten. Dieser Gedanke ist auch in der Milchbranche weit verbreitet. Die heute vorgestellte Studie legt die tatsächlichen Verhältnisse offen und beweist, dass dem leider nicht so ist. Viele Menschen wollen, dass die Biomilcherzeugung zukunftsweisend und auch zukunftsfähig ist. Dann muss aber auch die wirtschaftliche Basis – und das ist der Biomilchpreis – so gestaltet werden, dass die aufgezeigte Milchpreis-Lücke beseitigt werden kann. Nur mit einem tatsächlich kostendeckenden Milchpreis können die bäuerlichen Biomilchviehbetriebe auch zukunftsfähig wirtschaften und nachhaltig existieren.“

 

Hintergrund:

Das European Milk Board (EMB), der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) und die MEG Milch Board haben das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) beauftragt, die Erzeugungskosten für Biomilch zu untersuchen. Diese Berechnung ist repräsentativ für die wirtschaftliche Lage von 4.800 Milchviehbetrieben im Haupterwerb. Von der Auswertung sind Nebenerwerbsbetriebe und Gemischtbetriebe mit einem Schwerpunkt in der Milchviehhaltung ausgenommen.

Diese Analysen stellen eine wichtige Ergänzung zu dem seit 2013 erscheinenden Milch Marker Index (MMI) und den vom EMB herausgegebenen Gutachten zu den Milcherzeugungskosten im konventionellen Bereich in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten dar.

  

Hier finden Sie die Broschüre „Was kostet die Erzeugung von Biomilch?“

Hier finden Sie den Bericht zur Studie „Was kostet die Erzeugung von Biomilch?“

 

EMB-Pressemitteilung vom 28. November 2019

Milcherzeuger aus ganz Europa für ein effektives Kriseninstrument!

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Montichiari, November 2019

Beratungen zum Milchsektor bei internationaler Konferenz in Montichiari

Während in Brüssel die neugewählten Vertreter der EU-Institutionen ihre Arbeit aufnehmen, versammeln sich gestern und heute in der italienischen Stadt Montichiari am Gardasee Repräsentanten der Milchproduzenten aus 15 europäischen Staaten. Im Mittelpunkt der Beratungen zum Milchsektor stehen die neuen Leitlinien zum Umbau der europäischen Agrarpolitik.

Landwirte in der Regel gesellschaftlich abgehängt

Die Problematik der aktuellen agrarpolitischen Ausrichtung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich in einer starken Krisenanfälligkeit des Sektors gezeigt, die sich besonders für die ProduzentInnen stark negativ ausgewirkt hat. Diese Krisen bescherten den Milcherzeugern beispielsweise 2009 Milchpreise unter 25 Cent für den Liter Milch, während dessen Herstellung über 40 Cent kostete. 2012 fielen die Preise erneut unter 30 Cent, während im Jahr 2016 der Preisdurchschnitt in der EU bei nur noch 28 Cent lag. In diesen Jahren lag das Einkommen der EU-LandwirtInnen bei nur ca. 40 Prozent des EU-Durchschnittseinkommens, im Jahr 2009 sogar nur bei 27,5 Prozent. Doch auch mit 46,5 Prozent des durchschnittlichen EU-Einkommens in sogenannten „normalen“ Jahren, wie beispielsweise 2017, sind die LandwirtInnen gesellschaftlich weit abgehängt. Für die Zukunft der Milcherzeugung, für die Weiterführung der Höfe durch die junge Generation sind das sehr bittere Fakten. Wenn die einzige Konstante darin liegt, dass sich diese Situation in absehbarer Zeit nicht ändern wird, sehen Junglandwirte verständlicherweise davon ab, sich in der Milchproduktion eine Zukunft aufzubauen. Auch der aktuelle Milchpreis von EU-weit 33 Cent, bei Produktionskosten von über 40 Cent pro Liter Milch, kann da kaum motivieren. Hinzu kommt, dass neben den normalen Marktverwerfungen noch weitere zu erwarten sind, wenn der Brexit letztlich zum Tragen kommt. Für solche oder andere geopolitische Ereignisse hat die EU-Agrarpolitik nämlich auch keine Instrumente parat.

Leitlinien zur Krisenfestigkeit

In der aktuellen Konferenz der internationalen Milchproduzenten in Italien stehen daher die soziale Nachhaltigkeit und eine verantwortungsvolle Produktion im Vordergrund. Ein erster Schritt ist die Beseitigung der Krisenanfälligkeit des Milchsektors, indem auf europäischer Ebene ein Instrument zur Krisenerkennung eingesetzt werden soll. Auf damit erfasste Krisen wird zudem mit wirksamen Maßnahmen schnell reagiert. Diese Maßnahmen zielen auf eine verantwortungsvolle Produktion ab. So soll im Krisenfall zunächst über freiwillige Produktionsreduktionen eine Entlastung des Marktes erreicht werden.

Erwin Schöpges, der als Vorsitzender des European Milk Board die Krisenvermeidung als oberstes Ziel sieht, betont dabei die Bedeutung eines raschen Eingreifens: „Das A und O ist hier ein Automatismus, der aktiviert wird, wenn sich eine Krise anbahnt. Es müssen dann sofort die Maßnahmen zur Marktentlastung automatisch eingeleitet werden. Damit können die schweren Verwerfungen, die die LandwirtInnen jedes Mal sehr stark belastet, vermieden werden.“ Die Vizevorsitzende des europäischen Milcherzeugerverbandes, Sieta van Keimpema, ergänzt: „Wie uns die Vergangenheit deutlich gezeigt hat, ist Maßnahme jedoch nicht gleich Maßnahme. Als wirksam kriseneindämmend hat sich der freiwillige Lieferverzicht gezeigt. Die Intervention und private Lagerhaltung hingegen konnten und können eine Krise nicht verhindern. Im Fall der Intervention kann es im Gegenteil noch zu einer anschließenden Mehrbelastung des Marktes kommen.“ Daher plädiert das EMB auf den Einsatz des sogenannten Marktverantwortungsprogramms (MVP), das als Rahmenkonzept wirksame Maßnahmen zur Krisenvermeidung enthält und in Zukunft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU eine wichtige Rolle spielen soll. Auch für solche weitgreifenden Ereignisse wie den Brexit oder politisch motivierte Importbeschränkungen – denken wir hier beispielsweise an die aktuelle Handelspolitik des amtierenden US-amerikanischen Präsidenten – lässt sich das Instrument wirkungsvoll einsetzen.

Die in Italien anwesenden Milcherzeugervertreter sehen neben der sozialen auch die ökologische Nachhaltigkeit als wichtig an. Hierbei müssten jedoch die Strategien und Möglichkeiten mit den LandwirtInnen gemeinsam besprochen und installiert werden. Das schließt auch eine Absprache bezüglich einer fairen Deckung der Kosten für eine klimagerechte Produktion ein. Ein Landwirt muss von seiner Arbeit leben können; das heißt, dass die Kosten der Milcherzeugung über die Milchpreise gedeckt sein müssen. Und zwar jegliche Kosten – die für die geleistete Arbeit und Klimaanforderungen inbegriffen.

 

EMB-Pressemitteilung vom 15. November 2019

Bye, bye WhatsApp, hallo Telegram!

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Neben Pressemitteilungen, Newslettern, der Internetseite und Facebook hatte das EMB auch über WhatsApp zu aktuellen Themen und Entwicklungen der Milchpolitik informiert. Da sich die Geschäftsbedingungen von WhatsApp nun geändert haben, ist es uns seit dem 7. Dezember 2019 leider nicht mehr möglich, Informationen und Newslettermeldungen über diese App zu versenden. Auf unsere Kurz-Infos verzichten müssen Sie deshalb aber nicht. Denn wir sind von WhatsApp auf den Dienst Telegram gewechselt, um Sie auch in Zukunft weiter kurz & knackig über das EMB informieren zu können.

 

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3. Unser Kanal öffnet sich. Unten auf „beitreten“ klicken.

4. Sie sind dem Kanal beigetreten und werden weiterhin gut informiert.

 

Freuen Sie sich ab jetzt auf aktuelle Informationen, kurze Berichte und Fotos von Treffen und Aktionen über Telegram!

 

EMB-Büro

„Von Bundesagrarministerin Julia Klöckner erwarten wir, dass sie sich in Berlin und Brüssel sofort für ein Umsteuern in der Agrarmarktpolitik einsetzt.“

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Auszug aus der Pressemitteilung des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (22.10.2019)

Am 22. Oktober fanden in Deutschland in vielen Regionen Proteste der LandwirtInnen statt. Vielerorts legten Traktoren den Verkehr lahm. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) äußerte sich in einer Pressemitteilung zu den Protesten und den notwendigen Maßnahmen für den Agrarsektor.

„Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM sieht die Notwendigkeit deutlicher Veränderungen, diese müssen aber umsetzbar sein und vor allem müssen sie von uns auch finanziert werden können“, erklärt BDM-Vorsitzender Stefan Mann. „Wir verlieren uns in immer detaillierteren Vorschriften und Auflagen, die für uns einen erheblichen Aufwand bedeuten und die nicht nur zu einem weiter steigenden Kostendruck führen, sondern zum Teil auch Zielkonflikte hervorrufen. Es wird Zeit, dass wir grundsätzlicher denken und vorgehen. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Wir müssen an der Ursache der Probleme ansetzen. Wir müssen wegkommen von einer Agrarmarktpolitik, die in der Hauptsache dazu dient, die Ernährungsindustrie über die Versorgung mit billigen Rohstoffen international wettbewerbsfähig zu machen“, so Mann weiter.

Der daraus folgende Kostendruck hat in der Landwirtschaft zu einem Effizienz- und Intensivierungsdruck sowie zu einer immer stärkeren Konzentration geführt, deren negative Folgen man nun versucht mit Ordnungsrecht abzumildern.

„Vergleichbar ist dieses Vorgehen mit einem Arzt, der seinen Patienten nur mit Schmerzmitteln versorgt statt die Schmerzursache zu behandeln“, kritisiert Stefan Mann. „Mit immer weiter verschärften Auflagen und höheren Produktionsstandards allein lassen sich die Probleme nicht wirklich lösen. Sie verschärfen den Kostendruck der Landwirte und erhöhen den Effizienzdruck weiter. Diesen Teufelskreis, der bereits zum Ausstieg tausender Betriebe geführt hat, müssen wir durchbrechen. Wir brauchen Erlöse für unsere Produkte, die es uns ermöglichen, unsere Betriebe wirtschaftlich nachhaltig weiterzuentwickeln und mit denen wir die notwendigen Veränderungen in Bezug auf Umwelt-, Klima-, Naturschutz und Tierwohlstandards leisten können.“

Von Bundesagrarministerin Julia Klöckner erwarten wir, dass sie sich in Berlin und Brüssel sofort für ein Umsteuern in der Agrarmarktpolitik einsetzt. Die Gemeinsame Marktordnung der EU muss für eine Verbesserung der Marktstellung der Bäuerinnen und Bauern ausgestaltet werden. Dazu gehört auch, die wettbewerbsschädliche Marktübermacht der Abnehmer unserer Produkte einzudämmen, um Preise für unsere Produkte erzielen zu können, die ihrer hohen Wertigkeit entsprechen. Freihandelsabkommen wie das Mercosur-Abkommen dürfen nicht unterzeichnet werden, solange sie Anforderungen und Standards unterlaufen, die für die europäischen und deutschen Landwirte gelten.

 

BDM-Pressemitteilung vom 22. Oktober 2019

 

Internationale Faire Milch-Konferenz: von Europa bis Afrika

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Libramont, Oktober 2019

Fair & engagiert – MilcherzeugerInnen ehren verantwortungsvolles Engagement mit Goldener Faironika

Die heute stattfindende 6. Internationale Faire Milch-Konferenz steht in einem ganz besonderen Licht: Erstmalig treffen sich Milchbäuerinnen und -bauern aus Afrika und Europa, um erfolgreiche Milchprojekte gemeinsam zu feiern. Sie bedanken sich außerdem mit der Goldenen Faironika bei Politikern, Journalisten und Kollegen für deren außergewöhnliches Fairness-Engagement. 

Da ist Fairebel – Die faire Milch in Belgien, die seit 10 Jahren mit fairen Milchpreisen für die hiesigen Milchbauern Geschichte schreibt. Da ist die Milch Fairefaso, mit der Erzeuger im afrikanischen Burkina Faso erfolgreich eine eigene Bauernmarke auf den Markt gebracht haben. Und da sind die Milcherzeugerkollegen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz sowie Mali, Niger, Senegal und dem Tschad, die es in den vergangenen Jahren geschafft haben, eine große Solidarität mit den Konsumenten, aber auch untereinander aufzubauen. All das ist Teil der Fairen Milch-Story, die im Jahr 2006 in Österreich begann und heute in Libramont gemeinsam fortgesetzt wird.

Erwin Schöpges, EMB-Vorsitzender und Verantwortlicher für das belgische Faire Milch-Projekt, das in diesem Jahr die internationale Konferenz ausrichtet, ist sowohl von der Idee als auch der praktischen Umsetzung stark überzeugt. „Wenn Sie als Milchbauer sehen, wie der eigene Sektor und die Kollegen immer stärker unter Druck geraten, wirtschaftliche Existenzen praktisch vernichtet werden, dann wollen und müssen Sie gemeinsam etwas tun. Wir haben uns vor 10 Jahren dazu entschieden, uns beim EMB-Projekt der Fairen Milch in Belgien zu engagieren. Das war eine gute Entscheidung.“ Diese Entscheidung trägt Früchte und entwickelt sich weiter. „Wir wollen in Europa, aber auch außerhalb fair miteinander umgehen und haben daher heute auch eine Kooperation mit Fairtrade gestartet. Damit kommt neben Fairer Milch in Zukunft auch fair gehandelter Kakao in unser Schokogetränk.“

Goldene Gefährtin

Bei der heutigen Preisverleihung im Rahmen der Fairen Milch-Konferenz ging die Goldene Faironika – der Preis der MilcherzeugerInnen – an Bürger und Institutionen, die sich für einen fairen und nachhaltigen Umgang verdient gemacht haben. Für seine sorgsame Recherche und Berichterstattung erhielt beispielsweise die Zeitung Politico eine der begehrten Auszeichnungen. Maria Noichl, Mitglied des Europäischen Parlaments, bekam die sympathische goldene Kuh für ihren engagierten Einsatz für einen krisenfesten Milchmarkt. Der Schweizer Milchbauer Werner Locher erhielt den Preis von seinen BerufskollegInnen für sein unermüdliches politisches Wirken und sein starkes Engagement für faire und kostendeckende Milchpreise. Geehrt wurde zudem der ehemalige föderale Landwirtschaftsminister Willy Borsus, der sich stark mit dafür eingesetzt hat, dass die belgischen MilcherzeugerInnen über ihre Mitgliedschaft bei Faircoop einen fairen Preis mit einer gerechten Entlohnung bekommen. Die Goldene Faironika ging auch an die außenordentlich engagierten Milcherzeuger Herman Vissers aus Belgien und Adama Ibrahim Diallo aus Burkina Faso. Die Molkerei Luxlait bekam den Preis als zuverlässiger Partner der belgischen Faire Milch-Genossenschaft Faircoop. Überreicht wurde die Goldene Faironika zudem der Organisation Agricall, die sich seit Jahren um die Unterstützung von LandwirtInnen und ihren Familien verdient gemacht hat.

Sieta van Keimpema, Vize-Vorsitzende des EMB, sieht in den Faire Milch-Projekten und damit auch in der Zusammenarbeit der MilcherzeugerInnen über Länder- und Kontinentgrenzen hinaus eine sehr wichtige positive Botschaft. „Nicht jeder gegen jeden, sondern miteinander für etwas sein. Das haben die MilcherzeugerInnen in den vergangenen Jahren in der fairen Milch, aber auch in ihrer politischen Arbeit gemeinsam und auch mit den Konsumenten praktiziert. Gemeinsam für kostendeckende Preise, für ein würdiges Leben der hart arbeitenden Milchbäuerinnen und -bauern aktiv zu sein, hat uns alle wachsen lassen.“ Jetzt müssten nur noch einige Entscheidungsträger auf EU-Ebene nachziehen und über sich hinauswachsen und endlich das Marktverantwortungsprogramm (MVP) zur Stabilisierung des Milchsektors installieren. 

 

Hier finden Sie Fotos der Konferenz

 

EMB-Pressemitteilung vom 12. Oktober 2019

Die Faire Milch in der Schweiz : Verkaufsstart der Faireswiss-Produkte

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Le-Mont-sur-Lausanne, September 2019

Die Genossenschaft „Die Faire Milch“ hat unter dem Namen Faireswiss eine faire Milch eingeführt, die den Erzeugerinnen und Erzeugern eine gerechte Entlohnung von einem Schweizer Franken pro Liter zusichert. Eine haltbare Vollmilch und fünf Weichkäsesorten sind in allen 31 Läden von Manor Food in der Schweiz erhältlich.

 

Der Milchpreis sorgt seit Jahren für Diskussionen. Er liegt de facto deutlich unter den Produktionskosten, die auf einen Franken pro Liter Milch geschätzt werden. Mit Faireswiss werden nun in der Schweiz Milcherzeugnisse im Detailhandel angeboten, die die Produzentinnen und Produzenten fair entlohnen. Ein Meilenstein, der es den Konsumentinnen und Konsumenten ermöglicht, sich für eine faire Milch in der Schweiz einzusetzen.

Das Produktsortiment der fairen Milch Faireswiss ist seit dem 23. September in den 31 Manor-Geschäften in der Schweiz erhältlich. Es besteht aus einer UHT-Vollmilch im Tetra Pak Edge (3,5% Fett), die vom Milchverarbeiter Cremo abgefüllt wird. Außerdem werden fünf Weichkäsesorten von der Käserei Grand Pré in Moudon angeboten: Brie de Moudon, Bourg-Mignon, Cœur de Moudon, St-Etienne und Reblochon.

Die offizielle Produkteinführung fand in den Räumlichkeiten von Cremo in Mont-sur-Lausanne in Anwesenheit von Faireswiss-Genossenschaftsmitgliedern sowie Erwin Schöpges, dem Vorsitzenden des European Milk Board (EMB), statt. Schöpges präsentierte die europäische Familie der fairen Milchprodukte, die unter der Führung des EMB angeboten werden.

 

Das Projekt Faireswiss

Die Marke Faireswiss gehört den Bäuerinnen und Bauern und ermöglicht es ihnen, ein angemessenes Einkommen zu erzielen. Das heißt ein Franken pro Liter Milch. Dieser Preis deckt die Produktionskosten und entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent gegenüber dem aktuellen Preis. Jedem Genossenschaftsmitglied werden zusätzlich 35 Rappen pro Liter Milch, die an die Molkerei geliefert werden, entschädigt.

Bisher haben sich 14 Produzentinnen und Produzenten durch den Erwerb von Anteilsscheinen an der Genossenschaft beteiligt, deren Höhe sich anhand ihrer eingespeisten Milchmenge berechnet. Dieses Projekt richtet sich an alle Schweizer Milchproduzentinnen und Milchproduzenten.

Die Milcherzeuger von Faireswiss erfüllen mindestens zwei von drei Bundesprogrammen für die Nachhaltigkeit und erbringen den ökologischen Leistungsnachweis.

Weitere Informationen finden Sie auf www.die-faire-milch.ch und www.europeanmilkboard.org

 

Auszug aus der Pressemitteilung der Genossenschaft „Die Faire Milchvom 23. September 2019

Schweiz: Demonstration für einen fairen und transparenten Milchmarkt

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Emmen, September 2019

Der Verband Uniterre demonstrierte am 17. September für eine faire Milchpolitik vor der Emmi, dem größten Schweizer Milchverarbeiter. Die Schweizer Kollegen zeigten sich mit ihrer Aktion auch solidarisch mit den europäischen Kollegen anlässlich der Milchstreiks vor zehn und elf Jahren.

Der in diesem Jahr eingeführte sogenannte „grüne Teppich“ soll einen Milchpreisanstieg von 3 Rappen pro Liter Milch garantieren. Der Richtpreis wurde auf 71 Rappen angehoben. Wie ist die Situation? Wir fordern, dass dieser Preis ab sofort franko Stall für das Segment A gilt! Keine Milchpreissenkungen bei Emmi !

 

  • Weiters fordern wir, dass die Lieferungen in den Segmenten B und C freiwillig sind und keinen Einfluss auf das Volumen von Segment A haben!
  • Milchkaufverträge sollen klare Mengenangaben in Kilogramm für einen Mindestzeitraum von 3 Monaten beinhalten!
  • Die Verarbeitungsindustrie soll sich gemeinsam mit den Produzenten für klare Marktregeln und den Produktionsstandort Schweiz einsetzen!
  • Wir fordern den Bund auf dafür zu sorgen, dass die Verarbeitungsprämien, wie gesetzlich vorgeschrieben, an die Produzenten gezahlt werden!
  • In Zeiten des Kampfes gegen den Klimawandel, in denen alle gerne über nachhaltige Entwicklung sprechen, bekräftigen wir die Tatsache, dass es keinen „grünen Teppich“, keine nachhaltige Produktion ohne eine Vergütung geben wird, die die Arbeit der Bauern fair bezahlt!

 

Emmi hat in den letzten fünf Jahren einen Gewinn von 700 Millionen Schweizer Franken erzielt, und der Leiter von Emmi kassierte im Jahr 2017 1.421.000 Franken. Coop und Migros ihrerseits erzielten im Jahr 2018 einen Gewinn von 473 Millionen bzw. 475 Millionen Franken. Diese Zahlen zeigen, dass die Rede für einige Menschen nicht von einem grünen, sondern von einem roten Teppich ist. Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem die Produzenten, die an Emmi liefern, um die 50 Rappen/Liter erhalten. Es ist an der Zeit, eine faire Verteilung der Mehrwertschöpfung zu fordern. Die Nahrungsmittelproduktion ist keine verlustbringende Tätigkeit, ist sie unerlässlich und erzeugt Reichtum! Das einzige Problem ist, dass dieser Reichtum die Bauern nicht erreicht.

In Belgien haben, zehn Jahre nach dem Milchstreik und dem Bauernaufstand, Tausende von Bauern für die Zukunft der Milchwirtschaft und die Agrarwende demonstriert. Wir demonstrieren vor der Emmi solidarisch mit unseren Kollegen und fordern die Politik auf, endlich im öffentlichen Interesse die Machtverhältnisse auf dem Milch- und Nahrungsmittelmarkt zugunsten von BäuerInnen und KonsumentInnen zu verbessern! Eine lebendige, bäuerliche, nachhaltige, lokale Landwirtschaft, Transparenz auf den Märkten und kurze Kreisläufe, entsprechen den heutigen Herausforderungen und dem öffentlichen Interesse. Es ist Zeit zu handeln!

 

Uniterre Pressemitteilung vom 17. September 2019

Europäische Milchstreiks: Millionen Liter Milch & tausende Traktoren

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2008 und 2009 haben MilcherzeugerInnen mutig und schweren Herzens ihre Milchtanks geöffnet und die extreme Unterbezahlung bei der Milch für die Welt öffentlich gemacht.

Das ganze Wochenende sowie am heutigen Montag wurde in Frankreich und Belgien mit zahlreichen Veranstaltungen an die großen europäischen Milchlieferstopps vor zehn bzw. elf Jahren erinnert.

 

Was auch als europäische Milchstreiks in die Geschichte eingegangen ist, hat in der Folge den MilcherzeugerInnen in der EU eine überaus wichtige politische Stimme gegeben. Eine Stimme, die nicht vereinzelt und dünn daherkam, sondern die gebündelt die essentiellen Anliegen sehr vieler europäischer Milchbäuerinnen und Milchbauern deutlich hörbar machte. Eine Stimme, die sicherlich noch nicht sofort alles Notwendige durchsetze, die aber konkrete Vorschläge für ihren Sektor unterbreiten konnte. Und die unter anderem mit dem Einsatz des freiwilligen Lieferverzichts 2016 auch wichtige politische Erfolge verbuchte. 

Den Anfang machten an diesem Wochenende in Frankreich Teilnehmer des Streiks von 2009 aus ganz Europa. In einem großangelegten Festival in der Normandie gedachten sie mit Stolz den starken Aktionen vor zehn Jahren. Vorstandsmitglied der französischen Milcherzeugerorganisation APLI und des European Milk Boards (EMB) Boris Gondouin dazu: An diesem Wochenende sind wir hier in Frankreich, in der Normandie, zum zehnten Jahrestag des Milchstreiks. Das waren magische Momente. Aber es war auch sehr hart und ich wünsche das wirklich niemandem. Aber der Streik war absolut wichtig, und er hat allen – der Politik, den Verbrauchern, den anderen Landwirten – gezeigt, dass wir solidarisch sein können. Und dass, wenn wir mit dem Milchpreis nicht einverstanden sind, wir die Milchanlieferung irgendwann einstellen können, und dies auf europäischer Ebene.

Die europäischen Vertreter der Milcherzeuger reisten im Anschluss weiter zur heutigen großen Aktion 1000 Traktoren ins belgische Ciney. Wie vor 10 Jahren, als 3 Millionen Liter Milch auf die Felder ausgebracht wurden, haben sich auch heute aus ganz Europa die MilcherzeugerInnen mit Traktoren hier versammelt, um gegen die immer noch unfairen, nicht kostendeckenden Milchpreise zu demonstrieren. Hinzu kommen viele Landwirte aus anderen Agrarsektoren, die ebenfalls gegen die unfaire, nicht nachhaltige Agrarpolitik demonstrieren.

Für Erwin Schöpges, EMB-Vorsitzender und belgischer Milcherzeuger, sind die damaligen Streikereignisse ein sehr wichtiger historischer Moment für die MilcherzeugerInnen in Belgien und den anderen Ländern. „Eine einmalige Solidarität zwischen den Milchproduzenten und den Verbrauchern ist damals entstanden. Eine solche Aktion hatte es nie zuvor gegeben und darauf können wir stolz sein.“ Sieta van Keimpema, die EMB-Vizepräsidentin, richtet ergänzend das Wort an die heutige Milcherzeugergeneration: „Schau dir an, was in den letzten 10 bis 20 Jahren auf deinem Betrieb passiert ist. Schau dir dein Einkommen an, die Situation deiner Familie, die Stunden, die du arbeitest, und wie sozial dein Leben noch ist. Wenn du siehst, dass dein Leben nicht besser geworden ist, obwohl du so viel gearbeitet hast, dann schließ dich den Bauern an, die etwas ändern wollen. Und zwar in deinem Interesse, das auch dem Interesse vieler anderer internationaler Bauern entspricht. Miteinander kämpfen ist der einzige Weg zur Besserung und ein Weg gegen das Bauernsterben, das wir seit Jahren sehen. Steh auf, wenn du ein Bauer bist!“

In den vergangenen 11 Jahren sind im Milchsektor sicherlich Schritte getan worden. Aber man sieht auch, was passiert, wenn noch nicht ausreichend reagiert wird: Krasse Preiseinbrüche finden bei der Milch auch nach den Streiks weiter statt. Familienbetriebe verschwinden immer mehr, obwohl sowohl sozialpolitisch als auch klimatechnisch eindeutig klar ist, wie wichtig diese Familienstrukturen sind. Die europäische Milchpolitik braucht unbedingt ein Kriseninstrument wie das Marktverantwortungsprogramm. Ein Instrument, das diese Preiseinbrüche unterbindet, so dass Milchproduktion nicht weiter mit schmerzhaftem Verlustgeschäft gleichgesetzt werden muss. Damit die Landwirtschaft für ihre LandwirtInnen und insbesondere auch die Jugend wieder eine Perspektive bietet. Dafür haben die Milcherzeuger bereits 2008 und 2009 während der Milchstreiks gekämpft und dafür kämpfen sie auch heute entschlossener denn je weiter.

 

In vielen europäischen Ländern erinnern sich die TeilnehmerInnen der Milchstreiks an die damaligen Ereignisse und ihre Bedeutung für die aktuelle MilcherzeugerInnenbewegung in Europa

Frankreich: Sylvain Louis, Präsident der APLI

2009 ist den MilcherzeugerInnen bewusst geworden, dass ihre Produktion ihr Eigentum ist, dass sie ihre Milch versprühen konnten, um zum Ausdruck zu bringen, dass der Milchpreis unzureichend ist. Für sie entstanden neue Begriffe: Produktionskosten, kostendeckende Preise, angemessene Löhne, Mengenregulierung. Für die folgenden Jahre bedeutete dies, weiterzukämpfen, ohne sich des Sieges sicher zu sein – doch wer gar nicht erst nicht kämpft, hat bereits verloren.

 

Deutschland: Stefan Mann, BDM-Bundesvorsitzender

Unmöglich scheinendes wurde möglich: Wir erinnern uns alle gerne und mit Stolz an die nun 10 bzw. 11 Jahre zurückliegenden Aktionen von uns milchviehhaltenden Betrieben. Ende Mai 2008 hat unserer damaliger Vorsitzender Romuald Schaber in Freising vor 15.000 gespannt auf das Startsignal wartenden Bäuerinnen und Bauern erklärt, dass er ab sofort seine Milchanlieferung einstellt. Gefolgt sind neun mit beispiellosem Engagement, hohen Emotionen und zunehmender Ratlosigkeit auf Ebene der Molkereiwirtschaft gefüllte Tage. Wir alle sind über uns hinausgewachsen. Schlaf war Mangelware. Neben der Einstellung der Milchanlieferung waren auch die Unterbrechung der Milchströme aus anderen EU-Ländern sehr herausfordernde Aufgaben für die engagierten Kämpferinnen und Kämpfer in allen Landesteilen.

Ein Jahr später, im Herbst 2009, rollte die zweite heiße Phase der Proteste an, dieses Mal nicht von uns in Deutschland angetrieben, sondern von unseren Freunden aus unseren Nachbarländern. Die Bilder wurden noch wuchtiger, denken wir nur an die große Sprühaktion im belgischen Ciney.

Ohne diese heißen Phasen der Milchbauernproteste würde man heute nicht mehr über die Milchproblematik reden. Es gäbe kein Milchpaket, keine Diskussionen um die zukünftige Gestaltung des Milchmarktes, keine Sektoruntersuchung Milch eines Bundeskartellamts, keine wegweisenden Beschlüsse des Agrarausschusses des EU-Parlaments, es würde nicht über eine wirtschaftlich nachhaltige Milchviehhaltung und vieles mehr debattiert.

Was wir in den Jahren 2008/2009 mit Wucht ausgelöst haben, wollen wir weiterführen mit unseren nicht zu widerlegenden Argumenten und einer nicht für möglich gehaltenen Durchhaltekraft. Seien wir aber auch jederzeit bereit, die Wucht von Aktionen in der Öffentlichkeit wieder zu nutzen.

 

Italien: Roberto Cavaliere, EMB-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des italienischen Verbands APL della Pianura Padana

Gemeinsam haben wir für einen fairen Preis gekämpft. Der Milchstreik damals war unsere Antwort auf eine verfehlte europäische Politik. So haben wir unsere Produktion eingestellt, um gerechtere Regeln für den Milchmarkt einzufordern.

 

Luxemburg: Milcherzeugerverband LDB

Sehr viele luxemburgische Bauern waren sehr motiviert und haben sich dem Streik angeschlossen. Viele haben auf ihren Höfen die Milch weggeschüttet und genau so viele waren mit dem Trecker unterwegs in die Stadt, Milch im Güllefass, und zum Staatsministerium zu Jean-Claude Juncker. Genauso beeindruckend wie die Solidarität unter den Milcherzeugern war die Solidarität der Bevölkerung mit den Milchbauern. Viele waren bereit, ihr Kaufverhalten zu überdenken und bewusster einzukaufen. Das hält in Luxemburg bis heute an: regional, saisonal ist gefragt. Alles in allem wurde vor 10 und 11 Jahren viel bewegt seitens der Milchbauern. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist, dass so viele in ganz Europa an einem Strang gezogen haben.

 

Niederlande: Sieta van Keimpema, EMB-Vizevorsitzende und Vorsitzende des DDB

Der Widerstand der Genossenschaften gegen ihre eigenen Erzeuger war sehr enttäuschend. Doch die Solidarität zwischen den teilnehmenden Erzeugern war beeindruckend!

 

Österreich: Ernst Halbmayr, Projektleiter A faire Milch

Ich war mit dabei als im Juni 2008 tausende Milchbauern und -bäuerinnen auf einem Feld im deutschen Freising die Worte von Romuald Schaber gehört haben: „Ab morgen werde ich keine Milch mehr liefern“. Am Abend haben wir in Österreich dann eine Vorstandssitzung einberufen und beschlossen, mit sofortiger Wirkung mitzumachen. Für viele war es sicher die emotional aufwühlendste Zeit ihres Milcherzeugerdaseins. Wer selber nicht dabei war, kann sich eigentlich nicht vorstellen, welch spannende Zeit das war. Heute weiß jeder, wie er sich damals verhalten hat und jeder hat seine eigene Geschichte zu.

 

Schweiz: Werner Locher, Sekretär von BIG-M

Der Milchstreik in Europa war ein großartiger Beweis bäuerlicher Solidarität. Mit den verschiedenen Aktionen ist es uns gelungen, die breite Öffentlichkeit für die Missstände im Milchmarkt zu sensibilisieren. Leider haben sich die Rahmenbedingungen seither nicht wesentlich geändert. Es braucht das EMB auch weiterhin! Wir Schweizer sind stolz, dass wir Teil dieser großartigen europäischen Bewegung EMB sind.

 

Eine Stimme, die sicher in den Augen vieler MilcherzeugerInnen auch sehr gern noch erfolgreicher hätte sein können.

 

Hier finden Sie Fotos der Aktion in Ciney

 

EMB-Pressemitteilung vom 16. September 2019

EU-Parlament mit neuem Kräfteverhältnis

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© Europäisches Parlament

Juni 2019

Gibt es eine Neuausrichtung in der zukünftigen Agrarpolitik des Europaparlaments? Fest steht, dass die bisherigen Kräfteverhältnisse nach den Ende Mai durchgeführten Wahlen neu gemischt werden. Die großen Parteien – die europäische Volkspartei (EVP) und die Sozialdemokraten (S&D) – haben Sitze verloren und können erstmals keine Mehrheit bilden.

 

Über deutliche Zugewinne freuen sich die Liberalen (ALDE) und die Grünen. Das zukünftige Parlament wird polarisierter und komplexer und braucht mindestens drei Fraktionen für die Mehrheitsbildung. Das gibt den kleineren Parteien mehr Einfluss und verschiebt das politische Gewicht der insgesamt 751 Abgeordneten weg von der Mitte. Nach Inkrafttreten des Brexits soll sich das Parlament auf 705 Abgeordnete verkleinern. 

Wiedergewählt als Europaabgeordnete wurden u.a. Paolo De Castro (S&D, Italien), Eric Andrieu (S&D, Frankreich), Clara Aguilera García (S&D, Spanien), Marc Tarabella (S&D, Belgien), Maria Noichl (S&D, Deutschland), Peter Jahr (EVP, Deutschland), Herbert Dorfmann (EVP, Italien), Norbert Lins (EVP, Deutschland), Martin Häusling (Grüne, Deutschland), die Liberalen Ulrike Müller (Deutschland) und Jan Huitema (Niederlande) sowie die irischen Abgeordneten Mairead McGuinness (EVP), Marco Zullo (EFD, Italien), Luke Flanagan und Matt Carthy (beide von den Linken).

Der polnische Ausschussvorsitzende Czesław Siekierski (EVP) und die rumänische Vize-Präsidentin Gabriela Zoana (S&D) haben den Wiedereinzug nicht geschafft. Einige Abgeordnete haben sich nicht mehr zur Wahl gestellt, u.a. der ehemalige Koordinator der Europäischen Volkspartei Albert Deß (EVP, Deutschland), Michel Dantin (EVP, Frankreich), der Nordire Jim Nicholson (EKR, UK) sowie Ricardo Serrão Santos (S&D, Portugal) und José Bové (Grüne). Ausgeschieden sind ebenfalls Esther Herranz García (EVP, Spanien), Marijana Petir (EVP, Kroatien), Nicola Caputo (S&D, Italien), Maria Heubuch (Deutschland) und Thomas Waitz (Österreich) von den Grünen sowie Jens Rohde (ALDE, Dänemark). 

 

Zukunft der GAP-Reform

Die aus den Wahlen gestärkten Liberalen und Grünen werden die Ausrichtung der Agrarpolitik spürbar mitgestalten. Klimaschutz wird mit Sicherheit mehr Gewicht im EU-Parlament bekommen. Ein Thema, das mit der Landwirtschaft eng verwoben ist und auf das mittlerweile neben den Grünen auch andere Parteien aufspringen. Die Zukunft der Berichte zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik, die im Agrarausschuss noch kurz vor Mandatsende abgestimmt wurden, ist offen. Sehr wahrscheinlich wird der umstrittene Bericht zu den GAP Strategieplänen neu aufgerollt. Nach wie vor offen ist der Zeitplan für den Bericht zur Gemeinsamen Marktorganisation, der im April mit großer Mehrheit angenommen wurde. Die Abgeordneten haben sich darin klar für einen freiwilligen Lieferverzicht für alle Sektoren im Falle eines schweren Marktungleichgewichts, inklusive einer Möglichkeit zur Produktionsdeckelung ausgesprochen. Es wäre zu wünschen, dass diese positiven Artikel Eingang in die GAP-Gesetzgebung finden und so den Milchmarkt krisenfester machen.

 

Regina Reiterer, EMB

Milcherzeugerdemo in Paris – Interview mit Sylvain Louis, Vorsitzender der APLI

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© APLI

Paris, Mai 2019

Am 14. Mai 2019 zogen einige Dutzend französische Landwirte vom französischen Milcherzeugerverband APLI nach Paris, um vor dem Agrarministerium zu demonstrieren. Ihr Ziel: Die bisherige Umsetzung des neuen Agrargesetzes öffentlich anzuprangern. Sylvain Louis, Vorsitzender der APLI, berichtet uns von dieser Aktion.

 

Herr Louis, können Sie uns mehr zum Agrargesetz EGalim sagen?

Die französische Regierung wollte, dass die Produktionskosten bei der Preisbildung berücksichtigt werden. Im Oktober 2018 wurde das neue Agrargesetz „EGalim“ über das „Gleichgewicht der Handelsbeziehungen im Agrar- und Nahrungsmittelsektor und eine gesunde, nachhaltige und für alle zugängliche Ernährung“ – so der vollständige Name – verabschiedet. Das Gesetz hat zum Ziel, die Wertschöpfung der Produkte gerechter zwischen den Erzeugern und der Industrie aufzuteilen sowie ein angemessenes Einkommen für die Erzeuger zu sichern.

Heute liegt der Milchpreis bei 320 € pro 1.000 l und befindet sich weiter im Sinkflug. Dabei müssten die Erzeuger 450 € pro 1.000 l bekommen, um ihre Produktionskosten zu decken und ein faires Einkommen zu erzielen. Aus diesem Grund haben wir um Termine mit den politischen Entscheidungsträgern gebeten.

 

Wen haben Sie getroffen? Welche Themen haben Sie angesprochen?

Boris Gondouin, Vorstandsmitglied im EMB, und ich haben Nathalie Barbe getroffen, die Agrarminister Didier Guillaume berät. Im Gegensatz zu früheren Gesprächen kamen wir diesmal nicht mit leeren Händen und haben ihr unsere Rechnungen für März und April vorgelegt. Frau Barbe war angesichts der Zahlen auf unseren Abrechnungen sehr überrascht. Wir haben außerdem die Wirkung politischer Lippenbekenntnisse, die nicht umgesetzt werden, angeprangert. Es mag sein, dass einige Molkereien 370 € pro 1.000 l für ein Produkt bezahlt haben, aber nicht für die gesamte Menge!

Nach der Demo konnten wir mit Guillaume Garot, dem ehemaligen beigeordneten Minister für Landwirtschaft, sowie dem sozialistischen Abgeordneten Dominique Potier sprechen, der selbst Landwirt im Department Meurthe-et-Moselle ist. Die beiden sind auf einer Wellenlänge mit APLI und EMB und verfolgen unsere Arbeit aufmerksam. Leider sind sie in der Regierung in der Minderheit.

 

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus diesem Tag der Mobilisierung?

Die Demo verlief friedlich. Wir hatten Unterstützung von Abordnungen der Confédération paysanne und Coordination rurale. Als symbolische Aktion haben wir einige Liter Milch vergossen. Außerdem konnten die Passanten unsere „faire Milch“ Fairefrance verkosten. Diese Marke beweist, dass es möglich ist, Milch für 45 Cent pro Liter zu verkaufen, d.h. zu einem fairen Erzeugerpreis. Wir sind zufrieden, dass zahlreiche Journalisten gekommen sind und wir mit unserem Aktionstag gute Medienresonanz hatten. Wir haben die Politik jedoch gewarnt, dass sich die Proteste verschärfen werden, wenn sich die Situation nicht verbessert.

 

Herr Louis, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

 

Vanessa Langer, EMB

Studie zu Lieferbeziehungen im Milchsektor veröffentlicht

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Spätestens die Sektoruntersuchung Milch des Deutschen Bundeskartellamtes aus dem Jahr 2012 belegt, dass die Funktionsfähigkeit des Marktes für Rohmilcherfassung nur eingeschränkt gegeben ist. Fest steht: Die bestehenden Marktbedingungen wirken sich einseitig zu Lasten der Milcherzeuger aus!

 

Das System aus Andienungspflicht, Abnahmegarantie und nachträglich festgelegten Milchpreisen – teils deutlich unter den Milcherzeugungskosten – ist bis heute gängige Praxis und belastet die Milcherzeuger massiv.

Vor diesem Hintergrund beauftragte die MEG Milch Board das unabhängige Beratungsunternehmen Lademann & Associates GmbH (L&A) damit, die Auswirkungen der bestehenden Lieferbedingungen auf den Wettbewerb am deutschen Milchmarkt zu untersuchen und Eingriffsmöglichkeiten zu prüfen. Die wettbewerbsökonomische Analyse der Auswirkungen der gegenwärtigen Bildung des Milchauszahlungspreises hat vier zentrale Ergebnisse herausgearbeitet:

1.   Eine vollständige Andienungspflicht bei gleichzeitiger Abnahmegarantie, die noch immer prägend für einen Großteil der erzeugten Rohmilchmenge gilt, führt zu einer Marktverschließung und begünstigt Überproduktion und niedrige Preise.

2.  Modellhaft kann gezeigt werden, dass die derzeitige Marktstruktur, die die Molkereien in die Lage versetzt, ohne die vollständige Berücksichtigung der Erzeugerkosten die angediente Rohmilch abzunehmen und möglichst zu verarbeiten und abzusetzen, die Erzeuger deutlich schlechter stellt als in einer Situation, in der Erzeuger und Molkereien über Preise verhandeln, bevor die Molkerei beliefert wird.

3.   Durch die einseitige nachträgliche Preisfestsetzung der Molkereien wälzen diese die Marktrisiken auf die Erzeuger ab. Die Erzeuger sind dagegen in der inhärent schlechteren Informationsposition bezüglich wichtiger Marktinformationen zur Mengenplanung, mit der Folge, dass regelmäßig zu hohe Milchmengen auf den Markt kommen, mit dem Ergebnis, dass es zu großen Preisschwankungen auf dem Markt für Rohmilch kommt.

4. Aus ökonomischer Sicht kann die Beziehung zwischen Genossenschaftsmolkereien und Milcherzeugern nach dem Prinzipal-Agent-Problem verstanden werden: (Genossenschaftliche) Molkereien, die „Agenten“, verfolgen eigene Interessen und handeln nicht im Sinne der Genossenschaftsmitglieder, den „Prinzipalen“. Gleichzeitig verfolgen auch die Erzeuger unterschiedliche Interessen, die nur durch eine für alle Akteure gültige Regulierung zum Wohle aller miteinander vereinbart werden können.

 

Die bestehende Markt- bzw. Lieferstruktur zu Lasten der Erzeuger kann nach der Auffassung von L&A durch eine verbindliche Festlegung der Vertragsinhalte hinsichtlich Preisen und Mengen überwunden werden. Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) bietet hier eine geeignete Grundlage. Verbindliche Preise und Mengen für alle Marktteilnehmer sollten zur Stabilisierung des Milchmarktes umgesetzt werden.

 

MEG Milch Board, April 2019

Hier finden Sie die vollständige Studie zu Lieferbeziehungen

 

Kommentar EMB:

Die verbindliche Einführung von Verträgen nach Art. 148 GMO mit Festlegung von Preisen und Mengen unterstützt die Stellung der Milcherzeuger innerhalb der Lieferkette und kann somit zu einer Verbesserung der Marktstrukturen und Wettbewerbsbedingungen beitragen. Wichtig wären hierbei Milchauszahlungspreise, die sich an den Produktionskosten orientieren.

Darüberhinaus benötigt der Milchsektor aber auch Rahmenbedingungen innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik, wie beispielsweise ein effizientes Kriseninstrument, das im Falle eines problematischen Milchpreisverfalls eingesetzt werden kann.

Wenn billig und viel zu Dumping wird

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@ EMB

Afrikanische Milchbäuerinnen und -bauern appellieren an die EU, ihre Überschussproduktion einzudämmen

„Milch ist in Afrika nicht einfach nur wichtig, sondern ausgesprochen wichtig.“

 

Während sie das sagt, blickt Korotoumou Gariko, Milcherzeugerin und Leiterin einer Kleinmolkerei aus Burkina Faso, ernst nach vorn zur Bühne. Hier, nahe dem EU-Ratsgebäude in Brüssel, haben sich am 10. April ihre Kollegen aus Mali, Senegal, Mauretanien und Niger mit europäischen Milchbäuerinnen und -bauern sowie einem breiten Bündnis aus Organisationen der Zivilgesellschaft versammelt. In einer gemeinsamen Deklaration fordern sie die EU auf, schädliche Überschüsse und Dumping in Zukunft zu vermeiden.

Für die lokale Produktion in Afrika stellen insbesondere die ansteigenden Importe aus fettangereichertem Magermilchpulver Probleme dar. „In Niger sind wir nicht glücklich über die schlechte Qualität der importierten Milchprodukte. Sie sind mit Palmöl angereichert, ohne dass die Bevölkerung dazu informiert wird“, erklärt die Milchbäuerin und Gründerin eines regionalen Milchnetzwerks Wouro Habsatou Aboubacar die Situation in ihrem Land. Sie hält dabei eine Miniaturkuh in den Farben Nigers in den Händen. Palmöl ist 12-mal billiger als Milchfett. Es ist für einheimische Erzeuger kaum möglich, mit diesen Billigimporten zu konkurrieren.
 So kostet beispielsweise in Burkina Faso ein Liter pasteurisierter einheimischer Milch umgerechnet ca. 91 Cent im Gegensatz zu 34 Cent für einen Liter Milch aus Pulvergemisch.

Es geht den Veranstaltern der Aktion nicht darum, Importe pauschal zu verurteilen. Es sollte allerdings eine Balance existieren und insbesondere Billigimporte dürfen nicht überhand nehmen. Erste Reaktionen von Vertretern der EU-Kommission zum Anliegen der afrikanischen Erzeuger lassen allerdings vermuten, dass die aktuellen negativen Auswirkungen der Billigimporte hier noch stark unterschätzt werden.

Für Koen Van Troos von Tierärzte Ohne Grenzen, einem Mitveranstalter der Aktion in Brüssel, ist ein Umdenken in der EU jedoch sehr wichtig: „Unsere Arbeit vor Ort, die beispielsweise aus Veterinärleistungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Futter und zur Entwicklung der Milchwertschöpfungskette besteht, kann wenig ausrichten, wenn sich die EU-Politik nicht ändert“, so Van Troos.

Es geht darum, die starke Überproduktion, die für die EU charakteristisch ist und auch hier zahlreiche Krisen hervorruft, zu beenden. Vertreter des europäischen Milcherzeugerverbandes European Milk Board plädieren daher für den Einsatz eines Kriseninstrumentes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

Die lokale Milchwirtschaft in Westafrika bietet ein wichtiges Potenzial an Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten, das ausgebaut und nicht weiter bedroht werden sollte. Die burkinische Milchbäuerin Korotoumou Gariko verweist in diesem Zusammenhang auf ein großes Problem, das ein Ende der lokalen Milchproduktion in Westafrika für die Familien vor Ort bedeuten würde: „Es sind insbesondere die Frauen, die in der Milchbranche arbeiten. Mit dem Geld ernähren sie ihre Familien und können die Kinder zur Schule schicken. Tötet man also die Milch in Burkina Faso, dann tötet man auch die Familien.“

 

Artikel von Silvia Däberitz, EMB, erschienen in der Bauernstimme 05/2019

 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema:

EMB Pressemitteilung: Probleme der EU nicht nach Afrika exportieren!

Gemeinsame Erklärung der Bauern- und Milcherzeugerorganisationen für lokale und faire Milch in Westafrika und Europa

Zusammenfassung: „Wir sollten unsere Probleme nicht exportieren

EMB-Videos zur Afrika-Aktion

Ministerbesuch auf dem Bauernhof – Interview mit Boris Gondouin

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© APLI

Stenay, Februar 2019

Am 21. Februar 2019 besuchte die französische Ministerin für europäische Angelegenheiten, Nathalie Loiseau, den Milchviehbetrieb von Boris Gondouin, Mitglied des Vorstandes des European Milk Board und des französischen Milcherzeugerverbandes APLI. Auf der Tagesordnung: eine ausführliche Diskussion über europäische Lösungen für den Milchmarkt. Boris Gondouin berichtet.

 

Herr Gondouin, was bringt eine Ministerin aus Paris auf Ihren Hof im Departement Meuse, im Norden des Landes?

Eine Abgeordnete aus meiner Region, die wir bereits mehrmals getroffen haben, hat der Ministerin von diesem französischen Milcherzeuger erzählt, der sich auf europäischer Ebene für seinen Beruf und faire Milchpreise einsetzt. Sie war der Meinung, dass man ihm zuhören sollte. So ist dieser Besuch zustande gekommen. Die Ministerin kam zu mir auf den Hof, in Begleitung einer Delegation von Politikern aus der Region und anderswo, darunter mehrere Abgeordnete und Senatoren sowie auch der Präfekt des Departements. Empfangen haben ich und mein Kollege Gerald Rouvroy, der mit mir zusammen den Betrieb bewirtschaftet, die Delegation in Begleitung des APLI-Präsidenten Sylvain Louis und des Präsidenten der Faire Milch-Marke Fairefrance Jean-Luc Pruvot.

 

Welche Themen wurden besprochen? Welche Botschaften wollten Sie vermitteln?

Die Hauptthemen waren meine Arbeit beim European Milk Board (EMB) sowie das europäische Faire Milch Projekt. Ich habe der Ministerin von unserem Kampf für faire Milchpreise erzählt, von den Anfängen bis heute – von der Abschaffung der Quoten, den wiederkehrenden Milchkrisen sowie der Gründung des EMB, dem Ergebnis der Solidarität zwischen den europäischen Milcherzeugern.

Aber das Wichtigste für mich war es, über konkrete Lösungen zu sprechen, wie unsere Studie zu den Produktionskosten, das Marktverantwortungsprogramm (MVP) und auch die faire Milch. Da es nicht immer leicht ist, auf politischer Ebene Gehör zu finden, haben die Erzeuger durch die Schaffung des europäischen Faire Milch-Projektes – zu dem auch unsere Marke Fairefrance gehört – ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Es handelt sich dabei um ein Projekt, dass die Bauern selber aufgebaut haben und welches zeigt, dass es durchaus möglich ist, Milch zu vermarkten und dabei den Erzeugern einen fairen Preis zu zahlen. Gleichzeitig stärkt das Projekt auch die Beziehung zwischen Verbrauchern und Landwirten.

 

Erleichtert dieser Ortswechsel die Kommunikation im Vergleich zu einem „traditionellen Austausch im Ministerium?

Natürlich ist das etwas ganz anderes. Hier war ich zu Hause, ich konnte frei sprechen. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass ich alles sagen konnte, was mir wichtig war. Ich hatte eine kurze Rede vorbereitet, in der ich alles zusammengefasst hatte, was in den letzten 20 Jahren passiert ist. Wir sind sofort zur Sache gekommen und hatten einen sehr konstruktiven Austausch. Eine Ministerin auf seinem Hof zu empfangen ist schon eine einmalige Erfahrung!

Zudem hatten wir die Möglichkeit, unsere Botschaft all diesen Personen gleichzeitig zu vermitteln. Die Ministerin wurde von einer Delegation von etwa 25 Personen begleitet, es hat sich also wirklich gelohnt! Außerdem ist es für uns so auch viel unkomplizierter. Es ist nicht immer einfach, so lange vom Hof abwesend zu sein, um einen Termin in Paris wahrzunehmen...

 

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus diesem Austausch? Welche konkrete Unterstützung erwarten Sie von der Ministerin?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Gespräch. Die Ministerin hat gesagt, dass wir wirklich außergewöhnliche Arbeit leisten und dass sie unsere Forderungen unterstützen und mit dem Minister für europäische und auswärtige Angelegenheiten darüber sprechen würde. Und wer weiß, vielleicht ja sogar mit dem Präsidenten...

 

Kauft die Ministerin bereits Fairefrance-Produkte oder haben Sie es geschafft, eine neue Kundin für die Faire Milch zu gewinnen?

Sie kannte Fairefrance noch nicht, aber unser Ansatz hat ihr sehr imponiert. Vor allem zeigte sie sich davon beeindruckt, dass es die Bauern selbst waren, die dieses Projekt ins Leben gerufen und damit ihr Schicksal selbst in die Hand genommen haben. Darüber hinaus ist die Marke offen für alle Milcherzeuger gleich welcher Region. Ich werde natürlich nicht in ihrem Kühlschrank nachschauen, aber ich hoffe schon, dass man von nun an dort Fairefrance-Milch finden wird!

 

Sehr geehrter Herr Gondouin, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

Regina Reiterer, EMB

Bauern fordern mit Grenzaktion: Stopp von CETA und Co.

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© Thilo Schmülgen

Lichtenbusch, Januar 2019

Mit Treckern demonstrieren Bauern von 17 europäischen Organisationen und zwei Dachverbänden gemeinsam mit der Zivilgesellschaft für eine faire EU-Handelspolitik, die weltweit gerecht und klimaverträglich ist. Für ein solidarisches Europa. Keine Neuauflage von TTIP.

 

Zur Aktion an der deutsch-belgischen Grenze sind 20 Trecker aus verschiedenen EU-Ländern angerollt. Unterstützt werden die Treckerfahrer von rund 100 Bäuerinnen und Bauern aus Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, Belgien und Deutschland sowie von Mitgliedern zivilgesellschaftlicher Gruppen. Bauernorganisationen aus Litauen und der Schweiz tragen diese Demonstration mit.

Mit dieser Aktion kritisieren die Organisationen die aktuelle Handelspolitik der EU: Die EU habe diverse Freihandelsverträge abgeschlossen, so mit Kanada (CETA) und mit Japan (JEFTA), und verhandele weitere etwa mit den Mercosur-Ländern – Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay –, mit Neuseeland, Australien und mit vielen mehr. Aktuell treibe die EU eine Neuauflage der Verhandlungen zwischen der EU und den USA (TTIP) voran. Auch mit den armen und ärmsten Ländern dieser Welt vornehmlich in Afrika handele Europa Verträge im Rahmen der sogenannten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) aus.

„Diese Handelsabkommen führen dazu, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse noch häufiger zu Billigpreisen verramscht werden, dass wichtige Umwelt- und Arbeitsstandards abgesenkt werden und dass Konzerne noch mehr Macht erhalten“, warnt Erwin Schöpges, Präsident des European Milk Board (EMB). Aus diesem Grund hat das europäische Bündnis während der Grenzaktion die Verträge dieser neuen und schädlichen Handelsabkommen symbolisch begraben.

Anschließend haben Bäuerinnen und Bauern aus verschiedenen EU-Ländern die europäische Bauerndeklaration, die auf einem Riesenbanner aufgehängt war, feierlich unterschrieben. Europa muss eine neue Handelspolitik voranbringen! Für faire Erzeugerpreise, für faire Arbeitsbedingungen, für Klima-, Umwelt- und Tierschutz, für qualitativ hochwertige Lebensmittel und für Ernährungssouveränität.

Im Mai diesen Jahres wird ein neues EU-Parlament gewählt. Das europäische Bündnis fordert, die ungerechte und konzernfreundliche Handelspolitik zu stoppen und für die Forderungen des Bündnisses einzutreten. Diese sind wichtige gemeinsame Signale für die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe, ein solidarisches und zukunftsfähiges Europa und gegen Populismus und Nationalismus.

 

Hier finden Sie die gemeinsame Bauernerklärung

Hier finden Sie Fotos der Grenzaktion

 

EMB Pressemitteilung vom 25. Januar 2019

Impressum

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B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
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