EMB Newsletter Februar 2014
Newsletter als PDF
Kontakt
European Milk Board
Rue du Commerce 124
B-1000 Brüssel
Tel.: 0032/2808/1935
Fax: 0032/2808/8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Webseite: http://www.europeanmilkboard.org
Newsletter als PDF
Kontakt
EMB - European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
die Ankündigung des EU-Agrarkommissars Ciolos im September vergangenen Jahres, eine Marktbeobachtungsstelle auf EU-Ebene einzurichten, um die Marktsituation für Milchprodukte zu überwachen, ist eine begrüßenswerte Entwicklung und hoffentlich der erste von vielen positiven Schritten in der europäischen Milchpolitik. Schon alleine am Beispiel von Irland kann man sehen, dass heftige Schwankungen wie beim Wetter, den Produktionskosten oder Auszahlungspreisen, ein fester Bestandteil der Milchwirtschaft sind und auch künftig bleiben werden. Angesichts der für 2015 geplanten Abschaffung der Milchquoten sind deshalb starke politische Entscheidungen erforderlich, um gegen diese übermäßigen Schwankungen auf nationaler und EU-Ebene vorzugehen und so langfristig das Überleben der Landwirtschaft in Irland und in der EU zu sichern.
Im letzten Jahrzehnt haben wir einen instabilen Trend bei den Preisen für Milch als auch für Kälber festgestellt - den beiden Hauptprodukten der irischen Milchviehbetriebe. Durch die Abschaffung von Preisstützungsmaßnahmen haben sich die Schwankungen auf den europäischen Milchmärkten verschärft, was bis dato eher typisch für den Weltmarkt war. 2007/2008 wurden Rekordmilchpreise verzeichnet, um dann in der sich anschließenden Krise dramatisch zu fallen. Die monatlichen Durchschnittspreise stiegen 2008 um über 40% gegenüber dem Durchschnitt und fielen in den Jahren danach auf 50% des Mittels. Zwischen 2007 und 2013 schwankten die Auszahlungspreise in Irland zwischen knapp 40 Cent und bodenlosen 20 Cent pro Liter. Der derzeitige Anstieg der Milchpreise seit 2013 kann dabei auf die höhere Nachfrage nach Milchprodukten, das geringere Angebot aufgrund der abnormen Wetterbedingungen in allen milchproduzierenden Ländern weltweit, gestiegene Kraftfutterkosten und Wechselkursschwankungen zurückgeführt werden.
Diese Volatilität erhöht von Jahr zu Jahr den Druck auf den Kapitalfluss der Betriebe und könnte noch viele Landwirte zum Ausstieg zwingen. Vorläufige Schätzungen zu den Produktionskosten irischer Milchbetriebe für 2013 weisen durchschnittliche Kosten von 38 Cent pro Liter aus. Dies steht in starkem Gegensatz zu den 29 Cent pro Liter im Jahr 2000 und zeigt, dass Unsicherheit aufgrund von Preis- und Vorkostenschwankungen mittlerweile zur Normalität geworden ist. Von 2000 bis 2006 waren die Produktionskosten zwar auch gestiegen, aber eher kontinuierlich. Seither jedoch schwanken die Kosten merkbar von Jahr zu Jahr und haben sich insgesamt auf einem immer höheren Stand eingependelt.
Durch die Abhängigkeit Irlands von der Produktion von Exportgütern ist der Milchsektor in noch höherem Maße als in anderen Ländern der Marktunsicherheit ausgesetzt. Infolgedessen hat die irische Milchwirtschaft beträchtliche Preisschwankungen erlebt. In dieser Situation müssen Milcherzeuger ihr Produktionssystem anpassen und die Kosten minimieren, um ihr künftiges wirtschaftliches Überleben zu sichern. Dies bedeutet, dass durch die höhere Volatilität bei den Preisen und Vorkosten das Umfeld viel schwieriger geworden ist und eine höhere Kosteneffizienz auf betrieblicher Ebene erfordert. Aus Preis- und Kostensicht hält deshalb die Zukunft große Herausforderungen für die Milcherzeuger bereit und es wird Aufgabe der neuen Marktbeobachtungsstelle sein, ihnen einen fairen und gerechten Gegenwert für ihr hochwertiges Erzeugnis zu sichern.
John Comer (EMB-Vorstandsmitglied und Präsident von ICMSA)
Freihandelsabkommen EU-US bringt keine Vorteile für Milchbauern
Wie zurzeit fast überall in den Medien zu lesen ist, verhandeln die EU und die USA gegenwärtig über die Einrichtung eines transatlantischen Freihandelsabkommens. In Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen in vielen EU-Mitgliedstaaten verspricht sich die EU-Kommission davon einen Anstoß für Wachstum und neue Arbeitsplätze in Europa.
Was allerdings für Sektoren der fertigenden Industrie gelten mag, muss nicht unbedingt für die europäischen Milcherzeuger zutreffen. Die Struktur der Betriebe und die Auflagen für die Milchproduktion in der EU und den USA unterscheiden sich zu sehr. Während zum Beispiel in den USA die Verwendung von Wachstumshormonen zur Steigerung der Fleisch – und Milchproduktion gang und gäbe ist, hat die EU diese Praxis aus guten Gründen verboten.
Lösung für den EU-Milchsektor erstmals greifbar – Forderungen des European Milk Board kommen in der Politik an
Die folgende Pressemitteilung ist anlässlich einer EMB-Pressekonferenz am 16. Januar 2014 auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin erschienen.
2014 wird für die europäische Milcherzeugung ein wichtiges Jahr. Nach den zähen Verhandlungen über das Milchpaket und die GAP ist nun erstmals eine Lösung für den EU-Milchmarkt in greifbare Nähe gerückt: In den kommenden Monaten will die EU-Kommission Vorschläge für eine Marktbeobachtungsstelle im Milchsektor auf den Tisch legen – Eine langjährige Forderung des European Milk Board (EMB) könnte damit politische Realität werden.
Studie der MEG Milch Board zur wirtschaftlichen Lage von Milchviehbetrieben in Deutschland
Mit der Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ und dem darauf aufbauenden Milch Marker Index (MMI) konnte gezeigt werden, dass die Milcherzeugungsbetriebe seit mehreren Jahren mit einer andauernden Unterdeckung ihrer Kosten konfrontiert werden. Kein Wunder also, dass viele Milchbauern aufgeben: Allein zwischen 2005 und 2012 sank die Zahl der Betriebe von 110.000 auf 84.900. Aktuell gibt es nach Angaben der AMI noch knapp 80.000 Milchviehbetriebe in Deutschland (Stand Dez. 2013).
30 000 Menschen fordern: Stoppt Agrarindustrie!
Die folgende Presseerklärung ist anlässlich der Demonstration „Wir haben es satt!“ am 18. Januar 2014 in Berlin veröffentlicht worden.
Angeführt von hunderten Bäuerinnen und Bauern und 70 Traktoren zogen heute 30 000 Menschen vor das Kanzleramt in Berlin. Die Demonstranten forderten von Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel einen Kurswechsel in der Agrarpolitik. Statt weiterhin „Klientelpolitik für die Agrarindustrie“ zu betreiben, solle sich die Bundesregierung für eine soziale, tiergerechte und ökologische Agrarwende einsetzen.
Neues Mini-Handelsabkommen der WTO in Bali verabschiedet
In der zweiten Dezemberhälfte gingen Meldungen durch die Medien, wie: „WTO einigt sich auf historisches Handelsabkommen“. Im Detail betrachtet enthält das Abkommen lediglich zehn Einzelvereinbarungen zu eng begrenzten Themenfeldern. Dabei handelt es sich etwa um die Vereinfachung der Zollabwicklung im Handel oder einen besseren Zugang für die ärmsten Entwicklungsländer zu den Märkten der Schwellen- und Industriestaaten.
EMB-Vorstand trifft litauische Milchbauern auf der Grünen Woche in Berlin
Am Rande der Internationalen Grünen Woche in Berlin haben Mitglieder des EMB-Vorstands am 17. Januar eine hochrangige Delegation der litauischen Landwirtschaftskammer getroffen. Neben der aktuellen Situation im EU-Milchmarkt und den möglichen Gefahren für die Milcherzeuger in Europa durch ein künftiges Freihandelsabkommen mit den USA ist vor allem eine potentielle Mitgliedschaft des litauischen Milchproduzentenverbands im EMB Gesprächsthema gewesen.
EMB-Agenda
Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Februar 2014:
19.02.: Treffen mit dem polnischen Milchproduzentenverband PFHBiPM in Warschau
25.02.: BDM Milchbauerntag in Karow
27.02.: Pressekonferenz auf dem Salon International de l’Agriculture in Paris
27.02.: Treffen mit dem norwegischen Bauernverband in Oslo
Volltexte
Freihandelsabkommen EU-US bringt keine Vorteile für Milchbauern
Wie zurzeit fast überall in den Medien zu lesen ist, verhandeln die EU und die USA gegenwärtig über die Einrichtung eines transatlantischen Freihandelsabkommens. In Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen in vielen EU-Mitgliedstaaten verspricht sich die EU-Kommission davon einen Anstoß für Wachstum und neue Arbeitsplätze in Europa.
Was allerdings für Sektoren der fertigenden Industrie gelten mag, muss nicht unbedingt für die europäischen Milcherzeuger zutreffen. Die Struktur der Betriebe und die Auflagen für die Milchproduktion in der EU und den USA unterscheiden sich zu sehr. Während zum Beispiel in den USA die Verwendung von Wachstumshormonen zur Steigerung der Fleisch – und Milchproduktion gang und gäbe ist, hat die EU diese Praxis aus guten Gründen verboten. Beim Abschluss des Freihandelsabkommens ist nun zu befürchten, dass sich die Regierungen auf den niedrigsten und lediglich für die Agrarindustrie vorteilhaften Standard einigen werden. Der Verbraucherschutz in der EU, basierend auf dem Vorsorgeprinzip, droht auf der Strecke zu bleiben. Die Folgen des daraus resultierenden Preiskampfes und des Vertrauensverlusts bei den europäischen Konsumenten wären für die bäuerlichen Familienbetriebe in Europa kaum abzusehen.
Problematisch ist das Freihandelsabkommen EU-USA auch im Hinblick auf den Außenschutz der EU bei Milchprodukten. Im Gegensatz zu den meisten Industrieprodukten werden bei der Einfuhr von Milchprodukten in die EU noch nennenswerte Zölle erhoben. Für die Kernforderung des European Milk Board nach einer flexiblen Angebotssteuerung im EU-Milchmarkt ist die Beibehaltung dieses Außenschutzes durch Zölle entscheidend. Sollten in Zukunft Einfuhren in die EU ohne oder mit nur sehr niedrigen Zöllen auf dem Niveau der Weltmarktpreise möglich werden, dann würde das Ziel kostendeckender Preise für Milchproduzenten in der EU in weite Ferne rücken.
Den Plänen der Agrarindustrie für eine immer stärkere Konzentration im Milchmarkt und einem Verschwinden der bäuerlichen Landwirtschaft wäre damit noch mehr als bisher Tür und Tor geöffnet. Wie der offizielle Name des Freihandelsabkommens – Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft – schon andeutet, geht es hierbei nicht ausschließlich um freien Handel, sondern größtenteils darum, dass industrielle Investitionen gefördert und abgesichert werden. Zweifelhafte Investitionen der Agrarindustrie sind hiervon natürlich nicht ausgenommen.
Das Schlimmste an diesem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ist allerdings, dass die EU-Kommission mit der US-Regierung hinter verschlossenen Türen verhandelt. Größtmögliche Transparenz mit der Offenlegung aller Dokumente und Verhandlungstexte - wie es in nationalen und EU-Gesetzgebungsprozessen in der Regel der Fall ist - ist nicht vorgesehen. Vor allen anderen Anliegen muss deshalb die erste Forderung sein, den Verlauf der Verhandlungen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nur so kann rechtzeitig erkannt werden, welche Gefahren auf die europäischen Milchbauern zukommen. Geschieht dies nicht, ist die Demokratie fundamental gefährdet.
Ein kleiner Erfolg hat sich aufgrund der öffentlichen Empörung über die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen schon eingestellt. Der EU-Kommissar für Handelsfragen, Karel de Gucht, hat angekündigt, ab März 2014 eine öffentliche Konsultation über geplante Investitionsschutzklauseln im Abkommen durchzuführen. Von vielen Seiten wird befürchtet, dass Regierungen auf Grundlage dieser Klauseln von Unternehmen vor privaten Schiedsgerichten verklagt werden könnten, falls diese der Meinung sind, dass gesetzliche Regelungen, z.B. im Umweltbereich, die Rentabilität ihrer Investitionen schmälern. Der gesetzliche Handlungsspielraum von Regierungen könnte dadurch entscheidend eingeschränkt werden.
Das EMB hat sich mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen in Europa zusammengetan, um in Brüssel den Verlauf der Verhandlungen genau zu verfolgen. Auf seiner Frühjahrsversammlung wird das EMB ein Positionspapier zum geplanten Freihandelsabkommen verabschieden.
Christian Schnier (EMB)