MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Nun liegt er also vor, der Milchbericht der Kommission für das Jahr 2014. Basis der Arbeit der Kommission ist das Milchpaket, das im Hinblick auf die Zukunft des Milchsektors nach Quotenende erarbeitet wurde. Die Kommission muss in den Jahren 2014 und 2018 über die Marktlage und die Durchführung einen Bericht erstellen.

Was sich hier so routinemäßig anhört, ist dennoch keine Selbstverständlichkeit. Nur der permanente Druck des EMBs und seiner Milchbauern bewegte die Politik, sich über die Entwicklung des Milchmarktes umfassende Gedanken zu machen. 

Was sind nun die Kernaussagen des Berichtes?

  1. Die Marktentwicklung ist aktuell positiv und wird auch mittelfristig optimistisch eingeschätzt; dennoch seien starke Marktschwankungen möglich.

  2. Aufgrund der günstigen Marktentwicklung habe es offenbar keinen Anreiz für Landwirte gegeben, sich Erzeugerorganisationen anzuschließen;

  3. Die Ergebnisse der Milchkonferenz vom September 2013 werden noch beraten;

  4. Eine Bewertung der Wirkung des Milchpakets, insbesondere für benachteiligte Gebiete, ist noch zu früh;

  5. Die Kommission hegt starke Zweifel, ob das bestehende Sicherheitsnetz (Lagerhaltung, Exporterstattungen) für die Zeit nach März 2015 ausreichend ist;

  6. Die Kommission will weiter den Diskussionsprozess bzw. Entscheidungsprozess hin zu zusätzlichen Kriseninstrumenten anstoßen und begleiten.

Grundsätzlich wird das politische Ziel betont, eine stabile Milchproduktion in der Breite und Fläche zu erhalten. Einem zu starken Konzentrationsprozess in den sogenannten „Gunsträumen“ werde nicht tatenlos begegnet. Außerdem habe die Kommission bei extremen Krisen „Reservekompetenzen“. Diese werden jedoch nicht näher beschrieben.

Wie ist der Bericht aus Sicht der Milchviehhalter zu bewerten?

Die positive Einschätzung der Marktentwicklung überrascht nicht. Dies entspricht der aktuellen Situation und war deshalb zu erwarten.

Erstaunlich sind hingegen die überaus deutlichen Hinweise auf die Risiken des Marktes. Dass die Kommission aus dieser Erkenntnis heraus die Notwendigkeit weiterer Kriseninstrumente ableitet, deckt sich ebenfalls mit der Sichtweise des EMB.

Der Beschluss der Mitgliederversammlung des EMB im April diesen Jahres für ein Krisenkonzept nach Auslaufen der Quotenregelung ist wieder einmal Richtung weisend. Nun gilt es, mit dem Rückenwind des Milchberichts das Krisenkonzept in der politischen Diskussion mehrheitsfähig zu machen.

Romuald Schaber (EMB Präsident)

EU Milch-Bericht

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Quelle: wikicommons

Die EU Kommission hat am 13. Juni den lang erwarteten Bericht zum Milchmarkt veröffentlicht. Die Lage auf dem EU Milchmarkt wird derzeit als günstig beschrieben und die Aussichten seien mittelfristig gut, wenn es auch immer wieder zu starken Preisschwankungen kommen dürfte.

 

Kriseninstrumente werden gefordert

Trotz eines weitgehend positiven Ausblicks mit Wachstumsmöglichkeiten in den kommenden Jahren werden in dem Bericht auch Zweifel daran geäußert, „ob der EU-Regelungsrahmen ausreichend ist, um eine extreme Marktvolatilität oder eine Krise nach dem Auslaufen der Quotenregelung zu bewältigen. Dies im Hinblick auf eine Gewährleistung einer flächendeckenden Milcherzeugung und zur Vermeidung einer extremen Konzentration in den produktivsten Gebieten.“

Die neu eingerichtete Marktbeobachtungsstelle „soll die Kommission dabei unterstützen, die Marktentwicklungen zu beobachten, Bestimmungen über das ‚Sicherheitsnetz’ vorausschauend anzuwenden und auf außergewöhnliche Umstände zu reagieren.“

Es wurden Vorschläge gemacht, die verfügbaren Instrumente innerhalb der Beobachtungsstelle auszubauen, um sowohl die Milcherzeugung in Krisensituation aufrechtzuerhalten, benachteiligte Regionen zu unterstützten, als auch einem starken Anstieg der Erzeugung entgegenzuwirken.

Der Bericht bestätigt, dass die Kommission die Diskussion um die Lösung dieser Probleme fortsetzen und zusätzliche Instrumente prüfen wird. Die Kommission sieht eine weitere Analyse erforderlich, um den EU Milchsektor effizient zu stützen.

Verbindlich vorgeschriebene Verträge

Laut Milch-Bericht wurden Verträge zwischen Landwirten und Verarbeitungsbetrieben in zwölf Mitgliedstaaten (Bulgarien, Frankreich, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Spanien, Ungarn und Zypern) verbindlich vorgeschrieben.  In zwei anderen Mitgliedstaaten (Belgien, Vereinigtes Königreich) haben Landwirte und Organisationen von Verarbeitungsbetrieben Verhaltenskodizes vereinbart.

Regina Reiterer (EMB)

EU Agrarrat: Uneinigkeit der Agrarminister

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Quelle: wikicommons

Der Agrarrat hat sich am 16. und 17. Juni mit der Zukunft des Milchmarkts beschäftigt und den Milchbericht der EU Kommission bewertet. Die Forderung nach zusätzlichen Maßnahmen einer „sanften Landung“ im letzten Quotenjahr wurde diskutiert.

 

 

Agrarminister verschieben Entscheidung zur Fettkorrektur und Kriseninstrumenten

Zankapfel der Agrarminister war das Thema Fettkorrektur. Einige Mitgliedstaaten (darunter Österreich, Deutschland, Dänemark, Belgien, Irland und die Niederlande) fordern eine Änderung der Fettkorrektur. Dies würde einer Anhebung der Milchquote gleich kommen und die Strafzahlungen abmildern. Die Länder Frankreich, Italien, Großbritannien, Schweden, Ungarn, Slowakei, Portugal und Tschechien sind gegen eine Änderung des Fettgehaltskoeffizienten, weil damit jene Landwirte bestraft werden, die sich an die Quote halten.

EU-Agrarkommissar Ciolos wäre zu einer Korrektur des Fettfaktors bereit, allerdings nur wenn die EU-Mitgliedstaaten sich weitgehend einig sind. Nach erfolgloser Diskussion wurde die Entscheidung auf den nächsten Agrarrat unter italienischer Präsidentschaft verschoben.

Uneinigkeit beim Krisenmanagement

Im Sonderausschuss für Landwirtschaft (SAL), der im Vorfeld des Ministerrats stattgefunden hat, setzte sich Frankreich für zusätzliche Kriseninstrumente innerhalb der Milchmarkt Beobachtungsstelle ein. Dazu sollen verschiedenen Krisenniveaus definiert und entsprechende Kriseninstrumente etabliert werden (u.a. Lagerhaltung, Einbeziehung der Erzeugerorganisationen, Werbung, antizyklische Zahlungen). Spanien und Italien unterstützen den französischen Vorschlag. Liberal gesinnte EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland, Irland, Dänemark und die Niederlande lehnen Vorschlag dagegen ab.

Regina Reiterer (EMB)

Kostenstudie Niederlande: Milchpreis deckt bei weitem nicht die Kosten

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Quelle: DDB

Das Dutch Dairymen Board (DDB) hat am 24. Juni die Ergebnisse einer Studie zu den Produktionskosten für einen Liter Milch in den Niederlanden vorgestellt. Mit einem Selbstkostenpreis von knapp 45 Cent für das Jahr 2013 überschreiten die Erzeugungskosten pro Liter Milch erheblich den durchschnittlichen Milchauszahlungspreis von gut 37 Cent im Jahr 2013. Die Unterdeckung beläuft sich deshalb alleine schon für das Jahr 2013 auf nicht weniger als 16%.

Die Studie stützt sich auf Daten, die von der EU in dem von allen EU-Mitgliedstaaten anerkannten Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) erfasst und berechnet werden. Die Europäische Kommission veröffentlicht diese Ergebnisse jeweils mit einer Verspätung von bis zu drei Jahren, was die inhaltliche Diskussion über die Lage in der Milchviehhaltung erschwert. Man geht nur von Annahmen und dem "Bauchgefühl" aus und die Höhe des Milchauszahlungspreises bildet die Diskussionsgrundlage. Diese Annahmen sind nicht nur unvollständig, sondern – da auf berechneten Erzeugungskosten basierend - auch eindeutig falsch.

Diese Studie ist auch einzigartig auf Grund der Tatsache, dass zum ersten Mal eine nicht auf pauschalen Annahmen basierende Arbeitsvergütung für den selbstständigen Milchviehhalter - und seine Familienangehörigen - berechnet worden ist. Die Arbeitsvergütung, die im Auftrag des DDB ermittelt wurde, bezieht sich auf die in den Niederlanden gängigen Tarife. Die Funktionen und Aufgaben eines Milchviehhalters sind unter Nutzung einer Datenbank mit 2 Millionen Arbeitsverträgen im Markt gemittelt worden.

Ein strukturell zu niedriger Milchpreis höhlt die niederländischen Milchviehbetriebe aus und hat dazu geführt, dass seit 2000 bereits 37% aller niederländischen Milchviehbetriebe aufgegeben haben. Wegen der zu niedrigen Erzeugerpreise in der Landwirtschaft zeichnet sich in den Niederlanden mittlerweile eine erhebliche Überalterung ab. Familienbetriebe verschwinden zunehmend und damit auch die Besonderheit des Sektors.

Hintergrund:

Das für die Berechnung der Milchproduktionskosten in den Niederlanden herangezogene Verfahren wurde 2012 im Auftrag des European Milk Board (EMB) und des MEG Milch Board vom deutschen Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) entwickelt. Zunächst wurde der deutsche Selbstkostenpreis für einen Liter Milch berechnet und im Januar 2013 veröffentlicht. Im Januar 2014 folgten die Ergebnisse für Frankreich.

Die vollständige Studie kann unter www.ddb.nu heruntergeladen werden.

Sieta van Keimpema (EMB Vize-Präsidentin)

Interview mit Maria Heubuch: Von der Bäuerin zur EU-Abgeordneten

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Quelle: Florian Jaenicke

Frau Maria Heubuch (55) ist Vollerwerbsbäuerin in Leutkirch, Süddeutschland. Sie war 16 Jahre Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), einem Mitgliedsverband des EMB. Bei den Europawahlen am 25. Mai wurde sie mit dem elften Listenplatz der Grünen ins Europaparlament gewählt und wird möglicherweise bald im Agrarausschuss vertreten sein.

Frau Heubuch, Sie haben am 25. Mai den Einzug für die Grünen ins Europaparlament geschafft. Was waren Ihre Beweggründe, um für das Europaparlament zu kandidieren?

Ich bin seit über 30 Jahren in der Agrarpolitik aktiv - von der regionalen Gruppe bis zum Zusammenschluss auf Bundesebene in der Arbeitsgemeinschaft für Landwirtschaft (AbL), die auch auf europäischer Ebene mit dem EMB sehr gut vernetzt ist. Ich habe den Rückhalt der Bauern, der über die Jahre gewachsen ist. Als sich die Möglichkeit ergeben hat, von der Verbandesebene in eine höhere Entscheidungsebene zu kommen, wollte ich diese Chance ergreifen.

Welche Themen liegen Ihnen als Agrarpolitikerin am Herzen?

Die Erhaltung der bäuerlichen Betriebe liegt mir am Herzen - ich setze mich mit aller Kraft gegen das Höfesterben ein. Die Höfe sind unsere Arbeitsplätze, unsere Lebensgrundlage. Wir Bauern brauchen unsere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Die unternehmerische Freiheit muss uns bleiben. Die Abhängigkeit von Abnehmern und Zulieferern, so wie ich sie derzeit im Mastbereich erlebe, möchte ich mir nicht für den Milchsektor vorstellen. Der Erhalt von Boden, Umweltverträglichkeit und vielseitige Strukturen sind mir ein wichtiges Anliegen.

Sie haben selbst 40 Milchkühe im Stall. Was möchten Sie als Europaabgeordnete für die Milcherzeuger erreichen?

Wir Landwirte müssen auf Augenhöhe mit den Verhandlungspartnern agieren können. Eine Gleichberechtigung am Markt ist mir wichtig. Es gibt Rahmenbedingungen, die uns Bauern das Leben erschweren oder erleichtern können. Ich kann im Europaparlament die praktische Seite miteinbringen. Was bedeuten gesetzliche EU Vorgaben in der Praxis? Was bedeuten sie konkret für meinen Hof? Fördert man damit Betriebe oder legt man ihnen Steine in den Weg?

Wie groß sind die Erwartungen an Sie seitens Ihrer Kollegen, den Landwirten?

Ich bekomme sehr viel Rückhalt aus der Region. Ich wurde bereits im Wahlkampf sowohl ideell als auch am Hof tatkräftig unterstützt. Meine Freunde und Kollegen, die Bauern, sind realistisch. Sie wissen, dass ich die Welt nicht umdrehen kann. Aber sie wissen, dass ich es ehrlich meine, dass es mir ernst ist und ich viel Energie habe. Und sie wollen dafür sorgen, dass ich nicht abhebe und am Boden bleibe.

Regina Reiterer (EMB)

Aktuelle Situation der Milchbetriebe in Irland

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Quelle: wikicommons

Der Großteil der irischen Milchverarbeiter hat 37 Cent/Liter inkl. MwSt. für Maimilch bezahlt. Zwei Verarbeiter zahlten weiterhin 39 Cent/Liter inkl. MwSt., andere haben hingegen den Preis um 1 oder 2 Cent gesenkt.

Die Silage läuft gut und die ersten Ernten wurden bereits eingefahren. Aufgrund der günstigen Wetterbedingungen sind die Erträge gut, was dazu geführt hat, dass die Milchlieferungen von Jahr zu Jahr, weit über die Quote, gestiegen sind. Wir erwarten, dass es kommenden März eine Superabgabe geben wird. Dies einerseits durch das steigende Milchangebot und aufgrund der steigenden Anzahl von Färsen, die nächstes Frühjahr kalben werden - im Hinblick auf das Quotenende.

Ein untergeordneter Unternehmenszweig der irischen Milchbetriebe ist die Rindfleischproduktion. Die Rindfleischpreise sind um 10-20% rückläufig, was vielen Bauern Verlusten in dieser Sparte einbringt.

Paul Smyth (ICMSA)

EMB Agenda

Die wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Juli 2014:

  • 1.07.:         Vorstandssitzung in Brüssel
  • 14.-15.07.: Europäische Strategiesitzung zu TTIP (und CETA)
  • 16.07.:       TTIP Präsentationen der Interessensgruppen (GD Handel)
  • 24.07.:       Expertengruppe zur Milchmarkt Beobachtungsstelle

 

 

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