MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

Als neugewähltes Vorstands-mitglied des European Milk Board möchte ich in meinem Leitartikel auf die aktuellen Probleme in Irland aufmerksam machen. Unsere Milcherzeuger sind wütend, weil der Milchpreis der größten irischen Genossen-schaft für Mai unter dem Schnitt liegt.

Die jüngsten Preisankündigungen der irischen Genossenschaften für Milchlieferungen im Mai sind kontrovers – insbesondere der Basispreis von 29 Cent pro Liter, den der größte irische Verarbeiter Glanbia angekündigt hat. Entgegen aller Markttrends, Fakten und Erhöhungen bei den anderen irischen Genossenschaften kündigt Glanbia einen Preis an, der drei Cents unter dem Auszahlungspreis anderer Genossenschaften im mittleren Preissegment liegt. Angesichts der Tatsache, dass April und Mai in Irland die Monate mit der höchsten Produktion sind und die Milcherzeuger in diesen beiden Monaten geschätzt 25 Prozent ihrer Jahresmenge produzieren, bedeutet die Tiefpreisentscheidung von Glanbia, dass ein Erzeuger, der im April und Mai 100.000 Liter an die Genossenschaft geliefert hat, fast 3.000 Euro weniger bekommt als bei anderen Genossenschaften. Es überrascht nicht, dass die Entscheidung Wut und Frust bei den Erzeugern auslöst, die die Molkerei beliefern – Tausende von ihnen gehören unserem irischen Milcherzeugerverband ICMSA an. Die Empörung wurde dadurch verschärft, dass der Ornua Index (Index des Irish Dairy Board) einen Preis von 31,4 Cent/Liter ergibt und dieser Preis insofern historisch ist, als er den Preis widerspiegelt, den Ornua den Genossenschaften für die angelieferte Milch bezahlt hat. Das heißt, es handelt sich nicht um den "aktuellen" Kurs, sondern um bereits gezahlte Preise. Die Entscheidung von Glanbia zeigt daher eine bewusste Strategie, den Erzeugern nicht den Preis weiterzugeben, den die Genossenschaft selbst erzielt hat. ICMSA hält eine solche Praxis für vollkommen inakzeptabel und wir haben wiederholt unsere Überzeugung geäußert, dass die Genossenschaften den höchstmöglichen Basispreis auszahlen müssen. Wir nehmen den sich abzeichnenden Trend nicht hin – und werden ihn niemals akzeptieren – absolute Niedrigstbasispreise zu zahlen und diese dann durch besondere "Erschwerniszulagen" oder andere dem Ermessen der Molkerei unterliegende Prämien aufzustocken. Die Landwirte wollen keine vom Wohlwollen der Genossenschaften abhängigen Preise. Sie wollen den höchsten Preis pro Liter, den die Genossenschaft zahlen kann. Und um auf meinen vorherigen Punkt zurückzukommen: Sie möchten in jedem Fall den gleichen Preis, den die Genossenschaft erzielt hat.

Die Erzeuger haben mit Enttäuschung auf die Vorschläge von Kommissar Hogan zur GAP reagiert. Die Kürzung des GAP-Haushalts ist grundlegend falsch und Irland würde es vorziehen, dass die verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten ihre nationalen Beiträge erhöhen, um das Defizit auszugleichen, das durch den Ausstieg des Vereinigten Königreichs entsteht. Die Bedrohung, die über unseren traditionellen britischen Märkten schwebt, wirft derzeit einen Schatten über den Großteil der irischen Landwirtschaft. Aber die Nachricht, dass die Parlamente der Mitgliedstaaten einen möglichen Vorschlag für ein Abkommen mit Mercosur ratifizieren müssen, ist ein Hoffnungsschimmer. Die Bauernvertretungen können sich also dafür einsetzen, dass das Abkommen, das so offensichtlich den Interessen der EU-Landwirte schadet, zu diesem Zeitpunkt abgelehnt werden kann. Wir werden unermüdlich arbeiten sicherzustellen, dass jede/r Abgeordnete/r in Irland sieht, wie absurd die Idee ist, die EU müsse gut 100.000 Tonnen Rindfleisch aus Südamerika importieren – einem suspekten System, das weithin als ökologische Bedrohung globalen Ausmaßes anerkannt ist. Das dürfen wir nicht zulassen.

Pat McCormack, Vorstandsmitglied des EMB und Vorsitzender des irischen Milcherzeugerverbands ICMSA (Irish Creamery Milk Suppliers Association)

Dürre macht Europas Milcherzeugern zu schaffen

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© A. Sauvage

In weiten Teilen Europas zeichnen sich extreme Ausfälle aufgrund der anhaltenden Hitzeperiode aus. Nach einem nassen Frühling in Ländern wie Irland, Großbritannien und Frankreich beeinträchtigt nun die Trockenheit das Weideland, die Heu- und Siloproduktion sowie die Getreide- und Stroherzeugung.

 

Durch die Folgen der Dürre fehlen den Milcherzeugern wichtige wirtschaftseigene Futtermittel. Es ist zu erwarten, dass die Produktionskosten durch zugekaufte Futtermittel steigen und die Milchleistung zurückgeht.

Hier Berichte von unseren Mitgliedsorganisationen:

 

Irland

Die irischen Erzeuger haben nach einem nassen Frühling nun mit wochenlanger Hitze und schweren Trockenperioden zu kämpfen. Aufgrund des schlechten Graswachstums und verbrannter Weiden, müssen die Milchviehhalter bereits auf alternative Flächen ausweichen oder Silage füttern. Ein Rückgang der Milchleistung wird neben der verminderten Futterqualität auch durch den sich abzeichnenden Wassermangel verursacht. Die Wasserressourcen sind durch den erhöhten Verbrauch erschöpft. Mittlerweile gibt es ein landesweites Verbot zur Bewässerung von Gärten, Füllen von Schwimmbädern, Autowaschen etc.

 

Deutschland

Die anhaltende Trockenheit im Osten und Norden Deutschlands verschärft sich. Im Osten brennen bereits Felder und Wälder – dort es hat in bestimmten Regionen seit April keine nennenswerte Niederschläge gegeben. Um die Futterknappheit abzumildern, haben einige deutsche Bundesländer die ökologischen Vorrangflächen zur Futtergewinnung freigegeben. Im Westen, Südwesten und an den Alpen gab es dagegen bis in den Juni hinein massive Unwetterschäden. Die diesjährigen Futterernten liegen weit unter den durchschnittlichen Erträgen. Die sehr schwache Getreideernte führt zu einer deutlich kleineren Menge an Futtergetreide und damit zur Verknappung der Strohproduktion. Auch die Erzeugung von Grassilage wird dürrebedingt geringer ausfallen.

 

Frankreich

Im Süden des Landes steht mittlerweile die regelmäßige Bewässerung der Kulturen an der Tagesordnung. Viehhaltung und Milchproduktion sind in diesen Regionen nunmehr eine Seltenheit. In den anderen Regionen Frankreichs wird die Weidehaltung als einzige Futterquelle zunehmend schwieriger, sie muss fast immer durch Zusatzfutter im Futtertrog ergänzt werden. Die Verteilung der Regenfälle über das Jahr ist in den einzelnen Regionen und sogar in den einzelnen Gemeinden stark von Gewittern abhängig. Daher wird es immer schwieriger, die Futterversorgung der Tiere zu planen. Die Futterbestände müssen das ganze Jahr über zur Verfügung stehen, um die zunehmend unregelmäßigen Ernten auszugleichen. Die Herstellung eines Liters Milch oder eines Kilogramms Fleisch gestaltet sich immer komplizierter.

 

Belgien

Belgien wird ja an sich mit viel Regen assoziiert, aktuell sind allerdings keine Niederschläge in Sicht. Die Milchkühe leiden unter Hitzestress, was das Tierwohl beeinträchtigt und letztendlich eine geringere Milchleistung nach sich zieht. Die Milcherzeuger müssen bereits Futter zukaufen bzw. auf Winterreserven zurückgreifen. Der dritte Grasschnitt geht verloren, eventuell auch der vierte Schnitt falls der Regen im August und September ausbleibt. Das bedeutet weniger Wintervorrat. Die Maiserträge sind zufriedenstellend, nur in den trockenen Gebieten werden die Erträge geringer ausfallen.

 

Dänemark

Die Hitzewelle sorgt auch in Dänemark für Probleme. Der „Dürre-Index“ (Tørkeindeks) war Anfang Juli mit 10 Punkten am Höchststand. Im Vergleich dazu war der Wert im vorjährigen Sommer über auf Null. Der mangelnde Graswuchs brachte ohne Bewässerung bis jetzt durchschnittlich nur 1,5 Schnitte. Für die Milcherzeuger ist die Bewässerung mit einem höheren Arbeitseinsatz und Kosten verbunden. Es gibt viel zu wenig Stroh, einige Bauern kaufen bereits im Nachbarland Niederlande zu. Bei der Getreideernte werden Einbußen von bis zu 30-50% erwartet, die Prognosen für Maissilage sehen bisher aber gut aus. Der Engpass bei heimischem Futter stellt vor allem die Bio-Milchbauern vor große Herausforderungen.

 

Italien/Südtirol

Italien ist mit einem nassen Frühjahr in die Vegetationsperiode gestartet; in Südtirol hat ein schneereicher Winter für gute Bodenfeuchtigkeit gesorgt. Im Südtiroler Vintschgau brachte eine mehrwöchige Trockenperiode den Milcherzeugern eine gute Heuqualität. Der Almauftrieb fand dieses Jahr etwas früher statt, für die Rinder stand reichlich Aufwuchs zur Verfügung. Trockene Perioden wechseln sich mit Regenphasen ab.

 

Litauen

Die Monate Mai und Juni waren in Litauen extrem trocken. Für die Milcherzeuger war es aufgrund der starken Trockenperiode nicht möglich, ausreichend Futter bereit zu stellen. Der zweite Schnitt fiel durch den schlechten Graswuchs sehr schlecht aus. Die extreme Trockenheit schlägt sich direkt auf das Einkommen der litauischen Milcherzeuger nieder. Zusätzlich zu den niedrigen Milchpreisen sind die Produzenten mit verminderter Milchleistung sowie geringen Fett- und Proteingehalten konfrontiert, die den Rohmilchpreis maßgebend bestimmen. Für den Winter werden Engpässe beim Futter vorausgesagt.

 

Spanien

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern kann unser nordspanischer Mitgliedsverband über günstige Wetterbedingungen berichten. Das Frühjahr hat sich positiv auf die Futtermittelerzeugung ausgewirkt mit im Vergleich zu den Vorjahren niedrigeren Preisen. Auch die Marktpreise für Getreide sind aufgrund der guten Ernteaussichten nach unten gegangen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preise für Futtergetreide entwickeln.

Regina Reiterer, EMB

Ein Milchpulverberg schlägt Schatten

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© EMB

Die EU-Interventionspulverbestände von ursprünglich 380.000 Tonnen werden allmählich weniger. Seit Dezember 2016 wurden bisher insgesamt 99.805 Tonnen Milchpulver in 21 Ausschreibungen veräußert. Der Verkauf ging im Jahr 2017 nur zögerlich mit Kleinstmengen vonstatten, im Frühjahr 2018 kam allerdings mehr Bewegung in das Verkaufsgeschehen. Aktuell lagern noch rund 280.000 Tonnen Magermilchpulver in den europäischen Interventionslagern.

 

Die Verkaufspreise beeinträchtigen den Milchmarkt: Der bereits im Dezember 2016 fixierte Minimumpreis von € 215,10/100 kg entspricht nicht dem eigentlichen Produktionswert. Im März 2018 erreichten die Verkaufspreise einen Tiefststand von 105,00 €, zuletzt wurde das Magermilchpulver um 119,50 € je 100 kg verkauft. Damit konterkariert die EU-Kommission klar ihre eigenen Vorgaben, Interventionsbestände marktunschädlich abzubauen. Der aktuelle Marktpreis für Magermilchpulver beträgt € 152/100kg.

 

Wie konnte es soweit kommen?

Von 2010 bis Mitte 2015 gab es keine Interventionsankäufe für Milchpulver. Erste Ankäufe in die öffentliche Intervention starteten im Juli 2015, als die Überproduktion die Milchpreise in den Keller trieb. Anstatt Anreize für eine Mengenreduktion zu schaffen, reagierte Agrarkommissar Hogan auf die Krise, indem er die Ankaufsperiode für 2015 und 2016 über die gewöhnliche Periode (von März bis September) hinaus verlängerte. Ein falsches Signal – die Milcherzeuger haben weiter gemolken, um die niedrigen Milchpreiseerlöse durch eine höhere Produktion abzufedern. Die EU-Politik hat noch eins draufgelegt: 2016 wurde die maximale Interventionsmenge für Magermilchpulver von 109.000 Tonnen zuerst auf 218.000 t verdoppelt und danach neuerlich auf 350.000 t ausgeweitet.

 

Die Intervention ist kein Kriseninstrument!

Es zeigt sich deutlich, dass die Intervention bei chronischen Instabilitäten nicht wirksam ist und die Preise später beim Verkauf nach unten drückt. Das European Milk Board setzt sich für eine generelle Reduktion der Interventionsmengen von derzeit 109.000 Tonnen pro Jahr und eine gleichzeitige Anhebung des Interventionspreises ein. Die Produktion muss an den Markt angepasst werden, d.h. die Übermengen müssen vermieden werden. Wir fordern, dass das Milchpulver marktunschädlich abgebaut wird!

 

Tierfutterverwertung als Alternative?

Der französische Agrarminister Stéphane Travert möchte die EU-Lagerbestände auf alternativen Wegen verringern. Sein Vorschlag: Ein Teil der älteren Interventionsbestände soll über parallele Ausschreibungen als Tierfutter veräußert werden. Unterstützung für den Vorschlag gibt es von einzelnen Ministerkollegen. Agrarkommissar Hogan hat die französische Forderung allerdings als zu komplex aufgrund der "aufwändigen Kontroll- und Rückverfolgbarkeitsbedingungen" abgelehnt.

Regina Reiterer, EMB

Protest gegen EU-Milchpolitik

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© wikimedia

Deutliche Kritik an der Milchpolitik der EU haben Bauern und Bäuerinnen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) gemeinsam mit Vertretern von Umweltschutzorganisationen und Grünen-Politiker am 11. Juni in Aschendorf (Emsland, Niedersachsen) geäußert. Der Grund: dort gelagertes Milchpulver.

 

„Hier sind es 1.800 Tonnen. Insgesamt sind es in der EU knapp 300.000 Tonnen. Diese Milchmenge wurde damals, als sie produziert wurde, nicht gebraucht und sie wird auch heute nicht gebraucht. Alle Abnehmer von Milchprodukten wissen natürlich, dass immer noch diese Übermengen auf dem Markt sind und können dadurch den Preis für neu produzierte Milch drücken“, sagt der Milchbauer und AbL-Landesvorsitzende in Niedersachsen Ottmar Ilchmann auch angesichts der aktuell wieder und weiter fallenden Milchpreise. In der Phase niedriger Milchpreise während der Milchkrise 2014 bis 2016 sei zu viel erzeugte Milch zu Pulver verarbeitet und durch die EU-Intervention vom Markt genommen worden. Dieses Pulver belaste immer noch den Milchmarkt und halte den Milchpreis niedrig. „Das Ergebnis der verfehlten Politik liegt als Milchpulver in Hallen wie der ehemaligen Gardinenwerke“, so Ilchmann. Es werde Milchpulver gelagert, dass keiner brauche oder „zu Spottpreisen in Afrika verramscht, was die dortigen Märkte ruiniert.“

Seit dem Fall der Milchquote 2015 hätten viele Milchbauern in Deutschland und in ganz Europa ihre Milchmenge gesteigert. Sie hätten sich Hoffnung gemacht auf Exporterfolge auf dem Weltmarkt, die ihnen Politik, Molkereien und Bauernverband vorgegaukelt hätten. Aber das Milchpulver, das gerade norddeutsche Genossenschaftsmolkereien wie das Deutsche Milchkontor in ihren eigens errichteten Trockentürmen produzierten, wolle niemand kaufen, weshalb es an die EU verkauft werde.

„Diese Lagerhaltung kostet den Steuerzahlern viel Geld und hilft nur den Molkereien, die ihre unverkäufliche, am Markt vorbei produzierte Ware loswerden und natürlich den Betreibern von Lagerhäusern“, so Ilchmann. Dem Steuerzahler entstünden durch die Lagerung und das jetzige Verramschen des Milchpulvers Kosten in Millionenhöhe. Zudem führe Milch-Überproduktion zu vermeidbaren Umweltbelastungen durch Intensivierung und Nährstoffbelastung.

Regulierungsinstrumente auch im Krisenfall fordert die agrarpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion Miriam Staudte, denn „wir können nicht auf die nächste Krise warten, sondern müssen Instrumente entwickeln, die präventiv wirken“. Sie will eine Milchviehhaltung fördern, die von der Gesellschaft gewollt ist. „Und das bedeutet, dass Kühe auf die Weide gehören.“

Deutlich wurde auf der Demonstration, dass möglichst schnell gehandelt werden sollte. Denn, so Ottmar Ilchmann, „es machen Bauern zu und vor allem verlieren viele Bauern den Mut. Die verlieren den Mut und die Hoffnung, dass der Milchmarkt noch mal wieder so ins Lot kommt, dass man dauerhaft und nachhaltig von seiner Milch leben kann“.

Friedhelm Stodieck, Artikel erschienen in der Bauernstimme 13. Juni 2018

Die Lage in Spanien

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Im Mai 2018 ist der Preis für Kuhmilch den vierten Monat infolge rückläufig gewesen und auf 31,6 Cent gesunken. Wir sind über die aktuelle Preissituation sehr unzufrieden, aber unter den Milcherzeugern herrscht Resignation und wenig Enthusiasmus, sich zu mobilisieren. Die Bauern fügen sich und schauen auf die magere Erholung nach dem jahrelangen Kampf.

 

Es herrscht Unsicherheit, ob es je faire Preise geben oder die verringerte Menge beibehalten wird. Außerdem bieten die Verträge wenig Anlass zur Hoffnung, da wir sie weiterhin unter Druck unterzeichnen.

Den jüngsten Zahlen des Landwirtschaftsministeriums zufolge beliefen sich die in Spanien gemeldeten Rohmilchlieferungen 2017 auf etwa 7 Millionen Tonnen, also eine Steigerung von fast 2% gegenüber 2016. Der Kuhbestand zählte im Juni 2018 knapp 850.000 Milchkühe, was einem Rückgang von 10.000 Stück oder etwa 1,2% gegenüber Juni 2017 entspricht. Im April 2018 gab es Spanien 14.231 Milcherzeuger, also 6% weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.

Im Jahr 2017 hat die Käseherstellung um 17% zugenommen, gefolgt von Butter (15%) und Magermilchpulver (20%). Im Gegensatz dazu gingen die Kondensmilch um 10% und frische Sahne um 5% zurück. Der Verbrauch in den privaten Haushalten ist zeitgleich gestiegen.

Was die politische Situation in Spanien betrifft, warten wir derzeit darauf, dass sich die neue Regierung formiert, um zu sehen, welche Vorschläge sie verabschiedet und welche Richtung sie einschlägt. Wir werden Treffen mit dem neuen Agrarminister fordern und Vorschläge erörtern, aber auch unsere Lösungen einbringen und die Defizite und Schwächen des Sektors erläutern. Wir glauben, dass gegenwärtig keine großen Veränderungen zu erwarten sind, da wir in zwei Jahren eine neue Regierung bekommen. Aber wir werden versuchen sicherzustellen, dass die Politik die Vorschläge umsetzt, die wir vorgelegt haben, als die jetzige Regierung noch in der Opposition war. Bisher hat das Ministerium Änderungen bei der Herkunftskennzeichnung angekündigt: Das Ursprungsland soll auf dem Etikett angegeben werden.

Für den Moment können wir nur hoffen, dass uns der neue Agrarminister mehr Beachtung schenken wird.

Jose Alberto Martín González, spanischer Milcherzeugerverband (OPL)

Der französische Milchsektor muss sich neu strukturieren

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© EMB

Kurz nach seinem Amtsantritt hat Emmanuel Macron die sogenannten „Generalstände für Landwirtschaft“ (eine breite öffentliche Konsultation) einberufen, die die verschiedenen Branchenorganisationen verpflichtet, „Sektorenpläne“ vorzulegen.

 

 

Diese Pläne sollen auf transparentere Verhandlungen abzielen und bei der Preisberechnung statt von den Endprodukten von den Produktionskosten ausgehen.

Es zeigt sich, dass der Plan für den Milchsektor vorrangig eine höherwertige Produktpalette statt der Deckung der Produktionskosten zum Ziel hat, obwohl diese Verpflichtung eigentlich von allen befürwortet wird. Auch wenn die Diskussion über die Produktionsindikatoren nicht optimal ist, zeichnen sich doch zahlreiche Handlungssätze ab, die den Vorschlägen von FaireFrance folgen, wie zum Beispiel dem des „verantwortungsvollen Milcherzeugers“ der Genossenschaft Sodiaal, deren Wirkung auf die Preise für die Genossenschaftsmitglieder noch zu bewerten ist. Die Tatsache, dass unsere (privaten oder genossenschaftlichen) Industrieunternehmen Fortschritte in Richtung der Kostendeckung eines kleinen Teils der Produktion machen, darf nicht dazu führen, dass ein Plan verabschiedet wird, der die aktuelle Situation in keiner Weise verändern würde!

 

Einseitig verteilte Marge

Eine Gegenüberstellung der Leistung des französischen und des deutschen Milchsektors erweist sich als sehr aufschlussreich. Die Milchproduktion in Deutschland belief sich 2016 auf 31,3 Millionen Tonnen gegenüber 24,7 Millionen Tonnen für Frankreich. Beim Gesamtumsatz stehen 21,9 Milliarden 30 Milliarden für Frankreich gegenüber. Der Umsatz betrug in Deutschland damit 0,699 €/l gegenüber 1,214 €/l für Frankreich. Es fällt schwer zu glauben, dass die französischen Unternehmen Mehrkosten von 42% (515 €/1000l) im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen haben! Zieht man außerdem die Umsatzzahlen der französischen Milchindustrie von 2010 zum Vergleich heran, stellt man fest, dass diese in den sieben Jahren einen Zusatzumsatz von 32 Milliarden Euro kumuliert hat (also mehr als den Umsatz eines gesamten Jahres wie 2017), was einem Zuwachs von +190 € je 1000 Liter verarbeiteter Milch in diesen sieben Jahren entspricht! Und dennoch wurden die französischen Erzeuger nicht besser bezahlt als ihre deutsche Berufskollegen und die deutsche Milchindustrie war sicher auch nicht weniger leistungsstark als die französische. Es ist daher legitim, zuerst bei diesen Unternehmen anzuklopfen, bevor man beim Handel vorstellig wird!

 

Die Notwendigkeit, die Milcherzeuger zu bündeln

Damit die vielen Erzeugerorganisationen (etwa 60 zugelassene Erzeugerorganisationen) in den Verhandlungen über Preise und Mengen mehr Gewicht bekommen, müssen sich letztere ebenso wie die Genossenschaften (die mehr als Hälfte der in Frankreich gelieferten Milch ausmachen), unbedingt in schlagkräftigen und möglichst wenigen Verbänden von Milcherzeugerorganisationen bündeln. Mit dieser kollektiven Organisation und bei Bedarf auch Produktionskürzungen können die Erzeuger endlich die Preise heben und die 10 Cent pro Liter erzielen, die fehlen, um die von OPL und allen Mitgliedsorganisationen des EMB geforderten 45 Cent zu erreichen.

Véronique Le Floc’h, Vorsitzende der OPL (Organisation des Producteurs de Lait) der CR

Interview mit Pat McCormack, neues Vorstandsmitglied des EMB

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© ICMSA

Pat McCormack aus Irland ist seit Mitte April 2018 neues Vorstandsmitglied des European Milk Board. Mit seinen 41 Jahren ist Pat McCormack der bisher jüngste Vorsitzende des Irish Creamery Milk Suppliers Association (ICMSA). Zuvor war er Stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender des Milchausschusses in der ICMSA. Die Analyse des Milchmarkts ist aus seiner Sicht eine Vorbedingung, um die Interessen der Milcherzeuger vertreten zu können.

Pat ist verheiratet und hat eine vier Monate alte Tochter.


Herr McCormack, wie sieht Ihr Hof aus? Wer erledigt die Arbeit, wenn Sie in Brüssel sind?

Ich melke 100 Holstein-Friesian-Kühe mit der üblichen Frühjahrskalbung. Meine Milch liefere ich an meine örtliche Genossenschaft Tipperary Co-op, für die ich auch beratend tätig bin. Den Betrieb habe ich von meinem Vater geerbt und er ist – wie in Irland üblich – seit mindestens fünf Generationen in Familienbesitz. Wenn ich für ICMSA oder EMB unterwegs bin, übernimmt ein Angestellter die tägliche Arbeit.

 

Welche Themen sind Ihnen bei Ihrer Arbeit im European Milk Board wichtig?

Mir ist beim EMB immer besonders aufgefallen, dass die Probleme in den Ländern, die wir vertreten, weitgehend gleich sind. Der Hintergrund variiert vielleicht, aber die Herausforderungen sind größtenteils gleich. Ich habe großes Interesse an den zaghaften Initiativen der Kommission, die Margen in der Lieferkette zu reformieren. Es gibt einige ermutigende Anzeichen, dass es Kommissar Hogan tatsächlich ernst ist, sich die Kartelle der Einzelhandelskonzerne und deren unermüdliche Angriffe auf die Margen der Zulieferer vorzunehmen. Selbstverständlich beobachten wir die GAP aufmerksam und sind entschlossen, diese Kernpolitik vor kurzfristigen Haushaltsüberlegungen zu schützen. Mein Hauptanliegen ist jedoch, zusammen zu handeln und uns über Analysen und Lösungen auszutauschen, die zu besseren und nachhaltigen Milchpreisen führen.

 

Die irischen Milcherzeuger haben uns während des EU-Mengenreduktionsprogramms mit der höchsten anteiligen Mengensenkung überrascht. Wie erklären Sie sich diese starke Beteiligung?

Die irischen Landwirte sind in der Lage, sich schnell auf Marktbewegungen einzustellen. Unmittelbar nach dem Wegfall der Quote herrschte weitverbreiteter Enthusiasmus, der zu einer Erhöhung der Milchmenge führte. Der Einbruch der Milchpreise 2015/2016 hat unsere Mitglieder hart getroffen, denn die Preise fielen über einen längeren Zeitraum auf ein Niveau, das unter den Produktionskosten lag. ICMSA forderte schon früh ein Programm zur Senkung der Milchmenge, da offensichtlich war, dass die verfügbaren „Instrumente“ zur Preisstützung vollkommen unzureichend waren. Als das freiwillige Reduktionsprogramm kam, haben unsere Landwirte es genutzt und – wie ICMSA und EMB es vorhergesehen hatten – hat es unmittelbar einen „Boden“ bei den Preisen eingezogen. Aus unserer Sicht war es so nachweislich effektiv, dass wir es als dauerhafte Option für die Zukunft verankern möchten. Die irischen Landwirte haben die Sache durchgerechnet und damals eingesehen, dass eine vorübergehende Senkung der Produktion eindeutig die vernünftigste Option war.

 

Mit dem Brexit, dem Haushalt der GAP und den geplanten Freihandelsabkommen werden die Landwirte vor einige Herausforderungen gestellt. Was sehen Sie als die größten Knackpunkte für die Zukunft?

Zuerst müssen wir für die Zukunft den Erhalt einer ordentlich finanzierten GAP sicherstellen, die die Bedeutung einer nachhaltigen und einheimischen Nahrungsmittelproduktion in der EU und für die EU anerkennt. Was ICMSA betrifft, hat der Haushalt der GAP oberste Priorität und Irland hat deutlich gesagt, dass es seinen Haushaltsbeitrag erhöhen wird, um das Defizit auszugleichen, dass durch den Brexit entsteht. Wir erwarten das Gleiche von den anderen.

 

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Arbeit im EMB gesteckt?

Die Landwirte in der EU von einer Sache zu überzeugen, die alle anderen Sektoren bereits seit langem realisiert haben: Uns verbindet viel mehr als das, was uns vermeintlich trennt. Einzelne Mitgliedsorganisationen haben Lobby- und Analysefähigkeiten entwickelt, die alle Mitgliedsorganisationen nutzen sollten. Es sind die gleichen Probleme und oft auch die gleichen Lösungen, nur unter anderer Flagge. Daher müssen wir zusammenarbeiten!

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Regina Reiterer, EMB

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