MILK-NEWS

http://www.europeanmilkboard.org

Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

in den letzten Wochen haben wichtige Ereignisse auf europäischer und internationaler Ebene stattgefunden. Die Regierungschefs der EU-Staaten haben wichtige europäische Spitzenposten neu besetzt und auch das Europäische Parlament hat neue Vertreter für seine Schlüsselposten gefunden. Ich wünsche ihnen in den nächsten fünf Jahren viel Erfolg bei der Stärkung und dem Aufbau eines fairen Europas mit einer gerechten Agrarpolitik.

Ein sehr wichtiges Ereignis der vergangenen Wochen war auch das am 28. Juni unterzeichnete Handelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Ländern des Mercosur. Als Milcherzeugerin möchte und muss ich ernste Bedenken bezüglich dieses aktuellen Abkommens äußern. So kann die ausgehandelte hohe Quote für Rindfleischexporte aus dem Mercosur-Raum die Fleischpreise für Erzeuger in der EU stark drücken. Die Milchpreise innerhalb der EU wiederum könnten aufgrund größerer Sojaimporte nach unten gehen. Denn diese sollen laut Abkommen mit einer geringeren Exportsteuer im Mercosur-Raum belegt werden. Die dadurch verbilligten Sojaimporte könnten die Milchproduktion in der EU und damit die Überproduktion im Milchsektor weiter ankurbeln. Gleichzeitig kann die Liberalisierung des Handels mit verarbeiteten Milchprodukten die Milchpreise für die Erzeuger in den Mercosur-Ländern senken. Dieses Abkommen wird also den Milchbauern auf beiden Seiten des Atlantiks nicht helfen. Das EMB reagierte darauf am 2. Juli mit einer Pressemitteilung, die Sie auch noch einmal hier im Newsletter sehen können. In verschiedenen europäischen Ländern protestieren zudem zahlreiche Milchbäuerinnen und -bauern gegen das Abkommen. Und die Diskussion über die Ratifizierung fängt gerade erst an! 

Die MilcherzeugerInnen stehen vor einem "perfekten Sturm", da nicht nur die Freihandelsabkommen problematisch sind. Auch das Risiko auf einen Brexit ohne Abkommen steigt, während sich die Milchpreise in der EU ohnehin schon auf einem niedrigen Stand befinden.

Und noch weitere Themen beschäftigen uns in diesem Newsletter. So stellen Schweizer Bäuerinnen und Bauern Milchpreissenkungen der Milchwirtschaft in Frage und der belgische Milcherzeuger Daniel Hick spricht über seine Erfahrung mit der fairen Milch von Fairebel und über die Einführung ihres neuen Bio-Eises. Aus Deutschland gibt uns der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter einen Überblick zum dortigen Milchsektor.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Die nächste Ausgabe unseres Newsletters erscheint im September. 

 

Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin des EMB und Vorsitzende des DDB Niederlande

Entscheidung über EU-Spitzenposten

Newsletterbild
© Europäische Kommission

Am 2. Juli dieses Jahres wurde auf dem EU-Gipfel über die europäischen Spitzenposten entschieden und kurz darauf hat auch das Europäische Parlament seine Schlüsselposten neu besetzt. Einer der strittigsten Punkte war die Nominierung des Präsidenten der Europäischen Kommission. Hier eine kurze Zusammenfassung der Entwicklungen.

 

Europäische Kommission

Als Kommissionspräsidentin wurde die ehemalige deutsche Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 16. Juli vom Europäischen Parlament mit einer knappen Mehrheit von 9 Stimmen gewählt. Sie wird ihre Arbeit ab dem 1. November aufnehmen.

Bevor sie ihre politische Karriere startete, war sie als Ärztin in Deutschland tätig. Von der Leyen war dann von 2005 bis 2009 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und danach bis 2013 Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Anschließend übernahm sie bis Juli 2019 den Posten der Verteidigungsministerin.

 

Europäisches Parlament

Neuer EU-Parlamentspräsident ist der Italiener David Maria Sassoli (S&D). Der Journalist ist seit 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments. In der vorangegangenen Wahlperiode war er einer der 14 Vizepräsidenten des Hauses. 

Die Mitglieder des Agrarausschusses wurden Anfang Juli bekannt gegeben. Die komplette Liste der Mitglieder finden Sie hier. Der Deutsche Norbert Lins (EVP) ist neuer Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses. Während der vorherigen Wahlperiode war er als Mit-Berichterstatter für das EU-Zulassungsverfahren für Pestizide zuständig. 

 

Europäischer Rat

Neuer Präsident des Europäischen Rates ist der aktuelle belgische Premierminister Charles Michel. Er ist zudem Vorsitzender der belgischen liberalen Partei Mouvement Réformateur (MR).

 

Europäische Zentralbank

Die Französin Christine Lagarde, bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), wird in den kommenden Jahren als Präsidentin die Europäische Zentralbank leiten. Auf nationaler Ebene war sie von 2007 bis 2011 Wirtschafts- und Finanzministerin im Kabinett von Premierminister François Fillon.

 

EU-Außenbeauftragter

Der Spanier Josep Borrell wurde für das Amt des EU-Außenbeauftragten nominiert. Er braucht nun die Zustimmung des Europaparlaments, um sein Amt anzutreten. Zurzeit ist er spanischer Außenminister. Von 2004 bis 2007 war er Präsident des Europäischen Parlaments.

 

Nicolas de la Vega, EMB

Vanessa Langer, EMB

Handelsabkommen EU-Mercosur: Was kommt auf die Landwirte in der EU zu?

Newsletterbild
© Europäische Kommission

Am 28. Juni hat die Europäische Union nach einem über zwei Jahrzehnte andauernden Verhandlungsmarathon und 39 offiziellen Gesprächsrunden ein Handelsabkommen mit dem südamerikanischen Mercosur-Block, bestehend aus Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay, geschlossen.

Laut Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker handelt es sich dabei um das "umfangreichste Handelsabkommen, das die EU je abgeschlossen hat". Von vielen Seiten wird jedoch befürchtet, dass das Abkommen verheerende Auswirkungen auf die Rindfleischproduktion in der EU und auf die verarbeitende Industrie in den Mercosur-Ländern haben wird.

 

Werden Milchbauern von diesem Handelsabkommen profitieren?

Offiziellen Statistiken zufolge weist die EU derzeit eine positive Handelsbilanz gegenüber den Mercosur-Ländern bei verarbeiteten Milcherzeugnissen wie Milchpulver, Molke, Käse, Schokolade, Eiscreme und Säuglingsnahrung auf. Dabei stehen 146 Millionen Euro auf der Export-Seite und 9 Millionen Euro auf der Import-Seite. Hauptimporteur von EU-Erzeugnissen ist Brasilien mit 105 Millionen Euro, gefolgt von Argentinien mit 26 Millionen, Uruguay mit 12 Millionen und schließlich Paraguay mit 3 Millionen Euro. Aufgrund der derzeitigen Mercosur-Zölle von bis zu 28 Prozent behauptet die Europäische Kommission, dass die Handelsbeträge im Vergleich zu anderen Drittländern niedrig seien und betrachtet das Abkommen daher als Chance für die EU. Ähnlich sieht es der Europäische Milch-Handelsverband Eucolait. Die brasilianische Regierung befürchtet jedoch, dass die Milchpreise sinken werden. Das Handelsabkommen sieht die schrittweise Einführung von zollfreien Quoten für bestimmte Produkte, so etwa für 30.000 Tonnen Käse, 10.000 Tonnen Milchpulver, 5.000 Tonnen Säuglingsnahrung innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren vor. Nehmen wir Käse als Beispiel, würde dies eine Verzehnfachung der Exporte in den Mercosur-Raum bedeuten. Für die Milchverarbeiter mag dies positiv sein, aber es besteht keine Garantie dafür, dass die Milchpreise für die Landwirte in der EU steigen werden, wenn in die Mercorsur-Länder mehr exportiert wird.

 

Sojaimporte tragen zur Überproduktion in der EU bei

Europas Agrarindustrie ist in hohem Maße auf Sojaimporte aus Südamerika angewiesen. Handelszahlen zufolge liefern die Mercosur-Länder 94 Prozent des Sojaschrots und 52 Prozent des Sojasaatguts, das die EU international kauft. Diese hohe Einfuhr von Futtermitteln in Europa ist eine der Hauptursachen für die Milch- und Fleischüberproduktion. Mit der vereinbarten Senkung der Exportzölle auf Soja wird sich die Abhängigkeit von südamerikanischem Eiweiß noch verstärken. Billigere Sojaimporte nach Europa dürften die Milchproduktion der EU erhöhen und die Preise für Landwirte senken.

 

Die Erhöhung der Rindfleischquoten ist für mehrere EU-Länder ein hohes Risiko

Die zollfreien Importquoten der EU für Rindfleisch werden innerhalb von sechs Jahren auf 99.000 Tonnen steigen. Dies stellt ein erhebliches Risiko für den Rindfleischsektor der EU dar, wie auch in einem am 17. Juni datierten Brief angeführt wurde, der vom französischen Staatspräsidenten Macron, dem irischen Regierungschef Varadkar, dem polnischen Premierminister Morawiecki und dem belgischen Premierminister Michel unterschriebenen wurde. An diesem Thema scheiden sich die Geister, denn sieben weitere EU-Staats- und Regierungschefs haben in einem eigenen Schreiben darum gebeten, die Vorteile für die europäische Industrie zu sehen und „bereit und willens zu sein, endgültige Zugeständnisse zu machen“, insbesondere im Agrarsektor.

Kritische Reaktionen gab es auch aus dem Agrarsektor und von Nichtregierungsorganisationen. Copa-Cogeca, der größte Landwirtschaftsverband der EU, warnte die Europäische Kommission davor, in einer Zeit extremer Unsicherheit für die europäische Landwirtschaft eine solche Vereinbarung zu unterzeichnen. Des Weiteren forderte der Verband die EU auf, ihre Zölle auf wichtige sensible Produkte beizubehalten und die EU-Umweltnormen einzuhalten. In einem offenen Brief haben zudem über 340 Nichtregierungsorganisationen, sowohl aus Europa als auch Südamerika, die Einstellung der Verhandlungen gefordert, solange Rodungen und Verstöße gegen die Menschenrechte weiter auf der brasilianischen Tagesordnung stehen.

 

Abkommen noch nicht beschlossen – Ratifizierung könnte der Stolperstein sein

Zwar haben die Verhandlungspartner zunächst eine Einigung erzielt. Ungewissheit droht jedoch mit dem Ende der Amtszeit der aktuellen Europäischen Kommission – dem Verhandlungspartner der EU – und aufgrund der argentinischen Wahlen, die zeitlich beide im Oktober angesiedelt sind. In den letzten Tagen warnte die französische Regierung, dass sie nicht bereit sei, das Abkommen zu ratifizieren. Innerhalb des Mercosur-Raums wird auch seitens der Industrie und der Weinerzeuger Druck ausgeübt, das Handelsabkommen nicht zu ratifizieren oder seinen Umfang einzuschränken. Obwohl eine Einigung erzielt wurde, ist also das letzte Wort über die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den Mercosur-Ländern noch nicht gesprochen.

 

Nicolas de la Vega, EMB

Milcherzeuger sehen Mercosur-Abkommen kritisch

Newsletterbild
© EMB

Vereinbarungen bringen Nachteile für Verbraucher und Erzeuger

Die Milcherzeuger des European Milk Board (EMB) äußern ernste Bedenken bezüglich des aktuellen Handelsabkommens der EU mit den Mercosur-Ländern.

 

Wie Sieta van Keimpema, die Vizepräsidentin des Verbandes, mitteilt, sei es sowohl für den Milch- als auch den Rindfleischsektor problematisch.  

Durch die nun beschlossene hohe Rindfleischquote von 99.000 Tonnen für Exporte aus den südamerikanischen Ländern in die EU bestehe zum einen die Gefahr, dass die Rindfleischpreise in der EU stark sinken und Teile der einheimischen Fleischproduktionen verdrängt werden. Weitere Vereinbarungen im Mercosur-Abkommen könnten außerdem die bereits bestehende Überproduktion im Milchsektor noch weiter verschärfen. Eine der Ursachen für die schädliche EU-Mehrproduktion ist der hohe Import an Soja. Die vereinbarte Senkung der Mercosur-Exportzölle wird voraussichtlich zu noch höheren Sojaimporten in die EU führen, was die EU-Mehrproduktion noch weiter ankurbeln könnte. „In der EU arbeiten wir Milcherzeuger seit Jahren daran, dass der Milchsektor krisenstabil und wieder zukunftsfähig wird. Das Mercosur-Abkommen konterkariert diese Bemühungen leider“, so van Keimpema. 

„Außerdem unterscheiden sich die Agrarprodukte, die nun vermehrt zu uns nach Europa kommen werden, bezüglich der Standards und Produktionsanforderungen von denen, die in der EU produziert werden. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der EU-Erzeuger“, führt van Keimpema die Bedenken der Milchproduzenten weiter aus. „Und es stellt sich zudem die Frage, inwieweit für die EU-Verbraucher garantiert werden kann, dass zumindest die zugesicherten landwirtschaftlichen Standards auch wirklich eingehalten werden.“  

Aber nicht nur für die Milchproduzenten und Verbraucher in der EU sei das Abkommen bedenklich, wie van Keimpema weiter anmerkt: „Für die südamerikanischen Milcherzeuger sind die Zollverringerungen für EU-Milchprodukte mit der Gefahr sinkender Milchpreise in ihren Ländern verbunden. Auch wenn unser Verband in erster Linie die europäischen Milcherzeuger vertritt, wollen wir auch für die Berufskollegen im Mercosur-Raum keine Verschlechterung der Preislage.“

Hinzu komme, dass aktuell die Entwicklungen in Brasilien, dem Mercosur-Hauptwirtschaftsland, sehr besorgniserregend seien. „Sowohl der Umgang des Staates mit Menschenrechten als auch seine Entscheidungen im Umweltbereich stoßen weltweit auf wichtige Kritik, der wir uns anschließen“, so van Keimpema. So sieht sie beispielsweise die verstärkten Rodungen des Regenwaldes seit Anfang 2019 als äußerst bedenklich an.

Wie das EMB betont, gehe es bei der Beurteilung des Mercosur-Abkommens durch die Milcherzeuger nicht darum, Protektionismus zu fördern. Es sei wichtig, dass Handelsabkommen dazu beitragen, faire und ausgeglichene Handelsbeziehungen zu erreichen. Und zwar solche, die den landwirtschaftlichen Produzenten sowie den Bürgern hier und dort keine Nachteile bereiten. Das bestehende Mercosur-Abkommen erfülle diese wichtige Anforderung aus den oben angeführten Gründen leider nicht.

EMB-Pressemitteilung vom 2. Juli 2019

Milcherzeugungskosten in Deutschland nur zu 78% gedeckt

Newsletterbild

Die vierteljährlichen Kostenzahlen für Deutschland liegen vor und zeigen, dass im April 2019 die Produktionskosten nur zu 78% gedeckt waren. Die Kosten der Erzeugung betrugen im April 44,33 Cent, dem gegenüber erhielten die MilcherzeugerInnen für ihr Produkt allerdings nur 34,56 Cent. Den ErzeugerInnen fehlen somit 9,77 Cent zur Kostendeckung.

Die Zahlen entstammen der vierteljährlichen deutschen Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL). Mit den Berechnungen vom April 2019 wurde die Ermittlung der Milcherzeugungskosten turnusmäßig auf die neuesten INLB-Daten von 2017 umgestellt.

Johannes Pfaller, Vorstandsmitglied des EMB und Milcherzeuger aus Süddeutschland berichtet: „Die  anhaltende Spreizung der Schere zwischen den Kosten der Milcherzeugung und den gezahlten Milcherzeugerpreisen zeigt: Die Molkereiwirtschaft lässt uns Milchviehhalter an der ausgestreckten Hand zappeln, zahlen uns immer gerade nur so viel, dass ihnen der Milchfluss erhalten, für uns aber nichts übrig bleibt.“ Eine Ursache dafür ist das vom Bundeskartellamt in der Sektoruntersuchung Milch festgestellte Marktmachtgefälle zu Ungunsten der MilchviehhalterInnen. „Insgesamt erfolgt die Preisfindung derzeit nicht in einem funktionsfähigen Wettbewerbs- und Verhandlungsumfeld“ so das Bundeskartellamt. „Daran müssen wir schleunigst etwas ändern, dazu ist auch die Ausrichtung der EU-Agrarmarkt-Politik auf billige Rohstoffe für die Molkerei- und Ernährungsindustrie zu beenden“ so Pfaller.

 

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation für die Milchproduktion in Deutschland von 2009 bis April 2019.

 

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Im April 2019 haben die ErzeugerInnen nur 78% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 22%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2009.

 

Milch-Marker-Index (MMI)

Der Milch-Marker-Index zeigt die Entwicklung der Kosten in der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im April 2019 einen Wert von 107, d.h. die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen sind im Vergleich zum Basisjahr 2010=100 um 7% gestiegen.

Mehr Infos zum Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf.

 

Studie Produktionskosten sechs wichtiger Milcherzeugerländer

Nicht nur Deutschland, sondern auch in fünf weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch hier wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.

Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Niederlande für das Jahr 2017 finden Sie hier.

 

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegen zu wirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch Anpassung der Produktion.

Sehen Sie hier die eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

 

Hintergrund: Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag von European Milk Board und MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.

 

Datenblatt herunterladen


EMB-Pressemitteilung vom 16. Juli 2019

Informationen aus Deutschland

Newsletterbild

Aktuelle Situation des deutschen Milchsektors und Reaktion des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) auf den EU-Mercosur-Deal

Milchpreise in Deutschland im Überblick

Die Milchauszahlungspreise für Mai sind überwiegend konstant, einzelne Molkereien kürzten aber das Milchgeld.

So senkte das Deutsche Milchkontor (DMK) den Milchpreis um 0,5 auf jetzt 30,0 ct/kg, die Molkerei Müller um 1,0 ct auf 32,7 ct/kg.

Der höchste Grundpreis liegt bei 36,5 ct (Milchverwertung Ostallgäu), der niedrigste bei 29,49 ct (Hansa Arla eG). MUH Arla liegt bei 29,49 ct, Hochwald Milch eG bei 31 ct, FrieslandCampina Köln bei 34 ct. Alle Milchpreise sind Grundpreise bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß, ohne Mehrwertsteuer und ohne Zu- und Abschläge (z.B. S-Klasse).

 

Entwicklung Milchanlieferung in Deutschland

Die Milchanlieferung in Deutschland ist im Juni regional zurückgegangen und lag insgesamt im Monatsverlauf weiter unter dem Niveau des Vorjahres. Zu erklären ist dies mit einem neuen Negativrekord bei der Anzahl von Milchkühen in Deutschland. Trotz der niedrigen Milchmenge ist der Preis immer noch sehr angespannt. So lag der Kieler Rohstoffwert Milch Ende Juni sogar bei nur noch 31,0 ct/kg.

 

EU-Mercosur-Abkommen erhöht Druck auf Landwirte und konterkariert Klimaziele

Nach Ansicht des BDM ist das EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten ein weiteres Handelsabkommen, in dem Agrarprodukte zur Verhandlungsmasse und zum Faustpfand für die Besserstellung von Industriegütern werden, insbesondere bei der Autoindustrie. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund gleichzeitig steigender Anforderungen an die hiesige Landwirtschaft hoch problematisch. 

Ziele und Strategien, die auf europäischer Ebene verfolgt werden, wie beispielsweise Gentechnikfreiheit, die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, Eiweiß- und Biodiversitätsstrategien, werden mit Einfuhren von Erzeugnissen aus den Mercosur-Staaten, die unter deutlich niedrigeren ökologischen und sozialen Standards produziert werden, konterkariert. Wieder einmal werden damit auf großer Linie Rahmenbedingungen gesetzt, die den ohnehin hohen Wettbewerbsdruck für die hiesigen Landwirtinnen und Landwirte deutlich verschärfen und damit die Leistungsfähigkeit für notwendige Umwelt-, Klima- und Tierwohlziele schwächen.


Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Das neue Fairebel Bio-Eis: Interview mit Daniel Hick

Newsletterbild
© Fairebel

In einem Interview mit Daniel Hick, Vizepräsident der Genossenschaft Faircoop, welche die belgische faire Milch Fairebel vermarktet, hat das European Milk Board (EMB) mehr über das neuste Produkt, ein Fairebel-Bio-Eis, erfahren. Zudem berichtet Daniel über die Erfahrungen der Milcherzeuger mit Milchverarbeitern und dem Einzelhandel.

 

EMB: Warum wurde dieses neue Produkt auf den Markt gebracht?

Daniel Hick: Fairebel bietet seit Jahren Eis an und die Milch stammte auch von Anfang an aus dem biologischem Anbau. Der Unterschied besteht nun darin, dass alle anderen Zutaten ebenfalls aus biologischem Anbau stammen und für die Herstellung von vollständig zertifiziertem Bio-Eis verarbeitet werden. Wir verkaufen bereits eine Packung mit vier Geschmacksrichtungen. Das neue Eis ist nur in Vanille erhältlich, da dies die beliebteste Geschmacksrichtung unserer Kunden ist.

 

EMB: Wie wurde es bisher aufgenommen?

Daniel Hick: Es ist noch zu früh, um das einschätzen zu können, aber wir sind optimistisch! Um unsere Chancen zu verbessern, werden die Fairebel-Landwirte den Kunden in den Supermärkten das neue Eis diesen Sommer vorstellen. Für uns bei Fairebel ist der Kontakt zwischen den Verbrauchern und den Bauern von größter Bedeutung.

 

EMB: Fairebel arbeitet seit mehreren Jahren mit dem Eiscremehersteller GILFI zusammen. Wie ist es bisher gelaufen und was haben Sie als Milcherzeuger aus dieser Erfahrung gelernt?

Daniel Hick: Die Zusammenarbeit war bisher immer einwandfrei und problemlos. Der Verarbeiter kauft die Milch direkt bei den Bauern. Dies ermöglicht es den Erzeugern, faire Preise zu erhalten, und erhöht die Qualität des Endprodukts, da nur frische Rohmilch und kein Milchpulver verwendet wird. Die Produktionskette ist kurz, die Qualität hervorragend und unser Eis köstlich!

 

EMB: Was plant Fairebel für die Zukunft? Sind Bio-Produkte ein Teil davon?

Daniel Hick: Seit Jahren versuchen wir, mehr Bio-Produkte auf den Markt zu bringen, aber wir stoßen immer wieder auf Hindernisse mit dem Einzelhandel. Oft sind die Regale bereits voll und für ein neues Produkt, das hinzugefügt werden soll, muss ein bestehendes entfernt werden. Darüber hinaus bevorzugen die Supermärkte meist ihre Bio-Eigenmarken. Der Wettbewerb ist hart, aber wir bieten gute Produkte an und werden weiterhin an der Einführung neuer Produkte arbeiten.

 

EMB: Wo finden wir dieses leckere neue Eis?

Daniel Hick: Carrefour sowie einige Fachgeschäfte verkaufen es. Das Produkt ist in ganz Belgien erhältlich. Wenn Kunden in ihrem Supermarkt nach einem Produkt fragen, übt dies Druck auf die Geschäfte aus, dass diese Produkte in den Regalen angeboten werden. Danach zu fragen kann auf jeden Fall nicht schaden. Und für diejenigen von euch, die es probieren werden: Lasst es Euch schmecken!

 

Weitere Informationen zu dem neuen Fairebel-Vanilleeis in Bioqualität finden Sie hier.

 

Nicolas de la Vega, EMB

Die Milch wird sauer! Ungerechtfertigte Milchpreiskürzungen in der Schweiz

Newsletterbild
© Uniterre

Die Delegiertenversammlung der Branchenorganisation Milch (BOM) hat als das Gremium, das für die Stabilität des Schweizerischen Milchsektors verantwortlich ist, am 16. Mai 2019 für das Programm des „grünen Teppichs“ gestimmt. 

Es handelt sich um eine neue Norm in Bezug auf Leistungen in verschiedenen Bereichen, insbesondere dem Tierwohl, der Fütterung und des Einsatzes von Tierarzneimitteln (siehe EMB-Artikel von September 2018).

Konkret bedeutet der „grüne Teppich“ eine Zulage von 3 Rappen, die in die Berechnung des Richtpreises des A-Segments der BOM einfließt und ab dem 1. September 2019 gilt. Kurz darauf hat der Milchverarbeiter ELSA, der zum Migros-Konzern gehört, seinen Erzeuger/innen in einem Schreiben eine Preissenkung von 3 Rappen zum 1. Juli 2019 angekündigt. So wird die mit dem Verarbeiter vereinbarte Erhöhung nur wenige Tage später vollständig zunichtegemacht.

ELSA versucht, Proteste zu verhindern, und behauptet, dass diese „Preissenkung vermutlich teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die zur Verfügung stehenden Mittel im Zusammenhang mit der Nachfolgelösung des Schoggigesetzes* der BOM nicht in voller Höhe die früheren Exportzuschüsse ausgleichen können“. Diese Erklärung ist nicht überzeugend, denn ELSA ist kaum auf dem Exportmarkt aktiv. Außerdem spricht ELSA davon, dass der Milchpreis eine sinkende Tendenz habe und der Markt in der EU gesättigt sei. Die Milchlieferungen und die Butterbestände sind jedoch auf einem sehr tiefen Niveau und die Indikatoren des europäischen Markts lassen auf eine stabile bis leicht positive Marktlage in den nächsten Monaten schließen.  

Anfang Januar 2019 hatte ELSA bei einer Zulage von 3 Rappen, die den Milcherzeuger/innen von ELSA für „Nachhaltige Migros-Milch“ gezahlt werden sollte, ähnlich reagiert (siehe EMB-Artikel von Februar 2018). Damals wurden zeitgleich 4,5 Rappen für eine vermeintliche „Transport- und Verwaltungsgebühr“ abgezogen, was letztlich eine Kürzung von 1,5 Rappen pro Liter Milch bedeutete.

Die Erzeuger/innen sind wütend. Der Schweizer Bauernverband und der Verband der Schweizer Milchproduzenten haben in einer gemeinsamen Pressemeldung dazu aufgerufen, „aufzuhören, mit dem Feuer zu spielen und von Milchpreissenkungen abzusehen“.

Die Milchkommission von Uniterre wird nicht tatenlos zusehen und ist dabei, eine angemessene Reaktion vorzubereiten. Darüber berichten wir im nächsten Artikel.

 

* Nachfolgelösung des "Schoggigesetzes": Die WTO hatte 2015 Exportzuschüsse verboten – es musste eine Lösung gefunden werden, um sicherzustellen, dass verarbeitete Nahrungsmittel weiterhin mit Schweizer Milch hergestellt werden und die Absatzmenge von Schweizer Milch nicht zurückgeht. Die neue Regelung ermöglicht es, die 94,6 Millionen Franken aufrechtzuerhalten, die derzeit im Rahmen des Schoggigesetzes gewährt werden. 

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zahlt nun 4,5 Rappen pro Kilo vermarkteter Milch an alle Erzeuger/innen. Die Verarbeiter zahlen diesen Betrag (4,5 Rappen) bei Abnahme auf nicht verkäste Molkereimilch und speisen damit zwei Fonds.

 

Berthe Darras, Uniterre Schweiz

Impressum

European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel: +32 2808 1935
Fax: +32 2808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Website: http://www.europeanmilkboard.org