MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,

gemeinsam mit meinen Vorstands-kollegInnen aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden führten wir kürzlich ein interessantes Gespräch mit EU-Agrarkommissar Wojciechowski. Unser erster Eindruck ist positiv. Der Agrarkommissar war offen und konkret daran interessiert, wie die Position der MilcherzeugerInnen aus unserer Sicht verbessert werden kann. Er hat uns zugehört und signalisiert, dass er mit dem European Milk Board im Dialog bleiben will.

Was wollten wir kommunizieren? Es gibt nach wie vor kein Instrument gegen chronische Krisen im Milchsektor. Daher ist es für uns wichtig, dass die EU-Kommission positive Ansätze zur Krisenbewältigung weiterverfolgt. Beim Treffen haben wir daher die freiwillige Mengenreduktion in den Fokus gerückt. Diese muss in den Verhandlungen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik gesetzlich verankert werden. Die Menge macht‘s! Wir haben dem Agrarkommissar verdeutlicht, dass schädliche Übermengen rechtzeitig eingedämmt werden müssen. Die künftige GAP muss daher auch vorsehen, die Milchmenge für andere ErzeugerInnen zu deckeln, während der freiwillige Lieferverzicht läuft. Sie muss zudem für starke Krisen die Möglichkeit bieten, zusätzlich auch eine temporäre obligatorische Kürzung für alle ProduzentInnen durchzuführen, um den Sektor ausreichend gegen Krisensituationen zu wappnen.

Ein Thema im Gespräch mit dem Agrarkommissar war auch die Europäische Milchmarkt-Beobachtungsstelle (MMO). Damit dieses Gremium nicht darauf beschränkt bleibt, nur zu „beobachten“ und Informationen auszutauschen, sondern endlich „handlungsfähig“ wird, muss seine derzeitige Funktion unbedingt erweitert werden. Wir haben konkrete Empfehlungen angesprochen, wie beispielsweise die Einbeziehung der Vollkosten der Produktion in die Marktanalyse und – ganz wichtig – die Erstellung und Abstimmung von konkreten Handlungsvorschlägen, die für den Sektor je nach Marktlage umgesetzt werden sollen. Für die MilcherzeugerInnen ist wichtig, dass die Beobachtungsstelle proaktiv wird!

Dass der Weg zu kostendeckenden Milchpreisen noch weit ist, zeigen die aktuellen Milcherzeugungskosten aus Deutschland. Sie finden in dieser Newsletter-Ausgabe einen Artikel zur Kostenaktualisierung. Zwei Beiträge thematisieren den Spagat, den unsere baltischen KollegInnen vornehmen müssen: zwischen einerseits zunehmenden gesellschaftlichen Anforderungen und Direktzahlungen andererseits, die diesen nicht entsprechen. Sehr aufschlussreich ist auch der Artikel, was Kanarienvögel mit Kälbern zu tun haben...

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre mit Beiträgen aus unseren Mitgliedsländern!

 

Kjartan Poulsen, EMB Vorstandsmitglied und Vorsitzender des LDM Dänemark

Bäuerinnen und Bauern aus Litauen, Lettland und Estland demonstrieren in Brüssel für eine faire Agrarpolitik

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© EMB

Baltische ErzeugerInnen fordern von der EU eine Angleichung der Direktzahlungen. Das European Milk Board ruft zudem alle EU-Institutionen auf, sich für die Aufnahme eines effizienten Kriseninstruments in die GAP stark zu machen.

 

Für den Verband der litauischen Milcherzeuger (LPGA) sowie zahlreiche weitere Organisationen aus Litauen, Lettland und Estland ist es höchste Zeit, dass die Angleichung der Direktzahlungen innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) endlich vorgenommen wird. Bei ihrer Demonstration, die von der Dachorganisation European Milk Board (EMB) unterstützt wird, fordern sie die EU auf, die baltischen ErzeugerInnen fair und gleich zu behandeln. Das European Milk Board sieht zudem die Landwirte in der ganzen EU insbesondere durch stetig auftretende Krisen sozial und ökonomisch von der Gesellschaft abgehängt. Seine Bitte um die Implementierung eines funktionierenden Krisenmechanismus richtet sich neben den heute in Brüssel versammelten Staats- und Regierungschefs auch an alle weiteren EU-Institutionen, die aktuell an der Reform der GAP arbeiten.

Gleiche Anforderungen, aber andere Direktzahlungen

Dass der Milchpreis in der EU die Kosten der Produktion nicht deckt, zeigen seit langem verschiedene Studien. Solange diese Unterdeckung besteht, sind ErzeugerInnen auch auf Subventionen angewiesen. Diese werden jedoch in den EU-Mitgliedsländern uneinheitlich gezahlt, sodass beispielsweise baltische Landwirte 2017 nur 54 bis 60 Prozent des europäischen Durchschnitts der Direktzahlungen erhielten. Jonas Vilionis, der Präsident des litauischen Milcherzeugerverbands LPGA, sieht in dieser Ungleichbehandlung ein großes Problem: „Die Direktzahlungen sind geringer, die Anforderungen an die Produkte unterscheiden sich aber nicht. Unsere LandwirtInnen müssen genau die gleichen Umweltschutz-, Tierschutz- und Lebensmittelstandards einhalten wie die ProduzentInnen in anderen EU-Mitgliedstaaten, aber ohne entsprechende Entschädigung.“ Das führe zu einem Zweiklassensystem unter den ErzeugerInnen in der EU. Vilionis fordert daher, dass die Zahlungen angeglichen werden. Das sei aber nur mit einem entsprechenden GAP-Budget möglich. Daher dürfe es auch im EU-Agrarbudget keine Kürzungen geben.

Kostendeckende Milchpreise statt Subventionen

Auch das European Milk Board, die Dachorganisation der europäischen MilcherzeugerInnen, spricht sich gegen ein Zweiklassensystem aus. Gleichzeitig verweist es auf die Notwendigkeit, die Abhängigkeit der LandwirtInnen von Subventionen zu verringern. Für Erwin Schöpges, Vorsitzender des EMB, ist es daher sehr wichtig, dass landwirtschaftliche Einkommen mittelfristig über den Markt erwirtschaftet werden können. „Wir brauchen Milchpreise, die die Produktionskosten – inklusive eines gerechten Einkommens für die Erzeuger – abdecken“, so Schöpges.

Stabilere Einkommen über Kriseninstrument in der Gemeinsamen Agrarpolitik

Insbesondere die stetig auftretenden Krisen im Milchsektor mit extrem hohen Defiziten für die ErzeugerInnen belasten den Sektor schwer. Für das EMB ist deshalb ein funktionierendes Kriseninstrument wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP), das den Milchmarkt im Gleichgewicht hält und starke Milchpreiseinbußen verhindert, ein absolutes Muss für die zukünftige Agrargesetzgebung.

Die Vizevorsitzende des EMB, Sieta van Keimpema, appelliert daher an EU-Institutionen wie die Kommission, den Rat und das Parlament, sich dafür stark zu machen, dass die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik mit einem effizienten Kriseninstrument ausgestattet wird. „Viele EU-Politiker haben ja selbst gesehen, wie verheerend die Krisen in den vergangenen Jahren waren. Daher gibt es aktuell auch schon wirklich wichtige Vorschläge und Impulse aus der Politik für ein solches Instrument. Es ist wichtig, dass diese Vorschläge wie z. B. eine freiwillige Mengenreduzierung mit Deckelung1 in Krisenzeiten sowie – für sehr starke Krisen – auch eine temporäre obligatorische Reduktion2 nun tatsächlich Eingang in die GAP finden. Dann hätte man die gesetzlichen Grundlagen, um schnell auf Marktstörungen reagieren zu können.“

Es darf kein Alltag mehr sein, dass LandwirtInnen in der EU unfair behandelt werden: So sollten weder die baltischen Bäuerinnen und Bauern von ihren restlichen EU-KollegInnen noch die gesamten EU-LandwirtInnen vom Rest der Gesellschaft abgehängt sein. Die heutige Demonstration setzt daher ein wichtiges Zeichen für Fairness und Gleichbehandlung in der EU. Die konstruktiven Vorschläge der MilcherzeugerInnen zeigen zudem, wie sich das auch tatsächlich umsetzen lässt.

 

Hintergrund: Wichtige Kriseninstrumente für die GAP

Ansetzen am Grundproblem der Krisen: Ansetzen an der Überproduktion

1  Freiwillige Mengenreduzierung mit Deckelung: Befindet sich der Markt aufgrund zu hoher Produktionsmengen in einer Krise, kann die EU-Kommission eine freiwillige Mengenreduzierung ausrufen. Dabei erhalten ErzeugerInnen, die weniger als in der Vorjahresperiode produzieren möchten und damit den Markt entlasten, eine Bonuszahlung. Damit diese Minderproduktion ausreichend Effekte zeigt, sollte es für die anderen ErzeugerInnen eine Deckelung geben; das heißt, dass jene für einen gewissen Zeitraum nicht mehr Menge als in der Vorjahresperiode produzieren sollten.

2 Temporäre obligatorische Mengenreduktion: Sollten sehr schwere Marktverwerfungen vorliegen, die die freiwillige Mengenreduzierung nicht ausreichend ausgleichen konnten, sollte es die Möglichkeit geben, eine obligatorische Mengenreduzierung für alle ErzeugerInnen zu starten. Dabei würde für eine gewisse Zeit eine Reduzierung von ca. 1 bis 2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode seitens aller ErzeugerInnen notwendig sein. Nach dieser Periode werden die Reduzierungen aufgehoben und ErzeugerInnen produzieren wieder nach eigenem Ermessen.

 

Sehen Sie hier Fotos der Aktion

 

EMB-Pressemitteilung vom 20. Februar 2020

Für eine klimafreundliche und sozial und wirtschaftlich nachhaltige Milchproduktion

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© Vanessa Langer, EMB

Dem „Europäischen Grünen Deal“ und zuverlässigen Zahlen zufolge werden in wenigen Jahren die CO2-Emissionen pro Betrieb bekannt sein. Die Umweltbelastung durch die Lastwirtschaft muss in den nächsten fünf Jahren verringert werden, aber um bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen die landwirtschaftlichen Betriebe in neue Technologien investieren, die sich wiederum deutlich auf die Produktionskosten auswirken werden.

 

Es ist absurd, allen EU-Mitgliedstaaten die gleichen Anforderungen und Standards aufzuerlegen, wenn gleichzeitig die Direktzahlungen an die einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich bleiben. So hat Lettland immer noch die niedrigsten Direktzahlungen: Lettische Landwirte erhalten im Schnitt 149 € pro ha, während der EU-Durchschnitt bei 267 € pro ha liegt.

Generell unterstützen wir ökologische und grüne Ideen und Vorschriften sowie Anforderungen an die Nachhaltigkeit, aber wir haben keine gleichwertige Finanzierung für deren Umsetzung. Die neuen Regeln könnten die finanzielle Lage der ViehhalterInnen noch weiter verschärfen, da die Höfe ganz einfach nicht in der Lage sein werden, die neuen Anforderungen zu erfüllen. Sie haben nicht die Mittel, um sie umsetzen, und die derzeitige Lage im Bankensektor bietet auch keinen Anlass zur Hoffnung. Es ist kein Geheimnis, dass die Anzahl der Vieheinheiten in Lettland Jahr für Jahr sinkt, und viele Betriebe sind angesichts des drohenden Konkurses zur Liquidation gezwungen. Wir dürfen angesichts der ständig wachsenden Anforderungen, die den LandwirtInnen abverlangt werden, nicht zulassen, dass die EU-Finanzmittel von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat variieren, vor allem bei kleinen Ländern wie Lettland, Litauen und Estland. Wir müssen gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Höfe in diesen Ländern und dem Rest der EU sicherstellen.

Wir denken, dass die regionale Erzeugung und regionaler Verbrauch innerhalb der EU gestärkt und die Bestimmungen internationaler Handelsabkommen überprüft werden müssen, die durch den Transport und ökologisch belastendere Produktionsmethoden zu höheren Emissionen führen. Die Situation muss kritisch bewertet werden, damit sich die EU nicht selbst schadet, indem sie internationale Vereinbarungen eingeht, die ihre eigenen ErzeugerInnen benachteiligen, weil sie sie damit zwingt, unmögliche Klimaziele einzuhalten. Schließlich ist das, was ein einzelner Landwirt erreichen kann, beschränkt. Bei Importen ist es wichtig, die Gesamtsituation über die eigenen Emissionen hinaus zu betrachten: Bisher hat niemand die Emissionen der in der EU für den EU-Markt produzierten Erzeugnisse mit den von außerhalb der EU eingeführten Erzeugnissen verglichen. Dabei ist der gesamte Zyklus der importierten Erzeugnisse – vom Hof bis zum Supermarktregal – zu berücksichtigen, so wie man auch bei den EU-Erzeugnissen den gesamten Produktionszyklus anrechnet. Grob betrachtet, lag der Anteil der EU an den weltweiten Emissionen 2018 bei 17%. Es wird jedoch nirgends angegeben, wie viele Emissionen Europa durch seinen Verbrauch von Gütern produziert, die aus Asien kommen, das für 52% der weltweiten Emissionen verantwortlich ist. Wenn die EU wirklich ihre CO2-Emissionen senken möchte, muss eines ihrer Ziele sein, die Importe zu verringern. Es ist absurd zu denken, dass wir unsere Produktion senken müssen, um unsere Emissionen zu mindern, aber dann mehr importieren, was im Allgemeinen zu einer noch höheren CO2-Belastung weltweit führt.

 

Kaspars Melnis, Lettischer Kooperationsrat für Agrar-Organisationen

Von Kälbern und Kanarienvögeln

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© AbL

„Kälber billiger als Kanarienvögel“ – auf diese plakative, aber wirkungsvolle Schlagzeile reduzierte das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ein Problem, das seit Monaten allen MilchviehhalterInnen bekannt ist: Bullkälber, die zur Mast verkauft werden, sind im Preis sehr gefallen, und Kuhkälber, die sich zur Zucht nicht eignen, wie kleine Färsenkälber oder Zwicken aus Zwillingspärchen, sind im Grunde gar nichts mehr wert.

 

Kleine, leichte Kälber nehmen die Viehhändler in Norddeutschland überhaupt nicht mehr mit. Der Bauer muss sehen, wo er damit bleibt. Die Schlagzeile traf offenbar einen Nerv in unserer Mediengesellschaft, denn viele Zeitungen griffen das Thema auf und berichteten über den Preisverfall bei Kälbern.

Die Gründe für die Niedrigpreise sind vielfältig. Der Bauernverband verweist auf die Handels- und Exportbeschränkungen in vielen Regionen Süddeutschlands infolge der Blauzungenkrankheit. Eine wichtige Rolle spielt sicher auch der in vielen Gegenden herrschende Futtermangel im zweiten Dürrejahr.

Grünen-Agrarpolitiker Ostendorff sieht laut Spiegel-Bericht die Billigpreise als „traurige Begleiterscheinung der industriellen Landwirtschaft“ und spricht von zu großer „Kälberproduktion“ als Folge der intensiven Milcherzeugung. Dabei finden Milcherzeugung und Bullenmast in Deutschland in der Mehrzahl noch in bäuerlichen Strukturen statt; es sind wohl die Bereiche, wo die Entwicklung zur Agrarindustrie noch am wenigsten vorangeschritten ist. Außerdem führt ja gerade die unbestritten intensive Milcherzeugung dazu, dass seit Jahren bei steigender Milchmenge die Zahl der immer mehr leistenden Milchkühe eher rückläufig ist und somit auch immer weniger Kälber geboren werden.

Überproduktion ist also nicht das Problem, sondern allenfalls die geringe Masteignung der Kälber von Müttern, die auf hohe Milchleistung gezüchtet werden. In einem wichtigen Bereich kann man aber doch von Agrarindustrie sprechen, und das ist die spezialisierte Kälbermast. Unter Tierschutzaspekten ist die Erzeugung eines möglichst hellen Kalbfleischs durch im Grunde unnatürliche Verlängerung der Tränkephase ohne entsprechende Raufuttergabe höchst fragwürdig. Aber vor allem gibt es hier eine sehr große Konzentration auf wenige, oft im Ausland, z. B in den Niederlanden, ansässige Konzerne, für die viele früher selbstständige Betriebe mittlerweile in Lohnmast arbeiten. Durch ihre Marktposition bestimmen diese wenigen Abnehmer weitgehend den Preis für kleine Kälber, weil die Viehhändler und erst recht die Milchbauern ihnen gegenüber eine sehr schwache Verhandlungsbasis haben.

Wir haben es also im Grunde mit einem nicht mehr funktionierenden Markt zu tun, wie in vielen anderen Bereichen der Landwirtschaft auch. Dafür spricht auch, dass es im Gegensatz zu früheren Jahren kaum noch saisonale Schwankungen des Kälberpreises gibt und sich auch die Anzahl der geborenen Kälber kaum noch im Preis widerspiegelt. Eine Untersuchung dieser knallharten wirtschaftlichen Zusammenhänge wäre für Politiker und Leitmedien sicher eine lohnende Aufgabe, statt schnell auf „Agrarindustrie“ und Überzüchtung zu verweisen. Und noch wichtiger wäre die gesellschaftliche Diskussion über die Frage, was für Folgen es hat, wenn ein Lebewesen kaum noch einen Wert hat, und wie lange unsere Gesellschaft es sich noch leisten will, auf Kosten von Umwelt-, Sozial- und Tierschutzstandards billig Lebensmittel zu produzieren.

 

Ottmar Ilchmann, AbL

Die deutschen Milcherzeugungskosten von 43,71 ct/kg standen im Oktober 2019 einem Preis von nur 34,23 ct/kg gegenüber

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© BAL

Die jüngste Berechnung der Milcherzeugungskosten in Deutschland verdeutlicht, dass diese im Oktober 2019 nur zu 78% gedeckt waren. Laut der vierteljährlich aktualisierten Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) betrugen die Produktionskosten im vergangenen Oktober 43,71 ct/kg, während die Auszahlungspreise bei 34,23 ct/kg lagen. Somit fehlten den ErzeugerInnen 9,48 ct/kg zur Kostendeckung.

 

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation für die Milchproduktion in Deutschland von 2009 bis Oktober 2019.

 

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Im Oktober 2019 haben die ErzeugerInnen nur 78% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 22%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2009.

 

Milch-Marker-Index – MMI

Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten in der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im Oktober 2019 einen Wert von 106, d.h. die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen sind im Vergleich zum Basisjahr 2015=100 um sechs Prozent gestiegen.

Mehr Informationen zum Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf:

 

Neu: Biokostenstudie

Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich (Zeitraum: 2011 bis zum aktuellsten abgeschlossenen Wirtschaftsjahr). Hier finden Sie die Studie "Was kostet die Erzeugung von Biomilch?"

 

Studie Produktionskosten sechs wichtiger Milcherzeugungsländer

Nicht nur für Deutschland, sondern auch in fünf weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch hier wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.

Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2017 finden Sie hier.

 

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.

Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

 

Datenblatt herunterladen

 

EMB-Pressemitteilung vom 15. Januar 2020

APROLEP feiert zehnjähriges Bestehen und bereitet die Zukunft des Milchsektors vor

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© APROLEP

APROLEP – der portugiesische Milcherzeugerverband – hat am 7. Januar in Benavente ein Mittagessen mit Debatte organisiert, an dem etwa 70 MilcherzeugerInnen aus dem ganzen Land teilnahmen. Als Referenten sprachen Pedro Pimentel, Geschäftsführer von Centromarca, und David Gouveia, Direktor der Wettbewerbsstelle des GPP, dem Büro für Planung und Politiken des portugiesischen Landwirtschaftsministeriums.

 

„Wie sieht die Zukunft für den Milchmarkt aus?“, lautete das Thema des Vortrags von Pedro Pimentel. Trotz konjunktureller Schwankungen sieht die Zukunft des Milchmarkts weltweit vielversprechend aus. In Portugal ist der Verzehr von H-Milch rückläufig, aber der Käsekonsum steigt, auch wenn er immer noch unter dem europäischen Durchschnitt liegt. „Der Nährwert von Milch und Milcherzeugnissen ist unbestritten, aber es ist nötig, mit wissenschaftlicher Unterstützung und einer gezielten Kommunikation die Herkunft in den Vordergrund zu stellen und die Sensibilisierung fortzusetzen.“

David Gouveia sprach über die „Milchproduktion im Rahmen der GAP nach 2020“ und stellte den strategischen Plan für die nächste Gemeinsame Agrarpolitik vor, dessen Hauptziele sind, „einen intelligenten, belastbaren und diversifizierten Agrarsektor zu fördern, der die Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet“ und „den Umweltschutz zu unterstützen, gegen den Klimawandel zu kämpfen und zu den Umwelt- und Klimazielen der EU beizutragen“.

Auch wenn die neue GAP noch nicht festgelegt wurde und ihre Umsetzung erst für 2022 erwartet wird, hält es APROLEP für wichtig darauf hinzuweisen, dass die Unterstützung des Jahreseinkommens der MilcherzeugerInnen wahrscheinlich sinken wird. Dabei möchte der Verband gleichzeitig noch einmal seinen Standpunkt bekräftigen, dass die ErzeugerInnen nicht von Ausgleichszahlungen für die Dauerkrisen abhängig, sondern in der Lage sein wollen, dank eines kostendeckenden Milchpreises von ihrer Arbeit zu leben. Deshalb meint APROLEP, dass Investitionsfördermittel zu einer effizienteren und nachhaltigeren Produktion beitragen sollten, die stärker an den Marktanforderungen ausgerichtet ist, aber die von den Landwirten erbrachten Umweltleistungen, wie zum Beispiel die Bindung von Kohlenstoffdioxid und alle Beiträge zur Minderung des Klimawandels, ebenfalls über die GAP vergütet werden sollten.

Dieses Mittagessen mit Debatte war das erste Treffen dieser Größenordnung, das APROLEP im Süden Portugals veranstaltet hat, und gleichzeitig die erste Veranstaltung, um das zehnjährige Bestehen des Verbands zu feiern. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, „die Interessen der MilcherzeugerInnen zu vertreten, indem wir die Bemühungen und das Wissen bündeln, Erfahrungen austauschen und Solidarität zwischen den ErzeugerInnen fördern“.

 

Carlos Neves, APROLEP

„Die faire Milch“ aus Deutschland

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© Die faire Milch

In den letzten Ausgaben unseres Newsletters wurden die "Faire Milch"-Projekte aus der Schweiz, Frankreich und Luxemburg vorgestellt. In dieser Ausgabe berichten unsere deutschen KollegInnen über ihr Projekt.

 

Die faire Milch ist VerbraucherInnen in Deutschland seit vielen Jahren für ihre nachhaltigen Produktionsstandards bekannt. Die Programmteilnehmer der Marke – allesamt Familienbetriebe aus Deutschland – verpflichten sich beispielsweise dazu, kein Futtermittel aus Übersee zu verwenden sowie komplett auf Gentechnik zu verzichten.

Als erste Lebensmittelmarke in Deutschland hat sich Die faire Milch auch zu einer flächenbezogenen Viehhaltung verpflichtet. Auf diese Weise wollen wir Tiere und Weideland gleichermaßen schonen. Die faire Milch fügt damit ihren ohnehin hohen Qualitätsstandards ein weiteres nachhaltiges Produktionskriterium hinzu.


Mit unserer Regelung zur Viehbesatzdichte beugen wir Nährstoffüberschüssen und der Überdüngung der landwirtschaftlichen Flächen effektiv vor“, erklärt Verbraucher und Genossenschaftsmitglied Ralf Ehret. Regionale Kreisläufe sollen dadurch gestärkt werden. Außerdem trage die Regelung dazu bei, dass es den Kühen langfristig gut geht, so Ehret.

Im Lebensmitteleinzelhandel sind aktuell drei verschiedene Milchsorten mit unterschiedlichem Fettgehalt, u. a. auch laktosefrei, erhältlich. Neu im Sortiment sind unsere Käsesorten (Butterkäse, Bergkäse und Emmentaler). Außerdem vertreiben wir unter der Marke noch Schokomilch in handlichen Trinkpäckchen.

Der Mehrwert, der über das Faire-Milch-Projekt erzielt wird, geht an die Bäuerinnen und Bauern, die am Programm von Die faire Milch teilnehmen. Alle TeilnehmerInnen sind auch auf der Homepage veröffentlicht. So erreichen wir größtmögliche Transparenz gegenüber dem Verbraucher.

Mehr unter www.diefairemilch.de

 

Michael Braun und das EMB-Büro

Impressum

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