EMB Newsletter Mai 2012
Newsletter als PDF
Kontakt
European Milk Board
Bahnhofstr. 31
D-59065 Hamm
Tel.: 0049/2381/4360495
Fax: 0049/2381/4361153
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Webseite: http://www.europeanmilkboard.org
Newsletter als PDF
Kontakt
EMB - European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
B-1040 Bruxelles
Tel.: +32 - 2808 - 1935
Fax: +32 - 2808 - 8265
Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
als neues Vorstandmitglied des European Milk Board (EMB) möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen einige Gedanken zu einem neuen Projekt vorzustellen, das mir besonders am Herzen liegt: FaireFrance - die faire Milch.
Dem Beispiel Österreichs, Belgiens, Luxemburg und den Niederlanden folgend, wagt nun auch Frankreich den Schritt zur Fairen Milch. Das Projekt wurde von der APLI (Association des Producteurs de Lait Independants), französischer Mitgliedsverband des EMB, ins Leben gerufen.
Der europäische Aspekt unseres Projektes ist für uns von großer Bedeutung, da wir dadurch auch eine bestimmte Vorstellung von Europa vermitteln möchten: die Idee eines solidarischen Europas, wo eine intelligente und realistische Regulierung des Marktes faire Voraussetzungen für alle Bürger schafft. Wir glauben fest an dieses Ziel, welches wir nun mit voller Überzeugung angehen.
Wir möchten auf die wertvolle Erfahrung und das Wissen unserer EMB-Kollegen in anderen europäischen Ländern zurückgreifen, jedoch gleichzeitig versuchen, das Projekt auf unsere eigene Weise fortzuentwickeln, und zwar durch die Gründung einer neuen Art von Verkaufsgenossenschaft. Neuartig, da sie Gerechtigkeit zur Leitidee macht und auf dieser Grundlage folgende Ziele verfolgt: einen fairen Erzeugerpreis, der die Produktionskosten deckt und den Produzenten ein würdiges Einkommen verspricht, eine angemessene Vergütung des investierten Kapitals, eine gerechte Verteilung des Mehrwerts in der Lebensmittelkette sowie schließlich einen ehrlichen Preis für die Verbraucher, denen wir ein qualitativ hochwertiges Produkt garantieren.
Unsere einwandfreien Produkte haben aber auch einen starken symbolischen Wert, denn die Handelskette ist bei uns vom Erzeuger bis zum Verbraucher von fairen Geschäftsbeziehungen geprägt. Dies führt uns direkt zu dem Grundsatz, auf dem unser gesamtes Projekt aufbaut, der ihm Sinn gibt und aus dem wir unsere Energie schöpfen: unser eigenes gemeinsames Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen, d.h. unser Schicksal als Milchproduzenten oder im Grunde als normale Bürger.
Das Projekt der Fairen Milch wird uns helfen, dieses Ziel zu erreichen. Es macht in ganz Europa sichtbare Fortschritte, wie es die Vorstellung des neuen Milcheissortiments der belgischen Fairen Milch Fairebel im April dieses Jahres gezeigt hat (siehe dazu ebenfalls den Artikel in dieser Ausgabe des Newsletters). In Frankreich, das verspreche ich Ihnen, werden wir es unseren Nachbarländern gleichtun, denn wir haben einige Trümpfe in der Hand, um dieses Projekt zum Erfolg zu führen: unseren Mut, unsere Intelligenz und unsere Mitgliedschaft beim EMB. Aber vor allem haben wir eines: unsere Milch!
Ihr
Richard Blanc (Vorstandsmitglied des EMB und Vize-Präsident der APLI)
Milchmarkt aktuell – die Krise ist da
Im Frühjahr 2012 bietet sich auf dem Milchmarkt zahlreicher Länder Europas das gleiche Bild und erinnert damit stark an die Ereignisse in den Jahren 2008 und 2009: Die Milchpreise sinken auf besorgniserregende Werte - allerdings mit dem Unterschied, dass es dieses Mal sogar mit steigenden Kosten verbunden ist. Die Vorhersagen des European Milk Board sind damit leider eingetreten.
In Italien ist zum Beispiel mit dem Auslaufen von Milchverträgen der Markt Ende März 2012 völlig zusammengebrochen und der Milchpreis unter die 30 Cent Marke gefallen. Für Verträge mit der italienischen Milchindustrie für 2012 müssen Bauern derzeit bedeutende Preisabschläge von ungefähr 15 Prozent in Kauf nehmen. Im Jahr 2011 hatte der durchschnittlich ausbezahlte Milchpreis noch bei 40 bis 41 Cent für Konsummilch und Milch zur Frischkäseherstellung gelegen. 42 bis 43 Cent gab es für Traditions- und Qualitätsprodukte wie Grana oder Gorgonzola. Mit der Milch zur Produktion von Parmigiano Reggiano Käse konnten sogar kurzzeitig Spitzenpreise von bis zu 70 Cent erreicht werden.
Eis aus „fairer Milch“ geht an den Start
Am 19. April ist im belgischen Francorchamps das neue Eissortiment der Marke „Fairebel“ in Anwesenheit des EU-Agrarkommissars Dacian CioIos und des wallonischen Landwirtschaftsministers Carlo di Antonio der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Neben Dacian Ciolos und Carlo di Antonio haben es sich an diesem Donnerstagabend auch viele andere Interessierte nicht nehmen lassen, die neue Eismarke zu kosten. So waren zahlreiche Mitglieder der Genossenschaft Faircoop sowie regionale Vertreter der belgischen Politik wie die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses des wallonischen Regionalparlaments und auch mehrere Bürgermeister und Gemeindevertreter anwesend. Das Eis der Fairen Milch wird künftig in den drei Geschmacksrichtungen „Pures Milcheis“, „Dame Blanche“ und „Vanille Bourbon“ in der Fabrik des Eisherstellers Gilfi im Auftrag von Faircoop produziert.
Lettland: Weit entfernt von fairen Milchpreisen
Bei einem Treffen des EMB mit einer Milcherzeugerin aus Lettland wurde deutlich, dass der Preisdruck nach unten auch auf dem lettischen Milchmarkt stark zu spüren ist.
Dace Pastare ist eine resolute Frau, die Zusammenhänge mit wenigen Worten auf den Punkt bringt. „Wenn 2015 die Quoten abgeschafft werden, wird der Milchmarkt mit einem großen Knall kollabieren.“ Die Milcherzeugerin und Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft Maršava ist an diesem Tag gut 1000 Kilometer von dem lettischen Ort Valmiera aus gefahren, um das EMB für zwei Stunden in Danzig zu treffen. Sie will mehr über den europäischen Milcherzeugerverband erfahren und selbst über die Situation in Lettland berichten.
Fotoausstellung Mensch Macht Milch geht weiter
Wie arbeiten die Milchbauern und -bäuerinnen in Deutschland, Frankreich oder in Burkina Faso in Afrika? Wie wirkt sich die EU-Agrarpolitik auf diese Menschen aus? Diese Fragen beantwortet die Fotoausstellung „Mensch Macht Milch – EU Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft in Nord und Süd. Auswirkungen und Perspektiven“. Seit Anfang 2011 ist die Ausstellung in Europa unterwegs. Melden Sie sich bei uns und wir stellen sie Ihnen gerne kostenlos zur Verfügung.
Für „Mensch Macht Milch“ hat der Hamburger Fotograf Fred Dott mit seiner Kamera Gesichter und Geschichten hinter der Milch festgehalten und insgesamt sieben Höfe in drei europäischen Ländern sowie dem westafrikanischen Burkina Faso porträtiert. Ziel ist es, über eine visuelle Darstellung die Herausforderungen und die Bedeutung einer zukunftsfähigen europäischen Agrar- und Milchpolitik in der breiten Öffentlichkeit und bei den politischen Entscheidungsträgern tiefer zu verankern.
5. Milchbauerntag in Karow – Milchviehhalter fordern stärkere Marktposition für Erzeuger
„Stark am Markt – Wie schaffen wir es gemeinsam“ lautete die Agenda auf dem 5. Milchbauerntag. Am 11. April 2012 hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM), einer der beiden deutschen Mitgliedsverbände des European Milk Boards (EMB), eingeladen, um gemeinsam über eine bessere Marktposition der Milcherzeuger zu diskutieren. Der polnische Agrarminister Marek Sawicki hat bei diesem Anlass für die Beibehaltung der Milchquoten bis 2020 ausgesprochen.
Die Auktionshalle des Karower Vermarktungszentrum war sehr gut gefüllt. Über 250 Milchbauern, politische Vertreter und Fachleute aus den landwirtschaftlichen Verbänden waren in den Ort Karow im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Bei den Medien stieß vor allem der aktuelle Milchpreisverfall auf großes Interesse und die lokalen Nachrichten sowie die großen nationalen Fernsehsender berichteten ausführlich über die Veranstaltung.
Demonstration in Wien: Wir haben es satt
„Die Agrarpolitik geht uns alle an – sie darf nicht wie bisher im stillen Kämmerlein entschieden werden“, so die Forderung der Plattform „Wir haben es satt – eine neue Agrar- und Ernährungspolitik jetzt“. Der Zusammenschluss aus bäuerlichen Verbänden, Umweltschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen sowie sozialen Bewegungen, bei der auch die EMB-Mitgliedsorganisation IG-Milch vertreten ist, hat mit einer Demonstration am 30. März in Wien den agrarpolitischen Frühling eröffnet.
Milchbauer: Laut Umfrage einer der schlechtesten Berufe der Welt
Einer US-amerikanischen Umfrage zufolge ist der Beruf Milchbauer zu einem der schlechtesten Berufe des Jahres 2012 gewählt worden. Er steht auf Platz 199 von 200 und wird damit nur noch vom Beruf des Holzfällers getoppt. Auf dem ersten Rang steht aktuell hingegen die Tätigkeit des Softwareingenieurs.
Umfrage: Wie viel Milch produziert Flandern im Jahr 2018?
Im April dieses Jahres hat das flämische Landwirtschaftsministerium eine Umfrage bei Milchbauern und –verarbeitern durchgeführt, um auf der Grundlage der Ergebnisse Strategien für die künftige Gestaltung des Milchmarktes zu entwickeln. Mehr als 70 Prozent der flämischen Milchbauern sind hierfür angeschrieben worden.
EMB-Agenda
Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im Mai/Juni 2012:
- 08.05.: Treffen mit Prof. Hanisch von der Humboldt-Universität in Berlin
- 22.05.: Treffen der Milchbündelungsgruppe in Brüssel
- 01.06.: Demonstration der schwedischen Milchbauern in Stockholm
Volltexte
Milchmarkt aktuell – die Krise ist da
Im Frühjahr 2012 bietet sich auf dem Milchmarkt zahlreicher Länder Europas das gleiche Bild und erinnert damit stark an die Ereignisse in den Jahren 2008 und 2009: Die Milchpreise sinken auf besorgniserregende Werte - allerdings mit dem Unterschied, dass es dieses Mal sogar mit steigenden Kosten verbunden ist. Die Vorhersagen des European Milk Board sind damit leider eingetreten.
In Italien ist zum Beispiel mit dem Auslaufen von Milchverträgen der Markt Ende März 2012 völlig zusammengebrochen und der Milchpreis unter die 30 Cent Marke gefallen. Für Verträge mit der italienischen Milchindustrie für 2012 müssen Bauern derzeit bedeutende Preisabschläge von ungefähr 15 Prozent in Kauf nehmen. Im Jahr 2011 hatte der durchschnittlich ausbezahlte Milchpreis noch bei 40 bis 41 Cent für Konsummilch und Milch zur Frischkäseherstellung gelegen. 42 bis 43 Cent gab es für Traditions- und Qualitätsprodukte wie Grana oder Gorgonzola. Mit der Milch zur Produktion von Parmigiano Reggiano Käse konnten sogar kurzzeitig Spitzenpreise von bis zu 70 Cent erreicht werden.
In den Niederlanden gestaltet sich die Situation auf dem freien Milchmarkt aufgrund von starker Überproduktion am dramatischsten. Hier ist es zurzeit sehr schwer - wenn nicht unmöglich - seine Milch abzusetzen. Die Spotmarktpreise für Milch sind auf 21 bis 24 Cent gefallen. Dies sind zehn bis zwölf Cent weniger als Milchbauern derzeit noch von ihren Genossenschaften erhalten. Der Trend nach unten ist jedoch für alle mehr als deutlich.
In anderen europäischen Ländern sieht es mit einem Absturz auf ein Preisniveau von unter 30 Cent infolge zu großer Produktionsmengen ähnlich aus. So sind die durchschnittlichen Basismilchpreise in Frankreich von 31 bis 32 Cent im März auf 28 Cent im April gefallen. In Belgien auf 28 bis 29 Cent im März und auf 25 Cent im April. In Deutschland lag der durchschnittliche Milchpreis im März mit 31 bis 32 Cent noch knapp darüber.
Auch die aktuelle Lage auf dem Schweizer Milchmarkt ist von einer noch nie dagewesenen Rekordproduktion gezeichnet, die sich in voraussichtlich um 3,5% zurückgehenden Erzeugerpreisen im Mai niederschlagen wird. Die gestiegene Milchmenge kann dabei ausschließlich in Form von Butter und Milchpulver auf dem Weltmarkt entsorgt werden. Für diese Dumpingexporte müssen zurzeit sämtliche Produzenten einen Anteil von rund 0,80 Cent pro Kilogramm bezahlen.
Zum Abwärtstrend bei den Erzeugerpreisen kommt in vielen Ländern eine äußerst schwierige Situation bei den Betriebskosten auf den Höfen hinzu. In Italien sind zum Beispiel die Preise für Treibstoff und elektrische Energie um 20 Prozent gestiegen. Soja ist um 22 Prozent teurer geworden. Die Produktionskosten für einen Liter Milch in Italien betragen damit sage und schreibe über 45 Cent. In Irland sind einer aktuellen Studie zufolge die Produktionskosten zwischen 2006 und 2011 um sechs Cent pro Liter Milch gestiegen. Auch in Deutschland sind die Produktionskosten bei der Milch seit 2009 um ca. fünf Cent gestiegen.
Christian Schnier (EMB)