EMB Newsletter Mai 2021
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,
den irischen und anderen europäischen Landwirten und -wirtinnen ist seit geraumer Zeit klar, dass wir bei unseren jeweiligen Regierungen sehr unstete Aufmerksamkeit genießen. Wenn es ihnen gerade genehm ist – wie zum Beispiel während der unmittelbaren Nachwehen der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt oder zu Beginn der Corona-Pandemie – ermutigen sie uns, „Landwirtschaft für Irland zu betreiben” oder „Europa weiter zu ernähren”. Es werden neue ambitionierte Ziele gesetzt und bearbeitet; halbstaatliche Unternehmen und staatliche Stellen werden angewiesen, sich hinter diese nationalen Strategien zu stellen. Und uns Landwirten wird das Gefühl vermittelt, dass wir mit unseren Problemen und Beschwerden über schwindende Margen, Kostenunterdeckung, Überregulierung, Verbrechen im ländlichen Raum, dem landwirtschaftliche Betriebe zum Opfer fallen, die längst überfällige Aufmerksamkeit bekommen, sobald der akute Notstand vorbei und die öffentliche Hand wieder Zeit und Luft zum Atmen hat.
Das passiert natürlich nie. Sobald die Krise gebannt ist, gewinnt die normale Gleichgültigkeit gegenüber der Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung schnell wieder die Oberhand. Mit Abstand die größte Beachtung erfährt die Landwirtschaft seitens der irischen Regierung derzeit durch das nahezu tägliche Hochrüsten des staatlichen Nachhaltigkeits-Regulierungsapparats. Es gibt einflussreiche Kreise in der irischen Politik, für die die Haupterwerbslandwirtschaft in Irland anscheinend aufgebrochen und völlig anders neuerschaffen werden muss. Sie beschreiben diesen neuen Weg als „ökologisch nachhaltig”, während wir ihn als „wirtschaftlich, sozial und kulturell nicht nachhaltig” bezeichnen würden. Das Modell, auf das wir zuzusteuern scheinen, sieht die Haupterwerbslandwirtschaft als notwendiges Übel. Das weisen wir zurück und werden es nicht zulassen, dass die Landwirtschaft in irgendeiner Weise als Übeltäterin, die man für die allgemeine Umweltzerstörung zur Verantwortung ziehen muss, in den Schmutz gezogen wird. Jeder Einzelne und jeder Teil der Gesellschaft haben in Irland und in der EU zum Problem beigetragen und alle – insbesondere die Verbraucher – werden zur Lösung beitragen müssen.
Die Vorschläge der Europäischen Kommission zur neuen GAP nach 2020 zeigen, dass die Umweltziele der GAP deutlich an Bedeutung gewinnen. Die Kommission veröffentlichte 2020 ihre Strategie ‚Vom Hof auf den Tisch‘ (From Farm to Fork) und ihre Biodiversitätsstrategie. Diese beinhalten noch ambitioniertere Umweltschutzziele. Gleiches gilt auch für das irische Regierungsprogramm ‚Ag Climatise‘, den ehrgeizigen Klima-Aktionsplan und den neuen Plan ‚Food 2030‘ (Ernährung 2030), die Mitte April veröffentlicht wurden. Zusammen erzeugen sie einen beispiellosen Kosten- und Produktionsdruck. Ende 2020 gab die Kommission in den strategischen Plänen zur GAP den Mitgliedstaaten Empfehlungen zur Umsetzung der Strategie ‚Vom Hof auf den Tisch‘. Einfach gesagt, wird es die bis dato ökologisch ehrgeizigste GAP. Sie nimmt die landwirtschaftlichen Produktionsmittel und Erzeugnisse noch stärker in den Blick und wird wahrscheinlich dazu führen, dass unsere Einnahmen aus der GAP sinken. Wie immer kämpfen ICMSA und EMB für die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe und die Deckung ihrer Kosten und werden versuchen sicherzustellen, dass die erzielten Abschlüsse ökonomisch genauso nachhaltig sind wie ökologisch.
Die Probleme durch den Brexit mögen auf dem Kontinent seit Unterzeichnung des Handels- und Kooperationsabkommens zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich im letzten Dezember etwas in den Hintergrund getreten sein, aber für die irische Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie bleibt das Thema akut. Es ist kein Geheimnis, dass Irland seit Langem Agrarerzeugnisse nach Großbritannien exportiert und die Einführung nichttarifärer Handelshemmnisse enorme Folgen für einige irische Produkte hat. Exporterklärungen sind nun für alle Nahrungsmittelerzeugnisse üblich, die nach Großbritannien gehen, was zur Folge hat, dass alle irischen Nahrungsmittel, die vorher über die britische „Landbrücke" in die EU gelangten, jetzt direkt auf den Kontinent befördert werden. Das verursacht heute schon Kosten und logistische Probleme, ist aber womöglich nur ein Vorgeschmack auf das, was uns im September erwartet, wenn das Vereinigte Königreich seine „lockere" Haltung aufgibt und alle Nuancen des neuen Handelsabkommens durchsetzt. Die irischen und europäischen Landwirte werden sich weiter an diese neue Realität anpassen, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Veränderungen in allen Bereichen der Landwirtschaft derzeit mit einem Tempo vollziehen, mit dem man nur schwer Schritt halten kann.
Pat McCormack, Vorstandsmitglied des EMB und Vorsitzender des ICMSA
JunglandwirtInnen stärken – insbesondere in der GAP!
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