EMB Newsletter November 2021
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,
ich hoffe, dass ihr in diesem Herbst alle (den Großteil) eurer Ernten gut einbringen konntet und sie eure Erwartungen erfüllt haben – trotz der Wetterkapriolen mit spätem Frost, einem feuchtkalten Sommer und extremen Überschwemmungen in Teilen Europas, während andere Teile unter langen Hitzewellen, Dürren und Waldbränden gelitten haben.
In politischer Hinsicht spüren die europäischen Landwirte und Landwirtinnen die ersten Ausläufer der neuen GAP, da sich die dazugehörigen nationalen strategischen Pläne in der letzten Phase ihrer Ausarbeitung befinden und der „Green Deal“ zur Umsetzung kommt. Frans Timmermans hatte zugesagt, eine gründliche Bewertung der europäischen Strategie vorzunehmen. Aber diese hat leider nicht stattgefunden. Diese Unterlassung wirft im Agrar- und Nahrungsmittelsektor viele Fragen auf. Wenn wir die Logik der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und den Ansatz des Green Deal umsetzen sollen, gilt mehr denn je, dass wir dies nur unter einer Voraussetzung können: Wir müssen in die Lage versetzt werden, die Zusatzkosten zu tragen, die diese Strategien bedeuten. Unsere Sicht bleibt unverändert: Es geht um den Erhalt einer Milcherzeugung, die unsere Produktionskosten deckt und ein würdiges Einkommen abwirft, von dem unsere Familien leben können. Wir fordern nicht mehr und nicht weniger.
Die aktuelle Lage des Milchmarkts zwingt mich ebenfalls zur Reaktion. In einigen großen Erzeugerländern sind die Milchlieferungen leicht rückläufig (-1 bis -2%) – eine seit langem nicht dagewesene Entwicklung. Die unmittelbare Wechselwirkung ist, dass der „Spot“-Marktpreis bei etwa 0,50 € pro Liter liegt. Dennoch erfolgt kein Finanzausgleich in Richtung der Basis. Der Preis für die Tonne Butter beträgt in Belgien derzeit 4.320 €, für die Tonne Milchpulver 3.370 €. Es wäre interessant, die Erzeugerpreise künftig dauerhaft an den Kursen für Butter und Pulver auszurichten. Eine „langfristige“ Gegenüberstellung wäre aufschlussreich, denn die Entwicklung ist nicht immer logisch.
Es wäre nur angemessen, dass wir einen faireren Preis bekommen, der die Arbeit der ErzeugerInnen anerkennt, wenn man den Anstieg unserer Produktionskosten sieht (+20%). Wir bekommen in Belgien aktuell 0,35 € pro Liter gelieferter Milch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß, während unsere Kostenstudie schon für 2019 Produktionskosten von 0,47 € zeigt, die in der Zwischenzeit noch gestiegen sein dürften. Wie beim Green Deal und trotz der kleinen Fortschritte in der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) im Rahmen der GAP brauchen wir politische Lösungen und Garantien. Wir müssen stark, geeint und aktiv bleiben, um sie zu erzielen. Wäre es nicht an der Zeit, uns mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, den Druck zu erhöhen und uns daran zu erinnern, dass nichts mit einer Traktordemo an dem Ort zu vergleichen ist, wo die Entscheidungen getroffen werden: in Brüssel?
Abschließend würde ich sagen, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen, insbesondere die Liberalisierung der Produktion, die viele ErzeugerInnen in den Ruin oder in die Arme der Banken getrieben hat. Wahre „Nachhaltigkeit“ im Milchsektor bedeutet zunächst Kontinuität und die Weitergabe des Hofs an die nächste Generation und junge Landwirte, die auf einem Familienbetrieb und in einem gesünderen Umfeld, wie es sich die VerbraucherInnen wünschen, von ihrem Beruf würdig leben können.
Guy Francq, EMB-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der MIG Belgien
21% der Produktionskosten in Deutschland nicht über den Milchpreis gedeckt
Kolloquium der OPL in Savoyen mit Schwerpunktthema Biogasanlagen
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