MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,

ich hoffe, dass ihr in diesem Herbst alle (den Großteil) eurer Ernten gut einbringen konntet und sie eure Erwartungen erfüllt haben – trotz der Wetterkapriolen mit spätem Frost, einem feuchtkalten Sommer und extremen Überschwemmungen in Teilen Europas, während andere Teile unter langen Hitzewellen, Dürren und Waldbränden gelitten haben.

In politischer Hinsicht spüren die europäischen Landwirte und Landwirtinnen die ersten Ausläufer der neuen GAP, da sich die dazugehörigen nationalen strategischen Pläne in der letzten Phase ihrer Ausarbeitung befinden und der „Green Deal“ zur Umsetzung kommt. Frans Timmermans hatte zugesagt, eine gründliche Bewertung der europäischen Strategie vorzunehmen. Aber diese hat leider nicht stattgefunden. Diese Unterlassung wirft im Agrar- und Nahrungsmittelsektor viele Fragen auf. Wenn wir die Logik der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und den Ansatz des Green Deal umsetzen sollen, gilt mehr denn je, dass wir dies nur unter einer Voraussetzung können: Wir müssen in die Lage versetzt werden, die Zusatzkosten zu tragen, die diese Strategien bedeuten. Unsere Sicht bleibt unverändert: Es geht um den Erhalt einer Milcherzeugung, die unsere Produktionskosten deckt und ein würdiges Einkommen abwirft, von dem unsere Familien leben können. Wir fordern nicht mehr und nicht weniger.

Die aktuelle Lage des Milchmarkts zwingt mich ebenfalls zur Reaktion. In einigen großen Erzeugerländern sind die Milchlieferungen leicht rückläufig (-1 bis -2%) – eine seit langem nicht dagewesene Entwicklung. Die unmittelbare Wechselwirkung ist, dass der „Spot“-Marktpreis bei etwa 0,50 € pro Liter liegt. Dennoch erfolgt kein Finanzausgleich in Richtung der Basis. Der Preis für die Tonne Butter beträgt in Belgien derzeit 4.320 €, für die Tonne Milchpulver 3.370 €. Es wäre interessant, die Erzeugerpreise künftig dauerhaft an den Kursen für Butter und Pulver auszurichten. Eine „langfristige“ Gegenüberstellung wäre aufschlussreich, denn die Entwicklung ist nicht immer logisch.

Es wäre nur angemessen, dass wir einen faireren Preis bekommen, der die Arbeit der ErzeugerInnen anerkennt, wenn man den Anstieg unserer Produktionskosten sieht (+20%). Wir bekommen in Belgien aktuell 0,35 € pro Liter gelieferter Milch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß, während unsere Kostenstudie schon für 2019 Produktionskosten von 0,47 € zeigt, die in der Zwischenzeit noch gestiegen sein dürften. Wie beim Green Deal und trotz der kleinen Fortschritte in der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) im Rahmen der GAP brauchen wir politische Lösungen und Garantien. Wir müssen stark, geeint und aktiv bleiben, um sie zu erzielen. Wäre es nicht an der Zeit, uns mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, den Druck zu erhöhen und uns daran zu erinnern, dass nichts mit einer Traktordemo an dem Ort zu vergleichen ist, wo die Entscheidungen getroffen werden: in Brüssel?

Abschließend würde ich sagen, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen, insbesondere die Liberalisierung der Produktion, die viele ErzeugerInnen in den Ruin oder in die Arme der Banken getrieben hat. Wahre „Nachhaltigkeit“ im Milchsektor bedeutet zunächst Kontinuität und die Weitergabe des Hofs an die nächste Generation und junge Landwirte, die auf einem Familienbetrieb und in einem gesünderen Umfeld, wie es sich die VerbraucherInnen wünschen, von ihrem Beruf würdig leben können.

 

Guy Francq, EMB-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der MIG Belgien

Marktindikatoren (Stand 25.10.)

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© GD AGRI, Dashboard

Der Global Dairy Trade Index stieg am 19. Oktober erneut, um 2,2%. Er nähert sich damit wieder den Werten vom Frühjahr und Frühsommer 2021 und liegt nach wie vor so hoch wie seit Frühjahr 2014 nicht mehr. Er erreicht zwar noch nicht wieder den Höchststand von Anfang März, stieg aber (zum Teil deutlich) an den letzten fünf Handelsdaten, nachdem er zuvor über den Sommer zurückgegangen war.

 

Der Durchschnittspreis für italienische Spotmilch geht im September wieder nach oben, im Vergleich zum Vormonat um 3,04% auf 40,38 Cent pro kg (+14,13% im Vergleich zu Oktober 2020). Im Oktober setzt sich der Anstieg mit 4,21% auf 42,08 Cent pro kg (vorläufiger Wert) fort, womit der Höhenflug nach einem kurzen Knick weiterzugehen scheint.

Der EU-27-Milchpreis steigt für September um 1% und wird mit 36,76 Cent pro kg angegeben. Er setzt damit seine leicht steigende Tendenz seit Februar fort. Die EU-Butterpreise liegen bei 452 Euro pro 100 kg, was einen Anstieg um 4,6% im Vergleich zur Vorwoche und einen satten Zugewinn um 8,9% in den letzten vier Wochen bedeutet. Sie erreichen damit ihren Höchststand seit November 2018 und übersteigen deutlich den vorläufigen diesjährigen Höchstwert vom Frühjahr.

Die Preise für EU-Magermilchpulver betragen aktuell 281 Euro pro 100 kg, womit sie im Vergleich zur Vorwoche um 2,6% steigen und im Vierwochenvergleich um 6,8% anziehen. Nach der zwischenzeitlichen Delle über den Sommer ist inzwischen nicht nur wieder der Höchstwert seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie, sondern sogar der höchste Stand seit August 2014 erreicht (damals hieß der Kommissionspräsident noch Barroso und sein Agrarkommissar Cioloş).

Die Kurse für Futures auf Milcherzeugnisse an der European Energy Exchange (EEX) deuten ebenfalls aufwärts. Die Kontrakte für Magermilchpulver für Dezember 2021 stiegen zum 25. Oktober beispielsweise um 11,1% auf 2.980 Euro pro Tonne im monatlichen Vergleich. Für Butter stiegen sie im selben Zeitraum sogar um deutliche 22,3% und stehen nun bei 5.200 Euro pro Tonne.

 

European Milk Board, November 2021

21% der Produktionskosten in Deutschland nicht über den Milchpreis gedeckt

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© European Milk Board

Laut der vierteljährlich aktualisierten Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) betragen die Produktionskosten – mit aktuellem Stand Juli 2021 – 45,30 Cent pro kg, während der durchschnittliche Auszahlungspreis in der gleichen Zeit bei nur 35,79 Cent pro kg lag. Somit fehlten den ErzeugerInnen in Deutschland insgesamt 9,51 Cent pro kg zur Kostendeckung.

In diesem Jahr wurden auch die Ergebnisse für das Jahr 2019 für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande veröffentlicht. Sie finden die komplette Studie hier sowie ein Video zur Kostenvorstellung hier.

 

 

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation der deutschen Milchproduktion von 2014 bis Juli 2021.

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten deckt. Im Juli 2021 haben die ErzeugerInnen nur 79% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 21%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2014:

 

Milch-Marker-Index (MMI)
Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im Juli 2021 einen Wert von 110, d. h. dass die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen im Vergleich zum Basisjahr 2015 (2015 = 100) um 10% gestiegen sind.

Hier sehen Sie den Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf:

 

Biokostenstudie
Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich.

Hier finden Sie die Studie "Was kostet die Erzeugung von Biomilch?" (Zeitraum: Wirtschaftsjahre 2011/12 – 2018/19) sowie die Aktualisierung für das Wirtschaftsjahr 2019/20.

Neu: Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in sieben weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.

Hier finden Sie die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2019 sowie in diesem Video eine Vorstellung der Kosten mit Beiträgen aus den einzelnen Kostenländern.

Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.

Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

 

Hintergrund:

Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag des European Milk Boards und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.

Datenblatt herunterladen

 

Pressemitteilung des European Milk Board vom 15. Oktober 2021

Die BO Milch setzt sich über das Parlament hinweg und fordert dennoch die Verlängerung der Allgemeinverbindlichkeit!

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© lid.ch

Wir hätten ein wichtiges Ereignis im Milchsektor feiern können: Eine Motion mit dem Titel „Verlässlichkeit des Standardvertrags der Branchenorganisation Milch“ fand eine historische, fraktionsübergreifende Unterstützung im Schweizer Parlament. Sie wurde sowohl vom Ständerat wie auch dem Nationalrat angenommen.

 

Als ein wichtiges Element sollte die Lieferung von Milch des B-Segments freiwillig werden. Zur Erinnerung: Das B-Milchsegment dient in der Schweiz überwiegend zur Herstellung von Milchprodukten, die für den Export bestimmt sind, und wird im Schnitt 17 Rappen schlechter bezahlt als das A-Segment (48 Rappen gegenüber 65 Rappen – Schnitt 2020). Diese billige Milch, die sogar dazu dient, Dumpingexporte zu finanzieren, drückt den Milchpreis derart, dass langfristig keine nachhaltige Milch mehr erzeugt werden kann. So wird die nachhaltige Milcherzeugung in bäuerlichen Strukturen in der Schweiz jeden Tag ein Stück mehr zerstört!

Leider war der Widerstand der Abnehmer und der Milchindustrie vorprogrammiert. Bei ihrer Delegiertenversammlung im Juni weigerte sich die Branchenorganisation (BO) Milch, sich dieser Forderung des Parlaments zu beugen. Es ist ein Skandal! Aus dem Grund haben wir zusammen mit Big-M am 14. Juni in Bern demonstriert.

Zeitgleich forderte die BO Milch vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) aber, die Allgemeinverbindlichkeit ihres Standardvertrags, die sie genießt, um vier Jahre zu verlängern. Was verbirgt sich hinter der Allgemeinverbindlichkeit? Das bedeutet, dass alle Akteure die gleichen Rahmenbedingungen haben, unabhängig davon, ob sie Rohmilch verkaufen oder kaufen. Die Allgemeinverbindlichkeit erteilt der BO Milch außerdem Entlastung für die Steuerung des Milchmarkts. Bei Problemen mit der BO Milch verweist uns das BLW systematisch an die BO Milch zurück.

Da sich die BO Milch nicht willens gezeigt hat, die parlamentarische Motion umzusetzen, noch eine alternative Lösung vorzuschlagen wusste, um die Wertschöpfung und die Wirtschaftlichkeit der Milcherzeugung zu verbessern, fordern wir den Bundesrat auf, die Allgemeinverbindlichkeit des Standardvertrags der BO Milch nicht zu verlängern, solange die BO Milch nichts unternimmt, um mehr Planungssicherheit und Wertschöpfung für die ErzeugerInnen im Sinne der parlamentarischen Motion zu erreichen.

Außerdem fordern wir eine grundlegende Umstrukturierung der BO Milch dem Beispiel der Sortenorganisation Gruyère folgend, in der die MilchproduzentInnen, AffineurInnen und KäserInnen gleichberechtigt vertreten sind. In der BO Milch sind die MilchproduzentInnen nur sehr schwach vertreten.

 

Berthe Darras für die Milchkommission von Uniterre

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Der Text der parlamentarischen Motion „Verlässlichkeit des Standardvertrags der Branchenorganisation Milch“

Von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats am 28.06.2019 eingebracht, vom Ständerat am 24.09.2019 angenommen, vom Nationalrat am 28.06.2020 angenommen.

Der Bundesrat wird beauftragt, bei der Branchenorganisation Milch darauf hinzuwirken, dass der Standardvertrag für den Kauf und den Verkauf von Rohmilch gemäß Artikel 37 des Landwirtschaftsgesetzes folgende Elemente umfasst:

„Der Milchkaufvertrag muss sicherstellen, dass der Milchlieferant vor Ablieferung weiß, zu welchen Preisen er Milch liefert, sodass er unternehmerisch planen kann. An der Segmentierung in A-, B- und C-Milch muss festgehalten werden. Dass es keinen C-Preis mehr gibt und dafür überschüssige Milch über den B-Kanal verkauft wird, darf nicht erlaubt sein. Es muss in jedem Fall ein separater Preis für B- und C-Milch festgelegt werden. Der Preis für A- und B-Milch muss im Vertrag mit Menge und Preis in Kilogramm fixiert sein, mindestens für drei Monate. Die Freiwilligkeit der Lieferung von C-Milch muss dem Milchlieferanten gewährleistet sein. Deshalb ist auch vertraglich zu vereinbaren, welche Mengen zu welchem B-Preis abgerechnet werden können. Produzenten, die keine billige B- und C-Milch liefern wollen, dürfen nicht mit Mengenkürzungen im Bereich der A-Milch und der B-Milch bestraft werden.“

 

Fazit der BDM-Aktionstour

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Nach dreizehn Tagen und vielen Stationen im gesamten Bundesgebiet sind die BDM-Aktionsgespanne in München angekommen. Bei der Schlusskundgebung wurde nach rund 3.200 km Fahrt Resümee gezogen: Ohne Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen, die unsere Markt-stellung wesentlich verbessern, bleibt alles beim Alten!

 

Die Begründung für dieses Resümee fußt auf Aussagen von VertreterInnen von Molkereiunternehmen, die mit uns gesprochen haben. „Es gibt keine Lösungen“, „Wir machen schon alles Erdenkliche“, „Höhere Erzeugerpreise sind nicht umsetzbar“ – das sind einige der mitgenommenen Molkereibotschaften. Neben Molkerei- und Schlachtbetrieben wurden auch Wahlveranstaltungen von SPD, Grünen und der CDU besucht. Hier wurde wieder deutlich, dass man das Thema Landwirtschaft immer wieder und wieder „spielen“ muss. Nur mit stetiger Präsenz werden unsere Probleme aufgegriffen. Die Demonstration in München fand anlässlich des Wahlkampfabschlusses der CDU/CSU am Nockherberg statt. Hier wurde gegenüber Merkel, Söder und CDU-Kanzerkandidat Laschet lautstark der Unmut kundgetan.

Bundestagswahl – Gespräche und Podiumsdiskussionen mit KandidatInnen

Am 26. September 2021 wurde in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Neue stärkste Kraft wurde hierbei die SPD, die aktuell Gespräche mit der FDP und den Grünen führt. Im Vorfeld dieser Wahl luden deutschlandweit Mitglieder ihre DirektkandidatInnen zu Gesprächen und Podiumsdiskussionen auf ihre Höfe ein. Hierbei fand ein reger Austausch statt und einige der neuen und alten Bundestagsabgeordneten wurden mit den Zielen und Vorstellungen des BDM vertraut gemacht. Zentrales Thema bei diesen Gesprächen waren meist die schwache Stellung der Landwirte in der Wertschöpfungskette, der Strukturwandel im ländlichen Raum und die Sektorstrategie 2030.

Agrarministerkonferenz in Dresden

Mit unserem Aktionsboot, das bereits auf der Aktionstour durch Deutschland im Einsatz war, hat der BDM bei der Agrarministerkonferenz auf die Notwendigkeit eines Kurswechsels in der Agrarmarktpolitik hingewiesen und diesen eingefordert. Beim Verbändegespräch mit den MinisterInnen betonte der BDM wieder die Notwendigkeit, sich mit Strategien zu befassen, die eine deutliche Erhöhung der Erzeugerpreise ermöglichen. Wir sind damit einsamer Rufer in der Verbändelandschaft, aber überzeugt, dass nur das Perspektiven für unsere Betriebe schaffen kann.

Um auch zukünftig die Agrargelder in Gänze erhalten zu können, müssen wir auf unseren Betrieben entsprechende Ökoleistungen umsetzen. Gerade für Grünlandbetriebe bedeuten jedoch die bisher diskutierten Möglichkeiten wesentliche Bewirtschaftungseinschränkungen. Vielfach dürfte deren Umsetzung zu deutlichen Ertragseinbußen führen. Um diese Verluste zumindest eingrenzen zu können, hat der BDM zusammen mit AbL und LsV Schleswig-Holstein entsprechende Vorschläge gemacht. Unterstützung dafür erhielten wir von den MinisterInnen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Gespannt darf man sein, wie sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dazu stellen wird. Im anhängigen Vertrags-verletzungsverfahren zur Düngeverordnung sieht Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus für die Bundesländer, die bei der Ausweisung der Roten Gebiete größere Zugeständnisse gemacht haben, dunkle Wolken am Horizont.

 

Henrik Kramer, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter

Kolloquium der OPL in Savoyen mit Schwerpunktthema Biogasanlagen

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Das 13. Kolloquium der OPL, des Milchzweigs der Coordination Rurale, fand in diesem Jahr im Departement Haute-Savoie in der Gemeinde Marigny-Saint-Marcel statt. Im Mittelpunkt der Diskussionen der eintägigen Tagung standen die Methanisierung und Milchwirtschaft in Savoyen – Themen, die bei den 90 Teilnehmenden auf großes Interesse stießen. Beachtenswert war die Teilnahme vieler junger Menschen und künftiger ErzeugerInnen, die sich besonders für die diskutierten Themen interessierten und rege am Austausch beteiligten.

 

Methanisierung: zwischen Mythos und Realität

Das Institut Solagro, ein gemeinnütziges Unternehmen, das im Energiesektor tätig ist und durch Thomas Filiatre vertreten war, stellte die Methanisierung unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit und des ökologischen Umbaus der Landwirtschaft vor (siehe Präsentation des Institut Solagro in Französisch). Der Referent konnte die Skepsis der Teilnehmenden angesichts der bisweilen unkontrollierten Vermehrung von Biogasanlagen in manchen Regionen und auch deren Größe zerstreuen. Er betonte, dass Biogasprojekte den betrieblichen Mitteln entsprechen müssten, damit sie nicht überdimensioniert seien. Die Entscheidung für eine Biogasanlage führe zum externen Kauf organischer Stoffe, was einen Systemauswuchs darstelle. Er sprach außerdem über den Zwischenfruchtanbau zur Energiegewinnung, der zwischen zwei Hauptfrüchten erfolgt und theoretisch den Anbau von Nahrungspflanzen nicht beeinträchtigt. Ein Erlass von 2016 begrenzt die Beschaffung organischer Stoffe aus Hauptfrüchten auf 15%, was manche Landwirte verleitet, den Anbau von Energiezwischenfrüchten zu „missbrauchen“, um ihre Biogasanlagen zu beschicken, die nicht kontrolliert werden.

Die Coordination Rurale spricht sich ihrerseits für die Entwicklung von Biogasanlagen auf den Betrieben statt größerer kommunaler Anlagen aus, die mehr Pflanzendecke und Biomasse verbrauchen. Der Verband fordert außerdem eine verstärkte Kontrolle der Biomasseanlagen und vor allem des Einsatzes von Zwischenfrüchten zur Energiegewinnung, damit zur Erzeugung von Nahrungsmitteln dienende Ressourcen nicht zur Energiegewinnung zweckentfremdet werden. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurden diese Elemente beleuchtet und die Fragen und Bedenken der Teilnehmenden beantwortet.

Der Milchsektor in Savoyen und sein Genossenschaftsnetzwerk

Am Nachmittag hatte der FDCL (Fédération départementale des coopératives laitières – Verband der Milchgenossenschaften des Departements) die Gelegenheit, den Milchsektor in Savoyen vorzustellen, der über einige Besonderheiten verfügt, die ihn vom Rest Frankreichs unterscheiden. Mit seinen 1.340 ErzeugerInnen verarbeitet der Milchsektor in Savoyen die 400 Millionen Liter Milch, die jedes Jahr abgeholt werden, überwiegend zu Käse (gegenüber 34% für ganz Frankreich). Diese Käsesorten sind bei den französischen KonsumentInnen sehr bekannt und gehören zu den in Frankreich meistverkauften Sorten: Unter den 20 meistverkauften Käsesorten sind fünf Käse aus Savoyen. Der Reblochon ist der beliebteste savoyische Käse und belegt landesweit den dritten Platz hinter dem Roquefort und Comté. Innerhalb des savoyischen Milchsektors weisen die Milchviehbetriebe sehr unterschiedliche strukturelle Besonderheiten auf. Neben der typischen Beschaffenheit und dem Produktionsmodus, der durch ein sehr strenges Lastenheft geregelt wird, variiert die Betriebsgröße stark: Von 140.000 Litern pro Betrieb in der Beaufort-Region bis zu durchschnittlich 345.000 Litern pro Betrieb in den Regionen, wo der Tomme und Emmental de Savoie hergestellt werden. Die wirtschaftlichen Ergebnisse und vor allem die Betriebsgewinne sind über die Gebiete hinweg vergleichbar, unterliegen aber deutlichen Schwankungen.

Der Tag endete mit dem Thema der Gründung und des Betriebsübergangs. Ein Schwerpunkt war der Vortrag von Joris Miachon, der die Jugendabteilung der Coordination Rurale leitet: „Bei der CR wünschen wir uns, dass die Betriebsgründung vereinfacht und unterstützt wird.“ Neben ihm am Rednerpult stand Jérémy Béchet, ein junger Landwirt, der ohne Gründungsförderung seinen eigenen Betrieb aufgebaut hat. Klicken Sie hier, um mehr über die Vorschläge der Jugendabteilung (in Französisch) zu erfahren.

Hier einige Eindrücke vom Kolloquium

 

Organisation des Producteurs de Lait (OPL)

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