MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,

unter besonderen Umständen hat das EMB am 6. und 7. Oktober im belgischen Gembloux seine Mitglieder-versammlung abgehalten, die von April in den Herbst verschoben werden musste. Auf der Tagesordnung stand - wie alle zwei Jahre - die Wahl des Vorstands. Wir haben uns von einem sehr leidenschaftlichen EMB-Vorsitzenden verabschiedet, der schon seit Jahren eines der prägenden Vorstandsmitglieder war: Erwin Schöpges. Daneben schied auch unserer engagiertes Mitglied Johannes Pfaller aus dem Vorstand aus. Zusammen mit Kjartan Poulsen, Roberto Cavaliere, Boris Gondouin, Elmar Hannen, Pat McCormack und Guy Francq erhielt ich das Vertrauen der Mitglieder, den Vorstand für die nächsten zwei Jahre zu bilden.

Wohin steuern wir als EMB in den nächsten Jahren? Meine Antwort: Wir müssen den eingeschlagenen Weg mit Nachdruck fortsetzen. Im europäischen Kontext war das EMB die erste (und lange Zeit einzige) Organisation, die einen kostendeckenden Milchpreis und ein faires Einkommen für die Milchbauern an oberste Stelle gesetzt hat. Mit wissenschaftlichen Studien untermauern wir die Höhe dieses kostendeckenden Milchpreises. Daneben hat das EMB das Konzept der fairen Milch aufgebaut, das oft imitiert, aber nie erreicht werden konnte. Ganz einfach, weil die faire Milch des EMB die einzige Marke ist, die von Erzeugern für Erzeuger produziert wird.

Inzwischen erhalten wir aus der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und sogar den Landwirtschaftsministerien vieler EU-Mitgliedstaaten Anerkennung für diesen Weg. Niemand bestreitet mehr, dass die Bauern einen zu geringen Preis für ihre Produkte bekommen, nicht einmal der Handel. Wir im EMB müssen nun dafür sorgen, dass diese Anerkennung Einzug in die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und Gemeinsame Marktorganisation erhält und kostendeckende Preise umgesetzt werden! 

Gleiches gilt für den Green Deal und die „Farm to Fork”-Strategie (Vom Hof auf den Tisch), mit der die Europäische Kommission in Richtung Nachhaltigkeit gehen möchte. Doch die vorgeschlagenen Ziele konzentrieren sich fast ausschließlich auf die ökologische Nachhaltigkeit. Eine Präzisierung im Hinblick auf eine wichtige Bedingung zur Erreichung dieser angestrebten Nachhaltigkeitsziele fehlt gänzlich: Maßnahmen, Ziele und ein Datum, um sicherzustellen, dass dieser faire, kostendeckende Preis für die ProduzentInnen erreicht und garantiert wird.

In den letzten 60 Jahren hat der politische Prozess der GAP die Landwirtschaft zu dem gemacht, was sie heute ist. Auf diesem Weg haben wir bereits Hunderttausende von KollegInnen verloren, da die Vorgaben der politischen Entscheidungsträger ihnen keine Perspektive boten. Hinzu kommt, dass der Anteil der Junglandwirte auf unter 5% der Gesamtzahl der Landwirte gesunken ist. Diese Zahl ist umso alarmierender, als dass sie die Nachfolger sind, die die Ernährungssicherheit der europäischen Bevölkerung (der erst durch die Pandemie bewusst wurde, wie wichtig gute Qualität und ausreichend Nahrung sind) künftig gewährleisten müssen.

Ohne wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit wird die EU die von ihr angestrebte ökologische Nachhaltigkeit nicht erreichen und ihre Junglandwirte und ihre Ernährungssicherheit unterwegs verlieren. Dessen muss sich jeder in den Kreisen der Politik bewusst sein. In der nächsten Zeit wird das EMB daher die Europäische Kommission, EU-Parlamentarier und Landwirtschaftsminister so lange kontaktieren, bis diese Zusammenhänge in der Breite ankommen.

Ein kostendeckender Preis: das ist unser oberstes Ziel beim EMB. Folglich ist bei den anstehenden Gesprächen und Verhandlungen zu GAP, „Farm to Fork” oder Green Deal die Zustimmung des EMB an eine vollständige Integration wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit geknüpft. Wir freuen uns, unsere Mitglieder, die MilcherzeugerInnen Europas, auf diesem Weg unterstützend an unserer Seite zu wissen.

 

Sieta van Keimpema, EMB-Vorsitzende

Gembloux: Europäische MilcherzeugerInnen wählen Sieta van Keimpema zur neuen EMB-Vorsitzenden

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© EMB

Das European Milk Board (EMB) hat auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung die bisherige Vizevorsitzende Sieta van Keimpema aus den Niederlanden zur neuen Vorsitzenden gewählt. Ihr Appell lautet: „Der Green Deal kann nur bei Beachtung der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt werden!“ Zum Vizevorsitzenden bestimmten die Mitglieder Kjartan Poulsen aus Dänemark. Bestätigt wurden außerdem die bisherigen Vorstandsmitglieder Boris Gondouin aus Frankreich, sein irischer Kollege Pat McCormack sowie Roberto Cavaliere aus Italien. Als neue Vorstandsmitglieder begrüßt das EMB zudem Elmar Hannen aus Deutschland sowie den Belgier Guy Francq.

 

Der bisherige Vorsitzende Erwin Schöpges, der sich zukünftig noch stärker der Entwicklung der fairen Milch in Belgien sowie in einigen afrikanischen Ländern widmen wird, wurde von seinen Milcherzeugerkollegen herzlich verabschiedet. Sie würdigten insbesondere seine unermüdliche politische Arbeit und sein starkes Engagement  bei der Organisation beeindruckender Demonstrationen, die signifikant zur Entwicklung des EMB beigetragen haben. Einen großen Dank richtete die Versammlung auch an Johannes Pfaller aus Deutschland, der nach zweieinhalb Jahren aus dem Vorstand ausschied und sich im EMB über viele Jahre für faire Handelsbeziehungen und gegen das Dumping europäischer Überschüsse auf afrikanischen Märkten engagiert hat.

Wie sie den anwesenden EMB-Mitgliedern mitteilte, spielt für die neue Vorsitzende Sieta van Keimpema die Vertretung der europäischen MilcherzeugerInnen gegenüber den EU-Institutionen auch in Zukunft eine bedeutende Rolle. „Ich freue mich sehr über den erhaltenen Vertrauensvorschuss“, bedankte sie sich bei den Mitgliedern, während sie gleichzeitig auf die kommenden Schwerpunkte und Herausforderungen blickt: „Der Kampf für eine krisenfeste Agrarpolitik wird für das EMB weiter ganz oben auf der Agenda stehen. Beim Europäischen Green Deal und der ‚Farm to Fork’-Strategie braucht es zudem eine starke Erzeugerperspektive, für die sich das EMB bei den politischen Verantwortlichen weiter vehement und konstruktiv einbringen wird.“

Für die Versammlung der LandwirtInnen des EMB stand beim intensiven Austausch zum Green Deal und zur F2F-Strategie fest, dass kostendeckende Preise und ein stabiles Einkommen für die LandwirtInnen innerhalb der grünen Strategien für die  EU-Politiker zur echten Priorität werden müssen. „Der ökologischen Nachhaltigkeit muss die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit unbedingt gleichgestellt werden“, so van Keimpema.  „Das heißt, dass ein Rahmen geschaffen werden muss, damit die Kosten für Anforderungen im Bereich Klima und Umwelt über den Preis gedeckt sind und nicht auf die ErzeugerInnen abgewälzt werden.“ Ihr Vorstandskollege Elmar Hannen ergänzt: „Wir müssen dahin, dass der Preis das deckt, was die Gesellschaft will. Nur dann gibt es auch eine Zukunft für die MilchviehhalterInnen“. Das bedeutet laut dem neuen Vizevorsitzenden Kjartan Poulsen auch, dass für das bisher eher vage formulierte Ziel einer verbesserten Stellung der ErzeugerInnen von der Europäischen Kommission eine konkrete Strategie geplant und mit Leben erfüllt werden muss. „Das EMB erwartet Klarheit, welche Schritte zur Erreichung dieses Ziels unternommen werden, sodass es nicht bei einer leeren Worthülse bleibt.“

Neben der politischen Arbeit für eine gleichwertige Berücksichtigung stabiler Einkommen liefern die EMB-ErzeugerInnen auch selbst Beispiele umfassender Nachhaltigkeit. Guy Francq, belgisches Vorstandsmitglied, führt aus: „Mit dem Projekt der fairen Milch haben wir bereits in mehreren europäischen Ländern ganz praktisch gezeigt, dass kostendeckende Preise und der Respekt der Umwelt Hand in Hand gehen können. Sie hilft zudem Brücken zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen sowie der Zivilgesellschaft zu schlagen.“ Das wiedergewählte EMB-Vorstandsmitglied Boris Gondouin sieht hier noch Potenzial zur Ausweitung: „Für uns im EMB ist es wichtig, dieses Projekt auch in andere Länder zu tragen“ und ergänzt: „Damit kostendeckende Preise aber auf dem gesamten Milchmarkt Fuß fassen können, braucht es – wie beschrieben – den richtigen politischen Rahmen."

Fotos der EMB-Mitgliederversammlung

 

Pressemitteilung des European Milk Board vom 8. Oktober 2020

EP-Abstimmung zur Gemeinsamen Marktorganisation der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)

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© Europäisches Parlament

Die europäischen MilcherzeugerInnen begrüßen die Aufnahme neuer Kriseninstrumente als ersten Schritt. „Bei der Abstimmung zur Gemeinsamen Marktorganisation im EU-Parlament hat sich gezeigt, dass vielen Abgeordneten bewusst ist, dass der EU-Agrarsektor mit wirksamen Kriseninstrumenten ausgestattet werden muss”, fasst die niederländische Vorsitzende des European Milk Board (EMB), Sieta van Keimpema, die Sicht des europäischen Milcherzeugerverbandes auf die Teilentscheidung des Parlaments speziell zur Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) innerhalb der GAP zusammen.

 

Die GMO regelt unter anderem die Beziehungen der Marktakteure sowie Maßnahmen für den Krisenfall. Ende letzter Woche hatten die MdEPs die Position des EU-Organs zur GAP-Reform, mit der es in Kürze in die anstehenden Trilog-Verhandlungen mit der EU-Kommission und dem EU-Rat gehen wird, abgestimmt. Teil der GMO-Position ist nun auch der neue Artikel 219a (aus Änderungsantrag 149), der eine freiwillige Mengenreduzierung im Krisenfall vorsieht. “Kombiniert mit dem ebenfalls angenommenen Artikel 219b (aus Änderungsantrag 150) zur möglichen Deckelung der Produktion während der Anwendung des Reduktionsprogramms könnte damit bald ein Instrument in der GMO bereitstehen, mit dem man den chronischen Krisen wirksam begegnen kann”, so der dänische Vizevorsitzende des EMB, Kjartan Poulsen. Gleichzeitig ist es jedoch bedauerlich, dass eine obligatorische Mengenkürzung (aus Änderungsantrag 277), die essenziell für die Bekämpfung von tiefgreifenden und lang anhaltenden Krisen wäre, bei der Abstimmung nicht angenommen wurde. “Die hier sehr knappe Entscheidung bestätigt uns jedoch, dass einem großen Teil der MdEPs die Notwendigkeit, auch über das Instrument einer temporären obligatorischen Mengenreduktion verfügen zu können, durchaus bewusst ist”, führt Sieta van Keimpema aus. “Wir möchten uns bei diesen Abgeordneten, denen offensichtlich die Dynamik der Krisen und die Notwendigkeit effektiver Reaktionen bekannt sind, bedanken.”

Positiv heben die Milchproduzierenden außerdem hervor, dass durch den angenommenen Artikel 218b (aus Änderungsantrag 147) ein Frühwarnmechanismus in der GMO implementiert werden soll. Wie das EMB verlauten lässt, muss hier jedoch noch der Krisenfall adäquat definiert werden, damit angemessene Instrumente auch wirklich zeitnah geschaltet werden können.

 

Einschätzung der MilcherzeugerInnen zu weiteren GMO-Reformartikeln im Überblick

  • Mit Blick auf das Instrument der Intervention leistet der angenommene Änderungsantrag 232 einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Transparenz.
  • Der neu eingesetzte Artikel 172a (Änderungsantrag 244) der GMO zeigt durch seine Aufnahme von value-sharing-clauses und die Beachtung von Produktionskosten – auch wenn er keinen verpflichtenden Charakter besitzt –, dass diese zentralen Themen im Bewusstsein der MdEPs angekommen sind.
  • Die MilcherzeugerInnen wissen sehr gut, dass Marktstörungen im EU-Landwirtschaftssektor absolut keine Seltenheit sind. Mit der Etablierung eines Monitoring- und Managementsystems dieser Störungen (Artikel 222a, aus Änderungsantrag 248) besteht nun die Chance, in Zukunft mit Krisen besser umzugehen. 
  • Bezüglich der Vertragsbeziehungen im Milchsektor (Artikel 148) ist positiv zu erwähnen, dass das Europäische Parlament nun beim Preis, der in den Verträgen festgelegt wird, auf die Notwendigkeit verweist, sich an Produktionskosten zu orientieren. Da es den Mitgliedstaaten allerdings weiter offen steht, ob sie die Anwendung von Verträgen zur Pflicht machen oder nicht, sind für den EU-Milchsektor im Ganzen hier keine nennenswerten Verbesserungen zu erwarten.
  • Die ErzeugerInnen bedauern die Ablehnung des Änderungsantrags 270, da die damit bei Artikel 149 vorgeschlagene Erhöhung der Bündelungsgrenzen für Milchmengen in der EU von 3,5% auf 7,5% für Erzeugerorganisationen ein wichtiger Schritt gewesen wäre. So hätten die LandwirtInnen eher auf Augenhöhe mit den Verarbeitenden verhandeln können. Denn für Verarbeitende besteht solch eine geringe Bündelungsgrenze, wie sie aktuell noch die ErzeugerInnen einschränkt, nicht.
  • Positiv bewerten die Milchproduzierenden hingegen, dass die MdEPs in ihrer Position nun mehrfach das Ziel eines nachhaltigen Einkommens erwähnen (Änderungsantrag 3 zur Erwägung 2 und Änderungsantrag 47 zu Artikel 1a); dass Importe EU-Standards nicht unterschreiten dürfen (Änderungsantrag 138 bezüglich Artikel 188a) sowie dass eine Monitoringstelle für den gesamten EU-Agrarsektor geschaffen werden soll (Änderungsantrag 146 zu Artikel 218a).

 

Die Abgeordneten sind bei ihrer Position speziell zur Gemeinsamen Marktorganisation einen wichtigen Teilschritt gegangen – auch wenn durch die knappe Ablehnung der temporären obligatorischen Mengenreduzierung im Krisenfall ein zentrales Instrument noch keinen Eingang gefunden hat und die Bündelungsgrenzen nicht auf 7,5% angehoben werden sollen. Umso mehr ist es daher nun notwendig, dass die Verbesserungen, auf die sich das EU-Parlament geeinigt hat, in ihrer Gänze in der finalen GMO verankert und im nun anstehenden Trilog mit den beiden anderen EU-Institutionen nicht verwässert werden. “Wir appellieren an Rat und Kommission, diesen essenziellen Änderungen, die das EU-Parlament als gewählte Vertretung der EU-BürgerInnen in die Verhandlungen einbringt, zuzustimmen. Führen Sie als EU-Institutionen eine wirkliche Reform durch, in dem Sie die EU-Landwirtschaft in der GMO mit angemessenen Kriseninstrumenten ausstatten”, so die EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema.

 

Pressemitteilung des European Milk Board vom 26. Oktober 2020

MilcherzeugerInnen fehlen über 15 Cent pro kg zur Kostendeckung

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© EMB

Laut der vierteljährlich aktualisierten Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) sind die Milcherzeugungskosten in Deutschland – mit aktuellem Stand Juli 2020 – weiter gestiegen, während für den gleichen Zeitraum der durchschnittliche Auszahlungspreis gesunken ist. Im Vergleich zu Januar 2020 gingen die Produktionskosten um über einen Cent nach oben und betrugen im Juli 46,95 ct pro kg. Der Milchpreis sank um genau zwei Cent und lag Mitte 2020 bei nur 31,24 ct pro kg. Die aktuellen Ergebnisse zeigen eine deutliche Unterdeckung von 33%.

 

 

Elmar Hannen, Milcherzeuger in Kleve sowie BDM- und EMB-Vorstandsmitglied, fasst die Situation im deutschen Milchsektor zusammen: „Im ersten Jahr nach der Sektorstrategie von Bauernverband, Milchindustrie-Verband (MIV) und Deutschem Raiffeisenverband (DRV) lässt sich keinerlei Besserung am Milchmarkt erkennen. Die Stellung der Erzeuger hat sich eher verschlechtert. Die Kosten sind für den Erzeuger durch höhere Anforderungen und durch die Dürre zusätzlich gestiegen. Diese Erhöhung kann nicht weitergegeben werden und wird somit komplett vom Erzeuger getragen. Die bisher schon bestehende Kostenunterdeckung wird somit weiter verschärft. Ohne Kriseninstrumente kommen wir aus der Situation nicht heraus und werden weiter Betriebe verlieren.“ Laut dem deutschen Milcherzeugerverband BDM bedarf es daher dringend einer eigenen Branchenorganisation Milch.

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation in der Milchproduktion in Deutschland von 2014 bis Juli 2020.

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten deckt. Im Juli 2020 haben die ErzeugerInnen nur 67% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 33%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2014:


Milch-Marker-Index (MMI)

Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten in der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im Juli 2020 einen Wert von 114, d.h. die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen sind im Vergleich zum Basisjahr 2015 (2015 = 100) um 14% gestiegen.

Grafik Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf:


Neu: Biokostenstudie

Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich (Zeitraum: 2011 bis zum aktuellsten abgeschlossenen Wirtschaftsjahr). Hier finden Sie die Studie "Was kostet die Erzeugung von Biomilch?".

Studie zu den Produktionskosten sechs wichtiger Milcherzeugungsländer

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in fünf weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten. Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2017 finden Sie hier.

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.

Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

 

Hintergrund:
Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag des European Milk Boards und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014
vierteljährlich aktualisiert.

Datenblatt herunterladen

 

Pressemitteilung des European Milk Board vom 15. Oktober 2020

Marktindikatoren (Stand: 21.10.)

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© EU-Kommission, GD AGRI

Nach den Einbrüchen in der zweiten Hälfte des Sommers steigt der Global Dairy Trade Index seit 15. September wieder, am 20. Oktober um 0,4% (davor +2,2% bzw. 3,6%). Der Durchschnittspreis für italienische Spotmilch sank im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 1,55% auf 34,8 ct pro kg (-22,5% im Vergleich zu Oktober 2019). 

 

Der EU-27-Milchpreis steigt für September vorläufig um 1,2% und wird mit 33,4 Cent pro kg angegeben. Die EU-Butterpreise liegen bei 345 EUR pro 100 kg, was einen Rückgang um 0,6% im Vergleich zur Vorwoche und -1,6% in den letzten vier Wochen bedeutet. Die Preise für EU-Magermilchpulver betragen aktuell 217 EUR pro 100 kg, womit sie im Vergleich zur Vorwoche stagnieren und im Vier-Wochen-Vergleich um 1,4% stiegen.

Die Kurse für Futures auf Milcherzeugnisse an der European Energy Exchange (EEX) bewegen sich leicht aufwärts. Die Kontrakte für Magermilchpulver für Januar 2021 stiegen zum 21. Oktober zum Beispiel um 0,2% auf 2.224 EUR pro Tonne im monatlichen Vergleich. Für Butter fielen sie im selben Zeitraum um 1% und stehen nun bei 3.350 EUR pro Tonne.

 

European Milk Board

Breite Bauernschaft für Umbau in der Landwirtschaft

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© EMB

Ein neues Positionspapier fordert eine andere GAP, Milch- und Außenhandelspolitik. Im Vorfeld der "Zukunfts-kommission Landwirtschaft" ist es aus einem Milchdialog des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) heraus gelungen, ein gemeinsames Positionspapier, das von einer neuen breiten Bauernbewegung getragen wird, zu erarbeiten und am 21. August zu veröffentlichen. Unterzeichnet wurde das Papier von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), vom BDM, von LsV, vom European Milk Board (EMB), von den Freien Bauern und den großen Milcherzeugergemeinschaften MEG Milch Board, MEG NRW und MEG Rheinland-Pfalz sowie der neu gegründeten Bauern und Land Stiftung.

 

Jann Harro Petersen, Fachgruppensprecher Milch bei LsV, sagt: „Es ist wichtig, dass wir Bündnisse schmieden, die Differenzen der letzten zwei Jahrzehnte hinter uns lassen und Schnittmengen definieren.“ Elisabeth Waizenegger, Mitglied im AbL-Bundesvorstand, weist darauf hin: „Das Papier verdeutlicht, dass die Bäuerinnen und Bauern einen Umbau in der Agrar- und Außenhandelspolitik wollen, der die Billigstrategie durchbricht und den Höfen ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht. In der Zukunftskommission müssen rasch konkrete Verabredungen für eine wirkungsvolle Agrarreform getroffen werden, die den Klimaschutz voranbringt, die Biodiversität stärkt und Bauernhöfe erhält.“ Stefan Mann, Bundesvorsitzender des BDM, kommentiert den Prozess: „Wir stehen vor großen politischen Herausforderungen, gleichzeitig bilden sich gerade immer mehr landwirtschaftliche Gruppen und Organisationen, die mit dem Status Quo unzufrieden sind. Wir setzen mit unserem Papier ein klares Zeichen: In diesen grundsätzlichen Punkten sind wir uns einig.“

Das Papier beginnt mit folgender Problemstellung: „Die gesellschaftlichen Anforderungen für mehr Tierwohl, Klimaschutz, Artenvielfalt, Gewässerschutz und Luftreinheit, die mit Ordnungsrecht umgesetzt werden, führen (…) zu höheren Kosten. Um die gesellschaftlichen Anforderungen und die betrieblichen Herausforderungen zu einen, braucht es eine Markt-und Außenhandelspolitik, die die Billigstrategie bricht und den Höfen ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht und einen politischen Rahmen, der zusätzliche Leistungen honoriert.“

In vier Punkten schließen sich die Forderungen an. Die Bauernopposition fordert als Erstes, die Ausrichtung der europäischen Agrarmarktpolitik so zu ändern, dass sie nicht weiter auf weltweite Wettbewerbsfähigkeit über Billigpreise abzielt. Als zweiten Punkt wird eine Branchenorganisation Milchviehhaltung gefordert, um die Marktmacht der LandwirtInnen wirksam zu stärken. Der dritte Punkt bezieht sich auf die EU-Agrarreform, die dafür genutzt wird, die vorhandenen finanziellen Mittel der Gemeinsamen Agrarpolitik zielgerichtet einzusetzen, damit Bäuerinnen und Bauern für Umweltleistungen und Tierwohl gezielt und über den reinen Ertragsausfall hinaus entlohnt werden. Beim vierten Punkt verständigten sich die verschiedenen Bauernorganisationen darauf, die EU-Handelspolitik so auszugestalten, dass bei allen Handelsabkommen hiesige Standards und kostendeckende Erzeugerpreise in der Landwirtschaft nicht unterlaufen werden und Berufskolleginnen und -kollegen in anderen Ländern dieser Welt nicht durch unsere Exporte benachteiligt werden. Jetzt beginnt die Arbeit, diese Forderungen in Öffentlichkeit und Politik zu platzieren.

Das vollständige Papier hier herunterladen

 

Berit Thomsen, AbL-Referentin Internationale Agrarpolitik

Deutschland: Starke Aktionen in Koblenz, Zukunftskommission Landwirtschaft und Branchenkommunikation

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„Umsteuern in der Agrarmarktpolitik“ - mit dieser Forderung haben sich BDM und EMB auf den Weg nach Koblenz gemacht und sich bei den vom BDM organisierten Aktionen an die versammelten Ministerinnen und Minister, aber auch an die Arbeitsebene (Staatsekretäre etc.) gewandt. Es gab viele starke Aktionen, wie den Demozug, die Kundgebung samt symbolischem Auslöffeln der dünnen Suppe der Agrarminister und eine Schifffahrt auf der Mosel den Ministern entgegen. Das Deutsche Eck an der Mündung der Mosel in den Rhein war fest in der Hand der MilchviehhalterInnen und ihrer rund 20 Faironikas. Neben den Aktionen gab es zahlreiche Gespräche mit Vertretern von Organisationen aus Gesellschaft und Landwirtschaft. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen, die nach Koblenz kommen konnten und uns unterstützt haben.

 

Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) nimmt ihre Arbeit auf

Am 7. September haben sich die 31 vom Bundeskanzleramt in die ZKL berufenen Persönlichkeiten getroffen. Für den BDM e. V. ist unser Vorsitzender Stefan Mann berufen. Dem Start beigewohnt haben auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesagrarministerin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Zunächst standen die Regularien auf der Tagesordnung. Die ZKL soll auch über die 2021 anstehende Bundestagswahl und einen eventuellen Regierungswechsel hinaus arbeiten. Erste konkrete Ergebnisse werden bis Mitte 2021 erwartet. Absolute Priorität für den BDM hat die Verbesserung der ökonomischen Situation der Landwirtschaft im Einklang mit ökologischen Erfordernissen. Dabei bedarf es nicht nur des Blicks auf die nationale Agrarpolitik, vielmehr muss sich die ZKL auch mit der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und vor allem der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) befassen.

Branchenkommunikation – MilchviehhalterInnen sollen wieder bezahlen

Die Verbände der Molkereiwirtschaft und der Bauernverband haben sich auf eine Wiederbelebung einer gemeinsamen Branchenkommunikation verständigt. Die früher dafür zuständige Centrale Marketing-Gesellschaft (CMA) wurde vor Jahren gerichtlich verboten. Diese wurde mit einer gesetzlich vorgegebenen Abgabe von der Landwirtschaft finanziert. Die zukünftige Finanzierung soll nun auf freiwilliger Basis, aber wieder durch die Milchviehhalter erfolgen. Als Beitrag vorgesehen sind 15 Cent pro 1.000 kg Milch. Der Beitrag soll über die Molkereiwirtschaft abgeführt werden. Der BDM steht dieser Entwicklung ablehnend gegenüber, denn eine wirkungsvolle Kommunikation für die bäuerliche Milchviehhaltung kann nur durch sie selbst erfolgen. Diese Haltung ist auch Inhalt der BDM-Sektorstrategie 2030. Molkereiunternehmen haben andere Interessen und Ansätze.

Milcherzeugerpreise weiter leicht steigend

Wie schon für die Julimilch wird sich auch für die Augustmilch der Auszahlungspreis bei manchen Molkereien um bis zu 1 Cent pro kg erhöhen. Viele Molkereien halten sich jedoch mit Erhöhungen zurück. Die bisher bekannte Preisspanne bewegt sich zwischen 27,70 Cent pro kg (Arla Foods amba) und  36 Cent pro kg (Berchtesgadener Land) bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß.

 

Hans Foldenauer, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Europas Bauernfamilien fordern Stopp des EU-Mercosur-Abkommens

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Keine Korrekturen, sondern Neuausrichtung: Wir brauchen eine Handelspolitik, die faire und kostendeckende Preise ermöglicht, das Klima schützt und Menschenrechte sichert.

 

 

In einer gemeinsamen Europäischen Bauerndeklaration fordern 43 Bauernorganisationen in 14 Ländern – Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweiz und Spanien (inkl. Baskenland und Galizien) – sowie die Dachverbände Europäische Koordination Via Campesina (ECVC), das European Milk Board (EMB) und Demeter International ihre Regierungen auf, das EU-Mercosur-Abkommen abzulehnen.

Das Freihandelsabkommen ist in einigen Mitgliedsstaaten auf Regierungsebene umstritten. Deutlich kritische Stimmen äußern etwa Österreich, die Niederlande, Frankreich, Irland und Belgien. Deutschland, das aktuell die EU-Ratspräsidentschaft innehat, kündigte an, die Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens vorantreiben zu wollen, auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in diesen Tagen kritisch zum Abkommen äußert. Es ist zu befürchten, dass Deutschland mit kleinen Korrekturen die kritischen Mitgliedsstaaten einfangen und zur Unterzeichnung bewegen könnte.

Die europäischen Bäuerinnen und Bauern fordern ihre Regierungen auf, das EU-Mercosur-Abkommen zu stoppen. Erwin Schöpges, (Anm. d. Red.: damaliger) EMB-Präsident sagt:

„Mit dem EU-Mercosur-Abkommen sollen die Importe von beispielsweise Fleisch, Zucker und Soja aus den Mercosur-Ländern steigen, deren Produktion im Zusammenhang mit der aggressiven Exportausrichtung immer industrieller wird. Der weltweit für Klima und Artenvielfalt zentrale Amazonas muss diesem System weichen. Auch Menschenrechtsverletzungen stehen im Zusammenhang mit dieser Entwicklung auf der Tagesordnung. Gleichzeitig stehen die Bauernfamilien in Europa vor großen Herausforderungen, klimaverträglicher und tiergerechter Lebensmittel zu erzeugen, was höhere Kosten auf den Betrieben mit sich bringt. Die steigenden und unqualifizierten Importe aus den Mercosur-Ländern führen zusätzlich zu steigendem Preisdruck bei den europäischen Bauernfamilien. Diese Handelspolitik und die ungleichen Produktions-, Umwelt- und Sozialstandards zugunsten der Agrarindustrie beschleunigen das Ende von bäuerlichen Betrieben auf beiden Seiten des Atlantiks.“

Die Bäuerinnen und Bauern fordern eine Handelspolitik für faire und kostendeckende Erzeugerpreise weltweit, für Klimaschutz, Artenvielfalt und Tierwohl, für Menschenrechte, für bäuerliche Strukturen, für regionale Lebensmittel, für den Erhalt und die Weiterentwicklung europäischer Standards und für faire Arbeitsbedingungen.

 

Hier finden Sie die gemeinsame europäische Bauerndeklaration

 

European Milk Board, September 2020

Bericht aus der Schweiz

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Man stelle sich das vor: In Europa wird neuseeländische Butter in der Verpackung  von  „Kerrygold“ verkauft! Einzig auf der Unterseite wäre ganz klein geschrieben: Herkunft NZ. Genau das ist nun in der Schweiz passiert. Mit millionenteuren Werbekampagnen wurde die Schweizer Marke „DIE BUTTER“ beworben. Auch der Staat half  bei der Finanzierung. Mit Erfolg: Diese Marke gehört zu den bekanntesten im Schweizer Nahrungsmittelmarkt.

 

Die seit Jahren rückläufige Milchproduktion und der gestiegene Konsum haben dieses Jahr zur Folge, dass es zu wenig Butter in der Schweiz gibt. Eine Anhebung des Milchpreises hatte dies aber nicht zur Folge. Nun wurden 3.900 Tonnen Butter aus verschiedenen EU-Ländern importiert. In der Branchenorganisation Milch ging man davon aus, dass diese Butter in speziellen Verpackungen auf den Markt kommt. Das wollte aber der Handel nicht. Er bietet nun diese Importbutter in der Verpackung und mit dem Schriftzug der bekannten Marke „DIE BUTTER“ an. Die Proteste der Bauernverbände waren arg leise und in sehr anständigem Ton abgefasst. Sie fürchten sich vor Repressalien seitens der Abnehmer. 

Dieses jüngste Gaunerstück erklärt auch, warum der Schweizer Einzelhandel bis heute eine Auslobung unserer gentechnikfreien Milch- und Fleischproduktion verhindert. Der Handel will zwar die Schweizer Marken behalten, aber der Inhalt soll so billig wie möglich eingekauft werden können. Das wird sich erst dann ändern, wenn der Markt so geregelt wird, dass die Bäuerinnen und Bauern auf Augenhöhe als gleichberechtigte Partner an diesem Markt teilnehmen können.

 

Werner Locher, Sekretär BIG-M

Aktuelles aus Irland

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Diesen Monat befassen wir uns mit einem geplanten Umweltprogramm, das 2021 eingeführt werden sollte, sich aber aufgrund der Finanzierung der COVID-19-Krise verzögern könnte. Was uns die Pandemie letztendlich kosten wird, muss erst noch berechnet werden, aber zwei Dinge sind schon jetzt klar. Erstens: Die Uhr läuft weiter und zwar wahrscheinlich noch weit bis ins nächste Jahr hinein. Zweitens: Die Rechnung wird gesalzen, unabhängig davon, wann sie zu zahlen sein wird. Für viele der Probleme, vor denen die irischen Landwirtinnen und -wirte in den nächsten Jahren stehen, müssen die irische Regierung und die EU über die Gemeinsame Agrarpolitik Maßnahmen entwickeln, sie umsetzen und mit entsprechenden Finanzmitteln ausstatten.

 

Angesichts dieser enormen und weiter steigenden Kosten besteht die entfernte Möglichkeit, dass die irische Regierung versucht sein könnte, die Einführung der in der irischen Landwirtschaft lange erwarteten Agrarumweltmaßnahmen zu verschieben. Alle im landwirtschaftlichen Sektor sind davon ausgegangen, dass sich das erklärte Ziel, neue Agrarumweltmaßnahmen umzusetzen, in diesem Jahr konkretisieren würde, voraussichtlich um die Verabschiedung des Haushalts für 2021 herum (am 13. Oktober). Vor dem Hintergrund von Covid-19 und der Ungewissheit, die die Krise für den Haushalt bedeutet, wäre es nachvollziehbar, wenn die Regierung die Einführung solange verschieben würde, bis sie ihre haushaltspolitischen und makroökonomischen Schäfchen wieder im Trockenen hat.   

Man muss aber sagen, dass es wichtiger ist, das neue Agrarumweltpaket richtig umzusetzen, statt es schnell zu haben. Es handelt sich um das ‚Flaggschiff‘ der Agrarpolitik der irischen Regierung und es wird das Hauptinstrument der Politik, das den irischen Agrar- und Primärerzeugungssektor die nächsten fünf Jahre durch den Übergang zu den Niedrigemissionsmodellen führen soll, die wir alle erreichen müssen. Deshalb sind wir der Meinung, dass es das Paket verdient, ordentlich in es zu investieren und es gut und im Detail zu durchdenken. Das neue Paket muss für Milchviehbetriebe attraktiv und bis zu einem gewissen Grad um sie herum konzipiert werden – einschließlich der Familienbetriebe. Die Planer der Regierung müssen erkennen, dass Umweltmaßnahmen, die diesen Sektor nicht berücksichtigen oder ansprechen, hinter den Zielen zurückbleiben, an denen wir unbedingt arbeiten müssen, wie man uns sagt.

Darüber hinaus gibt es aus Irland zu berichten, dass der Milchpreis sich weiter bei 31 Cent pro Liter für 3,6% Fett und 3,3% Eiweiß hält. Die Milchmenge wächst im Jahresvergleich weiter und erhöht sich gegenüber 2019 um 3%. Dies wird vermutlich bis Jahresende so bleiben, wenn die Menge aufgrund des saisonalen Produktionsmodells in Irland wieder sinken wird. Nach einem sehr nassen August waren die Wetterbedingungen im September günstig, was die Produktion steigen ließ.

 

Paul Smyth, Irish Creamery Milk Suppliers' Association (ICMSA)

Aktuelles aus Portugal

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APROLEP ist dank der Entschlossenheit, des Engagements und des Einsatzes einer Handvoll ErzeugerInnen entstanden, gewachsen und aktiv geworden, die beschlossen haben, nach besten Kräften für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Die Organisation ist aus einem Aufschrei des Widerstands entstanden, der ungehört verhallen würde, bliebe er isoliert. Wir müssen eine klare, durchdachte und kohärente Botschaft haben.

 

APROLEP sollte nie der Machtübernahme dienen, was sich nicht geändert hat. Es ist ein Dienstleistungs- und Organisationsprojekt, das Kapazitäten mobilisieren und die Kräfte aller bündeln soll, um etwas Positives für den Sektor zu unternehmen. Wir haben diesen Weg eingeschlagen, ohne Beihilfen zu beantragen oder zu erhalten und finanzieren uns allein durch Werbeanzeigen in unserer Zeitschrift, Kolloquien und Mitgliedsbeiträge. Wir leben vor allem von der ehrenamtlichen Arbeit zahlreicher BerufskollegInnen, die an das Projekt geglaubt, mitgearbeitet und großzügig ihre Zeit, Aufmerksamkeit und Kompetenzen beigesteuert haben. APROLEP – das sind wir. Der Einfluss eines Verbands hängt von der Stärke ab, die seine Mitglieder ihm geben.

Wir setzen uns seit jeher für einen „fairen Preis“ ein, auch als dies nur eine Utopie zu sein schien und man uns sagte, dass nichts getan werden könne, um den Markt zu regulieren und es ausreiche, die Produktionskosten zu senken und Beihilfen zu beantragen. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, aber die Notwendigkeit, einen gerechten Preis für unsere Arbeit und Produktionskosten zu zahlen, haben der gesamte Sektor und auch die Politik, selbst auf europäischer Ebene, erkannt. Wir hatten davor gewarnt, dass das Ende der Quoten schlimme Folgen haben würde. Wir setzen uns für die Herkunftskennzeichnung der Milch ein und fördern den Verzehr einheimischer Milch und Milchprodukte – in einer Zeit, in der die Globalisierung vorherrschende Doktrin ist. Das Coronavirus kam, die Grenzen wurden geschlossen, die Supermarktregale wurden geplündert und allen wurde bewusst, wie wichtig der Erhalt einer eigenen Produktion und der Nahrungssouveränität ist.

Wir haben die Angriffe der Aktivisten, die uns verbieten wollen, unsere Tiere zu halten, um die Gesellschaft zu ernähren, nicht stumm hingenommen. Wir haben gezeigt, dass wir uns um das Tierwohl sorgen und unser Land umweltverträglich bearbeiten, um das gesunde und vollwertige Nahrungsmittel Milch zu produzieren. In der Pandemie haben die Landwirte die Arbeit nicht eingestellt und die Kühe sind nicht verschwunden, aber die Verschmutzung hat abgenommen, weil die Hauptverursacher der Treibhausgase, einschließlich des Verkehrs, weniger ausgestoßen haben.

Welche Milchproduktion möchten wir 2030 für Portugal? Mit der Aufgabe von Erzeugern verlieren wir wirtschaftliches, soziales und politisches Gewicht. Wenn wir unsere Produktion verlieren, sind die Überlebensfähigkeit der Milchwirtschaft und die Versorgung unserer Bevölkerung bedroht. Die zukünftige GAP darf die Milchproduktion in Portugal nicht abschreiben. Die seit 2013 rückläufige Unterstützung und ein Milchpreis, der dauerhaft zu den niedrigsten in Europa zählt, haben die Anzahl der ErzeugerInnen dezimiert. Der Milchsektor und die regionale und nationale Politik müssen zusammenarbeiten, um dem Einkommensverlust und Erzeugerschwund entgegenzuwirken.

 

Carlos Neves, Generalsekretär von APROLEP

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