EMB Newsletter September 2012
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European Milk Board
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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
wir haben September und der Sommer ist schon wieder vorbei. Es war ein Sommer mit Höhen aber auch vielen Tiefen beim Wetter wie auf dem Milchmarkt - die Milchpreise sind bis zum August immer tiefer gesunken. Und sofort zeigte sich wieder der gleiche Wahnsinn: Die Milchspekulanten haben wegen der Trockenheit in den USA Angst, dass weniger Milch auf den Markt kommt. Sie weiten deshalb ungebremst und ohne Kontrolle ihre Nachfrage aus - mit dem Resultat höherer Preisen auf dem Spotmarkt. Andere sogenannte Experten hatten das Gegenteil prognostiziert. Diese Unsicherheit und fehlende Transparenz sind der schöne Mehrwert, den uns der neue liberale Milchmarkt bringt! Was der höhere Kurs auf dem Spotmarkt allerdings noch nicht gebracht hat, ist ein besserer Milchpreis.
Dabei steht im Vertrag der EU von Lissabon in Artikel 39 unter Punkt C ganz genau „Die Gemeinsame Agrarpolitik hat das Ziel, die Märkte zu stabilisieren“. Mit ihrer Marktliberalisierung tritt die Europäische Kommission dieses Ziel jedoch mit Füßen. Auch ist ihr jeder Sinn für die Realität verloren gegangen. So erklärte der EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos vor einigen Wochen, dass der Milchmarkt nicht in der Krise sei, weil die Milchpreise noch nicht auf das Niveau von 2009 gefallen sind. Würde er allerdings die enorm gestiegen Produktionskosten beachten, dann könnte er erkennen, dass die Krise schon jetzt viel schlimmer ist als 2009.
Aber nicht nur die Politik ist schuld. Auch bei der Milchindustrie und den alteingesessenen Bauernverbänden liegt einiges im Argen. In Großbritannien demonstrieren Milchbauern der Organisation „Farmers for Action“ gegen angekündigte Milchpreissenkungen. Und sie haben Erfolg bei den Molkereien, den Supermärkten und den Politikern. Wir berichten in dieser Ausgabe des EMB-Newsletters darüber. Aber warum haben die britischen Milchbauern Erfolg? Weil sie neben der Unterstützung aus der Öffentlichkeit auch die Unterstützung des alteingesessenen Milchbauernverbandes haben. Mit diesem arbeiten sie zusammen und üben gemeinsam Einfluss auf die Politik aus. Beim EMB haben wir diesen Vorteil noch nicht. Vor allem diese großen konventionellen Bauernverbände unterstützen in Europa die Milchindustrie und den Milchhandel anstatt ihre eigenen Mitglieder. Es sind diese großen Bauernverbänden, die bei Politikern und der Europäischen Kommission darauf bestehen, nicht von einer Milchkrise zu reden.
Das EMB setzt sich weiterhin und gegen alle Widerstände für einen fairen Milchmarkt ein, der das wirtschaftliche Überleben der Milchbauern sichert. Das tun wir auch zusammen mit den Teilnehmern des Good Food March 2012, der seit August in ganz Europa stattfindet und am 19. September in Brüssel seinen Abschluss finden wird. Bürger und Bauern kämpfen hier gemeinsam für einen fairen Markt, gutes Essen und eine nachhaltige Politik: Für einen echten Mehrwert also.
Sieta van Keimpema (Vizepräsidentin des EMB)
Milchproteste in Großbritannien: Interview mit Farmers for Action
Die britischen Milcherzeuger wehren sich zurzeit gegen Milchpreissenkungen. Im folgenden Interview erklärt David Handley, Vorsitzender von „Farmers for Action“, was die Beweggründe für die aktuellen Milchproteste sind und welche Hauptforderungen sein Verband vertritt.
Welchen Hintergrund haben die Demonstrationen der britischen Milcherzeuger, warum protestieren sie gerade jetzt?
Die Milchpreise wurden im Mai 2012 gesenkt, was das wirtschaftliche Überleben der britischen Milcherzeuger bereits bedrohte. Wir hatten uns natürlich auf Preissenkungen aufgrund der Weltmarktsituation eingestellt, aber nicht in dieser Größenordnung.
Neue Broschüre stellt einiges über Genossenschaften klar
Wie in der letzten Ausgabe des EMB-Newsletters angekündigt, möchten wir an dieser Stelle einen weiteren Auszug aus der kürzlich erschienenen Broschüre des EMB zum Thema Genossenschaften im Milchsektor wiedergeben. Bei Interesse kann die Vollversion der Genossenschaftsbroschüre auf Deutsch, Englisch und Französisch über das EMB bezogen werden.
Wettbewerb im Milchsektor: OPL sagt gegen die Milchindustrie in Spanien aus
Der spanische Milchproduzentenverband und EMB-Mitglied OPL hat auf einer Mitgliederversammlung im spanischen Leon entschieden, eine Stellungnahme in ein laufendes Verfahren zur Untersuchung der Wettbewerbssituation im spanischen Milchsektor einzubringen.
Wo stehen die Schweizer Milchproduzenten eineinhalb Jahre nach der Einführung der Segmentierung?
Was hat man den Schweizer Milcherzeugern alles vorgesungen: "Mit der Segmentierung des Milchmarktes haben wir ein marktnahes Instrument um die Milchmenge zu steuern! Dank der Segmentierung orientiert sich der Milchpreis nun am Verwendungszweck!" Damit würde die Kanalisierung der Milch in wertschöpfungsstarke Kanäle unterstützt!
EMB-Agenda
Hier finden Sie einige der wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im September 2012:
19.9.: Abschlussveranstaltung des Good Food March in Brüssel
20.9.: Vorstandssitzung in Brüssel
Volltexte
Milchproteste in Großbritannien: Interview mit Farmers for Action
Die britischen Milcherzeuger wehren sich zurzeit gegen Milchpreissenkungen. Im folgenden Interview erklärt David Handley, Vorsitzender von „Farmers for Action“, was die Beweggründe für die aktuellen Milchproteste sind und welche Hauptforderungen sein Verband vertritt.
Welchen Hintergrund haben die Demonstrationen der britischen Milcherzeuger, warum protestieren sie gerade jetzt?
Die Milchpreise wurden im Mai 2012 gesenkt, was das wirtschaftliche Überleben der britischen Milcherzeuger bereits bedrohte. Wir hatten uns natürlich auf Preissenkungen aufgrund der Weltmarktsituation eingestellt, aber nicht in dieser Größenordnung. Im Juli kündigten dann die Verarbeiter eine weitere Preissenkung ab dem 1. August an. Zu diesem Zeitpunkt fanden wir es mehr als gerechtfertigt, sie darauf hinzuweisen, dass das Maß voll ist. So war die Vorgeschichte, die uns zu diesen Protesten veranlasst hat.
Welches sind Ihre Ziele und Hauptforderungen?
Die Hauptforderung von Farmers for Action ist eine nachhaltige Milchwirtschaft im Vereinigten Königreich und in Europa. Das können wir jedoch nicht erreichen, wenn der Erzeugerpreis unterhalb der Produktionskosten liegt. Unser langfristiges Ziel ist sicherzustellen, dass die Erzeuger einen Preis erhalten, der mindestens ihre Produktionskosten deckt. Wir glauben, dass das mit dem Geld, das bereits in der Lieferkette vorhanden ist, möglich ist.
Welche Aktionen haben Sie bisher unternommen?
Wir haben vor den großen Milchverarbeitungsbetrieben und Einzelhandelszentren im gesamten Vereinigten Königreich, von Schottland bis nach Cornwall, demonstriert. Neben den Protesten treffen wir außerdem Vertreter des Einzelhandels und der Verarbeitungsstufe, um sicherzustellen, dass der Grund für unsere Proteste bei ihnen ankommt. Wir sprechen auch mit der britischen Regierung.
Wie bewerten Sie Ihre Ergebnisse und wie geht es weiter?
Diese Frage ist leicht zu beantworten. Bereits mit den ersten Protestaktionen ist es uns gelungen, die Preissenkungen rückgängig zu machen, was für die britische Milchindustrie Einbußen von 150 Millionen Pfund bedeutet. Soeben hat Arla die erste Preiserhöhung angekündigt. Das sind 2,5 Pence mehr für alle Milchbauern, die Arla beliefern, und ergibt einen durchschnittlichen Einzelhandelspreis von 29,5 Pence pro Liter. Unser Ziel ist, alle anderen Milchverarbeiter dazu zu bewegen, nachzuziehen.
Christian Schnier (EMB)