MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

Italien hat sich für dieses und nächstes Jahr viel vorgenommen: Am 1. Juli hat das Land für sechs Monate den Vorsitz in der Europäischen Union übernommen, während die Weltausstellung (EXPO) vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 in Mailand auf dem Programm steht.

Die APL Italien wird diese Chance nutzen und dauerhaft auf der EXPO präsent sein. Zudem wird das EMB im Rahmen der Weltausstellung seine jährliche Mitgliederversammlung abhalten sowie eine „Faire Milch Konferenz“ und einen „Weltmilchgipfel“ organisieren.

Die europäischen Milchbauern wurden Anfang August durch den russischen Importstopp für Lebensmittel hart auf die Probe gestellt. Um die Lage zu beruhigen, hat die EU-Kommission letzte Woche unterstützende Maßnahmen für den Milchsektor angekündigt. So sollen etwa die Beihilfen für die private Lagerhaltung für Butter sowie Magermilchpulver und spezielle Käsesorten geöffnet und der Interventionszeitraum für Butter und Magermilchpulver bis zum Ende des Jahres verlängert werden. Die von der EU-Kommission geplanten Hilfen sind eine wichtige Reaktion der Kommission für den Milchsektor, allerdings bieten diese Maßnahmen langfristig keine zufriedenstellende Lösung, um den Milchpreis zu stabilisieren.

Wichtig wäre es jetzt, die Krisengelder richtig einzusetzen, d.h. über einen freiwilligen Lieferverzicht sowie über die Milchquote, die noch bis Ende März 2015 aktiv ist. Es muss verhindert werden, dass Milch produziert wird, die nicht vom Markt aufgenommen werden kann.

Die Folgen des russischen Importstopps für die europäischen Milcherzeuger und die aktuelle Pressemitteilung des EMB zu den geplanten Hilfsmaßnahmen für den Milchsektor sind Thema dieser Ausgabe.

Das Russland-Embargo zeigt auf, dass der europäische Milchmarkt Instrumente braucht, um derartige Krisen entschärfen zu können. Das European Milk Board hat ein Krisenkonzept entwickelt, um solche Situationen verhindern zu können. Wir haben bereits Kontakt mit der EU Kommission, den Europaabgeordneten und nationalen Agrarministern aufgenommen, um unser Konzept vorstellen zu können.

Roberto Cavaliere, EMB Vorstandsmitglied

Russischer Importstopp: EMB plädiert für freiwilligen Lieferverzicht, um den Milchmarkt zu entspannen

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Aktuelle Pressemitteilung des EMB zum Russischen Importstopp.

(Brüssel, 29.08.2014) „Es ist wichtig, dass die EU-Kommission auf den russischen Importstopp reagiert hat. Allerdings bilden die geplanten Hilfen für die private Lagerhaltung von Butter, Magermilchpulver und einigen Käsesorten sowie ein Ausweiten des Interventionszeitraumes keine hinreichende Lösung“, so die Reaktion von Romuald Schaber, Vorsitzender des European Milk Board (EMB), auf die kürzlich veröffentlichen Milch-Maßnahmen der EU-Kommission.

Krisengelder richtig einsetzen: Freiwilligen Lieferverzicht und Milchquote nutzen

Es geht laut Romuald Schaber nicht lediglich darum, dass Finanzen zur Unterstützung für den Milchmarkt fließen, sondern auch wie diese verwendet werden. Das EMB schlägt hier vor, den Markt mit Hilfe eines EU-weiten freiwilligen Lieferverzichtes zu stabilisieren, um eine schwere Krise zu vermeiden. „Die Krisengelder sollten eingesetzt werden, um für Erzeuger einen Anreiz zu schaffen, weniger zu produzieren. Sonst werden diese Übermengen langfristig eine Erholung des Milchmarktes verhindern und der Landwirtschaft großen Schaden zufügen“, so Romuald Schaber.

Bei dem freiwilligen Lieferverzicht sollten Produktionssenkungen von zwei Prozent ins Auge gefasst werden. Wenn sich nach drei Monaten zeigt, dass dies nicht ausreicht, müssen weitere Maßnahmen veranlasst werden. Wie der EMB-Vorsitzende erklärt, solle dann die noch geltende Quote für alle gekürzt werden. „Schließlich ist die Quote bis Anfang 2015 noch aktiv. Sie kann und muss daher als Instrument genutzt werden“, so Schaber. Es müsse verhindert werden, dass Milch produziert wird, die vom Markt nicht absorbiert werden kann. Auch wenn der Erzeuger so weniger produziert und absetzt, kann er aber seine Milch zu einem relativ stabilen Preis verkaufen, was letztlich der gesamten Milchproduktion die nötige Stabilität sichert.

Insbesondere weil für die Zeit nach der Quotenabschaffung - ab April 2015 – noch keine funktionierenden Nachfolgeregelungen für den Milchmarkt beschlossen sind, muss ein solches Krisenkonzept angewandt werden. „Der Markt wird sonst sich selbst überlassen und man wird dabei schon mit kleinen Krisen kaum umgehen können, geschweige denn mit einem russischen Importstopp“, führt Romuald Schaber die Notwendigkeit des Kriseninstruments weiter aus. Der freiwillige Lieferverzicht in Verbindung mit der bestehenden Quotenregelung birgt den Vorteil, dass Krisengelder wirklich effektiv genutzt werden können. Würden sie lediglich als Hilfen für die private Lagerhaltung eingesetzt, dann wären sie bei weitem nicht ausreichend. Es müssten dann weitere Fonds – nicht nur jene des Agrarsektors – eingesetzt werden, um drohende Verluste in der Landwirtschaft auch nur annähernd ausgleichen zu können. Anders der freiwillige Lieferverzicht: Hier kann man mit weniger Geld mehr Stabilität erreichen.

Silvia Däberitz, EMB

Russischer Importstopp hat weitreichende Auswirkungen für Milcherzeuger

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Der Anfang August von Russland verhängte Importstopp betrifft neben Obst, Gemüse und Fleisch auch Milch und Milchprodukte. Für leichtverderbliche Obst- und Gemüsearten hatte die EU Kommission bereits Sofortmaßnahmen in der Höhe von € 125 Mio zugesichert.

Um die Lage am Milchmarkt zu beruhigen, hat die EU-Kommission nun am 28. August unterstützende Maßnahmen für den Milchsektor angekündigt. So sollen etwa die Beihilfen für die private Lagerhaltung für Butter sowie Magermilchpulver und spezielle Käsesorten geöffnet und der Interventionszeitraum für Butter und Magermilchpulver bis zum Ende des Jahres verlängert werden. Die Kommission möchte weitere Maßnahmen treffen, falls dies notwendig wird.

Die Folgen des Importverbots sind bereits europaweit spürbar und die Forderungen nach Hilfsmaßnahmen für Milcherzeuger wurden in den letzten Wochen immer lauter. Die Europäische Union exportiert 1/3 ihrer Käseproduktion und 1/4 der Milchproduktion nach Russland. Logische Konsequenzen des Embargos sind eine sinkende Nachfrage seitens der Verarbeitungsbetriebe sowie fallende Milchpreise.

Vom Lebensmittelembargo besonders betroffen sind Lettland, Litauen, Finnland und Polen, die bis zu 45% ihrer Lebensmittel nach Russland exportieren. In Finnland wurden mehrere Milchverarbeitungsbetriebe geschlossen und Arbeiter entlassen. Die litauische Regierung hat bereits Maßnahmen angekündigt, um Milcherzeuger für Preisverluste zu entschädigen.

EMB Krisenkonzept

Das russische Importverbot zeigt auf, wie verletzlich der europäische Milchmarkt ist. Das European Milk Board fordert seit langem eine Mengenregulierung und funktionierende Kriseninstrumente, um die Produktion in Krisenzeiten zu drosseln und einen Preisverfall zu verhindern. Das EMB bemüht sich zur Zeit aktiv, die EU-Kommission, die Agrarminister und Europaabgeordnete von der Notwendigkeit des EMB Krisenkonzepts zu überzeugen.

Regina Reiterer, EMB

Aktuelle Zahlen zur Milchproduktion: Differenz zwischen Kosten und Preisen wird immer größer

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Aktuelle Pressemitteilung des EMB zu den Erzeugungskosten in Deutschland.

(Brüssel, 01.09.2014) Wie die aktuelle Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) zeigt, sind in Deutschland im April 2014 die Erzeugungskosten auf 45,95 Cent/kg Milch angestiegen, während der Auszahlungspreis an die Erzeuger auf 40,60 Cent abgesunken ist. Damit sind die Erzeuger mit einer Kostenunterdeckung von über 5 Cent konfrontiert. Im Januar 2014 hatten die Kosten noch bei 45,16 Cent und der Auszahlungspreis bei 41,46 Cent je Kilogramm Milch gelegen.

Die Studie, die als Gemeinschaftsauftrag des European Milk Board (EMB) und der MEG Milch Board erstellt wurde, zeigt die Kosten zudem aufgesplittet nach Regionen an. So betrug der Produktionsinput speziell in der Region Süd (Saarland, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen) 51,06 Cent/kg. In der Region Ost (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) wurde eine Höhe von 43,52 Cent/ kg errechnet. Im Norden (Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) betrugen die Kosten im April 40,95 Cent pro Kilogramm Milch.

Für April 2014 zeigt die von der MEG Milch Board berechnete Preis-Kosten-Ratio deutschlandweit eine Kostendeckung von nur 88 Prozent und damit ein Defizit von 12 Prozent an.

Dass die Lücke zwischen den Kosten und dem Preis für Milch immer größer wird, ist nach Romuald Schaber, dem Vorsitzenden des EMB, kein kurzfristiges Phänomen: „Dieser belastenden Situation sind die Erzeuger schon sehr lange ausgesetzt. Und leider ist zu erwarten, dass sich die Situation noch weiter verschärfen wird.“

Die EU brauche wirkungsvolle Krisenmaßnahmen, um ihre Milchproduktion in ausreichendem Umfang zu erhalten. „Wir haben schon im Allgemeinen eine kritische Lage in der EU. Im Besonderen wird der Milchmarkt nun aber aktuell noch durch den russischen Importstopp belastet“, umreißt Schaber die Probleme im Milchsektor. Es sei notwendig, in der EU eine Monitoringstelle einzurichten, die die angebotene Menge steuert, damit ein kostendeckender Preis erreicht werden kann. „Ohne diese agierende Monitoringstelle wird es in der Milchproduktion nicht möglich sein, angemessen auf jede Situation reagieren zu können“, so Schaber weiter.

Hintergrund:

Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die deutschlandweiten Erzeugungskosten der Milch. Sie basiert zum einen auf Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Statistischen Bundesamt und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

Auf dieser Studie aufbauend hat die MEG Milch Board den Milch Marker Index (MMI) entwickelt, der den aktuellen Verlauf der Erzeugungskosten (mit Basisjahr 2010 = 100) dokumentiert. Für April 2014 beträgt der MMI 111. Vierteljährlich wird er gemeinsam mit einer Preis-Kosten-Ratio veröffentlicht. Diese zeigt das Verhältnis zwischen den amtlich erfassten Milchauszahlungspreisen und den Milcherzeugungskosten. 

Silvia Däberitz, EMB

Präsident des Schweizer Bauernverbandes: „Es hören zur Zeit vor allen Dingen die großen Produzenten auf.“

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Als vor 5 Jahren die Quotenregelung auf dem Schweizer Milchmarkt abgeschafft wurde, hatte dies Konsequenzen für den gesamten Milchmarkt. Markus Ritter, der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, erklärt in einem Interview, was sich für die Erzeuger und die Verarbeiter seitdem verändert hat.

 

Herr Ritter, wie hat sich das Quotenende auf die Situation der Erzeuger ausgewirkt? 

Der Markt reagierte sehr sensibel auf die Mengensteigerungen zum Quotenausstieg. Der Preis ging in die Richtung, in die er immer geht, wenn das Angebot höher ist als die Nachfrage: er ging sehr stark nach unten.

Wir hatten vor dem Quotenausstieg eine lange Periode, in der der Staat die Verantwortung für den Markt trug. Daher war dann die Umordnung des Milchmarktes für die Bauern ein schwieriger und auch sehr schmerzlicher Prozess und es sind viele Erzeuger ausgestiegen. Wir haben hier sehr viel erlebt. Aus den wirtschaftlichen Problemen sind oft auch soziale Probleme entstanden - gerade auf Betrieben, die über längere Zeit die Kosten nicht decken konnten.

 

Was bedeutet das für die Milchproduktion allgemein in der Schweiz?

Jetzt machen sich vor allen Dingen die Verarbeiter Sorgen. In der Schweiz ist es attraktiv, aus der Milchproduktion auszusteigen. Wir haben hier die kleinsten Stundenverdienste. Es hören zur Zeit vor allen Dingen große Produzenten auf. Ich mache mir Sorgen, dass die Milchmenge mittelfristig noch weiter zurückgehen wird. Ich sage den Verarbeitern und dem Handel immer Folgendes: wenn ihr in Zukunft noch Milch haben wollt, müsst ihr kostendeckende Preise zahlen. Denn die Erzeuger müssen betriebswirtschaftlich denken und gegen den Markt und die betriebswirtschaftlichen Zahlen wird sich langfristig nichts stellen können.

 

Wie hat sich die Beziehung zwischen den Erzeugern, den Verarbeitern und der Politik seit dem Quotenausstieg entwickelt?

Das war sehr schwierig. Es ging natürlich um Macht, um Wertschöpfung und Erträge und darum, wer sich hier in die beste Position bringen konnte. Da haben wir sicherlich unsere Hausaufgaben nicht so gemacht, wie wir das gewollt hatten. Wir Erzeuger haben es teilweise wegen Uneinigkeit nicht geschafft, uns hier beizeiten zusammen zu schließen, so dass wir im Markt ein stärkeres Gewicht haben.

 

Wie sehen Sie die Chancen für junge Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz?

Die Jungen haben nur eine Chance, wenn es einen guten Markt gibt. Und der existiert nur, wenn man auf Wertschöpfung und nicht nur auf Menge setzt, so dass es für die Produkte einen guten Preis und für die Erzeuger ein gutes Einkommen gibt.

 

2015 soll in der EU die Quotenregelung wegfallen. Welche Folgen wird das Ihrer Meinung nach haben?

Auch wenn man nicht alles 1:1 übertragen kann, denke ich, dass in der EU ähnliche Entwicklungen, wie wir sie auch in der Schweiz erlebt haben, zu Tage treten werden. Die Frage ist, ob in so einem großen Gebilde wie der EU eine Bündelung und eine marktgerechte Steuerung der Menge erreicht werden kann. Die Produzenten tun gut daran, sich dieser Frage rechtzeitig anzunehmen.


Herr Ritter, wir bedanken uns für das Interview!

Silvia Däberitz, EMB

Milchproduktion in Frankreich: aktueller Stand

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© Coordination rurale

Sinkendes Einkommen für die Milcherzeuger

Der französische Rechnungsausschuss für den Agrarsektor (Commission des comptes de l’agriculture de la Nation, CCAN) hat die vorläufigen Ergebnisse für das Jahr 2013 veröffentlicht. Insgesamt kann in Frankreich eine sinkende Tendenz des Ertrags vor Steuern (in Frankreich RCAI) pro selbständige Arbeitskraft in mittleren und großen Betrieben festgestellt werden (-19% gegenüber 2010-2012). Im Durchschnitt erwirtschafteten die Milchviehbetriebe in Frankreich einen Ertrag vor Steuern von 23.300 Euro, d.h. 11% weniger als im Zeitraum 2010-2012.

Umstrukturierung der Betriebe

Somit konnte die Preishausse des durchschnittlichen Milchpreises von 10% gegenüber 2012 (344 €/1000 Liter) den Anstieg der bereits hohen Produktionskosten nicht ausgleichen (laut französischem Preisindex für landwirtschaftliche Betriebsmittel IPAMPA: +1,5% gegenüber 2012). Die Gesamtliefermenge blieb gegenüber 2012 gleich. Die Betriebsaufgaben wurden somit durch eine Aufstockung der Tierbestände vor allem im Westen, Norden und Osten des Landes ausgeglichen, zulasten der Regionen Süd und Zentrum.

Es ist bei den Milchviehbetrieben ein allgemeiner Strukturwandel im Gange, was einen rasanten Rückgang der Anzahl Betriebe (-40% in 13 Jahren) sowie eine Zunahme der Fläche pro Betrieb (+30%) mit sich bringt. Parallel ist eine leicht steigende Tendenz der Anzahl Angestellten zu beobachten, mit einer Zunahme von ca. 100 Angestellten pro Jahr seit 2000.

Riskante Investitionen

Zudem kann eine Zunahme der Investitionen festgestellt werden, u.a. in Melkroboter. In der Bretagne durchgeführte wirtschaftliche Studien zeigen in Betrieben mit automatischen Melksystemen jedoch Produktionskosten von 427€/1000 Liter auf. Diese zusätzlichen 25€ gegenüber 2011/2012 sind auf steigende Futterkosten zurückzuführen sowie auf die Unterlieferung der Quote, wodurch Strukturkosten weniger ausgeglichen werden. Aufgrund der geringeren Qualität ihrer Milch, erhalten Betriebe mit Melkrobotern einen niedrigeren Milchpreis (-7€/1000 Liter). Somit fehlen diesen Betrieben 64 €/1000 Liter, um die Produktionskosten zu decken.

Quelle: CCAN rapport juillet 2014 ; Économie de l'élevage, dossier annuel bovins lait, année 2013 (IDELE) ; Production laitière : Ateliers avec un robot de traite, résultats 2012/2013 (CERFrance 29, Chambre d'agriculture 29)

Véronique Le Floc'h - Organisation des Producteurs de Lait

Milchbauern aus Burkina Faso zu Besuch in Süddeutschland

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© MISEREOR

Die Hilfswerkorganisation MISEREOR hat im Mai zwei Vertreter aus Burkina Faso nach Deutschland eingeladen. René Millogo und Adam Diallo, die sich in ihrem Land für die Viehhirten und Kleinstmolkereien einsetzen, bekamen die Gelegenheit Bauernhöfe im Allgäu und in der Eifel zu besichtigen. Zweck des Besuchs war es, einen Dialog und Austausch der burkinischen und deutschen Milcherzeuger zu ermöglichen. MISEREOR arbeitet seit mehreren Jahren mit Viehhirten in Burkina Faso zusammen und hat die Zusammenhänge zwischen dem EU Milchmarkt und dessen Exportorientierung bereits in Studien und Ausstellungen thematisiert.

 

Zwei Welten, ein Produkt….

Die besichtigten Höfe sind meist familiengeführt und sehr modern – bis hin zum Melkroboter. Zwar dürfen nicht alle Kühe raus auf die Weide, aber sie sind in hellen, freundlichen Ställen untergebracht. Fast alle Betriebe bauen das Gras und Getreide selber an. Sinnvoll, denn die Kühe fressen zwischen  50 kg und 80 kg Futter am Tag. Das ist ganz schön viel, aber je nach Region kann das Gras bis zu fünfmal im Jahr geschnitten werden. Dazu werden je nach Betrieb zwischen zwei und vier Kilogramm Kraftfutter hinzu gefüttert, welches auch importiertes, nicht gentechnisch verändertes Sojaschrot enthalten kann. Während im Allgäu meist Braunvieh steht, aber auch die Holstein Friesian und Fleckvieh, überwiegen bei unserem Besuch in der Eifel die Schwarzbunten. Wer viel frisst, kann auch viel Milch geben: Zwischen 28 und 32 Liter Milch am Tag kommen da pro Kuh zusammen. Es gibt aber auch immer wieder Ausnahmekühe, die, zumindest kurzzeitig, über 50 Liter geben. Seit vielen Jahren ist die künstliche Besamung üblich, die wohl auch positive Auswirkungen auf die Tiergesundheit hat. Einige Betriebe haben mehrere Standbeine, wie zum Beispiel Biogas und Photovoltaik, Ferien auf dem Bauernhof oder eine zusätzliche Arbeit außerhalb des Betriebes.

Milch – ein großes Potenzial in Burkina Faso

Fast 10 Prozent der Einwohner Burkina Fasos gehören zur Volksgruppe der Peul, welche traditionell Viehhaltung zur Produktion von Milch und Fleisch in Wandertierhaltung betreibt. Diese mobilen Tierhalter - auch Pastoralisten genannt - leben mit und von den Kühen.

Burkina Faso hat ein großes Potenzial hinsichtlich des Milchsektors. Die Nachfrage nach Milch übersteigt, trotz der großen Zahl von Rindern, schon heute das Angebot. Auf Grund der ganzjährigen Weidehaltung ohne Zusatzfutter geben die Kühe allerdings nur sehr wenig Milch. Bei dieser Wandertierhaltung der Peul sind es gerade mal 1,5 Liter am Tag. Mit verbesserter Fütterung können es jedoch sechs bis zehn Liter werden. Aber dafür muss das Futter erst einmal angebaut werden.

Eine stark wachsende bäuerliche, sesshafte Bevölkerung zum einen und stark schwankende jährliche Klimaereignisse zum anderen, zwingen immer mehr Tierhalterfamilien dazu, ihr Nomadendasein aufzugeben. Dafür muss jedoch insbesondere der Staat auch die Rahmenbedingungen schaffen, in erster Linie Zugang zu eigenem Boden und Wasser sowie Marktzugang zu den lokalen und regionalen Märkten.

Seit über zehn Jahren unterstützt MISEREOR direkt die Peul beim Sesshaft werden. Schwerpunkte dabei sind eine regional angepasste Tierhaltung und die genetische Verbesserung der lokalen Rinderrassen sowie die Unterstützung beim Aufbau von Kleinmolkereien.

Kerstin Lanje und Wilhelm Thees, MISEREOR (Auszug aus dem Erfahrungsbericht)

MISEREOR arbeitet bereits an Ideen für eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem BDM. Im September werden sich das European Milk Board, MISEREOR, Oxfam und die MIG zum Thema Burkina Faso treffen.

 

Mehr lesen....

Interview Milcherzeuger Burkina Faso

Studie „Die Milch macht’s: Kleinbäuerliche Milchproduktion in Burkina Faso und die Auswirkungen instabiler Weltmarktpreise“

Fotoausstellung Mensch Macht Milch

Kurznachrichten aus Brüssel

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Russischer Importstopp: Sondermaßnahmen für leichtverderbliche Obst- und Gemüsearten (18. August)

Die EU Kommission hat den europäischen Obst- und Gemüsebauern eine finanzielle Unterstützung über € 125 Millionen für leichtverderbliche Obst- und Gemüsearten zugesichert. Diese Sondermaßnahmen gelten vom 18. August bis Ende November 2014 und beinhalten Marktrücknahmen durch kostenlose Verteilung der Produkte (Wohlfahrt, Schulen) sowie Ausgleichszahlungen für die Ernte vor der Reifung sowie für das Nichternten. Die finanziellen Mittel dazu stammen aus dem Fonds für Krisenmanagement, der für Ausgleichsmaßnahmen in besonderen Marktlagen zur Verfügung steht.

Die Marktsituation der übrigen Sektoren (u.a. Milch) wird zur Zeit von Experten der Kommission und Mitgliedsländer analysiert. Der Sonderausschuss für Landwirtschaft tagt am 2. September, die Agrarminister der EU wollen sich am 5. September bei einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen beraten.

TTIP – Ergebnisse der 6. Verhandlungsrunde TTIP (14. – 18. Juli)

Die EU und die USA verhandelten in Brüssel weiter über die Schaffung der weltweit größten Freihandelszone. Im Bereich Landwirtschaft wurden Bestimmungen zum Agrarhandel und das Thema Wein besprochen. Die EU bemühte sich um einen verbesserten Schutz geographischer Herkunftsangaben (wie z. B. Feta-Käse). Inoffiziellen Quellen zufolge verweigert Amerika einen Schutz geographischer Herkunftsangaben. In der nächsten Verhandlungsrunde (29.9 bis 3.10) sollen in den USA die Themen Zoll- und Handelserleichterungen sowie Marktzugang erörtert werden.

 

CETA - Handelsabkommen zwischen EU und Kanada fertig gestellt

EU und Kanada haben Anfang August ein umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zum Abschluss gebracht. Der Text soll in den nächsten Wochen von den EU-Mitgliedstaaten sowie den kanadischen Provinzen geprüft und ratifiziert werden.

CETA strebt langfristig eine vollständige Abschaffung der Zölle an. Laut diesem Handelsvertrag bekommt Kanada mehr Käse aus der EU und darf im Gegenzug mehr Rindfleisch nach Europa liefern. Kanada räumt europäischen Molkereien zollfreie Exportmöglichkeiten über 18 500 t Käse ein, darunter 16 800 t Ware hoher Qualität. Das Abkommen gilt als Vorlage für die wirtschaftlich weitaus relevanteren TTIP Verhandlungen mit den USA.

 

Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP

Am 15. Juli wurde die Europäische Bürgerinitiative (EBI) gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA offiziell zur Registrierung bei der EU-Kommission eingereicht. Hinter der Initiative stehen rund 200 Organisationen aus 20 EU-Mitgliedsstaaten. Ab September sollen 1 Million Unterschriften gesammelt werden. Die Bürgerinitiative fordert die EU-Kommission auf, die TTIP-Verhandlungen zu stoppen bzw. das CETA-Abkommen nicht zu unterzeichnen.

Das EMB möchte die Bürgerinitiative unterstützen – drei unserer Mitgliedsverbände sind bereits Bündnispartner (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL, der BDM und die IG-Milch Österreich)

 

Wer wird EU-Agrarkommissar?

Das Ringen um den Agrar-Spitzenposten geht weiter. Der jetzige Agrarkommissar Dacian Ciolos ist für eine zweite Amtszeit im Gespräch. Mit Phil Hogan bekommt Ciolos aber starke Konkurrenz aus Irland. EU-Kommissionspräsident Juncker wird Anfang September die Ressorts verteilen und sein Team zusammenstellen. Danach stimmt das Europarlament über die neue Kommission ab.

Regina Reiterer, EMB

EMB Agenda

Die wichtigsten Termine des EMB-Vorstands im September 2014:

  • 3.09.:         Treffen Dialoggruppe Milch zum russischen Importverbot
  • 9.09.:         Milchbündelungstreffen in Brüssel
  • 24.09.:       Milch Markt Beobachtungsstelle (Thema Russisches Importverbot)
  • 24.09.:       Gespräch mit MISEREOR, Oxfam und MIG (Thema Burkina Faso)

 

 

Impressum

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Tel: +32 2808 1935
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