MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe MitstreiterInnen,

welche Zukunft erwartet uns europäische Milcherzeuger nach COVID 19? Uns war sicherlich klar, dass wir es nach der Coronakrise mit einem anderen europäischen Milchmarkt zu tun haben würden als im Vergleichsjahr 2019. Die Krise hat noch einmal gezeigt, dass das Marktverantwortungsprogramm des EMB der einzige Weg ist, einen kostendeckenden Milchpreis für die ErzeugerInnen zu gewährleisten.

Bei uns in Italien sieht man beispielsweise, dass vor allem beim Hartkäse der Erzeugerpreis gegenüber dem Vorjahr eingebrochen ist (-22,1%). Nach einem anfänglichen Konsumrückgang haben sich die Preise für Frischprodukte (+1,8%) hingegen auf dem Niveau von 2019 eingependelt (zur Marktsituation hier).

Sorgen macht uns natürlich die Entwicklung des Milcherzeugerpreises. Nahezu überall in Europa hat der Milchpreis stark nachgegeben. Und wieder einmal sind es wir europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern, die solch eine Krise sehr stark zu spüren bekommen.

Der beachtliche Anstieg der Lagerbestände verdeutlicht uns den Ernst der Lage: Im Juni 2020 sind auf europäischer Ebene die Butterbestände um 80% und die Milchpulvereinlagerungen um 240% gegenüber Mai gestiegen. Das veraltete Instrument der Einlagerung stellt jedoch eine schwache und unangemessene Reaktion auf eine globale Krise dar, da Europa damit weder die Produktion steuern noch seinen ErzeugerInnen helfen kann. In naher Zukunft werden wir vor noch größeren Problemen stehen, wenn die eingelagerten Produkte wieder auf den Markt kommen.

Mangels einer von der EU koordinierten Lieferreduktion haben zahlreiche Molkereien und Unternehmen eine quasi obligatorische Produktionskürzung verhängt oder es wurden sogar Lieferverträge einseitig missachtet. Initiativen, die es Erzeugerorganisationen ermöglichen sollten, die Produktion zu drosseln, haben sich ebenfalls als unwirksam und unzureichend erwiesen. Der Milchpreis ist fast überall eingebrochen.

Unsere einzige Überlebensstrategie liegt in der Berücksichtigung der gesamten Produktionskosten bei gleichzeitiger Kopplung an den Markt für verarbeitete Produkte, sodass eine direkte Verbindung zwischen VerbraucherInnen und ProduzentInnen entsteht. Erinnern wir uns, dass die Einzelhandels- oder zumindest Verbraucherpreise kaum irgendwo in Europa gefallen sind, sondern in vielen Fällen sogar gestiegen sind, während der Erzeugerpreis gesunken ist. Es ist nicht hinnehmbar, dass wir europäischen Milcherzeuger als einzige Marktteilnehmer bei Schwierigkeiten jeder Art zur Kasse gebeten werden.

Daher besteht die Zukunft für uns ErzeugerInnen darin, die Zusammenhänge zwischen der Produktion, unseren Betriebskosten, der Verarbeitung und dem Markt zu verdeutlichen. Auch während der Krise konnten wir überzeugende Argumente und Vorschläge vorlegen, die bisher jedoch noch nicht ausreichend aufgegriffen wurden. Wir müssen der europäischen Politik gegenüber weiterhin selbstbewusst zeigen, dass wir effektive und gangbare Lösungen und Ideen wie das Marktverantwortungsprogramm haben.

Ein weiterer Vorschlag, den das European Milk Board unterstützen könnte, wäre eine Kopplung der Erzeugerpreise und somit der verarbeiteten Produkte an die Produktionskosten. Auch würde mehr Transparenz in der Lieferkette, vom Erzeuger bis zum Konsumenten, die Position von uns ErzeugerInnen weiter stärken und hätte zudem positive Auswirkungen auf die Umwelt und den ländlichen Raum.

 

Roberto Cavaliere, Vorstandsmitglied des EMB und Präsident der APL Italien

Koblenz: EU-Milcherzeuger verwandeln mit starken Aktionen das Deutsche in ein Europäisches Eck

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@ EMB

Ihr Appell an die EU-AgrarministerInnen lautet: „Soziale Komponente der Nachhaltigkeit beachten!“
„Wir Bäuerinnen und Bauern sind bereit, mehr in puncto Nachhaltigkeit zu leisten, wenn sichergestellt wird, dass in Zukunft unsere Produktionskosten – inklusive einem fairen Einkommen für die Erzeuger – gedeckt sind und EU-Standards durch Handelsverträge nicht untergraben werden!“ Hier geht es zu den Videos und Fotos der Aktionen.

 

Unter diesem Motto fährt am Montag ein Schiff mit MilcherzeugerInnen des European Milk Board (EMB) und des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) vom Deutschen Eck aus den in Koblenz tagenden EU-AgrarministerInnen entgegen. Die Landwirte aus ganz Europa und die sich ebenso auf dem Schiff befindenden Faire-Milch-Kühe in den Farben vieler europäischer Länder machen den Ort an diesem Tag zum Europäischen Eck. Er ist Ausgangspunkt mehrerer starker Aktionen der MilcherzeugerInnen. Neben der symbolträchtigen Schiffsfahrt haben BDM und EMB auch bei einer Demonstration und Kundgebung vor Ort von den anwesenden EU-AgrarministerInnen eine ganzheitliche Sicht beim Thema Nachhaltigkeit eingefordert.

Für Erwin Schöpges, belgischer Milchproduzent und Vorsitzender des EMB, sind die Aktionen in Koblenz ein wichtiges Zeichen an die MinisterInnen: „Wir europäischen MilcherzeugerInnen sind bereit, unseren Teil zu mehr Umwelt- und Klimaschutz sowie zum Tierwohl beizutragen. Mehr ökologische Nachhaltigkeit können wir aber nur leisten, wenn ebenso die soziale und die ökonomische Komponente gleichberechtigt berücksichtigt werden. Nur so bleiben Betriebe erhalten und haben Junglandwirte eine Zukunft.“ Sieta van Keimpema, die EMB-Vizevorsitzende aus den Niederlanden, fügt während der Kundgebung am Tagungsort der Agrarminister an der Rhein-Mosel-Halle hinzu: „Auch dürfen die europäischen Standards nicht durch Importe aus Drittstaaten unterlaufen werden. Eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie muss Dumpingprodukte verhindern. Dazu gehört die Herausnahme von Agrarprodukten aus Freihandelsabkommen.“

Beim mittäglichen Auslöffeln der von den AgrarministerInnen eingebrockten Suppe, die symbolisch für eine fehlgeleitete Agrarpolitik steht, kommentiert Milcherzeuger und EMB-Vorstandsmitglied Boris Gondouin aus Frankreich: „Zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie gehört auch ein Milchpreis, von dem wir leben können. In Europa beobachten wir aber eine chronische Kostenunterdeckung durch viel zu niedrige Preise. Die Corona-Pandemie war nur eine weitere in einer ganzen Reihe von Krisen, die die Preise für uns ErzeugerInnen noch weiter in den Keller treiben.“ Sein Kollege Erwin Schöpges präzisiert: „Die jüngste Krise zeigt uns VertreterInnen einer Branche, für die Krisen nichts Neues sind: Instrumente wie die Lagerhaltung sind Scheinlösungen. Was wir brauchen, sind effektive Kriseninstrumente, die eine flexible, temporäre Angebotsanpassung erlauben. Als EMB leisten wir mit unserem Marktverantwortungsprogramm hier einen konstruktiven Lösungsbeitrag.“

„Nur mit wirksamen Kriseninstrumenten und einer Änderung der bisherigen EU-Agrarpolitik können wir dauerhaft die nachhaltige Produktion qualitativ hochwertiger Milchprodukte sichern. Wir müssen weg vom aktuellen billig und viel, bei dem die Erzeuger auf eigene Kosten zur Billigstproduktion von Agrarrohstoffen gezwungen sind, und hin zu einer wirklich sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Produktion“, fasst Johannes Pfaller, EMB-Vorstandsmitglied und Milcherzeuger aus Deutschland, es am Nachmittag noch einmal zusammen, als die MilchproduzentInnen den AgrarministerInnen mit dem Schiff auf der Mosel entgegenfahren. Sein deutlicher Appell an die EU-AgrarministerInnen: „Will man in Europa wirkliche Nachhaltigkeit erzielen und die aktuell angedachten Strategien wie den Green Deal bzw. „Farm to Fork" erfolgreich umsetzen, geht das nur mit und nicht gegen die Bäuerinnen und Bauern. Setzen Sie sich mit uns zusammen und lassen Sie uns gemeinsam für die Zukunft des Sektors arbeiten.“

Die ErzeugerInnen des EMB setzen neben der Politik aber auch auf die eigene Kraft und auf den direkten Kontakt mit den KonsumentInnen. So verdeutlicht beispielsweise die Marke Die faire Milch, die von den MilcherzeugerInnen in mehreren europäischen Ländern selbst auf den Markt gebracht wurde, dass kostendeckende Preise kein Ding der Unmöglichkeit sind. Damit sie aber nicht nur in einer Nische existieren, sondern auch auf dem allgemeinen Milchmarkt Fuß fassen können, braucht es – wie oben beschrieben – den richtigen politischen Rahmen. Und dieser sollte mittels eines ausführlichen Dialogs mit den LandwirtInnen in der EU geschaffen werden.

Einen Vorschlag, wie sich MilcherzeugerInnen konstruktiv für die EU-Nachhaltigkeitsstrategien gewinnen lassen, finden Sie hier.

Fotos der Aktionstage

Schilder der Aktionstage

 

EMB-Pressemitteilung vom 31. August 2020

Milchmarkt, Betrug oder Mafia?

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© uniterre

Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat eigentlich die Aufgabe, den Milchmarkt zu verwalten. Sie hat es jedoch bis jetzt nicht geschafft, ihre eigene Geschäftsordnung durchzusetzen (vgl. Anhang S. 2-3). Trotz bedeutender Produzentenbeiträge von jährlich durchschnittlich 2290 Franken pro Betrieb (insgesamt 23,15 Mio. CHF) ist es den Schweizer Milchproduzenten (SMP bzw. Swissmilk), dem Interessenvertreter der Schweizer MilchproduzentInnen, bisher nicht gelungen, eine Milchpreiserhöhung zu erwirken - obwohl anlässlich der aktuellen Butterknappheit das Terrain dafür günstig wäre.

 

Der durchschnittliche Milchpreis deckt aktuell nicht einmal die Hälfte der effektiven Produktionskosten (gemäß einer Auswertung von AGRIDEA betrugen im Jahr 2019 die Produktionskosten im Talgebiet 1,09 CHF/kg). Zudem hält die SMP 34% der Anteile der Branchenorganisation Butter und hat damit indirekt die Einfuhrrechte für die ersten 1000 Tonnen Butter miterworben. Da fragt man sich: Wie kann die SMP da noch die Interessen der MilchproduzentInnen verteidigen? Der Interessenkonflikt ist offensichtlich und verhindert eine ehrliche Verteidigung der MilchproduzentInnen (vgl. Anhang S. 5-6). Zudem stellt sich die Frage: Vertreten die Verantwortlichen unserer regionalen Organisationen, wie z. B. Prolait oder Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), wirklich ihre Mitglieder – oder sind sie befangen (vgl. Anhang S. 9-10)?

Die aktuelle Situation dauert schon viel zu lange an und zerstört die Molkereimilchbranche in der Schweiz. Ausgeblutet und enttäuscht werfen die MilchproduzentInnen reihenweise das Handtuch. 1995 zählte die Schweiz 44.360 Milchbäuerinnen und Milchbauern, 2019 waren es noch 19.048. Das entspricht einem Rückgang von mehr als 50% innerhalb von fast 25 Jahren. Die Öffnung der «Weißen Linie», d.h. die Abschaffung der Zölle auf Milchprodukte, scheint nur noch eine Frage der Zeit. Der Beweis dafür sind die wiederholten Importanträge für Butter: Zuletzt beantragte die BOM den Import von 1800 Tonnen Butter. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BWL) bewilligte den Antrag am 11. August. Das ist schlicht unhaltbar!

Deshalb fordern wir:

  • Eine vollständige Neugestaltung der BOM und ihrer Arbeitsweise nach dem Beispiel der gut funktionierenden Branchenverbände, wie z. B. der Sortenorganisation Gruyère.
  • •Von der SMP festgelegte, indexierte Beiträge für den Milchpreis ab Hof und Delegierte, die – OHNE DOPPELMANDATE – die Basis mit begrenzten Amtszeiten vertreten.
  • Die Abschaffung regionaler Organisationen, da sie ohne einen nationalen Milchpool und echte Unabhängigkeit keinen Sinn machen.
  • Eine sofortige Anhebung des Milchpreises: Wir fordern einen Milchpreis, der die Produktionskosten deckt und nicht bloß eine lächerliche, spärliche Preiserhöhung wie von einigen Verarbeitern für Anfang Juli angekündigt (zwischen 0,6 bis 1 Rappen pro Liter Milch). Das ist eine Schande!
  • •Die Abschaffung von B-Milch und der (illegalen!) Zahlung der Verkäsungszulage in diesem Segment (vgl. Anhang S. 4-5).
  • •Ein Gesetz, das die Deckung der Produktionskosten von landwirtschaftlichen Produkten garantiert, damit die Großverteiler mit dem Dumping auf dem Buckel der MilchproduzentInnen und dem ständigen Preisdruck gegenüber den Verarbeitern aufhören. Es ist ein Skandal, dass Milch billiger verkauft wird als Wasser!

 

Die aktuelle Butterknappheit führt uns das Nicht-Funktionieren des Milchsektors deutlich vor Augen! Unzureichende Milchpreise führen zu weniger MilchproduzentInnen, weniger Milchproduktion, das Ganze gekoppelt mit einer schlechteren Wertschöpfung der Milch für die MilchproduzentInnen. Vor knapp 30 Jahren galt für Molkereimilch ein garantierter Preis von 1,07 CHF, heute sind es noch rund 55 Rappen: Ist es nicht endlich an der Zeit, liebe BerufskollegInnen, als Gegenleistung für unsere Beiträge eine echte und rigorose Vertretung unserer Interessen einzufordern?

Weitere Erläuterungen und den Anhang zum Artikel finden Sie auf unserer Webseite.

 

Auszug aus der Pressemitteilung von Uniterre vom 13. August 2020

Die geplante Tierwohlabgabe ist aus Sicht des BDM zu kurz gedacht

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© BDM

Die vom Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung unter Leitung des ehemaligen Bundesagrarministers Jochen Borchert zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung zu mehr Tierwohl vorgeschlagene und von vielen Verbänden und großen Teilen der Politik begrüßte Tierwohlabgabe findet im BDM nur mäßige Zustimmung. Die sogenannte Borchert-Kommission hat zur Finanzierung von mehr Tierwohlleistungen eine Abgabe von 40 Cent je Kilogramm Fleisch, 2 Cent je Kilogramm Milch bzw. je Ei und 15 Cent je Kilogramm Butter und Käse vorgeschlagen.

 

Der BDM hält den Finanzierungsvorschlag über Abgaben für viel zu kurzsichtig und maximal als schnelleren Einstieg in die Umbaupläne für tauglich. Um dauerhaft wieder zu einer wirtschaftlich interessanten und für unsere Jugend mit Perspektiven verbundenen Tierhaltung zu kommen, müssen die Marktrahmenbedingungen politisch verändert werden und gewinnbringende Erlöse beim Verkauf unserer Agrarerzeugnisse an die Verarbeitungsindustrie ermöglicht werden. Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist nichts anderes als der Versuch, den Verbrauchern zwar mehr Geld abzuverlangen, aber die Nahrungsmittel- und Molkereiindustrie soll jedoch ihre Rohstoffe weiter möglichst billig beschaffen können.

BDM in die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZK) berufen

Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierte ZK soll Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft entwickeln, die wirtschaftlich und ökologisch tragbar sind und von der Gesellschaft akzeptiert werden. Schon im Herbst 2020 sollen erste Vorschläge vorgelegt werden. Der BDM hat seine Vorstellungen einer zukunftsfähigen Agrarmarktpolitik, die eine ökonomisch nachhaltige Weiterentwicklung unserer Betriebe unter Beachtung sozialer und ökologischer Belange und zunehmender Anforderungen an das Tierwohl ermöglichen, in einem Eckpunktepapier zusammengefasst. Vom BDM in die ZK berufen wurde der Vorsitzende Stefan Mann.

BDM organisiert Milchdialog mit landwirtschaftlichen Verbänden

Auf Einladung des BDM trafen sich VertreterInnen von EMB, LsV, MEG Milch Board, AbL sowie Bauern & Land Stiftung zu einem sehr ausführlichen Dialog über eine zukunftsfähige und für die Landwirtschaft wertschöpfungsorientierte Agrarmarktpolitik. Die vorliegenden Strategien der Verbände und Organisationen wurden besprochen und es wurde vereinbart, sich auf ein Eckpunktepapier mit Forderungen nach einem Umsteuern in der Agrarmarktpolitik zu verständigen - weg von der aktuellen Prämisse, die Ernährungsindustrie mit billigen Rohstoffen zu versorgen. Das Haupteinkommen muss zukünftig wieder aus dem Verkauf unserer Agrarprodukte kommen.

BDM fordert Erweiterung der EU-UTP-Richtlinie auf Primärstufe

Das laufende nationale Umsetzungsverfahren der UTP-Richtlinie, die vordergründig die zukünftigen Vertragsbeziehungen zwischen Handel und Verarbeitungsebene regelt, wird aus Sicht des BDM nicht in der Lage sein, die Marktstellung der Landwirtschaft zu verbessern. Dazu bedürfte es einer Betrachtung vor allem auch der Handelsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Verarbeitungsstufe/Molkereien. Darauf weist der BDM die Politik immer wieder hin.

Immer mehr Bundesländer verbieten längere Tiertransporte

Nachdem verschiedene Bundesländer Langstreckentransporte für Rinder und Kälber in andere EU-Mitgliedsstaaten bereits verboten haben, stellt nun Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow Überlegungen an, sogar innerhalb Deutschlands längere Tiertransportwege zu unterbinden.

Milcherzeugerpreise mit leicht steigender Tendenz

Einige Molkereien haben angekündigt, ihren Milchauszahlungspreis wieder zu erhöhen. Auf das Milcherzeugerpreisniveau von bundesweit durchschnittlich rund 30 Cent/kg (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) dürfte das jedoch keine nennenswerten Auswirkungen haben. Die Spannbreite der Milchauszahlungspreise liegt zwischen 27 und 36 Cent/kg, wobei vor allem größere Molkereien näher am unteren Ende liegen.

 

Hans Foldenauer, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Biokostenstudie in Deutschland: Auf jeder Milchabrechnung ein Fehlbetrag - Sollte das nicht zu denken geben?

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© EMB, BAL und MEG Milch Board

Produktionskosten pro Kilo Biomilch von 60,29 Cent und ein durchschnittlicher Biomilchpreis von 47,40 Cent: mit anderen Worten, eine Kostendeckung von nur 79%. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Studie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) zu den Erzeugungskosten von Biomilch in Deutschland, die vom European Milk Board (EMB), dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der MEG Milch Board in Auftrag gegeben wurde. In der Studie wird ein faires Einkommen für die ErzeugerInnen berücksichtigt. Die dank dieser Studie ans Licht gebrachten Zahlen machen deutlich, dass auch die BiomilcherzeugerInnen ihre Milch weit unter Wert verkaufen.

 

Hier einige Eindrücke von Klaus Vetter, Biobauer aus Hessen, der der im Rahmen der Studie eingerichteten Arbeitsgruppe angehörte.

Herr Vetter, was nehmen Sie aus Ihrer Teilnahme an der Arbeitsgruppe mit?

Für mich war die Teilnahme an der Erstellung der Studie eine sehr bereichernde Erfahrung. Am spannendsten war für mich zu sehen, dass der Praxisbezug zu den Betrieben gegeben ist. Für mich als Bauer ist das besonders wichtig. Die Ergebnisse kann jeder Biobauer für seinen Betrieb als Maßstab nehmen.

Haben Ihnen die Ergebnisse zu denken gegeben?

Auf jeden Fall! Auch wenn mich die Ergebnisse nicht wirklich überrascht haben. Die Zahlen sollten uns Biobauern ermuntern, jetzt etwas zu tun. Denn sonst laufen wir wieder in das Schema, aus dem wir aussteigen wollten. Damit der Biosektor nachhaltig ist, müssen unseren Höfen wirtschaftliche Perspektiven geboten werden. Bei jeder Milchabrechnung sollten wir uns den fehlenden Betrag vor Augen halten. Dieser wurde zum großen Teil durch unsere Familie mit unbezahlter Arbeit gedeckt. Das muss einem doch zu denken geben!

Wie können Sie als Biobauer diese Studie nutzen?

Was uns bisher fehlte, waren konkrete Zahlen. Nachdem im Januar 2019 bekannt wurde, dass Lidl und Bioland eine Absatzvereinbarung getroffen hatten, war mir schon klar, dass die Biobauern ein Gegengewicht bilden müssen. Doch dazu müssen wir mit einer einheitlichen Vorgehensweise auftreten. Die Grundlage dazu ist eine einheitliche Preisforderung. Mit der Studie haben wir dafür nun eine solide Referenz.

Und wie geht es jetzt weiter?

Aus meiner Sicht haben wir als Biobauern auch noch eine weitere Aufgabe: die Bündelung der Biomilch in einer Bio-Milcherzeugergemeinschaft. Diese muss deutschlandweit – oder besser noch europaweit – aktiv und vor den Molkereien angesiedelt sein. Sie bestimmt den Preis und regelt bei Bedarf die Menge, um eine Überproduktion zu verhindern. Den fairen Preis, unsere Erzeugungskosten, können wir jetzt dank dieser Studie benennen. Jetzt gilt es, auch die Kollegen von der Notwendigkeit einer starken Erzeugergemeinschaft zu überzeugen – denn für mich führt kein Weg daran vorbei. Auf geht's!!

Herr Vetter, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre zu den Kosten der Biomilcherzeugung in Deutschland:

http://www.europeanmilkboard.org/de/produktionskosten-der-milch.html

 

Astrid Sauvage, European Milk Board

Marktindikatoren (Stand: 02.09.)

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© Milk Market Observatory, EU-Kommission

Nach der Erholung im Frühsommer fällt der Global Dairy Trade Index in dieser Woche wieder um 1% (davor -1,7% bzw. -5,1%). Der Durchschnittspreis für italienische Spotmilch sank im August im Vergleich zum Vormonat um 2,1% auf 34,4 ct/kg (-23,2% im Vergleich zu August 2019).

 

Der EU-27-Milchpreis gibt für Juli ebenfalls nach. Er sinkt um weitere 0,2% und wird auf 32,5 ct/kg geschätzt. Die EU-Butterpreise liegen bei 340 EUR pro 100 kg, was eine Stagnation (+/-0%) im Vergleich zur Vorwoche bedeutet, aber einen Anstieg um 1,2% in den letzten vier Wochen. Die Preise für EU-Magermilchpulver betragen aktuell 212 EUR pro 100 kg, womit sie im Vergleich zu vor vier Wochen um 1,4% stiegen.

Die Kurse für Futures auf Milcherzeugnisse an der European Energy Exchange (EEX) bewegen sich leicht aufwärts. Die Kontrakte für Magermilchpulver für November stiegen zum 1. September zum Beispiel um 2,2% auf 2.200 EUR/t im wöchentlichen Vergleich. Für Butter fielen sie im selben Zeitraum um 2,3% und stehen nun bei 3.395 EUR/t.


European Milk Board

Aktuelle Informationen aus dem Vereinigten Königreich

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Am 23. März 2020 verordnete die britische Regierung nach einem Anstieg der COVID-19-Fallzahlen einen Lockdown einschließlich Schließung aller Gastronomiebetriebe. Zu dieser Zeit stieg die Milchproduktion um etwa 1% pro Woche, während gleichzeitig die Nachfrage um geschätzt 2 Millionen Liter pro Tag einbrach. Die steigende Nachfrage im Einzelhandel konnte die Schließung der gesamten Gastronomie nicht vollständig ausgleichen.

 

Infolgedessen sanken die Spot-Milchpreise in der Kalenderwoche ab 6. April auf den Tiefstand von 8 Pence pro Liter. Von den geschätzt 9.200 Landwirten in Großbritannien erlitten 5.200 eine Milchpreiskürzung in Höhe von 0,5 bis zu 4 Pence pro Liter und mehr. Hinzukommen fast 500 Betriebe, deren Milchabholung gekündigt wurde. Bei weiteren 500 wurden die Zahlungen verschoben, 2.200 wurden aufgefordert, ihre Milchmenge zu senken und bei 700 wurde die Menge gekürzt, für die sie den vollen Preis erhalten.

Landwirte in England und Wales, deren durchschnittlicher Auszahlungspreis zwischen Februar und April um mindestens 25% sank, können Mittel aus einem Härtefonds beantragen. Als das Programm zur privaten Lagerhaltung der EU-Kommission am 30. Juni endete, hatte das Vereinigte Königreich 4.499 Tonnen Käse (100% seiner Zuteilung) und 1.695 Tonnen Butter eingelagert. Die subventionierte Einlagerung von Magermilchpulver nutzte das Vereinigte Königreich nicht.

Im April und Mai ging die Milchproduktion in Großbritannien zurück, da die Bauern auf die Aufforderungen der Verarbeiter reagierten, ihre Milchmenge zu senken. Die Milchproduktion war jedoch bis Ende Juli wieder auf dem normalen Niveau. Die Großhandelsmilchpreise haben sich teilweise erholt und die Erzeugerpreise sind soweit gestiegen, dass die Preiseinbrüche von April und Mai ausgeglichen sind. Die Markterholung bleibt aber ziemlich fragil und die britische Milchindustrie kämpft weiter mit den Herausforderungen von COVID-19, Brexit und relativ geringen Futtervorräten infolge Phasen trockenen Wetters.

 

Patty Clayton, Analystin, Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB) und Tim Hartl, EMB

Aktuelles aus Polen

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Die Coronavirus-Pandemie in China und die dadurch beeinträchtigte Lieferkette des britischen Markts könnten sich in der ersten Jahreshälfte 2020 negativ auf den Milchmarkt in der EU und Polen auswirken. Bezogen auf ihren Wert, sind Milchprodukte das wichtigste nach China abgesetzte Nahrungsmittelsortiment.

 

Berücksichtigt man die Babymilch, lag der britische Anteil an den EU-Exporten von Milchprodukten 2019 bei fast 23,8%. Der polnische Anteil ist geringer und beträgt etwa 4,5% (15% Anteil an Exporten in EU-Drittstatten). Der wahrscheinliche Rückgang der EU-Exporte nach China könnte jedoch auch die Nachfrage nach polnischen Produkten auf dem EU-Markt schwächen.

Die Lage hat sich mit Verbreitung des Virus in den EU-Ländern und mit den Lockdown-Maßnahmen verschlechtert. Aus Sicht der inländischen ErzeugerInnen werden sich die Verwerfungen durch die Verbreitung des Coronavirus beim Milchpulver am stärksten auswirken. Polen ist ein wichtiges Erzeugerland für Magermilchpulver und Molke. Diese Produkte werden überwiegend auf internationalen Märkten abgesetzt.

Die Milchproduktion wird in Polen in den nächsten Monaten steigen und Überschüsse werden in der Regel zu Milchpulver verarbeitet. Auch wenn Milchpulver eine lange Haltbarkeit hat, könnten die steigenden Lagerbestände – nicht nur in Polen, sondern auch in anderen EU-Mitgliedstaaten – die Preise belasten. Zusätzlich könnte die Nachfrage nach Milchpulver aufgrund der erwarteten Verlangsamung der Weltwirtschaft zurückgehen.

Der Milchpreis sinkt seit Januar und lag im Juni bei 29 Euro pro 100 kg.

Wir beobachten außerdem Veränderungen beim Verbraucherverhalten. Die Menschen legen Nahrungsmittelvorräte an und kaufen mehr online. Es besteht aber keine Knappheit bei Milchprodukten. Die Geschäftsführer der größten Molkereien stellen sicher, dass ihre Werke durchgehend laufen.

Es ist derzeit schwierig zu sagen, wie und in welchem Umfang sich die Krise auf die Betriebe auswirken wird. Aber es könnte sein, dass manche Höfe infolge von Quarantäne womöglich Mühe haben, ihre Tiere zu versorgen, insbesondere einzelne Höfe, wo die gesamte Familie in Quarantäne muss. Wer kümmert sich dann um die Kühe? Bis zum 6. August war die Frage der Milchabholung von diesen Betrieben noch ungelöst. Aber nach einer Beratung mit dem leitenden Amtstierarzt der Wojewodschaft wurde erklärt, dass die Milch unter Wahrung sehr strenger Hygienevorschriften trotzdem abgeholt werden kann, da: a) sich das Coronavirus nicht auf Nahrungsmittel überträgt, und b) die gesamte Milch einer Wärmebehandlung unterzogen wird, die vor Viren schützt.

 

Dorota Śmigielska, Milchmarktanalystin bei Polska Federacja Hodowców Bydła I Producentów Mleka und Tim Hartl, EMB

Aktuelles aus Irland

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© Paul Smyth, ICMSA

Im August bereitet man sich auf den irischen Milchviehbetrieben in der Regel auf den bevorstehenden Herbst und Winter vor. Dazu gehört auch, für ausreichend Futter auf den Weiden im Spätherbst zu sorgen, restliches Gras für die Silage zu mähen und alte Weiden neu zu besäen.

 

Die Kalbung und Besamung sind vorbei und für die meisten im Land erfolgreich verlaufen. Die im Frühjahr angefallenen Rechnungen für Dünger und Kraftfutter sind normalerweise bezahlt und die Landwirte schauen auf hohe Reihen von Siloballen und volle Silotürme, mit denen die Kühe den Winter über gefüttert werden.

Das Gras steht derzeit üppig, trotz der Dürre in den größten Milcherzeugungsregionen im Süden, Osten und der Mitte des Lands zu Beginn des Sommers. Die Dürre ist inzwischen vergessen, da es seit Anfang Juni immer wieder geregnet hat. Es war für das Graswachstum insgesamt ein sehr gutes Jahr, was der wichtigste Aspekt des irischen Erzeugungsmodells ist, das auf Frühjahrskalbung und Weidehaltung basiert.

Durch COVID-19 war 2020 jedoch ein schwieriges Jahr, denn die Sorge um die Milchabholung, den Milchpreis und die Gesundheit hat alle belastet. Die Auflagen wurden im ganzen Land gelockert, aber angesichts erneut steigender Fallzahlen geht die Angst um, dass die Einschränkungen vielleicht landesweit wieder eingeführt werden könnten. Außerdem wurden überall in Irland die Agrarmessen abgesagt, die immer eine willkommene Abwechslung zur Hofarbeit waren.

Der Milchpreis liegt derzeit bei etwa 30 bis 32 Cent pro Liter. Die Milchmenge, die mit unserem auf Grünfutter ausgerichteten System erzeugt wird, ist 2020 (Stand Ende Juni) gegenüber 2019 um 3,5% gestiegen.

 

Paul Smyth, Irish Creamery Milk Suppliers' Association (ICMSA)

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