MILK-NEWS

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Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Mitstreiter,

mit großer Sorge beobachte ich, dass Europa derzeit massiv unter Druck steht – mit Fliehkräften von innen und Spaltungswillen von außen. Ich bin überzeugt, dass es nur Verlierer geben wird, wenn sich diese sehr gefährliche Situation weiter zuspitzen sollte.

Umso stolzer bin ich auf den europäischen Zusammenschluss der Milchviehhalter im EMB. Wir Milchviehhalter machen das aus der inneren Überzeugung heraus, dass wir uns gemeinsam um unseren Markt kümmern müssen, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen wollen, wie das in der Vergangenheit so oft der Fall war und teilweise auch heute noch passiert, und dass wir in einem globalen Weltmarkt nur mit gemeinsamen Strategien bestehen können. Die Milchviehhalter im EMB haben sich ohne jede finanzielle oder institutionelle Unterstützung von außen – ganz aus eigener Kraft – organisiert. Das ist tatsächlich gelebter europäischer Geist und kann deshalb nicht hoch genug geschätzt werden. Hier engagiert sich niemand, weil es für ihn nur ein gut bezahlter Job ist. Uns geht es immer um die Anliegen der Milchviehhalter in Europa. Das gibt unserem Zusammenschluss aus meiner Sicht auch die Legitimation und den Nachdruck, mit unseren Forderungen auf politischer Ebene tatsächlich gehört zu werden.

Wie oft haben wir früher auf deutscher Ebene gehört „Da können wir nichts ändern, das gibt Brüssel so vor!“ Seit wir uns sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene engagieren, gilt dieses Argument nicht mehr. Wir nehmen nicht nur unsere Bundespolitiker, sondern auch die Politiker in den einzelnen Bundesländern in die Pflicht, sich auf europäischer Ebene für die Interessen der Milchviehhalter einzusetzen. Mit diesem Zusammenspiel aus nationalem und europäischem Engagement haben wir schon Einiges bewegt. Wichtig ist, dass wir dabei auf die Unterstützung von ganz vielen europäischen Nachbarn zählen können. Hätte in der Milchkrise beispielsweise nicht der ehemalige französische Agrarminister Stéphane Le Foll, u.a. nach Gesprächen mit Milchviehhaltern des EMB, die Initiative ergriffen und den damaligen deutschen Agrarminister Christian Schmidt ein wenig unter Zugzwang gebracht, wären die Mengendisziplinmaßnahmen des 2. EU-Hilfspakets so vielleicht nie zustande gekommen.

Daher mein Appell: Im Frühjahr 2019 stehen wieder Europawahlen an. Bitte vergesst nicht, dass wir uns auch auf nationaler Ebene für unsere europäischen Ideen einsetzen müssen, um für Bewegung zu sorgen!

Herzliche Grüße

Johannes Pfaller, Vorstandsmitglied des EMB und Beiratsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM)

Studie zeigt Erfolge des EU-Mengenreduktionsprogramms, das vor 2 Jahren angekündigt wurde

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© A. Sauvage

Vor 2 Jahren – am 18. Juli 2016 – hat Agrarkommissar Phil Hogan das EU-Mengenreduktionsprogramm für den Milchmarkt angekündigt. Die Maßnahme war ein großer Erfolg und hat gezeigt, dass bereits geringe Reduktionsmengen einen großen Effekt auf die Erzeugerpreise haben.

 

 
Eine Studie von A. Fink-Keßler und A. Trouvé hat das EU-Mengenreduktionsprogramm untersucht. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
 

  • Freiwilliger Lieferverzicht war großer Erfolg: mit geringer Reduzierung der Liefermenge wurde großer Preis-Effekt erzielt;
  • Unmittelbare Auswirkung auf die Milchpreise: Preisveränderung von 25,68 Ct/kg (07/2016) auf 34,16 Ct/kg (07/2017);
  • 48.200 Milcherzeuger aus 27 EU-Mitgliedsstaaten haben teilgenommen (ca. 3% aller europäischen Milchviehbetriebe);
  • Reduziertes Volumen: 833.551 t (ca. 2% der Milchmenge der Vorjahresperiode);
  • Die 4 größten Milchproduzentenländer waren die stärksten Nutzer des Programms: Deutschland (232.300 t), Frankreich (152.732 t) und Vereinigtes Königreich (90.814 t). Zusammen sind diese drei Länder für 57% der Reduktion verantwortlich. Die Niederlande haben 56.117 t reduziert;
  • Irland hatte die höchste prozentuelle Beteiligung hinsichtlich der teilnehmenden Betriebe (21%) und Reduktionsmenge (4%).

 
Hintergrund: Das EU-Milchmengenreduktionsprogramm lief von Oktober 2016 bis Januar 2017. Die Bauern bekamen die Möglichkeit, die Produktionsmenge gegen Entschädigung freiwillig zu reduzieren (14 Cent pro kg reduzierter Milch im Vergleich zum 3-Monatszeitraum des Vorjahres).
 
Das Programm hat einen Wendepunkt in Europas Milchpolitik markiert. Die EU-Kommission hat den Milchbauern mit dem Lieferverzicht endlich ein effizientes Instrument in die Hände gegeben. Wichtig ist nun, dass in der neuen GAP ein Kriseninstrument gesetzlich fest verankert wird, um die Produktionsmengen in Krisenzeiten anpassen zu können, so wie im Marktverantwortungsprogramm des EMB vorgesehen ist.

 

Studie zum EU-Mengenreduktionsprogramm 2016/17 (EN)

Sehen Sie hier ein Video zur Studie

Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 5. Juli 2017 "Endgültige Zahlen spiegeln den Erfolg des EU-Mengenreduktionsprogramms wider" (EN)

 

Silvia Däberitz, EMB

Deutschland: Bäuerliche Betriebe durch extreme Trockenheit bedroht: AbL fordert Agrargipfel

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© pixabay

Der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL e.V.) fordert Agrarministerin Julia Klöckner auf, sehr zeitnah einen Agrargipfel der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche einzuberufen, von den Bauern über die Verarbeiter bis zum Handel.

 

Alle Akteure sollen gemeinsam rasche, unbürokratische Hilfsmaßnahmen auch jenseits finanzieller Unterstützung diskutieren und beschließen. „In dieser prekären Situation vieler dürregeschädigter Höfe müssen die Marktpartner der Landwirtschaft wie Molkereien, Schlachthöfe und Getreidehandel, aber auch wir Bauern, Verantwortung übernehmen. Eine existenzbedrohliche Krise kann nur gemildert werden, durch eine schnelle und faire Anhebung der Erzeugerpreise“, so Martin Schulz, Bauer aus dem Wendland und Ottmar Ilchmann, Bauer aus Ostfriesland in einer Stellungnahme.

Die AbL-Sprecher weiter: „Wir Bauern werden mit der schwierigen Situation allein gelassen. In jeder anderen Branche ist es üblich, Mindererlöse und Mehraufwand bei den Kosten über den Preis an die Abnehmer weiterzugeben. Deshalb fordert die AbL ganz besonders die genossenschaftlichen Vermarkter auf, ihren Abnehmern in Verarbeitung und Handel die Situation der Bauern deutlich zu kommunizieren und auf höhere Erlöse zu dringen. Ein Milchpreis von aktuell ca. 32 Cent je Kilogramm ist wirtschaftlich nicht mehr hinnehmbar.“ „Staatliche Hilfen wie Steuerstundungen und frühere Auszahlung der Prämien sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nur faire Erzeugerpreise, die den tatsächlichen Aufwand honorieren und die Mindererlöse kompensieren, können die Betriebe wirklich stabilisieren“, so die AbL-Sprecher.

„Es ist zudem ethisch nicht vertretbar, dass Rinder Mangel leiden oder sogar frühzeitig geschlachtet werden müssen, während potentielles Futter wie Mais- und Grassilagen verstromt wird, das womöglich auch noch in direkter Konkurrenz zu Tierhaltern zugekauft wird“, kommentieren die AbL-Sprecher. „Solidarität ist auch bei den Berufskollegen gefordert. Betriebe, die Futter über haben, sollten es an Betriebe weiterleiten, die Futterknappheit haben. Auch ist es nicht hinnehmbar, dass Biobetriebe durch die Beschränkung des Futterzukaufs gezwungen werden, vermehrt Tiere zu schlachten. Hier brauchen wir zeitlich befristete unbürokratische Ausnahmeregelungen, ohne die Betriebe mit zusätzlichen Antragsgebühren zu belasten.“

Die AbL-Sprecher weiter: „Auch wenn eine wirksame Düngeverordnung notwendig ist, muss aufgrund der Wetterextreme eine Ausnahmeregelung mindestens erwägt werden. Sonst wäre aufgrund der geringen Ernte und des erschwerten Anbaus von Zwischenfrüchten eine Düngung eigentlich unzulässig und ein erneutes Überlaufen der Güllelagerstätten im nächsten Winter wahrscheinlich. Diese und weitere Probleme und mögliche Lösungsansätze können nicht erst nach Abschluss der Erntearbeiten und Auswertung der Ergebnisse erörtert werden, dann ist die Existenz vieler bäuerlicher Betriebe kaputt. Jeden Tag spitzt sich die Situation weiter zu. Jetzt handeln!“.

Auszug aus der Pressemeldung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) vom 24. Juli 2018

Brüssel: BDM begleitet informelle Konferenz der deutschen Agrarminister

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Die Landwirtschaftsminister der 16 deutschen Bundesländer und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner trafen sich am 10. Juli in Brüssel mit EU-Kommissar für Landwirtschaft Phil Hogan sowie Haushaltskommissar Günther Oettinger. Thema waren die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und das EU-Budget für 2021-2027.

 

Eine Delegation von Milchviehhaltern des deutschen Milcherzeugerverbandes BDM begleitete die informelle Konferenz der Länder-Agrarminister. Die Milchviehhalter machten im Gespräch mit Haushaltskommissar Oettinger deutlich, dass eine Neuordnung und Erweiterung der Gemeinsamen Marktordnung und nicht die Forderung nach neuen Finanzmitteln im Mittelpunkt stehen müsse. Eine Position, der sich Oettinger sehr gerne anschloss. Intern wurde der EU-Haushaltskommissar dem Vernehmen nach deutlicher und sagte den bundesdeutschen Ministerinnen und Ministern eindeutig, dass es keine Spielräume in der Finanzplanung geben und die Mittel geringer würden.

Bayerns Agrarministerin Kaniber, die ebenfalls das Gespräch suchte, forderte den BDM auf, sich weiter zu engagieren und „nicht locker zu lassen“. Ergebnis des Treffens war, dass sich Deutschland bis zur Herbst-Agrarministerkonferenz um eine gemeinsame Position in Bezug auf die GAP nach 2020 bemühen wird.

Johannes Fritz, Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM)

Gesetzesvorschlag für mehr Fairness in der Lebensmittelkette

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Die EU-Kommission möchte die Position der Landwirte stärken und hat Mitte April einen Entwurf einer Richtlinie vorgelegt, um unlautere Handelspraktiken in der Lebensmittelversorgungskette zu verbieten. Konkret sind beispielsweise kurzfristige Stornierungen, einseitige oder rückwirkende Vertragsänderungen und Zahlungen für nicht verkaufte Ware gemeint.

Ziel des Legislativvorschlages ist es, Mindeststandards festzulegen, um gegen unfaire Handelspraktiken bei Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vorzugehen. EU-Mitgliedsstaaten sollen zukünftig Verstöße gegen die gute Handelspraxis aufklären und Strafen gegen den Lebensmittelhandel verhängen können.

Bislang gibt es keine EU-weiten Regelungen zum Umgang mit unlauteren Handelspraktiken, sondern nur freiwillige Ansätze, die sich als ineffizient erwiesen haben.

 

Wie weit ist das Dossier?

Aktuell wird der Gesetzesvorschlag im Europäischen Parlament und Ministerrat beraten. Der sozialdemokratische Europaabgeordnete Paolo De Castro (Italien) ist Berichterstatter innerhalb des Landwirtschaftsausschusses des Europaparlaments. De Castro hat in seinem Bericht u.a. eine Ausweitung des Geltungsbereichs vorgeschlagen, damit die Richtlinie für alle Unternehmen in der Lebensmittelkette gilt. Der Bericht, zu dem zahlreiche Änderungsanträge der Abgeordneten eingegangen sind, wird im Oktober zuerst vom Agrarausschuss des Parlaments, danach vom gesamten Plenum abgestimmt. Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft hat das Thema Unfaire Handelspraktiken zur Priorität erklärt.

 

Position des EMB

Für das EMB ist der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission ein erster Schritt für mehr Fairness in der Lebensmittelkette. Unlautere Handelspraktiken schwächen die Position der Milcherzeuger und destabilisieren den europäischen Milchsektor. In unserem Positionspapier haben wir auf wichtige Aspekte hingewiesen, die aus der Sicht der Milcherzeuger Eingang in die EU-Gesetzgebung finden müssen:

  • Gesetzgebung muss auch für Beziehungen zwischen Erzeuger (Verkäufer) und Genossenschaftsmolkereien (Käufer) gelten;
  • Die Kosten der Produktion müssen Grundlage für die Preisbildung in Verträgen bzw. Geschäftsbeziehungen zwischen Käufer und Verkäufer werden;
  • Neben Strafzahlungen sollten zusätzlich Straf- bzw. Kompensationsmaßnahmen ermöglicht werden.

Hier finden Sie unser EMB-Positionspapier zu unlauteren Handelspraktiken im Detail

 

Regina Reiterer, EMB

 

Richtlinienvorschlag der EU-Kommission über unlautere Handelspraktiken in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen in der Lebensmittelversorgungskette: COM (2018) 173

Berichtsentwurf des Europäischen Parlaments, Berichterstatter Paolo De Castro, 2018/0082(COD)

Aktuelle Zahlen aus Deutschland zeigen: Schere zwischen Produktionskosten und Milchpreis wird immer größer

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Die vierteljährlichen Kostenzahlen für Deutschland liegen vor und zeigen, dass im April 2018 die Produktionskosten nur zu 78% gedeckt waren, während die Kostendeckung im Januar noch bei 88% gelegen hatte. Die Kosten der Erzeugung betrugen im April 42,70 Cent, dem gegenüber erhielten die Erzeuger allerdings nur 33,42 Cent je Kilogramm Milch.

 

Diese problematische Kombination von sinkenden Milchpreisen und höheren Kosten bereitet den Milcherzeugern in Deutschland aktuell Sorge. Die Zahlen entstammen der vierteljährlichen deutschen Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL).

Für Johannes Pfaller, Milcherzeuger aus Süddeutschland und Vorstandsmitglied des European Milk Board (EMB), spiegeln die Zahlen schwarz auf weiß die Situation auf den Höfen wider. „Wir befürchten, dass die Produktionskosten in den nächsten Wochen weiter steigen werden, da aufgrund der Trockenperioden in weiten Teilen Europas Futtermittel zugekauft werden müssen. Wir Milcherzeuger brauchen jetzt steigende Preise und ein Kriseninstrument, um den Markt abzufedern.“


Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation für die Milchproduktion in Deutschland von 2009 bis April 2018.

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Im April 2018 haben die Erzeuger nur 78% ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit 22%.

Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2009.

Milch-Marker-Index (MMI)

Der Milch-Marker-Index zeigt die Entwicklung der Kosten der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im April 2018 einen Wert von 103, d.h. die Produktionskosten für deutsche Milcherzeuger sind im Vergleich zum Basisjahr 2010 (2010=100) um 3% gestiegen.

Sehen Sie hier den Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf.


Studie über die Produktionskosten in fünf wichtigen Milcherzeugungsländern

Nicht nur für Deutschland, sondern auch in vier weiteren europäischen Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch hier wird deutlich, dass Milcherzeuger keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.

Die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Frankreich, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Belgien für das Jahr 2016 finden Sie hier (in Englisch).

Die Kosten der Milchproduktion sind chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.

 

Hintergrund:
Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag des European Milk Board und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.


Datenblatt herunterladen

 

Pressemitteilung des EMB vom 16. Juli 2018

GAP: Französische und deutsche Verbände-Plattformen fordern ihre Agrarminister auf, einen Verschlechterungs-Wettlauf zu verhindern

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In einer gemeinsamen Mitteilung wenden sich die französische Verbände-Plattform „Pour une autre PAC“ (Für eine andere Gemeinsame Agrarpolitik der EU) und die deutsche Plattform von 17 Verbänden aus Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft, Entwicklungspolitik, Verbraucherschutz und Tierschutz an die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Frankreichs Minister Stéphane Travert.

 

Die Verbände befürchten, dass es bei unzureichenden Vorgaben der EU-Ebene zu einem Unterbietungs- und damit Verschlechterungswettlauf der Mitgliedstaaten komme. Erforderlich seien deshalb hohe EU-weite Mindestvorgaben, damit die in Richtlinien und Strategien der EU vereinbarten Zielwerte für Umwelt-, Natur-, Klima- und Tierschutz sowie für faire Einkommen der Bäuerinnen und Bauern erreicht werden könnten.

Die Verbände-Plattformen rufen Ministerin Klöckner und Minister Travert auf, sich für solche EU-weit verbindlichen und ehrgeizigen ökologischen und sozialen Zielvorgaben für alle Fördergelder und GAP-Maßnahmen einzusetzen. Die Landwirte sollten mit den Fördergeldern für konkrete Leistungen für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz und eine artgerechte Tierhaltung honoriert werden. Daher sollten beide Minister sich zum einen vehement dafür starkmachen, die von der Kommission vorgeschlagene Kürzung der EU-Mittel für Agrarumweltprogramme, Ökolandbau, naturbedingt benachteiligte Gebiete, Naturschutz und die ländliche Entwicklung (2. Säule) zu verhindern. Zum zweiten sollte auch das neue Instrument der aus Direktzahlungen finanzierten Umweltmaßnahmen (Eco-schemes) als Honorierung für konkreten Leistungen in allen Mitgliedstaaten mit einem hohen Anteil des Budgets verbindlich eingesetzt werden (Mindestbudgets auch in der 1. Säule).

Die EU-Kommission will allen Mitgliedstaaten eine Förderung des Risikomanagements vorschreiben. Die Verbände lehnen es ab, dass Versicherungsprämien von landwirtschaftlichen Betrieben aus EU-Agrargeldern finanziert werden. Vordringliche Aufgabe der GAP solle es vielmehr sein, Risiken zu minimieren, beispielsweise durch Anreize für eine vielfältige Wertschöpfung (Diversifizierung), Maßnahmen zum Klimaschutz, zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität.

Verbindlichere Vorgaben fordern die Verbände für den Aufschlag auf die ersten Hektare, um kleinere und mittlere Betriebe zu stärken. Der Kommissionsvorschlag zur Degression und Kappung unter Berücksichtigung von Arbeitskosten wird von den Verbänden zwar im Grundsatz begrüßt, sie fordern aber wichtige Änderungen an der konkreten Ausgestaltung, damit das Instrument die gewünschten Wirkungen entfalten könne.

Um existenzgefährdende Marktkrisen zu verhindern, fordern die Verbände, dass auf EU-Ebene ein direktes Eingreifen bis hin zu befristeten mengenbegrenzenden Maßnahmen vorgesehen wird. Nicht zuletzt fordern die Verbände klare Regelungen in der GAP, mit denen negative Auswirkungen u.a. von EU-Exporten und Importen auf regionale und lokale Märkte, die Umwelt und Einkommensperspektiven in Drittländern verhindert werden. Sowohl im Bereich der finanziellen Förderung als auch für die Marktregeln sei eine durchsetzungsfähige Position der EU-Ebene erforderlich, um den bäuerlichen Betrieben und ländlichen Gemeinden in Europa eine gerechte wirtschaftliche Perspektive in Übereinstimmung mit dem Umwelt-, Natur- und Klimaschutz zu ermöglichen.

Aurélie Catallo, Plateforme Pour une autre PAC (Frankreich) und Ulrich Jasper, Deutsche Verbände-Plattform zur EU-Agrarpolitik

Premiere in Belgien: Fairer Handel mit lokalen Produkten ist durchaus möglich!

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© Faircoop

Allgemein herrscht die Tendenz, Fair-Trade-Beziehungen ausschließlich von der Nord-Süd Perspektive aus zu betrachten, mit dem lobenswerten Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Erzeuger in Ländern des Globalen Südens zu verbessern. Dabei wird das Schicksal unserer belgischen Landwirte, unserer Milchbauern, die ebenfalls ein zu geringes Einkommen haben, oft aus den Augen verloren.

Milcherzeuger sind heute weit davon entfernt, einen fairen Lohn zu erhalten. Angesichts dieser Situation haben Café Liégeois und Fairebel, die faire Milch, beschlossen, zusammen eine faire Partnerschaft auf lokaler Ebene ins Leben zu rufen, hier im Rahmen einer Nord-Nord Beziehung.

Was heißt das konkret? Café Liégeois verpflichtet sich, den Kunden Kaffeesahne-Kapseln mit Fairebel-Milch, die faire Milch, anzubieten. Diese Milch wird einen gerechten Preis haben, um den Bauern, die Mitglied der Genossenschaft sind, zu ermöglichen, von ihrer Produktion zu leben. Durch den Verkauf dieser Kapseln bringt Café Liégeois seinen Willen zum Ausdruck, die Erzeuger – ob Kaffeeproduzenten auf interkontinentaler oder Milcherzeuger auf lokaler Ebene – bestmöglich zu entlohnen. Gleichzeitig verpflichtet sich Café Liégeois, der Kaffeeröster aus Battice, dazu, dass der von dem Unternehmen vermarktete weiße Zucker ausschließlich in Belgien produziert wird!

Nicolas Lambert, Geschäftsführer von Fairtrade Belgium, unterstützt die Initiative: „Fairtrade begrüßt die Partnerschaft zwischen Café Liégeois und Fairebel, die faire Milch. Café Liégeois hatte sich bereits mit seiner Marke Mano-Mano für das Recht der Bauern des Globalen Südens auf ein würdiges Einkommen eingesetzt. Es freut uns, dass dieses Engagement nun auch auf die belgischen Erzeuger erweitert wird.“

Faircoop-Pressemitteilung vom 27. Juli 2018

Gespräch mit Johannes Pfaller, neues Vorstandsmitglied des EMB

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Milchbauer aus Bayern versorgt heilige Kühe in Indien

Johannes Pfaller ist seit April 2018 neu im Vorstand des EMB und mit 37 Jahren das jüngste Vorstandsmitglied. Der Milchbauer aus Süddeutschland ist zudem innerhalb des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM) als Beiratsvorsitzender aktiv.

 

Johannes Pfaller bewirtschaftet einen Hof mit 130 Milchkühen und Jungviehaufzucht in Bayern. 40 ha Grünland und 80 ha Ackerland gehören zum Betrieb. Den Hof, der nachweislich seit Anfang des 18. Jahrhunderts existiert, hat er vor 8 Jahren von seinem Vater übernommen. Am Betrieb arbeiten zudem eine Angestellte, die 6 Tage pro Woche melkt. Ein Lohnunternehmer übernimmt die Erntearbeit. Pfaller hat einen Abschluss als Landwirtschaftsmeister und hat Agrarbetriebswirtschaft studiert.

"Das EMB bringt Europas Milchbauern zusammen und ist in dieser Weise einmalig"

Ich bin seit acht Jahren als Beiratsvorsitzender beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) tätig. Ich habe mich entschlossen, beim European Milk Board aktiv im Vorstand mitzuarbeiten, weil ich den internationalen Aspekt sehr schätze. Das EMB bringt Europas Milchbauern zusammen und ist in dieser Weise einmalig. Es macht mich schon ein bisschen stolz, hier meinen Beitrag leisten zu können. Der Unterschied zur Vorstandsarbeit daheim in Deutschland ist sicherlich, dass sich auf europäischer Ebene mit den verschiedenen Ländern unterschiedliche Themen und Schwerpunkte auftun, die wir abdecken möchten. Ich sehe es als großen Vorteil, dass wir hier in Brüssel breitgefächert aufgestellt sind. Allerdings ist mir auch bewusst, dass es ressourcentechnisch nicht leicht ist, die gesamte Palette an Themen abzuarbeiten.

Die nationalen Verbände können viel bewegen, aber die EU-Politik wird in Brüssel gemacht. Ich halte daher das EMB für ungemein wichtig und bin davon überzeugt, dass die Gründung dieser europäischen Plattform der größte Erfolg für uns Milcherzeuger war. Mein persönliches Ziel als Vorstandsmitglied ist es, diese Plattform weiter aufzubauen und mich für faire Milchpreise und einen gesunden Milchmarkt einzusetzen. Die europäischen Milchbauern, von Frankreich bis nach Litauen, haben im Prinzip die gleichen Bedürfnisse und Ziele. Wichtig ist es, auf europäischer Ebene zusammenzuarbeiten und voranzukommen.

"Als Entwicklungshelfer habe ich selber aber am meisten gelernt"

Mir war es immer wichtig, in der Welt herumzukommen. Neben einem Auslandspraktikum in den USA, das mir persönlich sehr viel gebracht hat, habe ich tolle Erfahrungen durch meine Aufenthalte in anderen Ländern gemacht, z.B. habe ich heilige Kühe in einem Ashram in Südindien versorgt. Ich bin als Bauer und Entwicklungshelfer weggegangen, um Landwirte in Rumänien, Afrika oder Indien zu unterstützten. Letztendlich habe ich selber aber am meisten gelernt.

2016 war ich mit dem European Milk Board in Burkina Faso, um einen Eindruck zu bekommen, welche Auswirkungen die EU-Exportpolitik auf die westafrikanischen Milcherzeuger hat. Wenn man sieht, was die Milchpulverexporte aus der europäischen Überproduktion in Afrika anrichten, beginnt man schon das System zu hinterfragen. Für mich ist es wichtig, gemeinsam mit dem EMB daran zu arbeiten, den Milchmarkt ins Gleichgewicht zu bringen und die EU-Politik hier auf ihre Verantwortung hinzuweisen.

"Landwirt ist kein Beruf, sondern eine Berufung"

Ich bin mit Leib und Seele Milchbauer. Ich schätze es wirklich sehr, selbständig und unabhängig mit meinen Tieren in der Natur arbeiten zu können. Landwirt ist kein Beruf, sondern eine Berufung! Natürlich gibt es Nachteile in unserer Branche, wie beispielsweise die angespannte wirtschaftliche Situation, die aktuellen klimatischen Extreme, oder auch der Glaube, ständig am Hof verfügbar sein zu müssen. Für mich ist es wichtig, am Betrieb ersetzbar zu sein und dazu ist es notwendig, die wirtschaftlichen Vorrausetzungen zu schaffen. Und da kommt wieder die EU-Politik ins Spiel: Ganz oben steht die Forderung nach kostendeckenden Preisen, damit unsere Arbeit entsprechend entlohnt wird. Sobald die wirtschaftliche Situation gesichert ist, gibt es auch keine Probleme mit dem Nachwuchs in der Branche.

Herr Pfaller, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Arbeit im EMB-Vorstand!

 

Regina Reiterer, EMB

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